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ADB:Keller, Ferdinand

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Artikel „Keller, Ferdinand“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 563–568, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Keller,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 22:56 Uhr UTC)
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Band 15 (1882), S. 563–568 (Quelle).
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Keller: Ferdinand K., Stifter und zuletzt Ehrenpräsident der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft, geb. am 24. December 1800 zu Marthalen (Kanton Zürich), † am 21. Juli 1881 zu Zürich. – Wie die 1880 zur Feier der Vollendung des 80. Lebensjahres Keller’s von der ersten Section der philosophischen Fakultät als Festschrift überreichte, von Professor Salomon Vögelin (d. J.) verfaßte Abhandlung beweist, ist die Familie der „Keller vom Steinbock“ mit [564] großer Wahrscheinlichkeit in zusammenhängender Reihe bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts in Zürich hinaufzuführen. Denn ihr darf schon der Bürgermeister Johannes K. (1445–53) beigezählt werden, ebenso dessen als Staatsmann und Krieger hoch angesehener Sohn Felix K. († 1508), welcher 1487 von König Maximilian einen Adels- und Wappenbrief erhielt. Im 16. Jahrhundert war ein Dr. Med. Georg K. u. A. 1576 Theilnehmer und Darsteller der berühmten Hirsebrei-Fahrt nach Straßburg, Johannes K. seit 1594 Bürgermeister. Als Erzgießer und auch als theoretischer Förderer der Gußtechnik zeichneten sich unter Ludwig XIV. die Brüder Hans Jakob (1635–1700) und Johann Balthasar (1638–1702) in hohen Stellungen im französischen Staatsdienste aus, besonders letzterer als der hochgepriesene Gießer von Geschützen und der gewaltigen 1699 aufgestellten, durch die Revolution zertrümmerten Reiterstatue von Louis le Grand. Im 19. Jahrhundert ist neben Heinrich K. (s. d. Art.) und Friedrich Ludwig K. (s. d. Art.) eben Ferdinand K. ein hervorragender Träger des alten Namens. – Sein Vater war Goldschmied vom Berufe, dabei ein gebildeter unabhängiger Mann, welcher, um sich körperlich zu erholen, und wegen seiner Heirath mit einer geistig geweckten, aus ländlichen Verhältnissen, von Trüllikon, an der Thurgauer Grenze, hervorgegangenen Frau, dort seinen Sitz in der Nachbarschaft aufgeschlagen hatte. Doch 1806 zog die Familie erst nach Winterthur, dann 1811 nach Zürich selbst, um dem Sohne den Besuch der höheren Schulen zu ermöglichen. K. vollendete, für den geistlichen Stand bestimmt, die damals schon nach dieser Seite in Zürich abzuschließenden Studien in gewohnter Weise und erlangte nach Ablegung der Prüfungen den Rang eines Verbi divini minister, ohne aber jemals sich einem geistlichen Amte zu widmen; als Student war er 1819 einer der Stifter des Zofingervereins schweizerischer Studirender gewesen. 1826 begab er sich von Lausanne nach Paris, um da insbesondere naturwissenschaftliche Vorträge zu hören, woneben die reichen Sammlungen studirt wurden und Eindrücke hervorbrachten, welche den künftigen Lebensberuf des Schöpfers eines archäologischen Museums nothwendiger Weise förderten. Am Ende des Jahres siedelte K. nach England über, da der berühmte Philologe v. Orelli (s. d. Art.), von einem vornehmen Engländer berathen, seinen Namen bei der Nachfrage nach einem Erzieher für dessen Sohn genannt hatte. Vier Jahre verweilte K. als Lehrer Henry Danby Seymour’s, welcher sich auch als Schriftsteller einen Namen schuf († 1878), theils in London, theils auf verschiedenen Landsitzen, und lernte dabei nicht nur England und Schottland, sowie Theile des Continents auf Reisen kennen, sondern knüpfte auch verschiedenartige bleibende Verbindungen an, welche ihm später vielfach nützlich wurden. Ein langwieriges Leberleiden zwang K., 1831 nach Zürich zurückzukehren; erst in späteren Jahren stellte sich seine Gesundheit in erfreulicher Weise her und gab dem Körper seine durch ein weise mäßiges Leben geförderte, bis kurz vor eine letzte Spanne hohen Greisenalters ausreichende eigenthümliche Zähigkeit. Aller Einladungen seiner Freunde ungeachtet, nach England zurückzukehren, blieb nun K. in Zürich, wo er eine große, immer mehr ihn fesselnde Thätigkeit zu entfalten begann. Zunächst widmete er sich, theils an einer öffentlichen Schule, dem technischen Institute, der nachmaligen Industrieschule, theils als anregender Privatlehrer dem Unterrichte, und daneben nahm er das Amt eines Actuars der naturforschenden Gesellschaft seiner Vaterstadt an. Als solcher gab er 1836 und 1838, sowie wieder 1841 Berichterstattungen theils der zürcherischen, theils der allgemein schweizerischen Gesellschaft heraus und zeigte überdies 1839 und 1840 in zwei Neujahrsblättern seine Kenntnisse auf naturwissenschaftlichem Gebiete, speciell auch seine Kunde des viel von ihm besuchten Hochgebirges, in der Darstellung der Wetterlöcher oder Windhöhlen und Eishöhlen in den Alpen und in derjenigen der Karren oder Schratten in den Kalkgebirgen. Die eigenthümliche [565] Gabe einer zugleich präcisen und allgemein verständlichen Mittheilung hatte er aber auch in zwei kleinen anonym erschienenen Schriften: „Panorama von Zürich“ (1839) und „Panorama vom Uetliberg“ (1840) bewiesen, sowie schon 1836 in der Schilderung eines Aufsehen erregenden, nach langer Arbeit vollendeten Werkes: „Die Tieferlegung des Lungernsees im K. Unterwalden“.

Allein unterdessen war nun durch K. auch sein eigentliches Lebenswerk geschaffen: seit 1832 war er Präsident der antiquarischen Gesellschaft zu Zürich. K. war an einem der letzten Apriltage jenes Jahres über den aussichtsreichen Nordrand der Burghölzli-Höhe, in einer der Außengemeinden südöstlich von der Stadt, spazieren gegangen, und da hatte sein durch Naturbeobachtung und das Studium großer Sammlungen geschärftes Auge bemerkt, daß einige Arbeiter bei dem Fällen von Bäumen unter den auszurodenden Wurzeln einen Schädel, dazu Ringe und Topfscherben herausholten. Am nächsten Tage kam er mit einigen Freunden wieder an den Platz der keltischen Begräbnißstätte und schuf so den Verein, welcher als „Gesellschaft für vaterländische Alterthümer“ am 1. Juni 1832, zuerst aus fünf Mitgliedern neben K. bestehend, in das Leben trat, aber bis Ende des Jahres rasch sich erweiterte. Die Philologen Baiter und Sal. Vögelin (d. Aelt.), der Numismatiker Meyer-Ochsner, der Geograph und Historiker G. Meyer von Knonau, der Maler K. Zeller zählten zu diesen ersten Mitgliedern; einzig noch der als einer der ersten wissenschaftlichen Besteiger der Hochalpen bekannte Melch. Ulrich weilt von diesen Stiftern der Vereinigung unter den Lebenden. Schon gleich die ersten Statuten – wie das Ganze, die Schöpfung des treibenden Geistes, Keller’s selbst – zeigen, wie klar derselbe von Anfang an die Aufgabe seiner Thatkraft erkannte. Zunächst sollten die Ausgrabungen auf dem Burghölzli fortgesetzt, die Früchte davon gesammelt, beschrieben und bekannt gemacht werden, daran die weiteren Aufgaben sich anschließen. Eigene Nachforschungen nach den in der Schweiz, besonders im Kanton Zürich vorhandenen Alterthümern, Aufstellung des Gefundenen in einem passenden Locale, Abbildung mit Beschreibung der Objecte waren das Ziel, das gesetzt war. Von den ungefähr zwanzig Gegenständen, welche ein lithographirtes Blatt als künftigen Inhalt einer Zeitschrift ankündigte, hat theils K. selbst, theils die von ihm angeregte litterarische Arbeit in den zwanzig Bänden der „Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft“, deren Vollendung K. erlebte, einen großen Theil erledigt. 1837 erschien die erste Publication, von K. selbst bearbeitet: „Die keltischen Grabhügel im Burghölzli und die Gräber auf der Forch“, als Neujahrsblatt, und 1841 war der erste Band der Mittheilungen, in der ersten Hälfte noch einzig Keller’s Werk, abgeschlossen. Durch seinen hinreißenden Eifer – K. selbst bereiste in erster Linie das Land, sammelte Stoff, regte Ausgrabungen an – entstand die Sammlung, welche er noch, als das neue Local auf dem Helmhause von dem Stadtrathe eingeräumt wurde, in einer Schachtel selbst ohne Mühe nach dem neuen Bestimmungsorte tragen konnte, während sie bis zu seinem Tode mehrere Säle füllte. Er verstand es, nicht nur die heimischen Behörden für seine Schöpfung zu interessiren, sondern auch im Publicum Verständniß zu erwecken, ganz besonders aber ferner, theils für die nun immer häufiger werdenden Sitzungen, theils für die wissenschaftlichen Publicationen, die an den höheren Lehranstalten Zürichs thätigen, von außen her berufenen Kräfte zu gewinnen: Ettmüller, Mommsen, Lübke, Bursian, Kinkel, Benndorf haben nacheinander zu den Mittheilungen beigesteuert, Mommsen insbesondere den ganzen zehnten Band, die „Inscriptiones confoederationis helveticae latinae“, 1854, edirt. Durch den Ruf Keller’s – 1847 ernannte ihn die Züricher Hochschule zum Ehrendoctor – wuchsen rasch die Verbindungen der Gesellschaft nach außen hin, und Ehren aller Art kamen [566] ihm zu, Ordensverleihungen und Ernennungen zur Ehrenmitgliedschaft hoher wissenschaftlicher Körperschaften, von welchen allerdings stets er selbst am wenigsten Aeußerung that. Keller’s wissenschaftliches Forschungsgebiet hatte inzwischen seit jenem ersten Neujahrsblatte eine großartig vielseitige Entfaltung gewonnen. Schon gleich 1838 und 1839 hatte er in Neujahrsblättern der Gesellschaft auch die Resultate nun an Hand genommener Ausgrabungen auf römischen Fundstätten – zu Kloten auf der alten Heerstraße Vindonissa-Vitodurum, auf dem Lindenhof – dem alten Castrum Zürich –, auf dem Uetliberg und anderswo – mitgetheilt, wobei auch bereits die kunstfertige Hand Hegi’s (Bd. XI. S. 282 u. 283) für die Illustration zu Hülfe kam. Ebenso glücklich aber gestalteten sich ferner die Früchte der Forschungen der Gesellschaft und ihres Präsidenten auf mittelalterlichem Gebiete; lange Zeit lenkte K. seine Aufmerksamkeit für die Sammlungen, welchen die Stücke der ehemaligen Kunstkammer der Stadtbibliothek einverleibt wurden, zu welchen viele Urkunden, eine Siegelsammlung kamen, für die Zeichnungsbücher, die Publicationen selbst, auf das Gebiet der mittleren Zeit im vollsten Umfange, und es war zu bedauern, daß er in späteren Jahren nicht ohne eine gewisse Einseitigkeit von diesen Studien sich abwandte, welche erst Rahn von Bd. XVII der Mittheilungen an wieder stärker repräsentirte. K. hatte 1841 die Architektur des Großmünsters in Zürich beschrieben, 1843 die treffliche Monographie über die Inseln Ufenau und Lüzelau im Zürichsee veröffentlicht; dann kamen seine Editionen von Albert v. Bonstetten’s Descriptio Helvetiae und von Ekkehart’s IV. Benedictiones ad mensas (vgl. Bd. III. S. 135, Bd. V. S. 793), diejenige des Nekrologium von Reichenau, von Bildern und Schriftzügen in irischen Manuskripten; noch 1849 folgten die Beschreibung von Alt- und Neu-Rapperswil, 1856 und 57 die interessanten Studien über die Saracenen in der Schweiz, die eingehende Beschreibung der Domkirche von Cur, anderer kleinerer Arbeiten nicht zu gedenken (nur noch der Separatpublikation von 1844, des meisterhaft erklärten Facsimiles des St. Galler Klosterplanes von 820, sei Erwähnung gethan). Aber außerdem war K. die Seele einer Menge weiterer Publicationen der Gesellschaft. Seinen Freund, den Verwalter der numismatischen Abtheilung der Sammlung, H. Meyer-Ochsner, veranlaßte er nicht nur zu hier einschlägigen Arbeiten, sondern auch zu der mit Ettmüller unternommenen Bearbeitung der Ortsnamen des Kantons Zürich, auf Grund eines großen, durch ausgebreitete Correspondenz gesammelten, auch auf die Flurnamen sich erstreckenden Materiales; ein anderer treuer Gehülfe, E. Schultheß, bearbeitete die Städte- und Landessiegel der älteren Kantone; Ettmüller hatte Zürichs älteste deutsche Jahrbücher, eidgenössische Schlachtlieder, Hadloub’s Gedichte zu ediren, überhaupt die germanistische Seite zu repräsentiren; Georg von Wyß unternahm die Geschichte der Abtei Zürich und die Edition des Urkundenmateriales derselben, und den längst gehegten Plan einer neuen umfassenderen Veröffentlichung des St. Galler Codex traditionum vermochte K. durch die Gewinnung des in Zürich studirenden Wartmann zu erfüllen; Runge, als Conservator der Sammlungen in den fünfziger Jahren mit K. verbunden, bearbeitete für Bd. XII mehrere mittelalterliche archäologische Stoffe; der längere Zeit als Actuar thätige A. Nüscheler begann seine großen Sammlungen zur Statistik gottesdienstlicher Einrichtungen und anderweitiger mittelalterlicher Anstalten auch für die Mittheilungen zu bearbeiten; für die 1857 begonnene Veröffentlichung der Denkmäler des Hauses Habsburg – unter diesen besonders die große Separatpublication über Königsfelden – und für diejenige der Zürcher Wappenrolle (1860) bereitete K. gleichfalls den Boden. Endlich ist auch der seit 1881 der Verwirklichung durch Anfang der Drucklegung entgegengeführte Gedanke eines schweizerischen Idiotikon 1845 zuerst, 1862 von neuem in der antiquarischen [567] Gesellschaft in das Leben getreten. – Allein erst in den Winter 1853 auf 1854 fällt die Entdeckung, welche K. im eigentlichen Sinne seinen berühmten Namen gab. „Schon mehrere Jahre hatte er“ – so erzählt er selbst – „zu Männedorf am Zürichsee der Ausbaggerung eines kleinen Hafens, einer „Habe“, beigewohnt und die Kunde nach Hause gebracht, daß er die Reste einer uralten Gerberei unmittelbar am Ufer des Sees aufgefunden habe; allein erst bei dem niederen Wasserstande 1853 auf 1854, als zu Obermeilen eine Menge Reste von Seewohnungen, denen er den Namen „Pfahlbauten“ gab, zu Tage traten, begann die von vielen Forschern anfangs bezweifelte Richtigkeit der Annahme solcher Niederlassungen feste Gestalt zu bekommen. Da bald nachher auch am Bielersee dieselbe Erscheinung beobachtet worden war, bereiste er alle bisher vermutheten oder bekannt gewordenen Seestationen und publicirte dann seinen ersten Bericht, der überall großes Aufsehen erregte und in alle neueren Sprachen übersetzt wurde“. Jener erste Bericht war 1854 in Bd. IX erschienen und ihm folgten, fast sämmtlich aus Keller’s Feder, bis 1879 noch sieben weitere nach, von denen der letzte auch von Grabungen unmittelbar vor Zürich sprechen konnte, und daran hatten sich noch weitere Forschungen von Rütimeyer und Heer, über Thier- und Pflanzenreste, in den Mittheilungen angeschlossen. Keller’s Freund John Edward Lee hatte ferner schon 1866 dessen Studien in einem größeren Werke: The lake dwellings of Switzerland and other parts of Europe by Dr. F. K. zusammengefaßt. Es verstand sich von selbst, daß nun die Sammlungen der Gesellschaft für Pfahlbauten zu einem der reichstausgestatteten Museen sich erhoben, nicht zum wenigsten aus den Fundstätten der Station Robenhausen am Pfäffikersee (K. Zürich), wo der intelligente Landwirth Messikommer unter Keller’s Anleitung sich der Arbeit hingab. Doch ruhten neben den Pfahlbautenstudien die anderen Forschungen keineswegs. Die keltischen Untersuchungen fanden 1847 besonders in den „Allgemeinen Bemerkungen über die Heidengräber in der Schweiz“ (Bd. III, wo auch „Helvetische Heidengräber und Todtenhügel“), hernach in den „Keltischen Vesten bei Schaffhausen“ (Bd. VII) ihre Fortsetzung, und 1868 und 1870 ließ K. noch „Helvetische Denkmäler I und II, Refugien und Schalensteine“ folgen. Ganz besonders führte er die Untersuchungen über die römischen Alterthümer fort, und die „Römischen Ansiedlungen in der Ostschweiz“ in zwei Abtheilungen (Bd. XII u. XV), die „Statistik der römischen Ansiedlungen in der Ostschweiz“ (Bd. XV), 1860 und 1864, zählen geradezu zu den besten Leistungen, welche K., ganz auch hier auf eigenen Nachsuchungen fußend, geschaffen hat. Mit Meyer-Ochsner zugleich, der hinwieder auf seines Freundes Anregung in Bd. VII die Geschichte der XI. und XXI. Legion, in Bd. XIII die römischen Alpenstraßen der Schweiz, ferner in Bd. XV die in der Schweiz gefundenen gallischen Münzen geschildert hatte, edirte er 1865 einen ersten Nachtrag zu den Mommsen’schen Inscriptiones. Außerdem schlossen sich auch da wieder Arbeiten anderer von K. unterstützter Forscher für die Gesellschaft an, von Rochat über Yverdon, von O. Jahn über Vindonissa, von Bursian über Aventicum, von J. J. Müller, der seit 1871 als Actuar der Gesellschaft seine Dienste widmete († 1878), über Nyon. Auch die „Alamannischen Denkmäler in der Schweiz“, von G. Meyer von Knonau, 1873 und 1876, waren eine von K. angeregte Arbeit. Seit 1874 interessirte sich K. noch sehr lebhaft, ohne sich selbst zwar litterarisch zu bethätigen, wohl aber als vielberathener Kenner, für die Höhlenfunde, denen in Bd. XVIII und XIX mehrere Abhandlungen gewidmet wurden, und die prähistorischen Untersuchungen überhaupt. Als Gesammtrechenschaft über die Ergebnisse von vier Jahrzehnten rastloser Arbeit konnte 1873 die mit vorzüglichem knapp instructivem Texte begleitete archäologische Karte der Ostschweiz angesehen werden. Endlich hatte K. mit archäologischen Artikeln jeglicher Art 1855 bis 1868 den mit Meyer-Ochsner und G. von Wyß [568] gegründeten „Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde“ gespeist, darauf von 1868 an Jahre hindurch die „Berichte der antiquarischen Gesellschaft“ und den 1869 daraus erwachsenen „Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde“ als Hauptredactor geführt, bis 1879 Rahn die Leitung dieses Organes der Gesellschaft übernahm. – K. hatte zwar schon 1871 unter dem erschütternden Eindrucke des plötzlichen Todes seines treuen Gefährten H. Meyer-Ochsner die Leitung der Gesellschaft nach außen, insbesondere diejenige der regelmäßigen wissenschaftlichen Sitzungen, von denen er sich mehr und mehr zurückzog, dem 1866 eingetretenen Actuar, G. Meyer von Knonau, übergeben; aber als „Ehrenpräsident“ blieb er, als Repräsentant bei den Sammlungen der Gesellschaft, deren eigentlicher Mittelpunkt auch fortan, und bis in die letzten Wochen vor seinem Tode war das Arbeitszimmer der Gesellschaft auf dem Helmhause, wo der Conservator Escher-Züblin ihm fachkundig zur Seite stand, die Stätte seiner unverminderten Thätigkeit. Hier wurde er, als der ehrwürdige Förderer der archäologischen Wissenschaft, von zahlreichen Freunden und Correspondenten, Pflegern der antiquarischen Studien aus allen Ländern, zumal in der sommerlichen Reisezeit besucht. Noch erlebte er in voller Rüstigkeit die Vollendung des achten Jahrzehnts und wurde dabei durch Festschriften und Begrüßungen, so auch durch die Ernennung zum Mitgliede der Berliner Akademie, geehrt. – K. war eine durch und durch originale Persönlichkeit, arbeitslustig und thatkräftig, geistig ungeschwächt bis zum letzten Athemzuge, nicht ohne Härten, aber dabei von feinem Humor. Es freute ihn, daß man 1880 ihm die von Jak. Bächtold verständnißvoll angeordnete „Liederchronik der antiquarischen Gesellschaft“ als Festgabe darbrachte, nämlich eine Sammlung der ganzen zumeist scherzhaften Reimlitteratur, welche Ettmüller und Andere nach ihm für die Berchtoldstagsmahle vorbrachten, wann der von der Gesellschaft ihrem Präsidenten geschenkte, dessen Arbeiten illustrirende Pokal kreiste, und in welcher ein ganzer Sagenkreis um K. gelegt war. Ein eigenthümlich scharfer Blick, der ihn auch auf neu sich eröffnenden Gebieten sogleich sich zurecht finden ließ, eine geschickte Hand, der es gelang, die Bruchstücke auch der entlegensten Zeiten zu sammeln und zusammenzufügen, eine klare und einfache Ausdrucksweise, die seine Schriften zu Mustern beschreibender Litteratur macht, und dabei eine Vielseitigkeit ersten Ranges haben K. zu einem leitenden Namen auf dem Gebiete seiner Wissenschaft gemacht. Aber auch sein Aeußeres, das früh weiß gewordene dichte Haar, die starken Brauen, die leuchtenden Augen, die ausdrucksvollen Züge, gaben seiner ganzen sonst so schlichten Erscheinung etwas völlig Eigenartiges, so daß es für Th. Vischer nahe lag, als er eine Pfahlbaugeschichte einer Dichtung einflocht, gerade K. zum Repräsentanten der Weisheit des Alters in durchsichtiger Maske auszuwählen.

Vgl. Denkschrift zur fünfzigjährigen Stiftungsfeier der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 1882: I. Lebensabriß des Stifters der Gesellschaft Dr. F. K. von G. Meyer von Knonau; II. Geschichte der Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in Zürich. Von G. Finsler.