Festordnung der Einweihungsfeier des Universitätsgebäudes zu Marburg vom 28. – 30. Mai 1879

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Autor: Unbekannt
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Titel: Festordnung der Einweihungsfeier des Universitäts-Gebäudes zu Marburg vom 28.–30. Mai 1879
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Herausgeber: Philipps-Universität Marburg
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Entstehungsdatum: 1879
Erscheinungsdatum: 1879
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Drucker: Universitätsbuchdruckerei
Erscheinungsort: Marburg
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Die Alte Universität in Marburg[Bearbeiten]

Erbaut wurde die Alte Universität in Marburg 1873 bis 1879 im neogotischen Stil nach Plänen des Universitätsbaumeisters Carl Schäfer. Seine Bauweise ist inspiriert vom mittelalterlichen Bild der Marburger Oberstadt mit dem Landgrafen Schloss und der frühgotischen Elisabethkirche mit ihren schlanken Türmen und effektvollen Farbglasfenstern. Der Bau wurde direkt neben der Universitätskirche Marburg (die spätere Universitätskirche) gebaut.

Die Einweihung des ersten Bauabschnitts fand vom 28. bis 30. Mai 1879 in Anwesenheit des preußischen Kultusministers Adalbert Falk statt. Die Philipps-Universität Marburg wurde mit der Annexion Kurhessens durch Preußen ab 1866 ausgebaut, um mehr Lehrraum zu schaffen.[1] Zur Zeit des Baus befand sich kein Kurator aus der preußischen Hauptstadt in Marburg. Die Kuratorengeschäfte musste der Rektor zusammen mit einem vom Minister ernannten Professor führen.[2] Von den Baumaßnahmen profitierten insbesondere die philologischen und geisteswissenschaftlichen Disziplinen, die Juristen und die Theologen.

Begleitet wurde die Einweihung mit einem Festzug durch die Stadt. Danach erfolgtes die Übergabe der Schlüssel, die Enthüllung eines Bildes Kaiser Wilhelms I. im Senatssaal, ein Festakt in der reformierten Kirche und ein Essen im Fürstensaal des Schlosses. In Deutschland kamen historische Festzüge in den 1840er Jahren auf, nach der deutschen Reichsgründung im Jahr 1871 wurden vermehrt derartige Festzüge veranstaltet. Zu diesem feierlichen Anlass verlieh Kaiser Wilhelms I.., vertreten durch Kultusminister Adalbert Falk, der Universität Marburg eine Amtskette.[3] Der Rektor der Universität habe diese zu jeder festlichen Angelegenheit zu tragen.

Heute dient die Alte Universität immer noch als Sitz des Evangelische Theologie und der dazugehörigen Bibliothek. In der Aula[WS 1], welche mit Fresken von Peter Janssen geschmückt ist,[4] finden immer noch Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel Festvorträge, akademische Ehrungen, Preisverleihungen oder Ehrenpromotionen.

Festordnung[Bearbeiten]

[1]
Festordnung
der
Einweihungsfeier
des
Universitäts-Gebäudes
zu Marburg


vom 28.–30. Mai 1879.




Marburg.

Universitäts=Buchdruckerei (R. Friedrich).

1879.
[2]
Vorbemerkungen.

Das Empfangs und Wohnungsbureau auf dem Bahnhof ist am 28. Mai von Vormittags 10 bis Abends 11 Uhr, am 29. Mai von Morgens 7 Uhr bis Vormittags 11 Uhr geöffnet.

Sämtliche Ankommende werden gebeten, in das Empfangsbureau einzutreten und ihren Namen in eine dort aufliegende Präsenzliste einzutragen. Es findet dort die Abgabe der Festkarten und Festschleifen, sowie auch, soweit der Platz reicht, Abgabe von Karten zum Festmahl statt. Auch wird dort über Logis Auskunft gegeben.

Für diejenigen Herren, welche nach 11 Uhr am 29. Mai ankommen, werden Fest- und Dinerkarten in der Elwert’schen Universitätsbuchhandlung[WS 2] abgegeben.

Das Wohnungscomite ist kenntlich durch blaue, das Zug- und Ordnungscomite durch rothe, das Wirthschaftscomite durch weiße, das Comite der alten Herren durch weiß-rothe Rosetten, die übrigen Comitemitglieder tragen weiß-blaue Rosetten.

Das Festzeichen für alle anderen Festgenossen ist eine blau-weiß-rothe Schleife, welche stets sichtbar zu tragen gebeten wird.

Während des ganzen Festes haben die Festgenossen gegen Vorzeigung der Festkarten unentgeltlich Zutritt zur Elisabethkirche[WS 3] und den Sehenswürdigkeiten des Schlosses.[WS 4]

Der botanische Garten[WS 5] mit den Gewächshäusern und dem botanischen Museum ist an den drei Festtagen Mittwoch, Donnerstag und Freitag von Morgens 6 Uhr bis Abends 8 Uhr dem Publicum geöffnet.

[3] 0


Mittwoch den 28. Mai. Vorfeier.

00I.     Von Nachmittags 5 Uhr an Versammlung im Bücking’schen Garten[WS 6] (nur bei gutem Wetter).

6 1/2 Uhr Einläuten des Festes.
7 1/2 Uhr Einzug in den mittleren Saal des Wilhelmsbaus.[WS 7] Voran die Musik, sodann das Corpus academicum mit den Festgästen, hierauf die übrigen Festtheilnehmer.


0II.     Begrüßung der Festgenossen durch den Rector.


III.     Fackelzug der Studentenschaft zu Ehren Seiner Excellenz des Herrn Staatsministers Dr. Falk

Zugordnung für den Fackelzug.
Erstes Musikcorps.
1. Burschenschaft Alemannia.
2. Burschenschaft Arminia.
3. Corps Teutonia.
4. Corps Hasso-Nassovia.
[4]
4

Zweites Musikcorps.

5. Studirende, welche keiner Verbindung angehören, nach Facultäten geordnet.


Drittes Musikcorps.

6. Reformverbindung Hasso-Guestphalia.
7. Studentenverbindung Germania.
8. Studentenverbindung Pharmacia.
9. Studentenverbindung Wingolf.
10. Landsmannschaft Guestphalia.

Der Zug wird um 8 1/2 Uhr auf dem Wege vom Schlosse nach dem Dammelsberge geordnet, bewegt sich nach Anbruch der Dunkelheit durch das Westthor auf den äußeren Schloßhof und nimmt der westlichen Rampe des Schlosses gegenüber Aufstellung. Der Abmarsch erfolgt durch das Hauptthor, den Schloßweg hinab auf das obere Ende des Marktplatzes[WS 8], hierauf geht der Zug rings um den Marktplatz, so daß die Häuser links bleiben, bis zur Barfüßerstraße und passirt dann Barfüßerstraße, Untergasse, Grün. Auf dem Kämpfrasen werden die Fackeln zusammengeworfen. Gaudeamus[WS 9] etc.

IV.     Gesellige Vereinigungen im Wilhelmsbau des Schlosses (vor und nach dem Fackelzuge) und in den Localen der einzelnen Verbindungen. Für die Nichtverbindungstudenten sind die Säle des Café Quentin[WS 10] reservirt.

[5]
5
Donnerstag den 29. Mai. Hauptfeier.

Morgens 7 Uhr Choral[WS 11]: "Lobet den Herrn",[WS 12] vom Schloßthurm geblasen.

I. Festzug: Vormittags präcis 9 Uhr Aufstellung des Festzuges in der Bahnhofsstraße von der Rosenstraße an rückwärts nach dem Bahnhof. Die Zugordnung ist folgende:
1. Drei Herolde[WS 13] zu Pferde in der Tracht des 16. Jahrhunderts, mit dem hessischen Banner und Stäben.
Erstes Musikcorps, 16. Jahrh.
2. Ein Hauptmann zu Pferde und zwölf Landsknechte zu Fuß (16. Jahrh.).
3. Sechs Gewappnete mit den Marburger Farben.
4. Marschall (16. Jahrhundert)[WS 14]. Banner mit dem Bilde Philips des Großmüthigen,[WS 15] des Stifters der Universität, 1527.
5. Sechs Studenten des 17. Jahrhunderts.
6. Marschall (17. Jahrhundert)[WS 16], Banner mit dem Bilde Wilhelms VI.,[WS 17] des Erneuerers der Universität, 1653.[WS 18]
7. Sechs Studenten des 17. Jahrhunderts.
8. Marschall mit Stabe (18. Jahrhundert).
9. Sechs Studenten des 18. Jahrhunderts.
10. Marschall mit Stab (Ende des 18. Jahrh.).
11. Sechs Studenten (Ende des 18. Jahrh.).
12. Elf Reiter in Wichs[WS 19] mit dem Reichsbanner und zwei preußischen Fahnen.

[6]
6

13. Die Pedellen[WS 20] mit den Sceptern[WS 21] der Universität.
14. Der Rector.
15. Die vier Decane.
16. Die Festgäste, soweit dieselben nicht den Zug am Universitätsgebäude zu empfangen wünschen.
17. Die Professoren[WS 22] und Doctoren der vier Facultäten und die Universitätsbeamten.
18. Die ehemaligen Studierenden, welche es nicht vorziehen sich einer der Corporationen oder Gruppen der Studierenden anzuschließen.

Zweites Musikcorps.

19. Corps Hasso-Nassovia.
20: Corps Teutonia.
21. Studentenverbindung Pharmacia.
22. Studentenverbindung Germania.
23. Reformverbindung Hasso-Guestphalipa.
24. Nichtverbindungsstudenten der theologischen Facultät.
25. Nichtverbindungsstudenten der juristischen Facultät.

Drittes Musikcorps.

26. Nichtverbindungsstudenten der medizinischen Facultät.
27. Nichtverbindungsstudenten der philosophischen Facultät.
28. Studentenverbindung Wingolf.
29. Landsmannschaft Guestphalia.
30. Burschenschaft Arminia.
31. Burschenschaft Alemannia.
32. Reiter in Wichs

Die einzelnen Gruppen und Corporationen werden gebeten unmittelbar hinter den betreffenden Schildern

[7]
7

mit ihrem Namen ihre Aufstellung zu nehmen. Der Zug bewegt sich bis zu der von der Stadt errichteten Ehrenpforte, woselbst eine Begrüßung durch die städtischen Behörden stattfindet, die als dann den Zug in die Stadt einführend vor dem Rector eintreten.Unter Glockengeläute nimmt der Zug seinen Weg durch die Elisabethstraße, die Ketzerbach hinauf und auf der Südseite derselben wieder herunter, den Steinweg hinauf, durch die Wettergasse, Marktgasse, über den Markt, Barfüßerstraße, Untergasse bis zur Bürgerschule, an dem neuen Schulgebäude vorbei auf den Rudolphsplatz. Vor dem Universitätsgebäude schwenkt der historische Festzug und alle Reiter nach rechts, die städtischen Behörden nach links, der Rector, die Ehrengäste und der Lehrkörper der Universität nehmen auf und vor der Freitreppe Stellung, hinter denselben die ehemaligen Studirenden (oben 18). Die Gruppen 19 - 25 schwenken nach links, die Gruppen 26 - 31 nach rechts, und zwar nehmen beide so vor dem Gebäude Stellung,daß alle Chargirten mit den Fahnen in der Nähe der Haupttreppe ihren Platz erhalten.

II. Uebergabe des Schlüssels von Seiten Seiner Exzellenz des Herrn Staatsministers Dr. Falk an den Rector und Eröffnung des Hauses.

III. Enthüllung des Bildes Sr. Majestät des Kaisers und Königs.[WS 23] Einzug der Festgäste, des Lehrkörpers der Universität und einer Deputation der Studentenschaft in den Senatsaal. Das Hoch auf Se. Majestät wird vom Fenster aus signalisirt.

[8]
8
Gesang

Heil dir im Siegerkranz, Herscher des Vaterlands
Heil Kaiser Dir, Fühl´in des Thrones Glanz
Die hohe Wonne ganz, Liebling des Volks zu sein
Heil Kaiser Dir.

Der Zug bewegt sich in der oben bezeichneten Ordnung in das Gebäude durch die Vorhalle, die Haupttreppe hinan, links durch den Kreuzgang, die Halle hinauf bis zum hinteren Hauptportal und sodann in die reformierte (Universitäts-)Kirche. Die städtischen Behörden, die Bauleute und Bauhand=werker, die Nichtverbindungstudenten und die Corporationen Wingolf, Guestphalia, Alemannia, Armina benutzen beim Eintritt in die Kirche die Thür I (Westliche Haupttür), die Corporationen Hasso-Nassovia, Teutonia, Pharmacia, Ger-mania, Hasso-Guestphalia die Thür II (Nördliche Haupttür), die Festgäste und academischen Lehrer und Beamten betreten die Kirche direct vom Kreuzgang aus.

IV. Festact in der reformirten Kirche.

Einleitendes Orgelspiel. Gesang der Festversammlung: Ein' feste Burg ist unser Gott Gottesdienstlicher Weiheact durch den Oberconsistorialrath Professor Dr. Scheffer[WS 24] Hallelujah von Händel, gesungen vom academischen Gesangsverein. Festrede des Rectors Professor Dr. Mannkopff Gesang der Festversammlung: Nun danket alle Gott.

[9]
9


V. Nachmittags 3 Uhr Festmahl der Universität im Rittersaale des Schlosses.

Die Haupttrinksprüche sind vergeben. Etwaige weitere Trinksprüche bittet man bei Professor Dr. Enneccerus[WS 25] anzumelden.

     Ein zweites Festessen findet im MarkeeS´schen Saal Nachmittags 2 Uhr Statt.

Täglich table d´hôte um 1 Uhr im Hotel zum Ritter [WS 26] im Hotel Pfeiffer[WS 27] und Hessischen Hof.[WS 28]

VI. Abends 8 1/2 Uhr präcis Festcommers im Saalbau[WS 29].

Die Ordnung desselben ist in den Commersliedern vorgedruckt.


[10]
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Freitag den 30.Mai. Nachfeier

I. Am Vormittag von 10 Uhr an Besichtigung des Universitätsgebäudes und der Sehenwürdigkeiten der Stadt (Vgl. S. 11 bis 14).

Archiv. Austellung der bedeutendsten und charakteristischsten Urkunden und Archivalien im im kgl. Staatsarchiv auf dem Schloß Vormittags 9-12 Uhr und Nachmittags 2-6 Uhr. Zu denselben Stunden wird die Ausstellung am Sonnabend den 31. Mai, sowie in noch durch die hiesigen Blätter bekannt zu machenden Stunden auch in der Woche nach Pfingsten geöffnet sein. Es wird ergebenst gebeten, daß die in Marburg wohnenden Festtheilnehmer, soweit sie nicht aus= wärtige Festgenossen in die Ausstellung zu begleiten wünschen, den Besuch derselben gefälligst bis zu der letztgennanten Zeit verschieben.

II. Gesellige Vereinigung von morgens 10 Uhr ab im Museumsgarten[WS 30]


III. Nachmittags von 4 Uhr ab Waldfest auf dem Dammelsberg[WS 31].

[11]
Marburg und seine Umgebung

Marburg a.d.L., mit etwas über 10.000 Einw. Elisabethkirche 165,5, Schlossberg[WS 32] 256,6 M. über dem Meere. Wahrscheinlich das Schloß, die Marburg, die älteste Ansiedlung. Erlangte Bedeutung durch die h. Elisabeth, Gemahlin Landgr. Ludwig IV. von Thüringen, die durch dessen Bruder Konrad hier gestiftete Deutschordens=Ballen [WS 33] und die durch Phillip den Großmütigen gestiftete Universität (Philippina, erste protestantische), neu gegründet 1653.- Zur Stadt erhoben 1227. Reste der alten Mauern und Thore: Kalbsthor [WS 34] , Bettinathurm [WS 35] i M. - Industrie gering, nur Töpfereien und Gerbereien von Bedeutung. - Sehenswürdigkeiten: Elisabethkirche, über dem Grabe der 1231 am 19. November gestorbenen, 1235 am 1. Juni durch Gregor IX. heilig gesprochenen Elisabeth, durch deren Schwager den Detschordensherren Landgraf Konrad ge= gründet 1235 (1236 Mai 1. Erhebung der Gebeine der heil. Elisabeth in Gegenwart K. Friedrichs II. )Thürme vollendet ca. 1360; restauriert 1854-1864. Äußere Länge 64 M.; innere Höhe 19,2 M. Klassisches Denkmal gothischer Kunst. Reiche Skulpturen, namentlich an der Grabstelle der h. Elisabeth im nördlichen Kreuzflügel. Der Choralter 1290 geweiht; hochgothischer Lettner mit älteren Theilen; die Land=grafengräber (1241-1509); die Niellograbplatten, der Sarkophag der heiligen Elisabeth, Hauptwerk (rheinischer?) Goldschmiedekunst des XIII. Jahrh. in Deutschland; Chor= stühle; großer Teppich des XV. Jahrh. Altarschrein mit der

[12]
12

Krönung Mariä; alte Glasmalereien im Chor, neue in den Kreuzschiffen. Im Deutschordens=Archiv: die Land= grafen= und Comthur=Schilde. - Die Deutsch= ordensgebäude: Bei der Kirche, aus verschiedenen Zeiten zu Universitätszwecken und in Privatbesitz. - Rechts von der Kirche am Pilgrimstein: medicinische Klinik (hier noch bedeutende Reste des von der heil. Elisabeth gegründeten Hospitals); dann: chirugische u. geburtshülflische Klinik weiter: der botanische Garten. - Schloß . Ursprünglich Thüringische Burg. Noch Romanische Reste, im Schloßhof.- Kapelle[WS 36] geweiht 1288 (Mosaikfußboden;heil. Christoph[WS 37]) Rittersaal[WS 38] vollendet ca. 1320, rest. 1874-79. Oestl. Bau (über der Thür rechts Wappen Wilhelms III.des Erbauers) 1489-93. Renaissanceeinbauten und =ausstattung (Vorbau nach Süden, hoher Treppenthurm im Schloßhof, früheres Uhrzifferblatt daselbst, herrliche geschnitzte Thür, 1573, im Rittersaale) von Landgraf Ludwig IV. Interessante Futtermauern nach Süden. Früher starke Festung. Durch Umbauten viel gelitten. Schloß thurm schöne Aussicht, desgl. von den jetzt zu öffentlichen Anlagen umgestalteten Terrassen.- Sitz des Staats=Archivs, worin die ehemaligen Archive von Kassel, Fulda und Hanau ver= einigt, wichtig besonders durch ältere Urkunden (s. 752) und für Reformationsgeschichte. Hier auch das Alterthumsmuseum des hessischen Geschichtsvereins.- Lutherische Kirche (früher u.L. Frauen). Chor frühgothisch, geweiht 1297. Schiff aus der Mitte des XIV. Jahrhunderts. Der schiefe Thurm ist späteres XV Jahrh., das Uhrhaus resp. Treppenhaus an der Ostseite ca. 1605. Schöne Renaissance=Grabmäler Landgraf Ludwig IV. von Hessen=Marburg † 1604 und seiner Ge= mahlin Hedwig von Württemberg (schönes Gitter);Ludwigs V. von Darmstadt † 1626 und seiner Gemahlin Magdalena von Brandenburg . Taufkessel 1596.- Auf dem lutherischen Kirchhofe (schöne Aussicht nach Süden) östlich der Kerner (Carnarium) aus dem XIII. Jahrhundert, früher Raths= kapelle. Schönes Maßwerk aus dem XIV. Jahrhundert, jetzt restauriert.- Kugelkirche (katholisch), 1477 gestiftet von den Brüdern zum gemeinsamen Leben, daneben deren Kloster= gebäude Fraterhuss zum Lewenbach (umgebaut), jetzt Amtsgericht[WS 39]. Der Gefängnisbau im inneren Hofe neu.-

[13]
13


Universitätskirche (reformirt), früher Dominikanerkirche, begonnen ca. 1290. Vorhalle vor dem nördlichen Portale neu.- Klostergebäude außer der Aula abgebrochen, an ihrer Stelle das neue Universitäts=Gebäude begonnen (1874).- Nicht weit vom Universitäts=Gebäude, in der Untergasse, das 1866 im gothischen Stil erbaute Gymnasium, in dessen Aula das bekannte Bild des Hofmalers Noack zu Darmstadt "Das Religionsgespräch zu Marburg im Jahre 1529"[WS 40] . - Bei dem Universitätsgebäude die Weidenhäuser Brücke aus dem XV. Jahrhundert. - Marktplatz , malerische Holzhäuser, Rathhaus , spätgothischer Unterbau von ca. 1512; Renaissance= aufsatz von 1581. Facade neu restauriert. Künstliche Uhr. Ueber der Thür polychromes Steinrelief (die heil. Elisabeth) von 1524.- In der Nähe des Rathhauses, am Schuh= markte, die St. Kilianskapelle , romanisch, aus der Mitte des XII. Jahrhunderts, seit 1227 Pfarrkirche, 1611 Oberstock aufgesetzt zum Schulhause. Innere Gewölbe noch erhalten, aber durch Einbauten gestört. Westliche Pforte mit der Inschrift Godescalcus me fecit.- Am östichen Fuße des Schloßberges stattliches Renaissancegebäude von 1575, jetzt Kreisgericht, früher Regierung resp. Kanzlei. Der mittlere nach dem Schlosse gelegene Vorbau neu.- Die Universitäts= institute sind in verschiedenen Stadttheilen belegen. Anatomieam Ende der Ketzerbach, von da an weiter nach der Marbach zu die Roser´sche Privatklinik und das neue pharmaceutische Institut . Chemisches Laboratorium , pharmakologisches und zoologisches Institut , sowie archäologisches Museum (Gypsabgüsse von Antiken) [WS 41] im Deutsch=ordenshause. Kliniken und botan. Garten s. o. Physiologisches Institut in Weidenhausen. Sternenwarte, Physikalisches Institut und mineralogisches Kabinet am Nordabhange des Schloßberges (früher Dörnberger Hof). Bibliothek (im ehemaligen Franziskanerkloster , gegründet 1235, am Südwestende der Stadt) circa 150,000 Bände.- An der Stelle der früheren Franziskanerkirche das Reithaus (1731), jetzt Saalbau.- Lesegesellschaften (alle Festgäste haben Zutritt): Museum am Barfüßerthore; Akademischer Club am Mönschsbrunnen neben der Post.- Buchhandlungen: Elwertísche Universitätsbuchhandlung [WS 42]

[14]
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(W.Braun), Ehrhardt´sche Universitätsbuchh., Sipmann´sche Buchh. (Kraaß). - Hotels: Ritter [WS 43] und Pfeiffer [WS 44]; einfacher: Hessischer Hof [WS 45] .- Restaurationen: Lederer (herrliche Aussicht von der Terrasse). Bopp (desgl.), Gerland alle in der Nähe des Marktes; Cafe Quentin [WS 46] (schönes Rennaissance- portal) an dem Steinwege (mit Garten), Eucker (bei der Post).- Bückings Garten (unter dem Schlosse)[WS 47],Turnergarten (rechts unterhalb des Schlosses), beide mit prächtiger Aussicht. Lahnlust (vor dem Elisabethenthore).       Marburgs Berge bieten herrliche Aussichtspunkte und Waldpartien. Spiegelslust mit Restauration (35 Minuten). Augustenruhe [WS 48] (20 Minuten), Kirchspitze[WS 49] (30 Minuten). Marienhäusschen [WS 50] (40 Minuten). Dammelsberg [WS 51] (10 Minuten vom Schloss). Bad Marbach (20 Minuten von den Hotels). Frauenberg (2 Stunden über die Irrenheilanstalt und Dorf Cappel , in dessen Nähe Konrad von Marburg erschlagen wurde). Weintrautseiche [WS 52] (30 M.) Mooseiche (40 Minuten). Elisabethbrunnen bei Schröck (75 Minuten). Lichter Kippel (75 Minuten). Dreyers Quelle[WS 53](45 Minuten über Ockers- hausen, im Sommer Nachmittags Restauration).



Anmerkungen (Wikisource)

  1. 1903 eingeweiht, vgl. Philipps-Universität Marburg.
  2. Heutige Universitätsbuchhandlung Lehmann in der Reitgasse 7. Vgl lehmanns.de/buchhandlung
  3. Die Elisabethkirche ist die älteste gotische Hallenkirche Deutschlands. Sie wurde zwischen 1235 und 1283 erbaut.
  4. Das Landgrafenschloss wurde im 11. Jahrhundert angelegt.
  5. Der Alte Botanische Garten wurde 1786 erbaut. Er befindet sich heute neben der neuen Universitätsbibliothek und dient als Erholungs- oder Lernort für Studenten.
  6. Restaurant "Bückingsgarten" am Schloss, benannt nach Dietrich Bücking. Dieser eröffnete 1807 einen „Schankbetrieb“. Das Haus wird zum ersten Mal 1485 urkundlich erwähnt. Vgl. bueckingsgarten-marburg.de/historie .
  7. Der Wilhelmsbau wurde in den Jahren von 1493 bis 1497 im östlichen Teil des Marburger Schlosses errichtet. Vgl. Website der Stadt Marburg, Landgrafenschloss.
  8. Der Marktplatz befindet sich in der Oberstadt neben dem Rathaus, welches 1512 bis 1527 erbaut wurde. Laut Überlieferung spielte der Marktplatz eine wichtige Rolle bei der Gründung des Landes Hessen. Sophie von Brabant, älteste Tochter der heiligen Elisabeth von Thüringen, soll 1248 dort ihren Sohn Heinrich zum Landgrafen ausgerufen haben. Vgl. Website der Stadt Marburg, Rathaus und Altstadt.
  9. Hier könnte das Studentenlied "Gaudeamus igitur" (übers.: Lasst uns also fröhlich sein) gemeint sein. Die ersten Textspuren dieses Liedes finden sich im Mittelalter. Seit dem 18. Jahrhundert gibt es auch verschiedene deutschsprachige Versionen.
  10. Ehemaliges Café im Steinweg, Marburg. Vgl. BIldindex, Café Quentin.
  11. Gesang oder Kirchengesang von einem Chor oder Sängerschar. Vgl. DWDS - Choral, der.
  12. "Lobet den Herrn" ist ein geistliches Lied mit dem Text von Joachim Neander aus dem Jahr 1680.
  13. Königlicher oder fürstlicher Bote. Vgl. DWDS - Herold, der.
  14. Im 16. Jahrhundert war ein Marschall ein Reiterbefehlshaber oder Reitergeneral. Vgl. DWDS - Marschall, der.
  15. Philipp I.*1504 † 1567, Landgraf der Landgrafschaft Hessen. Am 01. Juli 1527 gründete er die Philipps Universität Marburg. Vgl. Philipps-Uni. Marburg, Geschichte, Der Universitätsgründer
  16. Der Marschall wird im 17. Jahrhundert, nach französischem Vorbild, dem ranghöchsten Offizier oder dem Feldherrn gleichgesetzt. Vgl. DWDS - Marschall, der.
  17. Wilhelm VI.,*1629 † 1663, Landgraf von Hessen-Kassel.
  18. Wiedererrichtung der Philipps-Universität durch Wilhelm VI. Vgl. Philipps-Universität Marburg, Geschichte der Philipps-Universität Marburg.
  19. Festkleidung studentischer Verbindungen. Vgl. DWDS - Wichs, der.
  20. Ein Pedell ist ein Diener einer schulischen Einrichtung. An den mittelalterlichen Universitäten war der Pedell eine wichtige Person der universitären Administration.
  21. Universitätsszepter werden als Wahrzeichen der akademischen Selbstverwaltung gedeutet. Vgl. Philipps-Universität Marburg, Insignien der Universität, Die beiden Szepter der Universität.
  22. Die Professoren von 1866 bis 1945 sind online im Professorenkatalog der Philipss Universität gelistet. In der theologischen Fakultät waren es z.B Wilhelm Scheffer, Theodor Johann Friedrich Brieger, Georg Carl Friedrich Heinrici, Wilhelm Johann Georg Herrmann, Ernst Constantin Ranke und Konrad Georg Edmund Keßler. Vgl. [1].
  23. Wilhelm I. war von 1861 bis 1888 König von Preußen.
  24. Scheffer, Wilhelm, * 15.4.1803 Schrecksbach, † 26.2.1883 Marburg, evangelisch-reformiert Prof. Dr. phil.; lic. theol. – Theologe, Hochschullehrer Vgl. Marburger Professorenkatalog.
  25. Enneccerus, Karl Martin Ludwig, * 1.4.1843 Neustadt am Rübenberge, † 31.5.1928 Marburg, Dekan der jur. Fakultät. Vgl. Hessische Biographie und Marburger Professorenkatalog.
  26. Hotel zum Ritter, erbaut 1835/36, umgebaut 1894, heute Stadtbücherei der Stadt Marburg an der Lahn. vgl. [[2]].
  27. Hotel Pfeiffer, erbaut 1832 als Gasthaus Weiß, 1851 erwarb Familie Pfeiffer das Haus, heute Marburger Hof vgl.[[ https://www.marburgerhof.de/hotel/geschichte]]
  28. Hessischer Hof, abgerissen 1978 vgl.[[ https://www.marburgerhof.de/hotel/geschichte]] Bildaufnahme des Hessischen Hof[[3]] Datierung Ungewiss
  29. Saalbau des Marburger Schlosses im gothischen Stil vgl.[[4]]
  30. Museumsgarten, angelegt von der Museumsgesellschaft welche 1830 gegründet wurde und am 01.10.1907 aufgelöst wurde vgl.[[5]] S. 11
  31. Berg des Marburger Rückens, westlich des Schlosses zwischen Marburg und Marbach, 318 m über NHN vgl. Marburger Rücken
  32. Schlossberg, Teil des Marburger Rücken vgl. Marburger Rücken
  33. Landkommende Marburg gehörte ab 1234 zu Ballei Hessen vgl.
  34. Erbaut im Zuge einer Stadterweiterung 1230/35, verschlossen im dreißigjährigen Krieg erst 1874 wieder eröffnet. vgl.[[6]]
  35. 1230 erbaut Teil der westlichen Stadtmauer vgl.[[7]]
  36. Kapelle, am östlichen Ende desMarbuger Schlosses,1288 der heiligen Katharina geweiht. vgl.[[8]]
  37. Großes Wandbild, das die gesamte Westnische der Schlosskapelle einnimmt vgl.[[9]]
  38. Im unteren Geschoss des Saalbaus gelegen. vgl.[[10]]
  39. Am 1. September 1867 wurde das alte Probsteigebäude zum Amtsgericht umgebautvgl.[[ https://ordentliche-gerichtsbarkeit.hessen.de/ordentliche-gerichte/lgb-marburg/ag-marburg/die-geschichte-des-amtsgerichts-marburg]]
  40. vgl.[[[w:de:Marburger Religionsgespräch#/media/Datei:Religionsgespräch zu Marburg 1529 August Noack.jpg|]]]
  41. Ungefähr 570 exakte Gibsabgüsse von römischen und griechischen Skulpturen vgl.[[11]]
  42. Reitgasse 6 in der Oberstadt, seit 2013 Teil einer Büchereikette vgl.[[12]]
  43. Hotel zum Ritter, erbaut 1835/36, umgebaut 1894, heute Stadtbücherei der Stadt Marburg an der Lahn. vgl. [[13]].
  44. Hotel Pfeiffer, erbaut 1832 als Gasthaus Weiß, 1851 erwarb Familie Pfeiffer das Haus, heute Marburger Hof vgl.[[ https://www.marburgerhof.de/hotel/geschichte]]
  45. Hessischer Hof, abgerissen 1978 vgl.[[ https://www.marburgerhof.de/hotel/geschichte]] Bildaufnahme des Hessischen Hof[[14]] Datierung Ungewiss
  46. vgl.[[15]]
  47. Erstmal urkundlich erwähnt 1485,seit 1807 Schankbetireb vgl.[[16]]
  48. Kleiner Obelisk zu Ehren des Besuches von Kurprinzessin Auguste 1814vgl.[[17]]
  49. Berg des Marburger Rückens 325 m über NHN
  50. Kulturdenkmal des Marbuger Stadtteiles Wehrda, erbaut im 19. Jhd. vgl.[[ Liste der Kulturdenkmäler in Wehrda ]]
  51. Berg des Marburger Rückens, westlich des Schlosses zwischen Marburg und Marbach, 318 m über NHN vgl. Marburger Rücken
  52. vgl.[[ https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/4QWUJPVFYBLLYFPXM4IXJ3ZIT5O74EYU]]
  53. Im Jahre 1865 ließ ein begüterter Student, Dr. Dreyer aus Bremen, im Hospitalwald der Dr. Wolff’schen Stiftung eine Quelle fassen vgl.[[18]]

Literaturhinweise[Bearbeiten]

  1. 150 Jahre preußische Universität Marburg, Philipps-Universität Marburg.
  2. Die Universität Marburg 1527–1927, Marburg, 1927, S. 562.
  3. Amtskette des Rektors, gestiftet 1879 und 1927, Philipps-Universität Marburg.
  4. Die Universität Marburg 1527–1927, Marburg, 1927, S. 563.