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BLKÖ:Pokorny, Alois

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pokorny, Franz
Band: 23 (1872), ab Seite: 39. (Quelle)
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Pokorny, Alois (Botaniker, geb. zu Iglau in Mähren 23. Mai 1826). Die Elementarschulen und das Gymnasium besuchte P. in den Jahren 1836 bis 1840 in Iglau, dann begab er sich nach Wien, wo er bei den Schotten die beiden Humanitätsclassen beendete. In den Jahren 1842 bis 1843 hörte er die Philosophie und in den folgenden, 1844 bis 1848 die juridischen Studien an der Wiener Hochschule. P. sollte sich dem Wunsche seiner Mutter gemäß der juridischen Laufbahn widmen; aber die Eindrücke, welche er seit seiner Ankunft in Wien von seinem Bruder Franz erhielt, der sich zu jener Zeit eifrig mit Botanik beschäftigte; ferner der Verkehr, der sich ihm nach Besuch der kaiserlichen Museen in Wien mit Endlicher, Fenzl, Kotschy, Reissek und anderen Botanikern eröffnet hatte; neue Anregungen durch botanische Excursionen, 1845 in die Salzburger Alpen in Gemeinschaft mit Dr. J. Grüner, Stadtphysicus in Iglau, einem ausgezeichneten Muskologen, dann auf den Schneeberg und die Raxalpe in Gemeinschaft mit C. von Ettingshausen, endlich die Ereignisse des Jahres 1848 bestärkten ihn in seinem schon früher gefaßten Entschlusse, die juridische Laufbahn zu verlassen und sich dem Studium der Botanik ausschließlich zuzuwenden. Im Spätherbste 1848 wendete er sich von Iglau aus an den Custos Dr. Fenzl in Wien um Aufnahme als Praktikant in das k. k. Hofcabinet. Nachdem ihm dieselbe gewährt worden, trat er im November 1848 seine Stelle an und wurde zuerst mit dem Ordnen und Bestimmen des reichhaltigen Kryptogamenherbars beschäftigt. Kaum ein Jahr war P. in diesem Amte thätig, als er im October 1849 die Stelle eines Supplenten an dem k. k. akademischen Gymnasium in Wien erhielt. Nun galt es aber zunächst, neben der botanischen sich auch eine allgemeine naturwissenschaftliche Bildung anzueignen. Zu diesem Zwecke hörte er Zoologie unter Kner und Heckel, Mineralogie unter Hörnes und machte besondere zoologische Studien an der k. k. geologischen Reichsanstalt, an welcher damals Ettingshausen als Pflanzenpaläontolog wirkte. Im Jahre 1850 legte er die Lehramts-Candidatenprüfung[WS 1] aus der Naturgeschichte und Physik ab und wurde im J. 1852 bei der Organisation des akademischen Gymnasiums zum wirklichen Lehrer an demselben ernannt. Bei der Errichtung des Leopoldstädter Communal- und Realgymnasiums zu Wien wurde er Director dieser Anstalt, welche [40] Stelle er noch heute bekleidet. Seine Wirksamkeit spaltet sich nach zwei Richtungen, in jene der Forschung und in die für die Oeffentlichkeit bestimmte schriftstellerische Behandlung des Erforschten und Beobachteten. Seine Thätigkeit als Forscher umfaßt mehrere nennenswerthe Excursionen. So besuchte er 1852 mit Dr. A. Schmidl die Karsthöhlen, besonders um Adelsberg und Lueg und veröffentlichte auch die hiebei gemachten Erfahrungen, die sich jedoch nur auf Pilze beschränkten. Specielle Studien machte er über die Moore und Moose. Nachdem er 1858 zum Berichterstatter der Commission zur Erforschung der österreichischen Torfmoore gewählt worden war, betheiligte er sich bis zum Jahre 1860 besonders an der Untersuchung der österreichischen Torfe, legte eine Sammlung von Torfproben an und durchforschte einzelne Moore. So bereiste er im Auftrage des k. k. General-Gouvernements von Ofen 1859 die ungarischen Torfmoore und durchforschte viermal den Hansàg, ebenso die Moore des Plattensee’s, den Sár-rét bei Stuhlweissenburg und am Sárviz, die Marczalsümpfe, ferner im Theißgebiet den Hosszurét im Bodrogköz, den Ecsedi-Lap, den Berettyó Sár-rét bei Füszes-Gyarmath, den Alibunaer und Illancaer Morast im Banat, Excursionen, die nicht ohne Lebensgefahr für den Besucher sind. – Er erweiterte 1859 das geographische Repertorium der Flora austriaca, welches die zoologisch-botanische Gesellschaft angelegt hatte, bedeutend hinsichtlich der Phanerogamen, brachte es später käuflich an sich und vergrößert es beständig. Gleich beim Entstehen des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse zählte P. zu einem der thätigsten Mitglieder. Seit 1860 beschäftigt er sich hauptsächlich mit den Holzgewächsen Oesterreichs. – Seine Thätigkeit als Schriftsteller begann 1851, als das „Botanische Wochenblatt“ (jetzt österr. botan. Zeitschrift) gegründet wurde und dieses, sowie der später constituirte zoologisch-botanische Verein (jetzt k. k. zool. botan. Gesellschaft) brachten die ersten Veröffentlichungen P.’s. Seine Schriften sind theils selbstständig herausgegeben, theils in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften und in anderen periodischen Sammelwerken enthalten. Ein besonderes Interesse verdienen aber auch seine naturwissenschaftlichen Lehrbücher für die unteren Classen der Mittelschule, umsomehr, als in Oesterreich an Werken dieser Art bis dahin ein fühlbarer Mangel war. Diese Schulbücher erlebten bei ihrer Einführung in fast alle Lehranstalten Oesterreichs eine ungemeine Verbreitung und wurden in’s Böhmische, Polnische, Ungarische und Italienische übersetzt. Er schrieb: „Illustrirte Naturgeschichte der 3 Reiche. Für die unteren Classen der Mittelschulen bearbeitet“ (Prag 1865, Tempsky, 8°.); – „Illustrirte Naturgeschichte des Pflanzenreiches. Für die unteren Classen der Mittelschulen bearbeitet“. 7. verm. u. verb. Aufl. mit 338 Abbildungen. Ausgabe mit böhmischer Terminologie (Prag 1869, Tempsky, gr. 8°.); die erste Auflage erschien 1853; – „Illustrirte Naturgeschichte des Thierreiches. Für die unteren Classen der Mittelschulen bearbeitet“. 7. verm. u. verb. Aufl. mit 478 Abbildgn. Ausgabe mit böhmischer Terminologie (Prag 1867, Tempsky, 8°.); die erste Auflage erschien im Jahre 1854; – „Illustrirte Naturgeschichte des Mineralreiches. Für die unteren Classen der Mittelschulen bearbeitet“. 5. verm. u. verb. Aufl. mit 140 Abbildungen. Ausgabe mit böhmischer Terminologie (Prag 1867, Tempsky; die [41] erste Auflage erschien 1857). An selbstständigen Werken erschien auf Kosten der kais. Akademie der Wissenschaften ferner: „Die Vegetationsverhältnisse von Iglau. Ein Beitrag zur Pflanzengeographik des böhmisch-mährischen Gebirges. Mit einer Karte von den Umgebungen Iglau’s“ (Wien 1852); – gemeinschaftlich von C. von Ettingshausen und P. herausgegeben: „Physiotypia plantarum Austriacarum. Der Naturselbstdruck in seiner Anwendung auf die Gefässpflanzen des österreichischen Kaiserstaates, mit besonderer Berücksichtigung der Nervation in den Flächenorganen der Pflanzen“. 5 Bände und 1 Quartband Text (Wien 1856, Staatsdruckerei, gr. Fol.); die Erfindung des Naturselbstdruckes und seiner Anwendung auf Pflanzen zog gleich Anfangs P.’s Aufmerksamkeit auf sich und wurde zu diesem Werke benützt, die Fortsetzung desselben unterblieb aber, da der damalige Finanzminister Baron Bruck die Mittel hiezu nicht bewilligte; – „Ueber die Wirksamkeit, des zoologisch-botanischen Vereins in Wien“ (Wien 1858), Separatabdruck aus der Realschule, 5. Heft; – „Untersuchungen über die Torfmoore Ungarns“, mit 1 Tafel (Wien 1861, bei Gerold in Comm., gr. 8°.); – „Ueber die Begrenzung und Vertheilung des naturwissenschaftlichen Lehrstoffes an Gymnasien. Ein Vortrag, gehalten in dem Vereine „die Mittelschule“ am 11. December 1861“ (Wien 1862, Gerold, gr. 8°.); – „Plantae lignosae imperii Austriaci. Oesterreichs Holzpflanzen. Eine auf genauer Berücksichtigung der Merkmale der Laubblätter gegründete klaristische Bearbeitung aller im österreichischen Kaiserstaate wild wachsenden oder häufig cultivirten Bäume, Sträucher und Halbsträucher. Mit 1640 Blattabdrücken in Naturdruck“ (Wien 1864, Staatsdruckerei, Fol.). Von seinen in Sammelschriften abgedruckten Abhandlungen sind anzuführen, in den Sitzungsberichten der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Akademie der Wissenschaften: „Verbreitung und Vertheilung der Lebermoose von Unterösterreich“ (Bd. IX, S. 186); – „Ueber die Verbreitung der Laubmoose von Unterösterreich“ (Bd. XII, S. 124); – „Ueber die Darstellung einiger mikroskopischer botanischer Objecte durch Naturselbstdruck, mit 2 Tafeln (Bd. XXI, S. 6); – „Ueber die Anwendung der Buchdruckerpresse zur Darstellung physiotypischer Pflanzenabdrücke. Mit 3 Tafeln“ (Bd. XXI, S. 263); – „Untersuchungen über die Torfmoore Ungarns. Mit einer Torfkarte“ (XLI, S. 497 u. Bd. XLIII), diese Arbeit wurde im Auftrage der ungarischen Akademie in das Ungarische übersetzt; – im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt: „Zur Charakteristik einiger österr. Torfsorten“ (1860, S. 75); – im Oesterr. botanischen Wochenblatte: „Ophrys hybrida inter musciferam et araniferam. Ein Beitrag zur Flora von Wien“ (1851, S. 167); – „Einige Notizen über Paulownia imperialis“ (1851, S. 184); – in den Verhandlungen des zoolog. botan. Vereines (später k. k. zoolog. botan. Gesellschaft): „Beiträge zur Flora des böhmisch-mährischen Gebirges“ (1851, S. 99); – „Kryptogamenflora der Türkenschanze“ (1852, S. 35); – „Nachträge zur Flora von Iglau“ (1853, S. 187); – „Unterirdische Flora der Karsthöhlen“ (1853, S. 114); – „Zoologische Ausbeute aus den Karsthöhlen“ (1853, S. 24); – „Vorarbeiten zur Kryptogamenflora von Unterösterreich. I. Revision der Literatur. Nebst einer systematischen Aufzählung sämmtlicher in der Literatur angeführten Kryptogamen aus Unterösterreich“ (1854, S. 35); – „Ueber Equiseten“ (1857, S. 9 u. 84); – „I. bis V. Bericht der Commission [42] zur Erforschung der Torfmoore Oesterreichs“ (1858, 1859 u. 1860); – „Nachricht über die Moosbrunner Torfmoore“ (1858, S. 309); – „Nachrichten über den Laibacher Morast“ (1858, S. 351); – „Ueber die Vegetation der Moore im Allgemeinen“ (1858, S. 363); – „Nachricht über das Torfmoor am Naßköhr“ (1858, S. 433). – „Ueber Aspidium munitum in Ungarn und Farne des Pesther Museums“ (1859, Sitzungsb., S. 125); – „Ueber die männliche Pflanze von Salix pentandro-alba Ker“ (1861, S. 391);– „Ueber die angebliche thierische Natur der Schleimpilze“ (1861, S. 145); – in Dr. Schmid’s „Grotten und Höhlen von Adelsberg. Planina, Lueg und Laas“ (Wien 1854), S. 221: „Zur Flora subterranea der Karsthöhlen“; – in Fritsch’ „Phyto- und zoophänologische Beobachtungen“ (7. Heft): „Instruction für phänologische Beobachtungen an Kryptogamen“; – in der Wiener Zeitung: „Ueber den Torf, sein Vorkommen und seine Entstehung“ (1859, 15., 16. u. 18. Jänner, auch in der „Bonplandia“ 1859); – „Ueber Torfgewinnung und Torfveredlung“ (1860, 20. u. 21. März u. 5. April); – „Vegetationsformen des ungarischen Tieflandes“ (1860, 11., 14. und 15. Februar, auch in der „Bonplandia“ 1860); – „Sind die Schleimpilze Thiere oder Pflanzen“ (1861, 26. April; und in den Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse, 1862, S. 191); – „Ueber das Wandern der Pflanzen“ (1862, 21., 22. und 23. Jänner, und in den „Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse“ (1863, S. 179); – im Programm des akademischen Gymnasiums in Wien für 1858: „Ueber die Nervation der Pflanzenblätter mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Cupuliferen“ – und in Dr. Adolph Schmidl’s „Oesterreichische Vaterlandskunde“ (Wien 1852), S. 129: „Kurze pflanzengeographische Skizze des österreichischen Kaiserstaates“. – Pokorny’s Verdienste um sein Fach wurden mehr- und mannigfach gewürdigt. Im Jahre 1856 fungirte er als Secretär der botanischen Section bei der 32. Naturforscher-Versammlung zu Wien und ebenso als Secretär der zoologisch-botanischen Gesellschaft vom October 1856 bis October 1859. Außerdem ist er seit 1850 correspondirendes Mitglied des naturwissensch. Vereins „Lotos“ in Prag, seit 1851 Mitglied des zoolog. botan. Vereins in Wien, seit 1856 correspondirendes Mitglied der Gartenbau-Gesellschaft und ordentliches Mitglied der geographischen Gesellschaft in Wien, seit 1858 correspondirendes Mitglied der J. R. Academia Lucchese di scienze, lettere ed arti und seit 1862 Ehrenmitglied der ungarischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Pesth. Im Jahre 1858 erhielt P. von der Universität Göttingen das Diplom eines Doctors der Philosophie, im Jahre 1857 die Nostrification desselben von der Wiener Universität und im selben Jahre die Genehmigung der Habilitirung daselbst als Privatdocent für allgemeine Pflanzengeographie. Schließlich sei noch erwähnt, daß er von Mai 1854 bis 1856 Sr. kais. Hoheit dem Erzherzog Ludwig Victor den naturhistorischen Unterricht ertheilte.

Oesterreichische botanische Zeitschrift. Herausgegeben von Dr. Alexander Skofitz (Wien, 8°.) XIII. Jahrg. (1863), Nr. 7: „Gallerie österreichischer Botaniker. VII. Alois Pokorny“, von Skofitz. – Kanitz (Aug.), Geschichte der Botanik in Ungarn (Hannover [43] 1864, 12°.) S. 166. – Porträt. Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: Dr. A. Pokorny. Eduard Kaiser, nach einer Photographie (lith.). Gedr. bei Jos. Stoufs in Wien (8°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Canditatenprüfung.