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BLKÖ:Dräxler, Karl Ferdinand

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 3 (1858), ab Seite: 374. (Quelle)
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Dräxler, Karl Ferdinand, als Dichter bekannt unter dem Namen Dräxler Manfred (Dichter, geb. zu Lemberg 17. Juni 1806). Der Sohn eines kais. östr. Staatsbeamten. In seiner ersten Erziehung überwog das slavische Element u. z. zuerst das polnische und als er später nach Prag kam, das böhmische. Doch bald erwachte im Jünglinge der Sinn für deutsche Wissenschaft und Kunst und begeistert wendete er sich der deutschen Poesie zu, in welcher ihn zu jener Zeit Rückert, Platen und Heine anregten, und der Verkehr mit Männern wie Gerle, Egon Ebert, Marsano u. A. belebte. Später begab sich D. nach Wien, um die Rechte zu studiren und dann nach Leipzig, wo Amadeus Wendt sein Rathgeber und Herloßsohn sein Freund wurde. Im J. 1826 erschienen seine ersten poetischen Arbeiten, welche das edle Dichtertalent beurkundeten, das sich später eben im Gebiete der Dichtungen entschieden Bahn brach. Seit 1829 Doctor der Philosophie, lebte er bis 1837 in Wien und bewarb sich um eine Lehrkanzel, ohne, ungeachtet trefflich geschriebener Concurse, sein Ziel zu erreichen. Zugleich beschäftigte er sich mit literarischen Arbeiten, redigirte von 1834–1836 das Brockhaus’sche Pfennigmagazin und befreundete sich mit Anast. Grün, Lenau, Witthauer, Bauernfeld, Seidl u. A. Im J. 1837 verließ er Wien für immer, brachte erst einige Zeit auf Reisen zu, hielt sich dann abwechselnd in Mannheim, Frankfurt, Meiningen, Köln, Wiesbaden auf, bis er 1845 seinen bleibenden Aufenthalt in Darmstadt nahm. Dort redigirt er seither die großherzoglich-hessische Zeitung und gibt das beliebte „Rheinische Taschenbuch“ heraus, welches durch seine Kunstblätter – Copien der bedeutendsten Gemälde deutscher Künstler in Stahlstich, mit Biographien von Künstlern und kritischen Erläuterungen ihrer Bilder – selbst kunst-geschichtlichen Werth besitzt. Die Hoffnung, D. werde nach dem J. 1848 seine neue Heimat in Deutschland mit der alten in Oesterreich vertauschen, hat sich nicht verwirklicht. Als Redacteur eines täglich erscheinenden politischen Blattes findet er auch wenig Muße, dem Drange des Dichters zu gewähren, daher in letztern Jahren – einige kleinere Arbeiten in Almanachen ausgenommen – nur selten Etwas aus seiner Feder erschien. Der Herzog von Sachsen-Meiningen hat D. zum Hofrath ernannt und der König der Niederlande ihm den Orden der Eichenkrone verliehen. Unter seinen zahlreichen Arbeiten in gebundener Rede u. in Prosa sind zu nennen: in gebundener Rede „Triumph der Liebe. Eine Hymne. In gereimten lateinischen Rythmen nachgesungen“ (Königgrätz 1826, Pospischil, 12°.), die erste Arbeit, mit welcher D. in die Oeffentlichkeit trat; – „Romanzen, Lieder und Sonette“ (Prag 1826, 12°.); – zweites Bändchen unter dem Titel. „Neuere Gedichte“ (Ebenda 1829, 12°.), die erste Sammlung seiner Gedichte, welche zuletzt als „Gedichte“ (Frankfurt 1840, Sauerländer, 8°.), dritte durchaus verbesserte und vermehrte Miniatur-Auflage (Ebenda 1847) erschienen; – „Des Publius Ovidius Naso Lieder der Liebe“ (Leipzig 1827, 16°.); – „Sonnenberg. Kunden und Sagen. Romanzencyklus“) 2. Ausgabe (Wiesbaden 1854, Friedrich, 8°.); – unter seinen Schriften in Prosa sind zu erwähnen: „Esslair in Prag. Eine Kritische Beleuchtung seiner Gastdarstellung auf der böhmisch-ständischen Bühne im April 1826 nebst einem Anhange, des Künstlers Lebensumstände enthaltend“ (Prag 1826, Enders, 8°.); – ferner die unter dem Namen Claudius herausgegebenen [375] Jugendschriften: „Welt und Ton. Bildungsbuch“ (Prag 1830, 2. Aufl. 1833, 8°.); – „Das Buch der Geschichten für die Jugend“ (Wien 1834); – „Preciosa. Unterhaltungsbuch für Kinder“ (Ebd. 1835), welche zu den besten Jugendschriften zählen. Auch schrieb D. viel Novellistisches, darunter: „Bunte Bilder“ (Nürnberg 1830); – „Gruppen und Puppen“, 2 Bdch. (Leipzig 1836); – „Fahrten“ (Erlangen 1840, Heyder), halb Prosa, halb Gedicht; – „Vignetten, Porträts und Genrebilder“ (Frankfurt 1845), mehreres unter dem Pseudonym Klinger. Als Uebersetzer des Victor Hugo, dessen „Hernani“, „Ruy Blas“ er verdeutschte, beurkundet D. eine seltene Meisterschaft der Sprache. Auch gab er des leider zu früh verstorbenen Wilh. Genth, seines Biographen, poetischen Nachlaß: „Dichtungen“ (Frankfurt 1848, 8°.) heraus.

Dräxler schrieb unter verschiedenen Namen zuerst als Manfred, dann als Dr. F. C. Claudius, Dr. K. L. W. von Klinger, bis er für beständig den Name Dräxler-Manfred wählte. – Album östr. Dichter (Wien 1850, Pfautsch u. Voß, 8°.) I. Serie S. 377. Biographie von Wilh. Genth. – Seidlitz (Julius Dr.), Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836. S. 62 [schreibt ihn Drexler-Manfred]. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) V. Bd. S. 223. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1842, Bibl. Inst., Lex. 8°.) VII. Bd. 4. Abth. S. 1111 und III. Suppl. Bd. S. 72. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la dir. de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XIV. Bd. Sp. 720. – Gesellschafter (Berliner Blatt von Gubitz herausgegeben) Literarische Blätter. Beilage des Gesellschafters 1839, Nr. 18 u. 19: „Dräxler-Manfred und unsere Lyrik“ von H. Beta [eine mit Proben seiner Dichtungen belegte anerkennende kritische Darstellung]. – Blätter für lit. Unterhaltg. (Leipzig, 4°.) 1840, Nr. 349, S. 1406, Nr. 67. – Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namens: Dräxler-Manfred. Nach einer Photographie gest. von C. Kotterba (Wien) im „Album österreich. Dichter“. – Handschrift. Ad. Henze in seinem Werkchen „Die Handschriften der deutschen Dichter u. Dichterinnen“ (Leipzig 1855, 8°.) S. 29 charakterisirt D.’s Handschrift folgendermaßen: „Angenehm und lieblich, wie Thymus, aber mit Stacheln wie die Moosrose.“ – Urtheile über Dräxler-Manfred. Gottschall im Werke „Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ (Breslau 1855, gr. 8°.) hat D.-M. den Dichter zu würdigen vergessen und den Novellisten (II. Bd. S. 587) nur nebenbei erwähnt. – Genth schreibt über ihn: „D.-M. ist eine Notabilität unter den Poeten der Gegenwart .... Aus seinen Dichtungen tritt uns der Mann entgegen, der sie gemacht hat, und wer sein Buch kennt, kennt ihn.“ – Ein anderer Kritiker (in Meyers Lex.) schreibt über ihn: „Besonders versteht er die zarten Töne des Herzens anzuschlagen und bei vollkommener Herrschaft über die Sprache steht ihm ein nicht gewöhnlicher Reichthum der Phantasie zu Gebote. Ohne zu den eigentlich politischen Dichtern zu gehören, läßt er aus allen seinen Werken eine selbständige kräftig-männliche Gesinnung erklingen.“ – Der Referent in den Blättern für literar. Unterhaltung charakterisirt ihn: „So lange es in Deutschland Dichter gibt, wie D.-M., dürfen wir den Untergang der deutschen Liederkunst nicht fürchten ... da ist keine künstliche Zerrissenheit, kein Kokettiren mit dem Weltschmerz, kein müssiger oder in Reimnoth erzeugter Gedanke ... die Klarheit des Geistes ist ebenso groß, wie die Wärme des Herzens und in seiner Innenwelt theilen Verstand und Gemüth die Herrschaft ...“