Zum Inhalt springen

Topographia Superioris Saxoniae: Hain

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Hain (heute: Großenhain)
<<<Vorheriger
Güterbock
Nächster>>>
Heringen
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1650, S. 100–101.
Neben Großenhain werden Hainichen (bei Freiberg) und Gräfenhainichen kurz erwähnt.
[[| in Wikisource]]
Großenhain in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T32]
[100]
Hain / Hayn / Hayna.

Ist eine Statt / vnnd Superintendentz / im Meißnischen Creysse / an dem Flüßlein Reder / vnd bey drey Meylen von Dresden gelegen. Dresserus schreibet p. 316. seq. Daß Hayna / bey den Teutschen / vnd Wenden / einen abgesonderten / oder geweichten Wald bedeute / dessen diminutivum, seye Hänichen. Nun wird etwan in den Schrifften gelesen zum Han / oder Grossen Han / vnnd Grossen Hain / in Meissen: welche Statt aber in den Landtafeln / vnd Lands: auch Stätt Beschreibungen / von vns / noch zur Zeit / sich nicht hat finden lassen wollen; daher wir auß deß Dresseri Worten / erachten / daß es eben dieses Hain seyn müsse. Hergegen wir wol sein Hänichen gefunden; wie dann Gerardus Mercator, in seiner descriptione Saxoniae superioris, Lusatiae, Misniaeque, ein Henichen / (oder Heinichen /) [101] wie ein Stättlein / nahend Freyberg in Meissen / gezeichnet hat. Colerus setzet in seinem Calendario perpetuo, 2. Jahrmärckt / 1. den Sontag nach Pfingsten / 2. am Tage Michaëlis, zu Henichen / vnnd lieset man / daß zu Hähnichen Anno 1555. ein Schiessen gehalten worden. Sonsten ist ein Henichen / das Gräfen Hänichen genand wird / vnd im Chur-Creyß / zwischen Wittenberg / vnd Bitterfeld / von jedem Orth 2. Meylen / gelegen. Ist vor dem jetzigen Krieg / als wir selbsten zweymal gesehen / ein feines Stättlein gewesen; aber jetzt ist es / wie in der Meißnischen Clag-Schrifft stehet / verbrant. Gemeldter Colerus setzet allhie auch zween Jahrmärckt / den 1. auff den Sontag nach Trinitatis; den 2. auff S. Michaëlis. Aber wider auff die Statt Hain zukommen / so sagt gemelter Dresserus, das vor den beeden Brüdern / vnd Marggraven zu Meissen / Friderico, vnnd Dicemanno, so mit ihrem leiblichen Vatter Alberto kriegen musten / diese Statt nichts sonders beruffen gewest seye; biß der Marggraf von Brandeburg / welcher dem Vatter / widere die Söhn / Hülff thatte / von dem Wächtmeister / Caspar Miltitz / tapfer von diesem Orth abgetrieben worden. Folgends ward sie wider von Woldemaro, Marggraven zu Brandeburg / belagert / aber von den Burgern abermals stattlich beschützet. Als aber endlich der gedachte Marggraf Friederich der Frewdige gefangen worden / so bekam Marggraff Woldemar von Brandeburg / einen guten theil von Laußnitz / vnd viel Meißnische Stätte / vnd vnder denselben auch dieses Hain: So aber nicht lang hernach / als Er Fridericus ledig worden / wider in seinen Gewalt kommen ist: wiewol sie / dieses ihres Herren wegen / von seinen Feinden / den Keysern Adolpho, vnnd Alberto I. noch viel Vngemachs außstehen muste; vnd einsmahls sie Graff Philips von Nassaw mit Listen einnahm; wie L. Peccenstein part. 3. Theatri Saxon. fol. 55. darzu setzet. In einer geschriebenen Thüringischen Chronic stehet / daß Anno 1312. Landgraff Friederich zu Thüringen / in das Land zu Pleissen / gezogen / als er vernommen hatte / daß Keyser Henricus VII. zu Rom gekrönt war / vnd habe allda bestalt die Stätte mit Mannschafft / vnd mit Weißheit / die er von deß Reichs wegen inne hatte / vor seinen Schaden / Vnkosten / vnd Zehrung / die Er im Kriege mit K. Adolphen / vnd mit K. Albrechten / vmb das Döringer Land / müssen auffwenden / vnd K. Heinrich die allbereit angesprochen hatte / ehe Er gen Rom zoge / mit Nahmen Altenburg / Zwickaw / Chemnitz / Oschitz / Leipzig / Torgaw / Grimme / Hain vber Elbe / vnnd ander veste Schlosse / die auch darzu gehören.

Anno 1429. haben die Hussiten allhie grosse Tyranney geübt / vnnd endlich die Statt verbrent; wie er Peccenstein auch schreibet. In der geschriebenen Thüringischen Chronic Adami Ursini, stehet hergegen / daß die Böhmen An. 1430. Hayn belagert / aber nicht gewinnen haben können. Vnd sagt auch Boregk in der Böhmischen Chronic / f. 445. daß die Hussiten Anno 1429. die Statt Hain an der Elbe vergeblich angreiffen / dann sie starck besetzt war. Anno 1538. ist sie abgebronnen. Solle vor dem jetzigen Krieg viel Tuchmacher allhie geben haben; vnd Iohannes ab Indagine von hinnen Bürtig gewest seyn. Vnd macht diese Statt gemelter Peccenstein zu der Marggraven zu Meissen Vralten Hoffsitz / wie noch an dem verfallenen Gemäwer deß vornehmen Schlosses daselbst / zu sehen; da es auch stattliche Clöster / vnd schöne Gebäw gehabt haben solle. Anno 1642. im Octob. kamen die Schwedischen / in ihrem Zug auß der Laußnitz / nach Leipzig / für diese Statt Grossen Hain / welche sie etwas zum Schein beschossen / vnnd 2. Stürm darvor verlohren / hernach fortgangen seyn / denen die Keyserischen gefolgt haben.