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BLKÖ:Zlobicky, Joseph Valentin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Zlobicky, Franz
Band: 60 (1891), ab Seite: 203. (Quelle)
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Zlobicky, Joseph Valentin (Schriftsteller, geb. zu Welehrad in Mähren am 14. Februar 1743, gest. in Wien 24. März 1810). Er besuchte in seinem Vaterlande Mähren die Schulen in Ungarisch-Hradisch, Brünn und Nikolsburg, wendete sich 1761 aus dem philosophischen Curs der Landwirthschaft zu, widmete sich aber 1763 in Wien neuerdings den Studien und hörte die Rechte mit den dazu gehörigen Disciplinen, Naturwissenschaften und Mechanik. Dann trat er in den Staatsdienst, in welchem er in verschiedenen untergeordneten Stellungen thätig war, bis er 1773 das Lehramt der čechischen Sprache an der k. k. theresianischen Militärakademie in Wiener-Neustadt erhielt. 1775 wurde er zum wirklichen Lehrer der čechischen Sprache und Literatur an der Wiener Hochschule und 1776 zugleich zum Translator und Registratursadjuncten bei der obersten Justizstelle ernannt. Seine Doppelstellung als Lehrer und Beamter ließ ihm keine Zeit zu schriftstellerischen Arbeiten, aber er stand in regem Verkehr mit den damaligen böhmischen Schriftstellern und Forschern, wie: Alter, De Luca, Dobner, Durich, Pelzel, Schimek, Ungar, Voigt und Anderen, denen er sich auch durch seine an Grammatiken und Wörterbüchern aller slavischen Dialekte besonders reiche Bibliothek nützlich machte. Zlobicky war der Erste, der die čechische Sprache und Literatur an der Wiener Universität zu lehren angestellt wurde, nach ihm erst folgten 1776 der italienische, französische und spanische Lehrer. Der gelehrte Kollar ließ durch ihn seine Schulbücher für die Humanitätsclassen zum Gebrauche in Böhmen übersetzen und anpassen. Auch übertrug Zlobicky das Kranz’sche „Hebammenbuch“ (1772 bei Schulz gedruckt) auf ah. Befehl ins Čechische. Schließlich besorgte er noch die čechische Uebersetzung des allgemeinen Gesetzbuches über Verbrechen und deren Bestrafung (Wien 1787) und des allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches l. Theil (ebd. 1787). In seinem Nachlasse fanden sich Bei- und Nachträge zu Rosa’s čechischem Lexikon, das Ergebniß einer nahezu fünfzigjährigen Lecture, dann eine vollständig ausgearbeitete čechische Sprachlehre, Collectaneen zu einer Einleitung der böhmischen Literatur, zu einem Verzeichniß böhmischer Schriftsteller mit biographischen Daten und eine Topographie der Markgrafschaft Mähren. Was mit seiner oberwähnten Bibliothek, für welche der Ankauf durch den Staat befürwortet wurde, geschehen ist, wissen wir nicht. Nach der „Oesterreichischen Biedermannschronik“ war es Zlobicky, der dem Kaiser Joseph gleich nach erweiterter Preßfreiheit einen Vorschlag wegen der Censur der böhmischen Bücher einreichte und bei dieser Gelegenheit den Index der verbotenen Bücher des Bischofs von Prag widerlegte. Seine Dienstwilligkeit in allen seine Landsleute betreffenden Angelegenheiten erwarb ihm von Seite dieser den Ehrennamen eines böhmischen Patriarchen.

Annalen der Literatur und Kunst des In und Auslandes (Wien 1810, Ant. Doll, 8°.) [204] Jahrg. 1810, Bd. IV, S. 343. – d’Elvert (Christian). Historische Literaturgeschichte von Mähren und Oesterreichisch-Schlesien (Brünn 1850, Rohrer, 8°.) S. 268. – Bartholomäus Kopitar’s kleinere Schriften, herausgegeben von Fr. Miklosich (Wien, gr. 8°.) Bd. I, S. 59. – (De Luca). Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, Trattnern, gr. 8°.) I. Bandes 2. Stück, S. 284. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) 1810, S. 42: „Nekrolog“. – Jungmann (Jos.), Historie literatury české, d. i. Geschichte der čechischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, 4°.). Zweite von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 658 [zählt sämmtliche von Zlobicky ausgeführte čechische Uebersetzungen der österreichischen Gesetzbücher und andere Schriften auf].