Zum Inhalt springen

BLKÖ:Straehuber, Alexander

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Stradiot, die Familie
Nächster>>>
Strahl, Adolph
Band: 39 (1879), ab Seite: 210. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Alexander Strähuber in der Wikipedia
Alexander Strähuber in Wikidata
GND-Eintrag: 117305715, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Straehuber, Alexander|39|210|}}

Straehuber, Alexander (königlicher Professor an der Antikenclasse der Akademie der Künste in München, geb. zu Mondsee in Oberösterreich am 28. Februar 1814). Sein Vater stand als Stallmeister in Diensten des Fürsten Wrede, den er überall hin begleitete und so auch nach Mondsee, wo die ehemalige Benedictiner-Abtei, jetzt Schloß, eine Besitzung des Fürstenhauses Wrede ist. Dort wurde Straehuber geboren. Noch ein Kind, kam er mit seinen Eltern nach Ellwangen in Württemberg und schon im Alter von sieben Jahren nach München, welches seine zweite Heimat wurde und es bis heute geblieben ist. In München besuchte er die deutschen und dann die lateinischen Schulen, um sich, auf den Wunsch der Eltern, dem geistlichen Stande zu widmen. Aber da der Drang zur Kunst unwiderstehlich in ihm hervortrat, so erlangte er nach beendeter zweiter Lateinclasse von seinen Eltern die Erlaubniß, die polytechnische Schule besuchen zu dürfen. Er zählte vierzehn Jahre, als er an dieser Anstalt, welche unter Rhomberg’s Leitung stand, von Professor Mitterer, einem um die erste Pflege des Steindruckes in München hochverdienten und geschickten Lehrer, in die Elemente der Zeichenkunst eingeführt wurde. Aus der polytechnischen Schule trat er im Jahre 1829 zur Akademie der bildenden Künste über, an welcher er zuerst unter Heinrich Heß und Clemens Zimmermann in der Antikenclasse, dann unter Julius Schnorr von Karolsfeld in der Componirclasse arbeitete. Unter der Leitung dieses genialen Malers, der ihm überdies mit väterlicher Theilnahme zugethan war, und dem er noch heute eine pietätvolle Erinnerung bewahrt, bildete er sein Talent vollends aus und machte sich allmälig selbständig. Im Anfange seiner Laufbahn hatte der junge Künstler mit mancherlei Hindernissen zu kämpfen und da auch die Kunst nach Brod gehen muß, nicht immer derselben ebenbürtige Arbeiten auszuführen. So z. B. zeichnete er viel für den Xylographen Neuer in München, welcher vor Caspar Braun im Holzschnitte etwa dasselbe leistete, was seinerzeit Gubitz in Berlin. Seine Lehrer, welche ihm wohlwollten und eine Kraft wie die seinige an rechter Stelle thätig zu sehen wünschten, bemühten sich redlich, ihn für die Akademie zu gewinnen. Doch es war ein wahres Verhängniß, daß, je energischer diese Bemühungen wurden, und immer, wenn er sich dem Ziele nahe glaubte, er demselben durch ein eigenthümliches Zusammentreffen von Umständen nur um so ferner gerückt wurde. So sollte er denn schon im J. 1846 als Corrector an der Akademie angestellt werden, war von dem Professoren-Collegium auch einstimmig dazu gewählt und bereits davon verständigt worden, damit er sich dem Director des Institutes vorstelle, als ihn dieser in nicht geringer Verwirrung empfing und ihm eröffnete, daß hier ein Irrthum obwalten müsse, indem von dem Könige schon ein Anderer für diesen Posten ernannt sei. Nachdem dieser Andere einige Jahre den Correctorposten versehen und dann eine andere Anstellung erhalten hatte, fiel neuerdings die Wahl für die erledigte Stelle von Seite der Professoren einstimmig auf Straehuber, und es [211] wiederholte sich ganz dieselbe Scene, wie das erste Mal, was unseren Künstler tief verstimmte, ja beinahe entmuthigte. Noch einmal winkte ihm eine Aussicht, welche ihm ein glückliches Resultat zu verheißen schien. Er sollte nämlich nach Rhomberg’s [Band XXVI, Seite 4], seines ehemaligen Lehrers, im Jahre 1853 erfolgtem Tode Professor der Zeichenkunst an der Münchener polytechnischen Schule werden. Aber auch diese Hoffnung zerschlug sich, und zwar einfach dadurch, daß nach Rhomberg’s Tode diese Stelle überhaupt nicht mehr besetzt wurde. So war er denn innerhalb zweier Decennien, in der Vollkraft seines Schaffens, in stetem „Langen und Bangen in schwebender Pein“ gehalten und durch die Verhältnisse genöthigt worden, sein künstlerisches Können, statt großen Werken, wozu er seiner ganzen Richtung nach veranlagt war, kleineren, wenngleich oft höchst bedeutenden Aufgaben zuzuwenden. Endlich, nachdem er bereits am 10. November 1853 zum Ehrenmitgliede der Akademie der bildenden Künste ernannt worden, erhielt er am 15. Mai 1862 – 48 Jahre alt – die Correctorstelle für die Antikenclasse der Akademie, am 28. Jänner 1865 Titel und Rang eines königlichen Professors und am 26. Mai 1868 die Stelle eines wirklichen Professors an der Akademie, in welcher der Künstler zur Stunde noch thätig ist. In früherer Zeit malte er manche Studienköpfe, später aber widmete er sich fast ausschließlich dem Zeichnen, und in diesem Fache wird er wohl kaum von einem Künstler der Gegenwart erreicht. Was er als Zeichner zu leisten vermag, ersehen wir aus seiner auch in Photographie vervielfältigten Sepiazeichnung des Cartons von Kaulbach „Die Hunnenschlacht“, welche er in Groß-Folio für den Kupferstecher Jacobi ausführte, und in welcher der Stecher – so verdienstlich sonst auch Jacobi’s Stich ist – doch dem Zeichner nicht gleichkommt. Es ist dies ein Blatt von einer Markigkeit und Sicherheit im Ausdruck einer jeden Gestalt und in der Durchführung des Details, die man sehen muß, um die ganze Bedeutung des Künstlers als Zeichner würdigen zu können. Herausgeber dieses Lexikons hat alle Mühe darauf verwandt, eine möglichst vollständige Uebersicht der Werke S.’s zu liefern. Wenn es ihm auch gelungen, wenigstens von allen bedeutenderen Arbeiten desselben Kenntniß zu erlangen, so war er doch in deren Chronologie minder glücklich und konnte nicht von jeder einzelnen die Zeit, in welcher sie entstanden, mit Sicherheit angeben. Auf Seite 213 folgt die Uebersicht der Zeichnungen des Meisters. Wie bemerkt worden, hat S. in früheren Jahren auch gemalt, es sind jedoch aus diesem Zweige seiner Kunst nur etliche Studienköpfe bekannt. Auch als Radirer hat er sich versucht, doch existiren von seiner Hand nur zwei Radirungen, beide Seltenheiten. Die eine ist aus dem „König Ludwig-Album“ ein Blatt nach Kaulbach, welches den „König Ludwig und die Malerei“ darstellt und für die Kunstanstalt Piloty und Loehle von Straehuber im Jahre 1851 radirt wurde. Dieses Blatt ist mit Umsicht und Sorgfalt und ungeachtet es ein erster Versuch, doch mit großem Verständnisse und mit richtiger Benützung der Wirkung ausgeführt, nur möchten wir bemerken, daß die Radirung die kräftigen breiten Linien einer Crayonzeichnung, und eine solche ist das Original, nicht ganz genügend wiederzugeben vermag und eine Ausführung im [212] Holzschnitte vielleicht mehr angezeigt gewesen wäre. Diese Radirung hat eine nicht ganz uninteressante Geschichte. Es war Straehuber’s erster Versuch dieser Art. Von der genannten Anstalt wurde ihm die grundirte Kupferplatte geliefert. Nach mehrwöchentlicher Arbeit verdarb dieselbe beim Aetzen mit einem Male, indem sich beim Ausgießen des Scheidewassers der ganze Grund mit der Zeichnung von der Blatte löste und oben schwamm. Das Unglück war geschehen, aber nun galt es, herauszubekommen, ob der schwarze Grund, mit welchem dem Künstler die Kupferplatte geliefert worden, oder das von ihm verwendete Scheidewasser an der Katastrophe Schuld trug. Straehuber radirte auf eine andere, bedeutend kleinere Blatte eine eigene, den „Racheengel“ aus der Bibel darstellende Zeichnung, welche er mit demselben Scheidewasser ätzte, und zwar mit vortrefflichem Erfolge. Die Ursache der Katastrophe lag also an der Grundirung der ihm überlieferten Platte und nicht an seinem Scheidewasser. Auf einer zweiten, gut grundirten Platte führte dann der Künstler erstere Radirung auch anstandslos aus, und diese eben ist die in der genannten Kunstanstalt erschienene. „Der Racheengel“ aber, den er zum Nachweise gestochen, worin der Grund des Fehlschlagens der ersten Radirung zu suchen sei, ist nur in einem im Besitze des Künstlers befindlichen Exemplare vorhanden und somit ein wahres Unicum. In jüngster Zeit erst wurden die Verdienste des Künstlers von seinem Könige durch Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens vom h. Michael gewürdigt. Wenn wir seine künstlerische Thätigkeit in Worten zusammenfassen, so müssen wir vor allem betonen, daß er ein eminenter Zeichner, von dem schon Nagler im Jahre 1847, also vor mehr als dreißig Jahren, schrieb, daß „seine Zeichnungen zu den geistreichsten Erzeugnissen der neueren deutschen Kunst gehören“. Dessen sich vollkommen bewußt, pflegte er denn auch, wenn es nur irgend möglich war, seine Zeichnungen und Skizzen immer selbst auf den Holzstock zu übertragen, damit beim Schnitte die geistreiche und formvollendete Behandlung der Composition so wenig als möglich verliere, ein Umstand, der wohl zu beherzigen ist, wenn man gewahrt, wie oft Künstler ihre im Holzschnitte reproducirten Werke nicht wieder erkennen, da der Xylograph dieselben unbarmherzig verstümmelt. Aber nicht blos in der Formvollendung der Zeichnung steht S. als hervorragender Meister da; auch seine große Erfindungsgabe reiht ihn den ersten Künstlern der Zeit an; seine Zeichnungen zu Luther’s „Geistlichen Liedern“ und zur „Bibel“ bekunden diese Gabe, sowie tiefes Gefühl für Schönheit und Anmuth und fast an Naivität streifende Kindlichkeit des Gedankens. Wenn sein Name bisher im großen Publicum weniger gekannt, so entspringt dies aus dem Umstande, daß man seinen Arbeiten fast nie in den Ausstellungssälen begegnete, in den Künstlerkreisen und in der stilleren, aber feinfühligen Gemeinde der echten Kunstfreunde dagegen gilt S. als ein Meister ersten Ranges, als ein Künstler, vor dem die Muse sich nicht verhüllt, sondern zu welchem sie leuchtenden Auges blickt, als wollte sie sagen: „Einer meiner edelsten, begabtesten Jünger, dem es zwar nicht gegönnt war, Großes zu schaffen, er aber in Allem, was er schuf, groß ist“. Straehuber verheiratete sich im Mai 1844 mit Magdalena, der Tochter es königlich bayerischen Hofmusicus [213] Stahl, und von den Kindern dieser Ehe trat ein Sohn, Max, in den geistlichen Stand und bekleidet zur Stunde die Stelle eines Cooperators bei St. Ludwig in München; neben seinem priesterlichen Berufe beschäftigt sich derselbe mit naturwissenschaftlichen, vornehmlich astronomischen Studien und Beobachtungen; – ein zweiter Sohn, Sigmund, ist zur Zeit Professor an der königlichen Kunstgewerbeschule in München und insbesondere geschickt in Erfindung von Ornamenten; – ein dritter, Julius, widmet sich der Kunst, ist aber zur Zeit noch am Polytechnikum. Das Monogramm des Künstlers in seinen verschiedenen Formen ist:

Monogramme von Alexander Straehuber aus Wurzbach, Band 39, S. 213.
Uebersicht der Arbeiten Straehuber’s. Der Umschlag mit vier Bildchen zu des Guido von Görres „Geschichte der Jungfrau von Orleans“ (München 1835), mit dem an das Dürer’sche mahnende Monogramm 18Monogramm von Alexander Straehuber aus Wurzbach, Band 39, S. 213.35. – Mehrere Blätter im „Festkalender“ von Fr. Gr. Pocci, G. Görres und ihren Freunden (München, Cotta’sche Buchhandlung, schm. 4°.); für diese erste deutsche illustrirte Jugend-Zeitschrift schrieb die Gedichte sämmtlich Guido Görres, dagegen stammen die Zeichnungen dazu von mehreren Künstlern, die Mehrzahl wohl von Pocci selbst, die anderen von Feodor Dietz, Fr. Hoffstadt, Caspar Braun, L. Grimm, Ballenberger, Kadlik, Steinle, Fräulein Luise Wolf, Kaulbach und Straehuber. Dr. H. Holland, der in seiner pietätvollen und inhaltreichen Monographie: „Franz Graf Pocci als Dichter und Künstler“ die erste ausführliche Nachricht über den „Festkalender“ bringt, konnte dazu selbst nur erst die zweite – wie er vermuthet, etwas veränderte – auch durch Umzeichnung einzelner Blätter von der ersten abweichende Auflage, welche bei den Mechitaristen in Wien herauskam, benützen. Wir führen daraus nach Holland’s zuverlässigen Angaben folgende Blätter Straehuber’s an: I. Heft, S. 7: „Abendlied“, mit Musik von P(occi) und „Vignette“, von Straehuber; – III. Heft, S. 7: „Ave Maria“, componirt von Straehuber; – IV. Heft, S. 7: „Das Gewitter“, mit Musik von Pocci und Zeichnung von S.; – V. Heft, S. 3: „St. Katharina“. Zeichnung von S. nach Fräulein Luise Wolf; – VI. Heft, Bl. 6, auf der Rückseite des größeren an zwei Seiten eingeschlagenen Blattes: „Des letzten Kaisers Tod“, von F. P., das Bild auf der Rückseite nach L. Schulz auf Stein gezeichnet von S.; – X. Heft, S. 1: „St. Wenzel“, nach einer Zeichnung von Führich, auf Stein übertragen von S., – S. 3: „Der Bischof Kollonitz“, nach der Zeichnung von Kadlik, ausgeführt von S., – auf der Rückseite des Blattes 6: „Der faule Bakel“, nach der Zeichnung von Steinle, ausgeführt von Straehuber. – Und da die drei Bände des „Festkalender“ je einen besonderen Titel mit illustrirter Rückseite haben, ist auch noch der Titel des II. Bandes anzuführen, dessen Rückseite: „Die sieben Werke der Barmherzigkeit“, gezeichnet von S., darstellt. Auch hat er schließlich für die erste Ausgabe dieses Festkalenders die Vor- und Rückseite des Umschlages entworfen und lithographirt. – Für „Martin Luther’s deutsche geistliche Lieder“ (Leipzig 1840, Härdtel, gr. 4°.), welche C. Winterfeld zur vierten Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst in Prachtausstattung herausgegeben, hat Straehuber 35 Initialen und ein Frontispice componirt und selbst auf Holz gezeichnet. Hier sei nebenbei bemerkt, daß Straehuber dem Initial in der Typographie sozusagen wieder Eingang verschaffte. Nach Nagler’s „Künstler-Lexikon“ beträgt die Zahl der verzierten Initialen 40, und ist auch das figuralische Titelblatt von unserem Künstler gezeichnet. – Die bisherigen Arbeiten haben lange noch nicht die Meisterschaft des Zeichners ahnen lassen; erst die drei folgenden bald nacheinander erschienenen Werke: „Der Nibelungen Noth“, – der „Thomas a Kempis“ und „Die Bibel“, zeigen die ganze künstlerische Vollendung Straehuber’s und weisen ihm in der deutschen Kunst der Gegenwart eine der ersten Stellen, wenn nicht die erste als Zeichner an. Wir lassen über die genannten Werke nähere Angaben, so weit es gelungen, dieselben durch eigene Ansicht zu gewinnen, [214] hier folgen. Für die Nibelungen hat Straehuber nur die Zeichnungen seines Lehrers und Meisters Julius Schnorr von Karolsfeld auf Holz übertragen. Der Titel dieses Werkes ist: „Der Nibelungen Noth“, illustrirt mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Julius Schnorr von Karolsfeld und E. Neureuther (Stuttgart 1842, Cotta). Die Holzschnitte zu dem von G. Pfitzer bearbeiteten Texte sind in der xylographischen Anstalt von Braun und Schneider in München, von Dessauer, Rehle, E. Kretzschmar, Kreuzer u. A. ausgeführt. Nur die Zeichnungen Schnorr’s hat S., wie oben gesagt worden, direct auf Holz übertragen, worauf sie von den verschiedenen gerannten Künstlern geschnitten wurden. Ueberhaupt pflegte Straehuber, wenn es nur möglich war, seine Zeichnungen selbst auf das Holz zu übertragen, damit von der Genauigkeit und Reinheit seiner Arbeit nichts durch einen Copisten, der es damit nicht immer sehr ernst zu nehmen pflegt, verloren ging. – In A. Swoboda’s 1843 zu Prag erschienener deutscher Übersetzung der vier Bücher von der Nachfolge Christi des Thomas a Kempis sind von Straehuber gezeichnet das Porträt, das Titelblatt, vier Initialen und vier ganze Bilder mit Schlußvignetten. Der Künstler übertrug dieselben wieder eigenhändig auf Holz, worauf sie von E. Kretzschmar geschnitten wurden. Die Originalzeichnungen befinden sich im Besitze des Künstlers. Die Holzschnitte wurden auch zu der čechischen und lateinischen Ausgabe dieses Werkes verwendet. – Für die „Bibel oder die heilige Schrift des alten und neuen Testaments, nach der deutschen Uebersetzung von Dr. Martin Luther“, welche im Jahre 1846 bei Cotta in Stuttgart in einer Groß Quart- und in Folio-Ausgabe erschien, hat Straehuber zugleich mit G. Jäger, Julius Schnorr von Karolsfeld und Eduard Steinle, welch letzterer aber nur ein Blatt: „Moses, der die Gesetzestafeln zerschlägt“, gezeichnet hat, eine ansehnliche Anzahl Blätter componirt und auf Holz übertragen, welche dann von W. Georgy, Herburger, Kretzschmar, Kreuzer und Rupprecht in der xylographischen Anstalt von Braun und Schneider in München ausgeführt worden. Es sind 38 Blätter, von denen nur zwei Straehuber’s Monogramm nicht haben: „Marias Verkündigung“ und „Die Samaritanerin am Brunnen“. Diese beiden hat der Künstler in einer Zeit fehlgeschlagener Erwartungen und einer dadurch verbitterten Gemüthsstimmung ausgeführt, und sie erschienen ihm so wenig gelungen, daß er es unterließ, sein Monogramm beizufügen. Da alle übrigen sein Monogramm tragen, welches in der Lebensskizze in allen Formen mitgetheilt ist, so sind sie leicht erkennbar. Ueberdies sind das Titelblatt zum Psalter, 2 Evangelisten, 5 Einzelnfiguren zu Briefen und Episteln, sämmtlich verzierte Initialen, zusammen deren 18, die Schlußvignette, der Erzengel Michael mit Ornament und das Titelblatt zum neuen Testament, ja selbst auch die Titelschriften von ihm componirt. Die Zeichnungen Straehuber’s fanden die verdiente Anerkennung, und der Schüler steht neben seinem Meister ebenbürtig da. Das englische Kunstblatt „Art-Journal“ (London, George Virtue, gr. 4°.) hat eine Folge der Zeichnungen dieser Bibel als Proben deutscher Zeichenkunst im III. und IV. Jahrgange der neuen Serie (1851 und 1852) aufgenommen und sozusagen in indirecter Weise Straehuber die Palme zuerkannt, da es im Jahrgange 1851 in der Auswahl der 22 Blätter zwei von Schnorr, neun von Jäger und eilf von Straehuber (S. 27, 59, 90, 91, 111, 216, 282 und 283) und im Jahrgange 1852 unter zwölf Blättern sieben, also im Ganzen unter 34 Blättern 18 von ihm mittheilte. Außer diesen Original-Compositionen zeichnete er aber auch mehrere Blätter von Steinle, Overbeck und Schnorr für eben diese Bibel auf die Holzstöcke. Ein großer Theil der Originalzeichnungen dieser Bibel gelangte später in den Besitz des Malers Magnus in Berlin. – Die Abdrücke dieser Holzschnitte, welche „Die heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Aus der Vulgata übersetzt von Jos. Franz von Allioli“ (Regensburg 1866, Pustet, gr. 4°.) enthält, sind nach schon stark abgenützten Clichés ausgeführt und lassen nur schwer die markige Schönheit und reine Zeichnung der Straehuber’schen Originale erkennen. Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, daß S. schon um die Mitte der Dreißiger-Jahre für eine „Bibel“, mit deren Herausgabe sich damals der Regensburger Buchhändler Pustet trug, mit mehreren Zöglingen der Münchener Akademie Blätter geliefert hat, welche jedoch Pustet, der die Bibelausgabe fallen gelassen, [215] später für andere passende Schriften seines Verlages verwendete. – Für ein Missale, welches der vorgenannte Buchhändler Pustet im Jahre 1847 herausgab, zeichnete Straehuber in großer figuralisch ornamentirter Ausführung die Initialen A, B, C, D, E, zwei G, zwei J, K, P, S, und V, ferner in kleinerer Form das ganze Alphabet und mehrere Schlußzeichen. – Für Georg Scherer’s Buch „Die schönsten deutschen Volkslieder mit ihren eigenthümlichen Singweisen“ (Stuttgart 1853, 4°.), zeichnete er zu der älteren Auflage zwei Figural-Vignetten, und für die neueste (1879) im Erscheinen begriffene zwei Bilder. – Für Georg Scherer’s „Buch für fromme Kinder in Bildern und Liedern“ (München 1844, 4. Aufl., von J. Braun und Schneider), lieferte er die Bilder zu S. 3: „Morgenlied“; – S. 4: „Jesus der Kinderfreund“; – S. 13; „Das Glöcklein im Herzen“ und S. 75: „Spruch“ (gothische Capelle mit Initiale). – Für Desselben „Alte und Neue Kinderlieder, Fabeln, Sprüche und Räthsel. Mit Bildern nach Originalzeichnungen von C. von Heideck, W. von Kaulbach u. A.“ (Leipzig 1849, Gustav Mayer, kl. 4°.), componirte er Bilder zu S. 1: „Morgenlied“, von W. Hey (längliche Initiale); – S. 3: „Wandersmann und Lerche“; – S. 21: „Henne und Küchlein“, von G. Scherer; – S. 25: „Vogels Freude“, von Deinhardstein, und S. 84: „Christkindlein und St. Nicolaus“; die Originalzeichnungen erwarb Professor Magnus in München. – Ferner sind von S. sämmtliche Bilder für das von Joseph Traugott Löschke herausgegebene Kinderbuch: „Himmelsblümchen für fromme Kinder mit Bildern“ (München 1848, Kaiser, 8°.) – Für das von Friedrich Adolph und Otto Strauß herausgegebene Werk: „Die Länder und Stätten der heiligen Schrift. In ausgewählten Bildern mit erläuterndem Texte“ (Stuttgart 1861, Bibelanstalt der Cotta’schen Buchhandlung, gr. 4°.), welches 30 colorirte Stahlstiche, 6 Lithographien, 66 Holzschnitttafeln und eine lithographirte Karte enthält, betheiligte sich Straehuber in Gemeinschaft mit Berany, Halbreiter u. A. an der Ausführung mehrerer Blätter. – Für drei Fenster der Paulskirche in London zeichnete er in der zweiten Hälfte der Sechziger-Jahre die Cartons mit überlebensgroßen Figuren nach den von Julius Schnorr componirten Aquarellen. Die Cartons, an 30′ hoch, stellten dar: a) „Die Bekehrung Pauli“. – b) „Die Kreuzigung Christi“ und c) „Die Himmelfahrt“. – Zu Anfang der Fünfziger-Jahre vollendete er den Originalcarton zu einem Fenster im Dome zu Regensburg, darstellend: „Christus übergibt Petrus die Schlüssel“. – In die zweite Hälfte der Fünfziger-Jahre fallen seine Arbeiten zu sechs Fenstern der Kathedrale in Glasgow, und zwar fünf dreifeldrige Compositionen (Aquarellzeichnungen) darstellend: „Der barmherzige Samaritaner“, – „Abrahams Opfer“, – „Das Studium der Bibel von verschiedenen Ständen“ und „Isaak und Jacob“, und ein Carton: „Sauls Salbung, Königsruhm und Tod“. – Zu dem von Hofrath Dr. F. K. W. Hermann herausgegebenen „Kalender auf das Jahr 1843“ (München, 4°.) lieferte Straehuber die Zeichnungen zu „Wolf und Armbrust“. – „Die Herren von Nesenhofen“ und das figuralische Initial des Buchstabens G, zu den „altdeutschen Sprüchen“, von G. F. D. – Außer den bisherigen Arbeiten Straehuber’s sind dem Herausgeber dieses Lexikons noch folgende Compositionen desselben bekannt: „Jesus heilt die zwei Besessenen“ und „Anbetung der h. drei Könige“, beide Bleistiftzeichnungen von Fräulein Emilie Linder in das Baseler Museum gestiftet, wo ich dieselben im Jahre 1878 sah; – „Der zwölfjährige Kaiser Karl empfängt den Papst Stephan III.[WS 1]“. – „Karl der Große empfängt die Gesandten des Desiderius und des Papstes“.– „Karl der Große zieht gegen Desiderius über die Alpen“, – „Karl der Große schickt dem Papst Geschenke“, diese vier Entwürfe hat Straehuber für den Saal Karls des Großen in der Münchener Königsburg gezeichnet: davon sind jedoch nur die ersten zwei im genannten Saale von Echter und Palme in enkaustischer Manier ausgeführt worden; sämmtliche Originalentwürfe besitzt der Künstler. – „Das Gedenkblatt des Gesangvereines der Münchener Künstler: Neu-England“, eine allegorische Zeichnung anläßlich der Vermälung des Königs Maximilian am 12. October 1842, farbige Federzeichnung auf Pergament. – „Engel und Lilien“. Gedenkblatt für den Prinzen Luitpold anläßlich der Geburt seines ersten Sohnes Ludwig. Allegorische Scenen in der arabeskenartigen [216] Einfassung der Widmung. – Farbige Federzeichnung 1845 „Salomons Urtheil“, ein Albumblatt, welches nach London kam. – Das Blatt Nr. 10: „Leopold der Schyre, Markgraf in Ostbayern“, für das im Auftrage des Königs Max II. ausgeführte Werk: „Zwölf Bilder aus dem Leben bayerischer Fürsten“ (München 185., gr. Quer.-Fol.). – Das geschichtlich allegorische Titelblatt für das Werk von J. A. Meßmer[WS 2] „Das heilige Land und die heiligen Stätten. Ein Pilgerbuch u. s. w.“ (München 1861, Vogel, gr. 4°.). – Zeichnung zu einem Musikwerke von Mendelssohn-Bartholdy: „Alles, was Odem hat, lobe Gott den Herrn“, über Bestellung der Firma Breitkopf und Haertel in Leipzig, Da aber nicht Zeit genug geblieben, das Blatt zu radiren, wurde Mendelssohn das Original zum Geschenke gemacht. – Die figuralischen Zeichnungen für drei Tafeln in Groß-Folio zu einem architektonischen Werke des Architekten Eduard Metzger. – Zeichnung im Umriß des berühmten Bildes von Kaulbach „Das Narrenhaus“, wenn Herausgeber nicht irrt, für das Stuttgarter „Morgenblatt“. – Die Umrisse für die Cartons mehrerer Bilder von Kaulbach, so die „Schlacht bei Salamis“, – „Die Reformation“, – „Nero“, nicht zu unterschätzende Compositionen, da der Künstler dieselben nach den kleinen, oft nur flüchtig hingeworfenen Skizzen auszuführen hatte. – für ein Werk von Leo von Klenze, welches die Räume der Münchener Residenz darstellte und für den Kaiser von Rußland bestimmt war, die Bilder mehrerer Säle, u. a. „Rudolph von Habsburg dem Priester mit der h. Wegzehrung begegnend und ihm sein Roß anbietend“. – „Karl der Große im Kampfe gegen Wittekind“ u. a. – Augusts Grafen von Platen-Hallermünde Büste, nach einem Relief von Woltereck gezeichnet von Straehuber, gestochen von Schütz (kl. Fol.). – „Das Monument Max Josephs I.“, architektonisch angeordnet von L. von Klenze, ausgeführt von C. Rauch, gegossen von J. B. Stiglmayer, lithographirt von Straehuber 1835 (gr. Fol.). „Bezwingung und Verurtheilung der Raubritter durch Rudolph von Habsburg“, nach dem Carton Schnorr’s von Karolsfeld für eines der großen Wandgemälde im Saale Rudolphs von Habsburg in der Münchener königlichen Residenz, lithographirt von S. (kl. Qu.-Fol.). – „Penelope“, gestochen von H. Merz (Verlag von G. G. Lange in Darmstadt, kl. 4°.). – „Eine Heilige Lämmer hütend“, lithographirtes Titelblatt. 1836 (kl. 8°.). – „Wieland der Schmied“, aus der Nibelungen-Sage. – „Joseph gibt sich zu erkennen“, – „Die Sodomiten werden mit Blindheit geschlagen“, – „Die Flucht nach Egypten“, – „Der Engel verkündet den Hirten die Geburt Christi“, vier Blätter Bleistiftzeichnungen aus der Mitte der Dreißiger-Jahre. – Die Kenntniß von folgenden Blättern erhalten wir aus der „Bilder-Chronik der königlichen Haupt- und Residenzstadt München vom 18. bis zum 19. Jahrhundert“, von Jos. Maillinger, welcher im zweiten Bande, Seite 187 folgende Arbeiten S.’s verzeichnet: „St. Wilibaldus“, in ganzer Figur, Bleistiftzeichnung (kl. Fol.); „Nessus entführt die Dejanira und wird von Herkules getödtet“, 1836, Lithographie (gr. Qu.-Fol.); – „Aufnahms-Diplom des Künstlervereins in Triest“, umgeben von fünf figuralischen Darstellungen“ (gr. Qu.-Fol.); – „Magdalena salbt Christus die Füße“, – „Die Fußwaschung der Apostel“, beide 1835 in Holz geschnitten von Neuer (kl. Qu.-Fol.). – und die „Zwölf Monate“. Holzschnitte zu einem Kalender, sechs Blätter, auf beiden Seiten gedruckt (kl. 8°.).
Quellen zur Biographie. Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XVII, S. 451. – Die Künstler aller Zeiten und Völker.... Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt und beendigt von Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1860, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 616. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.). Zweite Abtheilung, Bd. X, S. 379. – Nagler, Monogrammisten, Bd. I. – Raczynski[WS 3], Geschichte der neueren deutschen Kunst. – Reber (Franz Dr.), Geschichte der neueren deutschen Kunst von Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873 (Stuttgart 1876, Meyer und Ziller, gr. 8°.) S. 344 [weiß von ihm eigenthümlicher Weise nichts Anderes anzugeben, als daß er, ein Schüler Schnorr’s, 1814 geboren und noch [217] an der Münchener Akademie thätig ist!!!]. – The art Journal. New Series volume III (London, George Vertue, gr. 4°.) 1851, S. 27, 59, 91, 92, 111, 216, und 1852 S. 53, 82, 128, 253 und 317: „Examples of german Artists“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Stephan II.
  2. Messmer, Joseph Anton (ADB).
  3. Atanazy Raczyński (Wikipedia).