Atria (so die Mainzer Inschrift Brambach CIRh 1264. Fest. ep. 13. Liv. V 33, 7. Plin. n. h. III 20. Tacit. hist. III 12; ἈτρίαPtolem. III 1, 30; Einwohner Atriates, Varro de l. l. V 161), weniger richtig Adria (so Strab. V 214. Iustin. XX 1, 9. Plut. Camill. 16 u. a., besonders in Verbindung mit der Etymologie des mare Adriaticum, s. o. Bd. I S. 417; Einwohner Ἀδριάτης bei Steph. Byz.) und mit falscher Aspiration Hadria (oft durch Schuld der Abschreiber infolge Verwechslung mit der picenischen Stadt Hatria; Einwohner Hadriani bei Plin. III 120. X 146. XIV 67. Steph. Byz.), Stadt der Veneter zwischen den Mündungen des Po und Atesis, jetzt Atri. Dass A. früh von Griechen colonisiert sei, bezeugen nicht sowohl die späten Fabeln, welche zum Teil Diomedes als Gründer nennen (Steph. Byz. aus Hekataios; vgl. Athen. VII 285 d. Aristot. de mir. ausc. 140; de animal. VI 1; de gen. anim. III 1) als die Angabe des Iustinus (a. a. O.) und insbesondere die zahlreichen Funde griechischer Vasen (R. Schoene Le antichità del museo Bocchi di Atria, Rom 1878). In ältester Zeit lag A. unmittelbar am Meere und war bedeutender Hafen, schon im späteren Altertum war jedoch die Küste durch Alluvion so weit vorgeschoben, dass man die Stadt durch einen Canal erreichte (Strab. V 214), der für die liburnae der Flotte des Vitellius noch passierbar war (Tacit. hist. III 12). Doch sank infolge dieser Veränderungen die Bedeutung von A. sehr; in der Kaiserzeit wird es, abgesehen von den Erwähnungen bei Geographen (Strab. Plin. a. a. O.) und in den Itinerarien (Tab. Peut., wo verderbt Radriani) kaum genannt. Es war Municipium nach Mommsens wahrscheinlicher Lesung der Inschriften, CIL V 2315. 2343, wo die Siglen M. A. aufzulösen sind m(unicipii) A(triatium), und gehörte zur Tribus Camilia (Kubitschek Imp. Rom. trib. discr. 108). Ob der Name der vina Hadriana ab intimo sinu maris (Plin. XIV 67 u. a. Stellen bei Schoene a. a. O. 15) von der Stadt abzuleiten, oder allgemeiner auf das Littoral zu beziehen, bleibt ungewiss; vgl. den Art. Hadria. Die Münzen mit HAT, welche häufig A. zugeteilt werden, gehören vielmehr der picenischen Stadt (Mommsen Röm. Münzwesen 231). Lateinische Inschriften aus A. CIL V 2313–2379. 8829. Pais Suppl. 484–495.
S. 2144, 19 u. 28 ist Adria statt Atri bezw. Atria zu schreiben. Über neue Funde in Adria vgl. Not. d. scavi 1877, 197–201. 1878, 360. 361. 1879, 90–97. 212-224. 1883, 154. Im allgemeinen Nissen Ital. Landeskunde II 1, 214–216. Den Fabrikstempel einer römischen Lampe Eros Atriensis bezieht Garrucci Civiltà cattolica 1880, 711 auf die Stadt A., und Dressel CIL XV 6420 stimmt zu. Zur Litteratur vgl. Mau Katalog der röm. Institutsbibliothek I 91f.