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BLKÖ:Pellegrini, Karl Clemens Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pellegrini, Angelo
Band: 21 (1870), ab Seite: 440. (Quelle)
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Pellegrini, Karl Clemens Graf (k. k. Feldmarschall, Ritter des goldenen Vließes und Großkreuz des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Verona 20. November 1720, gest. zu Wien 28. November 1796). Entstammt einer alten italienischen Adelsfamilie, aus der zu gleicher Zeit drei Brüder: Karl, Ignaz und Peter, in der kaiserlichen Armee dienten. Schon im frühesten jugendlichen Alter trat Karl Clemens in dieselben und kaum 15 Jahre alt, stand er als Fähnrich vor Philippsburg. Da es damals noch kein besonderes Geniecorps gab, so wurden die fähigsten Officiere aus den einzelnen Regimentern ausgelesen und bei den erforderlichen Arbeiten verwendet. Damals schon machte sich Fähnrich P. dem großen Eugen, der die Armee am Rhein befehligte, bemerkbar. In dem darauffolgenden Türkenkriege, 1737–1739, wurde P. auf eine auf der Donau aufgestellte kleinere Flotille von neun Schiffen zu 22 bis 40 Kanonen und sechs Galeeren, jede zu 36 Kanonen, zum Dienste beordert. Diese Flotille war ein bloßer Spielball der verschiedenen Generale, die zu Lande befehligten, und löste sich bei der ordnungslosen Verwendung bald von einer, bald von der anderen Seite geradezu auf und P. lernte daselbst, wie einer seiner Biographen treffend bemerkt, „weniger das, was im Kriege zu geschehen hat, als vielmehr das, was sorgfältig vermieden werden soll“. Die Kämpfe des darauffolgenden Erbfolgekrieges, 1740–1748, machte P. als Major und Oberstlieutenant mit, und beim Ausbruche des siebenjährigen Krieges, 1756, war er bereits Oberst im 59. Infanterie-Regimente Leopold Graf Daun. In der Schlacht bei Breslau schlug er mit seiner Brigade den Angriff von vier preußischen Cavallerie-Regimentern zurück und machte es so unsern Carabinieren möglich, in die Schlachtlinie zu rücken und einen zweiten feindlichen Angriff abzuwehren. Auch verstärkte er die wichtige Position von Kleinmoppern und behauptete sie persönlich an der Spitze eines Bataillons, bis der Sieg entschieden war. Nicht geringere Bravour bewährte er bei Hochkirch (14. October 1758), wo er mit seinem Regimente auf dem linken Flügel kämpfte. Im Jahre 1759 rückte er zum General-Major vor und befehligte bei Meißen (3. December g. J.) eine aus Infanterie, Grenadieren und Carabiniers zusammengesetzte Brigade. Bei Torgau (3. November 1760) führte er mit seinem Bruder, dem Feldmarschall-Lieutenant Peter Graf P., an der Spitze des Kürassier-Regiments Buccow eine glänzende Attaque aus, und den glücklichen Erfolg des Tages bei Teplitz schrieb der General der Cavallerie Fürst Löwenstein wesentlich dem Grafen Pellegrini zu. Schon in der 3. Promotion (vom 4. December 1758) wurde ihm für sein Verhalten bei Breslau das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens zuerkannt. Im Jahre 1764 wurde er zum Feldmarschall-Lieutenant befördert, und als am 15. October 1765 von Kaiser Joseph die Commandeursclasse des Maria Theresien-Ordens gestiftet worden, befand sich unter den neun ersten Commandeuren in Würdigung seiner im siebenjährigen Kriege erkämpften Verdienste auch Graf Pellegrini. Erst nach dem Hubertsburger Frieden fand [441] P. Gelegenheit, sich auf jenem Gebiete besonders nützlich zu machen, auf dem vor Allem seine Kenntnisse zu tüchtigem Schaffen ihn befähigten. Nachdem er in rascher Aufeinanderfolge erst Commandirender in Oberösterreich, dann General-Inspector der Infanterie und Hofkriegsrath, im Jahre 1767 Inhaber des 49. Infanterie-Regimente, heute Freiherr von Heß, geworden, erhielt er im Jahre 1779 das Commando über das Ingenieur-. Mineursappeurcorps, wurde im Jahre 1771 Feldzeugmeister, im Jahre 1778 Feldmarschall und bald darauf General-Director des gesammten Genie- und Fortificationswesens. Dieses entwickelte sich unter seiner Oberleitung zu großer Vollkommenheit: die Corps der Feldmesser, Schanzgräber und Mineurs erhielten ihre vollständige Organisation; die wissenschaftliche Ausbildung des Geniecorps vor Allem, dann aber des Soldaten im Allgemeinen ließ er sich ernstlich angelegen sein; nach seinen Angaben und unter seiner unmittelbaren Leitung wurden (1780) die Festungen Theresienstadt und Josephstadt gebaut und der Plan zu den Festungswerken von Königgrätz entworfen. Bei Ausbruch des Türkenkrieges begab sich auch Feldmarschall Graf P. auf den Kriegsschauplatz. Als die Armee von Illova gegen Karansebes sich zurückziehen mußte, warf sich Pellegrini in die Festung Temesvár, und von dort aus leisteten die von ihm herangezogenen oberwähnten Corps bei der Belagerung von Belgrad so entschiedene, die Belagerungsarbeiten wesentlich fördernde Dienste, daß ihm Kaiser Joseph außer Capitel am 12. October 1789 das Großkreuz des Maria Theresien-Ordens verlieh. Bei der Belagerung der Festung entwickelte überdieß P. selbst große Thätigkeit. Als am 30. September 1789 die Raizenstadt und ein Theil der Wasserstadt von den Unseren mit Sturm genommen worden und Feldmarschall Daun, der den Stürmenden bis an die Vorstädte gefolgt war, durch den Schlag eines Pferdes außer Thätigkeit gesetzt ward, eilte Pellegrini sofort der stürmenden Colonne nach, erreichte sie in den Vorstädten noch rechtzeitig, um ihre entsprechende Aufstellung zu verfügen, wodurch die erstürmten Objecte behauptet und die Uebergabe der Festung herbeigeführt wurde. Nach beendigtem Kriege kehrte P. nach Wien zurück. Daselbst baute er sich auf der Bastei ein Haus, von dem es in einer seiner Biographien heißt: „in der bürgerlichen Baukunst steht das Haus, welches P. zu seiner Wohnung überbaute, den Architekten zur Lehre da, wie das wahre Genie auch ein verkrüppeltes Local zu benützen und nach erweiterten Absichten umzuschaffen das Mittel findet. Der Kenner findet in dem einfach edlen Style dieses Hauses das Geistesgepräge seines Erbauers“. Kurz vor seinem Tode, der im Alter von 76 Jahren erfolgte, verlieh ihm Kaiser Franz das goldene Vließ. Der Graf erhielt am 13. Jänner 1792 das böhmische Incolat im Herrenstande. Auch wurde er im nämlichen Jahre Indigena von Ungarn.

Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen, 8°.) Bd. II, S. 42. – Reilly (Franz Joh. Jos. v.), Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian I. bis auf Franz II. (Wien 1813, Kunst- und Industrie-Comptoir, kl. 4°.) S. 394. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 175 [nach dieser gest. am 8. Juni 1796]. – Dandolo (Girolamo), La caduta della Repubblica di Venezia ed i suoi ultimi cinquant’ anni. Studii storici [442] (Venezia 1855, Pietro Naratovich, 8°.) Appendice p. 142 [nach diesem gest. am 28 Mai 1796]. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 74, 209, 252, 1728, 1731 u. 1733. – Porträte. 1) Auf einem Blatte zusammen mit Wilhelm Prinz von Hildburghausen, Franz Graf Nádasdy, Friedrich Fürst von Hohenlohe. Langer sc. (Wien, 4°.); – 2) Vinazer inv., Q. Mark sc. 1782 (8°.); – 3) G. Fuchs p., N. Rhein sc. 1791. Ganze Figur (Royal-Fol., Schwarzk.).