ADB:Sucro, Christophorus

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Artikel „Sucro, Christophorus“ von Heinrich Pröhle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 112–116, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sucro,_Christophorus&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 22:27 Uhr UTC)
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Sucro: Christophorus S., wegen seiner hervorragenden pietistischen Leichenpredigten erwähnenswerth, führte den Namen S. zuerst in die Gelehrtengeschichte ein. 1685 zu Rathenow in der Mittelmark geboren lag er seinen Studien mit allem Fleiße zuletzt vier Jahre lang auf der Universität Halle ob. Von 1706–1714 war er Director des Pädagogii und Conventualis zu Kloster-Berge bei Magdeburg, dann Regimentsprediger beim Arnheim’schen Regimente zu Fuß. Von da wurde er als Inspector nach Königsberg in der Neumark berufen und am 1. Sonntag n. Trin., 19. Juni 1718, von Dr. Hoffmann eingeführt. In demselben Jahre verheirathete er sich mit Maria Dorothea, ältester Tochter des Oberdompredigers und Consistorialraths Johann Joseph Winkler zu Magdeburg. Diese gab ihm, abgesehen von dem später geborenen Johann Josias (s. d.) schon zu Königsberg folgende drei Kinder: Christophorus Josephus (s. u.), Maria Dorothea, geboren am 5. Mai 1721, Johann Georg (s. u.). In dem Geburtsjahre des letzteren, Herbst 1722, kehrte er aber schon als Consistorialrath und „anderer“ Domprediger nach Magdeburg zurück. Seine Abschiedspredigt hielt er über Ezechiel XII, 3. Auf das Wesen der magdeburgischen, etwas von Zinzendorf’s Geiste angehauchten vornehmen Pietisten ging er besonders 1739 bei dem Tode einer Tochter des quedlinburgischen Stiftshauptmanns v. Posadowsky, Freiherrn zu Postelwitz, ein. Das Fräulein hatte mitten in der geistlichen Bewegung gestanden und war früher in Quedlinburg auch als geistliche Dichterin aufgetreten. Der „andere“ Domprediger bot die Hand dazu, ihr Ende als Hochzeit mit dem Seelenbräutigam zu feiern, jedoch ohne die von der „Wohlseligen“ bei ihren Lebzeiten dazu gegebenen Anweisungen noch zu überbieten. „Nun hab’ ich meinen Zehrpfennig“, hatte sie gesagt, als sie die letzte Betstunde bei dem später von Friedrich dem Großen verfolgten Abte Steinmetz in Kloster Bergen über das Lied „Ringe recht“ gehört hatte. Vor ihrem Tode rief sie noch aus: „Siehe um Mitternacht ward ein Geschrei, der Bräutigam kommt, geht ihm entgegen.“ Dem Leichentexte, den sich die „Wohlselige“ über Apocalypse VII, 14–17 bestellt hatte, konnte der weniger schwungvolle „andere Domprediger“ kaum gerecht werden. Diese Leichenpredigt wie die spätere Dachrödensche gab er in einem fingerdicken Folianten heraus. Allerdings enthält der Foliant auch die Biographie der Dichterin und einen kleinen Musenalmanach von Gedichten auf sie. Als nunmehriger erster Domprediger hielt Christophorus 1742 die schon erwähnte Leichenpredigt auf Karl Friedrich von Dachröden, geb. am 6. Mai 1705, † am 28. Sept. 1742 als Erbherr auf dem später durch Wilhelm v. Humboldt bekannt gewordenen Gute Burg-Oerner bei Mansfeld und Regierungspräsident zu Magdeburg. Das litterarische Ehrendenkmal des Oberdompredigers ist im Druck noch prächtiger ausgestattet als das der Dichterin. Merkwürdig wird es aber, da die Leichenpredigt nicht mehr den ehemaligen hohen Flug zu nehmen braucht, besonders durch ein Gedicht [113] auf Dachröden von J. G. Immermann, einem Vorfahren K. L. Immermann’s. S. starb am 19. Juni 1751, 66 Jahre alt.

Christophorus Josephus S., sein Sohn, Dichter und Aesthetiker, zu Königsberg in der Neumark am 4. December 1718 geboren, getauft am 8. Decbr. 1718. Für seine Schulbildung wie für die seiner beiden jüngeren Brüder konnte in Magdeburg glänzend gesorgt werden. Als er 1738 in Halle zu studiren begann, kam es ihm noch mehr zu statten, daß seine Mutter, welcher der Vater schon die Berufung nach Magdeburg verdankte, auch mit beiden Baumgarten – einem Theologen und dem Aesthetiker – nahe verwandt war. Auch an seinen von Bodmer, den S. nachahmte, und Dusch belobten Gedichten wurde die Schule von Baumgarten erkannt, doch fehlt ihnen alle lebhaftere poetische Bewegung. 1747 gab er „Versuche in Fabeln und Lehrgedichten“, 1748 den „Herbst“ und außerdem „Die Landlust“ heraus. August Sauer führt zwar „die ersten Keime zu einem Gedichte über den Frühling“ von Kleist bis „in den März 1746“ zurück. Erschienen ist die erste Bearbeitung von Kleist’s Frühling aber erst 1749. Am 19. August 1748 hatte Gleim Kleist’s Titel „die Landlust“ in „der Frühling“ umgewandelt. Das Wort „Landlust“ war aber nicht von S. erfunden, sondern „der Landlust“ kommt nach Grimm’s Wörterbuche schon bei Fischart so wie „die Landlust“ bei Hagedorn vor. Leider konnte ich den „Herbst“ und „die Landlust“, da sie der sonst mit den Schriften der Familie S. reich versehenen kgl. Bibliothek zu Berlin fehlen, nicht einsehen. Bei der hohen Bedeutung der Nachahmung Thomson’s könnte es leicht (mit dem Epiktet, über welchen man Johann Josias St. nachsehe) die wichtigste Schrift der ganzen Familie sein. Auch in dem „Druiden“, den Christoph Joseph S. besorgte, hat er vielleicht Anregungen gegeben. Er wurde in Halle Magister und die dortigen Verwandten öffneten ihm die akademische Laufbahn. Indessen mußte er sich nun erst von seinen geistigen Anstrengungen im Vaterhause zu Magdeburg erholen. Er verlobte sich mit der dort anwesenden Tochter des angesehenen Kaufmanns Becker aus Leipzig und heirathete sie am 20. Juni 1746. Zu dieser Zeit aber war er bereits Professor am akademischen Gymnasium zu Coburg. Dort wurde ihm die Ertheilung des griechischen Unterrichtes anfänglich schwer, später war er ihr vollständig gewachsen. Den Namen eines öffentlichen Lehrers der Beredsamkeit führte er von Anfang an ruhmvoll. Da es in Coburg an einem Gelegenheitsdichter fehlte, so versah er auch das undankbare Amt eims solchen mit Eifer. Auf die Schüler und sogar auf seine vielleicht als Wirthin nicht sehr ausgezeichnete Frau soll er durch satirische Gedichte zu wirken gesucht haben, die von allen Betheiligten beachtet und ihm nicht übel gedeutet sein sollen. Um seine zu schwachen Einnahmen zu vermehren, nahm er die Nächte zu Anfertigung von Uebersetzungen zu Hülfe. Auf solche Weise überbürdet und mit seiner Lage unzufrieden starb er, in Coburg hoch geehrt, erst 38 Jahre alt am 8. Juni 1756. Er hinterließ keine männlichen Nachkommen. Der Professor Harles hatte 1770 die unglückliche Idee, unter dem verfehlten Titel „Kleine deutsche Schriften“ nicht etwa eine Sammlung von Aufsätzen aus dem Nachlasse von S. herauszugeben, sondern im wesentlichen eine vielleicht damals nöthige neue Auflage der oben erwähnten „Versuche in Fabeln und Lehrgedichten“. Diese hatten allerdings auch in der ersten Auflage kaum den Eindruck einer Gedichtsammlung gemacht wegen des eingemischten Stückes in Prosa und der langen ästhetischen Einleitung. Harles nimmt auch einige der späteren Gedichte von S. auf.

Johann Georg S., einer der Jubelprediger während des siebenjährigen Krieges in Magdeburg, welches damals Residenz war, weshalb der Domadel [114] nicht mehr die Rolle spielte wie zur Zeit von Christophorus, war als Sohn von Christophorus zu Königsberg in der Neumark am 17. Juli 1722 geboren. Wie Johann Georg’s beide Brüder Christophorus Josephus und Johann Josias, so hatte auch er eine Bedeutung in der Universitätsstadt Halle erlangt, wo er 1746 die in der Darstellung an Cicero erinnernde, in Paragraphen eingetheilte Schrift „Die Furcht des Todes mit Gründen der Vernunft bestritten“ herausgab. Immerhin bewies er durch diese Schrift, daß er wie seine beiden Brüder ein philosophischer Kopf war. Durch dies Buch scheint er sich den Weg gebahnt zu haben, um nach und nach am Dom zu Magdeburg in alle Aemter und Würden seines Vaters einrücken zu können. Während zur Zeit des ersten schlesischen Krieges, den sein Vater noch erlebt hatte, sich noch keine bedeutende Einwirkung der Kämpfe gegen das katholische Oesterreich auf die Kanzelberedsamkeit in Norddeutschland gezeigt haben mochte, war dies während des siebenjährigen Krieges allerdings der Fall. Wie in der Mittelmark durch Ortmann und durch Sybel in Cleve, so wurden in Magdeburg durch Sack und Johann Georg S. Anstrengungen gemacht, den Schwung der protestantischen Predigt mit Hülfe der neuen Stoffe zu erhöhen, ohne ihrem biblisch-homiletischen Charakter viel zu vergeben. Es liegt von Johann Georg die Dankespredigt über den Frieden mit Rußland, in Gegenwart der Königin und des Hofes gehalten, sowie diejenige auf die Wiedereroberung von Schweidnitz und zuletzt die auf den Frieden von Hubertusburg gedruckt vor. Er starb am 28. Juni 1786 im Alter von 64 Jahren. Er erzeugte vier Töchter und vier Söhne; neben Georg Wilhelm (s. d.): den Criminaldirector und den Kammerrath, beide zu Magdeburg, und den Schloß- und Hofprediger zu Castell in Baiern, wohin dieser von seinem Universitätsfreunde, dem regierenden Grafen zu Castell-Rüdinghausen früh berufen worden war.

Johann Josias S., sein Bruder, Popularphilosoph und Dichter, war das eigentliche schriftstellerische Talent der Familie und scheint sogar zeitweise schon von der Feder gelebt zu haben. Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb sind alle bisherigen Angaben über sein Leben dunkel. Falsch ist schon, daß er zu Königsberg in der Neumark geboren sein soll. In den sehr guten dort befindlichen Aufzeichnungen über die Familie S. wird er nicht erwähnt und kann daher frühestens 1724 in Magdeburg geboren sein. Da er 1760 starb, so blieb er hinter dem Alter der beiden magdeburgischen Prediger seines Namens sehr zurück und wird kaum das Alter seines Bruders in Coburg erreicht haben. Keinem Zweifel unterliegt es, daß auch Johann Josias wie die beiden älteren Brüder unter Baumgarten’scher Aegide in Halle Theologie und Philosophie studirte. 1759 noch hat er dem dortigen Aesthetiker Meier einen Band seiner „Erfahrungen“, in welchem auch Bayle citirt wird, durch ein eingeschobenes Gedicht gewidmet. In Halle ließ er 1746 zu einer Zeit, da die prästabilirte Harmonie noch in Hochzeitsgedichten vorkam, sein Lehrgedicht über das noch beliebte Thema „die beste Welt“ in Quart drucken; ciceronianische Schlußfolgerungen in Alexandrinern an die fromme Mademoiselle W. gerichtet. Ebenfalls in Quart erschien dann noch in Halle 1747 seine „Sammlung auserlesener Gedichte“. Nicht vor 1757 begann er seine Prosaschriftstellerei mit den schon erwähnten „Erfahrungen“, von denen der erste Band in zwei Auflagen vorliegt. Mit dem dritten war 1759 auch noch sein Buch „über den Epiktet und seine Lampe“ herausgekommen. Schon mit den „Erfahrungen“ hatte er wol die populäre Philosophie, wie sie in Zeitschriften nach englischem Muster betrieben wurde, wenn auch nur um ein ganz geringes, hinter sich gelassen. Mit dem Epiktet scheint er sogar einige Anregungen für Wieland’s spätere leichte Behandlung von Stoffen aus dem Gebiete der römisch-griechischen Philosophie und [115] Geschichte gegeben zu haben. Wieland’s Theages war allerdings schon vor dem Epiktet erschienen. Er kannte aber jedenfalls 1747–1749 auf Kloster Bergen bei Magdeburg den alten Oberdomprediger Christophorus S., dessen drei Söhne eben damals sämmtlich ihre ersten Schriften in Halle herausgaben. Hat er etwa den jüngsten Bruder persönlich kennen gelernt, so wäre es noch weniger zu verwundern, daß dieser, wie es scheint, wenn auch erst durch die Schrift von 1759 auf Wieland’s Prosa in den Romanen einigen Einfluß geübt hätte. Auch die in den Exemplaren der kgl. Bibliothek mit den „Ahndungen“ zusammengebundenen „Parallelen von S**** erster Band erstes Stück“ schreibe ich Johann Josias zu. Behandlungsweise, Format und Verleger sind dieselben wie in den „Ahndungen“. Die Parallelen erschienen in dem Todesjahre von Johann Josias, 1760. In den Ahndungen gibt S. nur zu, daß Träume Fingerzeige und Winke enthalten könnten. Nicht diese Stelle aber ist es, die uns in den Ahndungen heute noch interessiren kann, sondern die, wo der Verfasser des Buches über sich selbst spricht. Mit unklaren Ausdrücken sagt er, daß er beim Oberamtmann Steinert zu Lehnin, dem er das Buch widmet, bei einem Schiffbruche, den er einmal in seinem Leben, vielleicht aber schon um die Zeit, da sein Vater starb, gelitten zu haben scheint, eine Zufluchtstätte gefunden hat. Außer Steinert nennt er noch die ihnen beiden gemeinsamen Freunde Enger, Breymann und Rudolphi als seine Wohlthäter. Hier endlich läßt sich die Frage nicht mehr zurückhalten: wer war eigentlich dieser Popularphilosoph? ist er wirklich wie die bisherigen Nachrichten lauten als Kadettenprediger in Berlin gestorben? Das Kadettencorps wurde während des siebenjährigen Krieges nicht aufgehoben. Es läßt sich aber aus Crousaz, Geschichte des Kadettencorps (Berlin 1857) und Friedrich Gustav Liscow’s Kirchengeschichte Berlins (ebenfalls 1857) nicht nachweisen, daß Johann Josias Kadettenprediger war. Eher ließe sich das Gegentheil daraus darthun. Da er nun 1758 in der Johanniskirche in Brandenburg eine Dankpredigt für die Schlacht bei Zorndorf hielt, so glaubten wir schon ihn als Prediger in Brandenburg, nahe bei Lehnin, suchen zu müssen, wo er alle seine popular-philosophischen Schriften bei dem vielleicht dem lehniner Kreise gleichfalls nahe stehenden Buchhändler Halle herausgab. Allein auch in dem vollständig vorhandenen Predigerverzeichnisse der Johanniskirche zu Brandenburg fehlt sein Name. Die Ritterakademie zu Brandenburg stand mit dem Kadettencorps zu Berlin, jetzt zu Groß-Lichterfelde, in einer Verbindung. Man kann daher annehmen, daß er in einer unsicheren Stellung als Prediger oder Lehrer in Berlin und Brandenburg gelebt hat und an einem dieser Orte 1760 gestorben ist. Auf seinen Aufenthalt in Brandenburg scheint auch der Umstand hinzudeuten, daß seine Predigt auf die Schlacht bei Zorndorf in einer ganzen Sammlung auf dieselbe gehaltener Dankpredigten in Berlin erschien, deren Herausgabe S. besorgt zu haben scheint, in welcher aber auf den Beitrag des Pastor Ortmann in Berlitz bei Brandenburg das meiste Gewicht gelegt wird. Die Dankpredigt von Johann Josias gehört zu den besseren. Seine Ermahnung an die Brandenburger „hinterlasset durch eine würdige Feyer der göttlichen Denkmäler unvergeßliche Denkmäler gegen Gott“ erinnert schon an Gedanken, die erst viel später in Jahn’s Volksthum eine weitere Erörterung fanden. Zuletzt mögen noch zwei Abhandlungen von Johann Josias: „Die vergnügte Einsamkeit“ und „Der moralische Nutzen der Poesie“ hier genannt werden, über die ich keine näheren Angaben machen kann.

Georg Wilhelm S., Sohn von Johann Georg (s. o. S. 114) ist am 2. Nov. 1758 zu Magdeburg geboren (s. u. S. 116).

Sein Sohn Friedrich Wilhelm Karl S., geboren am 9. März 1789 nicht in Barleben, sondern zu Stendal, wo damals das Regiment v. Knobelsdorff [116] stand, bei welchem sein Vater Feldprediger war. Er wurde an der Domschule zu Magdeburg Oberlehrer und Professor, gab 1818 eine „Griechische Formenlehre für den ersten Unterricht“ heraus (2. Aufl. 1832), veröffentlichte 1834 den geographischen Lehrplan der Domschule im Programme und ließ dann einen geographischen Leitfaden für Gymnasien im Buchhandel erscheinen. Später und auf mehrere Gymnasial-Programme vertheilt erschien noch von ihm eine längere Abhandlung über die tragische Kunst der Griechen in lateinischer Sprache. Er beherrschte das Lateinische auch im mündlichen Ausdruck mit seltener Meisterschaft. Mit bis ins Greisenalter jugendfrischem Herzen vornehmlich der griechischen Dichtkunst ergeben, war er der großen Dichter begeisterter und begeisternder Interpret in der Prima bis ans Ende seines amtlichen Wirkens. Sein Liebling war und blieb allezeit Sophokles. Das ihm anfangs der fünfziger Jahre angetragene Directorat des Domgymnasiums schlug er selbstlos aus. Nach Begehung des fünfzigjährigen Dienstjubjläums erbat und erhielt er seinen Abschied im Herbste 1859. Er siedelte dann nach Erfurt über und starb – ein lebenslang leidenschaftlicher Wanderer – nach während eines Gebirgsmarsches erlittener heftiger Erkältung am 20. Januar 1861, fast 72 Jahre alt daselbst. Die Angehörigen bewahren von ihm eine nicht kleine Sammlung von Gedichten; zumeist sind es Tischreden ernsten und launigen Inhalts, gewürzt durch zahlreiche Beziehungen auf die Sagenwelt der Alten. Zu seinen Söhnen gehört der Generalmajor z. D. Hermann v. S. in Berlin.

Schriftliche Mittheilungen von Herrn v. Sucro, der auch diesen Artikel in der Handschrift und im Satz durchsah, ferner von Immanuel Schmidt (Lichterfelde), Bibliothekar Göritz (Berlin). Superintendent Spieß (Brandenburg), Stadtarchivar Dr. Max Dittmar (Magdeburg), erstem Magdeburgischen Domcustos Gröschel, auch Küster Mahlow zu Königsberg i. N. – Hanstein gab die Biographie von Georg Wilhelm, Harles die von Christophorus Josephus bei. Aus Harles schöpfte der Gießener Schmidt, Nekrolog I. 321 bis 332, aus diesem Meusel XIII, 45, etwas vermehrt Goedeke, 2. Aufl., IV, 18. Auch die unkritischen Angaben über Johann Josias stammen aus Harles, sind aber doch der einzige Beweis, daß die beiden Belletristen Brüder waren.