Ein Denkmal für Friedrich Rückert in seiner Geburtsstadt

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Titel: Ein Denkmal für Friedrich Rückert in seiner Geburtsstadt
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aus: Die Gartenlaube, Heft 5, S. 88
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1881
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[88] Ein Denkmal für Friedrich Rückert in seiner Geburtsstadt. Aus Schweinfurt geht uns folgender Aufruf zu:

„In wenigen Jahren (1888) vollendet sich ein Jahrhundert, seit dem deutschen Volke einer seiner begabtesten Dichter, Friedrich Rückert, geboren wurde.

Noch ein Kind des alten Reiches, dessen schmachvolle Auflösung er mit durchlebte, trat er als ein deutscher Tyrtäus für des Vaterlandes Freiheit ein und zeichnete in seinen geharnischten Sonetten die Bahnen, in welchen nunmehr die deutsche Nation zu Ehre und Größe gelangt ist. Aber Friedrich Rückert ist auch ein Sänger der echten deutschen Liebe, ein Lehrer der Weisheit, wie ihn wenige Völker aufzuweisen haben: sein Liebesfrühling ist ein Muster deutscher Lyrik, wie seine Weisheit des Brahmanen ein Meisterwerk der didaktischen Poesie. Als Gelehrter endlich hat Rückert den Geist orientalischer Sprachen in vollendeter Formengewandtheit unserm deutschen Sprachgeiste zu vermählen gewußt. So ist es eine Ehrenpflicht der deutschen Nation, diesem ihrem ruhmgekrönten Sohne als Liebes- und Dankesopfer ein würdiges Denkmal zu errichten.

Wenn wir als den Standort desselben des Dichters Geburtsstadt Schweinfurt am Main vorschlagen, leitet uns nicht nur der Gedanke, daß zwischen dem Genius des Menschen und der Stätte seiner Geburt ein innerer Zusammenhang besteht, sondern wir haben auch urkundliche Zeugnisse aufzuweisen, wie tief Rückert den geistigen Bezug seiner Heimath zu seinem Dichtergeiste fühlte und wie er sich freute, ihr immer verbunden zu bleiben. Er pries in schönem Liede ‚Berg und Strom‘ in der Umgebung seiner Vaterstadt, und als die Stadt Schweinfurt ihm das Ehrenbürgerrecht ertheilte, schrieb er in seinen Dankesworten:

 ‚Von allen Ehren mir am meisten werth
Ist die, womit die Vaterstadt mich ehrt.‘

So richten wir an die Deutschen aller Stämme die Bitte: All Ihr Männer und Jünglinge, die Ihr je durch des Dichters Gesänge begeistert und erhoben wurdet, all Ihr Frauen und Jungfrauen, deren Herzen je durch seine Lieder entzückt und gerührt wurden, vereinigt Euch im Geben, legt durch reiche Spenden ein Zeugniß ab von Eurer Verehrung und Dankbarkeit und schafft in edlem Wetteifer der Liebe ein würdiges Denkmal für Friedrich Rückert!

Berthold Auerbach (Berlin). Dr. E. Beyer (Stuttgart). Felix Dahn (Königsberg in Pr.). Freiherr v. Dingelstedt (Wien). Georg Ebers (Leipzig). J. G. Fischer (Stuttgart). Dr. Gustav Freytag (Siebleben bei Gotha). Emanuel Geibel (Lübeck). Dr. Gerok (Stuttgart). Dr. Paul Heyse (München). Dr. Fr. Hofmann (Leipzig). Laube (Wien). Dr. Hermann Lingg (München). Dr. Oscar Freiherr v. Redwitz (Meran). Dr. W. H. Riehl (München). Emil Rittershaus (Barmen). Otto Roquette (Darmstadt). Dr. J. Victor v. Scheffel (Radolfzell). Professor J. Schrott (München). Albert Traeger (Nordhausen), Dr. Ernst Ziel (Leipzig).

Zur Ausführung eines solchen Denkmals für Friedrich Rückert hat sich an des Dichters Geburtsorte, wo dasselbe unter werkthätiger Mithülfe der Bürgerschaft seiner Geburtsstadt aufgestellt werden soll, ein Comité gebildet. Geldsendungen und Zuschriften bitten wir an dasselbe zu Händen des mitunterzeichneten Bürgermeisters Karl v. Schultes in Schweinfurt zu richten.

Schweinfurt im October 1880.

Das Comité für dasselbe:

von Schultes,   Dr. Stein,

rechtskund. Bürgermeister.   Vorstand des Gemeindecollegiums.“

Allen unseren Lesern möchten wir obigen Aufruf warm an’s Herz legen. Eine Nation, welche nicht nur den Dichtern ihrer classischen Periode, Goethe und Schiller, Lessing und Jean Paul, Herder und Wieland, sondern auch den Sängern der Befreiungskriege, Körner und Arndt, sowie später Uhland und Platen Denkmäler aus Erz errichtete, kann dem Dichter, welcher die Reihe unserer Classiker schließt und zugleich diejenige der Sänger der Befreiungskriege und des Morgenlandes eröffnet, unmöglich das wohlverdiente Denkmal versagen. – Im Jahre 1863 konnte die „Gartenlaube“ noch von dem Lebenden rühmen: „Wenn er am Fenster seiner ländlichen Wohnung in Neuseß steht und auf die Landstraße hinüberblickt, die der rege Verkehr der Welt belebt, so kann er sagen. ‚Dort zieht Keiner vorüber, der nicht eine Gabe von mir empfangen hätte. Ich gab den Jünglingen Lieder der Ehre, ich gab den Jungfrauen Lieder der Liebe, den Männern und Frauen gab ich Sprüche der Weisheit, ich habe die Greise nicht mit Gebeten voll Trost und Erhebung vergessen, und den Kindern schenkte ich die Märchen zum Spiel.‘“ Ja, so war es: er streute mit beiden Händen seine Schätze aus. Sollte es unter den Tausenden von Beschenkten wirklich Viele geben, welche undankbar zur Seite treten, wenn der Opferstock zur Ehre des Dichters eröffnet wird? Wir freuen uns der Hoffnung, recht bald von den glücklichen Erfolgen des Schweinfurter Comités berichten zu können.

In Schweinfurt also steht der Opferstock. – Dorthin die Sendungen! –
Die Redaction der „Gartenlaube“.