RE:Parthenios 10

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Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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griechischer Monat
Band XVIII,4 (1949) S. 1892
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10) Griechischer Monat, bezeugt bis jetzt nur für Elis und dadurch berühmt, daß in ihm abwechselnd mit dem Apollonios die olympischen Spiele gefeiert wurden. Für seine Stellung im Jahre besitzen wir zwei Anhaltspunkte: einmal die Überlieferung, daß die Spiele im 8. Monat des olympischen Jahres stattfanden (Schol. Pind. Ol. 3, 33 a Drachm., s. o. Bd. XVIII S. 2) und zweitens die durch geschichtliche Ereignisse feststehende Tatsache, daß sie in den Hochsommer fielen, was wiederum durch die Schol. Pind. Ol. 3. 35 a gegebene Gleichsetzung mit den ägyptischen Monaten Thoth und Mesori bestätigt wird (Nissen Rh. Mus. XL 349ff.). Beides führt zu dem Schluß, daß das olympische Jahr mit der Wintersonnenwende begann, der Parthenios also, wenn er wie wahrscheinlich dem Apollonios folgte, Ende August, vgl. o. Bd. XVIII S. 3. Doch scheint mir die ganze hierbei in Frage kommende kalendarische Frage noch nicht durchaus sicher gelöst zu sein. Was den Namen angeht, so denkt man zunächst an einen Zusammenhang mit dem Kult der an manchen Orten verehrten Parthenos oder Parthenoi (Myth. Lex. III 1 S. 16 u. Art. Parthenos), doch ist davon weder für Olympia noch für Elis etwas überliefert, und daß ein ganz unbedeutender und deshalb nicht einmal von Pausanias erwähnter Kult einem Monat den Namen gegeben hätte, ist wohl ausgeschlossen. Dagegen kommen zwei Möglichkeiten in Betracht. Der Kult der Hera gehörte in Olympia zu den ältesten und angesehensten (s. o. Bd. XVIII S. 63f.), ein Hauptteil aber der ihr zu Ehren gefeierten Ἡραῖα war ein Wettlauf der παρθένοι. Es ist nicht unwahrscheinlich, wie schon Weniger meinte, daß dies Fest im Parthenios stattfand und ihm den Namen gab. Zweitens aber spielt im Kult wie im Mythos der Hera ihre sich nach dem ἱερὸς γάμος mit Zeus stets erneuernde Jungfrauschaft eine Rolle, so daß sie sogar den Beinamen Παρθένος oder Παρθενία bekam (Robert Griech. Myth. 170, 6. Fehrle Kult. Keuschheit 201ff. Albert Klinz Ἱερὸς Γάμος, Diss. Hall. 1933, S. 99f. 104f.), die Insel Samos nach ihr urspünglich Παρθενία geheißen haben soll (Strab. XIV 637), der Fluß Imbrasos, in dem sie sich nach der Hochzeit mit Zeus badete, Παρθένιος (s. o. Bürchner Bd. IX S. 1104). Es könnte also auch sein, daß der der Hera heilige Monat danach seinen Namen P. bekam.