BLKÖ:Springer, Johann (Statistiker)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 36 (1878), ab Seite: 274. (Quelle) | |||
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Wateroth’s, damaligen Professors der politischen Wissenschaften an der Wiener Hochschule, folgend, begab er sich 1816 nach Wien, und wurde Wateroth’s Supplent in den Lehrfächern der politischen Wissenschaften und der österreichischen politischen Gesetzkunde. Nach Wateroth’s im Jahre 1819 erfolgten Ableben wurde ihm der Vortrag der genannten Lehrgegenstände an der Wiener Hochschule übertragen, welchem er durch dritthalb Jahre oblag. Nachdem er im Jahre 1821 die juridische Doctor-Würde in Wien erlangt, wurde er im folgenden Jahre zum Adjuncten der juridisch-politischen Studien ernannt. 1823 erhielt er die Professur der politischen Wissenschaften, politischen Gesetzkunde und der Statistik an der Gratzer Universität, an welcher S. im Jahre 1825 zum Rector magnificus gewählt wurde. Schon im folgenden Jahre kehrte er zum Professor der Statistik an der Wiener Hochschule ernannt, nach Wien zurück, allwo er bis wenige Jahre vor seinem Tode und auch dann noch wirkte, nachdem er im Jahre 1861 sein vierzigstes Dienstjahr beendet hatte. In die Zeit seiner lehramtlichen Thätigkeit fallen noch folgende Momente. Im Jahre 1834 nahm ihn die juridische Facultät als Mitglied auf; als im Jahre 1835 die neue Zoll- und Staatsmonopols-Ordnung nebst dem Strafgesetz über Gefällsübertretungen in den Cyklus der juridischen Lehrfächer ausgenommen wurden, übernahm er den Vortrag dieser beiden Gegenstände, welcher im Jahre 1849 auch auf die übrigen Theile der österreichischen Finanzgesetzkunde ausgedehnt werden mußte. In das im Jahre 1845 zur Ausarbeitung eines neuen Studienplanes für die juridisch-politische Abtheilung niedergesetzte Comité von Fachmännern, wurde auch S. berufen und hatte nicht unwesentlichen Antheil an dem der obersten [275] Studienbehörde überreichten Antrage zu zeitgemäßen Studienreformen. Im Jahre 1850 ernannte ihn das Unterrichtsministerium zum Präses der Commission für die staatsrechtlich-administrative Abtheilung der theoretischen Staatsprüfungen, welches Präsidium er nach Kudler’s [Bd. XIII, S. 298] im Jahre 1853 erfolgten Tode mit jenem der allgemeinen Abtheilung und der Oberleitung sämmtlicher Staatsprüfungs-Commissionen an der Wiener Universität vertauschte. Im Jahre 1865 trat der 77jährige Gelehrte in den erbetenen Ruhestand. Der Ehren und Auszeichnungen wurden dem verdienten Professor mannigfache zu Theil. Im J. 1849 (19. Juni) erwählte ihn die kaiserliche Akademie der Wissenschaften zum wirklichen Mitgliede in der philosophisch-historischen Classe; 1850 verliehen ihm Seine Majestät der Kaiser das Ritter-Kreuz des Franz Josephs-Ordens; im Jahre 1853 Titel und Charakter eines wirklichen Regierungsrathes und 1863 aus Anlaß seines vollendeten vierzigsten Dienstjahres den eines Hofrathes. An der Hochschule bekleidete er nach Einführung der neuen Studien-Ordnung die Decans- und im Jahre 1856 die Würde des Rector magnificus. In seiner Thätigkeit als Professor haben seine lichtvollen und gründlichen Vorträge zur Verbreitung staatswissenschaftlicher Kenntnisse wesentlich beigetragen, und insbesondere für die statistische Wissenschaft der seit ihrem Aufblühen im vorigen Jahrhunderte an den österreichischen Universitäten sorgfältige Beachtung und Pflege zu Theil wurde, das regste Interesse sowohl bei seinen jugendlichen Zuhörern wie auch in weiteren Kreisen erweckt. S. hat an den Arbeiten der kaiserlichen statistischen Central-Commission seit ihrer Errichtung im Jahre 1863 als außerordentliches Mitglied derselben immer den thätigen Antheil genommen, und durch zahlreiche Berichte, wie durch Vorträge im statistischen Seminar, für das Gedeihen dieser Institution förderlich gewirkt. Auch als Schriftsteller war S. in seinem Fache thätig, und ist auch die Zahl seiner selbständig erschienenen Arbeiten eine sehr geringe, um so zahlreicher sind seine in periodischen Schriften veröffentlichten Abhandlungen. Die Titel der von Dr. Springer durch den Druck veröffentlichten Werke und Abhandlungen sind: „Statistik des österreichischen Kaiserstaates“, zwei Bände (Wien 1840, Fr. Beck) – ein Werk heut nur mehr von historischem Interesse, das aber ein treues Gemälde des vormärzlichen Oesterreich enthält und bei der gewissenhaften Arbeit seines Autors für den späteren Forscher auf statistischen und culturhistorischen Gebieten Oesterreichs immer die verläßlichste Quelle bleiben wird. Von seinen in periodischen Fachblättern abgedruckten Arbeiten sind zu nennen – in der Zeitschrift für österreichische Rechtsgelehrsamkeit und in dessen Notizblatt: „Der Ehebruch in seiner Ursache und seinen Folgen“, eine juristische Abhandlung (1825, Bd. I, S. 265); – „Grundzüge der Verfassung des Forstwesens in den deutschen, böhmischen und galizischen Provinzen des österreichischen Kaiserstaates (1826, Bd. II, S. 184); – „Ueber die Gewehrwegnahme in Jagdgesetz-Uebertretungsfällen“ (1828, Bd. II, S. 153); – „Ueber die Zweckmäßigkeit der österreichischen Wanderbücher“; als Erwiederung auf einen Aufsatz in der „Berliner Zeitschrift“: „Beiträge zur Erleichterung des Gelingens der praktischen Polizei Nr. 10, 1829“ (1829, Bd. II, [276] S. 245); – „Summarische Uebersicht der wichtigeren Civiljustizgeschäfte, welche bei den Gerichtsbehörden in den Jahren 1828–1829 und 1832 vorgekommen sind“ (1834, Bd. II, S. 51); – „Uebersichten der österreichischen Literatur über Politik und Statistik von 1825 bis 1839“ (Notizblatt 1835, S. 323, 430; 1836, S. 239, 270, 367; 1837, S. 414; 1838, S. 419; 1839, S. 541; 1840, S. 541). Dann die Anzeigen folgender Schriften: Zizius’ „Theoretische Vorbereitung und Einleitung zur Statistik“ (1828, Bd. II, S. 41); – Jäckel’s „Zimentirungs-Lexikon“ (ebd., S. 327); – Ainsidel’s „Handbuch der nachträglich über den 2. Theil des Strafgesetzes über die schweren Polizei-Uebertretungen erschienenen Gesetze und Verordnungen“ (ebd., S. 377); – Jäckel’s „Neueste europäische Münz-, Maß- und Gewichtskunde“ (ebd., S. 523); – Holzgethan’s „Theorie der Statistik“ (1829, S. 151); – Schnabel’s „Generalstatistik der europäischen Staaten“ (ebd., S. 321; 2. Auflage 1834, S. 1); – Klüber’s „Oeffentliches Recht des deutschen Bundes und der Bundesstaaten“ (1831, S. 421); – Colbay, „Theoria Statisticae tamquam scientiae“ (1832, S. 225); – Stopfer’s „Erläuterungen der Grundgesetze für die Militärgrenze“ (ebd., S. 1); – Stöger’s „Darstellung der gesetzlichen Verfassung der galizischen Judenschaft“ (1833, S. 331); – Morandini, „Censimento milanese“ (1833, S. 201); – Lupi, „Storia dei principj delle massime e regole seguite nella formazione del Catastro“ (ebd., S. 209); – Kudler’s „Tabellarische Darstellung des Organismus der österreichischen Staatsverwaltung“ (1834, S. 190); – Schlieben’s „Grundzüge einer allgemeinen Statistik aus dem Gesichtspuncte der National-Oekonomie“ (1835, S. 59); – „Verschiedenheiten in der strafrechtlichen Behandlung der Unrichtigkeiten in Erklärungen und Angaben zum Behufe der gefällsamtlichen Behandlung“ (1849); – in den „Beiträgen zur Landeskunde Oesterreichs unter der Enns“: „Das Erzherzogthum Oesterreich, verglichen mit mehreren Provinzen des Kaiserstaates in Hinsicht auf Volksunterricht und Verbrecherzahl“. Eine statistische Abhandlung (1831, Heft 1); – im (Ridler’schen) Archiv für Geschichte, Erdbeschreibung. Staatenkunde u. s. w.: „Ueber die Vaterlandsliebe in Oesterreich“ (1831, Heft 1, S. 9); – „Länderbestand und Volksmenge in der österreichischen Monarchie im Jahre 1792“ (ebd., S. 609); – „Rangordnung der österreichischen Länder nach ihrer Größe, Volksmenge und Anzahl der Wohnplätze“ (ebd., S. 72); – „Verhältniß der Studirenden in Oesterreich zu den Professoren“ (ebd., S. 395); – „Ueber den Freihafen von Venedig. Von Czörnig“ (1832, S. 131); – „Ueber Burger’s Reise durch Ober-Italien“ (ebd., S. 219); – „Geschichtliche Nachweisung des Jagdregals in den österreichischen Ländern“ (1832, Nr. 153 und 154); – in den Wiener Jahrbüchern der Literatur: „Umständliche Relation und Beurtheilung der von der k. k. Direction der administrativen Statistik herausgegebenen Tafeln zur Statistik der österreichischen Monarchie für das J. 1842“ (1847, Bd. 118, S. 84; Bd. 119, S. 77; Bd. 120, S. 29), – und in der Wiener Zeitung: „Ueber die Frequenz der Wiener Universität“ (Juni 1845). Mit Vorstehendem wäre das Verzeichniß der Arbeiten Springer’s [277] erschöpft, wenigstens ist es das vollständigste aller bisher gebotenen. Bei einem aufmerksamen Blicke auf dasselbe läßt sich die Bemerkung kaum unterdrücken, daß man bezüglich der Wahl der von S. zur schriftstellerischen Behandlung erkornen Stoffe immerhin mit ihm rechten könne, denn ein so eminenter Statistiker, wie S. war, mußte uns derselbe Anderes, Wichtigeres, mit der Bedeutung und Wichtigkeit der Statistik im Einklange Stehendes bieten. Wenn es nicht geschehen, so sind die Ursachen nicht in, sondern außer ihm zu suchen; ist es ja doch bekannt, daß er zur Bearbeitung seiner Statistik Oesterreichs – der ersten einigermaßen brauchbaren über den Kaiserstaat – nur nach vielen Hemmnissen die Erlaubniß erhielt, die Materialien der amtlichen Statistik, und auch nur gegen dem zu benützen, daß er sich darauf nicht berufen durfte! Was er aber arbeitete, ist gründlich und durchaus zuverlässig; nur wird im Hinblick auf die bearbeiteten Gegenstände ein späterer Statistiker kaum oder doch nur selten in die Lage kommen, sich nach seinen Arbeiten umzusehen. Wie er den Druck der auf ihm, wie auf Allen, welche ein großes, freies Oesterreich wünschten, lastete, fühlte, spricht er, wenn auch nur in gedämpftem, aber doch immer verständlichem Tone, in seiner Statistik Oesterreichs an mehreren Stellen aus, wenn er die durch das absolute Regiment geschaffenen, national-ökonomischen und Verfassungszustände oder die Lage der bäuerlichen Bevölkerung des Kaiserstaates erörtert. Er starb als Greis im hohen Alter von 80 Jahren, in seinem eigenen, in Döbling nächst Wien gelegenen Landhäuschen, wohin er sich die letzten zwei Jahre vor seinem Ableben völlig zurückgezogen hatte. Ein Freund der herrlichen Natur und der Jagd, liebte er die Pflanzenkunde und sammelte bis in sein vorgerücktes Alter die Gewächse, welche er in stattlichen Herbarien geordnet aufbewahrte. Er hatte erst in spätern Jahren sich vermält und hinterließ eine kinderlose Witwe. Springer wurde auf dem Ortsfriedhofe in Döbling beerdigt.
Springer, Johann (Professor der Statistik an der Wiener Hochschule und Fachschriftsteller, geb. zu Reichenau in Böhmen 28. December 1789, gest. in Ober-Döbling bei Wien 4. September 1869). Sein Vater Franz war Arzt, und wurde als Leiter eines Militär-Spitals ein Opfer seiner Pflicht-Erfüllung, da ihn ein Typhus, den er geerbt, dahingerafft. Nach beendeten Grammatical- und Humanitätsclassen begab sich S. 1808 nach Prag, wo er an der Hochschule die philosophischen und juridischen Studien beendete. Einem Rufe- Wiener Zeitung 1869, Nr. 244, S. 271 „Johann Springer“. Von Dr. Leopold Neumann. – Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (Wien, 8°.) 1851, S. 260 u. f.; 1870, S. 113. – Mittheilungen aus dem Gebiete der Statistik (Wien, 4°.) XVII. Jahrg., 1. Heft, S. 36. – Compte rendu de la huitième session du congrès internationale de statistique vol. II, p. 458. Von Dr. A. Ficker. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Nr. 760, 23. Jänner 1858.