Eine Werkstatt der Zeitgeschichte
Die Journalistik leistet in unserer Zeit so Bedeutendes in Bezug auf Schnelligkeit in der Vermittelung der neuen und neuesten Nachrichten aus allen Weltgegenden, daß das Staunen des Laien nur zu gerechtfertigt erscheint, und der Reisende, welcher nicht gewohnt ist, nur mit dem „Bädeker“ in der Hand Station um Station an sich vorüberfliegen zu lassen, wird gewiß die Gelegenheit nicht versäumen, diejenigen Einrichtungen einer Zeitung in Augenschein zu nehmen, welche ihm den Genuß verschaffen, sich über Alles, was in der Welt Wichtiges vorgeht, tagtäglich zu unterrichten.
Wohl viele Leser der Gartenlaube haben noch nicht Gelegenheit gehabt, sich genauer von dem Getriebe zu unterrichten, durch welches die Herstellung eines politischen Tageblattes bedingt wird; ich glaube ihnen daher einen Dienst zu erweisen, wenn ich im Nachstehenden versuche, ihnen einen Einblick in diesen complicirten Mechanismus zu verschaffen, und dazu eine Darstellung von dem Geschäftsgang der Kölnischen Zeitung wähle, welche als eines der durch Einfluß und Umfang bedeutendsten unserer jetzigen politischen Organe auf das allgemeinste Interesse Anspruch hat.
Schon bei meiner Ankunft in Köln machte mich der Lohndiener meines Hotels auf das in der Breitestraße Nummer 76 und 78 gelegene große Gebäude aufmerksam, welches durch seine im Giebelfelde in großen Goldbuchstaben angebrachte Aufschrift: „Expedition der Kölnischen Zeitung“ seine Bestimmung andeutet. Am nächstfolgenden Tage ließ ich mich zum Zwecke der Besichtigung dieses Institutes wieder dorthin führen, trat durch ein geräumiges Vorhaus in das für den Portier bestimmte Zimmer und ersuchte denselben, mich bei dem Chef des Hauses zu melden. Schon die Einrichtung dieser Pförtnerstube zeugte von dem Geiste größter Ordnung und Pünktlichkeit, der das ganze Etablissement kennzeichnet. Ein Sprachrohr geht von dem Zimmer über die lange, den Garten des Hauses begrenzende Mauer bis in das Zimmer des Factors im Hintergebäude, um den geschäftlichen Verkehr zwischen dem im Vorderhause gelegenen Comptoir und der ziemlich entfernt von demselben befindlichen Druckerei abzukürzen. Eine an der Wand hängende gedruckte Tabelle enthält die Namen und Wohnungen der Zeitungsträger und -Trägerinnen, damit in Fällen, welche deren schnelles Zusammenrufen bedingen, wie bei dem Druck von Extrablättern, durch Nachfragen keine Minute Zeitverlust entsteht. Während der Nachtzeit schläft der Hausknecht im Zimmer des Portiers, doch ist der arme Schläfer wegen seiner Nachtruhe wenig beneidenswerth, da ihn die große Hausglocke gar manchmal aus den süßesten Träumen aufschreckt, besonders in politisch bewegteren Zeiten, in denen der elektrische Draht unaufhörlich Depeschen bringt.
Nach der bei dem Chef des Hauses eingeholten und von demselben in freundlichster Weise ertheilten Erlaubniß zur genauen Besichtigung des Etablissements, führte mich der Portier über einen langen, gepflasterten Hof in die Druckerei, woselbst der Factor es in zuvorkommenster Weise übernahm, auf meinem Rundgang mein Cicerone zu sein.
Ueber einen langen, mit Wachsteppichen belegten Corridor schreitend, begaben wir uns, um die Entstehungsweise der Zeitung systematisch, von ihren ersten Anfängen an, zu verfolgen, zunächst in das Redactionszimmer, hier weniger das innere Wesen einer Zeitungsredaction – darüber denken wir vielleicht später unsere Leser zu unterhalten – als vielmehr die äußere Thätigkeit derselben kennen zu lernen.
Es ist erst acht Uhr Morgens, aber schon sind die sämmtlichen Redacteure in voller Thätigkeit. Die französische und die [753] englische Post sind bereits eingetroffen; die angekommenen Correspondenzen werden redigirt; unbarmherzig fährt der Rothstift, dieses zeilenmörderische, gefürchtete Instrument der Herren Mitarbeiter, über einzelne Stellen hin, welche an Breitspurigkeit, Undeutlichkeit, unliebsamer Tendenz oder anderen unheilbaren organischen Fehlern leiden. Andere Briefe trifft ein noch schlimmeres Geschick: sie wandern ohne Weiteres in die Grabstätten der Papierkörbe, wo die neuen Ankömmlinge meist schon eine recht anständige Gesellschaft beisammen finden. Mit Windeseile lassen die Redacteure ihre Stifte und Federn über das Papier fliegen, um ihre eigenen Gedanken, sei es in Leitartikelform, sei es als Einleitung und Anmerkungen zu den aus allen Weltgegenden eingesandten Berichten zu fixiren. Aber kaum hat der Schreibende eine Seite beendet, so wird dieselbe schon von dem sogenannten Metteur en page, dem die Vertheilung der Manuscripte an die einzelnen Setzer und die Satzanordnung des politischen Theiles der Zeitung obliegt und der gleichsam jedem Gedanken der Herren Redacteure auf die Fersen tritt, eiligst hinweggenommen und in die Setzerei befördert. Eine halbe Stunde ist verronnen; athemlos kommt der Portier in’s Redactionszimmer und bringt die Berliner Post, darunter die langen Verhandlungen des preußischen Landtages, welche die Kölnische Zeitung durch ihre eigenen Stenographen aufnehmen läßt. Der Metteur en page, der den Redestoff aus dem Abgeordnetenhause vorläufig nur in quantitativer Beziehung zu schätzen weiß, giebt sein Votum dahin ab, daß die heutigen Verhandlungen zwei volle Columnen, oder acht Zeitungsspalten einnehmen würden. Sofort wird Rath gehalten, wie das bereits vorliegende und das noch in Arbeit begriffene Material zu vertheilen sei. Diese Berathung erfordert jedoch nur wenige Minuten, denn die Nothwendigkeit, daß das erste Blatt der Zeitung gegen elf Uhr Morgens fix und fertig sein muß, verdrängt alle kleineren Bedenken über Dieses und Jenes. Schleunigst begiebt sich der Metteur en page mit den Berichten über die Kammerverhandlungen in den Setzersaal zurück.
Wir folgen ihm bald dahin nach und finden ihn gleich beim Eintritt in den großen Setzersaal eifrig damit beschäftigt, die in eine Menge kleiner Stücke geschnittenen Kammerverhandlungsberichte an die entsprechende Anzahl Setzer zu vertheilen. Die bewunderungswürdige Erscheinung, daß auch die größten Sitzungsberichte sammt all’ den andern Tagesneuigkeiten oft schon eine Stunde, nachdem die Post sie gebracht hat, dem Auge des Lesers gedruckt vorliegen, findet ihre Erklärung, wenn man einen Blick in den großen Setzersaal und auf die in demselben entfaltete Thätigkeit wirft. In diesem Saale, der etwa fünfzig Fuß in’s Geviert mißt, sind nicht weniger als vierundfünfzig Setzer beschäftigt; außerdem arbeiten aber auch noch sechs in einem auf der zweiten Etage befindlichen kleinen Saale, so daß die Gesammtzahl derselben nicht weniger als sechszig beträgt. Mit solchen Kräften läßt sich bei geregelter Thätigkeit gewiß Bedeutendes leisten, aber dennoch bleibt unser Staunen gerechtfertigt, wenn man die Menge der bekannten kleinen, zum Theil sehr mühevollen Manipulationen berücksichtigt, welche vorzunehmen sind, bevor der Leser sein Blatt fix und fertig in die Hand bekommt.[1]
Hat der Setzer sein Manuscript abgesetzt, so wird bekanntlich ein Correcturabzug des Satzes gemacht, was, nebenbei bemerkt, in der Officin der Kölnischen Zeitung theils in der bisherigen Weise, mittels der Bürste, theils durch eine sehr einfache, aber sinnreiche Erfindung, mittels einer schweren, mit Filz bekleideten eisernen Walze geschieht, welche bei nur einmaligem, schnellem Hinrollen über den auf den gesetzten Lettern liegenden Correcturstreifen den schönsten Abzug liefert.
Zwischen Redaction, Setzerei und den Correcturzimmern wandert inzwischen unser Metteur en page emsig hin und her; aus den letzteren bringt er die Correcturstreifen den betreffenden Setzern zurück, nicht ohne denselben mitunter ein nichts weniger als freundliches Compliment des Correctors zu bestellen, dessen Jeremiaden über fehlerhaften Satz wohl in jeder Druckerei ebenso stereotyp sind, wie die Klagen der Setzer über die schlechte Handschrift der Herren Autoren, auf welche bekanntlich, mit einigen wenigen rühmlichen Ausnahmen, die Devise: „Docti male pingunt“ (Die Gelehrten sind schlechte Maler) paßt.
Den von den Fehlern gesäuberten Satz erhält nunmehr der Metteur en page zurück, um die Formirung desselben nach Kategorieen in Spalten und Columnen (ganze Seiten) zu bewerkstelligen.
Alles Druckfertige muß übrigens, bevor es in die Spalten- und Columnenform gebracht wird und in die Presse gelangt, in eignen Abzügen dem Chefredacteur zur Begutachtung vorgelegt werden, eine Weitläufigkeit, welche in der durch das Preßgesetz vorgeschriebenen Verantwortlichkeit des Redacteurs für jeden gedruckten Buchstaben der Zeitung, ja sogar für den Inhalt der Anzeigen, ihren Grund hat und sowohl für den technischen Betrieb des Zeitungsgeschäftes eine Fessel ist, als auch auf der geistigen Wirksamkeit der deutschen Presse leider noch immer wie ein Alp lastet.
Ist nunmehr das Geschäft des Formirens des Satzes beendigt und umfaßt der eiserne Rahmen die Lettern, so wird die auf solche Weise entstandene Zeitungsform an eine im Boden des Saales angebrachte Luke getragen und vermittels eines Hebewerkes bis in den Keller hinuntergelassen, wo sie sich auf dem daselbst befindlichen steinernen Waschtische der bekannten Reinigung zu unterziehen hat, bevor sie stereotypirt wird und in die Maschine kommt.
Gehen wir nun, um das Schicksal der Form systematisch weiter zu verfolgen, derselben bis in den Keller nach.
Wir steigen die Treppe hinunter und stehen, wie die Inschrift sagt, vor dem „Großen Maschinensaale“. Die darunter angebrachten Worte: „Verbotener Eingang“ bilden natürlich für uns kein Hinderniß: wir treten ein und befinden uns zunächst in derjenigen Räumlichkeit, in welcher die Zeitungsträger und -Trägerinnen, fünfzig an der Zahl, Klein und Groß, kurz vor Beginn ihrer Thätigkeit sich aufzuhalten pflegen und des Momentes harren, in welchem sie, mit einem Pack Zeitungen versehen, ihre städtische Wanderung antreten können.
„Sie haben jetzt,“ sprach der mich begleitende Factor der Druckerei beim Eintritt in den die Druckmaschinen enthaltenden und darum in den Druckereien schlechthin „Maschinensaal“ genannten großen Raum mit einem Anflug diabolischen Humors, „lange genug auf der Oberwelt geweilt und werden sich nunmehr in die Unterwelt begeben müssen, zu welchem Ende ich Sie der Obhut dieses modernen Charon anvertraue.“ Bei diesen Worten winkte er Jemanden zu sich heran, den er mir als den Obermaschinenmeister vorstellte und mit meinem Anliegen bekannt machte, worauf er sich mir freundlichst empfahl.
Im Gefolge meines neuen Führers durchschritt ich den großen Maschinensaal, dessen Besichtigung wir später vornahmen, und stieg in die unteren Räume hinab. Soeben gab eine an der Decke des Raumes, in welchen wir zunächst eintraten, befindliche Klingel das Signal, daß eine jener oben erwähnten Druckformen herabkommen werde, während zu gleicher Zeit einige auf die vorzunehmende Manipulation bezügliche Worte durch ein neben der eisernen Leitung für die Formen bis zum Setzersaale laufendes Sprachrohr herabgerufen und rasch beantwortet wurden. In demselben Raum, in welchem die Formen, d. h. der von denselben umschlossene Letternsatz, behufs deutlichen und reinen Drucks gewaschen werden, befindet sich ferner noch ein Hebewerk, welches das zum Druck der Zeitungen zu verwendende Papier in großen Quantitäten heraufbefördert. Der Papierverbrauch der Kölnischen Zeitung ist bei einer Auflage von zwanzigtausend Exemplaren natürlich ein sehr enormer; er beläuft sich auf durchschnittlich sieben Ballen oder fünfunddreißigtausend Bogen per Tag, was ein Capital von etwa achttausend Thalern monatlich repräsentirt.[2] Ein eigens eingerichtetes Bahngeleise führt die Papierballen auf einer schiefen Ebene vom Hofe direct in die unterirdischen Lagerräume, welche sich neben dem Zimmer ausdehnen, in dem wir uns augenblicklich befinden.
Treten wir nun in die Räumlichkeit ein, in welcher die Formen stereotypirt werden. Es dürfte wohl zweckmäßig erscheinen, bei diesem dem großen Publicum weniger bekannten Verfahren etwas eingehender zu verweilen.
[754] Dasselbe geht folgendermaßen vor sich. Nachdem die Feuchtigkeit der frisch gewaschenen Form auf einer warmen Ofenplatte verdampft ist, wird zur Anfertigung der sogenannten Mater oder Matrize geschritten, unter welcher Bezeichnung man das in einer Papiermasse reproducirte, vertiefte Bild der Druckform versteht, ähnlich, wie es der Bildhauer zur Vervielfältigung seines plastischen Kunstwerke durch den Guß aus Gyps anfertigt. Diese Matrize wird nunmehr in eine sogenannte Gießflasche gebracht, einen eisernen Behälter, welcher die flüssige Bleimasse aufnimmt, die, den ursprünglichen Satz reproducirend, die zum Druck zu verwendende Form bildet, welche nach ihrer constanten Beschaffenheit die stereotypirte Form genannt wird. Es ist natürlich, daß bei diesem Verfahren, obgleich es kaum zwanzig Minuten in Anspruch nimmt, noch eine Menge kleiner Einzelnheiten zur Anwendung kommen, welche jedoch mehr für den Techniker von Fach bedeutungsvoll sind.
Ist auf diese Weise die Zeitungsform je nach den Umständen zwei bis drei Mal stereotypisch vervielfältigt worden, so werden die erhaltenen Abgüsse mittels des im Nebenzimmer befindlichen, uns bereits bekannten Hebewerkes an die Druckerei hinaufbefördert und in die Druckmaschinen gebracht.
Steigen wir also aus unseren unterirdischen Aufenthaltsorten wieder hinauf in den großen Maschinensaal, um uns in dieser Räumlichkeit zu orientiren.
Wir befinden uns in einem aus zwei Abtheilungen bestehenden Raume, dessen Verbindung durch zwei hohe, bogenförmige Oeffnungen vermittelt wird. In dem ersten Raume sind zwei durch Dampfkraft getriebene große Schnellpressen aufgestellt, in dem zweiten befindet sich nur eine solche. Diese drei Pressen liefern zusammen in der Stunde achtzehntausend Abdrücke. Für das Auge des Laien ist es ein interessantes Schauspiel, diese Maschinen in Thätigkeit zu sehen. Wie auf ein geheimes Zauberwort fliegen die bedruckten Bogen rechts und links heraus; vier Knaben legen die weißen Bogen geschickt an die Cylinder, welche dieselben sofort der großen Walze zuführen, die zunächst der sich horizontal hin und her bewegenden Druckform befindlich ist, und, mit dem Bogen umkleidet, während ihrer Drehung den Druck desselben bewerkstelligt. Aber kaum hat das Auge Zeit, diesem mit reißender Geschwindigkeit bewerkstelligten Vorgange zu folgen, denn noch haftet der Blick an dem neu zugeführten unbedruckten Bogen, und schon verschwindet derselbe im Nu mit seiner reichen Beute an Neuigkeiten aller Art. Eine weitere Vervollkommnung der Schnellpresse bildet eine neu erfundene Vorrichtung an derselben, vermittelst welcher die Thätigkeit der vier Knaben, die früher an jeder Maschine nöthig waren, um die Bogen aufzufangen und zurecht zu legen, entbehrlich gemacht worden ist. Diese Vorrichtung besteht aus einem Gitter von feinen Holzstäben, welches sich auf und nieder bewegt, und zwar genau dem raschen Tempo folgend, in welchem die Bogen aus der Maschine herauskommen, so daß jeder derselben einen Druck erhält, welcher ihm sofort eine Stelle auf dem Häuflein seiner bereits erschienenen Brüder anweist. Durch diese an und für sich höchst einfache Vorrichtung, die übrigens in den meisten größeren Druckereien ähnlich angetroffen wird, ist wieder ein nicht unbedeutender Aufwand von Menschenkraft durch Maschinenthätigkeit verdrängt worden.[3]
Man kann stundenlang in sinnender Betrachtung vor diesen mit Riesenkräften arbeitenden Maschinen stehen, und erst beim eigenen Anschauen ihrer Thätigkeit und ihrer Leistungen begreift man die Möglichkeit der schnellen Vermittelung thatsächlicher Vorgänge aus den weitesten Entfernungen.
Es ist hier nicht der Ort und läuft unserem Zwecke entgegen, eine den Mann vom Fach befriedigende, ausführliche Beschreibung der Schnellpresse zu geben; unsere Skizze will nur, wie oben bereits bemerkt, bei den Eindrücken der äußeren Erscheinung verweilen und eine allgemeine Anschauung derjenigen Vorgänge vermitteln, welche bis zur Fertigstellung der Zeitung nothwendig sind.
Sehen wir uns etwas weiter in dem großen Maschinensaal um, zu welchem Ende wir die freundliche Beihülfe eines Herrn in Anspruch nehmen, welcher für die rechtzeitige Expedition der fertig gedruckten Zeitungen durch freundliche, oft auch, wenn es Noth thut, durch sehr energische Mahnungen an die betreffenden Kräfte und ernste Hindeutungen auf die Zeiger einer im Locale angebrachten Uhr Sorge trägt.
Wir wenden uns nunmehr der Thätigkeit derjenigen Leute zu, welchen die Expedition der fertig gedruckten Zeitungen obliegt. Ein Expedient und fünf Gehülfen besorgen dieses Geschäft, welches die größte Aufmerksamkeit und zugleich die größte Schnelligkeit erfordert, denn einestheils muß die durch das Expeditionsbuch vorgeschriebene Anzahl der nach den einzelnen Orten abgehenden und der Post abzuliefernden Exemplare sehr genau abgezählt werden, wenn keine Reclamationen eintreffen sollen, anderntheils müssen die einzelnen Postpakete sehr pünktlich expedirt werden, was bei der strengen Einhaltung der Abgangszeiten seitens der Post oft sehr schwierig ist. Zudem kann der Expedient in Bezug auf die ihm zur Couvertirung, Verpackung und Ablieferung gegönnte Minutenzahl wohl sagen:[WS 1]
„Eine kurze Spanne Zeit
Wird uns zugemessen!“
Die fertig gedruckten Bogen werden ab und zu durch Knaben von der Maschine auf die Faltetische gebracht, woselbst wieder andere Knaben das Einlegen der ersten, zweiten und dritten Blätter der Zeitung ineinander und dann das Falten mit einer durch längere Gewohnheit erlangten fabelhaften Geschwindigkeit besorgen. Gefaltet erhalten der Expedient und dessen Gehülfen die einzelnen Exemplare, welche jetzt, wie oben angegeben, behandelt werden, und zwar gleichfalls mit einer Schnelligkeit, die manchen Tropfen Schweiß zur Erde rinnen macht.
Sind nun die Zeitungen fertig verpackt, so werden dieselben in das am Ausgang des Druckerei-Gebäudes ihrer harrende Gefähr geschafft, dasselbe wird sorgfältig verschlossen, ein Expeditions-Gehülfe schwingt sich, das Zeichen zur Abfahrt gebend, auf den Bock neben den Kutscher, die Peitsche knallt und der Wagen rollt nach dem Central-Bahnhofe zur Ablieferung seines Inhalts auf den zur Abfahrt bereit stehenden Zug. Da sich jede Minute Verspätung durch gänzlichen Ausschluß aller Zeitungs-Pakete von der Weiterbeförderung rächen kann, so ist die Aengstlichkeit wohl erklärlich, mit welcher der Zeiger der Uhr im großen Maschinensaale beobachtet wird, bevor die Räder des Zeitungswagens mit seinem Inhalte über das Pflaster rollen.
Ist auf diese Weise nun das Erste Blatt fertig geworden und versandt, so tritt anscheinend eine Pause in den zum äußeren Betrieb der Zeitung nothwendigen Manipulationen ein, die Maschinen stehen still, die Ruhe in den Räumen, in denen dieselben aufgestellt sind, contrastirt auffallend mit dem eben noch daselbst durch sie verursachten Höllenlärm und mit der Geschäftigkeit so vieler Menschen. Aber diese Ruhe ist nur jene verhängnißvolle Ruhe vor dem Sturme, ausgefüllt durch die Vorbereitungen für den Druck des Zweiten Blattes, von welchem Nachmittags gegen vier Uhr bereits die ersten Abzüge zur Revision des Satzes den damit betrauten Beamten vorliegen.
„Das pünktliche Ineinanderspielen so vieler Kräfte erfordert wohl eine sehr strenge Controle?“ bemerkte ich meinem freundlichen Führer, worauf mir derselbe in sehr verständiger Weise erwiderte: „Allerdings hat dasselbe seine Schwierigkeiten, und ohne Aerger geht es bisweilen nicht ab, da wir jedoch bei der Verwendung der Kräfte dem Zufall nur einen sehr untergeordneten Spielraum lassen, vielmehr hauptsächlich, fast könnte man sagen mit Aengstlichkeit, darauf Bedacht nehmen, daß die betreffenden Posten nur durch solche Persönlichkeiten ausgefüllt werden, welche durchaus dafür befähigt sind: so können wir, obgleich uns Anfangs eine größere Mühe erwächst, später um so ruhiger das Geschäft seinen Gang gehen lassen, als wir auch in jeder Weise dafür sorgen, daß die Angestellten jahrelang auf ihren Posten bleiben und sich mehr oder weniger als lebendige Glieder eines großen Ganzen fühlen lernen.“
Durch ein Geschäft abgerufen, wies mich der Herr, welchem ich die vorstehenden Mittheilungen über die Einrichtung des großen Maschinensaales verdanke, wieder dem Obermaschinenmeister zu, unter dessen Führung ich meine Besichtigung des Etablissements fortsetzte. Da meinem Begleiter die Maschinen in Bezug auf ihre technische Zusammensetzung anvertraut sind, so erklärte er mir, auf meinen Wunsch, den Bau derselben bis in die kleinsten Theile, bei welcher Gelegenheit ich die Wahrnehmung machte, daß wir [755] auch zu leblosen Wesen in eine Art von Anhänglichkeitsverhältniß treten können, denn man hörte aus den Erläuterungen des Obermaschinenmeisters heraus, daß das leblose Räder- und Walzenwerk, dessen einförmige Bewegungen tagtäglich an seine Aufmerksamkeit und an die seiner fünf Gehülfen dieselben Anforderungen machen, einen Theil seines Wesens ausfüllen, daß er mit Leib und Seele seiner Thätigkeit obliegt. Mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit und Selbstzufriedenheit zeigte er mir seine Drehbank und Werkzeuge, vermittelst welcher er kleine Reparaturen an den Maschinen vornimmt; führte mich in den Raum neben dem großen Maschinensaale, in welchem zwei Dampfmaschinen, eine liegende und eine stehende, abwechselnd den Dienst versehen, um die sämmtlichen Maschinen des Gebäudes, zu denen auch mehrere in dem „Kleinen Maschinensaal“ befindliche Accidenz-Druckmaschinen gehören, im Gang zu halten; ließ mich einen flüchtigen Blick in die Räumlichkeit thun, in welcher noch mit sieben Handpressen aus „guter alter Zeit“ kleinere Drucksachen hergestellt werden, und theilte mir schließlich mit, daß die Kölnische Zeitung noch zwei neue große Maschinen anfertigen ließe, und zwar nach einer von ihm, dem Obermaschinenmeister, selbst erfundenen Construction, welche den Ansprüchen an Schnelligkeit, die durch das stete Wachsen der Auflage des Blattes mehr und mehr bedingt wird, bei Weitem besser entsprechen würde. Ob die großen Leipziger und Berliner Buchdruckereien an Umfang der Leistungen die Druckerei der Kölnischen Zeitung noch übertreffen, vermag ich nicht zu entscheiden, da ich dieselben nicht specieller kenne.
Vergegenwärtigen wir uns nun, nach Beendigung unseres Rundgangs, noch einmal alle die größeren und kleineren Manipulationen, welche tagtäglich zwei Mal zur Fertigstellung des Ersten und Zweiten Blattes, oft sogar, wenn drei Blätter erscheinen, drei Mal mit der Pünktlichkeit eines Riesenuhrwerks vor sich gehen, und erwägen wir alsdann, daß nur etwas mehr als zwei Stunden dazu erforderlich sind, bis der kaum geborene Gedanke flügge geworden ist und seinen Flug in alle Welt nimmt: so bleiben wir, trotz der genauen Kenntnißnahme der Ursachen dieser Erscheinung, dennoch in einem Staunen befangen über die gegenwärtige Leistungsfähigkeit der Presse. Wäre es dem menschlichen Geiste gegeben, bei dem, was ihm imponirend entgegentritt, sich all’ die einzelnen Factoren sofort zu vergegenwärtigen, deren es bedurfte, um im langen Laufe der Zeit aus rohen Anfängen das zu schaffen, was uns nur deshalb staunenerregend entgegentritt, weil wir es abgesondert von seinen einzelnen Stadien der Entwicklung wie eine reife Frucht vor uns liegen sehen, so würde natürlich keine, auch noch so gewaltige Erscheinung etwas Imponirendes für uns haben; aber eine gewisse Lässigkeit unserer Natur läßt die Meisten genügsam bei der äußeren Erscheinung verweilen, während es doch gerade bei Leistungen, wie die eben geschilderten, nahe liegt, auch diejenigen historischen Vorgänge einmal in’s Auge zu fassen, welche dieselben allmählich nicht nur möglich machten, sondern zur Nothwendigkeit reifen ließen. Eine eingehende Behandlung dieses Gegenstandes hieße jedoch eine Geschichte der Kölnischen Zeitung schreiben, und, da die Presse überhaupt im weitesten Sinne die hohe, freilich oft genug verkannte Aufgabe verfolgt, welche Hamlet für den Schauspieler in Anspruch nimmt: „dem Jahrhundert und Körper der Zeit den Abdruck seiner Gestalt zu zeigen, der Tugend ihre eigenen Züge, der Schmach ihr eigenes Bild vorzuhalten,“ mithin der treueste Spiegel der Zeitereignisse ist, mit deren Schwankungen ihre Existenz auf’s Innigste zusammenhängt: so müßten zum Wenigsten alle wichtigeren historischen Ereignisse und Zustände mit in den Kreis unserer Betrachtungen gezogen werden, eine Ausgabe, welche in unserem Falle, da die Entstehung der Kölnischen Zeitung in das Jahr 1763 fällt, fast gleichbedeutend mit einer Geschichte der letzten hundert Jahre sein würde. So interessant und verlockend diese Aufgabe aber auch für den Eingeweihteren sein mag und so ersprießlich ihre Lösung für den Journalismus insbesondere werden könnte – wir müssen uns hier auf die folgenden, uns freundlichst gemachten kurzen Mittheilungen beschränken.
Als Vorfahr der „Kölnischen Zeitung“ ist die „Kaiserliche Reichsoberpostamts-Zeitung“ anzusehen, deren erste Nummer am 1. Januar 1763 „mit Seiner Römisch-Kaiserlichen Majestät allergnädigstem Privilegio“ in Köln herauskam. Diese Zeitung wurde von der Thurn und Taxis’schen Zeitungs-Expedition verlegt und in der Schauberg’schen, etwa seit 1720 in Köln bestehenden Buchdruckerei gedruckt. Es war mir interessant, einen Blick auf die vergilbten Blätter eines der Jahrgänge jener Zeitschrift zu thun, welche in gebundenen Exemplaren den langen Reigen der folgenden, wie der Schatten am Abend immer größer und größer werdenden Bände eröffnen und in einem der Correctorenzimmer aufgestellt sind. Der mir vorgelegte Band in klein Octav nimmt sich allerdings komisch genug aus, mit einem der letzten Jahrgange verglichen, und legt ein Zeugniß ab von den bescheidenen Ansprüchen, welche man vor hundert Jahren an den Journalismus machte. Freilich standen demselben damals noch nicht alle die großartigen Mittel zu Gebote, über welche er heutzutage verfügen kann: das Eisenbahn- und Telegraphenwesen lag noch „weit in nebelgrauer Ferne“; die Verbindung zwischen den nächsten Nachbarländern, ja, zwischen den Nachbarstädten war eine durchaus langsame, vielfach mangelhafte, und man mußte es als eine besondere Gunst des Glückes betrachten, wenn die wichtigsten Tagesbegebenheiten mit einer gewissen Regelmäßigkeit in die größere Oeffentlichkeit gelangten. In Betreff des Schneckenganges der Posten führe ich beispielsweise nur an, daß im Jahre 1771 ein aus Berlin vom 25. December 1770 datirter Brief erst am 1. Januar den Lesern der Kaiserlichen Reichsoberpostamts-Zeitung zu Gesicht kam; unter demselben Datum erschienen Briefe aus Hamburg, datirt vom 24., aus Turin vom 12. December und aus Constantinopel sogar vom 17. November. Einen seltsamen Begriff vom damaligen Handel und Wandel liefert der Umstand, daß in der bezeichneten Nummer der wöchentlich vier Mal erscheinenden Zeitung nur eine einzige kleine Anzeige enthalten ist.
Die Existenz der Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung dauerte nur bis 1791, in welchem Jahre die Franzosen sich des linken Rheinufers bemächtigten und, unbekümmert um das Privilegium des deutschen Kaisers Maximilian, eine französische Post errichteten. An die Stelle jenes Blattes mit dem langathmigen Titel trat nun eine von mehreren Thurn und Taxis’schen Postbeamten für eigene Rechnung verlegte, zuletzt von Franz Köntgen bei Schauberg’s Erben gedruckte „Kölnische Zeitung“, welche jedoch schon in dem „Beobachter“, dem „Verkündiger“, dem „Welt- und Staats-Boten“ und in dem „Journal général de politique, de littérature et de commerce“ vier in Köln bestehende Concurrenten hatte.
Im Jahre 1802 wurde diese „Kölnische Zeitung“, die nur einige Mal wöchentlich ausgegeben wurde, Eigenthum der Erben Schauberg und des Hrn. Nicolaus Du-Mont. Charakteristisch sind die Bedingungen des betreffenden Uebergangs-Vertrages. Köntgen, ein damals schon nicht mehr junger Mann, hatte auf Lebenslang zwei Kronenthaler monatlich zu erhalten; sollte die Zahl der Abonnenten auf 400 steigen, so wurde ihm ein halber Kronenthaler für den Monat mehr zugesichert, In demselben Jahre übertrug Nicolaus Du-Mont seinen Antheil an die Erben Schauberg, und 1805 ging für die Summe von 1400 kölnischen Reichsthalern das Eigenthum der Schauberg’schen Druckerei und der Zeitung an Marcus Du-Mont und dessen Gattin Katharina Schauberg über und nahm bald einen bedeutenden Aufschwung, ward aber 1809 von Napoleon unterdrückt, da der Gewalthaber in jedem Departement nur Eine Zeitung, und zwar eine Regierungs-Zeitung, dulden wollte. Allein so kräftig wußte Marcus Du-Mont, gestützt auf seine Rechtskenntnisse, seine Eigenthumsrechte zu vertheidigen, daß der Kaiser sie selbst anerkannte, ihm zum Ersatz ein Jahrgeld von viertausend Franken auswarf und ihm außerdem gestattete, ein Anzeigeblatt nebst dem „Mercure de la Roër“ (Ruhr) herauszugeben.
Kaum aber hatte die schmähliche Fremdherrschaft ihr Ende erreicht, als Tags darauf, nachdem die Franzosen aus Köln abgezogen, am 16. Februar 1814, der echt deutsch gesinnte Marcus Du-Mont freudenvoll seine Kölnische Zeitung wieder herausgab. Er wandte derselben seine ganze Thätigkeit zu und erwarb ihr besonders durch das literarische Beiblatt einen geachteten Namen.
Marcus Du-Mont starb gegen Ende des Jahres 1831. Wenige Wochen nach dessen Tode übernahm sein Sohn Joseph, erst zwanzig Jahre alt, die Leitung der Kölnischen Zeitung. Strebsam und verständig, wie er war, wandte er alle Sorge darauf, dieselbe nach allen Richtungen zu erweitern. Seit dem 1. April 1829 war sie sechs Mal wöchentlich erschienen und nahm bald darauf ihren ersten größeren Aufschwung, als die Juli-Revolution 1830 dem Blatte Gelegenheit bot, die Ereignisse in Frankreich dem Osten zuerst zu verkündigen, während das politische [756] Leben in Deutschland in Folge der französischen und belgischen Revolution an Regsamkeit sehr zunahm.
Joseph Du-Mont benutzte die günstige Lage der Stadt Köln in jeder Hinsicht, um seinem Blatte einen größeren Aufschwung zu geben, wobei er, von einer seltenen Verbindung geistiger Fähigkeiten unterstützt, ebensowohl die ideale, als die reale Seite seines Geschäftes im Auge hatte. Der Kreis der Mitarbeiter wurde fortwährend ausgedehnt, das Format mehrmals vergrößert, und die Kölnische Zeitung erschien zuerst unter allen deutschen Blättern (1838) mit einem Feuilleton, in welches sich das „Beiblatt“ verwandelt hatte. Aber je mehr die Kölnische Zeitung an Bedeutung zunahm, desto argwöhnischer wurde sie von der Censur überwacht. besonders seitdem Ende 1841 die Leitartikel auftraten, welche, trotz jener erst im Jahre 1848 verschwundenen albernen Tortur des Geistes, den bis dahin unerhörten Versuch wagten und consequent fortsetzten, das im „Schatten kühler Denkungsart“[WS 2] befangene politische Urtheil des deutschen Volkes zu reifen, und, neben der raschen Mittheilung der Tagesneuigkeiten, dem Blatte allmählich den Rang erwarben, den es zur Zeit in der deutschen Presse einnimmt. Seit dem Tage, an welchem der letzte der Censoren die dictatorische Machtvollkommenheit seines „Non imprimatur“ (darf nicht gedruckt werden) nicht mehr geltend machen durfte, ging die Abonnentenzahl einer fabelhaften Steigung entgegen, sank wieder in der politischen Abspannung seit 1850, namentlich in Folge der 1852 eingeführten Zeitungssteuer, welche nebenbei bemerkt für die Kölnische Zeitung gegenwärtig achtunddreißigtausend Thaler pro Jahr beträgt, hob sich jedoch mit dem neu erwachten politischen Leben der Völker und braucht gegenwärtig zwanzigtausend Exemplare. Außerdem erscheint die Kölnische Zeitung seit dem 5. October d. J. auch noch in einer auf der gleich hohen Rangstufe wie die Tagesausgabe gehaltenen für das Ausland bestimmten Wochenausgabe.
Wenn es Joseph Du-Mont gelungen ist, sein Blatt, das nicht einmal in einer Hauptstadt erscheint, zum verbreitetsten der gesammten deutschen Presse (wenigstens der großen politischen) zu machen, so wirkte dazu freilich die Gunst der Umstände, die Lage Kölns, das Aufblühen der Stadt und der Rheinlande unter preußischem Scepter mit, aber diese Gelegenheit würde wenig geholfen haben, wenn er sie nicht so umsichtig und rastlos benutzt hätte. Unermüdlich verbesserte er den technischen Betrieb des Blattes und erbaute 1846 in der Breitenstraße die stattlichen Gebäude, in welchen jetzt die Zeitung und die Buchdruckerei ihren Sitz haben. Joseph Du-Mont scheute weder Mühe noch Kosten, um die erfreulich fortschreitende Zeitung zu vervollkommnen, und gönnte sich, um die kleinsten Einzelheiten besorgt, bei Tag und Nacht keine Ruhe.
In demselben Geiste wird das Unternehmen, wie ich mich reichlich zu überzeugen die Gelegenheit hatte, auch nach dem 1861 erfolgten Hinscheiden Joseph’s mit einer Consequenz fortgeführt, welche den gerechtesten Anspruch auf unser Lob hat und zu der Hoffnung auf immer größere Resultate berechtigt, zumal wenn man bedenkt, welchen enormen Einfluß die Tagespresse sich zu erringen gewußt hat, und dabei berücksichtigt, daß die Kölnische Zeitung immer nur das eine schöne Ziel im Auge hat, durch ruhige, objective Beurtheilung der Weltereignisse eine versöhnende Macht zwischen den streitenden Parteien zu bilden und durch einen ganz ungeheuren Aufwand materieller Mittel der Mit- und Nachwelt das reichhaltigste Material zu liefern. Man kann von unserm Standpunkte aus und als entschiedener Demokrat nicht immer mit der Kölnischen Zeitung gehen, aber man muß an ihr anerkennen, daß sie in den schwierigsten Perioden unseres politischen Lebens ohne Furcht auf dem Kampfplatz für die gute Sache erschienen ist und zur Förderung unserer Zustände viel beigetragen hat.
- ↑ Wie erstaunlich schnell auch andere Buchdruckereien ihre Arbeiten liefern, davon ist die Leipziger Officin, welche den Druck der Tages-Ziehungslisten der sächsischen Landeslotterie besorgt, ein eclatantes Beispiel. Vormittags drei Viertel auf elf Uhr ist der Schluß der Ziehung und schon ein Viertel zwölf Uhr sind die erwähnten Listen gesetzt, corrigirt, gedruckt, gefalzt, couvertirt, adressirt und frankirt auf der Post zur Reise durch das Land. D. Red.
- ↑ Die Gartenlaube, bekanntlich doch nur eine Wochenschrift, bedarf im Jahre für fünfzigtausend Thaler Druckpapier mehr als die Kölnische Zeitung. D. Red.
- ↑ In der Staatsdruckerei in Wien sahen wir einmal achtunddreißig Druckmaschinen von einem einzigen Manne gehandhabt. Alle übrigen Manipulationen: Zerschneiden des Papiers ohne Ende, das benutzt wurde, Auffangen der Bogen etc. verrichten die Maschinen selbst. D. Red.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Zitiert nach „Lebenspflichten“ von Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748–1776).
- ↑ wird Hans Adolf v. Thümmel († 1851) zugeschrieben.