Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Gaetuli. Mit diesem Namen, der für uns zuerst bei Varro r. r. II 11, 11 (Gaetulia) und bei Sallust (s. u.) erscheint, wurden die südlich von Mauretanien und Numidien lebenden Völkerschaften, die Vorfahren der heutigen Tuaregs, bezeichnet. Sie galten für einen Teil der ältesten Bevölkerung Afrikas (Sall. Iug. 18). Sie zerfielen in zahlreiche Stamme (Mela I 4, 4: natio frequens multiplexque Gaetuli; Strab. XVII 26: τὸ μέγιστον τῶν Λιβυκῶν ἐθvῶv), von denen die Autoteles,
[465]Baniurae, Darae besonders genannt werden (Plin. n. h. V 9. 10. 17). Einen mit Negern gemischten Zweig derselben hat man sich unter den Melanogaetuli (Ptolem. IV 6, 5 Müll.; daraus Anonym. bei Müller Geogr. gr. min. II 498) zu denken. Ihre nomadische Lebensweise schildern Sallust Iug. 18. 19, 6 und Varro (s. o.). Nachrichten über die sich bei ihnen findenden Naturprodukte geben Mela III 10, 4. Plin. n. h. V 12. VI 201. IX 127. XXX 45 (Purpur); ebd. VIII 20. 54 (Löwen, Elefanten); XXV 79 (Heilkräuter); Athen. II 62 (Spargel). Beziehungen der Karthager zu gätulischen Stämmen erhellen daraus, daß in Hannibals Heer gätulische Söldner dienten (Liv. XXIII 18). Zahlreiche gätulische Hilfsvölker hatte Iugurtha, der auch zu seinen Untertanen gätulische Stämme zählte (Sall. Iug. 19, 7), aufgeboten (ebd. 80. 88. 97. 99). Von diesen ging ein Teil zu den Römern über, und wurde von Marius durch Landanweisungen belohnt (Bell. Afr. 35. 56. Dio XLIII 4, 2). Im J. 46 v. Chr. befanden sich Gaetuler sowohl in der Reiterei Iubas (Bell. Afr. 56. 61), als in den Legionen der Senatsfeldherren (ebd. 35). Im J. 5 n. Chr. mußte der Proconsul von Africa, Cossus Cornelius Lentulus, gegen gätulische Untertanen Iubas II. (Dio LIII 26) zu Felde ziehen (Dio LV 2. Flor. IV 12, 40; vgl. Vell. II 116, 2); wofür er die Triumphalornamente erhielt und er selbst oder doch sein Sohn den Beinamen Gaetulicus (s. o. Bd. IV S. 1364 Nr. 182. S. 1384 Nr. 220). Später hören wir, daß eine Anzahl gätulischer Stämme der Provinz Numidia der Administration eines römischen Offiziers unterstanden (Dessau 2721: praef. cohortis VII Lusitan. et nation. Gaetulicar. sex. quae sunt in Numidia). Noch im 2. oder 3. Jhdt. wurde die Stadt Cirta durch einen Aufstand von Gaetulern erschreckt (Dessau 6860: tumultu Gaetulorum). Im stehenden Heer des Kaiserreichs gab es zum mindesten eine Cohorte und mehrere Alae Gaetulorum (s. Cichorius Bd. I S. 1243. Bd. IV S. 6); jene hat noch im 4. Jhdt. existiert (Not. dign. or. 35, 32).