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BLKÖ:Stamm, Ferdinand

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 37 (1878), ab Seite: 108. (Quelle)
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Stamm, Ferdinand (Schriftsteller, geb. zu Orpus im böhmischen Erzgebirge 11. Mai 1813). Sein Vater war Eigenthümer von Bergwerken, Ferdinand, oder wie er gewöhnlich geschrieben erscheint, Fernand, sein zwölftes Kind. Mitten in einer betriebsamen Arbeiterclasse lebend, erhielt er in früher Jugend unauslöschliche Eindrücke eines regen industriellen Lebens. Da im Orte selbst keine Schule sich befand. mußte er Winter und Sommer in die drei Viertelstunden ferne Ortsschule bei Sonnenschein und im schlechten Wetter zu Fuße wandern. Als Fernand elf Jahre alt war, verlor er seinen Vater durch den Tod. Dieser hatte ihn um so tiefer berührt, als die Trauer um den hochgeachteten Mann nicht nur bei den Seinen, sondern in der ganzen Gegend sich aussprach. Der älteste Bruder, ein thatkräftiger Geschäftsmann, übernahm nun die Sorge für die fernere Ausbildung des jüngeren Bruders. Dieser kam zunächst auf das Piaristen-Gymnasium nach Duppan, dann nach Saaz, wo Cistercienser des Prager Stiftes Strahow lehrten. Dort eröffnete sich dem jungen, alles mit Feuereifer erfassenden Studiosus an der Seite tüchtiger Lehrer, von denen Einer, der Astronom [109] Dr. Hettmar, n. A. heißt er Hausmann, sich dem Jünglinge theilnahmsvoll zuwendete, eine neue Welt. Damals lernte er die deutschen Classiker kennen und erwärmte daran Herz und Kopf, und damals schon versuchte er sich in kleineren Arbeiten, als Gedichten und Erzählungen, von denen eine, „Wie wirbt der Bergmann seine Braut“, später unter dem Titel „Bergmanns Brautwerbung“ in den zu Prag erscheinenden „Erinnerungen“ abgedruckt wurde. Im Jahre 1832 ging S. nach Prag, wo er die philosophischen und rechtswissenschaftlichen Studien hörte. Da bei der zahlreichen Familie sein Vermögensantheil nur sehr mäßig, und er überdieß entschlossen war, sich unter allen Umständen früh selbständig zu machen, übernahm er in Prag eine Erzieherstelle über drei Knaben und ein Mädchen. Vier Jahre wirkte er in dieser Familie, durch welche er mit dem bekannten Landwirth und Geschichtsforscher Kalina Ritter von Jäthenstein [Bd. X, S. 391] und mit Caspar Grafen Sternberg, dem damaligen Führer auf dem Gebiete landwirthschaftlichen Fortschrittes in Böhmen, in nähere Berührung kam, und auf das Studium der Natur und der dieselbe behandelnden wissenschaftlichen Disciplinen hingeführt wurde. Indessen war er immer poetisch thätig geblieben, und im Jahre 1838 brachte die von Witthauer redigirte Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur und Mode, eines der geachtetsten Wiener Journale in der vormärzlichen Periode, an welchem Bauernfeld, Grillparzer, Anastasius Grün, Halm, Lenau mitarbeiteten, Stamm’s humoristischen Aufsatz „Die Theilung der Arbeit“. Doch sein poetischer Schaffensdrang hielt ihn nicht ab, sich nach beendeten rechtswissenschaftlichen Studien um eine Stelle für praktische Thätigkeit zu bewerben. Er reichte bei dem Saazer Magistrate um einen Posten als Praktikant ein, und wurde angenommen. In dieser Zeit aber erhielt er von Wien aus den Antrag, als Erzieher in das Haus des Baron Kaiserstein, der in Wien lebte, einzutreten. Dort sollte er die Leitung des 14jährigen Barons übernehmen. Die Bedingungen, unter denen nach zehnjährigen Diensten auch eine entsprechende Pension festgestellt war, waren so vortheilhaft, daß S. die Praktikantenstelle. die ihm nach mehrjähriger unentgeltlicher Praxis lange nicht solche Vortheile darbot, aufgab und die des Erziehers annahm. Er übersiedelte nun 1838 nach Wien, wo er den Gedanken an eine spätere Beamtenlaufbahn gänzlich aufgab, und die Muße, welche sein Erzieheramt ihm reichlich gab, benützte, um die juridische Doctorwürde zu erlangen. Im Sommer lebte er mit der Familie seines Zöglings auf ihren Herrschaften in Niederösterreich und Böhmen, im Winter in Wien. So trat S. in Verkehr mit der großen Welt, und da sein Zögling außer den Lehrgegenständen auch Unterricht im Zeichnen, Malen, Fechten, Reiten erhielt, blieb seinem Erzieher Muße genug, sich den schönen Wissenschaften zuzuwenden und sich schöpferisch selbst darin zu versuchen. In den Taschenbüchern „Aurora“ von Gabriel Seidl und „Huldigung der Frauen“ von Castelli erschienen seine Erzählungen und humoristischen Aufsätze. Einzelnes wurde auch selbständig herausgegeben [Die Schriften Stamm’s folgen auf S. 112]. Fleißig schrieb er schöngeistige und Fachartikel für L. A. Frankl’s „Sonntagsblätter“, für Glaser’s „Ost und West“, für die „Prager [110] Zeitung“, den „Triester Lloyd“, während als ein Ergebniß seiner ernsten Studien die im Jahre 1844 erlangte juridische Doctorwürde erscheinen mag. Nun versuchte sich Stamm zunächst im Drama und vollendete deren zwei: „Lorelei“ und „Libussa“. Das letztere schickte er zuerst an die Wiener Hofbühne, wo es mit der Bemerkung, man könne an ein Erstlingswerk nicht die Auslage des theueren neuen Costümes wagen! abgelehnt wurde. Für Prag, wo es S. auch eingereicht hatte, stand es als Benefiz der Frau Pohlert für den 15. März 1848 auf dem Repertoire. Der Märzsturm hatte mit vielem Anderen auch dieses Stück weggefegt. Verbotene Stücke gelangten an die Stelle der censurirten und die „Libussa“ blieb unaufgeführt. Im Jahre 1848 ging auch Stamm’s auf zehn Jahre geschlossener Vertrag mit der Familie Kaiserstein zu Ende. Sein Zögling trat in ein k. k. Uhlanen-Regiment und Stamm zog sich mit der ihm zugesicherten Pension zu seiner Mutter ins Erzgebirge zurück. Dort stand ihm bei der rasch um sich greifenden und in den unteren Volksclassen wenig begriffenen Bewegung des Jahres 1848 bald eine wichtige Aufgabe bevor, indem insbesondere die Arbeiter im Erzgebirge die Maschinen, welche ihnen Brod entzogen oder dasselbe schmälerten und immer mehr und mehr in Aufnahme begriffen waren, anfeindeten und ihren Groll gegen die Fabriksherren kehrten. Da wirkte S. durch beruhigende und belehrende Aufsätze in der „Bohemia“ und in der „Constitutionellen Zeitung aus Böhmen“. In einem offenen Briefe aber „An die Frauen Böhmens“ richtete er die Aufmerksamkeit derselben auf das nothleidende Spitzengewerbe und fügte Vorschläge bei, wie durch Schulen für Erzeugung feinerer Waare und durch Vereine für den Betrieb einheimischer Spitzen Abhilfe geschafft werden könne. Der Brief verfehlte nicht seine Wirkung. Ein Frauenverein, den die Frau des Apothekers K. A. Laube in Leitmeritz ins Leben gerufen, hatte noch eine weitere Folge, indem er Stamm zu einer edlen Frau verhalf. Auf seinen offenen Brief hatte nämlich die Apothekerfrau einen so geist- und gemüthvollen Brief geschrieben, daß Stamm seiner Mutter gegenüber äußerte: „Wenn diese Frau eine ähnliche noch ledige Schwester hätte, so würde ich sie heirathen“. Und in der That lernte er drei Jahre später diese Schwester der Frau Laube, Karolina Wessely, eine Enkelin des juridischen Schriftstellers Dominik Kosteczky [Band XIII, Seite 34] kennen und am 2. Mai 1854 heirathete er sie. An der Bewegung des Jahres 1848 nahm er lebendigen, aber ruhigen Antheil; insbesondere die Sache der Deutschen in Böhmen war es, die ihn thätig sein ließ; auch wurde er von seinen politischen Freunden aufgefordert, sich in den österreichischen Reichstag wählen zu lassen. Im Wahlbezirke Lobositz trat er als Candidat auf und trug den Sieg über drei Mitbewerber davon. Im November 1848 trat er in Kremsier in den Reichstag, wo er nur in der Debatte über das Hausrecht sich betheiligte, hingegen in der journalistischen Discussion der Tagesfragen in der „Bohemia“ und in der „Deutschen Zeitung aus Böhmen“ um so wirksamer war. Nach der am 4. März 1849 erfolgten Auflösung des Kremsierer Reichstages kehrte er nach Böhmen zurück und wurde Mitredacteur an der „Deutschen Zeitung aus Böhmen“. Als nach der Auflösung des Frankfurter Parlaments Dr. Makowitzka [Bd. XVI, [111] S. 324][WS 1] nach Böhmen zurückkehrte, überließ er seine Redactionsstelle demselben und kehrte zu seiner Mutter nach Komotau am Fuße des Erzgebirges zurück. Nun beginnt Stamm’s eigentliches, der Entwicklung und Förderung des Gemeindelebens und der Fortsetzung seiner Selbstbildung in gewählter Lectüre und der Herrlichkeit der Natur gewidmetes Leben. Die Komotauer Stadtgemeinde wählte ihn in den Gemeinderath, in welchem er das Referat über das Schulwesen führte und für die Errichtung einer Unterrealschule, die Erweiterung eines sechsclassigen Gymnasiums zu einem achtclassigen aus Gemeindemitteln und den Bau eines großen, neuen Schulhauses zur Aufnahme der Volks- und Realschule in seinen Räumen insbesondere thätig war. Daneben begann er, durch die geologische Beschaffenheit Komotaus und die glücklichen Erfolge, welche sein Bruder im Bergbau erzielt, angeregt, selbst zu schürfen, und machte durch sieben Jahre, während welcher er seinen Bau allein leitete und manche Widerwärtigkeiten zu bekämpfen hatte, die praktische Schule des Bergbaues durch. Endlich aber war er in gemeinnütziger Weise schriftstellerisch thätig. Im Jahre 1856 übersiedelte S. nach Wien, wo er noch im nämlichen Jahre die illustrirte Zeitschrift für Landwirthschaft, Bergbau, Industrie und Handel unter dem Titel „Die neuesten Erfindungen“ begründete. Durch diese Zeitschrift regte S. in Oesterreich ganze Reihen neuer Gewerbszweige und Unternehmungen an, gab durch sie den Anstoß zur Gründung eines Vereines für österreichische Eisenindustrie, zu dessen Schriftführer er gewählt, wurde; dann zu den allgemeinen Versammlungen der österreichischen Berg- und Hüttenvereine, endlich zur Gründung des Vereines der österreichischen Industriellen. Als im Jahre 1861 Oesterreich bleibend in die Reihe constitutioneller Staaten eintrat und die Wahlen für die Landtage der Kronländer ausgeschrieben wurden, wurde Stamm im Saazer Kreise von den Landgemeinden und zugleich von den Stadtgemeinden Joachimsthal und Karlsbad in den Landtag gewählt. Indem er das Mandat der Landgemeinden annahm, trat er im April 1861 in den böhmischen Landtag, welcher ihn als Abgeordneten in den Reichsrath entsendete. In demselben durch Geburt und Wahl der Partei der Deutschböhmen angehörend, zählte er zu den Centralisten im Reichstage, in welchem er sich jedoch nur an den finanziellen und volkswirthschaftlichen Fragen betheiligte. Am 24. Jänner und 20. März 1867 wurde sein Mandat für den böhmischen Landtag und am 13. April d. J. für den Reichsrath erneuert. Später ließ er sich nicht wieder wählen. Von seiner Thätigkeit außerhalb des Reichsrathes sei noch erwähnt, daß ihn im Jahre 1860 das k. k. Handelsministerium in das österreichische Central-Comité für die Londoner Ausstellung berief und 1861 im Mai als Juror zur Londoner Ausstellung entsendete. Im J. 1864 wurde er zum Curator des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie ernannt; im Jahre 1866 kam er wieder in das Central-Comité für die Pariser Universal-Ausstellung, wohin er im folgenden Jahre als Delegirter und Berichterstatter abging. Im Jahre 1866 aber wählte ihn die General-Versammlung der k. k. allgemeinen Bodencredit-Anstalt zum Censor derselben. Außer der vorerwähnten Zeitschrift gab S. noch die Halbmonatschrift „Der Nährstand“ und [112] die Monatschrift „Die Gewerbeschule“ heraus. Die Titel seiner selbständig erschienenen Schriften sind in chronologischer Folge: „Anleitung, unter die Haube zu kommen. Humoreske“ (Wien 1843); – „Dichten und Trachten des Amtsschreibers Michael Häderlein. Humoristische Erzählung“ (ebd. 1845); – „Der Jahresbote für Studenten“ (Prag 1846); – „Völker-ABC. Ein Lesebuch für kleine Kinder. Mit 24 (color.) Bildern“ (Prag 1847, Haase Söhne, gr. 16°.); – „Die wichtigsten Angelegenheiten der Gemeinde. Ein treuer Führer bei ihrer Neugestaltung“ (Prag 1850, André, gr. 8°.); davon erschien auch im nämlichen Jahre eine čechische Uebersetzung; – „Das Gemeindegesetz vom 17. März 1849. Gemeinfasslich erklärt. Mit dem Anhange über die Geschäftsordnung für die Verhandlungen der Ausschüsse“ (Prag 1849; 2. verb. und verm. Aufl. 1850, André, gr. 8°.), auch im nämlichen Jahre in čechischer Uebersetzung; – „Die Geschäftsführung der Gemeinde-Verwaltung ant Grundlage der bestehenden Gesetze und Verordnungen verfasst, und durch viele Beispiele und Formulare erläutert. Mit einem umfass. Sachregister“ (ebd. 1851, gr. 8°.), gleichfalls im nämlichen Jahre in čechischer Uebersetzung; – „Die monatlichen Verrichtungen auf den Aeckern und Wiesen, bei der Viehzucht, beim Obstbau, im Garten, Weinberge, Fischteiche und Bienenhause, dargestellt im Kreislaufe des Wirthschaftsjahres mit seinen Wetterregeln und Naturerscheinungen. Erinnerungsbuch für Wirthschaftsbesitzer u. s. w.“ (ebd. 1851, gr. 8°.); – „Conversations-Lexikon der Liebe, oder Wörterbuch der Liebe von A bis Z“ (Leipzig 1852, Wengler, 16°.); – „Die Landwirthschafts-Kunst in allen Theilen des Feldbaues und der Viehzucht. Nach den bewährten Lehren der Wissenschaft, der Erfahrung und den neuen Entdeckungen in der Natur gründlich, fasslich und ermuthigend erläutert. Mit 52 (in den Text eingedruckten) Holzschnitten, 4 Lieferungen“ (ebd. 1852 und 1853, gr. 8°.); – „Das Buch vom Hopfen“ (Saaz 1854, Ritter von Schönfeld); – „Die kleine Schule des Bergbaues“ (Prag 1853, André); – „Das österreichische allgemeine Berggesetz vom 25. Mai 1854 gemeinfasslich erklärt“ (Prag 1855, Karl André); – „Verhältnisse der Volks-, Land- und Forstwirthschaft des Königreichs Böhmen“ (Prag 1856), für die Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe in Prag verfaßt; – „Die Stadt und ihre Gewerbe. 2 Lände“ (Pest 1857, Heckenast); davon erschien die zweite wohlfeile Auflage unter dem Titel: „Die Gewerbskunde in ihrem ganzen Umfange und auf ihrer gegenwärtigen Entwicklungsstufe. Ein Rathgeber bei der Wahl und Ausübung der Gewerbe und bei dem Aufsuchen neuer Erwerbsquellen. Mit Rücksicht auf die neue Gewerbegesetzgebung bearbeitet. 2 Bände“ (Pest 1865); – „Die Erde als Wohnort des Menschen. Ein Volkslesebuch“ (Wien 1868, 8°.); – „Die Geschichte der Arbeit. Volkslesebuch“ (Wien 1871, gr. 8°.). Für den Druck vorbereitet hat S. Mehreres im Pulte liegen, so „Die Kaiserin Adelheid“ und die Dramen „Lorelei“, „Libussa“, „Graf Starhemberg“ und „Rüdiger von Bechlarn“. In jüngster Zeit gab er im Vereine mit mehreren vaterländischen Schriftstellern ein „Oesterreichisches Jahrbuch“ heraus, wovon im J. 1878 der zweite Jahrgang erschienen ist. Außerdem arbeitet er für viele Unterhaltungs- und Tagesblätter, und erst in neuester Zeit, 1878, brachte die illustrirte Zeitschrift „Die Biene“ seinen großen Artikel: „Deutsche Kaisergräber“. Es ist ein wenig bewegtes, aber doch inhaltreiches Leben, das sich im Vorstehenden darstellt. Als Schriftsteller hat S. die schöngeistige Bahn, auf welcher er im Gebiete des Humors mit seinem „Leben [113] und Lieben des Amtsschreibers Michael Häderlein“ in jeanpaulisirender Weise so glücklich debutirt, fast gänzlich verlassen, und sich der rein praktischen des Volksschriftstellers. und mit entschiedenem Erfolge zugewendet. In den gewerblichen Kreisen, namentlich der unteren (der eigentlichen Arbeiter-) Classen, hat S. ungemein viel zur Richtigstellung der Anschauungen in Fragen des socialen Lebens gethan. Daß er seinen Schriftstellerberuf nicht bloß auf Bücher beschränkte, sondern immer einer der thätigsten Arbeiter in zahlreichen Journalen war, hat nicht nur seinen Namen populär gemacht, sondern auch der Einbürgerung gesunder Ideen in tausend und aber tausend Gemüthern mächtigen Vorschub geleistet. Mit einer Vielseitigkeit solider Kenntnisse verbindet S. eine lebendige, zum Herzen sprechende Schilderung, die in Fällen, wo die Darstellung in Folge des Gegenstandes mit manchen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, durch ihre Leichtfaßlichkeit und ihren echt volksthümlichen Charakter eine ungemein ansprechende ist. Ein Aufsatz, von Fernand Stamm unterzeichnet, konnte immer gewiß sein, gelesen zu werden und ein dankbares Publicum zu finden. Wenn er sich zum Anwalt der Interessen des Erzgebirges gemacht, so erklärt sich dieß ebensowohl dadurch, daß er selbst ein Kind des Erzgebirges ist, und daß eben dieses Land des gewerblichen Fleißes und der mit niederen Löhnen zufriedenen Thätigkeit, mehr als manches Andere unsere theilnehmende Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen geeignet ist. Im Ganzen stellt sich S. durch seine schriftstellerische, und seine ganze öffentliche Thätigkeit als einen echten Humanisten dar, doch nicht aus der Clique Jener, die mit den Citaten aus griechischen und lateinischen Autoren, die sie immer voll Salbung im Munde führen, groß thun, sondern als Humanisten der Neuzeit, der für die Leiden der großen Massen offenes Herz und offenes Ohr hat, und dieselben durch Wort, Schrift und That, durch Lehren, gewonnen aus den Erfahrungen des praktischen Lebens, zu lindern bemüht ist.

Oesterreichischer Kalender, herausgegeben von J. Auspitz (Brünn, Alex. Hauptmann, gr. 8°.) Jahrg. 1856, S. 75: „Der Volksschriftsteller Dr. Fernand Stamm“. – Kehrein (Joseph), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (Zürich u. s. w. 1871, Wörl, gr. 8°.) Band II, Seite 160–168. – Brümmer (Franz), Deutsches Dichter-Lexikon (Eichstädt und Stuttgart 1875, 4°.) Bd. II, S. 378. – Der Reichsrath, Biographische Skizzen der Mitglieder des Herrn- und Abgeordnetenhauses des österreichischen Reichsrathes (Wien 1861, Fr. Förster, 8°.) Heft I, S. 49. – Aquarellen aus beiden Reichsstuben. Von J. J. K(rasnigg), (Wien 1868, R. v. Waldheim, gr. 12°.) Zweite Abtheilung, S. 76 und 77. – Erinnerungen (Prager deutsches Unterhaltungsblatt, schm. 4°.) 86. Bd. (1863), S. 301.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XVI, S. 325].