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RE:Embaterion

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Militärmarsch der spartanischen Flötenbläser, mit starken Anapästen
Band V,2 (1905) S. 24862487
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Embaterion (ἐμβατήριον), Militärmarsch der spartanischen Flötenbläser (Herod. VI 60. Thuk. V 70, s. Polyaen. I 10), sowie ein dazu gesungenes anapästisches Lied (Mar. Victor. G. L. VI 77 K. usw.). In dem unter dem Namen des Tyrtaios kursierenden [2487] spartanischen Militärliederbuche scheinen solche Marschlieder sich an die Elegien (o. S. 2269f.) angeschlossen zu haben (Crusius Praef. Anthol. lyr. p. XVI). S. Tyrt. frg. 15f., PLG II 20f. B. Dio Chrysost. I 34 mit Schol. (Zweifel bei Usener Altgr. Versbau 119, 16). Hephaest. 46. Mar. Victor. a. a. O. Auch bei Alkman fand sich Verwandtes (Crusius oben Bd. I S. 1569f., unberechtigte Zweifel bei Bergk PLG II p. 21 A.). Für die Kurzverse sind die wuchtigen Anapäste charakteristisch (eine Nachahmung bei dem Komiker Epilykos CAF I p. 803 K., s. H. L. Ahrens Kl. Schr. I 343); in den Trimetern (◡◡ — — — | ◡◡ — — — | ◡◡ — , s. Mar. Victor, a. O.) und Tetrametern (◡◡ — — — | ◡◡ — — — | ◡◡ — ◡◡ — | — — ) scheint eine (wohl durch die Melodie) bedingte Gleichförmigkeit der metrischen Schemata hervorgetreten zu sein. Über verwandte Bildungen s. H. Usener Altgr. Versbau 118ff.

Außer in Sparta pflegte man solche Marschlieder in Kreta (Hesych. s. ἰβυκτήρ, angeblich nach einem Ἴβριος ἐμβατήριον ποιήσας, ὅπερ ὁ ᾄδων οὕτω καλεῖται, was offenbar ein Autoschediasma ist) und in Arkadien (Polybios in der auch für Virgils Eklogen wichtigen Stelle über die Musikliebe der Arkader IV 20, 12 καὶ μὴν ἐμβατήρια μετ' αὐλοῦ καὶ τάξεως ἀσκοῦντες ... κατ' ἐνιαυτὸν ἐν τοῖς θεάτροις ἐπιδεικνύνται τοῖς αὑτῶν πολίταις οἱ νέοι, also Vortrag im Theater). Aus der dorischen Lyrik wurden die Kurzzeilen der Prozessionsmärsche (Alkman usw.) in die Rhythmik der Tragödie übernommen (parodisch bei Epilykos CAF I p. 803 K.); die Tetrameter begegnen uns, in freierer Behandlung, bei Epicharm und sind, wohl von dort aus, in die attische Komödie, besonders die Parabase und den Agon, auch in die Parodos eingedrungen; auch hier ist der E.-Charakter oft noch deutlich zu spüren. Doch wendet die Komödie auch Trochäen und Iamben als ,embaterische Versmaße‘ an, s. Zielinski Die Gliederung der altattischen Komödie 128ff. Im allgemeinen vgl. O. Müller Dor. II 326ff. 26. 236. 247. A. Rossbach Spezielle Metrik 132ff.