Geschichte von Kloster Heilsbronn/Bildung derselben

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Staatsverfassung, Rechtspflege, Verwaltung »
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[564]
5. Bildung derselben.[1]

Die zu den soeben besprochenen kirchlichen Funktionen erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten erwarben sich die Mönche in Heilsbronn selbst. Allein zur Leitung und Erweiterung des Mönchsstaates im Sinne des Klosterstifters war ein größeres Maß des Wissens und Könnens erforderlich. Deßhalb waren die Äbte stets darauf bedacht, ihre talentvollsten Mönche, die dereinstigen Lenker des Staatsschiffes, auf eine höhere Bildungsstufe zu heben, und zwar durch den Besuch der damals berühmtesten Universität, Paris. In Deutschland gab es damals noch keine Universitäten. Nachdem aber auch dort Universitäten gegründet worden waren, studirten heilsbronner Mönche auch in Prag, Wien und Heidelberg, promovirten daselbst als Baccalaurei, wohl auch als Doktoren der Theologie, fungirten dann in Heilsbronn als Lehrer der Novizen, oder als Regierungsbeamte, oder als diplomatische Sendlinge, besonders aber als Äbte, unter welchen wir im III. Abschn. Manche als kenntnißreiche und regierungstüchtige Männer, auch als Freunde und Förderer der Reformation kennen gelernt haben. Mancher unter den an den gedachten Universitäten Studirenden bereicherte die heilsbronner Bibliothek, indem er, in Auftrag seines Abts, Codizes acquirirte oder kopirte und nach Heilsbronn brachte. Diesen Manuskripten ist gewöhnlich [565] der Name des Erwerbers oder Kopisten beigeschrieben, z. B. „1461. Hic liber (Thomas von Aquino) comparatus est per fratres Conr. Ockers et Joh. Seyler in universitate Heydelberg pro tunc ibidem sacrae paginae alumnos et artium liberalium determinatores, scriptus per Johannem Colopificem.“ „1466. Comparatus est hic praesens liber (ein Theil von Cicero) per fratrem Conr. Haunolt (nachmals Abt) in studio heydelbergensi pro sex flor.“ Auch entlehnten die Äbte viele Codizes und ließen sie in Heilsbronn selbst von ihren Mönchen abschreiben. Einige dieser Kopien zeichnen sich nicht nur kalligraphisch, sondern auch durch Bilderschmuck aus. Aus dem Gesagten erhellt, daß man in Heilsbronn nach literarischer Bildung strebte. Daß es dort literarisch gebildete Mönche gab, ersieht man aus dem noch vorhandenen literarischen Nachlaß dortiger Mönche. Was von diesem Nachlaß dem Mittelalter angehört, ist lediglich ascetischen Inhalts. Die lateinischen Sermonen von Konrad Soccus von Brundelsheim[2] (der 14. Abt) sind oben unter Mittheilung einiger Schriftproben besprochen worden.

Ein ihm ebenbürtiger, literarisch gebildeter und fruchtbarer Sermonenschreiber war Hans Einkurn. Von seiner Herkunft wird unten im 2. Bande bei Steinheim die Rede sein; hier aber von seinen Sermonen. Diese fanden im Kloster großen Beifall, besonders beim Abt Stromer, welcher sie in zwei Quartbänden auf Pergament abschreiben ließ und dem Kloster schenkte; daher auf dem letzten Blatte des ersten Bandes die Worte: Istum librum dedit kamere reverendus pater et dominus Bertholdus (Stromer) abbas 1412. Auf dem Titelblatte liest man: Joh. Ainkurn, quondam prioris sermones. Der zweite Band hat kein eigenes Titelblatt. Aber außen auf dem unverwüstlichen Einbande steht auf einem mit Blechbändchen umrahmten Pergamentblättchen: Sermones ejusdem, pars hiemalis, d. h. die von Advent an während des Winters bis nach Pfingsten gehaltenen [566] Reden. Auf dem Einbande sind allerlei Figuren und das Cisterzienserwappen in das Leder eingepreßt. Daß man auf das Buch großen Werth legte, geht daraus hervor, daß man es, wie auch die Sermonen Conrads von Brundelsheim, an eine Kette legte. Daß es fleißig gebraucht wurde, beweist der fast ganz abgegriffene Goldschnitt. Daß es auch von Humoristen gebraucht wurde, gewahrt man an vielen der zierlichen zinnoberrothen Anfangsbuchstaben, besonders an manchem O oder Q, aus welchen der Muthwille Menschengesichter durch Einzeichnung von Mund, Nase und Augen gebildet hat. Dieser Band enthält weit über 400 Pergamentblätter. Der Verfasser ist vertraut mit seiner reichen Klosterbibliothek, mit der lateinischen Bibel, mit den von ihm oft zitirten Autoren Ovid, Cicero, Seneka, Plato, Origenes, Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus, Irenäus, Gregor, Bernhard, Hugo, Anselm, Thomas, Rabanus u. A., auch mit Aristoteles und Plinius, aus deren naturhistorischen Schriften er oft seine Gleichnisse entlehnt. Seine Sermonen enthalten manches heutzutag nicht mehr Zusagende, aber auch manches Sinnreiche und Ansprechende. Nach dem Vorgang einiger Kirchenväter deutet er Alles im alten Testament bis ins Kleinste vorbildlich auf das neue Testament, wie wir nachher beispielsweise an Jakob und Esther sehen werden. Hier einige Proben aus seinen Sermonen in deutscher Übersetzung.

Am Christfest. Text Jesaias 60, 1. Von der Geburt des Herrn. Das Licht ist aufgegangen. Nach Basilius und Augustinus hat das Licht viele herrliche Eigenschaften: in seinem Ursprung antiquitatem, in seinem Laufe velocitatem, in seinem Durchgang subtilitatem, in seinem Anblick pulchritudinem. In seinem Ursprung antiquitatem; denn es ist die zuerst geschaffene Creatur. So Christus, gleich ewig, wie der Vater. Alanus sagt bei Jesaias 9: Wer ist jener an der Brust saugende Säugling? Es ist der, welcher die Gestirne schuf. Wer ist der in den Windeln weinende Säugling? Es ist der, welcher im Himmel herrscht. Jener Säugling ist uns gegeben, damit wir neu geboren werden und ewig leben; ein Rath in unsern Nöthen, ein starker Gott [567] in unserer Schwachheit, ein Vater, der uns im Schoße der ewigen Seligkeit pflegt, ein Fürst des Friedens, uns zu befreien von Zwietracht. Was gibst du nun, o Mensch, dem Herrn für das, was er dir gegeben hat? Bete an den Säugling, liebe den wunderbaren Sohn, fürchte den Herrn! Aber ach, das Gegentheil thun Viele. – Am Sonntag Reminiscere. Text Matth. 15: Jesus und das cananäische Weib gingen aus. Erstens: der Ausgang des Herrn. Aus der Sonne geht der Strahl, aus der Quelle der Fluß, aus dem Hause der Bote, aus dem Kriege der Verwundete. So ging der Sohn Gottes aus vom Vater durch die ewige Zeugung: „Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt.“ Joh. 16, 28. Er ging aus von der Mutter am Tage seiner Geburt: „Es wird der Bräutigam aus seiner Kammer gehen.“ Joel 2, 16. „Es wird eine Ruthe aufgehen von dem Stamme Jesse.“ Er ist aus der Welt gegangen durch sein Leiden. „Wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.“ Joh. 16, 28. Er sprach mit Jakob: „Mit meinem Stabe ging ich über den Jordan; nun kehre ich zurück mit zwei Heeren (turmae).“ So ging Christus am Stab des Kreuzes über den Jordan unserer Sterblichkeit, und mit zwei Heeren, mit Leib und Seele, kehrte er in den Schoß des Vaters zurück. Er ging aus, uns liebevoll zu trösten, er that es durch die Taufe, durch Unterricht, durch Mittheilung der Gnade: „Es wird eine Quelle vom Hause des Herrn herausgehen, die wird den Strom Sittim wässern.“ Joel 3, 23. „Du zogst aus, deinem Volk zu helfen, zu helfen deinem Gesalbten.“ Habac. 3, 13. Er ging aus, uns zu erleuchten; er ging aus an den Ölberg, um zu trauern. Zweitens: Der Mensch geht aus. Es gibt einen guten und einen schlechten Ausgang. Gut ist der Ausgang, wenn der Mensch vom Laster aus- und zur Tugend übergeht, wie der Dunst von unten ausgeht und zum Himmel aufsteigt. So ging Abraham aus seinem Lande. So gehen die Schwalben und Störche im Winter aus ihrem Lande, um in entfernten Gegenden ihre Nahrung zu suchen. So sollen wir die weltlichen Lüste verlassen, zur Sonne der Gerechtigkeit, Christum, uns wenden, zum entferntesten [568] Lande, zum Paradies. Die in irdischen Lüsten verstrickt sind, so daß sie nie herauskommen können, gleichen einer gewissen Biene, Plinius nennt sie Labion, welche, wenn sie in einen Bienenkorb gedrungen ist, sich so gierig in den Honig einfrißt, daß sie nicht mehr herauskommen kann und dann von den Bienen getödtet wird. Auch gleichen sie den Fliegen, welche sich in Spinnengeweben dermassen verwickeln, daß sie nicht mehr loskommen können und dann von den Spinnen gefangen und umgebracht werden. Kommilitonen! laßt uns nicht also thun, laßt uns heraustreten aus den irdischen Lüsten! Babilons Mauer stürzt ein, Jerem. 51; laßt uns heraustreten! Die Welt gleicht dem babilonischen Feuerofen, aus welchem Sadrach, Mesach und Abednego unverletzt getreten sind. Schlecht ist der Ausgang, wenn der Mensch von der Tugend aus- und zum Laster übergeht. Ein solcher Mensch gleicht dem Maulwurf, welcher unbedachtsam aus seiner Höhle heraus auf die Erde geht und dann getödtet wird. Kain ging weg vom Angesichte des Herrn und war ein Flüchtling auf der Erde. Dina ging aus und wurde geschändet. Haman ging fröhlich aus an jenem Tage, Tags darauf wurde er gehenkt. – An der Kirchweih. Text Jesaias 60, 13: „Ich will die Stätte meiner Füße herrlich machen.“ Je theurer Edelsteine sind, desto theurer werden sie gehalten und gefaßt. Das Theuerste ist unser Schöpfer. Theuer sei uns daher die Stätte, wo er verehrt wird. Wir meinen mit dieser Stätte unsern Leib, 1. Cor. 6, 19. Dieser erlangt zeitlichen Ruhm erstens wegen Schönheit. Wir sehen, daß einstmals eine schöne Jungfrau, Hester, durch einen Mächtigen und Reichen großen Ruhm erlangt hat. Der König Ahasverus schickte Knechte aus, daß sie schöne Jungfrauen aufsuchen und zu ihm bringen sollten. Unter Vielen, die zu ihm gebracht wurden, war Hester, sehr schön, unglaublich schön. Und er liebte sie mehr als alle andere Frauen und setzte das königliche Dyadem auf ihr Haupt. Das ist geistlich zu verstehen. Hester wird eine Verborgene genannt. Das bedeutet eine heilige Seele, die sich vor der Sünde verbirgt und daher geliebt wird vom König der Könige, welcher ihr ein Dyadem [569] aufs Haupt setzen und eine dauernde Regentschaft verleihen wird. Der Leib erlangt zeitlichen Ruhm zweitens wegen Stärke. Der Krieger kämpft tapfer, um Ruhm zu erlangen. So kämpft der geistliche Streiter Christi gegen die Feinde seines Herrn, gegen Sünde und Teufel, um ewigen Ruhm zu erlangen.“

Den Sermonen Einkurn’s ähnlich sind die in der heilsbronner Bibliothek (in Erlangen) befindlichen lateinischen Sermonen des 22. Abts Ulrich Kötzler. Die meisten dieser Reden hielt er an Ort und Stelle vor seinen Mönchen, einige anderwärts in den Jahren 1440 und 41 als Visitator der Klöster Ebrach und Kaisheim. Die um dieselbe Zeit von den Mönchen Ulrich Zeyß und Joh. Velter von Nürnberg gehaltenen Sermonen sind gleichfalls noch vorhanden. Keiner von diesen Rednern des 15. Jahrhunderts spricht mit solcher religiösen Wärme, wie ein Jahrhundert früher Konrad Soccus. Dagegen sprach und schrieb mit gleicher Wärme wie dieser ein anderer heilsbronner Mönch, dessen Schriften zuverlässig in der heilsbronner Bibliothek vorhanden waren, gegenwärtig jedoch nicht mehr daselbst (in Erlangen) vorhanden sind, wohl aber anderwärts, namentlich in München und Heidelberg. Sie wurden im J. 1870 vollständig veröffentlicht von Menzdorf unter dem Titel: „Der Mönch von Heilsbronn.[3] Sie sind insgesammt ascetischen Inhalts, deutsch, theils in Prosa, theils in gereimten Versen geschrieben und enthalten Folgendes: 1) Eine Betrachtung über das Abendmahl, 2) über das Gebet, 3) über die Vermählung der Seele mit Gott, und 4) die Legende vom heiligen Alexius. Der Verfasser schrieb, wie Konrad Soccus, nicht für das Volk, sondern für Klösterlinge, welche er am Anfang und Schluß der ersten Schrift anredet wie folgt:

Nu bite ich alliu guten kint,
Di in geistlichem leben sint,
Daz si mich des geniezzen lan,
Daz ich in hie gedienet han,

[570]

Und unsere herren für mich biten,
Daz er nach barmeklichem siten
Einem muniche von Halsprunne
Seiner gnaden gunne,
Ze lon umb dize getihte,
Und si ez nutze ze ihte.

Seinen Namen nennt der Verfasser nicht; er charakterisirt sich aber als einen Mönch von Halsprunne und schreibt nicht Hailspronn oder Fons salutis; denn diese Namen waren im 14. Jahrhundert noch nicht erfunden. Sein Halsprunne kann kein anderer Ort sein als Heilsbronn zwischen Nürnberg und Ansbach, da kein anderes Halsprunne genanntes Kloster existirte. Auf dieses Halsprune weist auch eine Beischrift hin, welche ein Kopist der bei Nr. 2 soeben gedachten Schrift anfügte, also lautend: Anno dni. 1390 completus est liber iste in vigilia Epiphaniae domini per manus Ulrici presbyteri Currificis in Eschenbach. Deo gratias. Die Pfarrorte Ober- und Mitteleschenbach liegen nicht weit von Heilsbronn. Der Sachverhalt war ohne Zweifel folgender: Ulrich Wagner, latinisirt Currifex, war Pfarrer, Presbyter, in Mitteleschenbach, wo Heilsbronn schon im J. 1327 Güter besaß. Er entlehnte 1390 vom benachbarten Kloster Heilsbronn das in Rede stehende Manuskript und schrieb es ab.

Beim Lesen der besprochenen ascetischen Schriften gewinnt man die Überzeugung, daß die Verfasser gute Lateiner waren, sehr bibelkundig, daß sie aber die Bibel nicht in den Ursprachen lasen. Lateinische und griechische, vor und nach Christus geschriebene Werke lasen sie sehr fleißig, die griechischen aber nur in lateinischer Übersetzung.

Geschichtsforscher waren die heilsbronner Mönche nicht. Ihre Aufschreibungen über die Urzeit ihres Klosters beschränkten sich auf einige sagenhafte Notizen über den Stifter und den ersten Abt ihres Klosters. Nicht einmal über die Begebenheiten in ihrer nächsten Umgebung berichten sie eingehend. Und doch hätten gerade die heilsbronner Klösterlinge recht viel Denkwürdiges berichten können, da die Grafen von Abenberg, die Burggrafen von Nürnberg, [571] die drei ersten brandenburgischen Kurfürsten fortwährend in Heilsbronn lagerten und daselbst begraben wurden, da von der Zeit des Kaisers Lothar an bis in die Reformationszeit die meisten deutschen Kaiser bei ihnen einkehrten; da sie mit den Päpsten in Rom und Avignon, mit Cisterz, Konstanz und Basel persönlich verkehrten. Allein sie gedenken der Vorkommnisse bei diesem Verkehr nur nebenbei in ihren lateinisch geschriebenen Rechnungen bei Angabe der Ausgaben, welche durch die Anwesenheit der Kaiser, durch Geburt, Einlagerung und Grablegung der Burggrafen und Kurfürsten, durch Reisen nach Rom etc. veranlaßt wurden. Eine rühmliche Ausnahme machte der 1518 gestorbene 25. Abt Bamberger, welcher den Jahresrechnungen seiner Mönche gewöhnlich einen Bericht in lateinischer Sprache über denkwürdige Ereignisse im Lauf des Jahres beifügte. Siehe Stillfried S. 241–306, wo diese Berichte mitgetheilt sind.

So viel über die wissenschaftliche Bildung der heilsbronner Mönche. Über die Pflege der Künste im Kloster ist Folgendes zu berichten.

Vokalmusik wurde im Kloster mit besonderer Sorgfalt gepflegt. Heilsbronner Mönche erhielten, wie oben erwähnt, bisweilen einen Ruf in andere Klöster, um daselbst Gesang zu lehren. Mehrstimmige Gesänge aus alter Zeit, auf Pergament geschrieben, zierlich ausgestattet und in Folianten gebunden, wurden im 17. Jahrhundert nicht nach ihrem Musikgehalt, sondern lediglich nach ihrem Pergamentgehalt gewerthet, durch Verkauf an Buchbinder etc. zu Geld gemacht oder zum Einbinden von Klosteramtsrechnungen verwendet. Daher sieht man noch jetzt auf manchem Einbande Notenreihen mit Texten, z. B. Ecce agnus Dei, qui tollit pecata mundi. Ecce, de quo dicebam vobis: qui post me venit, ante me factus est, cujus non sum dignus corrigiam calceomenti solvere. Dieselbe genaue Beibehaltung der Bibelworte findet man in den oben erwähnten, vom Richter Hartung eigenhändig kopirten kirchlichen Gesängen, z. B.: Tu es Petrus et super hanc petram edificabo ecclesiam meam etc. etc. Hartung nennt bisweilen die Komponisten, bemerkt [572] aber bei keinem, daß er ein heilsbronner Mönch gewesen sei. Als Komponisten nennt er z. B. Gombertus, Jachet, Vordelath, Senfel, Pominger, Willant, Lupus, Praiter, Obrecht, Hayn, Brumel, Bontemps, Tanckernach. Bei einigen Gesängen gibt er auch deutsche Texte, z. B.: „Komm heiliger Geist, Herre Gott“ etc. Komponist: Arnoldus de Pruk. Auf der mit 1482 beginnenden Todtentafel wird als tüchtiger Musiker, wenn auch nicht als Komponist charakterisirt: Johann Hegwein, genannt Jubilate, aus Nürnberg, Baccalaureus der Theologie, Probst in Neuhof, in organis et musica non parum instructus.

Daß einige heilsbronner Mönche sich als Kalligraphen auszeichneten, ist oben berichtet worden. Über ihre Leistungen als Maler und Bildhauer kann nichts Zuverlässiges berichtet werden. Es läßt sich nicht ermitteln, ob die schönen Miniaturbilder in den Manuskripten der Klosterbibliothek und die unschönen Temperabilder in der Klosterkirche bei Nr. 3, 25, 41, 121 von Mönchen gemalt worden sind. Von den in der Kirche befindlichen Ölbildern hat keines ein heilsbronner Mönch gemalt. Die oben S. 246 besprochenen, bei Nr. 157, 159, 160, 162, 165 und 166 aufgestellten Statuen soll ein Mönch geschnitzt haben.

Wie die Äbte von Heilsbronn, so schickten auch andere Cisterzienseräbte ihre talentvollsten Mönche zu ihrer höheren Ausbildung auf Universitäten. So war es ihnen durch die Statuta ordinis cisterciensis im Kapitel de Studentibus vorgeschrieben, besonders im Jahre 1334 von Benedict XII. Dieser Papst, laut seiner eigenen Versicherung selbst dem Cisterzienserorden angehörig, verordnete im Einverständniß mit den Äbten Wilhelm von Cisterz, Johann de Firmitate und Reynald von Morimund Folgendes: „Cisterziensermönche sollen wie bisher, so auch künftig, in Paris studiren; aber auch in Oxford (Engländer, Waleser, Irländer, Schotten), in Bologna (Italiener), in Salamanca (Spanier und Portugisen), in Montpellier (Franzosen) und in Metz (Deutsche, Alemani). Aber die vornehmste Bildungsschule sei und bleibe für alle Nationalitäten Paris, locus celeberrimus et fons omnium studiorum.“ Dieser Erlaß trägt [573] das Datum: Apud Pontemsorgie, Avinionensis diocesis, IV. Id. Jul., anno nostri pontificatus primo. Benedikt XII. war einer derjenigen Päpste, die zur Zeit der Kirchenspaltung nicht in Rom, sondern in Avignon residirten.

Vierzehn Jahre nach diesem Erlaß wurde in Prag die erste deutsche Universität gestiftet. In Folge dessen erhielten die Statuta ordinis beim Kapitel „de Studentibus“ folgenden Zusatz: „In civitate Pragensi ordinatur studium ordinis generale, ad quod mittantur quicunque volunt, dum tamen servetur statutum domini Papae Benedicti (XII.) de studio Parisiensi.“ Den Studirenden wird unter Strafandrohung verboten, Theil zu nehmen an den von einigen Nationalitäten eingeführten exzessiven Gelagen, Spielen, Umzügen mit Musikinstrumenten, Maskeraden, Waffen, weltlicher Kleidung etc. Die heilsbronner Äbte machten sofort Gebrauch von der in der soeben mitgetheilten Novelle ertheilten Erlaubniß, die neuerrichtete Universität Prag besuchen zu dürfen: sie ließen talentvolle Mönche (immer je zwei) dort studiren, später auch in Wien und Heidelberg, aber fortwährend auch in Paris, jedoch niemals in Metz, Oxford, Bologna, Salamanca etc.






  1. Vgl. Stillfried S. 12.
  2. Vgl. Stillfried S. 12.
  3. Vgl. Stillfried S. 12.


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