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Die Gartenlaube (1879)/Heft 29

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Autor: Verschiedene
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Titel: Die Gartenlaube
Untertitel: Illustrirtes Familienblatt
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Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum: 1879
Erscheinungsdatum: 1879
Verlag: Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[481]

No. 29. 1879.
Die Gartenlaube.

Illustrirtes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Wöchentlich 1 ½ bis 2 Bogen. Vierteljährlich 1 Mark 60 Pfennig· – In Heften à 50 Pfennig.


Im Schillingshof.
Von E. Marlitt.
(Fortsetzung.)
Nachdruck verboten und
Uebersetzungsrecht vorbehalten.


Donna Mercedes stand noch am Schreibtisch; ihre zarte Hand lag dicht vor der jugendlichen Männergestalt im ovalen Bronzerahmen.

„José schläft,“ sagte sie, den Hereinkommenden gewissermaßen zurückhaltend, als er direct auf die Thür des anstoßenden Zimmers zuschritt. Sie wandte den Kopf nicht nach ihm, kaum, daß ihn ihr Blick streifte, um sich dann auf das Bild zu senken, neben welchem ihre Hand lag.

Er trat sofort dicht an den Schreibtisch, sodaß er ihr in das Gesicht sehen konnte; der in dieser Ecke concentrirte Schein der großen Kugellampe fiel grell und voll auf ihn. „Was ist vorgefallen?“ fragte er.

Bei seiner raschen Bewegung war sie leicht in sich zusammengeschreckt; sie mußte sich sagen, daß er die plötzliche Wandelung ihres Wesens nicht ruhig hinnehmen würde, aber noch nie hatte man sie so ohne Umschweife nach den Beweggründen ihres Handelns gefragt.

„Ich verstehe Sie nicht, mein Herr!“ antwortete sie mit verletzender Kälte und hob die Augen von dem Männerkopfe im Bronzerahmen – welch ein Contrast zwischen dem Gesichte mit der feinen schmalen Adlernase, dem durchsichtig bleichen Colorit, dem dünnlippigen, korallenrothen, kleinen Mund dort, und den starken, dunkelgefärbten Zügen des Mannes hier, der ihr mit seiner hochgewachsenen Gestalt den Ausblick in das Zimmer wehrte! In Damentoilette, eine Spitzenmantille über das dicke, glattanliegende Seidenhaar geworfen, hätte Jener leicht das schönste spanische Mädchen vorstellen können, während dem Manne im vollen, krausen Bart der Eisenhut auf der kantigen Stirn sehr wohl angestanden haben würde.

„Ich verstehe Sie nicht, mein Herr“ – hatte sie gesagt. Diese lässige, ausweichende Antwort im Verein mit dem vergleichenden Blick, den er sehr wohl bemerkt, trieben ihm eine flüchtige Röthe in die Wangen.

„Soll ich glauben, daß Sie das Kind da drüben, welches wir Beide vergöttern, ohne irgend welches schwerwiegende Motiv der Gefahr eines Rückfalles aussetzen wollen?“ fragte er, seinen Blick fest auf sie heftend. „Auf Ihren Armen wollten Sie José hinaustragen? Wohin?“

Welche Art zu fragen! So direct auf das Ziel loszugehen! Das war wieder einmal die deutsche Art, die jeder diplomatischen Ausflucht einen Knüppel über den Weg wirft, um sie stolpern zu machen.... Sie konnte ihm doch unmöglich gestehen, daß sie seine Domestiken, wenn auch unabsichtlich, belauscht habe, daß dieser Bedientenklatsch im Stande gewesen sei, „Donna de Valmaseda“ von der stolzen Höhe ihres Selbstbewußtseins herabzuschleudern, ihr die Herrschaft über das empört aufstürmende, leidenschaftliche Blut zu rauben. Vorhin, in der Flurhalle, hatte es ihr allerdings auf den Lippen geschwebt, ihm in das Gesicht hinein zu sagen. „Ich will mit Dir nichts zu schaffen haben. Du trägst die Schuld, daß die Gemeinheit Anderer mich zu Dir in ein falsches Licht bringt, weil Du Dich zu der Pflege des Kindes gedrängt, weil Du mich von der ersten Stunde an verhindert hast, ein Haus zu verlassen, dem die Herrin fehlt, dem sie böswillig den Rücken gekehrt.“ – Aber jetzt, wo diese tiefen Augen so nahe auf sie herabsahen, daß sie meinte, durch das dunkle und doch so klare Blau in seine Seele hineinsehen zu können, jetzt fand sie nicht den Muth, dem Manne, der ihr in treuer Hingebung Stab und Stütze gewesen, dessen jedesmaliges Erscheinen sie zuletzt selbst ersehnt, die ganze Verantwortung aufzubürden und ihm mit schnödem Undank zu lohnen....

„Warum noch ein Wort über die Motive verlieren, die der ärztlichen Entscheidung gegenüber selbstverständlich fallen müssen!“ sagte sie achselzuckend und sah auf die feinen Fingernägel ihrer Rechten.

Er lächelte ironisch bitter. „Ja, dieser Ausspruch hat verfügt, daß weder hinsichtlich des Zimmers, noch der Pflege irgend ein Wechsel eintreten soll,“ wiederholte er langsam betonend, und sein Blick fixirte durchdringend das Gesicht, das sich ihm plötzlich zuwandte.

„Darüber werde ich doch noch ein Wort mit dem Doctor sprechen,“ sagte sie rasch. „Oder vielmehr, wir, die Pflegenden, müssen uns über vorzunehmende Aenderungen verständigen.... In den furchtbaren Leidenstagen war ich egoistisch genug, Opfer anzunehmen, wo sie mir geboten wurden – das muß aufhören. Ich darf nicht länger dulden, daß Sie sich an der Pflege betheiligen –“

„Also doch Caprice, wie ich richtig vermuthete!“ fiel er ein.

Sie fuhr empor. Er hatte eine wehe Stelle in ihrem Herzen berührt, die Stelle, wo die Reue leise schlummert, um bei irgend einem Klang, einem Wort aufzuschrecken. Ja, sie war einst, in den strahlend schönen Tagen, wo noch der breite Strom des Glückes und die Wogen des üppigsten, sonnenhellsten Lebens sie geschaukelt, capriciös, übermüthig gewesen. Alle diese Todten, die da im Bild die Ecke füllten, sie hatten die einzige Tochter [482] des Hauses vergöttert und verzogen und dafür unter ihren wechselnden, unberechenbaren Launen oft genug gelitten.

„Die Lebensgefahr ist vorüber, und da gewinnen die bösen Geister die alte Macht,“ fuhr er fort. „Sie wollen mir wehe thun, wie Sie vielleicht stets gewohnt gewesen sind, mit den armen Seelen zu verfahren, die in Ihren Lichtkreis treten mußten. Aber Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie es hier mit einem schwerfälligen Deutschen zu thun haben – wir wissen mit dem pikanten Luftwesen ‚Caprice’ nichts anzufangen und suchen nach ehrlichen Gründen. Und so möchte ich doch einmal fragen: ‚Warum soll ich verbannt werden?’“

Sie sah deutlich, ihm kam nicht die leiseste Ahnung von ihren Beweggründen. Nun führte er aber Alles auf Launen ihrerseits zurück, und dieses Unrecht erbitterte sie, allein ihr unbändiger Stolz, der sie in solchen Fällen stets verhärtete, litt es auch jetzt nicht, daß sie sich auch nur zu einem Schein von Rechtfertigung herablasse. Der böse Zug grenzenlosen Hochmuthes, der die Dame im violetten Sammet da oben charakterisirte, glitt in frappanter Aehnlichkeit, abstoßend und verhäßlichend auch um den Mund der Tochter.

„Ich habe es bereits gesagt – es widerstrebt mir, fernere Opfer anzunehmen,“ versetzte sie in eintönig frostiger Wiederholung, aber ohne aufzusehen.

Er trat mit ungestümer Bewegung vom Schreibtisch weg.

„Ich könnte Ihnen entgegnen, daß Felix sein Kind so gut unter meinen Schutz gestellt hat, wie unter den seiner Schwester, und da, wo die Pflicht gebietet, kann von einem freiwilligen Opfer gar nicht die Rede sein – wir erfüllen eben Beide nur unser gegebenes Wort,“ sagte er, ihr das Gesicht über die Schulter zuwendend. „Ich habe aus dem Grunde dieses Zimmer“ – er zeigte nach der Krankenstube – „bisher als vollkommen neutralen Boden betrachtet, auf welchem wir einmüthig wirkten, und müßte ich befürchten, daß mit meinem Ausscheiden aus der Pflege auch nur der mindeste Nachtheil für José erwüchse, so wiche ich nicht um eine Linie von meinem Posten – sicher nicht! Ich weiß jedoch das Kind wohlbehütet, und so gehe ich.“

„Sie gehen im Zorne!“ sagte sie mit blassen Lippen; allein sie stand da, als sei ihre schlanke Gestalt zu Marmor geworden; sie machte nicht die leiseste Bewegung, ihn zurückzuhalten; auch ihre Stimme klang trotzig und gereizt, fast als gefalle sie sich im Widerstand.

„Ja, ich grolle, aber zumeist mit mir selber, mit meiner Vertrauensseligkeit, die mich täppisch, gegen besseres Wissen, in eine demüthigende Situation gebracht hat. Ich habe schon böse Worte von Ihren Lippen gehört – Sie haben mich schnöde verurtheilt, ohne den geringsten Einblick in die wahre Sachlage –“

Sie wandte sich ab und schob und rückte mit unsicherer Hand an den verschiedenen Utensilien des Schreibtisches.

Ihr vernichtender Ausspruch über die unglückliche Negerrace klingt heute noch in mir nach, wie er mich neulich in tiefster Seele empörte,“ fuhr er unbeirrt fort, „und doch ließ sich mein Urtheil einlullen, weil ich Sie bewunderungswürdige Großmuth und Selbstverleugnung gegen die Frau Ihres Bruders üben sah, weil Sie die tiefste Zärtlichkeit, einen rückhaltslosen Opfermuth für seine Kinder an den Tag legen. In Ihrer Seele ringen zwei Mächte – die Gottesgabe einer edlen, großangelegten Natur, und eine schlimme Consequenz der Erziehung. Unter der letzteren, der Wandelbarkeit der Laune, lassen Sie augenblicklich auch mich leiden, aber ein zweites Mal wird es nicht geschehen – ich habe wenig Neigung zur sclavischen Unterwürfigkeit in mir.“

Er verbeugte sich und ging in das Krankenzimmer. Dort trat er an das Bett – Deborah war bei Erscheinen des Arztes hinausgegangen – und die Dame im Fensterbogen sah mit verstohlenem Seitenblicke durch die Thür, wie er sich in tiefer Bewegung über das schlafende Kind bog. Einen Augenblick legte er seine schöne, schlanke Rechte leicht auf die Stirn desselben, dann verließ er durch die Kinderstube die Erdgeschoßwohnung.

Donna Mercedes horchte auf seine verhallenden Schritte, als wolle sie den Klang in sich aufnehmen, weil – sie ihn in diesen Räumen nicht wieder hören sollte – aus ihrem Gesicht war jeder Blutstropfen gewichen. Sie hatte eben eine Sprache hören müssen, wie sie das verwöhnte, umschmeichelte Ohr der überall siegenden spanischen Schönheit noch nicht berührt. Und doch war sie nur insofern im Unrecht, als sie ihre wohlbegründete Erbitterung und Gereiztheit nicht besser gezügelt, aber hatte sie es, der Männerwelt gegenüber, je der Mühe werth gehalten, sich liebenswürdiger zu zeigen, als sie augenblicklich empfand?... Der da im Bronzerahmen, der Nabob von Südcarolina, der hochmüthigste, anmaßendste unter den Pflanzerbaronen, er war in der That nichts Anderes als ihr Sclave gewesen.

Sie verließ in stürmischer Bewegung den Fensterbogen, und vor José’s Bett niedersinkend, vergrub sie die glühende Stirn in das kühle Linnen der Decke.




22.

Mehrere Tage waren verstrichen. Die Genesung des kleinen José schritt sehr langsam, kaum merklich vorwärts. Er lag matt und kraftlos in den Kissen, und nach wie vor mußte jedes laute Geräusch, jeder starke Lichtschein streng vermieden werden, denn die zurückgebliebene Schwäche des Kindes war groß. Man ging daher in der Nähe des Krankenzimmers immer noch auf den Zehen; im Vorgarten durften die Gasflammen noch nicht angezündet werden, und das Stroh auf dem Kiesweg vor der Säulenhalle war erneuert worden.

Donna Mercedes hatte den Herrn des Schillingshofes nicht wiedergesehen. Gleich nach seinem Weggang war Hannchen in seinem Auftrag erschienen, um Donna Mercedes in der Pflege zu unterstützen und die Abgesandte war ohne Widerrede angenommen worden.

Das Mädchen mit dem schweigsamen, geräuschlosen Wesen paßte vortrefflich zur Krankenpflegerin. War es doch, als habe sich ihr junges, seltsam verdüstertes Gesicht förmlich aufgehellt, seit sie über die Schwelle des großen Salons gegangen war, um Tag und Nacht dazubleiben. José gewann sie lieb, und auch Donna Mercedes gewöhnte sich an das Mädchen, das nie sprach, ohne gefragt zu werden, und nie mit einem zudringlichen Blick die Dame auch nur streifte. Ganz ihrer Aufgabe hingegeben, bedurfte sie anscheinend zu keiner Zeit des Ausruhens, und nie zeigte sie das Bedürfniß, sich zu erquicken, oder auch einmal in anderer Luft aufzuathmen. Sie schien nur außergewöhnlich empfindlich für jedes auch noch so leise Geräusch, das sich in der tiefen, behüteten Stille der Erdgeschoßwohnung bemerklich machte. Dann war es, als concentrire sich die ganze Seele des Mädchens im Ohr, so regungslos aufhorchend verharrte sie für Augenblicke. Sie hemmte manchmal plötzlich wie festgewurzelt inmitten des großen Salons ihre Schritte – mit zurückgehaltenem Athem, den Oberkörper vorgebogen und die Augen unheimlich erregt auf die Wand geheftet, an der sich die Ruhebank mit den grünseidenen Polstern hinzog, stand das sonst so gemessen und gleichmäßig auftretende Mädchen da.

Lucile, die sie einmal in dieser Stellung überrascht hatte, behauptete, das sei notorische Verrücktheit, und ging ihr aus dem Wege, wo sie konnte. Die kleine Frau kam überhaupt jetzt seltener in die Erdgeschoßwohnung – es ärgerte sie, daß man immer noch so „viel Wesens“ mache; dem Jungen thäte kein Finger mehr weh; und doch würde immer noch so unausstehlich geschlichen und geflüstert; und wenn sie „dem armen, halbverhungerten Kerl“ ein paar unschuldige Näschereien zustecke, da zanke man auf sie hinein, als habe sie ihn vergiften wollen.

Von dem, was zwischen Donna Mercedes und dem Hausherrn vorgefallen, ahnte sie nichts. Sie fand es ganz begreiflich, daß er sich nunmehr wieder in das Atelier zurückgezogen und in sein Werk vertieft habe, um die Versäumniß der letzten Wochen auszugleichen, und es verdroß sie nur, daß er für nichts Anderes mehr Augen und Ohren hatte. Er stehe wie festgenagelt an seiner Staffelei, sagte sie, und der Blick, den er ihr zuwerfe, wenn sie sich einmal einfallen lasse, durch die Glaswand des Wintergartens zu sehen, sei nichts weniger als einladend.

Allem Anschein nach suchte sie sich „der aus allen Ecken gähnenden Langeweile“ durch Amüsements in ihren Räumen zu entziehen – sie setzte offenbar ihre Tanzübungen fort. Die kleine Paula erzählte, die Mama habe Flügel, wie die Engelein in José’s Bilderbuch; sie habe „immer keine Strümpfe an“ und lauter Gold und Silber auf ihren Kleidern. Dabei wurden drüben große Kisten gepackt und fortgeschickt – „lauter altmodische Toiletten“, welche die Modistin in Berlin auffrischen und verändern sollte. Lucile ging jetzt auch öfter in Begleitung ihrer Kammerjungfer [483] aus, und nie kehrte sie zurück, ohne daß Träger mit umfangreichen Packeten ihr folgten. Sie kaufte an Stoffen und modernen Schmucksachen, was ihr gefiel, und verhielt sich den Preisen gegenüber mit der Nonchalance einer überseeischen Grundherrin, die Tausende und aber Tausende zu commandiren hat.

Nun kam sie eines Nachmittags, zum Ausgehen gerüstet, in den großen Salon. Sie sah ein wenig echauffirt aus, und die Augen glänzten aufgeregt durch den Gazeschleier, den sie gegen Staub und Sonnenbrand vor dem Gesicht kokett drapirt hatte.

„Meine Casse ist leer, Mercedes,“ sagte sie obenhin. „Ich habe Verschiedenes zu bezahlen und brauche mindestens fünfhundert Thaler.“ Mit nachlässiger Geberde hielt sie die kleine behandschuhte Rechte hin, um das Verlangte in Empfang zu nehmen.

„Du hast vor Kurzem erst eine gleich große Summe geholt,“ versetzte Donna Mercedes frappirt – sie wollte offenbar noch etwas hinzufügen, allein die kleine Frau unterbrach sie sofort.

„O bitte, rege Dich doch ja nicht auf um so einer Lappalie willen!“ sagte sie boshaft und winkte beschwichtigend mit der Hand. „Aber auch fünfhundert Thaler!“ wiederholte sie mit Pathos. „Ein Heidengeld! Meiner Mama freilich fielen fünfhundert Thaler nur so durch die Finger, wenn es galt, auf den Gastreisen Trinkgelder zu geben – das könnten wir armen Schlucker natürlich nicht.... Bah! möchtest Du mir nicht auch die paar Bissen, die ich esse, in den Mund zählen, Dame Mercedes? Das ist die brillante Versorgung, die man mir vorgespiegelt hat, als ich mich entschloß, nach Amerika mitzugehen. Uebrigens“ – sie fuhr unter einer sprechenden Pantomime mit der Hand über den Hals – „ich will gleich meinen Kopf verwetten, daß Dir nicht das Recht zusteht, meinen Geldverbrauch in so engherziger Weise zu controlliren, und deshalb werde ich mich endlich einmal beschweren –“

Sie verstummte – dort auf dem Schreibtisch, an welchem ihre Schwägerin saß, lag bereits das Geld hingezählt. Donna Mercedes zeigte schweigend mit dem Finger auf die Banknoten – kein Muskel ihres Gesichts bewegte sich.

Lucile strich das Geld zusammen und ließ es in ihre Tasche gleiten.

„Ich werde Paula mitnehmen,“ sagte sie, „das Kind braucht nothwendig einen neuen Hut –“

„Paula hat sich im Garten müde gelaufen – sie schläft drüben in der Kinderstube.“

„So werden wir sie wecken.“

Sie flog, als habe sie keinen Augenblick Zeit zu verlieren, durch das Krankenzimmer in die Kinderstube, allein Donna Mercedes folgte ihr auf dem Fuße und hielt sie an der Thür zurück.

„Welche Thorheit, Lucile!“ zürnte sie. „Um einer Laune willen das Kind aus seinem erquickenden Schlaf aufzuschrecken!“

Aber schon stieß die kleine Frau die Thür auf und lief geräuschvoll in die Kinderstube hinein.

Deborah saß strickend am Fenster, und die kleine Paula lag ausgekleidet in süßem Schlummer in ihrem Bettchen.

„Dummheit!“ schalt Lucile im höchsten Aerger die schwarze Wärterin. „Was fällt Dir ein, das Kind zu einer kurzen Mittagsruhe bis auf’s Hemd auszuziehen! – Paula, Paula, wach auf!“ rief sie – aber die Kleine schlug die Augen nicht auf, und das Köpfchen sank schlaftrunken auf das Kissen zurück.

Inzwischen hatte sich die Schwarze erhoben und stellte sich beweglich bittend und protestirend vor die kleine Schlummernde.

„Ich weiß nicht, was ich von Dir denken soll, Lucile,“ rief Donna Mercedes, ganz betroffen über das aufgeregte Gebahren ihrer Schwägerin.

„Denke was Du willst! Ich werde doch wahrhaftig so viel Recht haben, mein Kind mitzunehmen, wenn es mir beliebt.... Du wirst Paula sofort anziehen, Deborah!“ befahl sie. „Dabei wird die kleine Schlafmütze schon aufwachen.“

„Das Kind bleibt in seinem Bett,“ entschied Donna Mercedes mit kalter Ruhe.

„Ach, Tante, was ist mit Paula?“ rief José mit seiner schwachen Stimme ängstlich erregt herüber.

Bei diesen Lauten erschrak Donna Mercedes.

„Lucile, sei vernünftig,“ sagte sie beschwichtigend, als spreche sie zu einem widerspenstigen Kinde. „Gehe später! Dann kannst Du Paula mitnehmen.“

„Ich will aber nicht.“

Eine dunkle Röthe bedeckte das zarte Gesicht unter dem Schleier, und es sah fast aus, als kämpfte die kleine Frau mit aufsteigenden Thränen.

In diesem Augenblick trat die Kammerjungfer Minna in Hut und Shawl auf die Thürschwelle; sie hatte offenbar schon länger draußen gewartet und kam, ihre Dame an das Fortgehen zu erinnern.

„Es ist sehr spät,“ meldete sie unterwürfig, aber mit unruhig flackernden Augen; „und wenn die gnädige Frau heute wirklich das Geschäft noch abmachen wollen –“

Lucile ließ sie nicht ausreden. Wie eine gereizte kleine, wilde Katze sprang sie auf ihre Schwägerin los, als beabsichtige sie, ihr die Augen auszukratzen.

„Du bist von jeher mein böser Geist gewesen,“ zischte sie durch die Zähne. „Meine Triumphe hast Du mir stets geschmälert, wenn nicht gestohlen, gelbe Zigeunerin, hochmütige Pflanzerprinzessin Du, indem Du Dich vordrängtest, indem Du Dich auf Deine Baumwollensäcke stelltest – dagegen kommen bei Euch drüben wirkliche Schönheit und Anmuth natürlich nicht auf. Die dummen Leute bildeten sich nachgerade wirklich ein, die kleine Deutsche reiche Dir das Wasser nicht, und schließlich haben sie Dich auch noch zu meinem Zuchtmeister gemacht.... Aber nun ist an mir die Reihe, Donna de Valmaseda! Nun sollst Du sehen, was Lucile Fournier in Deutschland werth ist!... Wenn ich bedenke, daß ich hier nur zu winken brauche, um Alt und Jung zu enthusiasmiren, so begreife ich selbst nicht mehr, wie ich’s acht Jahre lang drüben in der Einöde, zwischen Eueren Reisfeldern und Zuckersiedereien ausgehalten habe.“

Sie griff nach dem Sonnenschirm, den sie vorhin auf den Stuhl vor Paula’s Bett geworfen hatte, und rauschte mit ihrer seidenraschelnden Schleppe hinaus. Im Krankenzimmer huschte sie zu José hin und strich ihm mit schmeichelnder Hand das Haar aus der Stirn.

„Mache, daß Du aus dem Käfig da kömmst, Herz’le!“ sagte sie. „Du bist ja wieder gesund wie ein Fisch und könntest längst mit Pirat im Garten herumtollen.... Geh, sei ein rechter Junge und leide es nicht, wenn sie Dich noch länger mit Spitalsuppen füttern wollen.... Adieu, Schatz!“

Wenige Augenblicke darauf sah Donna Mercedes sie in Minna’s Begleitung eiligst durch den Vorgarten schreiten. Drüben auf der Promenade wurde ein eben leer vorüberfahrender Miethwagen angerufen und die kleine Frau fuhr nach der Stadt, um jedenfalls wieder einmal mit großen Einkäufen heimzukommen.

Donna Mercedes sah ihr finster nach. Ihr Herz durchfuhr der heiße Wunsch, der davonrollende Wagen möchte mit seiner schönen Insassin in die weite Welt hineinfahren, um – nicht wiederzukehren.

Sie schrak zusammen und sah sich scheu um, als habe sie diesen blitzähnlich auftauchenden Gedanken laut ausgesprochen und irgend eine in der Nähe lauernde böse Macht könnte sich seiner bemächtigen. Dabei fühlte sie den todestraurigen Blick ihres Bruders vorwurfsvoll auf sich ruhen, und beschämt gedachte sie der heiligen Versicherungen, die sie ihm gegeben und unter denen er beruhigt die Augen für diese Welt geschlossen hatte. O wunderliches Frauenherz! Unter den furchtbarsten Schicksalsschlägen ausdauernd und mit unerschöpflicher eigener Kraft sich immer wieder stählend, bäumte es sich hier gegen die Nadelstiche einer boshaften Zunge und fühlte den Muth erlahmen....

Ruhiger geworden, setzte sich Donna Mercedes zu José und sprach mit leiser, sanfter Stimme zu ihm. Die laute, lebhafte Mama mit ihrem ungedämpft hohen Organ und den seidenrauschenden Gewändern hatte den kleinen Patienten aufgeregt. Die dichten Fenstergardinen mußten zugezogen werden, weil er sich selbst gegen das durch die verdüsternde Säulenhalle und das herabgelassene Rouleau sehr gemilderte Tageslicht wieder empfindlich zeigte; er schrak beim leisesten Geräusch zusammen, und sein Puls ging beschleunigter.

Ueber dem Bemühen, die bösen Folgen der Aufregung zu beseitigen, war es Abend geworden. Deborah machte im großen Salon den Theetisch zurecht und fragte an, ob sie auch für Paula, die seit José’s Erkranken um diese Zeit stets bei ihrer Mama war, die Abendmilch herüberbringen dürfe; sie habe zwar drüben alles zum Thee vorgerichtet, aber die gnädige Frau sei noch nicht zurückgekommen. [484] Donna Mercedes sah befremdet nach der Uhr – der Zeiger stand nahe bei Acht; so lange war Lucile noch nie ausgeblieben. Ein unbestimmtes Bangen überschlich sie, eine leise Furcht vor jener geheimnißvollen Gewalt, die strafbare Wünsche, zu unserer eigenen Qual und Reue, oft blitzschnell verwirklicht.

Sie trat in eines der Fenster des großen Salons und sah über den Garten hinweg. Noch war es tageshell; der Blüthenschmuck der Rosenbäume, die Teppichbeete schimmerten farbenprächtig herüber; auf den Platanen lag ein letzter Goldhauch des Sonnenuntergangs; die weißen Steinfiguren des Brunnenmonuments hoben sich in scharfen Contouren von dem Sammet des Rasenteppichs, und jenseits des Eisengitters, auf der Promenade, drängte sich ein reger Verkehr. Equipagen rollten ab und zu, und Schaaren von Spaziergängern strömten aus den benachbarten engen und heißen Straßen, um sich an der beginnenden Abendkühle in der Kastanienallee zu erquicken.

Wie thöricht war es doch, sich zu ängstigen! Wäre irgend ein Unfall vorgekommen, es hätte längst Nachricht da sein müssen – die kleine Frau hatte sich offenbar in der Conditorei beim Naschen und Eisessen verspätet.

Der Theetisch stand noch unberührt inmitten des Salons. Paula hatte ihr Abendbrod eingenommen und war zu Bett gebracht worden; Donna Mercedes aber durchmaß schweigend und ruhelos den Salon. Dann und wann hemmte sie in gespanntem Aufhorchen ihre Schritte, oder sie trat zu dem kleinen Kranken, der sich in unruhigem Schlummer hin- und herwarf. Inzwischen war auch Jack wieder heimgekommen. Er hatte Lucile in den letzten Tagen einige Mal in die Stadt begleiten müssen, und nun war er auf Befehl seiner Herrin durch die Hauptstraßen gewandert; er hatte die gashellen Verkaufslocale durchforscht, in welchen die kleine Frau zu kaufen pflegte, und war in allen Conditoreien gewesen, aber Niemand wollte die schöne amerikanische Dame aus dem Schillingshofe gesehen haben.

So war Viertelstunde um Viertelstunde in peinvoller Langsamkeit vorübergeschlichen, nun aber schlug es zehn auf dem nahen Benediktinerthurm – diese hallenden Schläge fielen wie mit niederschmetternder Wucht in das Ohr der angstvoll Wartenden – sie ergriff die Lampe und ging in Lucile’s Räume. Es war ihr, als müsse sie dort das kleine, launenhafte Wesen finden.

Im Wohnzimmer sah es so unordentlich aus, wie es stets bei Lucile auszusehen pflegte. Man sah, die kleine Frau hatte hier, vor dem großen Pfeilerspiegel, Toilette gemacht. Auf dem Boden lagen noch die winzigen Pantöffelchen, wie sie im Uebermuth von den Füßen geschleudert worden waren; nicht weit davon breitete sich der weiße Frisirmantel über das Parquet; verschiedene Schleier, Bandschleifen und neue Handschuhe lagen, sichtlich die Spuren der Anprobe tragend, auf Tischen und Stühlen, und beim Umherleuchten trat Donna Mercedes auf die Puderquaste, die nach ihrem verschönernden Dienste den Pantoffeln und dem Frisirmantel gefolgt war.

Und jetzt schrak die Suchende zusammen, als weiche der Boden plötzlich unter ihren Füßen; mit bebender Hand stellte sie die Lampe auf den Sophatisch; ihre Kniee wankten; sie sank in den nächsten Lehnstuhl und starrte auf das weiße Couvert, das, an sie selbst adressirt, mit Ostentation auf der kirschrothen Tischdecke placirt lag.... Nun wußte sie, was geschehen war. War sie denn blind gewesen heute Nachmittag? – Lucile war heimlich abgereist.

Sie zog das Briefblatt aus dem Couvert, das nicht einmal verschlossen war. „José ist wieder gesund“ – schrieb die kleine Frau in ihrer legèren Art – „und nun trete ich meinen Urlaub an – das heißt, meinen mir selbst genommenen Urlaub – denn von Dir erhielte ich doch bis in alle Ewigkeit keinen.... Gott sei Dank, daß mein Junge endlich Ernst machte mit dem Gesundwerden – noch einen Tag länger, und ich wäre verrückt geworden.... Hast Du denn wirklich gemeint, ich könnte es so und so viele Wochen auf deutschen Boden aushalten, ohne den Ort wieder zu sehen, wo man mich einst als neuaufgehenden Stern bewundert und bis in den Himmel gehoben hat, wo man mich auch heute wieder mit Jubel, mit offenen Armen empfangen wird? – Endlich, endlich! Jeder Tag, den ich in dem tödtlich langweiligen Neste, dem Schillingshofe, verleben mußte, war ein unersetzlicher Verlust für mich, ein Raub an meiner goldenen Jugendzeit, von der ich leider schon allzu viel geopfert.... Ich gehe also nach Berlin – auf mehrere Tage. Paula nehme ich mit; das Kind soll auch einmal in die Wunderwelt blicken, aus der ihre Mutter stammt und in welcher man wirklich lebt und genießt – Alles, was außerhalb des Bühnenlebens liegt, ist fade und nüchtern, ein abgeblaßtes Einerlei –“

Donna Mercedes warf den Brief hin, ohne die letzten Zeilen zu lesen. Aber bei allem Schrecken, bei aller Entrüstung, die ihr die Thränen in die Augen trieb, war ihr Herz doch voll Frohlocken – die Entführung des Kindes war nicht geglückt, Paula war ihr geblieben. Nun begriff sie Lucile’s Zorn über „die kleine Schlafmütze“ und das ganze räthselhafte Gebahren der kleinen Frau.... Welch ein bodenlos leichtsinniger, perfider Streich! Welch häßlicher Egoismus!.... Noch trug die junge Wittwe Trauer um den Gatten; noch lag ihr kaum dem Tode entrissenes Kind schwach und erschöpft im Bette – sie hatte bei José’s Erkranken gezeigt, daß sie ein warmes Muttergefühl für den Knaben hege, sie hatte ihren Mann geliebt und ihm in den letzten Lebensstunden heilig versprochen, daß sie sich nicht von Mercedes und den beiden Waisen trennen wolle – und doch warf sie das Alles als Fessel ab, von der wahnsinnigen Sucht, zu glänzen, zu genießen, fortgerissen, wie der Vogel dem unbezähmbaren Wandertrieb in seiner Brust blindlings folgt.

Donna Mercedes erhob sich und steckte den Brief in die Tasche. Eine tiefe Gluth bedeckte plötzlich ihr Gesicht – nun war sie während Lucile’s Abwesenheit allein Baron Schilling’s Gast – wie peinvoll! –

Sie ergriff die Lampe und kehrte in ihre Zimmer zurück.

„Meine Schwägerin ist nach Berlin gereist und wird in einigen Tagen zurückkehren,“ sagte sie kalt zu Hannchen, Jack und Deborah, die im Krankenzimmer standen.

Deborah riß ihre runden Augen weit auf vor Verblüfftheit, und ein erschrockener Seitenblick fuhr durch die offene Thür hinüber nach Paula’s Bettchen – um ein Haar hätte ihr die schlaue Mama das Goldkindchen mit fortgenommen. Sie wagte sonst dann und wann eine Frage, aber diesmal verschluckte sie jeden Laut, denn ihre Dame winkte stolz und gebieterisch mit der Hand.... Jack sagte unterwürfig „gute Nacht!“ und Deborah machte sich in der Kinderstube zu schaffen – sie wußten Beide, daß sie die Stunden der Angst und Besorgniß vollkommen vergessen und nichts Anderes wissen mußten, als daß „die kleine, gnädige Frau“ auf einige Tage verreist sei.

(Fortsetzung folgt.)




Peter von Cornelius.
Von Fr. Pecht.

In diesen Tagen – spät genug! – ist endlich der nationalen Pflicht genügt worden, demjenigen Meister ein Denkmal zu setzen, welchen einheimische und fremde Kunstgeschichte als den gewaltigsten Genius auf dem Gebiete der neueren deutschen Malerei preist. Peter von Cornelius heißt er, und der Ort, welcher jüngst in glanzvoll festlicher Weise sein Gedächtniß feierte, ist Düsseldorf. (Vergl. „Blätter und Blüthen“ dieser Nummer.)

Wenn man die Bedeutung des Mannes, dessen tiefsinnig großartige Schöpfungen dem populären Verständniß mehr oder weniger fremd geblieben sind, zu kurzem Ausdruck bringen will, so drängt sich zuerst die Bemerkung auf: daran, daß es eine wahrhaft nationale Kunst bei uns giebt, hat Cornelius einen mindestens ebenso großen Antheil, wie jeder Einzelne des Dreigestirns Lessing-Goethe-Schiller an der Schaffung einer deutschen Nationalliteratur.

Hierzu kommt noch ein zweiter Punkt.

Jeder wahrhaft große Mann wirkt in zweierlei Weise auf die Nachwelt: zunächst durch das was er geschaffen, nicht minder aber auch durch das Bild seines Charakters, seines Ringens. Das aber, was Cornelius von so vielen Anderen unterscheidet,

[485]

Gartenfest des „Malkasten“ in Düsseldorf zur Cornelius-Feier am 24. Juni 1879.
Nach der Natur aufgenommen von Max Volkhart.

[486] ist eben, daß er nicht nur ein großer Künstler, sondern vor allem auch ein großer Mensch war, ja, daß seine Werke gerade dadurch erst eine Bedeutung bekommen, die ihnen vermöge ihres specifisch künstlerischen Gehaltes niemals zuerkannt werden könnte, wie bedeutend auch immer derselbe sei.

Eine kurze Darstellung seines Lebens und Wirkens möge nachstehend das eben Ausgesprochene darthun.

Peter von Cornelius ist in Düsseldorf als der Sohn eines kurfürstlichen Gallerie-Inspectors und Lehrers an der dortigen Akademie am 17. September 1783 geboren. Er genoß also, abgesehen von der Vererbung des Talentes, den Vortheil, unter classischen Kunstwerken aufzuwachsen, und durchwanderte denn auch in früh hervortretender Neigung zur Kunst als Kind schon beständig die Gallerie und die Antikensammlung. In der ersteren soll ihn besonders Rubens angezogen haben, er ward aber vom Vater, welcher der damals fast allein herrschenden Mengs’schen eklektischen Schule angehörte, vielmehr auf Raphael hingewiesen. Sei es nun, daß sein Talent damals noch nicht ganz zweifellos war, möglich auch, daß er durch hartköpfige Selbstständigkeit sich das Mißfallen des Directors von Langer zuzog – kurz, nach dem frühen Tode des Vaters rieth dieser der mittellosen Mutter, den Jungen lieber ein Handwerk lernen zu lassen. Dazu hatten nun weder sie noch der Sohn Lust, der vielmehr sich bald durch Zeichnungen für Buchhändler, durch Portrait- und Kirchenfahnenmalerei u. dergl. so viel verdiente, daß er der Mutter mit ihrer zahlreichen Familie zu Hülfe kommen konnte. Leider verhinderte ihn diese Brodarbeit an einem gründlichen Studium der Technik seiner Kunst, ein Mangel, der ihm sein ganzes Leben hindurch anhaftete. Gänzlich unbefriedigt von dem, was er um sich her sah, eine inhaltslose Kunst ohne Ideal auf’s Tiefste verachtend, unentschieden und suchend, bewegte er sich nun einige Jahre in verschiedenen Richtungen herum, malte bald antikisirend, bald naturalistisch und zeigte dabei eine große Gewandtheit, sich in verschiedene Stilformen zu finden.

Wie mühselig aber das Fortkommen in einer Zeit war, wo des Krieges kein Ende ward und die Fremdherrschaft auf’s Furchtbarste speciell die Rheinlande bedrückte, das zeigt auf das Klarste das Leben unseres Künstlers. Beständig mit Noth und Armuth ringend, wird er nur durch den Glauben an seinen Beruf und die Kraft seines unbeugsamen Charakters aufrecht erhalten. Das Aufbäumen des Nationalgefühls gegen die fremde Vergewaltigung aber ist es andrerseits gerade, was ihn zum Wiederverjünger der nationalen Kunst macht. Er hatte sich bei vielen Gelegenheiten emporzubringen gesucht, so namentlich sich an den von Goethe ausgeschrieben Concurrenzen, wenn auch fruchtlos, betheiligt, hatte sogar die Kuppel von St. Quirin in Neuß mit Bildern von Aposteln und Engeln verziert, als er durch die Bekanntschaft mit den Brüdern Boisserée in das romantische Fahrwasser gerieth und durch sie auf die altdeutsche Kunst hingewiesen ward, die sein Patriotismus um so trotziger auf den Schild hob, als ihre Principien den Künstler in ihm sofort gefangen nahmen. Hieraus, und zugleich aus seiner eigenartigen poetischen Begabung – seine Briefe aus dieser Zeit zeigen bei seltener Gewandtheit des Ausdrucks eine tief innerliche und schwärmerisch-idealistische Geistesart – entsteht denn bald seine neue Richtung, welche einen entschiedenen Gegensatz zu den bisher in Deutschland herrschenden künstlerischen Anschauungen bildete. Ihm, wie einst Dürer und Holbein, ist die Kunst vor allem eine Sprache, um seine Gedanken auszudrücken, seine Weltanschauung in ihr niederzulegen; das Vergnügen an der schönen Form an sich kömmt bei ihm erst in zweiter Linie.

Eine eben erschienene neue Ausgabe von Dürer’s Gebetbuch Kaiser Maximilian’s ist es, die nunmehr seiner Formgebung als Leitstern dient; den ersten Stoff zur Anwendung des neugewonnenen Formprincips bietet ihm der eben erschienene Faust. Das war freilich etwas Unerhörtes im damaligen Deutschland, das gewöhnt war, sich an alle möglichen fremden Formen mit charakterloser Bewunderung anzulehnen, und nur von einer nationalen nichts wissen mochte.

Zu dieser Wendung kam Cornelius in Frankfurt, wohin er 1809 gezogen war, voll Hoffnung, in der Residenz des kunstliebenden Primas die beste Unterstützung zu finden. In der That kaufte ihm dieser auch ein Bild, eine heilige Familie, ab und bot ihm ein Stipendium nach Rom an. Als er aber die Bedingung daran knüpfte, daß der junge Künstler sich an die Manier des der David’schen Schule angehörigen Hofmalers Kaufmann halte, wies derselbe es stolz zurück. So stark war schon der Haß gegen alles Fremde in ihm, daß selbst nach zehnjährigem Leiden ihm dergleichen doch als eine nicht zu ertragende Demüthigung erschien. Dafür fand er jetzt aufopfernde Freunde an Xeller und Barth, und einen Verleger für seine Faust-Compositionen an dem wohlhabenden Kunsthändler Wenner. Das Hochstrebende, Ideale in dem jungen Manne übte offenbar eine Anziehungskraft, die weit über den Werth seiner damaligen Leistungen hinausging. Es malt sich am besten in den Worten, die er bei Uebersendung der ersten Blätter des Faust an Goethe schrieb: „Albrecht Dürer’s Randzeichnungen habe ich von dem Tage an, wo ich mein Werk begann, in meiner Werkstätte. Damals, wo ich das Wesen dieser Kunstgattung zu ergründen strebte, schien es mir nöthig, in einer Zeit, wo man so gerne alle Höhen und Tiefen ausgleichen möchte, nicht im mindesten mit dieser schlechten Richtung unseres Zeitgeistes zu capituliren, sondern ihm streng und mit offener Stirn den Krieg zu erklären.“

Er zeigt hier bereits jenes starke ethische Element, jenes bewußte Wollen, welches seine Kunst fortan durchaus von der bis dahin herrschenden eklektischen oder dem leeren Pathos der auch in Deutschland überall eindringenden David’schen Richtung unterscheidet. Sein „Faust“ ist denn auch die completeste Kriegserklärung gegen beide, die man sich denken kann, überall setzt er das Dürer’sche Streben nach rücksichtsloser Charakteristik und Wahrheit an die Stelle der sentimentalen oder gespreizten Phrase. Dabei glaubt man auf manchen Blättern das Studenten- oder Turnerthum jener Tage sporenklirrend einherschreiten zu sehen, voll echter Kraft, aber auch ein wenig ungeschlacht und lärmend, ganz und gar nicht nach dem Geschmack des alternden Geheimraths Goethe, der hier offenbar dieselben widerwärtigen Eindrücke empfing, wie sie ihm dreißig Jahre früher Schiller’s „Räuber“ bereitet. Er verhielt sich daher auch sehr kühl dagegen.

Cornelius aber machte sich noch vor dem Erscheinen der ersten Blätter mit Unterstützung Wenner’s 1811 nach Rom auf den Weg, zu Fuße, mit allen Leiden und Mühen der Armuth ringend. Land und Volk in Italien, das ihm doch bald zur zweiten Heimath werden sollte, gefallen ihm denn auch anfangs ganz und gar nicht, noch ein halbes Jahr später schreibt er aus Rom, daß ihm das Wesen der deutschen Kunst erst hier recht in seiner Glorie erschienen, und wie er es mit Schmerz und mit Freude fühle, daß er ein Deutscher bis in’s innerste Lebensmark sei. Das spiegeln nun die rasch nach einander fertig werdenden weiteren Blätter des „Faust“ wider; sie sind in manchem Sinne noch deutscher als die ersten. Allerdings sind sie doch zugleich mächtig gehoben und veredelt durch den Einfluß der classischen Kunst. Dasselbe gilt auch von den „Nibelungen“, zu denen er kurz nach dem „Faust“ gegriffen, als zu den beiden großartigsten und nationalsten Stoffen, die wir überhaupt besitzen. Wo wäre dergleichen seinen Vorgängern, auch einem Carstens oder Wächter, eingefallen? Mußte doch selbst der schon vor ihm nach Rom gekommene Rauch erst durch den Krieg von 1813 und die Begeisterung für dessen Helden in die nationale Bahn förmlich gedrängt werden, durch deren Einschlagen er zum Regenerator der deutschen Bildhauerkunst ward!

Gerade jetzt aber schien Cornelius einen ganz anderen Weg einschlagen zu wollen. Er hatte in Rom Overbeck getroffen, der, ihm in vieler Beziehung richtungsverwandt, als fertiger und abgeschlossener Charakter großen Einfluß auf ihn ausübte, sodaß er sich sogar eine Zeitlang zu der von Overbeck gegründeten Künstlergenossenschaft der „Klosterbrüder von St. Isidoro“, den sogenannten Nazarenern, hielt. Lange dauerte es freilich nicht, denn mittlerweile brach das Jahr 1813 herein, und Cornelius wollte voll Begeisterung zurück, um in die Armee einzutreten; nur schwer war er angesichts der Unmöglichkeit, durchzudringen, davon abzuhalten. Wie richtig er unsere nationale Aufgabe damals schon beurtheilte, sieht man am besten aus seinen an Wenner geschriebenen Worten: „Wenn die Freiheit, die jetzt gewiß und wahrhaft errungen werden wird, würdig soll genossen und den künftigen Zeiten gesichert werden, so muß der Genius der Nation durchdringen in allen Dingen bis zum untersten Glied. Denn nicht große Armeen sind der Schutz eines Volkes, sondern sein Glaube, seine Gesinnung! Daß beinahe Alles in unserem Vaterlande [487] anders werden muß, wenn es der Zeit und dem Sinne des Volkes gemäß sein soll, begreift und fühlt ein Jeder. Nicht Jeder kann die Quelle des Uebels aufspüren, in meiner Kunst kann ich’s, ich sehe deutlich, wo es hier fehlt.“

Das hat er denn auch bewiesen durch eine lange Reihe unsterblicher Werke, die fortan entstanden, um durch die Größe und Erhabenheit der Gesinnung, die aus ihnen spricht, wie ihre bis zur Härte gehende Ehrlichkeit und Verachtung alles leeren Scheins überaus wohlthätig auf die deutsche Malerei zu wirken. Freilich konnte er nicht ahnen, daß der Kampf, den er gegen das Ueberwuchern des Antinationalen in unserer Kunst wie in unserem Leben begann, noch heute auf allen Gebieten mit gleicher Schärfe fortdauern werde, ja daß unser Theater, unsere Literatur, unsere Industrie, unsere Sitten, unsere religiösen und politischen Institutionen noch heute die Fremdherrschaft nicht völlig abgestreift haben, daß Rom, Paris und Jerusalem sich sogar in dieselbe theilen würden.

Er selber wandte sich jetzt zunächst Shakespeare und Dante zu, verwandten Geistern, zu deren Dichtungen er einige Compositionen von großer Schönheit zeichnete. Im Umgang mit ihnen wuchs mächtig seine Ehrfurcht vor der Kunst und ihrer Mission im Volksleben; er verlangte jetzt für sie, in einem merkwürdigen Briefe an Görres, Befreiung von ihrer entwürdigenden Stellung als hungrige Schmeichlerin von Privatpersonen; die Erzieherin und Bildnerin zu allem Edeln und Hohen im öffentlichen Dienste solle sie werden, also ihre uralte religiöse Mission erfüllen können, was sie nur durch monumentale Leistungen vermöge. Daß die monumentale die eigentliche Kunst des Volkes sei oder sein solle, begriff er ebenso, wie der Instinct des Genies ihn daneben, ganz so wie drei Jahrhunderte früher Dürer und Holbein, zur Illustration als der zweiten Form volksthümlicher Kunst geführt hatte. Durch sie sollte sich später seine Schule, Schwind, Schnorr, Ludwig Richter und Kaulbach voran, so unvergängliche Verdienste um das deutsche Volk erwerben.

Inzwischen hatte sich der junge Meister 1814 mit einer schönen Römerin vermählt, eine Verbindung, die, wie glücklich sie ihn auch später gemacht hat, zunächst doch nur seine Sorgen um das tägliche Brod vermehren mußte, sodaß er aus der Noth gar nicht herauskommen zu sollen schien. Dafür hatte sich um ihn schon eine große Schaar begeisterter Freunde gesammelt: nach den beendeten Befreiungskämpfen waren Veit und Schadow, die sie mitgemacht, aus Berlin, Eberhard aus München, Führich aus Wien, Julius Schnorr, Olivier und Vogel aus Sachsen, Fohr aus Heidelberg gekommen und hatten in ihm ihren geistigen Mittelpunkt gefunden.

Selbst die lang ersehnten monumentalen Aufgaben und damit Befreiung wenigstens aus der allerdrückendsten Noth nahten jetzt allmählich. Zunächst durch den preußischen Consul Bartholdy, der den jungen Künstlern den Vorschlag machte, ihm die Gemächer seines neu erworbenen Palastes Zuccaro mit Fresken zu verzieren. Freilich nur gegen Ersatz der Auslagen. Sie wählten mit Rücksicht auf des Bestellers Confession die Geschichte von Joseph in Aegypten, und Cornelius, der das Ganze leitete, übernahm für sein Theil die Auslegung des Traumes und das Wiedersehen mit den Brüdern, die er in lebensgroßen Figuren ausführte. Beide sind überaus achtbar gelungen. Sie bezeichnen aber auch einen neuen Abschnitt in seiner Entwickelung, den Uebergang von der romantischen zur classischen Kunst, eine neue Renaissance, die, ohne das nationale Streben nach scharfer Charakteristik aufzugeben, sich doch an die Formen der großen Meister des 16. Jahrhunderts anschließt.

Dabei ist er geblieben; von jetzt an giebt es kein Schwanken mehr bei ihm. Da auch Overbeck’s und Veit’s Arbeiten sehr schön ausfielen, so machte diese Production der jungen Deutschen in Rom großes Aufsehen und veranlaßte den Marchese Massimi, sich ebenfalls ein paar Säle seiner Villa mit Bildern aus „ Dante“, Tasso“ und „Ariost“ durch sie ausmalen zu lassen. Cornelius übernahm den „Dante“ und hatte auch bereits einige Compositionen gezeichnet, als der Kronprinz Ludwig von Baiern im Januar 1818, glühend von Kunstliebe, nach Rom kam. Er sah Cornelius’ Arbeiten bei Bartholdy, und sie gefielen ihm so, daß er ihm die Ausmalung zweier Säle seiner neu erbauten Glyptothek übertrug. Das war nun freilich der größte Glücksfall, der dem jungen Meister begegnen konnte nach mehr als zwanzigjähriger bitterer Noth; weniger groß um deswillen, weil er eben diese Noth endete, welch seine Energie keinen Augenblick gebrochen hatte, als weil er ihn der Gefahr entriß, dem Vaterlande immer fremder zu werden. Losgetrennt von demselben und seiner geistigen Arbeit, war die Stellung dieser jungen Deutschen nachgerade eine durchaus ungesunde geworden, wie denn gerade dieser Trennung das Ueberhandnehmen des Nazarenerthums, des Anheimfallens an die katholische Romantik in dem Overbeck’schen Kreise mit ihrer schemenhaften Heiligenmystik, hauptsächlich zuzuschreiben ist. Rom kann für deutsche Künstler nie etwas Anderes sein, als eine Schule, die man ein paar Jahre besucht, um sich den Geschmack auszubilden, den Sinn zu erweitern; bleibt man länger, so führt es die Heimathslosigkeit herbei. Die Künstler gewöhnen sich dann, die Kunst als Selbstzweck anzusehen, nicht als einen Factor im bürgerlichen Leben neben anderen, der diesem Leben zu dienen, es zu veredeln und zu zieren, seine Ideale zu gestalten, aber eben darum sie auch zu verstehen und zu theilen hat. Der Künstler, welcher sich auf einen solchen Isolirschemel gesetzt und sich außerhalb der Gemeinschaft der Bürger gestellt hat, sinkt sehr bald zum Virtuosen herab, verfällt dem gröbsten Egoismus und der Selbstvergötterung, oder verkauft wohl auch gar, wie es die Nazarener gethan, das Vaterland an den Ultramontanismus. Das sah auch Niebuhr sehr wohl ein, dessen Umgang seit zwei Jahren auf Cornelius außerordentlich bildend eingewirkt, seinen Horizont mächtig erweitert hatte. Wie er ihn längst dem preußischen Staat zu gewinnen gedacht, so war er es, der ihn jetzt dem Kronprinzen von Baiern empfohlen.

Ohne Zweifel war die Beschäftigung mit der griechischen Göttermythe, wie sie durch die Verzierung eines Gebäudes bedingt ward, welches die Perlen antiker Kunst enthalten sollte, ein großes Glück für Cornelius und hat ihn vor dem Mysticismus aller anderen Romantiker gerettet. Von den beiden Sälen ward der eine der Götter-, der andere der Heldensage, also der Theogonie des Hesiod und der Ilias zugetheilt. War Cornelius schon immer einer tiefsinnigen Betrachtung menschlicher Geschicke wie jener Personification der Naturkräfte, aus welcher die griechische Göttermythe hervorgegangen, zugeneigt gewesen, so gab ihm dieser Vorwurf Gelegenheit, jetzt an ihm die ganze Fülle seines Geistes wie seiner mächtigen Gestaltungskraft zu erproben. Seine Auffassung dieser Mythen unterscheidet sich gründlich von jener der Renaissance, welche dieselben mehr als eine heiter spielende Fabelwelt behandelt; sie ist durchaus modern philosophisch. Die schönsten der Cornelius’schen Compositionen, zumal die Unterwelt, entstanden noch in Rom unter dem Einfluß Raphael’s und Giulio Romano’s, deren Stilprincipien der Meister mit einer weit eingehenderen und tieferen Charakteristik der einzelnen Persönlichkeiten verband, als sie die „Cinquecentisten“, die großen italienischen Meister der Jahre 1500 bis 1600, gewöhnlich haben. Man kann denn auch die Compositionen des Göttersaals zum Größten und Besten rechnen, was die moderne Kunst überhaupt hervorgebracht, ja es möchte keine Nation ihnen Aehnliches von sinn- und geistvoller Erfindung an die Seite zu setzen haben. Der Aufbau der Gruppen, die Bethätigung eines außerordentlich feinen rhythmischen Sinnes, ist überaus großartig und einfach; nichts ist umsonst und nichts zu viel da. Cornelius’ Kunst ist eben kein Ausfluß naiver Schilderlust, sondern lediglich eine Sprache, um seine Ideen auszudrücken. Sie erzeugt daher bei allem Reichthum nicht sowohl das Gefühl des Behagens, als durch ihre ernste Hoheit das der Bewunderung und eine Anspannung der Seelenkräfte. Durchaus männlich-herber Art, verschmäht sie das sinnlich Reizende, wenn es nicht im harmonischen Wohllaut der Linien liegt. Zeigt sich hier in der Composition, der Auffassung und Behandlung des ganzen Stoffes wie der Charakteristik der einzelnen Gestalten Cornelius den größten Meistern aller Zeiten ebenbürtig, so kann man nicht dasselbe in Betreff der Ausführung, der Zeichnung und Modellirung sowohl wie ganz besonders der Malerei, sagen. Doch das führt uns nach München und auf die Verhältnisse, unter denen er seine Compositionen dort an die Wand malen mußte.

(Schluß folgt.)



[488]
Bei den Menschenfressern auf Sumatra.

An der Westküste Sumatras, oberhalb Padangs, vom Seestrande bis tief in’s unbekannte Innere dieser Insel hinein, lebt der Volksstamm der Batakers, welcher nach ungefährer Schätzung 300,000 bis 400,000 Seelen zählt. Längs der Küste hat das holländische Gouvernement langsam Fuß gefaßt, um die Batakers in Unterwürfigkeit zu halten und zwar durch Anlegung verschiedener Befestigungen. Einer der größeren dieser verstärkten Plätze heißt Simboga, liegt angenehm an der Meeresküste und bietet hinreichend Raum für eine Besatzung von circa 100 europäischen und 200 javanischen Soldaten mit den nöthigen Officieren und Unterofficieren.

Hier verlebte ich sechs Wochen in sehr angenehmer Gesellschaft und, was für mich die Hauptsache war, ich fand Gelegenheit, nicht nur die Sitten und Gebräuche der umliegenden befreundeten Kampongs (Dörfer) kennen zu lernen, sondern auch unter genügender militärischer Bedeckung mehr in das Innere der Batak-Länder vorzudringen, welche noch nicht im Geringsten von den alten Sitten und Gebräuchen abgewichen sind und sich einen ziemlichen Grad von Unabhängigkeit erhalten haben.

Eine leidlich entwickelte Cultur ist den Batak-Völkern durchaus nicht abzustreiten; sie treiben unter einander und mit den umwohnenden Stämmen der Padris einen lebhaften Handel in Reis und gewebten Kleidungsstücken, deren Anfertigung die Frauen mit wirklicher Kunstfertigkeit besorgen; sie besitzen eine eigene Literatur, welche in besonderer Schriftsprache geschrieben ist, sind höflich, achten die Gastfreundschaft und – essen mit dem größten Wohlbehagen Menschenfleisch, sei es roh, halb gar oder angenehm knusprig gebraten. Statt mich in Betrachtungen über den Grund dieser culinarischen Geschmacksverirrung einzulassen, welche ich befugten Forschern überlasse, sei es mir lieber vergönnt, mit leichter Feder einige Skizzen von dem zu zeichnen, was ich in Bezug auf die genannte scheußliche Sitte theils selbst beobachtete, theils aus vollkommen glaubwürdiger Quelle schöpfte.

Ich fange mit einer drolligen Anekdote an.

Durch Versetzung war ein Sergeant nach Simboga gekommen, welcher noch nicht lange die mütterliche Fettweide daheim in Friesland verlassen hatte und deshalb mit einer strotzenden Gesundheit und Leibesfülle hier ankam, welche den Neid verschiedener leberkranker Collegen erweckte, um so mehr, da er an der gemeinschaftlichen Unterofficierstafel eine Klinge schlug, welche eher eine Zunahme als eine Verminderung seines Umfanges erwarten ließ. Es hatte zwar nicht an warnenden Bemerkungen gefehlt, aber der edle Friese ging unbesorgt und gottvergnügt in der Umgegend und auf dem Markt spazieren, als ob es auf 1000 Meilen in der Runde keine Menschen gäbe, denen der Anblick eines so fetten Bissens den Mund wässerig mache. Doch es sollte anders kommen – zum Glück ohne nachtheilige Folgen für den lebenslustigen jungen Mann.

Jeden Morgen um acht Uhr begeben sich die Feldwebel der Compagnien mit ihren Rapporten vor das Haus des commandirenden Majors, dort werden die täglichen Befehle ausgegeben, dort kommen alle laufenden Sachen zur Regelung. Der Feldwebel der ersten Compagnie, bei welcher der dicke Friesländer diente, war durch Krankheit verhindert, selbst zum Rapport zu gehen, und deshalb mußte Sergeant Fischer – so hieß nämlich unser Freund – den Dienst an dessen Stelle wahrnehmen.

Der Major war noch in Innern seines Hauses beschäftigt; die Feldwebel plauderten unter einander über das eintönige Leben im Fort; kein Mensch dachte an eine aufheiternde Unterbrechung. Siehe, da kamen des Weges vier Batakers, welche zwei starke, fette Karbauen (indische Büffel) mit sich führten und augenscheinlich schon einen ziemlichen Weg zurückgelegt hatten, denn Mensch und Vieh schien gleich ermüdet. Vor der Wohnung des Majors, etwas zur Seite von den dort stehenden Unterofficieren, machten sie Halt, kauerten sich auf den Grund und gaben ihren Wunsch zu erkennen, den Major sprechen zu dürfen.

Nach den gewöhnlichen Ceremonien entspann sich folgendes Gespräch zwischen den Batakers und dem Major:

„Was wollt Ihr von mir, Leute? Kann ich Euch in etwas von Nutzen sein?“

„Herr Major, wollen Sie uns nicht erst sagen, ob dies nicht zwei besonders fette und starke Karbauen sind?“

„Gewiß, die Thiere sind fett und stark; es ist nichts dagegen einzuwenden.“

„Gut, Herr Major, wir sind sechs Stunden unterwegs und wollen fragen, ob Sie uns nicht diese Karbauen eintauschen wollen?“

„Eintauschen, gegen was denn?“

„Gegen diesen dicken Menschen da!“

Und schmunzelnd, zungeleckend und lippenschnalzend wiesen alle diese vier Biedermänner zugleich nach dem unglücklichen Sergeanten Fischer. Dieser hatte genug von der Sprache der Bevölkerung gelernt, um den frommen Wunsch vollständig zu begreifen, und befand sich natürlich in einer durchaus nicht angenehmen Stimmung. Zu seiner großen Genugthuung indeß herrschte sogleich der Major mit zornbebender Stimme den Batakers den Befehl zu, sich augenblicklich zu entfernen und sich nie wieder zu unterstehen, mit einer solchen Zumuthung vor ihn zu kommen. Traurig und niedergeschlagen entfernten sich die Diplomaten, deren Sendung so vollkommen mißglückt war, eine Sendung, auf deren Erfüllung wahrscheinlich zu Hause ein ganzes Dorf mit Entzücken wartete, denn der Ruf des außergewöhnlich dicken weißen Mannes war bis in die fernsten Hütten gedrungen, und nicht ohne wirkliche Opfer hatte man sich in dem betreffenden Kampong zu einem solchen Tauschhandel entschlossen. Um so größer wäre freilich auch die Ehre und der Genuß im Falle des Gelingens gewesen.

Sergeant Fischer bekam sofort Zimmerarrest auf unbestimmte Zeit, und wohl nie ist einer solchen Maßregel stricter nachgekommen worden, als durch ihn; er verließ sein Zimmer nur im äußersten Nothfalle; zu einem seiner früheren geliebten Spaziergänge nach dem Markt hätte er sich nicht für hundert Gulden entschließen können. Mit dem nächsten Dampfboote, welches in Simboga anlegte, verließ Sergeant Fischer diesen Ort, um in eine Garnison auf Java zu gehen, wo seine Fülle keine menschenfresserischen Gelüste anregte.

Vorstehendes habe ich erzählen hören, jedoch von Personen, an deren Glaubwürdigkeit ich nicht im Geringsten zweifle; das jetzt Folgende habe ich jedoch persönlich mitgemacht, und die Erinnerungen daran treten mir jetzt beim Niederschreiben, wo ich gut und trocken im Sicheren sitze, wieder doppelt grauenhaft vor den Geist.

Der Major hatte Ordre empfangen, in den ferner im Gebirge gelegenen Kampongs wieder einmal die Erinnerung an das holländische Gouvernement etwas aufzufrischen und zwar durch Absendung einer größeren Patrouille, welche den Kampongs-Oberhäuptern eine Einladung nach Simboga überbringen sollte. Die Stärke der Patrouille belief sich auf dreißig javanische Soldaten und einen europäischen Sergeanten Namens Wester; commandirt wurde dieselbe durch den europäischen Lieutenant K…, welcher noch zwei Batakers als Führer bei sich hatte; meine Wenigkeit schloß sich den zwei Europäern als Dritter im Bunde an und zwar lediglich in der Eigenschaft als „Schlachtenbummler“, um einen terminus technicus von 1870 zu gebrauchen. Die nöthigen Lebensmittel für acht Tage wurden durch Tragpferde fortgebracht, welche auch die Bagage und sonstigen Sachen trugen; an Bedienten hatte jeder von uns drei Europäern je einen mitgenommen, welche zugleich verpflichtet waren, ein wachsames Auge auf die Tragpferde zu haben; aus verschiedenen Gründen hatten sowohl der Lieutenant wie ich uns entschlossen, nicht zu reiten, sondern den Marsch zu Fuß mitzumachen.

Ich mag nicht unerwähnt lassen, daß Lieutenant K…, obschon bereits fünf Jahre in Indien, doch erst seit acht Monaten sich auf Simboga befand, Sergeant Wester dagegen war bereits ziemlich sechs Jahre auf Simboga stationirt und kannte sowohl Sitten wie Sprache der Batakers vollständig; auch unter den javanischen Soldaten waren einige, welche durch langjährigen Aufenthalt und Umgang mit Batakers uns über Verschiedenes gute Auskunft zu geben im Stande waren.

Ohne besondere meldenswerthe Vorfälle waren wir bereits drei Tage marschirt, hatten in den betreffenden größeren Kampongs die Einladung, nach Simboga zu kommen, an die Häuptlinge abgegeben und stets die Nächte im Freien zugebracht; die Einwohner [489] waren uns zwar nicht ausgesprochen feindlich gesinnt, doch bin ich überzeugt, daß sie unsern Abmarsch stets lieber sahen als unsern Einzug. Am vierten Tag jedoch sagten uns die Führer, daß wir diese Nacht in einem Kampong zubringen müßten, wo das Stammesoberhaupt, ein aufrichtiger Freund des holländischen Gouvernements, es sich zur besonderen Ehre rechnen würde, uns Gastfreundschaft zu erweisen. Auf der Marschroute war das Kampong als das entfernteste Ziel unserer Patrouille bezeichnet; von dort aus sollten wir auf einem anderen Wege den Rückmarsch nach Simboga antreten.

Gegen fünf Uhr des Nachmittags kamen wir denn auch vor dem sehr ausgestreckten und regelmäßig gebauten Kampong an, dessen Einwohnerzahl der Sergeant auf 7000 bis 8000 Seelen schätzte, eine Berechnung, welche durch unsere Führer bestätigt wurde. Wir warteten außerhalb des Orts einige Zeit, bis das betreffende Oberhaupt Kenntniß von unserer Ankunft bekommen hatte. Nach Empfang derselben ließ er nicht lange auf sich warten; er kam uns in Begleitung seiner Würdenträger entgegen und richtete in den gewähltesten Ausdrücken die Bitte an uns, diesen Tag oder so lange wir wollten, bei ihm zuzubringen. Ein so freundliches Anerbieten abzuschlagen, lag durchaus nicht in unserer Absicht, um so weniger, als wir die Versicherung erhielten, daß für die javanischen Soldaten ein großer Schuppen disponibel sei, welcher unmittelbar an das Haus grenze, welches wir bewohnen sollten, und als dieses Haus mit der Wohnung unseres Gastherrn identisch war.

Beim Einmarsch in das Kampong fiel uns Allen sofort das rege Leben auf, welches darin herrschte und welches unmöglich allein durch unsere Gegenwart veranlaßt sein konnte; Gruppen festlich geputzter Menschen standen plaudernd vor den Häusern oder gingen fröhlich scherzend von einem Theil des Kampong zum andern; vor den meisten Wohnungen standen oder saßen die Frauen um die Feuerherde, auf denen dampfende Kessel standen.

Der Sergeant theilte mir und dem Lieutenant seine Vermuthung mit, daß wir wahrscheinlich zu einer ungelegenen Zeit gekommen seien, da allem Anschein nach ein Fest gefeiert werde, für dessen Fortgang unsere Anwesenheit störend erscheine. Der Lieutenant war derselben Meinung und fragte den neben ihm gehenden Häuptling nach der Ursache des ungewöhnlichen Lebens, zugleich den Wunsch ausdrückend, daß, wenn die Bevölkerung ein Fest feiern wolle, sie sich durch uns davon durchaus nicht sollte abhalten lassen. Höflichst dankend für die Zuvorkommenheit des Lieutenants, erzählte uns nun das Stammeshaupt, daß heute allerdings ein besonderer Festtag für das Kampong und besonders für ihn selbst sei, da ein neues Haus, welches er für sich und die Seinigen habe bauen lassen, seit gestern vollendet sei und heute Abend durch ihn mit Familie eingeweiht werden solle.

Für mich war diese Mittheilung höchst interessant, da ich hoffen konnte, dabei einige besondere Wahrnehmungen machen zu können, ein Blick jedoch auf die Gesichter meiner Begleiter brachte mich auf die Vermuthung, daß hinter der harmlosen Festlichkeit wohl etwas Besonderes stecken müsse. Ich bat um Aufklärung, und der Sergeant gab mir zu verstehen, daß die Einweihung eines neuen Hauses zu den größten Festlichkeiten der Batakvölker gehöre, bei jeder Festlichkeit jedoch seien einige Leckereien unumgänglich nothwendig, welche sowohl die europäische Civilisation wie auch das gewöhnlichste menschliche Gefühl verabscheue. Bevor ich jedoch weitere Erklärungen erhalten konnte, zeigte der Häuptling auf ein sehr stattliches Gebäude hin, welches, mit Gallerien und starken hölzernen Pfeilern versehen, festlich geschmückt war, und lud uns ein, ihm zu folgen und auf kühlen Matten unter der Veranda Platz zu nehmen.

Der Lieutenant ging zuvor mit dem Sergeanten nach dem etwas abseits gelegenen großen Schuppen, überzeugte sich, daß die Mannschaften gut untergebracht waren, gab die nöthigen Ordres für die Schildwachen, und bald saßen oder vielmehr lagen wir auf den bequemen Matten, unsere zusammengerollten Decken als Kopfkissen gebrauchend. Unser Sergeant schien heute besonders unruhig zu sein; kaum hatte er sich ein wenig ausgeruht, so begann er mit der Nase in den Wind zu schnüffeln wie ein gut dressirter Jagdhund; er schlenderte scheinbar harmlos längs der Vorgallerie herum und schien die Absicht zu haben, sich durch eine zufällige Wendung bis nach der Küche hinzuschlängeln, aber so schlau er auch dieses Manöver auszuführen versuchte, mißglückte es doch vollständig; die inländischen Damen, welche daselbst mit Kochen und Braten beschäftigt waren, schienen diese Topfguckerei für vollständig überflüssig zu halten und verschwanden mit den ganzen Küchengeräthschaften hinter einer Schutzwand von Bambus. Dorthin zu folgen schien nicht räthlich, und so kam er denn mit einem höchst mißvergnügten Gesicht zu uns zurück, das sich jedoch sofort aufhellte, als unsere Diener mit einigen Flaschen Portwein anlangten und er auf unsere Einladung an deren Vertilgung theilnehmen konnte.

Unser Gastherr hatte sich inzwischen durch seinen ältesten Sohn bei uns entschuldigen lassen, da die Vorbereitungen zum Feste seine Gegenwart erforderten. Nach kurzer Dämmerung war inzwischen vollständige Dunkelheit eingetreten, und vor der Gallerie waren verschiedene Eingeborene mit dem Einrammen von Bambuspfählen beschäftigt, um daran die nöthigen Beleuchtungsgegenstände anbringen zu können. Diener in einer Art von Galalivrée hatten für uns ein Ding wie einen Tisch hergerichtet und kleine geflochtene Rohrsessel darum gestellt; Schüsseln mit gedämpftem Reis und dazu gehörige Sauce, in welcher verschiedene Gemüse gekocht waren, sowie einige gebratene Hühner und Fisch mit dem nöthigen spanischen Pfeffer bildeten unsere Abendmahlzeit, und als Dessert gab es Pisang, Ananas und andere Früchte; für Getränk hatten wir wohlweislich selbst gesorgt.

Nie werde ich jedoch die verlegenen Gesichter vergessen, mit welchen Alles um mich der Nöthigung unseres inzwischen zurückgekommenen Gastherrn folgte, um seinem Mahle Ehre anzuthun; ein Verschmähen wäre arge Beleidigung gewesen, welche leicht unangenehme Folgen für uns hätte haben können. Der Sergeant war der Erste, welcher das peinliche Schweigen unterbrach und eines von den Hühnern auf seinen Holzteller nahm. „Lieutenant,“ begann er, „ich glaube mit vollständiger Sicherheit annehmen zu können, daß der gebratene Gegenstand, welchen ich hier vor mir auf meinem Teller habe, im Leben ein veritables Huhn und nichts Anderes gewesen ist. Knochenbau und Fleisch lassen mich diese Behauptung als unzweifelhaft aufstellen, wäre dies nicht der Fall, so würde ich wahrhaftig lieber verhungern, als nur einen Bissen davon zu mir nehmen.“

Da Niemand von uns einen gegründeten Gegenbeweis beibringen konnte, so wurde stillschweigend angenommen, daß der Sergeant Recht habe; wir folgten seinem Beispiel, ließen uns die wirklich sehr gut zubereiteten „Backhändl“ bestens schmecken und würzten dieselben durch den Genuß eines guten Glases Porto blanco. In Indien ist jedoch der Reis das Hauptnahrungsmittel, und die gefüllte Schüssel stand noch immer vor uns, und zwar deswegen, weil trockener Reis allein nicht zu genießen ist, sondern den Gebrauch der gleichfalls auf der Tafel stehenden Sauce nothwendig macht, Aussehen sowie Geruch derselben jedoch uns starkes Mißtrauen einflößte. Niemand wollte indessen seinem Argwohn Worte geben.

„Sergeant,“ begann diesmal der Lieutenant, „wollen Sie keinen Gebrauch von Reis und Sauce machen? Mich dünkt, der Reis ist von bester Qualität.“

„Gewiß, Lieutenant, ich zweifle nicht im Geringsten daran, daß dieser Reis ausgezeichnet ist. Was hingegen die Sauce betrifft, so möchte ich vorher gern von Ihnen die Versicherung hören, daß Sie nicht den geringsten Argwohn haben mit Bezug auf den Ursprung der Bouillon und die verschiedenen Fetttheile, welche ich darin herum schwimmen sehe.“

„Sergeant,“ entgegnete der Lieutenant, „was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß; ich glaube annehmen zu können, daß die von Ihnen angezweifelten Fleischtheile sicher von einem fetten Büffel herrühren, welcher zur Ehre des Festes geschlachtet wurde, und keineswegs, wie Sie zu vermuthen scheinen, von einem aufrechtgehenden Geschöpfe Gottes.“

„Meine Herren,“ mengte ich mich jetzt in das Gespräch, „ich gebe Ihnen die heilige Versicherung, daß ich von dieser Sauce, nach dem eben von Ihnen geführten Discours, keinen Tropfen genießen werde, um so weniger, da ich bestimmt gesehen habe, daß unser Theil aus derselben Schüssel genommen wurde, welche dort soeben zum Gebrauch für unsern Gastherrn mit Familie aufgetragen wird.“

Stillschweigend legten wir unsere mitgebrachten Messer und Gabeln nieder; auch der Fisch fand keine Gnade mehr vor unseren Augen, dagegen begann eine lebhafte Attaque auf Pisang und [490] Ananas, da hinsichtlich dieser Früchte nicht der geringste Grund für irgendwelchen Argwohn vorhanden war; unser Hunger wurde dadurch vollständig gestillt, und während die Diener die Ueberreste wegräumten, erwarteten wir beim Rauchen einer Cigarre den Beginn der Tanzvorstellung.

Der Lieutenant gab inzwischen dem Sergeanten Befehl, den Mannschaften im Schuppen einige Verhaltungsmaßregeln zu ertheilen; dieser begab sich dorthin und passirte im Zurückgehen auch die vor der Veranda aufgestellten Beleuchtungsgegenstände; wir sahen von unsern Matten aus, wie er langsam schlendernd plötzlich Halt machte, einige der mit Oel gefüllten Schalen genauer in Augenschein nahm und dann, die aufgestellte Reihe entlang gehend, sich wieder zu uns verfügte.

„Lieutenant,“ rapportirte er, „da habe ich eine schöne Entdeckung gemacht, bitte, unternehmen Sie doch mit diesem Herrn eine Wanderung längs der dort aufgestellten Laternen und betrachten Sie dabei sowohl die Träger der Oelschalen wie auch diese selbst! Es wird Sie nicht reuen; es ist wirklich sehr interessant zu sehen; nur möchte ich Ihnen rathen, es scheinbar absichtslos zu thun und keine Ueberraschung merken zu lassen.“

Neugierig wollte ich sofort aufspringen, doch der Lieutenant, welcher eine ziemlich richtige Vermuthung zu haben schien, ersuchte mich, noch etwas zu warten und erst mit ihm nach dem Schuppen zu gehen, wo die Soldaten logirten, um von dort aus wie zufällig unsere Nachforschungen anzustellen. Ich folgte natürlich seinem Rath; wir überzeugten uns, daß die Mannschaften gute Schlafplätze hatten, und promenirten dann die Veranda entlang bis zu den ominösen Lichtschalen; was ich hier sah, werde ich nie vergessen. Ungefähr zehn Schritte von der Gallerie weg waren mannshohe Bambuspfähle in den Grund geschlagen, auf deren zugespitztem Ende je eine menschliche Hand stak, welche ein wenig unterhalb des Gelenkes vom Arme abgehackt war. Die Fingerspitzen, mit Ausnahme des Daumens, waren mit scharfen Dornen durchstochen; darum gewundener Bast, nach unten straff angezogen, nöthigte die Handfläche offen zu bleiben und ermöglichte dadurch das Aufstellen von mit Oel gefüllten Schalen, in welchen ein Docht zum Brennen lag. Die Schale, vor welcher ich stand, war die Hälfte einer Cocosnuß, doch rechts davon war an deren Stelle die obere Schädeldecke eines Menschen getreten; wir zählten zehn Hände und fünf Schädel, jeder weitere Commentar war natürlich überflüssig.

Es kostete sowohl mir wie dem Lieutenant ziemliche Mühe, bei diesem scheußlichen Anblick unsere Ruhe zu bewahren, und doch war dies entschieden nothwendig, wenn wir uns nicht in Unannehmlichkeiten verwickeln wollten; directe Gefahr bestand zwar für uns durchaus nicht, da wir selbst im ärgsten Fall mit unsern dreißig Bajonneten das ganze Kampong in Respect halten konnten, doch gehörte es zu den strengsten Instructionen des Patrouille-Commandanten, nicht nur jeden Conflict zu vermeiden, sondern durch möglichstes Zuvorkommen der Bevölkerung Vertrauen einzuflößen. Obgleich wir uns, wie gesagt, bemühten, durch keinerlei äußerliche Zeichen unsern Abscheu zu verrathen, so hatte unser Gastherr doch Lunte gerochen. Mit dem harmlosesten Gesichte der Welt kam dieser Biedermann auf uns zu, sich keineswegs wegen des Geschehenen entschuldigend, sondern nur den Schwerpunkt darauf legend, daß es keine orang blanda (weiße Menschen) seien, deren Fleisch er mit den Seinigen sich heute habe gut schmecken lassen. Ein gewisser wehmüthiger Zug, welcher dabei sein Gesicht durchzuckte, schien mich zu der Annahme zu berechtigen, daß ihm der Genuß von orang blanda keineswegs fremd sei, daß er im Gegentheil sehr gut den Unterschied zu würdigen wisse, welcher zwischen einem zähen Eingeborenen und einem saftigen Europäer besteht. Wie dem auch sei – wir setzten ein möglichst diplomatisches Gesicht auf und thaten, als ob uns die ganze Geschichte sehr gleichgültig sei; ändern konnten wir doch nichts daran.

Die Vorbereitungen zum Tanz waren inzwischen so weit gediehen, daß mit dem Beginn nur auf uns gewartet wurde; nachdem wir unsere Plätze wieder eingenommen hatten, klatschte der Häuptling in die Hände; Gamelang und Gong-Gong eröffneten ihr ohrenbetäubendes Concert, und drei Bataksche Schöne, den nackten Oberkörper reichlich mit weißer und gelber Farbe bemalt, mit Ringen und Goldplättchen um Hals, Arme und Beine, begannen laut singend zu tanzen.

Bei allen Völkern des indischen Archipels bildet der Tanz den Glanzpunkt jedes Festes, nicht daß sich Jedermann daran betheiligte, nein, nur das Sehen der rhythmischen Bewegung und der begleitende Vortrag alter Heldengesänge, wodurch Auge und Ohr der Anwesenden gleich angenehm beschäftigt wird, gewährt den Reiz; die Tänzerinnen stehen gewöhnlich außerhalb der sogenannten Gesellschaft, und das Verhältniß ist genau dasselbe, wie es früher in Europa zwischen wandernden Komödianten und einer ehrenwerthen Bürgerfamilie bestand.

Schade nur, daß für uns Europäer der Wortlaut des Gesanges vollständig unverständlich blieb; der malayischen Sprache, welche überall im indischen Archipel neben der gewöhnlichen Volkssprache Bürgerrecht hat, waren wir zwar vollkommen mächtig, der Vortrag wurde jedoch in einem Idiom gehalten, welches vielleicht vor vielen Hunderten von Jahren bei den alten Batakern gebräuchlich und uns deshalb unbekannt war. Auf eine Verdolmetschung durch unsern Gastherrn war nicht zu rechnen, da derselbe so vollständig durch den Gesang eingenommen schien, daß er für nichts Anderes Auge und Ohr harte; unser Genuß war deshalb auch nicht bedeutend, und nach einer verabschiedenden Verbeugung gegen die Festgeber, welche höflich erwidert wurde, begaben wir uns in die bereit gehaltenen Gemächer, wo wir, beschützt durch eine Schildwache, bald in ruhigen Schlaf versanken.

Der andere Morgen fand uns frisch und munter, bereit, den Rückweg anzutreten; das Stammeshaupt hatte die Einladung nach Simboga angenommen, und wir, auf ein angebotenes Frühstück einstimmig verzichtend, begannen unsern Marsch nicht ohne das Gefühl einer gewissen Dankbarkeit gegen die Vorsehung, welche uns so glücklich vor dem Genuß eines Products Batakscher Kochkunst bewahrt hatte. Wir passirten diesen und die darauf folgenden Tage noch mehrere Kampongs, ohne jedoch von der angebotenen Gastfreundschaft Gebrauch zu machen; der Anblick großer Kessel auf Feuerherden war genügend, um uns einen gelinden Grusel einzujagen, um so mehr, als der Sergeant ein gewisses Vergnügen daran fand, durch Vermuthungen, welche höchst wahrscheinlich der Wahrheit ziemlich nahe kamen, die Erinnerungen an unser Nachtquartier nicht einschlafen zu lassen. Endlich bekamen wir am Abend des siebenten Marschtages Simboga wieder zu Gesicht; ein flinker Marsch brachte uns dahin, und inmitten der befreundeten Officiere erzählten wir unsere Abenteuer. Bald nachher sagte ich Simboga und den fatalen Batakers Lebewohl, um mein Standquartier auf Java zu nehmen.

R. K.




Aus dem Teutoburger Walde.


Wenn man, dem Laufe der Weser aufwärts folgend, durch die Porta Westphalica in das Gebiet des Wesergebirges eintritt, so wird das Auge von einem Gebirgszuge gefesselt, welcher sich in malerischen kräftigen Formen am südlichen Horizonte emporhebt. Auf einem seiner höchsten Bergrücken bemerkt man deutlich eine Figur, die sich scharf am Himmel abzeichnet: das Hermanns-Denkmal, das Wahrzeichen des Teutoburger Waldes.

Gewiß ist kein deutsches Gebirge so wenig gekannt und bisher so wenig besucht worden, wie gerade der Teutoburger Wald; es mag dies seinen Grund wesentlich darin haben, daß er abseits der großen Heerstraßen liegt, welche die Touristen zu wandern pflegen, denn an romantischer, ganz eigenartiger Schönheit steht er den anderen deutschen Gebirgen durchaus nicht nach – dagegen überragt er sie alle weit in einer Hinsicht: in der historischen Bedeutung, in jenem gesteigerten Interesse, mit welchem gewaltige Ereignisse der Geschichte eine Gegend zu verklären vermögen.

Denn gerade die gegen die Romanen gerichteten Kämpfe unseres Jahrhunderts haben es unserem Bewußtsein nahe gerückt, daß die Varus-Schlacht im Teutoburger Walde die Basis für

[491] alle späteren Kämpfe und Siege schuf – sie zog die Grenze zwischen beiden Welten, sie trennte die germanische für immer von der romanischen; mit ihr erhält überhaupt die Geschichte unseres Volkes erst Fleisch und Blut. Aber auch daß jenes Ereigniß in einem von Geschichte, Sage und Poesie so verklärten Lichte vor uns steht, daran hat der Teutoburger Wald seinen Hauptantheil. Die Waldschlacht ist es, die furchtbare dreitägige, umtobt von Sturm und Wetter, mitten in der ganzen ursprünglichen Wildheit des Urwaldes, welche unsere Phantasie mächtig bewegt.

Während aber in den deutschen Wäldern die Feuer aufflammten, an denen die Germanen ihren Göttern für den Sieg über das Römervolk blutige Dankopfer spendeten, wandelte der schon auf Erden, dessen Lehre die Götter aus ihren Hainen vertreiben und der Gesittung und Cultur den Weg dahin bahnen sollte, und als achthundert Jahre darnach abermals die Wahlschlacht in den Schluchten des Teutoburger Waldes tobte, da waren es nicht die römischen Adler, welche dem aurückenden Heere voran zogen, sondern das Kreuz, und der es trug, war jener Mann, welcher, wie in ganz Europa, so auch hier allenthalben in Niederdeutschland die Spuren seines Auftretens tief in die Erinnerung und Sage des Volkes eingedrückt hat – Karl der Große. Da, wo jetzt die Trümmer der Iburg den Berg krönen, schlug er nach blutigem Ringen mit den tapferen Sachsen ungleich die Irmen-Säule zu Boden, und die heidnische Welt erlag der christlichen.

Von da ab bewegt sich die Geschichte des Teutoburger Waldes in engern Bahnen, im Anschluß an das Geschick der Lippischen Herren. Als hätten die Berge nach dem Gewaltigen, das sie gesehen, verschmäht, Ritterburgen zu tragen, die Zeugen des brutalen Egoismus und der tiefsten Ohnmacht des Reiches – so finden wir kein Bauwerk dieser Art im Gebirge, mit Ausnahme der von den Lippischen Herren erbauten Falkenburg, aber auch von deren Existenz zeugen nur noch wenige bemooste Steine, und längst hat der hochgewölbte Buchenwald wieder von dem Boden Besitz ergriffen. Ebenso wenig finden sich Rittersitze im angrenzenden flachen Lande, da der Adel entweder als Burgmannschaft in den landesherrlichen Schlössern, oder aber in den Städten saß.

An prächtigen Schlupfwinkeln und Plätzen für Raubschlösser hätte es in diesem wilden Gebirge nicht gefehlt, das sich seine frische Ursprünglichteit in hervorragender Weise bewahrt hat. Nirgend sanft geschwungene Thäler mit Dorf-Idyllen darin, nirgend scharfkantige Höhenprofile, überall waldige Bergrücken von markigen, gedrungenen Formen, Schulter an Schulter gedrängt, sodaß nur Raum bleibt hier für eine enge Schlucht, dort für ein tiefschattiges Waldthal, in langgestreckter Colonne wie eine Schaar alter Recken von Süd nach Nord ziehend und trotzig weit hinaus über die norddeutsche Tiefebene nach Westen hin schauend, als hielten sie noch heute die Wacht gegen die Römerwelt, wie sie es vor neunzehnhundert Jahren thaten. Und weit, weither aus blauer Ferne wirkt der Brocken herüber, als erinnere er an alte Cameradschaft in jenen Zeiten, wo sie noch die äußersten Vorposten des deutschen Hochlandes gegen das Weltmeer bildeten, das zu ihren Füßen brandete.

Dichter, mächtiger Laubwald bedeckt das ganze Gebirge, Buchenwälder von seltener Schönheit, darunter häufig Stämme von kolossalem Umfange, Eichen, welche mit den Riesen des Hasbruch in die Schranken treten können, an den Abhängen der Wetterseite vom Sturme zerzaust und vom Blitze gespalten, zwischen den Stämmen aber – und das giebt dem Walde den frischen urwüchsigen Charakter – ein Unterholz, wie es in seiner Mannigfaltigkeit und malerischen Schönheit von keinem andern deutschen Gebirge übertroffen wird. Zwischen mürrischen, oft zu Baumhöhe emporwachsenden, blaugrünen Distelbüschen quillt eine Fülle prächtiger Farren von Manneslänge, Brombeergebüsche, wilde Rosen etc. hervor; Pilze – darunter Steinpilze von oft mehr als siebenzig Centimeter im Umfange – bedecken überall den weichen Moosboden und aus all dem Gewirr einer reichen Vegetation ragen in düsterem Ernste die dunkeln, immergrünen Wachholderbüsche empor; ihre Geschlechter beherrschen die Gegend, namentlich da, wo sie einen haideartigen Charakter annimmt, derart, daß die Landschaft oft das Bild einer alten cypressenbewachsenen Gräberstätte darbietet; wie denn überhaupt ein Zug diesen Ernstes durch die ganze landschaftliche Scenerie des Teutoburger Waldes geht.

Besonders schön ist die herbstliche Stimmung, wenn der Wald seinen goldenen Mantel anzulegen beginnt, die Thäler dampfen, Wolkengeschwader die Bergrücken umziehen und überall die Schluchten von dem zornigen „Röhren“ der Hirsche widerhallen – denn das wilde Sennerroß und der Hirsch sind bis in unsere Zeit die Herren des Waldes gewesen, und noch heute wird man selten den Weg durch denselben nehmen, ohne wiederholt auf Wild, oft auf Rudel von zwanzig bis dreißig Stück, zu stoßen.

Geographisch gefaßt, ist der Teutoburger Wald ein über zwanzig Meilen langes, verhältnißmäßig schmales und im Wesentlichen in drei Parallelketten vom Thale der Diemel im Süden bis nach Ibbenbüren im Norden sich hinziehendes Gebirge, dessen höchste Spitze, Velmer Stoot, eine Höhe von 467 Meter über dem Meere hat. In der Hauptsache besteht das Gebirge aus Sandstein; nur die beiden Seitenzüge weisen auch Kalk auf. Ein eigenthümliches Ding ist es bekanntlich um den Namen für diesen Gebirgszug. Weder die Geschichte seit Karl dem Großen, noch die anwohnende Bevölkerung kennt einen „Teutoburger Wald“; zur Zeit Karl’s des Großen hieß das Gebirge Osning oder Osnegge, woraus später Egge wurde und der Name „Große Egge“ für eine kleine Strecke in der Nähe der Externsteine. Die Bezeichnung Osninge erscheint noch in einer Urkunde von 1405. Jetzt führen die verschiedenen Abschnitte des Gebirges verschiedene Einzelnamen. Indessen fehlt es, wie das Folgende zeigen wird, keineswegs an Spuren des durch Tacitus und seinen Bericht über die Varus-Schlacht in jüngerer Zeit populär gewordenen Namens.

Von Süden her naht man sich dem Teutoburger Walde über Paderborn, Altenbeken, von Westen über Bielefeld, von Norden über Minden, Herford, von Osten und Südosten über Hannover. Von allen diesen Richtungen führen Straßen, welche sich in Detmold treffen, und der Besucher des Teutoburger Waldes wird gut thun, einer derselben dahin zu folgen und von Detmold aus die Touren in’s Gebirge zu unternehmen da gerade die Strecken südlich und nördlich davon, welche wir bei unserer Schilderung speziell im Auge haben und welche dem „lippischen Wald“ oder, wie das Volk einfach sagt, „dem Wald“ angehören, die schönsten Partien ausweisen.

Detmold ist ein freundliches Städtchen, das sich von den anderen Orten des lippischen Landes durch das modernere Aeußere unterscheidet, ein Umstand, der zum Theil durch wiederholte große Brände im fünfzehnten und sechszehnten Jahrhundert zu erklären ist, zum Theil aber auch seinen Grund im Charakter der Residenzstadt hat, zu der es im Anfang des sechszehnten Jahrhunderts erhoben wurde. Das interessanteste und älteste Gebäude Detmolds ist das Schloß, welches einen ebenso malerischen wie imposanten Anblick gewährt. Sonst ist etwa das dortige Museum, das manches werthvolle Material aus dem Lande selbst birgt, bemerkenswerth; auch eine trefflich verwaltete Bibliothek. Bedeutsam ist der Name der Stadt; das einstige „Theotmalli“ gehört neben anderen Oertlichkeiten in seiner Umgebung zu den Zeugnissen, daß hier der Kern des Begriffs „Teutoburger Wald“ zu suchen, daß hier in der Nähe die Varus-Schlacht geschlagen worden ist.

Die Thalmulde, in welcher die Stadt liegt, hat nach dem Gebirge zu einen durch die Berlebeck gebildeten tieferen Einschnitt, und quer vor dessen Mündung erhebt sich die Grotenburg, der Berg des Hermanns-Denkmals, welcher, isolirt aus dem Gebirgszug heraustretend, weithin die Gegend beherrscht. Um den Fuß desselben liegen mehrere uralte Bauernhöfe bei denen sich einige drei Fuß dicke und gegen vierzig Fuß hohe steinerne Vertheidigungsthürme aus alter Zeit erhalten haben, die an die Bezeichnung „Burg“ erinnern. Zwei von diesen Höfen werden noch im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert wiederholt in Urkunden als „in dem Toyt“ und „to dem Toit“ belegen angegeben, und der eine Hof (da, wo der Weg nach dem Hermanns-Denkmal von der Chaussee abbiegt, liegt er unmittelbar zur Linken) heißt jetzt der Tötehof. Wir sehen, wie eng gerade die Grotenburg mit der Bezeichnung „Teutoburger Wald“ verknüpft ist, wenn schon auch anderwärts am Gebirge der Name Teut vorkommt. Für die Bedeutung des Berges spricht ferner der auf dem zweiten Drittel der Höhe gelegene Hünenrings; er heißt der kleine, weil ursprünglich der Berg da, wo das Denkmal gegenwärtig steht, früher einen bei Weitem größeren trug, von dem nur ein kaum

[492]
Externsteine.
Detmolder Schloß.
Berlebeck.
Dörenschlucht.
Haidenthal mit Blick auf den nördlichen Teutoburger Wald.
Detmold und die Grotenburg.
Donoper Teich.
Lopshorn.
Winfeld.
Bilder aus dem Teutoburger Walde. Nach der Natur gezeichnet von F. Lindner.

[493] WS: Das Bild wurde auf der vorherigen Seite zusammengesetzt. [494] bemerkter Ueberrest vorhanden ist. Der Untere stellt ein von einem Graben umgebenes Parallelogramm dar, dessen Wände noch gegen fünfzehn Fuß hoch sind, und ist aus großen Bruchsteinen aufgeführt. Aehnliche Ringwälle finden sich auch auf dem Tönsberge und der Herlingsburg bei Schieder; sie gehören in die Reihe dieser an mehreren Orten Niederdeutschlands bis zur Meeresküste sich findenden sonderbaren Befestigungen (eine der bedeutendsten ist die Pipins-Burg im Lande Wursten), deren Ursprung bis jetzt völlig unaufgeklärt ist; hier auf der Grotenburg kommt hinzu, daß sich zugleich zwei derartige Befestigungen finden, von denen die eine sich förmlich wie ein Außenwerk zur andern verhält.

Die Schilderung des Denkmals unterlassen wir; sie hat seiner Zeit überall und auch in der „Gartenlaube“ ihren Platz gefunden. (Siehe Jahrg. 1853 S. 120; Jahrg. 1860, S. 605; Jahrg. 1872, S. 441; Jahrg. 1875, S. 357, 638.) Doch können wir nicht ohne ein Wort pietätvoller Erinnerung an dem Blockhäuschen vorübergehen, das zur Rechten des Weges im Schatten der Bäume liegt; hier schuf Bandel mit deutschem Idealismus und germanischer Zähigkeit an seiner patriotischen Lebensaufgabe, der Herstellung seines „Hermann“; wenn der Frühling in die Berge kam, dann stieg auch er zu seinem Berge hinauf – jetzt ist das Häuschen verschlossen; der hier den Meißel schwang, ruht für immer aus von dem Streben und Ringen seines Lebens, aber ihm war doch vor seinem Ende noch das Glück beschieden, sein Werk vollendet und von Kaiser und Nation gefeiert zu sehen.

Von der Gallerie des Denkmals genießt man einen außerordentlich schönen Rundblick; zu unsern Füßen nach Süden und Westen hin liegen die gewölbten Bergrücken und die dunklen Thäler des Gebirges, dessen malerischen Zug wir bis über Bielefeld hinaus verfolgen können; im Westen dehnt sich die westfälische Ebene, nördlich mit der Porta Westphalica beginnend, das ganze den Horizont umfassende Wesergebirge und näher heran das Werrethal mit Herford, Salzufeln und Lemgo. Oestlich erhebt sich der stattliche Köterberg, während weiterhin im Süden der Habichtswald in Hessen und südwestlich sogar die rheinischen Berge in bläulicher Ferne den Horizont abschließen.

Nach Westen die Grotenburg niedersteigend, gelangen wir in das von herrlichen Buchen bestandene Haidenthal, eines der schönsten des Gebirges, das sich nach Norden öffnet. Dieser Richtung folgend, zur Rechten das anmuthig am Abhange der Grotenburg gelegene Dorf Hiddesen, zur Linken einen den niederdeutschen Charakter stark hervorhebenden Haiderücken mit malerischen Sandstürzen, erreichen wir die von Eichen, Buchen, Tannen dicht beschattete Lopshorner Chaussee, die uns zu dem Donoper Teiche führt. Wem es jedoch auf einen kleinen Umweg nicht ankommt, ganz besonders aber derjenige, welcher, mit der Geschichte der Römerkämpfe vertraut, die Schilderung der Wälder und verhängnißvollen Sümpfe kennt, die das Grauen der Römer hervorriefen, der nehme unter Führung eines Hiddeser (denn sonst ist es gefährlich) den Weg quer durch das Bent, ein sumpfiges Moor, nach dem kahlen Eheberge; er wird sich plötzlich mitten in eine an jene Schilderung erinnernde Scenerie versetzt sehen – düsterer, braunschwarzer Moorboden, hier zwischen Sumpfgras und einem wilden Gewirr von Farren, Disteln und Wachholderbüschen in Sumpflachen hervortretend, dort dem Auge Massen eigenthümlicher beerentragender Höcker und kleine Teiche bräunlichen Wassers bietend, von haidekrautbewachsenen Sanddünen umgeben, zwischen denen nach Norden zu einige Hünengräber liegen.

Der Donoper Teich ist ein anmuthig in der Tiefe zwischen Nadel- und Laubholz gelegenes stilles Gewässer, das namentlich einen stimmungsvollen Eindruck macht, wenn auf dem nahen Bergrücken die untergehende Sonne ruht und im Glanz derselben die Grotenburg mit dem Hermanns-Denkmal herüberwinkt. In der Nähe des Teiches sprudeln Quellen, darunter eine eisenhaltige, aus dem Boden. Haben wir von hier aus eine Nadelholzwaldung durchschritten, so befinden wir uns plötzlich vor einer ganz anderen eigenartigen Scenerie – vor einer öden Haidelandschaft von wilder Großartigkeit; dunkle, von Sandstürzen zerrissene und von Sumpfstrecken umgebene Haidehügel steigen, allmählich zu kleinen Bergen anwachsend, nach dem Gebirge hinan, das in geschwungenen Linien den Horizont abschließt, dieses Terrain aber ist mitten durchbrochen von dem alten, größten und meilenweit einzigen Passe des Gebirges, der Dörenschlucht, welche wohl in den verschiedensten Zeiten der Schauplatz von Kämpfen gewesen ist und wo nach der Clostermeier’schen[WS 1] Ansicht Varus zurückgeworfen und seitwärts in das Gebirge gedrängt wurde, das er nicht wieder verlassen sollte. Auffällig ist es, daß man nicht, wie man vermuthen sollte, Befestigungen dieses wichtigen Passes findet; Nachgrabungen welche in den letzten Jahren stattgefunden haben, ergaben keine Resultate.

Neben der Dörenschlucht ersteigen wir den großen Eheberg, und aus dem Schatten des Buchenwaldes heraustretend, genießen wir einen überraschenden Anblick – zu unsern Füßen senkt sich das Gebirge in eine endlose Ebene hinab, in eine Steppe, die erst in weiter Ferne angebautem Lande Platz macht: die Senne, welche ein Theil der bis an die Ufer der Elbe sich hinziehenden niederdeutschen Haidelandschaft ist. Als verschluckte der Boden das helle Sonnenlicht, so streckt sich die düstere Haidefläche, im prachtvollen Contrast zu den grünen Waldbergen, weit, weithin, bis allmählich die dunklen Farben milder und lichter werden und endlich die Ebene, zu bläulichem Dunst sich anflösend, in den Aether übergeht.

Südwärts führt uns die Straße nach Lopshorn einem Jagdschlößchen mit Meierei, das als Mittelpunkt des berühmten (in Wort und Bild in Nr. 14 dieses Jahrg. dargestellten) Sennergestütes lebhaftes Interesse erweckt. Schon ehe man zu den Gebäuben selbst gelangt, zieht sich ein weiter Kamp der Stüterei neben der Straße hin, von einzelnen alten, mächtigen Eichen bestanden.

Von Lopshorn wenden wir uns über Hartröhren, ein einsames Forsthaus, schattige Waldwege entlang nach dem Winfelde, einer mächtigen Grasfläche, welche, sich vom Kamm des Gebirgs bis zur Senne hinabziehend, dem von Westen Herankommenden schon weithin in’s Auge fällt; von der Höhe derselben hat man einen weiten Blick über die westfälische Ebene nach Münster hin. Vor uns liegt das Quellengebiet der Lippe und der Ems. Weiter nach Südwesten erblicken wir Paderborn, die Bischofsstadt, näher am Gebirg Lippspringe, den für Brustleidende wunderthätigen Badeort, zu Füßen des Winfeldes wieder die Senne.

Nach links den Berg hinuntersteigend, gelangen wir in das Thal der Berlebeck, deren Quellen dicht am Wege, von prächtigen Buchen umstanden, aus einem Felsenschacht hervorsprudeln. Nicht weit davon erhebt sich isolirt der Bergkegel, welcher einst die Falkenburg trug. Dem Laufe der Berlebeck folgend, gelangen wir in das Dorf gleichen Namens, welches, an der Mündung des Thales anmuthig auf den beiden Berghängen gelegen, viel als Sommerfrische benutzt wird. Von Berlebeck wenden wir uns, die Große Egge überschreitend, nach den Externsteinen, oder, wie sie im Volksmunde schlechtweg heißen, „den Steinen“, einer Gruppe von durch Ausspülung grotesk gestalteten Sandsteinkegeln, wie sie die sächsisch-böhmischen Gebirge in großen Massen und von mächtiger Höhe aufweisen. Am malerischsten nehmen sie sich von dem an ihrem Fuße liegenden Teiche aus. Was diesen Felsen in den Augen auch des Fremden einen außerordentlichen Werth verleiht und weshalb sie von Jedem, der den Teutoburger Wald bereist, aufgesucht werden sollten, das sind die berühmten Sculpturen, welche sich an dem einen Felsen befinden. (Eine Ansicht von der Landseite her, sowie eine Abbildung der Sculpturen brachte die „Gartenlaube“ bereits im Jahrg. 1862, S. 380 f.)

Von den Externsteinen sich südlich wendend, gelangt man durch frische, schattige Waldthäler nach Velmer Stoot, der, wie schon gesagt, höchsten Erhebung des Gebirges, und von da zu den bei Veldrom gelegenen drei Höhlen dem Lukenloch, dem Bielstein und dem Hohlenstein, welch letztere Höhle die sehenswertheste ist und bei der sich gleichfalls jene Eigenthümlichkeit der Volkssage wiederholt, welche Höhlen deren Endverlauf man nicht kennt, mit den nächstliegenden bedeutende Orten, Burgen u. dergl. in Verbindung bringt. Bei dieser Höhle hat sich die Sage sogar das ferne Paderborn als Endpunkt ausgewählt.

Für Sommerfrischler, welche in alljährlich zunehmender Anzahl den Teutoburger Wald aufsuchen, bietet derselbe Vorzüge, wie sie sich nur bei sehr wenigen anderen Sommerfrischen finden – erstens eine prächtige Wald- und Gebirgsnatur, zweitens große Billigkeit, und endlich drittens die Vortheile einer Stadt, da Detmold unmittelbar am Fuße des Gebirges liegt.

Es sind überhaupt nur zwei Dörfer, Hiddesen und Berlebeck, [495] welche als Sommerfrischen in Betracht kommen. Das letztere bietet recht eigentlich die Thalidylle, das erstere dagegen, am Abhange der Grotenburg gelegen, bedeutende landschaftliche Reize, weite Blicke in’s Gebirge und bequeme Wege. In beiden Dörfern sind Gasthäuser vorhanden, in denen man gegen billige Tagespension Unterkommen findet, wer aber mit großer Familie eigene Wirthschaft führen will, findet in den Bauernhäusern Sommerwohnungen von allerdings bescheidener Natur und kann alle sonstigen Bedürfnisse, die materiellen wie die geistigen, aus dem nahen Detmold bestreiten. Auf der Grotenburg und den Externsteinen finden abwechselnd Concerte statt. –

Soviel für „Sommerfrischler“ – für Touristen, denen wir überdies Dr. Thorbecke’s vortrefflichen „Führer durch den Teutoburger Wald“ empfehlen, seien zwei Winke gegeben: erstens, daß sie in das Gebirge immer nur Tagespartien von Detmold, als Standquartier, aus unternehmen; denn im Gebirge sind nirgends Orte, wo man bei einem nur einigermaßen starken Fremdenandrang ein gutes oder nur nothdürftiges Nachtlager fände, und es ist auch vor der Hand noch die Befürchtung ausgeschlossen, daß die Romantik durch den Kellnerfrack beeinträchtigt werde. Zweitens: daß man, hat man nur kurze Zeit zur Verfügung, zunächst das durch nachfolgende Punkte bestimmte Gebiet, als das schönste des Gebirges, durchwandere: Detmold, Hiddesen, Dörenschlucht, Eheberg, Lopshorn, Hartröhren, Winfeld, Berlebeck; als Partie für sich: Externsteine (mit Velmer Stoot), da man bei diesen ein gutes Hôtel mit Zimmern für die Nacht vorfindet. Diejenigen Touristen aber, welche gern nicht blos die breiten Wege, sondern auch die weniger betretenen, aber oft um so interessanteren Nebenpfade einschlagen, mögen sich an den besten Kenner des Gebirges, den Besitzer des „Lippischen Hofes“, Herrn Müller, wenden, der ihnen die schönsten Touren Schritt für Schritt vorschreiben wird.

Die Meisten, welche bis jetzt den Teutoburger Wald aufsuchten, kamen, um das Hermanns-Denkmal zu sehen, und staunten nicht wenig, sich vor einer Gebirgswelt zu finden, von deren Schönheit sie bisher gar keine Ahnung gehabt hatten. Wir haben im Vorstehenden versucht, ein Bild derselben in allgemeinen Umrissen zu geben, und wir können dem Leser nur rathen, dasselbe durch eigene Anschauung zu einer lebendigen Erinnerung umzugestalten.

F. Lindner.




Blätter und Blüthen.


Das Düsseldorfer Cornelius-Fest. Von den Enthüllungsfestlichkeiten des Cornelius-Denkmals, welche von der Künstler- und gesammten Bewohnerschaft Düsseldorfs im Beisein des Kaiserenkels Prinzen Wilhelm und zahlreicher Ehrengäste von hoher Stellung im Staate wie in der Kunst, Wissenschaft und Industrie am 24. Juni glanzvoll begangen worden sind, stellt unsere Illustration (auf S. 485) das Nachtstück dar, mit welchem die berühmte Künstlergemeinde des „Malkasten“ die Feier schloß und aus dem Ernst strenggebotener Würde auf das heitere Gebiet des Humors und des freien frohen Künstlerlebens frisch und keck hinüberleitete.

Ist auch die Schilderung jenes Festtages längst durch viele Zeitungen bekannt geworden, so dürfen wir doch bei unseren Lesern, namentlich außerhalb der deutschen Grenzen, nicht allenthalben so viel Kenntniß derselben voraussetzen, als zum Verständniß unserer Abbildung nöthig ist. Wir lassen deshalb einen raschen Ueberblick des Festverlaufes der ausführlicheren Beschreibung des illustrirten Schlußstückes vorangehen.

Die Feier des Tages begann mit einem Festzug, welcher in der „Kurzen Gasse“ das Geburtshaus des Gefeierten, dessen kleine Gedächtnißtafel so lange das einzige Cornelius-Denkmal war, begrüßte und durch mehrere Hauptstraßen zu dem in der Nähe der Königs-Allee und des Schadow-Platzes gelegenen stattlichen Raume gelangte, der als Denkmalsstätte des unsterblichen Meisters gewählt worden ist.

Es versteht sich von selbst, daß Künstlerhände sowohl die Ehrengäste wie die Zugtheilnehmer in malerischen Gruppen um das verhüllte Denkmal aufzustellen wußten. Eine Festhymne (Dichtung von Ludwig Bund, Musik von Tausch) des vortrefflichen städtischen Männergesangvereins leitete die Enthüllungsfeier ein; dann bestieg Professor W. Camphausen die Rednerbühne. Seine Festrede entwarf in großen, glänzenden und farbigen Zügen das Bild vom Geist und Streben, Ringen und Vollbringen des Meisters und schloß mit den weithinschallenden Worten: „Fest, kernig und erzgegossen, wie es im Leben seine Art war, möge sein Standbild, in guter Nachbarschaft mit dem seines ruhm- und verdienstreichen Gefährten Schadow, zu einem neuen, glänzenden Schmucke und Wahrzeichen dieser schönen Düsselstadt werden, ein redendes Symbol der Muse, die ihr nun schon seit Menschenaltern ihre weltberühmte Signatur gegeben hat. Hinab denn, ihr zögernd neidischen Falten, und Ehre für alle Zeiten dem Namen Cornelius!“

Die Hülle sank, und Jubel begrüßte Adolf Donndorf’s Meisterwerk.

Hierauf übergab der Regierungspräsident v. Hagemeister das Denkmal der Stadt. In seiner warmen, durch Rückblicke auf die Geschicke deutscher Nationalität am Rhein gehobenen Rede betonte er, daß Deutschlands Künstlerschaft es gewesen sei, welche die Errichtung des Cornelius-Denkmals als ihre Sache aufgenommen, und daß dieses Denkmal das erste sei, welches die deutsche Nation ihrem Altmeister Cornelius geweiht habe.

Nunmehr übernahm der Oberbürgermeister Becker das Denkmal im Namen der Stadt, die demselben, wie er freudig und stolz aussprach, bereits ihren schönsten Platz eingeräumt und diesen nach des Meisters Namen benannt habe.

Nachdem noch Professor Strähuber aus München im Namen der auswärtigen Künstler seinen Gruß und Dank mit des Gefeierten Lob ausgesprochen, schloß Schiller-Mendelssohn’s „Festgesang an die Künstler“ diesen ersten Theil der Feier.

Den zweiten nahm die Festtafel im prachtvoll geschmückten Kaisersaale der städtischen Tonhalle in Anspruch. Ist es ein Vorzug solcher Festlichkeiten, wenn der Gegenstand der Feier und das Geschick der Tafelredner auf gleicher Höhe stehn, so ragte auch dieser Festtheil würdig hervor. Prinz Wilhelm brachte für den deutschen Kaiser, der Enkel für den Großvater, das erste Hoch aus. Unter den Rednern befand sich auch der greise Ernst Förster aus München.

Nicht unbemerkt darf bleiben, daß zu den Ehrengästen des Festes eine Tochter Schadow’s und Cornelius’ Wittwe mit ihrem zweiten Gemahl, Herrn Cerboni, zählten.

Nachdem der Ehrentag bis dahin mit einer Erhabenheit begangen war, die selbst von der steigenden Begeisterung der Tafelgenossen nicht erschüttert werden konnte, trat am Abend, als dritter und Schlußtheil, die freiere Feier im Dienst der Schönheit in ihre Rechte. Abermals war zur Scenerie der Teich im „Jocobi’schen Garten“ des „Malkastens“, der schon bei den großen „Düsseldorfer Kaisertagen“ (Gartenlaube 1877, S. 69) als Nixenheimath und Geisterlustheim glänzte, gewählt worden. Daß hier die jedes wahre Verdienst verherrlichende Kunst ihr Reich aufgeschlagen habe, bezeugte schon die Ulmen-Allee, die zum Teiche führt. Dort sah man zwölf Transparent-Medaillons in laubumkränzten Rahmen zwischen den Bäumen schweben, und als gegen neun Uhr die Transparent-Lichter entzündet wurden, begrüßten die Festgenossen die geistvollen Züge von Heinrich Heine, Alfred Rethel, Robert Schumann, Mendelssohn W. von Schadow, Grabbe, Friedrich Heinrich Jacobi und Georg Jacobi, Goethe, Herder, vom Grafen Friedrich Stolberg und Immermann, die Alle einst Gäste des Gartens gewesen waren.

Wir lassen nun dieses Cornelius-Fest des „Malkastens“ von einem der Festgenossen (Otto Kirmse) schildern:

„Wie im ‚Malkasten’ alle Factoren zusammenwirken, um solchen Gartenfesten durch Feinheit des Geschmacks, ungewöhnliche Prachtentfaltung und Reichthum der Erfindungsgabe vollendetes Gelingen zu sichern, ist hinlänglich bekannt und hat sich bei dem Kaiserfeste von 1877 auf das Glänzendste bethätigt.

Das Fest am 24. Juni bot einen derartigen Farben- und Gestaltenreichthum, daß der kurzbemessene Raum dieser Zeilen nur die flüchtige Schilderung des Hauptmomentes erlaubt, wie letzteren bildlich anzudeuten der beigegebene Holzschnitt bemüht gewesen.

Die von Maler H. Schneider gegebene Grundidee des Festes, an dessen sinnigem, pietätvoll-poetischem, glänzendem Arrangement die Herren Professoren Camphausen und Baur, desgleichen die Maler Volkhart und Röber den hauptsächlichsten Antheil gehabt, war eine Verkörperung der hervorragendsten Gestalten, welche Cornelius geschaffen.

Zu letzterem Zwecke war der Venusteich überbrückt durch ein kühnes Felsgebilde, auf dessen Scheitelpunkte das Cornelius-Standbild, getreu vom Bildhauer Müller in Gyps nachgeformt, sich hell vom grünen Laubhintergrunde abhob. Unten aber in dunkler Grotte war ein farbenprächtig vom Maler Röber nach dem Cornelianischen Frescobilde ‚Die Wasserwelt’ ausgeführtes Transparent eingefügt, um nach Professor Camphausen’s Düsselnixenprolog ‚das weite Reich Poseidon’s zu illustriren und, aus dunkler Fluth herausleuchtend, dasselbe unter den Klängen der Mendelssohn’schen Sommernachtstraum-Ouvertüre in bestrickender Schöne widerzuspiegeln.

Kaum sind die holden Worte der in märchenhafter Schwanengondel erschienenen Düsselnixe verklungen, da – süßlockender Gesang unsichtbarer Nixen und dann ein neues wundersames Klingen im Zauberhain, die jubelnden Klänge des Malkasten-Paukenmarsches, erst leise, dann lauter – sie kommen näher und näher, und nun auf einmal erhebt sich’s leuchtend aus dem Gebüsch. Vorerst Fackeln und Lampions tragend die Herolde und Landsknechte, Pagen mit Transparenten, riesigen Blumenbouquets, die Bannerträger sodann mit den Emblemen der bildenden Künste, mit den Schildern der deutschen Kunstakademien den Landesfahnen, wie der Fahne des Malkastens. An alle diese schließen sich die hervorragendsten der von Cornelius geschaffenen Figuren, und feierlich ziehen in würdevoll abgemessenen Schritten die lichtstrahlenden Gestalten empor, um zu beiden Seiten ihren Heerschau haltenden Meister huldigend zu umgeben, Palmen und Lorbeerzweige vor ihm niederzulegen. Romantische, herrliche Gestalten in den verschiedensten und reichsten Trachten:

„Heraufbeschworen aus dem Reich der Geister
Durch dieses Tages lauten Festesruf,
Euch wohlbekannt, saht ihr empor sie steigen,
Zu seinem Bild in feierlichem Reigen.
Zu Faust und Gretchen und den Nibelungen,
Wie zu der Griechen und Trojaner Schaar
Ist der Beschwörung Zauberwort erklungen.
Es nahten heil’ge Engel wunderbar,
Ja selbst der Hölle Dämon ist erschienen –
Dem Lob des Meisters müssen alle dienen.’

[496] So Professor Camphausen’s vortreffliche dichterische Interpretation, welche er (der ‚Malkasten-Ernst’) von der Höhe aus der Figurengruppe herab der Düsselnixe gegeben. Aus dem Wasser herauf fröhlich geschwätzige Erwiderung der Düsselnixe, sodann ihre ruhmvolles Loos kündenden Grüße an den Königssproß und endlich ein Hoch auf die deutsche Kunst, getragen vom Tusch schmetternder Fanfaren und den begeisterten Hochrufen der bis dahin in stiller Andacht schauenstrunken in die Märchenwelt versunkenen Menge.

Noch einmal erhellen Feuerwerk und bengalische Flammen das lebensvolle, feenhafte Gesammtbild:

„… Wie im Strahlenfunkeln
Der Meister über seinen Werken thront,
Johannisnacht uns webt phantastisch milde
Ihr magisch Band um seines Ruhm’s Gebilde’ –

Dann aber war das Spiel zu Ende. Die Gruppen ordneten sich unter den Klängen des Marsches wieder zum Zuge, und was oben in luftiger Höhe Gott oder Göttin gewesen, begab sich jetzt in menschlicher Gestalt und öfters sogar durstiger Geberde auf den Weg zur Freitreppe des Winterlocales, um daselbst vom ,Malkasten-Humor’ (Maler Hempel), einem köstlichen, lustigen Burschen, in sein Reich des übersprudelnden Frohsinns eingeführt zu werden.

,Ihr hohen und gestrengen Herrn,
Laßt Rang und Titel ’mal draußen fern,
Zieht aus Euern Kriegs- und Regierungsfrack
Macht’s Euch bequem und raucht Tobak,
Und denkt wie Faust: Bei Groß und Klein,
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.’

So lautete ,Humor’s’ Devise, welcher alsbald so Griechen wie Trojaner folgten: Hector und Achill steckten den Säbel ein, und Brunhild wie Chriemhilde wandelten Arm in Arm mitsammt all den ehrbaren Engeln, Heiligen, Aposteln und den alten fidelen Griechengöttern friedlich daher, die Einen, um sich im muntern Reigen zu schwingen, die Andern, um Kampfes- und Liebesleid wie Heiligenschein bei Rebensaft und fröhlichem Gelächter zu vergessen.

,So ging’s hindurch zum frohen hellen Tag,
Im Malkästulein im grünen Haag.’“




Amerikanische Weine. Californien verspricht alle Staaten der Nordamerikanischen Union im Weinbau zu überflügeln; seine Weine haben sich jetzt schon in allen Städten der Union eingebürgert; allein obgleich sie durch ihre Reichhaltigkeit und Billigkeit die übrigen amerikanischen Weine übertreffen, wollen diese dem deutschen Weinkenner und Trinker doch nicht so recht behagen, denn, obgleich deutscher Abstammung und auch was Blume anbetrifft dem Rheinwein an die Seite zu stellen, ähneln sie im Geschmack mehr den spanischen Weinen und haben statt der dem Rheinwein eigenthümlichen angenehmen Säure einen mehr süßlichen Geschmack angenommen.

Nächst Californien sind es die Ufer des Ohioflusses, die sich durch Weinbau auszeichnen, und zwar ist als der beste und bekannteste der Catawbawein zu nennen, jedoch haben alle Ohioweine von ihrem alten Renommée viel dadurch verloren, daß schon die Weinbauern selbst ihre Moste mit dem billigen französischen sogenannten Cettewein, der sich durch seine Geschmacklosigkeit besonders dazu eignet, während der Gährung verschneiden; dieser Wein findet deshalb in vielen Schiffsladungen alljährlich seinen Weg von Marseille nach Cincinnati, der Hauptstadt Ohios.

Lake Erie Island, eine Insel im Eriesee, welche von einer großen Gesellschaft behufs Weinbaus bearbeitet wird, liefert wohl mit den besten amerikanischen Wein, der jedoch wegen der Höhe seiner Preise weniger allgemein beim Publicum bekannt ist und mehr von dem geborenen Amerikaner getrunken wird, der alles Fremde haßt und deshalb diesen native vorzieht. Auch in den Staaten New-Jersey und Virginia wird der Weinbau an einzelnen Orten mit gutem Erfolg betrieben.

In der Nähe des Mississippi hat sich eine Schweizer-Colonie, Highland (auch dadurch bekannt, daß hier die ersten Schützenfeste Amerikas stattfanden) um den Weinbau verdient gemacht, während diese Ehre an den Ufern dieses Stromes selbst einer Firma in St. Louis gebührt, die neben vielleicht dem größten Weinlager amerikanischer Weine auch die größten Privat-Weinanlagen in Verbindung mit Rebenzucht diesseits der Cordilleren besitzt, somit nicht nur den Weinbauern einen Markt für ihre Producte geschaffen hat, sondern sie auch mit den besten Rebpflanzen versorgen kann. Es sei nebenbei bemerkt, daß diese Firma mit vielen Kosten, jedoch ohne Erfolg, die deutsche Rebe an den Ufern des Mississippi einzubürgern versuchte, daß dieselbe mehrere hundert Arten von Reben cultivirt und zum Verkauf stellt und jährlich viele Hunderttausende von Schnittlingen hauptsächlich nach dem südlichen Frankreich exportirt, welche, auf den Stock französischer Reben gepfropft, wenig von der Reblaus heimgesucht werden sollen.

Es liegt in dem Charakter des Amerikaners, immer nach etwas Neuem zu haschen, und so will der sich dafür Interessirende auch immer neue Rebensorten haben, die natürlich alle bis dahin bekannten in möglichst vielen Beziehungen übertreffen sollen. Deshalb ziehen Viele jahraus, jahrein Tausende von Rebstöcken aus den Kernen der Traube, hoffend, daß unter diesen vielen unveredelten Rebstöcken sich einer finden möge, der durch die Größe seiner Traube, deren frühe Reife, deren Geschmack oder deren Ergiebigkeit alle anderen Arten übertrifft. – Will dem so Experimentirenden der Zufall wohl, so bezahlt eine neue Spielart, die sich auszeichnet, die Mühe und Arbeit vieler Jahre.

Einem solchen Experimente verdankt die Concordrebe ihr Dasein, von der nach der Statistik über Weinbau beinahe dreiviertel aller ausgepflanzten Rebensorten im Jahre genommen werden. Obgleich der von der Concordrebe (Concord nach einer Stadt in Massachusetts genannt, wo sie zuerst entdeckt wurde) gewonnene Wein nicht gerade zu den besten zählt, so empfiehlt sich diese Rebe doch durch folgende Eigenschaften: sie wächst in jedem Klima und auf jedem Boden, auf den Bergabhängen sowohl wie im Flachlande gleich üppig; ihre Productivität ist eine bedeutende; endlich widersteht sie großer, trockener Hitze ebenso wie großer Kälte, wenigstens hat die Concordrebe seit ihrer Einführung, also seit etwa fünfzehn Jahren, noch keine Fehlernte gegeben, und da sie sehr schnell wächst, so liefert ein Weinberg, mit dreijährigen Pflanzen angelegt, schon nach ein paar Jahren ganz hübsche Erträge. Der Preis variirt von zwanzig bis fünfundzwanzig Dollar per Tausend solcher Rebenpflanzen.

Hat auch die Cultivirung und hauptsächlich die Anpflanzung von Obstgärten das Klima der Prairien, namentlich derer von Illinois, bedeutend verändert, indem der Regen sich hier jetzt öfter einstellt, so sind die Farmer doch noch für mehrere Monate der Sommerzeit auf das von ihnen in Cisternen aufgesammelte Wasser angewiesen, welches nach langer Dürre viel an Geschmack zu wünschen übrig läßt und auch nicht gerade gesund sein soll. Diese Eigenschaften bewirkten, daß der Whisky (Schnaps) eine große Rolle im Haushalte des Landmannes spielte, dessen Genuß die schlechten Eigenschaften des Cisternenwassers paralysiren sollte. Später setzten ihn die Erträge seines Obstgartens in den Stand, in dem Apfelwein (Cider) einen Substituten für beides, Wasser und Branntwein, zu finden, doch behielt letzterer wenigstens bei den männlichen Mitgliedern der Familie die Oberhand. Erst der Concordrebe, die schneller und sicherer als der Obstgarten bei verhältnißmäßig wenig Arbeit gute Erträge liefert, gelang es mehr als allen Temperanzpredigern, den Branntwein allmählich zu verdrängen, und selten wird heute ein Prairiefarmer gefunden, der nicht genügend Concordwein im Keller hat, welcher an Wochentagen mit Wasser gemischt, an Sonn- und Festtagen rein bei Tisch getrunken wird; der billige Preis des Weins, zwanzig Cent per Gallone, etwa fünfundzwanzig Pfennig per Liter, setzt auch den Anfänger, dessen Weinberg noch zu jung ist, in den Stand, sich denselben für seinen Gebrauch anzuschaffen.

Es bliebe nur noch übrig zu bemerken, daß der Concordrebstock, je älter er wird, desto bessern Wein liefert, wie auch, daß der Wein selbst durch Alter sehr gewinnt. Die Traube hat selten große Beeren und ist von tiefschwarzblauer Farbe, der Wein ist sehr dunkelroth, dick und von burgunder-ähnlichem Geschmack.




Nachtrag zu dem Artikel über die Großfußhühner. „In dem sehr interessanten Aufsatz von Dr. Baldamus (Nr. 26 dieses Jahrgangs) über die merkwürdige Thiergruppe der Großfußhühner,“ schreibt man uns, „ist eines Umstandes nur im Vorübergehen Erwähnung geschehen, der gleichwohl sehr bezeichnend ist und auf die Größe der Eier sowohl wie des Dottermaterials erst das rechte Licht wirft. Die jungen Großfußhühner erlangen im Ei eine viel vollkommenere Ausbildung als alle anderen Vögel und bedürfen wohl deshalb eines reichlicheren Bildungsstoffes. Während, so weit bekannt, die Jungen aller übrigen Vögel beim Verlassen des Eies mit einem eigenthümlichen gleichartigen Dunengefieder, dem Embryonalgefieder, bekleidet sind, tragen die Großfußhühner sofort von ihrem Geburtstage an ihr vollkommenes, in Deck-, Schwung- und Steuerfedern nebst Unterdunen gesondertes Gefieder, sodaß sie gleich vom Ei weg zu fliegen im Stande sind. Es war nun eine nach mehr als einer Richtung wichtige Frage, ob dieses ursprüngliche Dunenkleid, welches sich, wie gesagt, sonst bei den Nestjungen aller Vögel findet, hier gar nicht zur Entwickelung komme, oder ob dasselbe doch im Ei sich entwickele, und abgestoßen wird, bevor der Vogel das Nest verläßt.

Während des Aufenthalts der deutschen Corvette ,Gazelle’ auf der Insel Neu-Britannien im Norden von Neu-Guinea hatte Professor Th. Studer aus Bern im August 1875 Gelegenheit, sowohl eben ausgeschlüpfte, wie noch im Ei befindliche Junge des im obigen Aufsatze beschriebenen Freycinet’schen Großfußhuhns zu beobachten. Die Eier lagen zu wenigen beisammen, in kurzen gangartigen Löchern des schwarzen Lavasandes der vulcanischen Insel, der sich am Tage in der Sonne bis auf 38 bis 40 Grad Celsius an der Oberfläche erhitzt. Frisch ausgekrochene Junge, die keine Spur vom Embryonalgefieder zeigten, schnell im hohen Grase umherliefen und aufgeschreckt im Stande waren, eine kurze Strecke zu fliegen, wurden am 16. August beobachtet, dann aber in den verhältnißmäßig sehr großen Eiern ausgebildete Junge gefunden, deren Körper mit schwarzen haarartigen Gebilden bedeckt war, ähnlich den sogenannten Federkeimen des jungen Haushuhns. Dieselben staken ganz lose in der Haut und fielen schon bei etwas derberer Berührung aus; das ausgeschlüpfte Thier zeigte keine Spur derselben. Da dieses Embryonalgefieder hier schon im Ei abgestoßen wird, mithin gar keine schützende Bedeutung für das junge Thier besitzt, so schließt Professor Studer, daß es vielleicht nur eine Erbschaft von den ausgestorbenen Ahnen der Vögel vorstelle, eine Annahme, die durch den Umstand an Wahrscheinlichkeit gewinnt, daß mehrere heute lebende, aber den Reptilien noch näher stehende Vögel, wie z. B. der neuseeländische Kiwi, ihr Lebelang ein solches haarähnliches Gefieder behalten.“




Schneckenburger’s Grab. In Folge unserer Aufforderung in Nr. 5 des Jahrgangs 1874, Seite 88 zur Begründung eines Fonds zu würdiger Gestaltung der Grabstätte des Dichters der „Wacht am Rhein“ sind eine Anzahl Beiträge eingegangen, welche jedoch, da der Friedhof, auf welchem Schneckenburger die letzte Ruhe gefunden, planirt worden, ihrer Bestimmung nicht zugeführt werden können. – Wir stellen daher die eingegangenen Gaben den Absendern hiermit zur Verfügung und bemerken, daß wir alle nach dem 15. August dieses Jahres nicht abgenommenen einer milden Stiftung überweisen werden.
D. Red.


Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Clostermayer’schen