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BLKÖ:Tschiderer Freiherr von Gleifheim, Ernst

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tscherne, Georg
Band: 48 (1883), ab Seite: 42. (Quelle)
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Tschiderer Freiherr von Gleifheim, Ernst (Compositeur, geb. zu Innsbruck 29. März 1830). Ein Sohn des Freiherrn Ignaz, k. k. Appellationsrathes zu Innsbruck, aus dessen zweiter Ehe mit Magdalena Freiin von Schneeburg zu Salthaus und Platten. Nachdem er das Gymnasium zu Innsbruck besucht hatte, kam er in das Haus seines Oheims, des damaligen Fürstbischofs von Trient [Seite 46 dieses Bandes], wo er das Lyceum, die heutigen zwei letzten Classen des Obergymnasiums, beendete. Sodann den Rechtswissenschaften sich zuwendend, lag er denselben an verschiedenen Universitäten ob. Nach Abschluß seiner Studienjahre trat er 1853 als Praktikant bei der Tiroler Statthalterei in den Staatsdienst, den er jedoch schon 1854 wieder verließ. In diesem Jahre noch vermälte er sich mit Bertha geborenen Freiin Zephyris zu Greuth, einer nahen Verwandten von seines Vaters erster Frau. Tschiderer, der bis dahin die Musik vorherrschend dilettantisch betrieben, begann sich nun in musikalisch-theoretische Studien zu vertiefen. Er hatte zwar seinen bleibenden Wohnsitz in Innsbruck, brachte aber, ein paar Aufenthalte in München ausgenommen, die Winter-Concertsaisons in Wien zu, wo er Gelegenheit fand, mit Dr. Hanslik in freundschaftlichen Verkehr zu treten und auch andere fremde und einheimische Künstlergrößen näher kennen zu lernen. Indessen trieb er mit allem Eifer das Studium der Musik, und seine Lehrer waren Franz Zdenko Skuhersky [Bd. XXXV, S. 114], jetzt Director der Orgelschule in Prag, welcher von 1854 bis 1866 die Direction des Musikvereines in Innsbruck führte, und Felix Otto Dessof [Bd. XXIV, S. 387], früher Hofcapellmeister in Wien, gegenwärtig in Frankfurt a. M. In seinem Studium wurde er nur durch den Feldzug des Jahres 1859 unterbrochen, den er als Officier auf Kriegsdauer mitmachte. 1874 stellte er Kränklichkeit halber seine musikalischen Pilgerfahrten, [43] die er bis dahin nach Wien zu unternehmen pflegte, ein. Indessen war Tschiderer auf dem Gebiete der Musik sowohl theoretisch durch Schriften, welche das Studium dieser Kunst behandelten, wie praktisch thätig durch Compositionen mannigfachster Art, größere wie kleinere, als: Opern, Orchestermusik für großes und für Streichorchester, Kammermusik für Streichquartette, für Violine, Cello und Pianoforte, für Violine und Pianoforte, für Pianoforte allein, für Gesang: Männerchöre, gemischte Chöre, Duette, Lieder und auch für Kirchenmusik. Von seinen Opern sind alle vier theils auf Dilettantentheatern, theils auf öffentlichen Bühnen mit Beifall, zwei mit durchschlagendem Erfolge gegeben worden. Von seinen Compositionen, deren Uebersicht daneben folgt, ist nur ein geringer Theil herausgekommen. Die gedruckten sind mit einem Stern (*) bezeichnet. Von seinen theoretischen Arbeiten über Musik sind nachstehende als Manuscript gedruckt: „Ueber die Formen der Composition“ (1868); – „Reflexionen über die Kunstoper“, anläßlich eines zu haltenden Vortrags geschrieben (1869) und „Musikalisch-theoretische Anleitung für Autodidakten“, geschrieben, um einigen Schülern, welchen er zu seinem Vergnügen musikalischen Unterricht ertheilte, die Arbeit zu erleichtern. Freiherr Tschiderer ist, wie bereits erwähnt, seit 23. Mai 1854 mit Bertha geborenen Freiin Zephiris zu Greuth (geb. 6. Februar 1832) vermält, und stammen aus dieser Ehe außer einem 1875 im Jünglingsalter von sechzehn Jahren gestorbenen Sohne zwei Töchter: Marie (geb. 11. Jänner 1857) und Albertine (geb. 16. October 1862), so daß der Freiherr Ernst der Letzte seines Stammes ist.

Verzeichniß der gedruckten und den nur in Handschrift befindlichen Compositionen des Freiherrn Ernst Tschiderer. I. Opern.Hauptmann der Wache“. Oper in zwei Acten. Tschiderer’s erster Versuch in der Operncomposition. Dies Stück wurde im April 1858 unter der Direction Walter im Theater zu Innsbruck aufgeführt. Die Musik fand beifällige Aufnahme. Dagegen ward das Textbuch, dessen Autor glücklicherweise unbekannt geblieben, unmöglich befunden. – „Paquita“. Romantische Oper in vier Acten. Text von Karl Grafen Coronini. Sie wurde im Juni 1869 mit vom Compositeur ausgewählten Dilettantenkräften und dem Orchester des Mozarteums unter Tschiderer’s eigener Direction im Theater zu Salzburg, und zwar mit so entschiedenem Erfolge in Scene gesetzt, daß mehrere Aufführungen hintereinander, die erste derselben zum Besten der Schiller-Stiftung und des Mozarteum-Pensionsfondes, stattfanden. – „Blanche“. Komische Oper in zwei Acten. Text von J. Hörmann. Ebenfalls, mit vom Compositeur ausgewählten Dilettantenkräften und dem Orchester des Mozarteums zum ersten Male im Juni 1870 im Salzburger Theater gegeben, und zwar auch mit günstigem Erfolge, welcher jedoch an jenen der „Paquita“ nicht hinanreichte. Erlebte auch mehrere Aufführungen. – „Die Lady von Gretnagreen“. Komische Oper in drei Acten. Text von Mosenthal. Sie wurde zum ersten Male in Salzburg am 21. December 1880 unter der Direction Müller mit sehr günstigem Erfolge gegeben und im Laufe desselben Winters ein paar Male wiederholt. Im Winter 1881 war sie Repertoireoper in Breslau und erlebte zwölf Aufführungen. Gegenwärtig wird die Oper – deren Betrieb der Wiener Theateragent Gustav Levy übernahm – an mehreren Bühnen zur Aufführung vorbereitet. – II. Orchestermusik. a) Für großes Orchester. Ouverture zur Oper „Hauptmann von der Wache“. – Ouverture zur Oper „Paquita“. – Ouverture zur Oper „Blanche“. – Ouverture zur Oper „Lady von Gretnagreen“. Die letzten drei Ouverturen wurden vielfach als Concertnummern benützt. – „Concert-Ouverture in D-dur“, 1860 in Innsbruck zum ersten Male aufgeführt. – „Concert-Ouverture in D-moll“. 1868 im Orchesterverein in Wien zum ersten Male aufgeführt. – „Concert-Ouverture in A-moll“. 1867 im Innsbrucker [44] Musikverein zum ersten Male aufgeführt. – Ouverture zu Grillparzer’s „Des Meeres und der Liebe Wellen“. Für das Prager Landestheater geschrieben und dort am 23. October 1879 zum ersten Male gespielt. Eine andere Aufführung fand im Redoutensaale zu Innsbruck im vierten Abonnementsconcert des dortigen Musikvereines statt. – „Frühlings-Ouverture“. Das erste Mal im Jahre 1880 vom Mozarteum-Orchester unter Capellmeister Kaiser aufgeführt. – „Ouverture zu einem Trauerspiele“. November 1881 zum ersten Male gegeben. Dem Musikverein in Innsbruck gewidmet. – „Im Hochgebirge“. Concert-Ouverture. Dem Salzburger Mozarteum gewidmet. Im December 1882 zum ersten Male in Innsbruck aufgeführt. – „Deutscher Siegesmarsch“. Im December 1870 zu Innsbruck zum ersten Male vorgetragen. – b) Für Streichorchester allein.Allegro, Adagio, Scherzo und Finale“ (in Form einer Symphonie). Zum ersten Male 1867 in Innsbruck aufgeführt. – „Serenade“. In fünf Sätzen (Allegro, Romanze, Scherzo, Adagio und Finale). Im Concert des akademischen Gesangvereines in Innsbruck 1877 zum ersten Male gegeben. Die Mehrzahl dieser Arbeiten sind Manuscript, einige wenige nur durch den Hektograph vervielfältigt. – III. Kammermusik. a) Für Streichquartett,Probe-Quartett“. In F-dur. Im Jahre 1860 gespielt. – „I. Streichquartett“. In G-moll. Dem Director der Prager Orgelschule Skuhersky gewidmet. Zuerst in Innsbruck 1867, dann in Prag 1875 aufgeführt. – „II. Streichquartett“. In D-dur. – *„III. Streichquartett“. In F-dur. Dem Leiter des Florentiner Quartettes Jean Becker gewidmet. Das erste Mal 1871 von den Florentinern in Basel gespielt. (Gedruckt in Wien im Verlag von Gotthart, Partitur und Stimmen.) – „IV. Quartett“. In D-dur. Zum ersten Male 1870 in Salzburg aufgeführt. – „Andante“. In B-dur. – b) Trios für Violine, Cello und Pianoforte. „I. Trio“. In D-moll. 1867. – „II. Trio“. In E-moll. 1869. Dem Director des Wiener Conservatoriums Hellmesberger gewidmet. – „III. Trio“. In C-dur. 1872. – c) Sonaten für Violine und Clavier.Sonate“. In D-moll. 1881. – „Romanze“. 1867. – „Adagio“.– d) Für Clavier allein.Das Mädchen. Der Jüngling. Der Greis“. 1868. – *„Ein Albumblatt“ (Preßburg 1869, bei Schindler). – Melodram zu „König Rene’s Tochter“. 1868. – „Vierhändiges Scherzo“.– „Vierhändiger Hochzeitsmarsch“. Motiv aus der Oper „Paquita“. – Melodram zur „Huldigung der Künste“ von Schiller. Für Clavier (vierhändig) und Harmonium. Am 21. April 1876 im Concert der Gesangsprofessorin Pruckner in Wien aufgeführt. – Melodram (vierhändig) zu „Drei Räusche“ von Friedrich Kaiser. Im Concert des akademischen Gesangvereines in Innsbruck am 21. Juni 1876 zum ersten Male aufgeführt. – „Drei Ouverturen: Frühlingsouverture. Im Hochgebirge. Ouverture zu einem Trauerspiele“. – Clavierauszug (zweihändig) der Oper „Blanche“. – Clavierauszug (zweihändig) der Oper „Lady von Gretnagreen“. – „Albertine-Polka“. Zweihändiges Salonstück. – „Jenny-Polka“. Zweihändiges Salonstück. – IV. Männer-Chöre.Deutsches Thürmerlied“. Von Geibel. Mit Begleitung von vier Posaunen – „Die Wanderer“. – „Der rothe Tiroler Adler“. Von Senn. Der Innsbrucker Liedertafel bei Gelegenheit des 500jährigen Vereinigungsfestes Tirols mit Oesterreich gewidmet und beim Festbankett im großen Chore von sämmtlichen Liedertafeln Tirols zum ersten Male aufgeführt in Innsbruck 1863 (Innsbruck, bei Groß, Partitur und Stimmen).– „Unsere Berge“. Von Gilm. Anläßlich der Enthüllungsfeier des Gilm-Denkmals aufgeführt 1868. – „Reiterlied“. Von Kaden. 1863. – „Am Rhein“. Mit Begleitung von vier Hörnern. – „Studentenwalzer“. Text von Jos. von Ehrhardt. Mit großem Orchester. 1871 zum ersten Male in Innsbruck aufgeführt. – „Hochzeitlied“. 1870. – „Mein Herz ist wie die dunkle Nacht“. – „Zigeunerlied“. Von Goethe. Mit vier- (auch zwei-) händiger Pianobegleitung mit Triangel und Tambourin. – „Knappenchor“. Mit Orchesterbegleitung. 1877 zum ersten Male aufgeführt. – *„Die Tiroler Schützenfahne“. Gedicht von Adolph Pichler. Mit Begleitung von zwei Trompeten, zwei Hörnern, Pauken und kleiner Trommel (Innsbruck, bei Groß). Sollte bei dem für 1883 geplanten großen Bundesschießen in Innsbruck zur Aufführung kommen. Die Ueberschwemmung genannten Jahres hat Bundesschießen und Aufführung des Chors vertagt. – V. Gemischte Chöre. a) „Ich brach mir ’s im Winde“. [45] b) „Mein Herz ist wie ein tiefer See“. c) „Ich sehe zum Altare“. – „Nachtlied“. Von Geibel. – „Mädchen mit dem rothen Mündchen“. Von Heine. Im schottischen Volksstyl. – „Du schönes Fischermädchen“. Im deutschen Volksstyl. – „Der Gutzgauch“. Text aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Musik im altdeutschen Volksstyl. – VI. Für weiblichen Chor.Gesangswalzer“. 1881. – „Musikantenlied“. Mit Altsolo. 1881. – VII. Duette.Sechs Duette für Sopran und Alt“. a) „Die Blume der Liebe“. Von T. H. – b) „Die Rose“. Von Kobell. c) „Die Liebe“. Von Geibel. d) „Viel tausend Küsse gib“. Von Geibel. e) „Du fragst mich, du mein blondes Lieb“. Von Geibel. f) „Abendständchen“. Von Brentano. – „Mailied“. Für Sopran und Alt. Aus dem „Trompeter von Säckingen“. Von Scheffel.– „Duett“. Für Sopran und Tenor. Fragment aus der unvollendeten Oper „St. Hubertusschloß“. – „Duett“. Für Mezzosopran und Bariton. Nach dem Texte einer Scene aus dem Opernlibretto „Das Glöcklein des Eremiten“. Skizze im Spielopernstyl. 1876. – „Symphonie“. Duett für Sopran und Alt. Text von Martin Greif. Mit Begleitung von Clavier und Harmonium. – „Zwei Duette“. Für Sopran und Alt. a) „Le petit Pierre“. b) „Les petits Savoyards“. – VIII. Kirchenmusik. „Tantum Ergo“. Für gemischten Chor in Es-dur. Dasselbe auch für Männer-Chor in G-dur. – „Tantum Ergo“. Für gemischten Chor in C-dur, mit Streichbegleitung. – „Tantum Ergo“. Für gemischten Chor in G-dur, mit Streichbegleitung. – „Tantum Ergo“. Für gemischten Chor in As-dur, mit Streichbegleitung. Alle vier für den akademischen Universitätsgottesdienst in Innsbruck 1865 componirt. – „Salve Regina“. Für eine Altstimme, mit Begleitung des Streichquintettes, zwei Clarinetten, zwei Fagotts und zwei Hörner. Aufgeführt 1865 in der Jesuitenkirche zu Innsbruck. – IX. Lieder. *„Zwei Lieder“ (Wien 1864, Spina). 1) „Am Achensee: Sieh die Vöglein in den Zweigen“. 2) „Schlumm’re, Kind“. Gedicht von H. Reder. Beide Lieder Dr. Ed. Hanslick gewidmet. – *„Zwei Lieder für Baß“ (Wien 1864, Spina). 1) „Schäfers Sonntagslied: Das ist der Tag des Herrn“. Von Ludwig Uhland. 2) „Du blasse Rose“. Gedicht von Herloßsohn. Dem Hofopernsänger Dr. Schmidt gewidmet. – *„Lieder“ (Wien 1868, Gotthart). Dem Hofopernsänger Gustav Walter gewidmet. – *„Lyrische Blätter“, drei Hefte (Innsbruck 1880, Groß). – *„Mädchenlieder“. Ein Liedercyclus (Innsbruck, bei Groß). – „Werner-Lieder“. Ein Cyclus von zwölf Liedern des Werner aus Scheffel’s „Trompeter von Säckingen“. – „Cyclus von Goethe-Liedern“. – „Cyclus von Heine-Liedern“. – „Margarethen-Lieder“. Ein Cyclus aus Scheffel’s „Trompeter von Säckingen“. Die vier letzten Liedercyclen noch Manuscript.