RE:Eikadios
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Epiklesis des Apollon zu seinem Geburtstagsfest 20. Tag des Monats | |||
Band V,2 (1905) S. 2098–2099 | |||
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Eikadios (Εἰκάδιος), Epiklesis des Apollon an Orten, wo ihm am 20. (ἐν τῇ εἰκάδι τοῦ μηνός) ein Fest gefeiert wurde, die Priesterin εἰκάς hiess und jener Tag für den Geburtstag des Gottes galt, Etym. M. 298, 1. Die Bildung der Epiklesis entspricht den Beiworten ἑβδόμειος, ἑβδομαγενής, ἑβδομαγέτης an solchen Orten, wo dem Apollon der 7. Monatstag heilig war, vgl. Preller-Robert Griech. Myth. I 238.
Aus der Epiklesis entwickelte sich die Vorstellung eines Heros E., der an verschiedenen Orten Apollon vertritt. So kennt die arkadische Königsliste im Schol. Eurip. Orest. 1647 als Eltern des Dorieus das Paar E. und Koroneia, d. h. Apollon und Koronis, natürlich jene arkadische Koronis, die schon bei Hom. hymn. II 31 vorkommt. In Patara, der Stadt des Apollon Patareus, galt nach Serv. Aen. III 332 E. für den Sohn des Apollon und der Nymphe Lykia, für den Gründer der Stadt und Stifter des Apollonkultes (Steph. Byz. s. Πάταρα nennt statt des E. [2099] den Pataros). Und von diesem ihrem Landsmann behaupteten die Lykier auch, er sei der richtige Stifter von Delphi, der wahre Apollon Delphinios; E. habe nämlich von Patara aus nach Italien fahren wollen, unterwegs jedoch Schiffbruch gelitten; auf dem Rücken eines Delphins in die Gegend des Parnassos gerettet, habe er den Kult von Delphi gestiftet. Serv. Aen. III 332, der diese lykische Sagenform wiedergibt, fügt nach Cornificius Longus (s. o. Bd. IV S. 1630) noch eine zweite Version hinzu, welche die lykische, kretische und unteritalische Sage dahin kombiniert, Iapyx und E. seien gemeinsam von Kreta aufgebrochen, ersterer sei nach Italien gelangt, letzterer von einem Delphin zum Parnassos geführt, wo er nach dem Delphin den Ort Delphi, nach seiner Heimat Kreta die campos Crisaeos vel Cretaeos benannte und den delphischen Kult stiftete. Die mannigfachen Parallelsagen sind unter den Artikeln Delphin, Delphinios, Delphos (Bd. IV S. 2507. 2514. 2700), Kastalios und Phalantos besprochen.
Daß auch die attischen Eikadeis (s. d.), deren Beziehungen zu Apollon Parnessios bekannt sind, einen Apollon E. oder einen Heros E. verehrt haben dürften, ist eine naheliegende Vermutung.