BLKÖ:Rogendorf, Wilhelm (I.) Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 26 (1874), ab Seite: 271. (Quelle)
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10. Wilhelm (I.) Freiherr von R. (geb. 1481, gest. im August 1541). Ein Sohn Caspar’s von Rogendorf und Margarethen’s von Wildhaus, wurde mit 13 Jahren Edelknabe des Erzherzogs Philipp des Schönen und im Jahre 1503 sein Rath und seiner Gemalin Johanna von Castilien Kämmerer. Nach Philipp’s Tode ging R. mit einer kaiserlichen Gesandtschaft zu König Heinrich VII. von England. Sonst noch besorgte er verschiedene Missionen, diente auch im Felde unter König Max I. gegen die Venetianer im Jahre 1508, dann unter Karl V. in Spanien, wo er gegen die Mauren kämpfte, später einen Einfall nach Béarn unternahm und die von den Franzosen eroberte Festung Fuentarabia zum Falle brachte. Für seine Waffenthaten ernannte ihn der Kaiser zu seinem Trabanten-Hauptmann, zum Ritter von Calatrava und Statthalter von Catalonien und Roussilon, als welcher er mehrere glückliche Einfälle nach Frankreich aufführte. In den Tagen der Noth zu Wien im Jahre 1529 glänzte Rogendorf’s Name neben jenem seines Schwiegersohnes, des an seine Tochter Elisabeth vermälten Niklas Grafen Salm. Im October 1530 zog er mit 10.000 deutschen und böhmischen Knechten über Gran langsam gegen Ofen, wo er den Gegenkönig Zapolya einschloß, aber durch übles Wetter, Seuchen und das heranrückende Entsatzheer gezwungen wurde, die Belagerung am 19. December aufzuheben und den Rückzug nach Gran anzutreten. R., durch diesen Mißerfolg übelgestimmt, zog sich nach seiner Besitzung Guntersdorf zurück. Aus dieser ländlichen Ruhe wurde er im Jahre 1541 wieder gerissen, um von Neuem nach Ungarn in’s Feld zu ziehen. Er rückte vor Ofen, wo die Gegner unter Martinuzzi’s und Török’s Befehl fest verschanzt der Ankunft der Kaiserlichen entgegensahen. Die Königin Isabella setzte entschiedenen Widerstand entgegen, aber in ihrer nächsten Umgebung lauerte der Verrath; nämlich der Stadtrichter Athády, Georg Bornemisza u. A knüpften mit Franz Révay, einem Abtheilungsführer in Rogendorf’s Heere, Unterhandlungen an, welchen zufolge Révay mit Tausend Mann in der Nacht durch ein Seitenpförtchen eingelassen werden und sich der Stadt bemächtigen sollte. Als Révay diesen Plan Rogendorf mittheilte, wollte dieser seinem Sohne Christoph Gelegenheit zu dieser Waffenthat verschaffen. Dieser machte sich auch zu verabredeter Nachtstunde mit seiner Truppe an die Ausführung, kam zur bezeichneten Pforte, hatte aber vergessen, von Revay die Losung sich mittheilen zu lassen. Als Bornemisza die Losung forderte und nicht erhielt, besorgte er Verrath, macht Lärm und die aufgeweckte Scharwache ruft zu den Waffen. So mißlang denn der abgeredete Plan. Dazu gesellten sich noch neue Unfälle; die Türken rückten heran und die Lage wurde immer drohender. Rogendorf wurde durch eine feindliche Kugel am Arm schwer verwundet, fiel in ein Zehrfieber und trat mitten unter den Qualen desselben, von der Gefahr gedrängt, den Rückzug an, rettete sich mit genauer Noth auf die Insel Schütt, wo er nach wenigen Tagen zu Somerein verschied. [Bergmann (Joseph), Medaillen auf berühmte und aufgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates u. s. w., Bd. I, über Wilhelm speciell S. 220–225. – Buchholz, Geschichte Ferdinand’s I., Bd. I, S. 51, 177; Bd. III, S. 290; Bd. IV, S. 74, 75; Bd. V, S. 153 u. f.; Bd. VIII, S. 28. – Feßler, Geschichte der Ungarn, Bd. VI, S. 592. – Mailath, Geschichte der Magyaren, Bd. IV, S. 68 u. f. – Hormayr’s Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) IX. Jahrg. (1815), Nr. 126–130. – Bornschein (Adolph), Oesterreichischer Cornelius Nepos (Wien, 1812, [272] 12°.) S. 218–222. – Reilly (F. J. J. v.). Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian I. bis auf Franz II. (Wien 1813, Kunst- u. Industrie-Comptoir, kl. 4°.) S. 39. – (Hormayr) Wiens Geschichte und Denkwürdigkeiten, Bd. IV. 11. Heft, S. 184. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen, 8°.) Erster Band, 1. Abthlg, S. 41–45. – Geusau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Wien (1791), Bd. III, S. 165. – Porträt. D. Custos sc., ganze Figur, gr. Fol. – Sein auf Holz gemaltes Bildniß in der Ambraser Sammlung, – Ueberdieß enthalten Joh. David Köhler’s „Historische Münzbelustigungen“, Bd. XVIII, S. 113, die Abbildung eines, Wilhelm von Rogendorf betreffenden seltenen Schaustückes mit deutscher Inschrift und seinem Brustbilde.] –