Einige Bruchstücke, als Beyträge zur ältern Geschichte des Fränkischen Adelichen Geschlechts der Freyherren von Seckendorf

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Autor: Anonym
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Titel: Einige Bruchstücke, als Beyträge zur ältern Geschichte des Fränkischen Adelichen Geschlechts der Freyherren von Seckendorf
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aus: Journal von und für Franken, Band 3, S. 647–681
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
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Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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I.
Einige Bruchstücke, als Beyträge zur ältern Geschichte des Fränkischen Adelichen Geschlechts der Freyherren von Seckendorf.

Das Geschlecht der Freyherren von Seckendorf ist eines der ältesten Fränkischen von Adel, und berühmt durch die vielen edeln und großen Männer, die aus ihm entsprossen sind.

Da Beweise aus Rüxners Turnirbuch heut zu Tag nicht mehr gelten, so muß ich den ältesten Bernhard von Seckendorf, welcher 1042 einem Turnir zu Halle in Sachsen beygewohnt haben soll, übergehen.

Große Dunkelheit liegt auch über dem ersten Stammorte der Familie. Hier schweigen Documente; nur Vermuthungen sind vorhanden, daß es das Örtchen Seckendorf| zwischen dem Anspachischen Städtchen Langenzenn und dem Pfarrorte Seukendorf, gewesen sey. Die Gründe für diese Vermuthung sind folgende: 1) Hatte bekanntlich das Geschlecht der Freyherren von Seckendorf von den ältesten Zeiten her seine Besitzungen am Zenngrunde. 2) Ihr Begräbniß war zu Langenzenn in der Kirche, welches aus den dasigen Monumenten erhellt. 3) Pflanzt sich noch jetzt eine Sage unter den Einwohnern des genannten Dörfchens fort, welche, obwohl mit vielem fabelhaftem vermischt, doch auch nicht ganz das Gepräge der Wahrheit verläugnet, nämlich diese: „Es sey einst ein Kaiser von der Burg zu Nürnberg in dieses Dorf gekommen, als eben ein ländlicher Tanz die Einwohner unter einer Linde versammelt gehabt habe. Der Kaiser habe gehalten, um den Tanz mit anzusehen, und sich zum Abwehren der Fliegen einen Zweig von der Linde brechen lassen. Während diesem habe ein Bauernsohn die Dreistigkeit gehabt, dem Monarchen eines zuzutrinken, dem Kaiser habe diese Kühnheit gefallen, und er habe ihm gesagt: ‚Wann du dich dieses zu thun unterstehst, so wirst du deinen Muth auch bey andern Gelegenheiten zeigen können.‘ Er habe ihn hierauf| zu sich gerufen, den Lindenzweig zusammengeschränkt, und solchen mit den Worten auf sein Haupt gesetzt: er solle künftig von Seckendorf heissen, sein Diener seyn, und sich muthvoll bezeigen. Hierin läge der Ursprung des Geschlechts und des Wappenzeichens. Der Jüngling sey mit dem Kaiser gereist, und durch Tapferkeit und Treue ein begüterter Mann geworden.“ 4) Erzählt eine alte, dem Vernehmen nach, von Marggraf Georg Friedrich erkaufte Nürnbergische Chronik, Burggraf Friedrich habe den Orth Seckendorf von Wilhelmen von Seckendorf circa annum 13hundert, etlich und sechzig erkauft. Endlich 5) findet sich auch in ganz Franken kein Ort, der diesen Namen führt, da doch bekanntlich dieses Geschlecht unter die Fränkische Ritterschaft gehört.

Zu Ausgang des 13ten Jahrhunderts, nämlich gegen das Jahr 1296 theilte sich das Geschlecht, wegen der Vielheit und zu besserer Unterscheidung in folgende 11 Linien:

1) In die Aberdarische, von einem damals lebenden Aberdar Seckendorf von Zenn.

2) In die Guttendische, von des Erstern Bruder, Namens Guttend von Seckendorf.
| 3) In die Rhienhöfische, von Friedrich von Seckendorf, zu Rhienhofen wohnhaft.

4) In die Auische, von Burkhard von Seckendorf in der Au.
5) In die Hohenekische, von Hanß von Seckendorf, der zu Hoheneck saß, und Burggraf Friedrichs Rath war.
6) In die Hörauffische, von einem Seckendorf, der sich Hörauff schrieb, und gleichfalls Burggraf Friedrichs Rath war.
7) In die Pfaffische, von den Gebrüdern Walther, Burkhard, Hanns und Konrad von Seckendorff, die sich Pfaff schrieben.
8) In die Noldische, von einem Seckendorf, der sich Nold schrieb. Er war gleichfalls Burggraf Friedrichs Rath, und hatte einen Bruder Namens Albrecht.

9) In die Jochsbergische, von Burkhard von Seckendorf, der zu Jochsberg wohnte. Er besaß auch Gunzenhausen.[1]
| 10) In die Emskirchische, von Gottfried von Seckendorf, der zu Emskirchen wohnte. Er verkaufte im J. 1362 seinen Antheil an Emskirchen an die Burggrafen zu Nürnberg um 1200 Pfund Heller.

11) In die Dürrenbuchische, von einem Seckendorf, der zu Dürrenbuch saß. Von dieser Linie waren im Jahr 1394 noch Heinrich und Markart am Leben, wovon der erstere einen Sohn, Namens Wilhelm hinterließ. Sie brachten das Schlößchen Duzenthal, ohnfern dem Pfarr-Orte Rüdisbronn an sich.

Von allen diesen Linien sind gegenwärtig nur noch die zwey ersteren, nämlich die Aberdarische und Guttendische übrig, die andern alle sind ausgestorben. Doch ist viele Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß dieses berühmte Fränkische Geschlecht noch Jahrhunderte blühen werde.

Wir sind nicht gesonnen, in gegenwärtigen Blättern eine vollständige Geschichte des von Seckendorfischen Geschlechts zu liefern, die gewiß sehr interessant seyn müßte, und vielleicht auch bald von einem hiezu fähigen Mann geschrieben werden dürfte. Nur Bruchstücke, diese Familie betreffend, welche auch, wie jede andere, Männer von| mancherley Denkungsart erzeugte, nur einige dahin gehörige merkwürdige bisher noch unbekannte Documente werden die Leser hier finden. Auch auf die Geschichte ihrer Erwerbungen können wir also nicht eingehen, weil uns diese zu weit führen würde; denn wer weiß nicht, daß ihre Besitzungen in Franken sehr ansehnlich sind, daß sie mit ruhmwürdigem Eifer das Glück ihrer Unterthanen schaffen, mit kluger Sparsamkeit den Flor der Familie aufrecht zu erhalten, zu erhöhen trachten, und daß fast alle große Häupter Teutschlands einen oder mehrere Seckendorfe in ihren Diensten zählen; daß sie besonders den Burggrafen von Nürnberg und nachmahligen Marggrafen zu Bayreuth und Anspach von den ältesten Zeiten her sehr ergeben waren, ist eben so bekannt. – Kurz das Geschlecht der Seckendorfe hat große Staatsmänner und muthige Krieger in Menge aufzuweisen.

Doch wir eilen zu unserem Zwecke, und lassen die Geschichte selbst reden.


Supplik Hanßens von Seckendorf Aberdars zu Möhren an den Pabst um Ablaß für sich, seine Frau und Kinder.
(Er lebte im 15ten Jahrhundert, und starb 1463, und obwohl die folgende Bittschrift nicht
| eben einen vortheilhaften Beweis von der Seelengröße ihres Verfassers liefert, so ist sie doch ein merkwürdiges Beleg zur Geschichte der damahligen Religionsbegriffe.)
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„Allerheiligster Vater das Heyl der seelen Ewr. Andächtigen Hannßen von Seckendorf, sunst genannt Aberdar zu Meren vnd Barbaran seiner eligen Hausfrauen Michels von Seckendorf Chorherr zv Regenspurg, Friederichs von Seckendorf Ritters vnndt Hannßen gebrüder auch der kathrein vnd Anna Klosterfrawen Egpeten vnd Annan vnndt Barbaran schwestern Hannßen vnndt Barbaren vorgenanndt Sün vnndt Töchter Eystetter vnndt Regenspurger Bistumb mit sampt vier persohnen durch ir yettlichen Hannßen von Seckendorff dem Vater, Micheln vnndt Friederichenn sunderlich ze bennen vnd fürzenemenn Heilparlich geraten vnndt getröst werdt, wird Ewr Heilighait gepeten, das ein vnbestraffenlicher vnndt geleirutr peychtiger den sy dan erwelen in lauttrichait des Herzen vnndt ainichait des gelaubens der Heiligen Römischen Kirchen gehorsamkayt vnndt andächtichait vnndt den nachkommenden Römischen Bischoiffen rechtlich eingeenden vnndt Besteenden aller Ir sündt der sy sich mit rewentem Herzen vnnd müntlich peichten vnndt verjehen Ainsten im Leben vnndt an Ihrm lesten Vollkommener Vergebung in Lautung der gegenwärtigen Brief von Bäbstlichem gewaltleychen müg, vergeben, doch also ob ainem werd zegeben gnugsamkayt ze tun das er durch sych selbes oder durch die andren die Auffsez und Handl. vnndt das
| sy nicht fürsezent handlen vnndt tun das das nicht beschech von der Gnaden wegen etlich vnzimlich Ding, So erst vnndt sy habhafft werdent die erkanntnuß solcher pet oder genad das sy all freytag vasten doch hindanngesezet redliche Hindernuß vnndt ob sy die vorbenannten freytag von gepoz der Kirchen ordentlicher Behaltung von aufgesazter pußgelub wegen oder sunst waiter schuldig ze vasten das sy dann an einem andern tag aller wochen deselben Jars daran nicht gebunden sein ze vasten; Auch ob sy in dem vorbenannten jar oder in einichen seinen taylen von Rechtlichdr sach wegen wärenn gehindert vnndt bechümert also das solche Vasten nicht erfüllen möchten in den nachgehenden Jar oder sunst so erst sy kennen, schuldig sein, soliche Vasten ze erfülln vnnd ze verpringen gewißelich ob sy vilmer dieselb Vasten In ganz oder In tayl fugsamleich unndt nuzparlich verbringen vnndt erfüllen mochten das dan der geleirnter Beichtiger den sy dan erweln in solchem geschickh dieselb Vasten mag vercheren vnndt verwandlen In ein ander guz Werch der Guttichait nach dem vnd das dem Heyl der Sein nuz ist vnndt fügt, die sy dann ze glicher maß ze erfüllen schuldig sein, Anderst soliche Ewr Heylichait verleihung sey d’hayr kraft noch macht hindann gesezt allemänniglich widersprechung thun vnd Widersteeung: Es geschech oder es werdt ainsten von den Behalten unndt der Vergebung Im lesten Tøy.
.
Vndt das allein die signatur vnndt Bezaichung Ewr Hailichait zu einem Volgeprachtem werch vnd nuz der obgeschrieben genüg sey an verrer darüber
| ze machen Bäbstlicher Brief, Es werdt oder geschech, fiat Tøy.


Der dritte Sohn dieses religiösen Mannes, welcher auch Hanß von Seckendorf hieß, erhielt nach des Vaters Absterben, nebst seinem Bruder Friedrich, das adeliche Gut Möhren von Marggraf Albrecht zu Onolzbach Donnerstags nach St. Georgentag im Jahr 1464 zu Lehen. Er war sehr bey diesem Fürsten beliebt, wovon folgender Brief, den Albrecht wegen Entsatzes der Stadt Neuß an ihn schrieb, einen Beweis gibt.

„Albrecht von Gottes Gnaden Churfürst, Marggraff zu Brandenburg.“
„Unßern Gunstlichen Gruß zuvor Lieber Getreuer, Nachdem izo durch Unsern Allergnädigsten Herrn denn Römischen keyser Auch die Churfürsten und Fürsten beschlossen ist, daß sein Kayserl. Majest mit Ihro Hülff die Statt Neußes, die der Herzog von Burgundt; über Päbstlichen und Keyserl. Gebott belagert hat darinn Fürsten, Grafen, Herrn, Ritter und Knecht, in merklicher zahl besessen seind, mit seinen aignen Person zu entschütten vor hat, dabey Wir auch mit der Hülff Gottes uff Snr. Keyserl. Majest. erfordern alß ein Churfürst und Fürst des heyl. Röm. Reichß Persönlich nebens Snr. Keyserl. Gnaden, mit den Unsern zu Roß und Fuß, so die stärkst und Rüstigst mögen sein, wollen und begehren an dich, mit ganzen ernst und Vleiß Gütlich
| Bittendt, daß du dich unß zu dienst und Gefallen in aigener Person, mit Knechten, Pferdten, Harnisch und Wehren zu Roß und zu fueß, so du allerstärkst magst, mit Wägen und anderen in ein Feldt und zum Streit gehörig, darzu Rüsten und schicken und sonderlich das geflißen sein wollest, daß dein Trabanten bey den Wägen mit Harnisch und wehren auch der Wagenknecht, mit einen Eisern Huth und hauben und ein panzer oder Paseysen führgeschen und gerüst sein, dann du verstehest, daß die blosen Knecht für nichts sein, und gleichwohl großes kosten Bedörffen, und wollest mit dem Allen in solcher Rüstung uf den schirst künftigen Montag nach Elizabeten zu Nacht Bey andern den Unsern in Heilspronn an den ersten herberg sein, daselbst wir dich annehmen und zu Unnß an die Sammlung führen laßen wollen, der Unzweifenlichen zuversicht, du je nit Außen bleiben und in diesen ernstlichen sachen, Bey unß thun werdest, als wir dir getrauen, Angesehen, wie groß und merklichen der Kayserl. Majest. undt dem heyl. Röm. Reich und andern Churfürsten und Fürsten, auch allem Adel und der Erbarkeit ganzen Teüschen nation daran gelegen ist, zur Rettung der Ehre und würde die durch Unser aller Vorfahren mit schwerer Mühe Ihres Blutvergüßen erworben ist, daß die auch durch Unnß mit deß Adels hilf Gehandhabt und Bey Unsern zeit Gezwnng.[2] nit entzogen werde, daß wollen wir zusambt den Ehren, die du nicht allein dir | selbst, sondern auch deinen Stamm und Geschlecht, damit zueignen werdest, gnädiglich gegen dir erkennen, es auch unßern Kindern einbilden, die es künfftig dir und deinen Kindern in Gnaden bedencken, und unvergeßlich bleiben: und wiewohl wir Unß deß ungezweiffelt zu dir getrösten und versehen; so begehren Wir doch deß, dein verschrieben Antwortt, Unß mit den kosten und andern darnach haben zu richten, datum Collenberg am Dienstag nach Dionissy an. 1474.
Aufschrift
Unsern lieben getreuen Hanßen von Seckendorff zu Möhren.


Eben dieser Hanß von Seckendorf hatte im Jahr 1500 folgenden Vorfall, der nicht sowohl an sich selbst, als wegen der hierunter ergangenen, ganz dem Genius jener finstern Zeiten angemessenen Entscheidung der Sache merkwürdig ist. Es wurden nämlich am Kirchweyhtage zu Gundelsheim von den von Seckendorfischen Kirchweyhbeschüzern zwey Männer, die diese Feyerlichkeit besucht hatten, Namens Michael Dötel von Gundelsheim und Georg Schwal von Büttelbronn, erschlagen, und deswegen, auf Anrufen beyder Theile, sowohl die Kirchweihschüzen, als auch der Getödeten Wittwen und Kinder von dem Pfalzgrafen bey Rhein und Herzogen in Nieder- und Ober-Bayern,| Georg, zu einem Untersuchungs- und Verhandlungstag nach Manheim gefordert; woselbst dann im Beyseyn des Hanß von Seckendorf folgender gütliche Austrag gemacht wurde.
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„Daß nebmlich Hans von Seckendorf von aller derjenigen wegen, so unter der Sachen verdacht verwandt gewesen Einen oder zween Verwalter[3] vornehmen und stellen, welche jedoch ihren guten Leumuth und sonsten allewege ohnschädlich nachfolgende Beßerung auf sich nehmen und vollbringen sollen: nemblichen, daß jedem entleibten in der pfarr, darinnen Er begraben liegt, ein Besuchnuß mit 18 priestern, gesungenen Vigilien, Ampten, Meßen undt andern gewöhnlichen exequien undt auff welchen Tag man die hält, man solches den oder demselben pfarrer von der entleibten Wittiben oder freundschafft wegen, 14 tag zuvor ohngefehrlichen verkünden, alßdann zu solchen Ambten in Jeder Besuchnus 13 gesellen verordnet, der Jeder ein Brennendt Wachs-Kerzen eines Vierlings undt der Verwalther Eine halbpfündige abgebrochen unndt verloschene Kerzen zum Opfer tragen, unndt| fürter Er Verwalther sich zu der exequi nach Anzeige des pfarrers, doch nit Beschrien über das Grab legen – auch von eines Jeden entleibten wegen, Ein Steinern Creuz gen Gundelsheimb an die Ende, da Sie am wenigsten irren nach anweiße des Landgerichts,[4] gesezt werden solle: Nechstdeme sollen auch der oder dieselben Verwalther in Nahmen aller der, so in der sachen Verdacht oder schuldig seyn möchten, gebührlich Absolution zue Rom oder wo Päbstlicher Gewalt ist, erlangen: undt darzu von eines jeden entleibten wegen eine Wahlfarth zu der lieben Frauen gen den Ainsiedlen thun, vndt des den Pfarrern, da die entleibten Begraben seyn, Uhrkundt Bringen: auch der oder dieselben verwalther eines jeden entleibten Wittiben und Kindern zur ergözlichkeit, inner 3 Jahrs Friest geben und Bezahlen, fünff vndt zwanzig gulden Rheinisch: vnd darmit diesem obbedungenen eine folgeleistung Beschehen möge, hat sich mehr beregter Hannß von Seckendorf aus devotion darvor zu stehen verbindlich gemacht. Nach mehrerem Inhalt des Originals, am St. Thomastag 1500 datirt. | Unter der Regierung der Marggrafen Friedrich, Casimir und Georg zu Brandenburg machte sich Hannß von Seckendorf aus der Linie Aberdar, Ritter zu Sugenheim um das Fürstenthum Anspach und um die damahls noch neue Lutherische Lehre gleich sehr verdient.

Er wurde im Jahr 1497 am Palmsonntage von Marggraf Friedrich zum Amtmann in Schwabach ernannt; wurde in der Folge um das Jahr 1500 in gleicher Würde nach Kadolzburg versetzt, erhielt in dem nämlichen Jahr von ebengenannten Marggrafen das Halsgericht zu Sugenheim im Namen Kaiser Maximilians, als Aftermannlehen; ward 1508 von selbigem zum Hauptmann und Hofmeister des Niederlandes (Unterlandes) ernannt, welche Stelle ihm im Jahr 1515 von den beyden Marggrafen Casimir und Georg, bestättigt wurde, und erhielt endlich im Jahr 1522 Mittwochs nach Cantate von den drey Marggräflichen Gebrüdern Albrecht, Casimir und Georg, nebst Karln von Heßberg die Stadthaltersstelle zu Onolzbach, nach einem unter obigem dato zu Prag geschloßenen Vertrag.

Seiner Originalität wegen verdient nachstehendes Schreiben, welches Marggraf| Casimir bey seiner vorgewesenen Vermählung im Jahr 1518 an Hannßen von Seckendorf erließ, hier eingerückt zu werden.

„Caßimir von Gottes Gnaden Marggraf zu Brandenburg Vnnßern gunstlichen Grus zuevor Lieber, getreuer, Wir geben Dir zu erkennen, daß Wir gestern Sambstags hie zue Wien einkommen sindt, dergleichen ist die praut am Donnerstag nechst vererschienen, hie auch ankommen, vnndt Wir haben fürgenommen, vff Dinstag schirst mit der praut hie auff zu sein vnd Inn ein Statt zu ziehen, Vlmiz genannt, dahin man vonn Wien auß drey vnndt zwanzigck meyl wegs rechennt, daselbst zu Vlmiz soll vnns Königlicher Würdt vonn Polen pottschafft annemen, auch wollen wir (da) zuvor die Heiligenn Zeit verharren Nemblich bis uff den andern Heiligen Osterfeiertag, vnnd vnns darnach erhebenn, vnd den nechsten gein Krackaw ziehen, dohin wir von Vlmiz Siben vnndt zwanzigck meill wegs haben, und die Hochzeit wirt vff den andern Sonntag nach Ostern, das ist der Sonntag Misericordia domini genannt, wollen wir dir wißen zu habe, gnediger Meinung nit verhalten Datum Wien am Sonntag Iudica Anno etc. xviij°°.“

Caßimir manu ppria.     


Hiebey befand sich ein Postscript von des Marggrafen eigner Hand folgenden Inhalts:

| „Und lat euch alle sach Befohlen seyn, wie dann mein sunder vertrauen zue euch steet, wie mir nicht zweifelt, undt Grüst mir Ewer Haußfrau, das Annala, Kaßel, die Braut Margatla vnnd vort an etc.“
Aufschrifft.
Vnnßerm Hoffmeister zue Onolzbach Rath undt Lieben Getreuen Hannßen von Seckendorf Aberdar, Ritter etc.


Im Jahr 1522 Dienstags nach Simonis und Judä bat Hanns von Seckendorf die Marggräflichen Gebrüdere, ihn Vertragsmäßig, wegen Alters und Schwachheit der Statthalterschaft zu entledigen, er wiederhohlte dieses Ansuchen bey Marggraf Casimirn im nämlichen Jahr Freytags am Allerheiligen Abend; allein seine Bitte wurde nicht gewährt, vielmehr ersuchten ihn die Fürsten eigenhändig, diese Stelle noch fernerhin zu behalten, wozu er sich dann auch bewegen ließ.

Viele milde Stiftungen zu Seelmessen und dergleichen hatte dieser biedre Mann, als Katholike veranstaltet, die sich jetzt mit seinem neuen Glaubensbekenntnisse nicht vereinbaren lassen wollten. Er hätte sie einziehen und aufheben können; allein hiezu dachte er zu edel, er suchte ihnen vielmehr eine| andere, dem neuen Lehrsystem angemessene und nützliche Gestalt zu geben. Folgende Verordnung, die er Mittwochs nach Luciä im Jahr 1524 an seinen Vogt zu Sugenheim, wegen Abstellung der Jahrtage zu Sugenheim und Ezelheim erließ, ist ein Beweis hievon.
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„Lieber Vogt, Ich hab dein schreiben alles Inhalt verlesen, vnnd erstlich der VIII fl. halben, die ich einem Pfarrer zu Sugenheimb zu peßerung damit er sich erhalten möcht folgen laßen soll, des sein die Acht Gulden die ich vor vil Jahren den Gotteshauß Pflegern zu Sugenheimb zue gestelt bad, davon sie jährlich Jartäg halten laßen sollen auch dieselbigen Priester In der Verschreibung benennt sind: die solche Meß halten sollen, vnnd was an solchen Gelt überbleibet, das man vmb das selbig Gelt Brot kauffen vnndt Armen Leuten geben soll; Wie dann als ich mich versieh, bißher, von Jaren zu Jaren bescheen ist, Dhieweil aber nun die Jartäg abgehen vnnd der nit mehr gehalten werden, hab ich gedacht, das gut sey, daselbig gelt, In ander Weg, Gott zue Lob zuverordnen damit ein Christlicher Priester erhalten würdt, Einer ganzen Gemein zu Sugenheimb, Alt und Jung zu Ir Seel Seeligkeit zum besten, darumb ist mein Bevehlch vndt getreuer guter Meinung, das solch gelt einen Priester zu Sugenheimb, doch alles vff mein Widerruffen, dann ich ein Gottwill, ich oder | meine Erben solches Gelt zu Vnnsern Nuzen Nymermer wenden wollen, dann was Gott vnserm Hern gegeben würdt, das soll Niemand nehmen Vnndt sindt die VI fl. zue Ezelheimb gar nit, wollest mich auch wißen laßen, ob du solche VI fl. eingenommen hast, vnndt was man damit thue, Nach dem ich auch von denselbigen VI fl. V fl. zue Jartag vnnd anders verordnet hab etc. Dat. am Mitwoch nach Luciä Anno etc. xxiiij.


Das Schloß Sugenheim wurde zu seinen Lebzeiten während des Baurenkriegs von 15 Ortschaften aufgefordert, geplündert und endlich gar abgebrannt, welcher Schade ihm jedoch durch Hülfe der Marggrafen Casimir und Georg von den Thätern wieder ersetzt werden mußte; ausgenommen von Markt Bibert, woselbst von Seiten Wirzburg sich Eingehänge ergaben, deren Ausgang Hannß von Seckendorf nicht erlebte.

Ehe aber das Schloß geplündert und verbrannt wurde, schrieben zwey Burger, wahrscheinlich die Rädelsführer von Markt Bibert einen Brief an Schultheisen, Burgermeister und die Gemeinde zu Sugenheim, nachstehenden Inhalts.

„Ihr Brüder In Christum und In unsern einigen Trost, Ich Georg Gennlich und Thoman Wagner haben verstanden von Melcher Becken,| vnnd Valtin Koppl wy das ein Geschrey in Sugenheimb erschollen seie, das mir sollen entlauffen sein, von vnnsern Christlichen Brüdern in Markt Bibarth fügen wir euch zu wissen, In christlicher Treu das es erlogen seynn undt nit war ist, als woll das derlogen ist, das wir verlegt sollen sein, das auch nit war ist, wan es felt zu vns vnnd zu der Gerechtigkeit vnnd zu dem Wortt Gottes alle Menschen dy vns hören oder sehen diese schrifft nempt an In getlicher Lieb vnnd Andacht vnndt spare Euch Gott alle gesundt: am Mittwochen vor Oculi. Im xxv Jar der minern Zall.
Ich Görg gemmlich vnd Thoman Wagner
beede Burger zue Bibarth. 
Aufschrift.
Beede Schultheiß, Burgermeyster und einer ersame Gemein zue Süchheimb zu antwortten.


Als nun im Jahr 1525 gegen Pfingsten während dieses leidigen Aufruhrs Uhlstatt zerstört worden war; so wurden bey dem damahligen Ortsinhaber Florian von Seckendorf die Sugenheimer Gemeinde unter andern als Thäter mit angegeben, und dieser ließ deswegen folgenden Aufforderungs- oder Fehdebrief an sie ergehen:

„Zu wißen Einer ganzen Gemein zue Sugenheimb das mir gut wißen ist, das ihr als die mutwilligen Euch gegen mir detlicher Weys vnterstanden, mit Ewren, mithelffern vncristlich vnnd Tyrannisch gelebt, des versehens zw Euch | nit gewest, also unnachpawerlichen zu handeln vnd Euch nye kein Leyd oder schadt von mir zwgewandt worden, und mir das main so gewaltig unuerwardt Ewer Eren angreiffen, Ir habt aber wenig Ere bedacht, Ist darauff mein ganz Ernstlicher meinung, Mit mein umb solchen zwgewanten schaden zw vertragen in 11 Tagen wue aber nit, habt Ir zw achten gegen Euch betlicher weis zu handeln, mit prandt, mordt und wie Ich vnnd andre mein Helfershelfer zwkommen mögen darnach hab Euch Ernstlicher Meinung zw richten: gebt Ewer unuerzögenlich antwort: Datum Schwarzenberg am Freitag nach dem Pfingsttag Anno etc. Im xxv.“
Floryan vonn Seckendorff
guttendt. 


Hierauf antwortete die Gemeinde zu Sugenheim:

„Edler fester lieber Junker, mir vonn Sugenheimb haben Ewr Sreiben verleßen, wye das wir unchristlich tyranischs vnnd vnnachbarlich, In Cersterrung Ewers Schlos zw Vhlstatt vnnd mit helffer gehalten, vnnd gewesen Seynn, derhalben Ir euers erlydenens Schadens anforderung vnnd Widergeltung begert; Ist darauff vnser Antwortt, als Baldt vnns euer Schrifft zu ist kummen, Ist versammelt worden eynn ganze Gemeyn zue Sugenheimb vnndt alle gemant auff gelübt vnndt aydt ob eyner oder mer darbey gewesenn Radt oder Datt darzw gegeben Ist keyner erfunden wordenn, derhalben begeren | wir vonn Sugenheimb Solch ewer Ernstlich fürnehmen mit Mortbrennen abzustellen, auch wist das wir Solch ewer zuschrifft vnserm gnedigen Herrn, als morgen zukünfftig zw wollen Schicken, In hoher verhoffnung, Seyenn Gnadt wer vnns Beystänndig Seynn, darzw wir recht habenn, versehenn vnns gentzlich auch ewer Festigkait, wer vnns vnschuldigen Inn mitler zeyt nichts zu versachenn: Datum auff Freytag nach Pfingste Im xxv Jahr.
Dorffmeyster vnd eynn ganze
gemeynn. 


Zwischen diese Fehde traten indessen die beyden Marggrafen Casimir und Georg, welche dem Florian von Seckendorf eröffneten, daß sie die Gemeinde Sugenheim auf Gnade und Ungnade in ihren Schutz genommen hätten, und er also nichts thätliches gegen sie unternehmen solle; wobey es auch blieb.

Eine wichtige Rolle erhielt Hans von Seckendorf in diesem Bauernkriege dadurch, daß, als sich zu Rothenburg ob der Tauber ein neuer Rath gegen den alten aufgeworfen, von Kaiserlicher Majestät aber, zu Stillung des Aufruhrs zum Schwerd verdammt und den Marggrafen zu Brandenburg der Executionsauftrag geschehen war, derselbe als Onolzbachischer Stadthalter dahin subdelegirt| wurde; bey welcher Gelegenheit er eine so schöne und zweckmäßige Rede hielt, daß sie nicht allein sogleich von dem damahligen Rothenburgischen Stadtsyndikus Eisenhardt von Wort zu Wort aufgezeichnet, sondern auch in sein gegen das Jahr 1530 herausgegebenes Rothenburgisches Chronicon eingerückt worden ist.

Nach Casimirs erfolgtem Tode, wurde Hanns von Seckendorf von den Marggrafen Georg und Albrecht zum Amtmann in Feuchtwang ernannt.

Von dem ganz besondern Zutrauen, worin dieser edle Mann bey den sämmtlichen Fürsten des Hauses Brandenburg stand, mag auch insbesondere folgender Brief zeugen, welchen er im Jahr 1528 Freytags nach Judica von Marggrafen Friedrich, damahligen Domprobst zu Wirzburg erhielt.[5]

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„Friedrich von Gottes Gnaden Marggraff zu Brandenburg, Thumbprobst etc.“
„Vnsern günstlichen Grus zuvor, Besunder lieber getreüer, vff das sunderlich Vertrauen, alß wir wisen, das unser Bruder seeliger Marggraff Caßimir etc. in seyner Liebde selbst, vnnd auch der Herrschafft sachen vnnd Obligen, bis in ire Ende zu euch gehabt, dergleich, auch Wir, vnnd darob nie kein Wanck noch mangel empfunden, wie woll wir sunst etlich daneben erlernet, die den Mantel nach dem Winde woll henken Kinden, werden verursacht, Euch in Geheimb vertreulich vnser Gemit undt Meynung zu entdecken, daß vnnß weder vnsers Bruders Marggraff Georgen noch seyner Lieb geheyme oder Innere Rethe Regiment, fürnemen oder Handelung, gefallen, noch für gut ansehen, wir besorgen auch, daß der Ausgang noch übler gemacht werde, dan neuerung vnndt Wankelmittigkeit, thut selten gut, wir wissen schier nit, wes wir vnns halten sollen, bemelten vnnserm Bruder Marggraff Georgen hat Neulicher tagen unserm Herrn vnd Freund von Würzburg, wol ein halben Ablag eynes offentlichen Widertauffers halben gethan, vnndt schreibt vnns, wir sollen Ihme seyner Liebde freundliche Dinst undt gute nachtbarliche willen ansagen, dergleichen befinden wir in andern Handlungen auch viel widerspältige önbestendigkeit vnnd wie es ir eynes tails apprillen Wetter nennen, also befinden wirs es auch in sachen vnnd Handlungen der Gaislichen person, heüt die Ordnung beschidt, Morgen ayn
| anders, was Inen den von Schwarzenberg vnnd dem Buben Jörgen Vogler, vnndt Iren haufen mit gefelt, vnndt Inen übernacht traumbe, überreden sie zum tail vnnsern Bruder, zum tail machen sie auch selbst Ires Gefallens, Ein anders betrüben, treibens vnnd engstens, solche person, daß sie nit wisen wo sie bleiben sollen, derhalben sie verursacht, als wir uns in geheimb sagen laßen haben, In glöstern vnnd stifften, sich vff flüchtigen Fus zu stellen, vnnd mit der weil von Tag zu Tag zu uerkauffen, an gelegen Ort zuvor fügen was man auffbringen mag, daraus entsten wirdt, wann man Lifferung oder etwas anders bedörffen, würdt, die Kästen er[ö]st vnnd ler sein, darzu seindt wir glaublich bericht, das etlich tapfer Ambtleuth seyner Liebde irr Ambt vnnd Gelt auffschreiben werden, Eher sie in solchen Handlungen unndt bey den Leüten, als Jorgen Vogler vnnd seinen Hauffen sein wollen, würdt solchs alles der Herrschafft zue Guth erschießen, können wir es bey Vnnß nit vinden, Auch hat vns Docter Johan Winhardt angezayt, wiewol er sein predicatur behaußung zu Onoltsbach geraumbt, had er doch etlich Haus-Rath vnnd außstendige schulde daselbst, und dieweil der Vogler, doben also fürnemblich im Regiment, der ime dem prediger ein sunder hefftiger widerwerttiger, wis er solch sein Haußrat vnndt schulde nit zu sich zu bringen; Nun möchten wir woll leiden, das man dennocht dermasen mit den Leuten Handelt das sichs bey der Erbarkeit sehen lies, vnd darauf vnnserm Bruder und der Herrschafft nix nachtailiges entstünde, wie mag es doch vnser | Bruder, Marggraff Caßimir seliger vmb seiner Liebde fürnembste sunderliche vnnd geheyme Rete zum tail verschuldt haben, das sie sich jetzundt vndersten, wo sie können, was seyner Liebde zu uerklainerung in gener Welt raicht, vnndt dargegen offentliche vnwarheit vnndt leichtfertig Leut fördern vnndt für gerecht dargeben, wir müssen es dismals gedulden, wiewol mit schweren Herzen vnndt euch Vertraulich klagen, als dem es auch Laidt ist, Vnsers Versehens, Kunig Ferdinantus ist vnnserm Bruder Marggraff Jörgen, der Lutterischen Handlung halber vor nit sunders genedig. Dergleichen auch etlich des Bundts vnnd andere, darumb mag er durch seyn liebde Rethe, dester liederlicher zw aincherley dalichen Handlung gehez werden, das man ein neuen Wittenberg. Krieg anfieng, dann Wir seindt hieuor mit schulden vnnd andern woll darzu gerüst, vnndt gestaffirt, vff solch alles ist vnser beger cu euch, als der Herrschafft Brandenburg alten sunderlich Vertrauten Rate, Erzelte stückh vnndt vnnsern Obligen bas zu belegen und zu bedenken dan wir der erwittert vnndt getreülich zuhelffen, vnnd zu raten, daß zu bestendikeit und Beßerung diene Auch der Herrschafft vnnd vnns allen zu Ern nuzen, und äusserung, wiewoll wir in eüer person kein zweifel setzen, vnnd gebt vns eüer gutbedencken Hierauff, auch aigener Handt zu uersten das wollen wir in Gnaden gegen euch erkennen: dat. Würzburg Freytag nach Iudica Anno xxviij mey eigene Handt.“
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Aufschrifft.
Vnserm Besondern vnnd Lieben getreuen Hannßen von Seckendorff, Aberdar, Ambtm: zu Feuchtwang, Rittern.


Dieses Schreiben wurde von Hanns von Seckendorf am Palmsonntag darauf folgendermaßen beantwortet.

„Durchleuchtiger, Hochgebohrner Fürst,“

„Mein willig ganz unterdenig Dienst sindt Ew. Fürstl. Gnaden mit ganzem fleiß zuuorn berait, Gnädiger Herr. Ewr fürstl. Gn. schreiben hab ich ganz unterdeniglich vernommen, Nur sollen Mir Ewr fürstl. Gnaden genzlich glauben, das ich kein größere fraidt jn dieser Zeit het, dann das es meiner Gnd. Herrschafft, der Marggraffen zu Brandenburg Nach allem Irm willen, an Sellen, Eren, Leib vnndt gut, landen vndt Leuthen vff das allerbeste zugieng vnndt stündt, dann ye Ir fürstl. Gnaden altvordern diesen Löblichen Cwrfürst vnndt fürstlichen standt, landt vnndt Leut mit großen Eren, blutvergießen, Mw vnnd Arbeit erworben undt herbracht haben, Solt Nw der also zw scheitern gen vnndt Nachtheil Raichen, das wer ye zu erbarmen, es wer auch Mir undt allen der VorEltern vnndt dy bey der Herschafft herkumen wern, ye getreulich bilich vnnd herzlich leidt, Got der Allmächtig woll soliches durch seinen Götlichen willen wenden, vnndt zum Besten schicken, was ich auch als ain Alter zum Besten darzu helffen vnndt raten Kunt, | so weit mein leben raicht, das wolt ich warlich ye gern thun, wy woll Ew. fürstl. Gn. gar woll kunnen bedencken, das Man dem Alter unuermügen, Abgang vnnd vnverstandt, auflegt, daß ich mich gleichwol schuldig erkenn, das muß ich Nu Got befehlen vnnd weis Ewr Fürstl. Gnd. warlich jezt nit weiter zu schreiben, dann ich bedenkh, solt was vorhanden sein, das der löblichen Herrschafft zu Mercklichen Nachtaill vnnd schaden Reichet so dann Ewr fürstl. Gnaden ain getreuer Bruder alda ist, das mich dann warlich für Nuz vnnd Gut anseh, so Ewr Fürstl. Gnaden Vernem daß Ewr Fürstl. Gn. Bruder Mein gn. Herr Marggraff Jörg hy zu Olspach sein würdt, als ich mich dan unlängst versyh, das sich Ewr Fürstl. Gn. zu seinen Fürstl. Gn. Hyher füget vnnd seinen Fürstl. Gn. ewr Fürstl. Gnad. brüderlich undt herzfreundlich bedencken anzaiget, hoffet ich ye zu Gott solt es ye nit zu Guten kummen, so solt ye nit schaden den Got wais mein Herz, vnnd ich befelch mich hymit Ewr Fürstl. Gnaden als Meinem Gnedigen Herrn Mein Handt an dem heiligen Balmtag Im xxviij Jahr.“

 Ewr Fürstl. Gn.
 V. W. etc. etc.

Hanß von Seckendorff Aberdar
Ritt. Amdtm. zu Feuchtwang.


Dieser letzte Brief enthält in seiner Art ein Muster der Politik eines klugen und zugleich| rechtschaffenen Mannes, der die Pflichten kennt, die er seinen Herren schuldig ist, und es war der beste Rath, der dem Marggraf Friedrich gegeben werden konnte, zu kommen und sich selbst zu überzeugen, in wie ferne, das, was ihm andere gesagt oder geschrieben hatten, wahr sey oder nicht?

Gegen Pfingsten des Jahrs 1528 wurde ihm von Marggraf Georgen der Auftrag ertheilt, mit Georg Voglern, dann dem Pfarrern zu Anspach und Crailsheim, ingleichen dem Prior zu Kl. Hailsbronn, die Kirchenvisitation vorzunehmen; allein er lehnte diesen Auftrag in folgendem Schreiben von sich ab:

„Gnädiger Herr, als Ewr Fürstl. Gnad. herabgeschrieben vnnd mich verordnet haben, wan sich Ewr Fürstl. Gn. Kanzley verwalter Jorg Vogler vnnd der Spengler Ratschreiber zue Nürnnberg der Visitation halben bey den Pfarrern vnd prediger zu Geschehen gen Schwabach oder ander gelegen End ains Tags verainigt haben, das ich neben Jorg Vogler, den Pfarrer von Ohnspach vnnd Kreylshaym vnndt den Brior von Hals Brunn auch dabey sein soll, daß hab ich Meiner person halben Vnderteniglich vernommen: Nu ist Mir warlich frembd, das Ewr Fürstl. Gn. solichs an mich begern, soll Visitiren zu helffen, gebürt auch Mir als ainen Vngelärten Layen gar nit zw, Nachdem ich mich | auch bey Meinen höchsten pflichten vmb solche handlung gar nichz verstehe, hab mich auch Mein Lebenlang Ny vnterstanden das zu lernen, solt dan da gehandelt werden, das Ewr Fürstl. Gn. vnnd derselbigen Landschafft zu großen schaden vnndt Nachtail Reichen das wer mir Getrewlich Laidt, es möchten auch by Lewt Edel vnndt vn-Edel ein Verwunderung darob haben, das ich mir ain solches das mir doch ganz nit gebüret hat, aufladen lasen vnnd mir die schuldt vor all andern, als einem alten töreten aufgelegt werden, Möcht mir auch Vast verkerlich sein, dann ich es auch bey Meiner aldz pflichten nit verste, darumb bit ich Ewr Fürstl. Gn. In aller Vnderdenigkeit mich soliches gn. zu erlaßen, als ich dann on allen Zweiffel bin Ewr Fürstl. Gn. gnediglich thon werden, das will ich In aller Vnderdeniglich vmb Ewr Fürstl. Gn. verdienen, aber wann ich Ewr Fürstl. Gn. Raten solt, als ich dann auch In ganzer Wahrheit meins Verstanz gern thun wolt, so kunt ich in Warhait kain beserst bedenken, Noch raten, dann das Ewr Fürstl. Gn. disen Handel iezund ain rue geben, biß daß gegenwärtig Wetter vom Hymel kumpt[6]| vnnd Ewr Fürstl. Gn. sehen, wer dy Oberhant behelt, wann dann gleich Ewr Fürstl. Gnd. diese Klaine zeit Ruen, so ist gar nichtz versaumbt vnndt künnen Ewr Fürstl. Gn. alsdann mit Ewr Fürstl. Gn. Gelerten vnndt andern auß der Ritterschafft vnndt Reten vnter vnd auff dem Gebyrg vber den Handel sizen vnd alles das für Nemen, Retig werden vnndt beschliesen, das Kristlich vnndt Gut ist, dan Ewr etc. Mügen selbs bedencken, solt es den Bösen weg hinauß gen, zu wem sich doch Ewr etc. endlich hilff vnnd trost versehen vnnd verlasen solte, das wil ich vnterdeniglich vmb Ewch Verdienen, vnnd wann ich izt Noch Ewr etc. vff dem Gebyrg zw betreten west, oder so bald Ewr etc. von Brag wider gen plasenberg kumpt, wywol ich warlich nit wol webern kan, so wil ich gern vff Ewr etc. erfordern eilez zu Ewr etc. Reithen, vnd Ewr etc. mein V’standt vil weiter zu erkennen geben, dann mir über Landt gezymbt zu schreiben, davon Ewr etc. on allen zweifel Meinthalben gesetigt vnd ein gnediges gefallen haben werden, Vnndt befihl mich hymit Ewr etc. als Meinem gn. Herrn. Mein hant am Dinstag nach Exaudi Im xxviij Jar etc.
Hanns von Seckendorff
Aberdar Ritt. Ambtm.
zue Feuchtwang.


Als Marggraf Georg im Jahr 1530 bey Übergabe der Augsburgischen Confession nach Augsburg reiste, ward er von Hanns| von Seckendorf begleitet, bey welcher Gelegenheit dieser im Marggräflichen Gefolge allen andern von Adel vorgezogen und unmittelbar nach den Grafen angesetzt wurde.

Bey eben diesem Reichstag fragte ihn Marggraf Georg: ob er wohl im Fall der Noth der Herrschafft Kleinodien verkauffen möchte? Hannß von Seckendorf antwortete darauf, und setzte sich, wie er nicht sowohl wegen Alters und schwachen Gedächtnisses, als um mehrer Sicherheit willen, bey Gegenständen eines mündlichen Raths öfters zu thun pflegte, seine Antwort folgendermaßen schriftlich auf: „zue gedencken, alß Mein gnädiger Herr sagt, ob Er nit der Herrschafft Kleinothien in der Noth verkauffen mocht; Sagte ich, was der Herrschafft gemeine Kleinothien wehren, die möchte Er wol verkauffen: dabey ist gewesen der Pangraz, der es bekanndt hat, etliche andere auch etc. Geschehen zu Augspurg auffm Reichstag im xxx Jahr von Egydj.“

Zu eben der Zeit führte Hannß von Seckendorf auch die Evangelische Religion zu Unteraltenbernheim ein.

Das Trinken war bekanntlich bey unseren braven Voreltern eine sehr gemeine Sache, und gehörte, wie man weiß, zum| guten Ton der damahligen Zeit. Viele Unannehmlichkeiten waren davon die natürliche Folge, und Hanns von Seckendorf muß dieses sehr wohl eingesehen haben, denn er forderte im Jahr 1531 am Montage nach Martini seinem Sohn Casimir folgenden schriftlichen Revers ab, welcher um seines merkwürdigen Inhalts willen, als ein Beleg zu den damahligen Sitten, hier gewiß vorzüglich eine Stelle verdient.
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„Ich Caßimir von Seckendorff Aberdar Bekenne offentlich mit diesem Brieff daß ich auß Beweglichen nothwentigen Vrsachen zue erhaltung Meiner Eren Leibs vnndt Gutz, mit gutem freyem willen unbezwungen, Meinem lieben Herrn undt Vatter Herrn Hannßen von Seckendorff Aberdar Ritter etc. zugesagt vnnd versprochen hab vnndt thw das hiermit, mit Krafft diz Brieffs, das Ich in Sechs Jaren den Nesien kein zutrinken thun soll Noch will, weder halbe noch ganze, Noch kein Gemessene Viell oder wenig vnndt Kain geverdt darin gebrauchen, wy das yemandt erdencken kan, In Kain Weiß vnndt solichs also unabröchlich zu halten; So hab Ich daß also Meinen Lieben Herrn vnndt Vatter, bey meinen Ern vndt treuen zugesagt vnnd mit hanndt gebenden treuen mit der hanndt Geschrieben gelobt on alle Geverdt vnndt das zw warem Urkundt so hab ich Mein aigen Insigel zu ent der Schrifft auf diesen Brief Getruckt | vndt derzu mit aigener handt geschriben. Der Geben ist am Monntag Nach sanct Mertes tag Im ains vnndt treisigsten Jar

     (L. S.)


Diesem seinem Sohne Casimir cedirte er hierauf in eben diesem Jahre am Andreastag das Gut Kreßberg.

Viele Bitten um Abnahme der für den nunmehrigen Greisen allzubeschwerlichen Stadthalterschaft waren vergeblich gewesen, sie sind meist noch im Original vorhanden, und würden hier einzurücken zu weitläuftig seyn. Seine Fürsten wußten den hohen Wehrt dieses Mannes zu schätzen, und suchten ihn so lange beyzubehalten, als es nur immer möglich wäre. Er war auch noch überdieß als Landrichter beym Kaiserl. Landgericht B. N. angestellt.

Viele noch vorhandene eigenhandige Briefe der Marggrafen Casimir und Georg an diesen edlen Mann, zeugen von der besondern Gnade, die diese Fürsten gegen ihn hegten. Casimir fing meist seine Briefe folgendermaßen an: „Lieber Herr Gevatter Hannß etc.“ und Georg schrieb einst: „Die Genad gottes sey mit vnß allen dermit,| alle Gnad und Gutes seye allezeit gege euch, lieber Herr Hannß etc.“

Hannß von Seckendorf war nicht nur ein kluger Staatsmann seiner Zeit, sondern auch ein tapferer und kühner Ritter, der sich in verschiedenen Turnieren vorzüglich auszeichnete. Dieses erhellt aus nachfolgender Stelle aus seiner noch abschriftlich vorhandenen Theilung.

„Soviel dann die gemahlten Tücher daran die drey Rennen, so Herr Hanns von Seckendorff ungewönlich alß ein Kühner Rittersmann, vor Keyserlicher und Königlicher May. mit bloßem Haupt gethan, betr. seindt dieselben Caßimirn von Seckendorff dergestalten zu handen gestellt, die Er auch also Angenommen, Abmahlen zu lassen undt alßdann seinen jüngsten Brüdern die alten Tücher oder das Gemählde davon, welches ihn ebnet, vff sein Begehren zuzustellen etc.“


Von diesen drey Gemählden soll noch eine Copie zu Unternzenn vorhanden seyn, die dasjenige Rennen vorstellt, welches Hannß von Seckendorff im Jahr 1483 zu Anspach mit Balthasarn, Grafen von Schwarzenberg, mit bloßem Haupte gehalten hat. Auch im Schloß zu Sugenheim über der Treppe hängt eine, erst zu Anfang dieses Jahrhunderts gefertigte Copie, die aber damahls schon, als ich solche zu sehen Gelegenheit hatte, der Erneuerung bedurfte.

| Dieser große Mann starb Freytags nach Kiliani im Jahr 1535 zu Anspach; sein Körper wurde nach Sugenheim geführt und in der dasigen Kirche begraben, woselbst auch noch sein Grabstein zu sehen ist, welcher ihn und seine zwey Gemahlinnen, Kordula von Schenk und Anna von Eyb, in Lebensgröße zeigt.



  1. Im 14ten Jahrhundert gehörte Gunzenhausen den Grafen von Oettingen. Burkhard von Seckendorf, zu Jochsberg gesessen, kaufte es im Jahr 1349 vom Grafen Albrecht, sein Sohn Wilhelm von Seckendorf aber überließ es im J. 1368 wieder käuflich an Burggrafen Friedrich den fünften von Nürnberg. Fischers Beschr. d. B. N. Th. 2. S. 227.
  2. Gezwungen, mit Gewalt.
  3. Mandatarios; Geschäftsträger.
  4. Amtes.
  5. Dieser Herr ging nachmahls, weil er in der Bischoffswahl 1519 umgangen worden war, in Kaiserliche Kriegsdienste unter Karln V und starb den 20 August 1536 auf dem Feldzuge in Frankreich. Er soll der erste gewesen seyn, der Luthers Lehre in die Burggräflich Nürnbergischen Lande brachte, denn er setzte 1525 Caspar Löhnern, welcher gegen das Papstthum eiferte, als Prediger nach Hof. Rentsch. Cederhain p. 606.
  6. Mit diesen Worten, daß gegenwärtig Wetter etc. zielte er auf den der Religion wegen damahls vorgewesenen Speyrischen Reichstag, bey welchem bekanntlich von den Katholischen beschlossen wurde, daß niemand in der Religion etwas ändern solle, wogegen jedoch Kurfürst Johann von Sachsen, Marggraf Georg von Brandenburg, die Fürsten Ernst und Friedrich von Lüneburg und Landgraff Philipp von Hessen feyerlich protestirten, am 16 April 1529.