Zum Inhalt springen

BLKÖ:Zwiedineck Edler von Südenhorst, Hans

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 60 (1891), ab Seite: 341. (Quelle)
Hans von Zwiedineck-Südenhorst bei Wikisource
Hans von Zwiedineck-Südenhorst in der Wikipedia
Hans von Zwiedineck-Südenhorst in Wikidata
GND-Eintrag: 116002409, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Zwiedineck Edler von Südenhorst, Hans|60|341|}}

Zwiedinek (Zwiedineck) Edler von Südenhorst, Hans [Johann Alois] (Geschichtsschreiber, geb. zu Frankfurt a. M. 14. April 1845). Der jüngste Sohn des Obersten Ferdinand, besuchte er das Gymnasium in Gratz und bezog im October 1862 daselbst die Universität, wo er unter Joh. von Weiß, Franz von Krones und Adam Wolf Geschichte, unter Karl Tomaschek germanistische und culturhistorische Studien betrieb. Nach erlangter philosophischer Doctorwürde trat er sofort in die steiermärkische Landesbibliothek am Joanneum ein, wurde jedoch im Frühjahre 1869 als Supplent an die Landes-Oberrealschule in Gratz berufen und nach abgelegter Lehramtsprüfung für Geschichte und deutsche Sprache im September 1870 zum Lehrer an dieser Anstalt ernannt. Als solcher wirkte er bis 1880, habilitirte sich jedoch in der Zwischenzeit – 1875 – als Docent für neuere und neueste Geschichte an der Universität. Nach dem Tode des Bibliothekars Dr. Franz Mitterbacher wurde er mit der Leitung der Landesbibliothek betraut und 1883 zum Landesbibliothekar ernannt; am 8. Juni 1885 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors. Zwiedinek hat in seiner ersten schriftstellerischen Periode musik-ästhetische und literarhistorische Arbeiten geliefert, sich aber später ganz der Geschichte und Politik gewidmet; er war 1868–1869 Redacteur der von Leopold von Sacher-Masoch herausgegebenen „Monatshefte für Theater und Musik“ (Gratz, Kienreich) und der „Oesterreich. Gartenlaube“; 1869 bis 1870 in Verbindung mit Franz Ilwof, Friedrich Marx, Robert Hamerling und Joseph Mayr-Tüchler Herausgeber der Zeitschrift „Edelweiß“ welche als Fortsetzung der „Oesterreich. Gartenlaube“ erschien. Im Sommer [342] übernahm er die Leitung der von der deutschen Partei in Steiermark herausgegebenen „Deutschen Zeitung“ und, nachdem dieselbe im October d. J. aufgehört hatte zu erscheinen, die Redaction der „Deutschen Wochenschrift“ (Gratz), welche im Mai 1872 einging. Von 1884 bis 1888 Herausgeber der „Zeitschrift für allgemeine Geschichte und Culturgeschichte“, welche im Verlage der J. G. Cotta’schen Buchhandlung erschien, leitet er seit 1885 auch die Herausgabe der „Bibliothek deutscher Geschichte“, an der außer ihm die Historiker Jastrow, Mühlbacher, Theod. Lindner, Vict. v. Kraus, Egelhaaf, Moriz Ritter, K. Th. Heigel, Koser und Fournier mitwirken. Als Bibliothekar führte Zwiedinek, nachdem er sich auf wiederholten Reisen, durch Studien in den bedeutendsten deutschen Bibliotheken die nothwendige Kenntniß des Bibliothekwesens zu erwerben gesucht hatte, eine vollständige Umgestaltung und Neuorganisirung der vom Erzherzog Johann gestifteten Bibliothek am Joanneum durch, welche durch ihn zu einer als Bildungsmittel für ganz Steiermark dienenden Landesbibliothek ausgebildet wird. Als Historiker lieferte er selbständige Forschungen auf dem Gebiete des dreißigjährigen Krieges, der venetianischen Geschichte, der religiösen Bewegungen in Innerösterreich und des Flugschriftenwesens im 17. Jahrhunderte. Aus Anlaß der historischen Ausstellung in Gratz zur Feier der 600jährigen Regierung des Hauses Habsburg in Steiermark erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, nachdem er schon 1874 wegen einer literarischen Leistung vom Herzoge von Anhalt durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Ordens Albrechts des Bären ausgezeichnet worden war. Am 8. Juni 1885 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors verliehen. Hans von Zwiedinek ist seit 28. Juli 1868 mit Anna Adele, Tochter des verstorbenen Eisengroßhändlers Johann Dettelbach vermält, aus welcher Ehe ein Sohn und zwei Töchter stammen [vgl. die Stammtafel]. Wir schließen diese Lebensskizze mit einer Uebersicht seiner schriftstellerischen Thätigkeit in chronologischer Folge.

Uebersicht der selbständigen Werke und größeren Abhandlungen des Dr. Hans Zwiedinek (hat als Schriftsteller die Schreibung Zwiedineck angenommen) Edlen von Südenhorst. „Die Aufgaben und Mittel der Musik“ (Gratz 1868, Kienreich); – „Die Neugestaltung des deutschen Nationalepos“ (Sonderabdruck aus dem XIX. Jahresber. der st. Landes-Oberrealschule zu Gratz, 1871); – „Deutschlands Ringen um Staat und Verfassung“ (Gratz 1871, „Polit. Flugblätter“, herausgegeben vom Vereine der Deutschnationalen in Gratz); – „Leitfaden zum Unterrichte in der Geographie von Steiermark für Volksschulen“, hiezu: „Wandkarte von Steiermark für Volks- und Bürgerschulen“ (Gratz 1871, Leykam); – „Fürst Christian der Andere von Anhalt und seine Beziehungen zu Innerösterreich“ (Gratz 1874, Leuschner und Lubensky); – „Innerösterreichische Religions-Gravamina aus dem 17. Jahrhundert“ (Mittheilungen des histor. Vereins für Steiermark, 1874); – „Geschichte der religiösen Bewegung in Innerösterreich im 18. Jahrhundert“ (Archiv für österreichische Geschichte, Bd. LIII, 1875); – „Das steirische Aufgebot von 1565“ (Mittheilungen des histor. Vereins für Steiermark, 1877); – „Dorfleben im 18. Jahrhundert. Culturhistorische Skizzen aus Innerösterreich“ (Wien 1877, C. Gerold’s Sohn); – „Ruprecht von Eggenberg. Ein österreich. Heerführer des 16. Jahrhunderts“ (Mittheilungen des histor. Vereins für Steiermark, 1878); – „Wallenstein“ (Hölder’s Histor. Bibliothek für die Jugend, herausg. von Dr. A. Egger, Wien 1878); – „Ueber den Versuch der Translation des deutschen Ordens an die ungarische Grenze“ (Archiv für österr. Geschichte. Bd. LVI, 1878); – „Die Obedienz- [343] Gesandtschaften der deutschen Kaiser an den römischen Hof im 16. und 17. Jahrhundert“ (Archiv für österr. Geschichte, Bd. LVIII, 1879); – „Des Freiherrn Adam v. Herberstein Gesandtschaftsreise nach Constantinopel“ (Allgemeine Zeitung 1879, Nr. 129, 130); – „Hans Ulrich Fürst von Eggenberg“ (Wien 1880, W. Braumüller); – „Culturgeschichte“ (Jahresberichte der Geschichtswissenschaft, Berlin 1878, 1879, 1880.); – „Venetianische Gesandtschaftsberichte über die böhmische Rebellion 1618–1620“ (Gratz 1889, Leuschner und Lubensky); – „Beiträge zur Geschichte der Verwaltung aus dem Protokolle der Herrschaft Hohenwang“ (Mittheilungen des histor. Vereins für Steiermark, 1882); – „Die Politik der Republik Venedig während des dreißigjährigen Krieges“, 2 Bände (Stuttgart. J. G. Cotta, 1882 bis 1885): – „Kriegsbilder aus der Zeit der Landsknechte“ (Stuttgart 1883, J. G. Cotta); – „Graf Heinrich Matthias Thurn in Diensten der Republik Venedig“ (Archiv für österr. Geschichte, Bd. LXVI, 1884); – „Die Einleitung des Herbstfeldzuges 1813“ (Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Cotta 1884, VII); – „Wallenstein’s Feldzug gegen Mansfeld“ (Mitth. des Instit. für österr. Geschichtsforschung, VI., 2. 1885); – „Die Unglückstage von Mantua“ (Zeitschrift für allgemeine Geschichte. 1885, XI.); – „Turenne und die Fronde“ (ebenda, 1886, VI., VII.); – „Die neueste Wallenstein-Forschung“ (ebenda, 1887, I.); – „Der Bund der mitteleuropäischen Kaisermächte“ (Zeitschrift für Geschichte und Politik, 1888, I.); – „Das böhmische Staatsrecht und die deutschnationale Politik in Oesterreich“ (ebd., 1888, III.); – „Die öffentliche Meinung in Deutschland im Zeitalter Ludwigs XIV. 1650–1700“ (Stuttgart 1888, J. G. Cotta); – „Die Schlacht von St. Gotthard 1664“ (Mitth. des Instit. für österr. Geschichtsforschung, 1889); – „Die Augsburger Allianz von 1686“ (Archiv für österr. Geschichte, LXXVI, I., 1890); – „Deutsche Geschichte im Zeitraume der Gründung des preußischen Königthums (1648–1740)“ I. Bd., 1890 (Bibliothek deutscher Geschichte, J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Nachfolger); – Für die „Allgemeine Geschichte in Einzelndarstellungen“, herausgegeben von Wilhelm Oncken, schrieb Zwiedinek die „Geschichte Leopolds II.“, als Abschluß von Adam Wolf’s Maria Theresia, Joseph II. und Leopold II.“ nach Adam Wolf’s Tode; – für das Kronprinzenwerk „Oesterreich-Ungarn in Wort und Bild“ Band Steiermark: „Die Geschichte Steiermarks von 1564 bis zur Gegenwart“. – Als Erzähler versuchte sich Zwiedinek schon in seinen Studentenjahren mit der culturhistorischen Novelle: „Der Aufstand der steirischen Herren im Jahre 1291“ (Gratz 1863, Settelle); in jüngster Zeit unterbrach eine kleine belletristische Arbeit die ernsten Abhandlungen: „Edwina, eine Bibliotheksgeschichte“ (Deutsche Revue, XIV., Maiheft 1889). Auch ist zu bemerken, daß er sich zum Unterschied der übrigen Familienglieder, die sich Zwiedinek (infolge ihrer slavischen Abstammung) schreiben, der Schreibung mit c, Zwiedineck, bedient.
Kürschner (Joseph). Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1889 (Berlin und Stuttgart, Spemann, 32°.) XI. Jahrgang. Seite 561.