Topographia Superioris Saxoniae: Hain
Ist eine Statt / vnnd Superintendentz / im Meißnischen Creysse / an dem Flüßlein Reder / vnd bey drey Meylen von Dresden gelegen. Dresserus schreibet p. 316. seq. Daß Hayna / bey den Teutschen / vnd Wenden / einen abgesonderten / oder geweichten Wald bedeute / dessen diminutivum, seye Hänichen. Nun wird etwan in den Schrifften gelesen zum Han / oder Grossen Han / vnnd Grossen Hain / in Meissen: welche Statt aber in den Landtafeln / vnd Lands: auch Stätt Beschreibungen / von vns / noch zur Zeit / sich nicht hat finden lassen wollen; daher wir auß deß Dresseri Worten / erachten / daß es eben dieses Hain seyn müsse. Hergegen wir wol sein Hänichen gefunden; wie dann Gerardus Mercator, in seiner descriptione Saxoniae superioris, Lusatiae, Misniaeque, ein Henichen / (oder Heinichen /) [101] wie ein Stättlein / nahend Freyberg in Meissen / gezeichnet hat. Colerus setzet in seinem Calendario perpetuo, 2. Jahrmärckt / 1. den Sontag nach Pfingsten / 2. am Tage Michaëlis, zu Henichen / vnnd lieset man / daß zu Hähnichen Anno 1555. ein Schiessen gehalten worden. Sonsten ist ein Henichen / das Gräfen Hänichen genand wird / vnd im Chur-Creyß / zwischen Wittenberg / vnd Bitterfeld / von jedem Orth 2. Meylen / gelegen. Ist vor dem jetzigen Krieg / als wir selbsten zweymal gesehen / ein feines Stättlein gewesen; aber jetzt ist es / wie in der Meißnischen Clag-Schrifft stehet / verbrant. Gemeldter Colerus setzet allhie auch zween Jahrmärckt / den 1. auff den Sontag nach Trinitatis; den 2. auff S. Michaëlis. Aber wider auff die Statt Hain zukommen / so sagt gemelter Dresserus, das vor den beeden Brüdern / vnd Marggraven zu Meissen / Friderico, vnnd Dicemanno, so mit ihrem leiblichen Vatter Alberto kriegen musten / diese Statt nichts sonders beruffen gewest seye; biß der Marggraf von Brandeburg / welcher dem Vatter / widere die Söhn / Hülff thatte / von dem Wächtmeister / Caspar Miltitz / tapfer von diesem Orth abgetrieben worden. Folgends ward sie wider von Woldemaro, Marggraven zu Brandeburg / belagert / aber von den Burgern abermals stattlich beschützet. Als aber endlich der gedachte Marggraf Friederich der Frewdige gefangen worden / so bekam Marggraff Woldemar von Brandeburg / einen guten theil von Laußnitz / vnd viel Meißnische Stätte / vnd vnder denselben auch dieses Hain: So aber nicht lang hernach / als Er Fridericus ledig worden / wider in seinen Gewalt kommen ist: wiewol sie / dieses ihres Herren wegen / von seinen Feinden / den Keysern Adolpho, vnnd Alberto I. noch viel Vngemachs außstehen muste; vnd einsmahls sie Graff Philips von Nassaw mit Listen einnahm; wie L. Peccenstein part. 3. Theatri Saxon. fol. 55. darzu setzet. In einer geschriebenen Thüringischen Chronic stehet / daß Anno 1312. Landgraff Friederich zu Thüringen / in das Land zu Pleissen / gezogen / als er vernommen hatte / daß Keyser Henricus VII. zu Rom gekrönt war / vnd habe allda bestalt die Stätte mit Mannschafft / vnd mit Weißheit / die er von deß Reichs wegen inne hatte / vor seinen Schaden / Vnkosten / vnd Zehrung / die Er im Kriege mit K. Adolphen / vnd mit K. Albrechten / vmb das Döringer Land / müssen auffwenden / vnd K. Heinrich die allbereit angesprochen hatte / ehe Er gen Rom zoge / mit Nahmen Altenburg / Zwickaw / Chemnitz / Oschitz / Leipzig / Torgaw / Grimme / Hain vber Elbe / vnnd ander veste Schlosse / die auch darzu gehören.
Anno 1429. haben die Hussiten allhie grosse Tyranney geübt / vnnd endlich die Statt verbrent; wie er Peccenstein auch schreibet. In der geschriebenen Thüringischen Chronic Adami Ursini, stehet hergegen / daß die Böhmen An. 1430. Hayn belagert / aber nicht gewinnen haben können. Vnd sagt auch Boregk in der Böhmischen Chronic / f. 445. daß die Hussiten Anno 1429. die Statt Hain an der Elbe vergeblich angreiffen / dann sie starck besetzt war. Anno 1538. ist sie abgebronnen. Solle vor dem jetzigen Krieg viel Tuchmacher allhie geben haben; vnd Iohannes ab Indagine von hinnen Bürtig gewest seyn. Vnd macht diese Statt gemelter Peccenstein zu der Marggraven zu Meissen Vralten Hoffsitz / wie noch an dem verfallenen Gemäwer deß vornehmen Schlosses daselbst / zu sehen; da es auch stattliche Clöster / vnd schöne Gebäw gehabt haben solle. Anno 1642. im Octob. kamen die Schwedischen / in ihrem Zug auß der Laußnitz / nach Leipzig / für diese Statt Grossen Hain / welche sie etwas zum Schein beschossen / vnnd 2. Stürm darvor verlohren / hernach fortgangen seyn / denen die Keyserischen gefolgt haben.