Malerische Wanderungen durch Kurland/Tingern, Poperwahlen, Erwahlen und Saßmacken

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Der Dondangsche Beyhof Gypken, Fahrt nach Domesnees, die Leuchtthürme daselbst, der Strand, merkwürdige Strandungen, Heldenthat des Küsters Fritze, der Dondangsche Beyhof Irben Malerische Wanderungen durch Kurland
von Ulrich von Schlippenbach
Talsen, Postenden, Rönnen an der Abau, das Rönnensche Pastorat und die Kirche daselbst. Fahrt nach Goldingen
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Tingern, Poperwahlen, Erwahlen und Saßmacken.

Auf einem guten Grandwege, so weit er durch die Dondangensche Gränze geht — gelangt man von Dondangen nach den schönen, dem Herrn von Bach gehörigen Gütern: Tingern, Erwahlen und Poperwahlen. Tingern ist nur 3 Meilen von Dondangen entfernt; und so wie man den finstern Wald verläßt, der wie eine Leibwache die Dondangensche Herrschaft umringt, erblickt man in der Ferne die prächtigen Gebäude von Tingern, die sich auf einem ansehnlichen Hügel erheben. Die neuerbaute Hoflage von Tingern ist eine der schönsten in Kurland. Die Nebengebäude sind alle in einem regelmäßigen [235] Viereck, aus dessen Mitte über dem Thorwege sich ein schöner Thurm erhebt, verbunden, und von Stein erbaut, so daß diese Wirthschaftsgebäude von außen das Ansehen einer alten Burg gewinnen, und mit dem Wohnhause, das nicht weit davon im neuesten Geschmack auf der Spitze der Anhöhe erbaut ist, im angenehmen Kontraste stehen — gleichsam als träten hier Gegenwart und Vorzeit in einen freundschaftlichen Bund zusammen, um mit ihrem verschiedenen Schmuck eine ehemals unbebaute Gegend zu verschönern. Doch verdient diese Gegend wahrlich jene Auszeichnung, denn die Aussicht ist vortreflich. Auf 5 bis 6 Meilen weit übersieht man von dort eine Menge Höfe, Bauergesinde, Straßen, Krüge, Wälder und Wiesen; eine fruchtbare Landschaft breitet sich auf allen Seiten in die Ferne. In der Nähe der Hoflage sind die Umgebungen nicht minder schön. Doch diese mag der Leser mit mir betrachten, nachdem ich das pallastähnliche Wohngebäude im flüchtigen Umrisse gezeichnet habe. Es ist mit dem zur Küche und zu Domestikenwohnungen eingerichteten [236] Erdgeschoß, von ansehnlicher Höhe. Der Haupteingang führt, auf einer über das Erdgeschoß erhöhten, halbrunden Treppe, zu einem runden, von freyen Säulen umgebenen Vorhof, in welchen durch eine hohe Kuppel, die eine flache Laterne auf der Spitze trägt, das Licht fällt. Aus diesem Eingange schon ist die Aussicht auf einen gegenüber liegenden beträchtlich großen Teich, in dessen Mitte ein niedliches Badehaus schwimmt, und auf das daran stoßende Wäldchen, voll lieblicher Spatziergänge, reizend. Die Hinterseite des Hauses dehnt sich in zwey Flügeln nach einem an der Anhöhe terrassirten Garten aus, wo am Fuße des Berges, dem Hause gegenüber, ein runder Teich gelegen ist, aus dessen Mitte eine mit jungen Bäumen und Blumen bepflanzte Insel sich erhebt. Dieser Garten ist nicht lange angelegt, und daher die Baumpflanzung, vorzüglich in allen Arten von Pappeln bestehend, noch nicht groß genug, um hinlänglich Schatten zu gewähren. Nur rechter Hand des Hauses stehen ein paar mächtig große Bäume — eine Eiche und Birke, die bey der Anlage [237] dieses Gartens ihren Platz, den sie gewiß schon Jahrhunderte hindurch so ehrwürdig einnahmen, behielten, und während die jungen Bäume umher noch mit den Schwierigkeiten, sich an den fremden Boden zu gewöhnen, kämpfen, ihre weiten Zweige zu einander neigen, als wollten sie den jungen Anwuchs unter ihren Schutz nehmen. Zwischen diesen großen Bäumen, wo eine Grotte im Berge, so wie etwas weiter noch eine andere von Steinen gewölbt, der Insel im runden Teich gegenüber liegt, überrascht ein sehr liebliches, von Blumen umarmtes Plätzchen, wo die Aussicht in die ferne weite Ebene, bis hinauf zum dondangenschen Walde, der wie ein Nebelstreif den Horizont umzieht, und auf das prächtige Gebäude zur Seite, äußerst schön ist. Man erblickt sich hier unter den Schatten der hohen Bäume, zwischen schöner Kunst und Natur, und fühlt wie sie beyde vereint das Menschenleben erheitern.

Von der innern Einrichtung des prächtigen Gebäudes hat mir besonders der Wintergarten, im rechten Flügel, gefallen. Hier [238] befindet sich nämlich ein geräumiger, hoher Saal, mit bis zum Erdgeschoß herabreichenden Fenstern, der den Winter hindurch mit Röhren erwärmt wird, und dessen Bestimmung ist, wenn Eis und Schnee die Fluren decken, im Hause selbst einen kleinen niedlichen Garten, voll blühender Orangen- und anderer hier seltener Bäume und Gewächse zu bewähren. In einer Geißblatt-Laube, unter lieblichen Düften, kann man sich dort, trotz dem stürmischen Nord, in jenes Land versetzen, wo die Orange blüht. Sinniger Kunst gelingen solche Zauber, und diesen schönen Platz, wo sich im Innern Wärme und frische Blüthen bewahren, wenn draußen in Stürmen und Frost die Erde starrt — würde ich mit der Ausbildung des Geistes und des Gefühls vergleichen, die, wenn Stürme des Elends sie umringen, in denen das äußere Leben erstarrt, in’s Innere sich verbirgt, und dort zu unverwelklichen Blüthen flieht. Ich darf es hier nicht übergehen, daß diese wahrlich prächtige Hoflage mit allen Nebengebäuden und Gartenanlagen, ohne Beschwerde der Erbbauern der beträchtlichen Güter [239] Tingern und Erwahlen — durch fremde Taglöhner und Handwerker erbaut worden ist, und also kein erzwungener Frohndienst sie vollenden half. Das Gefühl, so redlich ge- handelt zu haben, pflanzt gewiß eine Blume mehr in den schönen Wintergarten dieses Gebäudes, eine Blume, die in dem Kranz, den hier die Freude sich sammelt, gewiß die unverwelklichste bleibt. Das Dach des Hauses ist so flach, als es in unserm rauhen Klima — wo ein ganz flaches Dach von der Schneelast leiden könnte — nur möglich ist, und auf den beyden Flügeln endigt sich der Giebel des Daches in eine grottenähnliche Vertiefung, von einem Eisengeländer umzogen. Hier ist die Aussicht wirklich einzig; und man erblickt bey heiterem Wetter, mit einem guten Fernrohr, selbst über den vorstehenden Wald hinweg, das Meer und die darauf schwimmenden Schiffe. Hinter dem Quarrée der Nebengebäude findet sich ein Obst- und Gemüsegarten, mit ein paar Gewächshäusern; in dem einen gedeihen die seltensten Bäume und Stauden, und darunter mehrere Feigenbäume von ansehnlicher Höhe [240] (die zweymal im Jahre Früchte tragen sollen). Vorzüglich aber giebt es hier eine Menge von Blumen. Das zweyte kleinere Gewächshaus ist nur für Ananas bestimmt. Als ich hier im Herbst des vorigen Jahres war, reiften über hundert dieser in unsern Gegenden seltenen Frucht. — Der Weg von Tingern nach Poperwahlen ist in der Anlage nicht so glücklich gerathen, als die eben beschriebene Hoflage, und das rühmlichste, was man von ihm sagen kann, ist, daß er nicht mehr als eine starke Meile beträgt.

Poperwahlen hat eine gefällige Lage und ist von dem Pastorat Erwahlen und der Kirche, nur ein paar hundert Schritte entfernt. Die Kirche zu Erwahlen ist neu und von Stein erbaut, nachdem die ehemalige hölzerne, von einer Menge Stützen (wie ein schwacher Staat durch Finanzspekulationen) mühsam gehalten, niedergerissen, worden. Der hiesige Kirchspielsprediger ist der Piltensche Superintendent Maczewsky. Wer liebt und kennt nicht in meinem Vaterlande diesen Mann, der sein geistliches Gewand durch Herz und Sinn, durch Lehre und Wandel [241] ehrt, der, wo er die Kanzel betritt, nie eine leere Kirche erblickt, und es durch sein Beyspiel beweist, daß der geistliche Stand den höchsten Grad der Achtung und Ehrerbietung erringen kann, wenn er diese durch That und Lehre zu verdienen weiß und den Himmel, auf den er hinweist, in reiner Seele spiegelt. Von vier verschiedenen Religionen habe ich Zuhörer in Menge um ihn versammelt gesehen, und in dem gerührten Blick eines jeden lag, als er ausgeredet, mit hoher Andacht das Bekenntniß: „wir glauben alle an einen Gott.“ – Eine Kirche, in der ein solcher Mann lehrt, bedarf keines Schmuckes, keiner Merkwürdigkeit. Das Gute, Schöne und Wahre vereint zu finden, ist wahrlich merkwürdig genug, um ein Andenken zu erhalten, wenn es auch gleich nicht an künstlich gefügte Steinmassen gebunden wird.

Das Pastorat hat eine gefällige Lage an einem von hohen Erlen eingefaßten Bache. Der Hof Erwahlen, wo das (jezt nicht bewohnte) Haus eine schöne Lage an dem großen Erwahlenschen See hat, ist eine [242] halbe Meile von der Kirche und dem Pastorat entfernt. Ein mit hohen Bäumen bewachsener Holm reicht tief in den See hinein, und in der Mitte desselben erhebt sich ein, jezt größtentheils verfallener Pavillon. Liebliche Erinnerungen aus meinem Kinder- und Jünglingsalter schwebten mir hier über den sanftwallenden See entgegen. In diesem ehemals so wirthlichen Hause hab’ ich frohe Tage erlebt; sie sind dahin, um nimmer wiederzukehren! Doch, ihr freundliches Andenken erhält sich zugleich mit dankbarem Gefühl gegen den edlen Mann, der hier wohnte, fortwährend in meinem Herzen.

Nicht weit von Erwahlen liegt an demselben See der Hof und Flecken Saßmacken. In letzterem finden sich, außer einer Kirche, einer Synagoge und zwey Windmühlen, nur zehn Häuser, welche fast alle von Juden bewohnt werden. Ein paar von diesen Häusern waren, wie der alte Glaube Israels, bis auf Bruchstücke verfallen, andere aber hatten zu dem Grau des alternden Holzes rothe Fensterschläge, wie morgenländische Bilder aus dem Talmud zu dem [243] Dunkel des alten Testaments, gemischt. Einer von diesen Hausbewohnern hatte an den Fenstern seiner Wohnung, eines Kruges, mit gelben, rothen und blauen Strichen einige Figuren gemalt, die ich lange für einen ebräischen Spruch hielt, bis ich endlich errieth, daß sie Bouteillen, Gläser, Bretzel und Weißbrot vorstellen und zu einem Schilde dienen sollten; was ihnen auf den ersten Blick nicht anzusehen war. Es ist übrigens nicht selten, das, was man Anfangs für Sprüche geheimer Weisheit hielt, in grobgemalte Aushängeschilder des Gewerbes und der bürgerlichen Nahrung sich verwandeln zu sehen. Doch der Ebräer, der nach dem Gesetze verbunden ist, sich am Schabbas, selbst am bekannten geheimen Orte, schöne Häuser, Gemälde and dergleichen zu denken, kann im Anblick seiner eigenen Wohnung, die gewöhnlich nicht besser, als jener geheime Ort ist, und der Bilder in und an derselben, diese sehr leicht durch Gedanken an bessere verschönern, und so, wo wir ihn von Lumpen und Schmutz umgeben sehn, mit seiner Seele — den beym [244] Ebräer gewiß reinlichsten Theil seines Ichs — in den Vorhallen eines Salamonischen Tempels herumschwärmen.

Es war gerade Markt in Saßmacken, und die Fleckenbewohner schienen mir größtentheils dort versammelt zu seyn. Der Markt war klein und auch von Bauern nicht sehr angefüllt, überhaupt aber mehr von Weibern, als von Männern, besucht. Lange beobachtete ich hier einen halbbetrunkenen Bauer, der ein gutes Pferd ritt und von einem Zigeuner aufs Korn gefaßt wurde, um mit ihm auf sein abgetriebenes elendes Pferd, das aber mit messingenen Sprungriemen und allerhand buntem Spiel behangen war, zu handeln.

Über eine halbe Stande pries dieser unaufhörlich die Vorzüge seines Gauls, ohne auch nur den armen Bauer zum Worte kommen zu lassen. Hundert Bilder hatte er bereit, um die vortreflichen Eigenschaften seines alten Thieres zu erheben, das unter andern so fest mit den Füßen die Erde beträte, daß diese bebe. Der arme Bauer‚ außer sich, daß man ihn gar nicht zum Worte [245] kommen ließ, schien endlich, gleichsam gezwungen, der Überredungskraft des Zigeuners nachzugeben, und nachdem er mehreremale fortgeritten und — von den rhetorischen Talenten seines Gegners verfolgt — zurückgekommen war, wurde der Handel förmlich geschlossen und — der arme Bauer betrogen.

Der Zigeuner erschien mir wie ein Philosoph, der sein altes, nur bunt aufgeputztes System anbringen will, und so lange schreit, tobt und lärmt, bis sein Gegner, der lieben Ruhe wegen, sich überwunden giebt. Unter geflügelten Pferden — diesen späteren Bellerophons — welche die Philosophen, im Kampf gegen die Chimäre, tummeln, giebt es auch wohl manche aufgeschmückte alte Thiere, so wie es nicht weniger solche tobende Zigeuner giebt, die sie vorreiten. Doch Bellerophon überwand wirklich die Chimäre, und da sind seine Nachfolger ihm nicht mehr gleich, die nur höflich mit dem Ungeheuer tournieren. Indeß sagt die Fabel weiter: als dieser Held auf seinem Flügelpferde in den Himmel wollte, [246] stach das Thier eine Bremse, und es warf den Reiter in einen Graben. Dieß Bild paßt freilich nicht in diesem Falle, aber doch mag es ihm in andern nicht an Beziehung fehlen. — In der Kirche zu Saßmacken fand ich eine Menge Fahnen, welche das Andenken eines Herrn von Wigand, vor vielleicht schon hundert Jahren, Besitzers der saßmackschen Güter, erhalten sollen. Dieser, ein schöner, junger, gebildeter Mann, war an seinem Hochzeitstage gestorben; der Gram tötete die Braut, die ihm vier Tage darauf in die Ewigkeit folgte. Um das Gemälde dieses Herrn von Wigend sind mehrere allegorische, seine Geschichte deutende Bilder; eines, wo auf einem Felsen im Meere der Pfeil des Todes einen Jüngling trift, er sinkt und breitet seine Arme zu der noch auf dem Felsen stehenden Geliebten, die im Begriff ist, sich ihm nachzustürzen. Ein anderes ist mehr im Geschmack der alten — und wenn man will, auch der neuesten — Zeit; ein Mann schlummert, und aus seinem Magen ist ein starker Baum hervorgewachsen, der, statt der Früchte, ein paar Liebende [247] trägt. Doch der Tod, als schreckliches Gerippe, durchschneidet mit seiner Sense, den Baum, und er fällt mit seinen Zweigen und dem Jünglinge und Mädchen, die er wie Blüthen und Früchte zugleich getragen, zur Erde nieder. Hier, im Andenken des frühen Todes von ein paar Liebenden, wo der Tod die rothe glühende Rose der Liebe und des Lebens, so schnell in die weiße seines Erblassens verwandelte, ist das erste Bild und dessen Deutung rührend; das zweyte zerstört die Stimmung und erinnert nur zu anschaulich an eine Liebe, für deren schwaches Myrthen-Reis der Magen allein Frucht- und Blumentopf war, in welchem es zu sprießen begann.

Unter einigen alten Wappenschildern fand ich auch eine Tafel hängen, die einem redlichen Dienstmädchen, als Andenken der Dankbarkeit für treue Dienste, von ihrer Herrschaft geweiht worden war. Mit Vergnügen bemerkte ich dieses kleine Täfelchen, das unter den alten Wappen, wie ein frischer Kranz an Ruinen hing. Es macht dem Herzen der edlen Dame, die dieses Andenken [248] stiftete, Ehre, das Gefühl der Achtung für die stille Tugend eines armen Dienstmädchens, eben an der Stelle durch ein Denkmal bezeichnet zu haben, wo die prangenden Schilder des Unterschiedes der Stände stehen. Hier waren letztere schon von Staub überdeckt, und wo dieser Helm und Krone verschleiert, da verschwindet aller schimmernde Schmuck. Am weißen Leichentuche haften die bunten Farben der heraldischen Felder nicht mehr, und für eine Auszeichnung jenseits können nur Tugend und Verdienst ein Wappen geben, das wie ächtes Mosaik aus Edelsteinen, dort aus Thaten zusammengefügt ist.

Mitten in der Kirche ist ein alter Leichenstein mit folgendem Spruch:

„Was du jetzund bist, war ich einst auf Erden,
Was ich jetzund bin, kannst du schnelle werden.
Darum, o Mensch, vertraue Gott, den eins ist Noth!
Denk an deinen Tod!“ —

Wann, wie aus einer Todtengruft hervor, diese ernste Mahnung dem Lebenden gleichsam zugerufen wird, so bebt das rege glühende Leben im ersten Augenblick vor [249] dem starren kalten Bilde des Todes zurück. Doch noch einen Blick auf diesen Stein, dessen Außenseite ja nur die ernsten Worte spricht, indeß Ruhe und heiliger Frieden unter ihm und Hoffnung über ihm wohnt; und das sich fühlende Daseyn erträgt den Gedanken: zu werden, wie der Bewohner des Grabes, — hier schon weniger ängstlich. So weiß die Phantasie mit ihrem zarten Seidengespinste selbst die todte Larve des eigenen Wesens, aus dem sie spricht, noch zu umweben, und strebt, ehe sie selbst der Larve nachsinkt, den letzten Faden noch an einen fernen Himmel zu knüpfen.

Bey Erwahlen, Saßmacken und Puhnen, welches letztere Gut man auf dem Wege nach Talsen gleichfalls passirt, wird man durch den Anblick der schönen Bauergesinde angenehm beschäftigt, die wie kleine Höfe zerstreut umher liegen. Besonders fielen mir ein paar saßmackensche oder puhnensche Gesinde auf, wo zu den roth angestrichenen, geräumigen und mit einem Schornsteine versehenen Bauerhäusern, Alleen von schönen Weidenbäumen führen, und wo man [250] Haus, Nebengebäude und Zäune in schönster Ordnung erblickt. Die Wohlhabenheit der Bauern in diesen Gegenden ist ausgezeichnet; man sieht nicht selten die Wirthe mit guten, von zwey Pferden gezogenen Chaisen zur Kirche fahren. Die Weiber reiten gewöhnlich auf einer Art Quersättel, die sonst in Kurland unter den Bauern nirgends im Gebrauch, und übrigens von den gewöhnlichen Quer- oder Damensätteln verschieden sind, die Form kleiner Sessel mit einer Rücklehne haben, und zum Reiten bequem genug, aber sehr unsicher seyn müssen. —