BLKÖ:Trenkwald, Johann Matthias
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 47 (1883), ab Seite: 156. (Quelle) | |||
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Ruben [Bd. XXVII, S. 200] die ständische Kunstakademie in Prag und vervollkommnete sich an der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste in Wien, wo Karl Rahl [Bd. XXIV, S. 230] nicht ohne Einfluß auf den sehr begabten Schüler blieb, in seinem Fache. Im Jahre 1856 mit einem kaiserlichen Stipendium zu einer Reise nach Rom ausgestattet, kehrte er von dort mit zahlreichen Studien 1862 nach Wien zurück, wo er alsbald mit verschiedenen Aufträgen betraut wurde, so zunächst von Seiner Majestät dem Kaiser mit einer Farbenskizze, welche den „Einzug Herzog Leopolds des Glorreichen in Wien nach dessen Rückkehr vom Kreuzzuge“ darstellen [157] sollte. Er führte dieselbe später in einem großen Oelgemälde aus, welches sich gegenwärtig in der modernen Abtheilung der kaiserlichen Galerie im Belvedere befindet. 1865 wurde er als Nachfolger Engerth’s zum Director der ständischen Akademie in Prag ernannt und blieb auf diesem Posten bis zum Jahre 1872, in welchem er einem Rufe als Professor an der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste in Wien folgte, in welcher Stellung er noch zur Stunde thätig ist. 1866 wurde seine Wahl zum Mitgliede der Wiener Akademie von Seiner Majestät bestätigt, auch ist er Mitglied der k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale in Wien und erhielt 1879 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Im Jahre 1864 meldeten die Journale die Vermälung des Künstlers mit Miß Kate Noel, und am 6. Juni 1870 vermälte er sich – wenn die Zeitungsnotiz von seiner ersten Ehe auf Wahrheit beruht – zum zweiten Male, und zwar mit Maria Gräfin Thun, einer Tochter des Grafen Franz Thun [Bd. XLV, S. 43]. Im Vorstehenden wären die Hauptmomente des Lebens- und Bildungsganges des Künstlers mitgetheilt. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf sein künstlerisches Schaffen, das sich nach manchen Wandlungen ungewöhnlich reich gestaltete. Anfänglich wendete sich Trenkwald dem höheren Genre zu, blieb aber nicht lange dabei, sondern ging zur Historie und endlich in den letzten Jahren zur Kirchenmalerei über, in welcher er unbedingt das Bedeutendste geleistet hat. Wir lassen nun hier eine Uebersicht seiner Arbeiten, so weit solche bekannt geworden sind, folgen. Seine erste größere selbständige Arbeit ist eine Kreidezeichnung aus dem Jahre 1844, sie stellt den „Schutzengel“ vor und befindet sich jetzt im Besitze des Barons Kotz. Sein im folgenden Jahre 1845 ausgeführtes größeres Oelbild: „Landleute auf der Flucht vor dem Feinde“ kaufte die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag an; – „Karls XII. Tod vor Friedrichshall“ wurde Eigenthum des Grafen Clam-Gallas; – eine „Scene aus dem Bauernkriege“, 1848 gemalt, erwarb wieder die Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde; – auf Bestellung des Grafen Desfours-Walderode malte der Künstler 1849 „Die Schlacht bei Lippa“ und 1850 nach einem Carton von Ruben das Altarbild „Johannes der Täufer“ für die Kirche zu Turnau; – „Tezel’s Ablasspredigt“, ein großer Carton aus dem Jahre 1852 kam auf die Ausstellungen zu Hamburg, Berlin, München und Paris. Im nämlichen Jahre malte er auch nach einem Carton von Ruben das Freskenbild im Prager Belvedere – wenn wir nicht irren das erste – „Die Ueberbringung der Reliquien des h. Adalbert nach Böhmen durch den Herzog Brzetislaw von Böhmen“; – ferner 1854 nach eigener Composition: „Wladislaws Thronentsagung zu Gunsten seines Bruders Przemysl Otokar“, dessen Carton [Höhe 240 Centim., Breite 297 Centim.] sich im Besitze der Frau Susanna Ruben befindet; – 1855 entstand sein Originalcarton: „Karl IV. überfallen in Pisa“ und die Freske: „Gründung der Prager Universität“ im Prager Belvedere, wovon den Carton [Höhe 241 Centim., Breite 270 Centim.] gleichfalls Frau Susanna Ruben besitzt; – in diese Zeit fallen auch seine Illustrationen zu Heine’s „Buch der Lieder“. Während seines Aufenthaltes in Rom copirte er trefflich mehrere italienische Bilder, so eine Freske von Benozzo Gozzoli im Palazzo Riccardi [158] zu Florenz, jetzt in der Sammlung der Wiener Akademie der bildenden Künste; dann entwarf er auf Bestellung der königlichen Hofdruckerei in Dresden dreißig Zeichnungen mit der Feder, welche als Illustrationen einer Geschichte Deutschlands Verwendung finden sollten. 1862 malte er, wieder im Prager Belvedere, nach einer Skizze von Ruben „Die Hussitenschlacht“ al Fresco und 1863 für das dem Papste Pius IX. von Seiner Majestät dem Kaiser geschenkte Missale romanum zwei Miniaturbilder, deren eines „Mariae Verkündigung“, das andere „Mariae Himmelfahrt“ darstellt, zwei Blätter von einem Liebreiz ohne Gleichen. Im Jahre 1864 entwarf er die Farbencartons für die Fenster in der Ernst-Capelle des Prager St. Veit-Domes, malte für die Kirche zu Neuhaus im Budweiser Kreise Böhmens im Auftrage des Grafen Eugen Czernin zwei größere Altarbilder und begann auch die Fresken in der Gruftcapelle des Freiherrn Revoltella [Bd. XXV, S. 396] zu Triest, welche in der Apsis, in der Kuppel und den Seitenwänden „Christus in der Glorie“, „Maria mit den Aposteln“ und „Scenen aus dem Leben des h. Paschalis“ – der Auftraggeber Baron Revoltella führte den Taufnamen Pasquale – darstellen. Er endete diese Arbeit 1865. Für den Prüfungssaal im akademischen Gymnasium zu Wien begann er im letztgenannten Fahre den Fresken-Cyclus, welcher die theologischen Tugenden und die lateinischen und griechischen Kirchenväter darstellt, und setzte dieses Werk 1867 fort. Die acht Aquarellskizzen [Höhe 18 Centim., Breite 12 Centim.] waren auf der historischen Ausstellung, welche anläßlich der Eröffnung der neuen Akademie der bildenden Künste in Wien 1877 statthatte, mit zwei Aquarellen aus dem Bildercyclus: „Leben des h. Paschalis“ in der Revoltella’schen Gruftcapelle [Höhe 14 Centim., Breite 36 Centim.] zu sehen. Diese, wie auch die übrigen befinden sich im Besitze des Curatoriums Revoltella in Triest. Ungefähr in den Anfang der Sechziger-Jahre fällt noch eine größere Arbeit des Künstlers, nämlich sein vielgenanntes und auch in Copien stark verbreitetes Bild: „St. Cyrill und Method“, welches er mit Benützung der uralten Freske in der St. Clementskirche in Rom ausführte, und von welchem der um Oesterreichs Kunstindustrie so sehr verdiente Olmützer Buchhändler Hölzel Copien im Farbendruck, und zwar in verschiedenen Ausgaben herstellen ließ. Einen guten Holzschnitt von J. Fara nach einer Zeichnung von J. Scheiwl brachte das Prager illustrirte Blatt „Světozor“ in Nr. 30, S. 293 des Jahrgangs 1868. Im Jahre 1867 begann der Künstler die Vorarbeiten zu den Fresken in der neuen Karolinenthaler Kirche zu Prag, wofür ihm der Prager Kunstverein das stattliche Honorar von 15.000 fl. zugesichert hatte. 1868 waren auf der Prager Kunstausstellung von Trenkwald zu sehen: zehn historische Compositionen aus verschiedenen Geschichtsperioden, wie „Friedrich II. von Hohenstaufen“, „Gustav Adolph“, „König Enzio“ und Thomas Münzer“; und ein großes, wie ein Kritiker es beurtheilte, „furchtbar schönes“ Oelgemälde: „Die Vertheidigung der letzten Wagenburg durch die Hussiten“. Ueber die Arbeiten des Künstlers, welche in die Jahre 1869–1877 fallen, in welchen wohl die Ausführung der Fresken in der Karolinenthaler Kirche statthatte, sind wir völlig ununterrichtet, dagegen können wir seine Arbeiten von 1878 ab nennen, und diese sind: 1878: Cartons zu Fenstern [159] der Votivkirche in Wien, und zwar für das von Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth und für das von Erzherzog Karl Ludwig gestiftete Fenster; dann Skizzen für die Wandmalereien in der Graf Thun’schen Gruftcapelle in Tetschen, deren Aquarelle: „Engel am Grabe Christi“ und „Mater dolorosa“ [Höhe 30·5 Centim., Breite 50 Centim.] auf der historischen Ausstellung 1873 der Akademie der bildenden Künste zu Wien zu sehen waren; und im Jahre 1879: Entwürfe zu Wandmalereien für die sechzehn leeren Felder der Chorcapelle in der Wiener Votivkirche; dieselben sollen im Anschlusse an das in den Fenstergemälden dargestellte Leben Mariens den Mariencultus, seine Entstehung, Entwickelung und Fortbildung bis in die Neuzeit versinnbildlichen. Die Ausführung dieser Arbeit ist Trenkwald vom kaiserlichen Unterrichtsministerium übertragen worden. Von anderen Werken, deren Entstehungszeit wir nicht angeben können, verzeichnen wir seine „Verklärung Christi“ für das Taborbergkloster und die neun Bleistiftzeichnungen „Aus dem Leben der h. Ottilie“, welche wohl zu den lieblichsten Compositionen des Malers zu zählen sind. Was nun die Urtheile über die Leistungen des Künstlers betrifft, so ist derselbe von der Kritik nicht eben mit Glacéhandschuhen angefaßt worden, und namentlich ein Kritiker, nämlich der Verfasser der Schriften „Malerei in Wien“ und „Bauten in Wien“, kann sich an Trenkwald’s Arbeiten nicht erwärmen. Doch kann und mag auch dies den Künstler wenig bekümmern, die Zahl der Auftraggeber, die denn doch auch etwas von Kunst verstehen, mehrt sich und mit ihnen sein Künstlerruhm. Und gewiß ist es, daß Trenkwald heute zu den ersten Historienmalern Oesterreichs, namentlich auf kirchlichem Gebiete gehört.
Trenkwald, Johann Matthias (Historienmaler, geb. zu Prag 1824). Der Sohn eines Verzehrungssteuer-Commissärs, besuchte er von 1841–1851 unter Maler- Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, gr. 4°.) Beilage 1. September 1878, Nr. 244: „Wiener Briefe“. Von V.(incenti). – Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart von Dr. Hermann Karl Alex. Müller (Leipzig 1882, Verlag des Bibliographischen Instituts, 8°.) [aus der Suite der Meyer’schen Fachlexika] S. 525. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1864, Nr. 94; 1865, Nr. 125 und 305; 1870, Nr. 156. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 1865, Nr. 1169, S. 375. – Die Künstler aller Zeiten und Völker... Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt und beendigt von Dr. Karl Klunzinger und A. Seubert (Stuttgart 1864, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 703. – Ergänzungsband (ebd. 1870) S. 430. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1864, Nr. 115: „Ausschmückung des akademischen Gymnasiums“; 1866, Nr. 811: „Director Trenkwald’s Fresken“. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst. Redigirt von A. Schmidl (Wien, gr. 4°.) 1844. III. Quartal, Nr. 40, S. 314 und 315, im Artikel über die „Prager Kunstausstellung“. – Oesterreichische Kunst-Chronik. Herausgegeben von Dr. Heinrich Kábdebo (Wien, 4°.) Bd. I (1878/79), Nr. 2, S. 23; Nr. 10, S. 152; Bd. II (1879), Nr. 2, S. 26; Bd. III (1879), S. 14. – Officieller Ausstellungs-Bericht. Herausgegeben von der General-Direction der Weltausstellung 1873. Bildende Kunst der Gegenwart. (Gruppe XXV.) Bericht von Joseph Bauer und Joseph Langl (Wien 1874, Hof- und Staatsdruckerei, gr. 8°.) S. 14. – Ranzoni (Emmerich). Malerei in Wien mit einem Anhange über Plastik (Wien 1873, Lehmann und Wentzel, kl. 8°.) S. 53. [Nennt Trenkwald „als Copisten der altitalienischen Schule eminent“, meint aber weiter, „daß derselbe durch seine in Wien zur Ansicht gekommenen Originalarbeiten mehr Befremden als Bewunderung errege“.] – Derselbe. Wiener Bauten (Wien 1873, ebd., 12°.) S. 68. [Indem Ranzoni hier die Architektur des akademischen Gymnasiums in Wien bespricht, kommt er auch auf den schön und stylvoll ausgeführten Prüfungssaal zu sprechen, aus welchem er nur die mattfarbigen Trenkwald’schen Malereien wegwünscht]. – Reber [160] (Franz Dr.). Geschichte der neueren deutschen Kunst vom Ende des vorigen Jahrhunderts bis zur Wiener Ausstellung 1873... (Stuttgart 1876, Meyer und Zellner [Fr. Vogel] gr. 8°.) S. 439. – Recensionen und Mittheilungen über Theater, Musik und bildende Kunst [herausgegeben von den Fürsten Czartoryski] (Wien, 4°.) VIII. Jahrg., Beilage: „Recensionen für bildende Kunst“. 1862, S. 32. – Dieselben, XI. Jahrg. (1865), Beilage: „Recensionen für bildende Kunst“, S. 143. – Das Vaterland (Wiener polit. Blatt) 1863, Nr. 43, im „Feuilleton“. – Zellner’s Blätter für Theater, Musik u.s. w. (Wien, kl. Fol) 1868, Nr. 84.