BLKÖ:Teleki von Szék, Alexander

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 229. (Quelle)
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Teleki von Szék, Alexander (General-Intendant Bem’s im Jahre 1848, geb. 1825, nach Anderen schon 1818). Vom ersten (dem Michael’schen) Hauptstamme. Ein Sohn des Grafen Johann aus dessen Ehe mit Elise Gräfin Mikes. Nach den dem Herausgeber dieses Lexikons zugänglichen Quellen ist das Leben des Grafen ein ebenso bewegtes als inhaltvolles. In der vormärzlichen Periode schloß sich derselbe an geistig hervorragende Menschen an, so besuchte er 1840 mit Franz Liszt Rußland, später mit dem Fürsten Lichnowsky Spanien, woselbst er mit Maximilian Baron Stein [Bd. XXXVIII, S. 40] den Carlistenfeldzug mitmachte und eine Zeit lang als Gefangener in den Händen der Spanier blieb. Nach Ungarn heimgekehrt, empfing er ein Jahr vor Ausbruch der Revolution auf seinem Gute Kolto den ihm befreundeten Dichter Petöfy [Bd. XXII, S. 84], der sich eben mit Julie Szendrey, der Tochter eines ungarischen Herrschaftsbeamten, vermält hatte und nun die Flitterwochen auf dem Besitzthum seines gräflichen Freundes verlebte. Die Revolution des Jahres 1848 fand an Teleki einen begeisterten Anhänger, und wie Johann Czetz in dem in den Quellen angegebenen Werke berichtet, begann derselbe in Siebenbürgen seine militärische Laufbahn mit der Niederlage des Nicolaus Katona [Bd. XI, S. 38, Nr. 5][WS 1] bei Deés. Hierauf ging er als Freiwilliger zu Bem, der ihn anfänglich als Galopin verwendete, bald aber der nie ruhenden Thätigkeit und Geschäftigkeit des Grafen in der General-Intendantur der Armee ein weites Feld eröffnete. Diesen Posten füllte Teleki mit vieler Energie aus: denn überall, wo es für Lebensmittel zu sorgen galt, wo Kleidungsstücke aufzutreiben, wo für Munitionstransporte schneller Vorspann zu beschaffen war, wo es an Geld für die Mannschaft fehlte und rasch welches herbeigeschafft werden mußte, da war er der prompteste und geschickteste Aushilfsmann. Ueberdies hinderten ihn die Geschäfte nicht, an jedem Treffen theilzunehmen, und im Kampfe war er tapfer, wie jeder ungarische Cavalier, und klagte nie über Strapazen. Er war der ewige Courier der Armee nach allen Richtungen des Landes, unter Feind und Freund. Wegen seiner Bravour bei Gálfalva wurde er von Bem mit dem Verdienstorden dritter Classe decorirt. So Czetz. Kertbeny fügt zur Vervollständigung dieses Bildes hinzu: „T. ließ die Walachen hängen“. Graf Thürheim, der anonyme Autor der so inhaltreichen „Licht- und Schattenbilder“, erzählt von dem Grafen Alexander, daß er es war, der am 17. Jänner 1849 bei Sikófalva den Interims-Commandanten einer Escadron von Erzherzog Max-Chevauxleger, Oberlieutenant Ludwig von Hepperger, als dieser die Suite des Generals Bem auf das feurigste attakirte, mit allem Ungestüm angriff, ihm mehrere schwere Kopfhiebe beibrachte und ihm den Helm buchstäblich zerhackte [230] [Bd. XLVIII, S. 350]. Der gefangen genommene Hepperger hatte mit solcher Bravour sich vertheidigt, daß General Bem ausdrücklich befahl: „Man behandle diesen Helden mit aller Sorgfalt und sende mir täglich den ärztlichen Rapport“. Im Jahre 1849 befand sich Graf Teleki in Arad und entkam, indem er alle Orden aussteckte, in die Türkei. Auch aus Widdin gelang ihm die Flucht. Nun führte er ein bewegtes Leben, in welchem Politik eine bedeutende Rolle spielte. Er verkehrte mit hervorragenden Personen, mit Dumas in Paris, wo er auch das Flüchtlingsblatt „L’homme“ redigirte; Victor Hugo besuchte er auf Jersey und ging dann nach England. Dort vermälte er sich zu Eywood mit Jane Bickersteth Baronesse von Langdale, einer reichen Waise. Nach einigen Jahren, 1855, schieden sich die Gatten freiwillig und Graf Alexander ging nach Italien, wo er 1860 in die Reihen Garibaldi’s trat, die ungarische Legion commandirte und General wurde; später folgte er seinem Obergeneral nach Caprera. Im Jahre 1868 erscheint er noch als italienischer General. Seine weiteren Schicksale sind nicht bekannt. (Am 4. Jänner 1876 starb in Maros-Vásárhely ein Graf Alexander Teleki im Alter von 65 Jahren, der also im Jahre 1811 geboren war. während der in Rede stehende Graf nach Einigen 1825, nach Anderen 1818 geboren ist.) – Des Grafen Gemalin Jane Frances Harley (geb. 7. November 1836, gest. zu Damaskus 3. Mai 1870) ist eine Tochter des Henry Bickersteth Baron Langdale of Langdale und der Lady Jane Elisabeth Harley, ältesten Tochter des Grafen von Oxford. Der Graf Alexander erhielt von der Königin Victoria die Erlaubniß, den Familiennamen und das Wappen seiner Schwiegermutter Harley anzunehmen. Seine Gattin hatte für die ungarische Sprache eine so leidenschaftliche Vorliebe gefaßt, daß sie dieselbe mit einer bei Ausländern seltenen Vollkommenheit erlernte und es wagen konnte, Byron’s „Childe Harold“ metrisch ins Ungarische zu übertragen. Diese Uebersetzung erschien auch im Jahre 1858 im Druck. Gräfin Teleki starb, erst 34 Jahre alt, zu Damaskus in den Armen ihrer Mutter, der verwitweten Lady Langdale. In ihrer letztwilligen Bestimmung ordnete sie an, daß man sie an der Seite des ebenfalls in Damaskus ruhenden Geschichtsschreibers Buckle, den sie hoch verehrte, beerdigen solle.

Czetz (Johann), Bem’s Feldzug in Siebenbürgen in den Jahren 1848 und 1849 (Hamburg 1850, Hoffmann und Campe, 8°.) S. 387. – Kertbeny (K. M.), Die Ungarn im Auslande. I. Namensliste ungarischer Emigration seit 1849. 2000 Nummern mit biographischem Signalement (Brüssel und Leipzig 1864, Kießling und Comp., 8°.) S. 66, Nr. 1712 und 1714. – Honvéd Naptár, d. i. Honvéd-Kalender, VII. Jahrgang, 1874, S. 66. – Magyarország és nagy világ, d. i. Ungarn und die große Welt (Pesth, gr. 4°.) IX. Jahrg. (1868), S. 128: Biographie von Jos. Czukássi.
Porträt. Unterschrift: „Gróf Teleki Sándor olasz k. tábornok“. Holzschnitt von Rusz, In vorerwähnter Zeitung.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XI, S. 38, Nr. 2].