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BLKÖ:Wernhardt, Paul Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 55 (1887), ab Seite: 101. (Quelle)
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Wernhardt, Paul Freiherr (Ritter des Maria Theresienordens und General der Cavallerie, geb. zu Pösing im Preßburger Comitate Ungarns am 25. Jänner 1776, gest. in Wien am 13. September 1846). Der Sohn eines ungarischen Edelmannes, betrat er 1793 als Cadet ex propriis bei Zeschwitz-Kürassieren die militärische Laufbahn. Gleich im Feldzuge des nächstfolgenden Jahres, in der Schlacht bei Cateau, erregte er durch sein tapferes Benehmen die Aufmerksamkeit seines Obersten, Fürsten Karl Schwarzenberg, ward Unterlieutenant bei Erzherzog Franz-Kürassieren und wohnte den Schlachten bei Tourcoing, Tournay, Charleroi und Fleurus, sowie der Belagerung von Landrecy bei. In der Schlacht bei Stockach am 25. März 1799 brachte er mit einer Abtheilung seiner Kürassiere den weit überlegenen Feind zum Weichen und trug hiedurch zum glücklichen Ausgange des Kampfes bei. In der Relation dieses Tages rühmlich erwähnt, wurde er außer seiner Tour zum Oberlieutenant im Regimente befördert und vom Feldmarschall-Lieutenant Prinzen Hohenlohe noch in demselben Feldzuge in der Eigenschaft eines Generalstabsofficiers verwendet. Als solcher am 3. November 1799 zur Beobachtung des Feindes bei Bietigheim aufgestellt, bemerkte er, daß die von Löchgau durch ein Defilé gegen Bietigheim vorrückende französische Colonne mit Außerachtlassung jeder Vorsicht zur Deckung ihrer linken Flanke marschire, daher in dem offenen Terrain daselbst mit Erfolg attaquirt werden könne, und griff sie sofort auf seine Verantwortung zweckmäßig an, wodurch die feindliche Cavallerie ganz über den Haufen geworfen wurde. Der Generalissimus erkannte öffentlich an, daß dieses glückliche Gefecht des Hohenlohe’schen Corps einen günstigen Einfluß auf den Gang des Feldzuges genommen habe. Wernhardt wohnte 1799 noch der Schlacht von Ostrau, sowie mehreren Treffen bei. Im Sommer 1800 focht er bei Guttenzell, Erbach, Donauwörth, Neresheim u. s. w., ferner als Adjutant des Feldmarschall-Lieutenants Riesch bei Hohenlinden, Amfing, Salzburg und Lambach. 1804 wurde er auf Begehren des commandirenden Generals in Mähren, Generals der Cavallerie Latour, zu dessen Chevauxlegers-Regimente transferirt, blieb jedoch fortwährend bei dem Feldmarschall-Lieutenant Riesch, den er auch 1805 zur Armee in Deutschland begleitete, wo er mit gewohnter Auszeichnung bei Günzburg, Jungingen, Elchingen und Ulm kämpfte. Zum zweiten Rittmeister vorgerückt, gerieth er mit den übrigen in Ulm eingeschlossenen k. k. Truppen in Kriegsgefangenschaft, ward jedoch auf Parole entlassen. Die Friedensjahre benutzte er zu theoretischen Studien über seinen Stand und sendete 1807, als Frucht derselben, dem Generalmajor Grafen Grünne einen Aufsatz: „Gedanken über Landesbewaffnung“ zu, dem dieser seine volle Anerkennung zollte. Später verfaßte er auch ein „Memoire über zweckmäßige Abänderungen in dem Armee-Pensionssysteme“ und verschiedene [102] kleinere militärische Aufsätze, welche, wie die „Bemerkungen eines österreichischen Cavallerieofficiers über die Stellung der Officiere bei der Cavallerie“, im Jahrgang 1821 der „Militärischen Zeitschrift“ Heft 8 erschienen. Im October 1808 wurde Wernhardt vom Feldmarschall-Lieutenant Riesch zum ersten Rittmeister in dessen Dragoner-Regimente befördert, in welchem er das Escadronscommando bis zum Februar 1809 führte. Dann aber nach Wien berufen, kam er zum Generalquartiermeisterstabe, mit der Bestimmung in das Hauptquartier des Erzherzogs Karl. In dieser Stellung wohnte er den Treffen bei Landshut, Hausen und Regensburg bei. Vom Schlachtfelde von Aspern, wo er eine leichte Verwundung davontrug, wurde er mit der Meldung des erfochtenen Sieges an den in Wolkersdorf weilenden Kaiser gesendet, hierauf vom Erzherzoge weit außer der Tour zum Major und gleichzeitig zum Flügeladjutanten ernannt. Auch bei Baumersdorf 5. Juli, Wagram 6. Juli, Korneuburg 7. Juli, Znaim 10. Juli und in mehreren Treffen noch kämpfte er mit Ruhm. 1810 wurde er als supernumerärer Major bei Sommariva-Kürassieren, 1811 aber bei Hohenlohe-Dragonern als wirklicher Major eingetheilt. Bei Beginn des Feldzuges 1813 in Deutschland zum Oberstlieutenant bei Hohenzollern-Kürassieren vorgerückt, sah er sich bald darauf dem zum Inhaber dieses Regimentes ernannten Großfürsten Constantin von Rußland als Adjutant zugewiesen, dessen Vertrauen er sich schnell erwarb. In der Schlacht bei Leipzig trugen seine Rathschläge die besten Früchte, daher wurde er nach derselben zum zweiten Obersten im Regimente mit Belassung in seiner Anstellung, befördert und mit dem russischen St. Annenorden zweiter Classe in Brillanten geschmückt. 1814 focht er bei Brienne und erwarb sich besonderen Ruhm in der Schlacht bei Arcis sur Aube am 21. und 22. März, indem er durch geschickte Dispositionen und kühne Ausführung derselben den Feind zur Räumung der Brücke zwang. Alle ihn hierbei zunächst Umgebenden wurden getödtet oder verwundet, ihm aber nur Hut und Mantel von Kugeln durchlöchert. Im August 1816 erhielt er für diese That das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. In der Schlacht von Fêrechampenoise am 25. März 1814 bewog er den Großfürsten zu einer erfolgreichen Attaque im Rücken des Feindes, welcher demzufolge sich auf den Rückzug begeben mußte. In der Schlacht von Paris am 30. März setzte er die Behauptung des Dorfes Pantin durch, wodurch der Besitz von Paris nicht wenig befördert wurde, und feuerte durch das Beispiel seiner Tapferkeit den Muth der Truppen an. Für diese abermaligen Verdienste erhielt Wernhardt den russischen Militär-St. Georgsorden vierter Classe, den preußischen Militär-Verdienstorden und das Ritterkreuz des bayrischen Max Joseph-Ordens. Nach Napoleons Rückkehr von Elba 1815 zum Generaladjutanten des Fürsten Karl Schwarzenberg ernannt, leistete er als solcher, namentlich eine Zeit lang im Militärdepartement des Hofkriegsrathes, mit der Feder nicht minder wichtige Dienste, als in den Feldzügen mit dem Degen. Nach Schwarzenberg’s Tode wurde er am 1. Jänner 1821 zum Regimentscommandanten von vacant Klenau-Chevauxlegers ernannt. Schon 1818 war er in den deutsch-erbländischen Freiherren- und ungarischen Magnatenstand erhoben worden. Am 20. April 1826 ward er zum [103] Generalmajor und Brigadier in Pesth befördert, wo er einen während der Cholera 1831 ausgebrochenen Straßentumult auf das umsichtigste beilegte, 1832 als Brigadier und Festungscommandant nach Salzburg übersetzt und am 6. September desselben Jahres zum Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär in Galizien erhoben. Am 8. Juni 1834 erfolgte seine Ernennung zum commandirenden General in Siebenbürgen, mit gleichzeitiger Verleihung der Geheimrathswürde; 1836 verlieh ihm der Kaiser das 3. Chevauxleger-Regiment. Durch beinahe zwölf Jahre leitete der General nicht blos die Militäradministration in Siebenbürgen mit ebenso viel Einsicht als Würde und Kraft, sondern wußte durch feinen Tact im Benehmen gegen Jedermann sich auch die Achtung und Liebe der Besseren aller Stände und Parteien dieses Landes zu erwerben; daher wählte ihn der Landtag 1838 freiwillig zum Indigena von Siebenbürgen. Zur Feier seines fünfzigsten Dienstjahres im Jahre 1843 wurde ihm von seiner Truppe ein Ehrendegen überreicht. Bereits war er zum königlichen Commissär für den Siebenbürger Landtag 1846 erwählt, als eine schwere Verschlimmerung seines körperlichen Leidens ihn nöthigte, um seine Versetzung in den Ruhestand einzukommen. Diese erfolgte unter der gleichzeitigen Verleihung des Charakters eines Generals der Cavallerie. Im August 1846 reiste Freiherr Wernhardt nach Wien, wo er schon im September infolge einer Lähmung starb. Er hatte 12 Feldzüge mitgemacht, 3 Belagerungen, 19 Schlachten und 36 größeren Gefechten beigewohnt. Aus seiner am 6. Mai 1804 mit Maria Anna Aloisia Freiin Cerrini de Monte Varchi geschlossenen Ehe überlebten ihn zwei Söhne und drei Töchter, welche sämmtlich aus der Stammtafel ersichtlich sind.

Oesterreichische militärische Zeitschrift. Herausgegeben von Schels (Wien, 8°.) Jahrg. 1847. Bd. II, S. 119 u. f. – Hirtenfeld (J.). Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, 4°.) Bd. II, S. 1304, 1750. – Thürheim (Andreas Graf). Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, F. B. Geitler, gr. 8°.) Bd. I, S. 73, 74, 145, 205, 206, 212, 213, 267; Bd. III, S. 217, 272. – (Derselbe). Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und der Gesellschaft (Prag 1876, 8°.) S. 160 und 348. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar 1848, Voigt, kl. 8°.) XXIV. Jahrg. (1846) S. 951, Nr. 272. – Friedenfels (Eugen v.). Joseph Bedeus von Scharberg. Beiträge zur Zeitgeschichte Siebenbürgens im neunzehnten Jahrhundert (Wien 1877, Braumüller, gr. 8°.) Bd. I, S. 106 bis 110, 161, 170, 172; Bd. II, S. 360, 366, 406, 419.