Zum Inhalt springen

ADB:Escher, Heinrich (Historiker)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Escher, Heinrich“ von Georg von Wyß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 353–355, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Escher,_Heinrich_(Historiker)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 6 (1877), S. 353–355 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Escher (Historiker) in der Wikipedia
Heinrich Escher in Wikidata
GND-Nummer 116569182
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|353|355|Escher, Heinrich|Georg von Wyß|ADB:Escher, Heinrich (Historiker)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116569182}}    

Escher: Dr. phil. Heinrich E., Professor und Historiker in Zürich, † am 28. Februar 1860. Geboren am 20. April 1781 als vierter Sohn eines angesehenen zürcherischen Magistraten, widmete sich E. mit frühzeitigem Erfolge den Studien, zunächst der Theologie, erhielt schon in seinem 19. Jahre die Ordination als Geistlicher und Aufnahme in das zürcherische Ministerium, bezog hierauf (1802) noch die Universität Halle, wo er Vorträge aus verschiedenen Fächern hörte und namentlich Fr. A. Wolf näher und in dessen Seminar eintrat, und kehrte dann nach Reisen und einem Aufenthalte in Paris in die Heimath zurück, um sich dem geistlichen oder dem Lehramte zu widmen. Nachdem er in letzterer Eigenschaft als Informator zweier Jünglinge in einem befreundeten Hause zwei Jahre lang gewirkt, berief ihn die zürcherische Regierung im Januar 1807 zur Professur der allgemeinen und vaterländischen Geschichte an einer neu errichteten höhern Lehranstalt, dem politischen Institute, und zugleich am sogen. Carolinum, der seit der Reformation bestehenden Bildungsaustalt für Schulmänner und Geistliche. Diese Berufung wurde für E. der Anfang einer mehr als 50 Jahre dauernden Laufbahn, in welcher er theils im öffentlichen Lehramt der Geschichte an den höhern Unterrichtsanstalten in Zürich verdienstlich wirkte, theils als Mitglied und Secretär der obersten Erziehungsbehörde an der Förderung des öffentlichen Schulwesens aller Stufen und insbesondere der Ausbildung der höhern Lehranstalten und an der Gründung der Hochschule (1832) einflußreichen Antheil nahm, theils in zahlreichen größeren und kleineren historischen Arbeiten sich um die schweizerische Geschichte bleibendes Verdienst erwarb und sich selbst ein schönes Denkmal stiftete. Neben seinem Lehramte der Geschichte am politischen Institute und dem Carolinum übernahm er 1812 auch die Professur der Logik und Rhetorik an der Vorbereitungsanstalt für das Carolinum, dem sogen. Collegium humanitatis. Als 1832 die Umgestaltung des gesammten höheren Schulwesens erfolgte, wurde ihm, nach seinem eigenen Wunsche, die Professur der allgemeinen und schweizerischen Geschichte an den beiden obersten Classen des neu errichteten Gymnasiums übertragen. Er beschränkte sich auf dieses Lehramt und betheiligte sich nur in der Stellung eines Privatdocenten bis Ostern 1835 [354] an der neuen Hochschule, deren philosophische Facultät ihm 1834, in Anerkennung seiner Verdienste, den Doctortitel honoris causa ertheilte. Zeitweise mit dem Rectorat des Gymnasiums bekleidet, auch Mitglied und Präsident der Aufsichtsbehörde der Industrieschule, welche neben dem Gymnasium die zweite Abtheilung der Cantonsschule bildete, gehörte E. nun mit voller Liebe dieser Anstalt bis zu seinem Lebensende an. Seiner Wirksamkeit als Lehrer ging eine umfangreiche Thätigkeit im Erziehungsrathe, der obersten Aufsichtsbehörde über das gesammte Unterrichtswesen, zur Seite. 1817 vom Großen Rathe zum Mitgliede derselben ernannt und von der Behörde zu ihrem Actuar gewählt, bekleidete E. diese Aemter ersteres bis 1850, letzteres bis 1847, während aller Umgestaltungen der politischen, sich oft hauptsächlich um das Unterrichtswesen (Berufung von Strauß 1839) drehenden Verhältnisse. Ruhe und Vorsicht, gründlichste Kenntniß aller sachlichen und persönlichen Fragen und Beziehungen, unermüdlicher Arbeitsfleiß machten seine Mitwirkung den entgegengesetztesten Parteien werthvoll und befähigten ihn, ausgleichend und versöhnend Schwierigkeiten aller Art zu begegnen. Seiner stets beschäftigten Feder verdankte aber auch die Geschichtswissenschaft während dieser langjährigen Laufbahn viele treffliche Leistungen, die in der von ihm gemeinsam mit J. J. Hottinger begründeten Zeitschrift: „Archiv für schweizerische Geschichte und Landeskunde“, 2 Bde. (Zürich 1827–30), in anderen schweizerischen und ausländischen Zeitschriften, in zürcherischen Neujahrsblättern, in der Encyklopädie von Ersch und Gruber, oder in besonderen Schriften erschienen. Wir zählen die wichtigsten hier auf: 1) „Die Jesuiten im Verhältniß zu Staat und Kirche“, 1819, und „Die Marianischen Brüderschaften der Jesuiten und die Conventikel der Herrenhuter“, 1822 (in Zürich, erstere Schrift anonym, erschienen). 2) Biographische Skizzen über Hans Konrad Escher von der Linth, Dr. theol. J. J. Stolz, Chorherr J. J. Hottinger und Antistes J. J. Heß in Zürich in den Neujahrsblättern der Stadtbibliothek daselbst für 1828, 1830, 1831 und 1837; über Joh. Gottfried Ebel, in den Verhandlungen der schweizerischen gemeinnützigen Gesellschaft, Trogen 1835; über Regierungsrath F. Meyer in Zürich in der Neuen Züricher Zeitung vom 22. Mai 1840; über Erasmus in Raumer’s Taschenbuch, 1848. 3) „Die Geschichte der Grafschaft Kiburg und der Herrschaft Wädenschweil“ in dem Werke: „Die Schweiz in ihren Ritterburgen, Bergschlössern“, herausgegeben von G. Schwab, Chur, Dalp 1828–39, 3 Bde. 4) Die sehr umfassenden Artikel: „Eidgenossenschaft“, „Escher von der Linth“ und „Genf“ in der Encyklopädie von Ersch und Gruber, für welches Sammelwerk E. über 400 zum Theil umfangreiche Beiträge geographischen und historischen Inhalts betreffend die Schweiz geliefert hat. 5) „Die Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft von J. Konrad Vögelin. Dritte nach dem Hinschiede des Verfassers ganz umgearbeitete Auflage von Dr. Heinrich Escher“, 4 Bde., 8., Zürich, Schultheß 1855–59 (auch in die „Schweizerische Volksbibliothek“ derselben Verlagshandlung aufgenommen,). Alle diese Schriften, wie die übrigen in Zeitschriften zerstreuten Abhandlungen Escher’s zeichnen sich durch Gründlichkeit der Forschung, Genauigkeit der Angaben und einfache, von ruhigem Urtheil getragene Darstellung aus. Das letztgenannte größere Werk ist blos dem Titel nach von Vögelin, aus dessen Buche E. nur im Anfange einiges aufnahm; alles übrige rührt von E. selbst her. Wenn der Ursprung des Werkes als Ueberarbeitung eines frühern einen gewissen Mangel an Uebersichtlichkeit des Inhaltes mit sich bringen und Nähe der Zeit für den vierten Band (1798–1848) dem Verfasser manche Rücksichten auferlegen mußte, die ihn eine eingehende Schilderung handelnder Persönlichkeiten in den neuern Epochen fast gänzlich vermeiden ließen, so bleibt sein Werk dennoch in fachlicher Beziehung eine der vollständigsten und zuverlässigsten Fundgruben für Jeden, der sich über [355] schweizerische Geschichte orientiren will. – In seinem Lehramte und in diesen unausgesetzten litterarischen Arbeiten stehend, erreichte E. am 2. Febr. 1857 den 50. Jahrestag seines Eintritts in die öffentliche Wirksamkeit, an welchem das Gymnasium, die Hochschule, die Regierung und zahlreiche einstige Schüler wie Freunde nah und fern ihn festlich begrüßten und der durch eine Festschrift seiner Collegen und eine Denkmünze verherrlicht wurde. Noch 3 Jahre lang blieb E. in bisheriger Weise thätig, bis wenige Wochen vor seinem Hinschiede im Frühjahre 1860.

Herrn Dr. Hch. Escher’s Amtsjubiläum, Zürich, S. Höhr 1857. – Zur Feier des 50jährigen Amtsjubiläums des Herrn Hch. Escher (drei Abhandlungen von seinen Collegen, den Professoren Dr. S. Vögelin, Dr. L. Ettmüller und Dr. Hch. Schweizer), 4., Zürich, Zürcher und Furrer 1857. – Handschriftlicher Nachlaß.