ADB:Zauner von Feldpatan, Franz
Fernkorn, in Nürnberg durch Dan. Burgschmiet, in München durch J. B. Stiglmayer geleistet worden ist, lehnt sich an Zauner’s Verfahren des Bronzegusses an. Berlin machte Anleihen bei den Franzosen. Die Anfangsgründe seiner Kunst wurden dem jungen Z. von seinem Vetter Horer beigebracht, der, wie es heißt, in der Nähe von Passau lebte. Bald zog es ihn nach Wien (1766). Dort war er etwa fünf Jahre lang Schletterer’s Schüler. Dann kam er zum Hofstatuarius W. Beyer, der große Aufträge für den Garten des kaiserlichen Lustschlosses Schönbrunn auszuführen hatte. Neben vielen anderen Bildhauern arbeitete Z. nun eine Zeit lang für Beyer, bis er Kraft und Lust verspürte, selbständig aufzutreten. Er meldete sich beim kunstliebenden Staatskanzler Fürsten Wenzel Anton Kaunitz, als die Absicht bekannt wurde, den großen Hof des Schönbrunner Schlosses mit zwei Brunnengruppen zu zieren. Das Modell [728] mußte (wie Füßli mittheilt) innerhalb 15 Tagen fertig gestellt werden. Z. brachte dies zu Stande und erwarb sich dadurch nicht nur des Staatskanzlers, sondern auch der Kaiserin Maria Theresia Gunst. Infolge dessen wurde Z. 1776 als Pensionär des Hofes nach Rom geschickt. Sein Brunnen, dessen Gegenstück von Hagenauer gefertigt war, bringt allegorische Figuren von österreichischen Flüssen zur Darstellung (Donau, Inn und Enns). Die fertige Arbeit (vom Schlosse aus gesehen links) zeigt den Künstler noch stark im Banne des lebhaft bewegten Barok und Roccoco. 1777 arbeitete Z. in Rom ein Gipsmodell mit Perseus und Andromeda, das noch starke Anklänge an diese älteren Kunstperioden aufweist (dieses Modell war 1885 im Besitz des Hofbildhauers A. de la Vigne). Der Studienaufenthalt in Rom scheint bei Z. eine entschiedene Wandlung bewirkt zu haben, wonach der Künstler mehr und mehr in der Nachahmung der Antike sein Ideal erblickte. Gewisse Spuren solcher Ideale mag er schon bei W. Beyer in sich aufgenommen haben; die volle classicistische Auffassung kam erst später bei ihm zum Durchbruch. Ohne Zweifel waren die Ergebnisse der römischen Jahre befriedigend. Denn 1782 wurde Z. als Professorsadjunct an die Wiener Akademie gezogen. 1784 machte man ihn zum Professor. Die Datirung einiger verschollener Werke Zauner’s steht auf schwachen Füßen, doch läßt sich annehmen, daß eine Klio, die Z. für Kaunitz gefertigt hat, in diese frühere Periode seines Schaffens gehört. Zwei Engel, die Z. für den Hochaltar der Augustinerkirche in Wien gefertigt hat, fallen (nach Wolfsgruber’s Angabe) vor 1786. Der erwähnte Altar ist seither längst abgetragen und durch einen neuen ersetzt. In dieselbe Periode gehört auch Zauner’s Thätigkeit für die gräfliche Familie Fries. Vier Karyatiden, edle überlebensgroße Gestalten, wurden von Z. für das Fries’sche Palais (seither im Besitz der Pallavicini) am Josefsplatz ausgeführt. Auch der kleinere plastische Schmuck desselben Palastes wird auf Z. bezogen. Außerdem ist hier ein stilvolles Marmorgrabmal im Park des Fries’schen Schlosses zu Vöslau zu nennen. Erwähnt werden auch zwei Büsten Kaisers Franz II. und ein Hymen im Museum des Grafen Fries. Das Zaunersche Denkmal für den Feldmarschall Laudon dürfte bald nach dem Tode des genannten (am 14. Juli 1790) entstanden sein. Es ist in der Form eines großen antiken Sarkophages erfunden und wurde im Hadersdorfer Park bei Wien aufgestellt. In einer Quelle von 1793 wird es schon als vorhanden genannt.
Zauner: Franz Z. Edler von Felpatan, Bildhauer, geboren im Innthale in Tirol 1746 oder 1748, † zu Wien am 3. März 1822. Zauner’s hauptsächliche Bedeutung liegt augenscheinlich in einer Wiederbelebung des Erzgusses in Deutschland. Er ist Vorläufer für die moderne Gußtechnik. Was später in Wien durchZauner’s Hauptwerk, über das schon während der Entstehung viel geschrieben wurde, ist das große Monument Kaiser Josef II. vor der Hofbibliothek in Wien. Der Gedanke eines Monumentes für den volksthümlichen Kaiser dürfte bald nach Josef’s Tode 1790 entstanden sein. Ueber die zu wählende Form war man sich aber jedenfalls eine Zeit lang unklar. Entwürfe von verschiedener Auffassung haben sich erhalten. Schließlich siegte der Modeton, der es verlangte, den Kaiser als Imperator darzustellen, ihn äußerlich durch Stilisirung, durch römisch-antikisirende Beigaben in eine Sphäre zu rücken, die den breiten Schichten der Bevölkerung unverständlich war. Kein Dreispitz, kein josefinischer Frack, keine Stiefel. Mit nackten Beinen, in römischem Reitermantel, eigentlich baarhaupt, denn die Lorbeerkrone kann nicht als Kopfbedeckung gelten, sitzt der Kaiser, den Wienern fremd, zu Pferde, ein Typus der unnahbaren Hoheit, wogegen Josef doch im Leben voll Leutseligkeit war. Die Ueberlieferung von einer gewissen Unzufriedenheit des Publicums mit der antikisirenden Auffassung des Denkmals hat sich lange erhalten und kommt noch in Grillparzer’s Gedicht von 1842 zum Ausdruck („Laßt mich herab von dieser hohen Stelle, auf die ihr mich gesetzt zu Prunk und Schau“). Indeß ist das Ganze in künstlerischer Beziehung formvollendet und der Guß der Figuren (Kaiser und Pferd) von doppelter Lebensgröße muß jedenfalls als kunstgeschichtliches Ereigniß angesehen werden. Der Erzguß war in Deutschland gegen 1800 gänzlich herabgekommen. In Wien [729] hatte man sich zur Zeit der Donner, Hagenauer, Messerschmid fast gänzlich dem Bleiguß ergeben, der zwar leicht zu behandeln, aber gegen mechanische und chemische Schädlichkeiten wenig widerstandsfähig war. Auch Z. fertigte noch ein Bleimodell für’s Josefsdenkmal. (Es befand sich. mit sammt beglaubigenden Urkunden eine Zeit lang in der Sammlung Hans Gasser’s; Nr. 801 des Gasserschen Versteigerungskataloges.) Die Vorarbeiten fallen sicher schon in die frühen neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Denn schon das „Wiener Schriftsteller- und Künstlerlexikon“, das 1793 („von einer Gesellschaft“) herausgegeben wurde, erwähnt Zauner’s Thätigkeit für das Denkmal; freilich geschieht es in unsicherer Weise: „Es heißt, Zauner arbeite auch gegenwärtig an einer Marmorbüste Kaiser Joseph’s II., die als ein Denkmahl dieses Kaisers und seines Künstlers in der Mitte des Josephsplatzes aufgestellt werden soll.“ Nachdem man sich für die Form eines Reiterstandbildes entschieden hatte, ging Z. bei der Ausführung höchst sorgfältig zu Werke. Zuerst wurde das ganze Denkmal im kleinen gegossen. Diese Ausführung war eine Zeit lang in Laxenburg aufgestellt und ziert jetzt den Schönbrunner Park. Das Gußverfahren wurde durch Z. von Grund aus studiert. In der Zeit gegen 1800 führte er die Kaiserfigur aus, gegen 1806 das Pferd. Alles gelang vortrefflich, wobei auch an die großen Reliefs am Sockel und an die Medaillons der freistehenden Pfähle an den vier Ecken erinnert sei. 1806 wurde eine Medaille geprägt zur Erinnerung an die Vollendung des Werkes. J. N. Wirt ist deren Schöpfer. Die feierliche Enthüllung fand aber erst am 24. November 1807 statt. Das Denkmal ist oft, wenngleich niemals in würdiger Weise abgebildet worden. Meist sind es Vignetten, auf denen es erscheint. Im „Voyage pittoresque en Autriche“ des Grafen Alex. de Laborde kommt es als Mittelfigur einer Kopfleiste des III. Bandes vor (Zeichnung von Zix, Stich von Normand). Neuestens sind es Ansichtskarten und Lesezeichen (eines von Franz Deuticke in Wien), auf denen es abgebildet erscheint. Eine große Veröffentlichung des bedeutungsvollen Werkes, das Jedem aufgefallen sein muß, der je einmal Wien kennen gelernt hat, mangelt noch heute. – Weniger bekannt als das Josefsdenkmal ist das räumlich fast ebenso große, aber an ziemlich versteckter Stelle aufgerichtete Monument für Kaiser Leopold II. Es befindet sich in der Georgskapelle der Augustinerkirche in Wien. Auch dieses Werk ist im Sinne des Classicismus geformt. Die Erfindung hängt mehr mit Grabmälern früherer Perioden zusammen. Auf einem riesigen Sarge aus grauem Granit die liegende Figur des Kaisers, diese aus weißem Marmor. An den Langseiten je ein Marmorrelief (einerseits, wie es scheint, der Handel, andererseits die Gesetzgebung). Vor den beiden Schmalseiten je ein massiver Schemel wieder aus grauem Granit. Auf jedem Schemel ein Polster aus Bronze, auf welchem je zwei bronzene Kronen liegen. Die Seiten der Schemel durch Medaillons in weißem Marmor verziert. Neben dem Sarge steht eine überlebensgroße antikisirend geformte Gewandfigur (die trauernde Germania) aus weißem Marmor. Das Ganze ruht auf einer Stufe von röthlichem Marmor (wohl Untersberger Marmor). Kaiser Leopold II. war 1792 gestorben. Bald darauf dürfte der Auftrag für das Monument erfolgt sein. Es wurde früher als das Josefsmonument vollendet. Meusel’s Archiv von 1805 bespricht es schon als fertige Sache. – Nach solchen Leistungen, wie es die zwei Kaisermonumente waren, von denen besonders das für Kaiser Josef als Zierde der Hauptstadt gelten konnte, lag es nahe, dem Künstler neben der Bezahlung auch eine öffentliche Ehrung zukommen zu lassen. Z. wurde geadelt (1807). Schon vorher hatte er die Directorstelle an der Akademie erlangt, an welcher er bis zu seiner Pensionirung am 20. September 1815 verblieb. Zu den späten Arbeiten Zauner’s gehört das schlichte Collindenkmal in der Karlskirche zu Wien. Nach Füßli’s Angabe zeichnete es Füger unter Zauner’s Anleitung. (Der Dichter [730] Heinrich Collin war 1811 gestorben.) 1813 wurde das Monument errichtet. Unter den kleineren Arbeiten, die Z. neben seinen monumentalen Schöpfungen modellirt hat, nenne ich den Genius Bornii, dessen Modell sich im österreichischen Museum für Kunst und Industrie befindet. Viele Büsten sind als Zauner’s Arbeiten beglaubigt, so ein Kaiser Franz II. im Hofmuseum, ein Graf Wrbna im Besitz der Stadt Wien, ein Sonnenfels in der Akademie der bildenden Künste, sämmtlich tüchtige Leistungen in antikisirender Auffassung.
- Benützte Quellen: Künstlerlexica. – Encyklopädien. – Alte Reiselitteratur. – Wiener Ortslitteratur. – H. R. Füßli’s Annalen II. – Journal des Luxus u. d. Moden 1802. – Meusel’s Archiv 1805. – Merkwürdigkeiten der Welt 1807. – Zeitung für die elegante Welt 1808. – Jos. Ellmaurer, Das Denkmal Kaiser Josef II. – Hormayr’s Archiv 1824. – Franz Gräffer, Zur Stadt Wien (1849). – Fr. Faber, Conv.-Lex. für bildende Kunst, V (1850). – A. v. Perger, Kunstschätze Wiens (1854). – Katalog der histor. Kunstausstellung in der Wiener Akademie von 1877. – C. v. Lützow, Geschichte der Akademie d. b. K. in Wien (1877). – Die Heimat (1884), Bd. IX. – Mittheilungen des k. k. österr. Museums f. Kunst u. Industrie XX. – R. v. Eitelberger, Gesammelte Schriften.