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Bericht eines Landmannes vom Kleebau am Fuß des Fichtelberges

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Textdaten
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Autor: Anonym
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Titel: Bericht eines Landmannes vom Kleebau am Fuß des Fichtelberges
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 2, S. 715–721
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
s. a. Landwirthschaftliche Erfahrungen
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VII.
Bericht eines Landmannes vom Kleebau am Fuß des Fichtelberges.[1]
Es ist bereits eine geraume Zeit, daß man in hiesiger Gegend Klee baute, oder vielmehr sein Spiel damit trieb: denn es war immer nur ein weibliches Geschäffte, und das Wenige, was man aussäete, war etwa nur für eine oder etliche Kühe zu einem Melkfutter bestimmt. Niemand glaubte Klee im Großen bauen zu können; noch weniger sah man auf die dabey mit vorkommenden nützlichen Nebenumstände. Insgemein befolgte man die Vorschrifft, auf ein Beet Feld einen Löffel voll Saamen zu säen. Mocht es dann lang oder kurz seyn, dieß war immer einerley. Bey dieser Bebauungsart erhielten die Mehresten wegen der allzudünnen Aussaat nichts, und dieß war Bewegungsgrund genug, bald wieder davon abzustehen. So trieben dann die Meisten diesen so interessanten Bau bis jetzt. Nur einige, welche von seinem Betrieb| im Großen etwas gelesen oder gesehen hatten, gingen weiter damit. Unter diesen bin ich einer der eifrigsten und mache gegenwärtig meine wenigen Versuche bekannt.
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 Vor etwa 6-8 Jahren machte ich den Anfang mit etwas wenigem nach der oben bemeldeten Vorschrift. Da dieses von keinem Belang war, ich auch aus der Ursache nicht ins Große gehen konnte, weil ich keine Brachen halte, sondern mit genugsamer Düngung versehen, meine Felder Jahr aus, Jahr ein, mit Getraid bebaue, und folglich viel oder wenig nur mit Verlust des letztern erzielen kann: so ergriff ich folgendes Auskunftsmittel. Ich reutete meine Feldraine von Steinen und Gesträuchen aus, riß dürre Wiesen auf, ließ Teiche austrocknen, und bereitete mir dadurch so viel Ackerland zu, daß ich nunmehr den Kleebau ohne Verlust meines Getraids nach Belieben treiben konnte. Meine Richtschnur war nun nicht mehr alter Weiber Lehre. Ich nahm die neuesten ökonomischen Schriften zur Hand, und durch diese und einige eigene Bemerkungen brachte ichs so weit, daß ich 1788, nach Verlauf von 4 Jahren, zum erstenmahl 12 Stück melkende Kühe den ganzen Sommer durch mit lauter| Klee füttern und mit bestem Nutzen im Stall behalten konnte. Zwar war dieses 1788te Jahr unter allen vorherigen und nachgehenden das beste, indem ich bey einer Aussaat von 36 lb. nicht nur meine 12 Kühe bestens ausfütterte, sondern auch für das gälte Vieh noch etwas erübrigte, welches mir zwey Jahre her nicht glücken wollte, da ich wegen der beständigen Dürre nicht gar so viel baute, daß ich meine Kühe ganz im Stall behalten konnte. Indessen hatte ich etwas, während meine Nachbarn mitten im Sommer Futternoth drückte, und ich fahre nicht nur mit gleicher Saat fort, sondern gehe vielmehr immer weiter damit. Den Saamen ziehe ich mir selber nach, und kehre mich nicht an das Vorurtheil des gemeinen Mannes, welcher behauptet: der Klee raube, und verderbe die Felder, schade – auch bey gehöriger Fütterung – dem Vieh. Denn das Gegentheil getraue ich mir alle Stunden zu beweisen, da ich auf einem und dem nämlichen Acker von derjenigen Hälfte, worauf ich das Jahr zuvor Klee hatte, den Herbst düngte und Korn säete, noch einmahl so viel an Garben gewann, und noch 1/3 mehr Körner drosch, als ich von der andern gleich großen Hälfte, welche auf die gewöhnliche alte Bauart| behandelt worden, erlangte. Widerlegt sich das Vorurtheil hieraus nicht genug, so höre man weiter! Ich besäete vor zwey Jahren mit Klee einen Teich, worauf die lockere Felderde nicht gedeihen wollte, ungeachtet er bereits 4 bis 5 Jahre zu Ackerland bearbeitet worden, ich baute im vergangenen Jahr, obgleich große Dürre eintrat, eine ziemliche Menge Klee, ließ im Herbst umackern, und fand, daß die Kleewurzeln den Erdboden so lockerten und mehrten, daß mein neuer Acker ganz unkenntbar geworden, und nunmehr die beste Ernde davon zu gewarten ist. Von Aufblähen oder sonstigen Viehkrankheiten weiß ich gar nichts zu sagen. Es muß aber auch natürlich die aller Orten angepriesene Vorsicht bey der Kleefütterung beobachtet werden. Die Stallfütterung ist und bleibt gewiß der beste und kürzeste Weg, seine Güter und den Viehstand am geschwindesten empor zu bringen. Nur wird sie leichter beschrieben, als befolgt. Wer sie üben will, muß möglichst auf Futtervorrath sehen, und immer noch einige Güter dabey haben. Durch erstern weicht man dem Futtermangel auf dem Fall aus, wenn der Klee mißräth, und letztere ist nicht nur in diesem Fall, sondern auch bey hinlänglichen Futtervorrath| zum Abwechsel nutz und gut. Es hat aber der Kleebau noch zu viele Feinde, als daß man allgemeinere Uebung der Stallfütterung so bald erwarten darf. Ich bemerkte, daß wenn ja Bauer bisweilen ein oder etliche Pfund Kleesamen säet, er ihm kein gutes Feld – ja! nicht einmahl nur von mittelmäßiger Güte gönnt. Schlägt nun, wie zu vermuthen, der Versuch fürs erstemahl fehl; so unterbleibt er für allemahl als imprakticabel. Der gleich vorurtheilsvolle Nachbar sagt dazu: es ist etwas neues, das hier zu Land nicht gut thut – und ist dagegen zufrieden und tröstet sich mit der Hoffnung des Besserwerdens, wenn er auf dem nämlichen Boden, wo ihm der Klee mißrathen, zwey und mehrmahl nichts von Getraidfrüchten baut. Wer von dem eingewurzelten alten Schlendrian eingenommen ist, den rührt auch das Beyspiel nicht. Mißlingt seinem fleißigern vorurtheilsfreyen Nachbar ein Versuch, so verwirft er ihn ohnehin. Steht schöner Klee da, wo sonst eine dürre Brache läge, so sagt er: hier hätte man gar wohl noch eine Getraidfrucht herabnehmen können, und es macht ihm Vergnügen, dem Besitzer an dergleichen Stücken vorsetzlich zu schaden,| wenn ihn die Zeit berechtigt, sein hergebrachtes Gemein-Hutrecht darauf zu exerciren – Vergnügen, den Kleebauer verdrüßlich zu machen und ihn so lange zu necken, bis er alles wieder auf dem alten Fuß läßt. Lobenswehrt ist derjenige, welcher den Kleebau seiner Wirtschaft angemessen ununterbrochen treibet, doppelte Achtung verdient aber derjenige, welcher unter dem Druck einer vorurtheilsvollen, vielleicht auch lieblosen Gemeinde, mit der er seiner einverleibten Güter halber heben und legen muß, trotz aller unzählbaren Hindernisse vest und unerschüttert bey seinem Vorsatz beharret, und diesen so nützlichen Bau nach seinem einmahl vorgesteckten Plan mit Ernst und Eifer verfolgt. Denn wirkt auch sein Beyspiel nicht durch so viele harte Köpfe aufs Ganze; so bleibt ihm doch der Trost, gethan zu haben, was er als treuer Unterthan seinem Fürsten und als Hausvater seinem Hause schuldig ist. Er bescheidet sich, daß da nicht Beyspiele allein, sondern auch Befehle, Begünstigung, Unterstützung etc. von oben her dazu erfordert werden, dieses edle Werk im Allgemeinen auszuführen, und daß dieses nicht seine Sache sey. Er hofft, eine hohe Landesregierung, die schon so| viele gemeinnützige Anstalten getroffen, wird einstens noch auch hier dreinsehen, öde Hügel, unbebaute mohrige Thäler und mosichten Boden von vielen Tagwerken, welche bis daher den Namen Gemeinhut hatten und ganz nichts nutzten, in fruchtbares Eigenthum umschaffen, und eine Gegend, wider welche nur das Vorurtheil eingenommen ist, über alle Erwartung verbessern. Welches Vergnügen für mich, wenn eine solche Schöpfung nicht mehr ferne wäre, und ich zu einem so gemeinnützigen Zweck mit arbeiten könnte!



  1. Aehnliche glaubwürdige Nachrichten vom versuchten Kleebau in Franken und dessen Erfolg werden uns sehr willkommen seyn. d. H.