BLKÖ:Mayern, Wilhelm Friedrich von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Mayern, Franz von
Band: 17 (1867), ab Seite: 179. (Quelle)
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Mayern, öfter auch Meyern, Wilhelm Friedrich von (k. Hauptmann und Schriftsteller, geb. in oder bei Anspach in Franken im Jahre 1760, gest. zu Frankfurt a. M. 13. Mai 1829). Sein Vater war Rentbeamter oder Gutsbesitzer, vielleicht Beides, seine Mutter eine geborne Herbstein. Zuerst im Elternhause erzogen, erlitt er in seiner frühen Jugend viel von den Mißhandlungen eines an Leib und Geist mißgestalteten pedantischen Hofmeisters. Jedoch dauerte glücklicher Weise diese Qual nicht lange, denn M. wurde einem Landgeistlichen, Namens Esper, zum Unterrichte und zur Erziehung übergeben, und fand dort eine gute Unterkunft, an die er zeitlebens voll Liebe zurückdachte. Dieser Esper war ein Bruder des durch sein Schmetterlingswerk bekannten Professors Esper in Erlangen, und selbst ein Freund und Kenner der Naturwissenschaften. Ihm verdankt M. auch die Liebe zur Natur und schätzbare naturwissenschaftliche Kenntnisse. Mit seinem Erzieher unternahm er auch in jener Zeit mehrere naturhistorische Reisen in’s Fichtelgebirge. Obwohl des Knaben Fortschritte in den Studien eben nichts zu wünschen übrig ließen, so erhielt er doch von Seiten seines Vaters einigemal Strafbriefe, die ihm wehe thaten und ihm die Qual auferlegten, sie zu beantworten. Diese Thatsache verursachte seine spätere Scheu vor Briefempfangen und Briefschreiben, die er bis an sein Lebensende bewahrte. Ein Freund erzählt, daß er gewöhnlich erschrack, wenn man ihm einen Brief brachte. Seine Lieblingslectüre bildete damals die Erzählung: „Die Insel Felsenburg“. Ihr Inhalt blieb ihm noch im Greisenalter gegenwärtig und entschied seinen Hang zu Reisen in ferne [180] Länder, zu Colonien in denselben und dergleichen. Zur Fortsetzung seiner Studien begab er sich auf die Universität nach Altdorf, auch scheint er Erlangen besucht zu haben. Er studirte dem Wunsche seines Vaters gemäß die Rechte, betrieb aber aus eigener Neigung Mathematik, Geschichte, Sprachen, Natur- und Erdkunde. Um seiner Reiselust genügen zu können, hatte er die Absicht, in englische Seedienste zu treten, auch mochte er damals schon, was jedoch nicht festgestellt ist, eine größere Reise nach England und Schottland gemacht haben. Einige Zeit beschäftigte ihn auch der Gedanke, sich in Amerika anzusiedeln. Jedoch gab er diesen Gedanken auf und trat bei der Artillerie in österreichische Dienste ein. In diesem Berufe setzte er in seinen Mußestunden die bisherigen Studien fort. Ob er in jenen Tagen das nachmals so berühmt gewordene Werk: „Dya-Na-Sore“, über welches weiter unten Näheres gesagt wird, geschrieben oder doch wenigstens schon angefangen hat, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Da aber die erste Auflage dieses Werkes zu Wien im Jahre 1787 erschien, in welchem M. im Alter von 27 Jahren stand, so ist zu vermuthen, daß es um die Zeit seines ersten Dienstes in der österreichischen Armee entstanden, oder doch daß er den Plan dazu entworfen hatte. Als Officier lernte er zwei junge Cavaliere kennen, die er zu einer großen wissenschaftlichen Reise begeisterte, und die sich ihn zum Gesellschafter wählten. M. legte nun seine Charge nieder und machte als Begleiter der beiden Cavaliere eine große Reise durch England, Schottland, Deutschland, Ungarn, Polen, Italien, Griechenland und Kleinasien. Die mannigfaltigen Denkmale der Vorwelt fesselten vom Gesichtspuncte der Geschichte, Kunst und Kriegswissenschaft sein Interesse, insbesondere studirte er Orte, welche durch große Schlachten,, Belagerungen oder andere Kriegsthaten berühmt geworden, über Alles aber stand ihm das Studium des Menschen. Die Ergebnisse dieser Reise, so weit sie culturhistorischen und philosophischen Inhaltes waren, mochte er dann in sein vorerwähntes Werk, vielleicht in die zweite vermehrte Auflage, aufgenommen und wahrscheinlich bei einer kurz vor dessen Druck vorgenommenen Umarbeitung mit dem eigentlichen Romane in geschickter Weise verflochten haben. Der Tod des Einen der beiden Reisegefährten vereitelte die Fortsetzung der Reise, denn nun trat auch der zweite zurück. M., der indessen mit der österreichischen Gesandtschaft in Sicilien in Verbindung getreten, hielt sich nun längere Zeit bei derselben auf und benützte dieses Verhältniß, um die damals noch wenig bekannte und von Reisenden kaum berücksichtigte, übrigens so interessante Insel genau kennen zu lernen. Neapel befand sich zu jener Zeit in der Gewalt der Franzosen; Sicilien aber, unter englischem Schutze, war der Aufenthalt der alten Königsfamilie. Nachdem er auf seinen Reisen durch die Insel die Verhältnisse derselben nach allen Seiten genau kennen gelernt, hier die Spuren des Mangels fleißiger Hände, dort die nicht minder bedenklichen einer Uebervölkerung gefunden, gerieth er auf die praktische Idee, durch eine zahlreiche Colonie arbeitsamer deutscher Bauern den verschiedenen Uebelständen am wirksamsten abzuhelfen; aber Vorurtheile, Mißtrauen, alte Privilegien machten die schöne Idee des edlen Humanisten scheitern. Von Neapel begab sich M. nach Rom, wo er sich gleichfalls längere Zeit [181] bei der österreichischen Gesandtschaft aufhielt und unter ihrem Schutze die Möglichkeit fand, die Schätze und Merkwürdigkeiten der Siebenhügelstadt genauer kennen zu lernen, als es unter anderen Verhältnissen thunlich gewesen wäre. Bemerkenswerth ist es, daß M. mit seinem feinen durchgebildeten Kunst- und Schönheitssinne die Herrlichkeiten Roms, besonders aber die kirchlichen, nicht so hochstellte, als dieß durch den affectirten Enthusiasmus der Allerweltbewunderer in der Regel zu geschehen pflegt Von Rom scheint M. nach Oesterreich zurückgekehrt zu sein. (Es gibt in Mayern’s Lebenslaufe so viele Lücken zu ergänzen und richtige Anknüpfungspuncte seiner verschiedenen Lebensperioden aufzufinden, daß in der vorstehenden Skizze das Sichergestellte nur im Allgemeinen erwähnt werden kann.) In dem von den französischen Kriegen in hohem Grade aufgeregten Wien fand der ehemalige geistvolle Officier bald Verwendung. Schon früher hatte er zur Errichtung einer Landwehr in den österreichischen Staaten gerathen. Jetzt nun, im Jahre 1809, arbeitete er den Entwurf einer allgemeinen Landesbewaffnung aus und überreichte denselben persönlich dem Kaiser. Sonderbar genug, blieb der Plan unberücksichtigt. Jedoch scheint er den Wiedereintritt M.’s in österreichische Kriegsdienste zur Folge gehabt zu haben. Denn M. trat nun als Hauptmann bei der Artillerie ein, in welcher Stellung ihm die Ausarbeitungen über die wichtigsten militärischen Gegenstände übergeben wurden. Seine Leistungen zeigten von seinem tiefen Geiste und in der Praxis sich durchwegs anwendbar und brauchbar. Die größte und anstrengendste Thätigkeit entfaltete er aber während der Jahre 1809 bis 1812 bei der Organisirung und Leitung der Landwehr und des Landsturmes. Wie sehr er aber dabei in seinem Elemente war, erhellet aus einer noch im höheren Alter oft gemachten Bemerkung, „daß dieß die glücklichste Zeit seines Lebens gewesen, und er trotz seines hohen Alters doch eigentlich nur eilf Monate gelebt hatte“. Im Jahre 1813 wurde er als Hauptmann zum Generalstabe versetzt, und wie früher im Kaiserstaate, so half er nunmehr am Rhein das Volk bewaffnen und in den Waffen üben. Sein bewährter Kunstsinn war auch Veranlassung, daß er im Jahre 1815 von österreichischer Seite nach Paris geschickt wurde, um die Auslieferung und Absendung der aus Italien von den Franzosen weggenommenen Kunstschätze zu besorgen, welche er selbst auf dem Transporte nach Rom begleitete. Dafür wurde er von dem Papste decorirt. Nach seiner Rückkehr wurde er dem österreichischen Gesandten am spanischen Hofe, dem Grafen Kaunitz, zugetheilt und brachte nun mehrere Jahre in Madrid zu. Im Jahre 1820 befand er sich im Gefolge des Fürsten Schwarzenberg, der ihn hochschätzte und in seinen engeren Kreis zog. Als der Fürst, dessen Zustand immer besorgnißerregender wurde, sich endlich zur Reise nach Leipzig entschloß, um dort bei Doctor Hahnemann die homöopathische[WS 1] Heilmethode zu versuchen, war M. sein Begleiter und blieb bei dem Fürsten bis zu dessen (am 15. October 1820) erfolgten Tode. Dann erhielt er den Auftrag, die Leiche nach Prag zu begleiten. Darauf soll er, wie sein Biograph berichtet, den Abschied mit 600 fl. Pension erhalten haben!? Als in kurzer Zeit darauf das berühmte Bankhaus Graf Fries in Wien fallirte, verlor M. das kleine Vermögen, das [182] er besaß, das ihm bei den geringen Bedürfnissen, die er hatte, eine unabhängige Existenz gesichert haben würde. Aber nun richteten sich die Blicke eines geistvollen, von Zeitgenossen und Nachlebenden gar verschieden beurtheilten und noch immer nicht genug gewürdigten Mannes auf den Vergessenen. General Langenau [Bd. XIV, S. 101], damals Präsident der Militär-Commission bei der Bundesversammlung in Frankfurt a. M., der M. kannte und schätzte, bewirkte seine Anstellung bei der Militär-Commission, wo er nun ohne Nahrungssorgen und ohne drückende Geschäfte seine letzten Jahre der Freundschaft und den Musen lebte. Was M.’s schriftstellerische Thätigkeit betrifft, so beschrankt sie sich bezüglich der im Drucke erschienenen Schriften nur auf wenige Werke; diese sind: „Dya-Na-Sore, oder die Wanderer“, 3 Theile (Wien 1787, zweite vermehrte Auflage ebd. 1791, neue Auflage in 5 Theilen ebd. 1816), letzte Ausgabe besorgt von Ernst Freiherrn von Feuchtersleben, in 5 Theilen (ebd. 1840, 16°.); – „Die Regentschaft, Trauerspiel in fünf Aufzügen, nach dem Englischen, von dem Verfasser des Dya-Na-Sore“ (Züllichau 1795, 8°.); – „Hinterlassene kleine Schritten, herausgegeben mit Vorwort und Biographie Mayern’s von E. von Feuchtersleben“, 3 Theile (Wien 1842, 16°). Mayern’s Hauptwerk bleibt „Dya-Na-Sore“, dessen Wirkung zu seiner Zeit außerordentlich war und mit den ersten mächtigen Eindrücken der französischen Revolution zusammenfiel. Das Erscheinen dieses Werkes mitten im vollen Entwickelungsgange der neuen Dinge, dabei die Beziehungen desselben zu den politisch-nationalen Verhältnissen waren so mächtig, ja erschienen so bedenklich, daß das Buch in Wien, wo es gedruckt worden, verboten wurde. „Und das mit Unrecht“, bemerkt ein Literarhistoriker, „gerade das Gegentheil hätte geschehen und das Buch von der Behörde in Tausenden von Exemplaren gedruckt werden sollen, denn eben diese Gesinnungen, welche darin athmeten, waren die echten, vaterländisch heilsamen, die allein fähigen, den Staat zu kräftigen, zu bewahren. Man hat dieß später wohl eingesehen und an der Spitze der glorreichsten Volkserhebung, welche Oesterreich gezeigt hat, der vom Jahre 1809, standen eben diese Gesinnungen, und man kann wohl sagen, daß sie in vielen Männern jener Zeit recht eigentlich durch jenes Buch genährt waren, sowie im nördlichen Deutschland Jahn den ersten Keim seines volksthümlichen Thun und Treibens aus jenem Buche geschöpft zu haben bekennt.“[1] Mayern selbst war nie mit seiner Autorschaft recht hervorgetreten; die Form dieses Buches, das sich als eine Uebersetzung aus dem Sanskrit gab, der ganz gewöhnlich klingende Name des Verfassers und die auf das eine Buch beschränkte Autorschaft, alles trug dazu bei, den Namen in Dunkel zu erhalten. Mayern selbst war damit wohl zufrieden. Sein ganzes Leben war eine Selbstverläugnung; er wollte, daß das Rechte, das Große und Schöne gethan würde, er trachtete aus allen Kräften dazu mitzuwirken, dabei Hand anzulegen, allein ihm genügte das Werk und das Bewußtsein des Antheils, den er davon genommen, er verschmähte, dafür genannt oder gerühmt zu werden. M. starb, ein angehender Siebenziger. [183] Sein Tod war leicht, wie sein Biograph schreibt; sein Geist blieb hell und bewußt bis an’s Ende, das ihm stets nur als ein erwünschter Uebergang in ein höheres geistigeres Wesen erschien. Ungeschwächt blieb bei ihm Gedächtniß und jede höhere geistigere Kraft. Sein reicher Schatz von Kenntnissen stand ihm stets zu Gebote, und man konnte sicher sein, wenn man irgend einen Punct der alten oder neueren Geschichte, der Philosophie, der Erd-, Natur- und Menschenkunde, irgend einen Gegenstand der Kunst u. s. w. berührte, ihn gleich mitten in der Sache zu finden und sie erörtern zu hören, als hatte er sie eben erst durchdacht. Leben und Wissenschaft hatten sich gegenseitig bei ihm durchdrungen; hocherhaben über Parteisucht und Vorurtheile, war sein Urtheil stets mild, aber doch scharf und richtig. In all’ seinem Wissen war er stets zu Hause, hell, klar, besonnen und stets eigenthümlich. Der Umgang mit ihm bot daher Jedem, der diesen zu schätzen wußte, in reichem Maße goldene Aepfel in silbernen Schalen. [Eine ebenso originelle als treffende Charakteristik dieses edlen Sonderlings folgt in den Quellen.] Außer den oberwähnten selbstständig erschienenen Schriften ist noch seiner in Mundt’s „Zodiakus“ 1835, Februar und März, von Dr. Hock veröffentlichten Briefe zu gedenken. Was Mayern’s Charakteristik als Schriftsteller betrifft, so charakterisirt ihn Feuchtersleben folgendermaßen: „als Schriftsteller war M. auch Soldat. Sein Styl ist geschlossen, fest, entschieden, kernig, oft karg und hart, bis der Durchbruch eines mächtigen Gefühls ihn auf Augenblicke zum Poeten macht. Dann wird ein Weltschmerz in ihm laut, tiefer, reiner, wahrer, als ihn die Jünglingswelt von heute fühlt; es war die Trauerklage um ein verlorenes Dasein, um ein in seiner Heiligkeit gekränktes Herz, um ein in seinen Trümmern bewußtlos hingeworfenes zerrissenes Vaterland. Das, in der That, war der Schmerz eines patriotischen deutschen Hamlet in Mayern“. Sonst war er in seiner ganzen Lebenshaltung zugleich der Mann praktischer Thätigkeit, in Landwirthschaft, Gewerblichkeit, Architectur bewandert. In seinen Papieren fanden sich Pläne, südlichen Ländern durch Colonien aus dem Norden aufzuhelfen, Sicilien durch zwanzigtausend deutscher Anbauer aus der Schlaffheit des Vegetirens zu erretten; durch Erfrischung von Osten und Norden hat sich die Menschheit im Süden noch immer ergänzt. Varnhagen von Ense behauptete, Mayern sei auch der Mann gewesen, der, hätte man ihn gehört, die Schlacht bei Wagram unmöglich gemacht, oder für Oesterreich entschieden hätte. In seinem Verkehre mit Menschen hat man ihn einen Beduinen genannt; in dem unterdrückten Gefühle seiner Liebe war er auf Momente ganz Werther. Wenn aber tiefes und vielseitiges Wissen, fast in allen Zweigen menschlicher Erkenntniß; wenn ein reger Sinn für das Höchste und Würdigste im Leben, verbunden mit einer Klarheit und Präcision der Gedanken, welche mehr den schönen Zeiten des classischen Alterthums, als der Gegenwart angehören zu scheinen, vereint mit großen Vorzügen des Gemüthes und einer seltenen Bescheidenheit zu den Eigenschaften gehören, welche, selbst höchst verdienstlich, zugleich Basis aller Verdienste sind: so gehörte Mayern zu den seltenen Männern, welche durch jene Eigenschaften im höchsten Grade ausgezeichnet dastehen. Zum Schlusse sei [184] noch nebenbei bemerkt, daß der Park der Fürstin Paar in Hütteldorf, der freilich später von der Gewalt der Franzosenherrschaft arge Verstümmelungen erfahren hatte, von Mayern ursprünglich angelegt und dann von der Fürstin selbst vollendet worden sei. Mayern, obwohl in Frankfurt a. M. gestorben, liegt in Mainz begraben.

Mayern erscheint bald mit einem a, bald mit mit einem e (Mayern und Meyern) geschrieben. In den verschiedenen Quellen, welche Nachrichten über ihn und seinen Lebensgang enthalten. findet man abwechselnd[WS 2] die eine oder andere Schreibung. – Neues Archiv für Geschichte, Staatenkunde, Literatur und Kunst. Herausgegeben von Georg Megerle von Mühlfeld und Em Th. Hohler (Wien, 4°.) I. (als Fortsetzung des Hormayr’schen XX.) Jahrg. (1829), Nr. 52. – Goedeke (Karl), Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Hannover 1859, L. Ehlermann. 8°.) Bd. II, S. 1117, Nr. 993. – Zeitgenossen (Leipzig, Brockhaus, Lex. 8°.) III. Reihe, 2. Bd. (1830), S. 57. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., Firm. Didot, 8°.) Tome XXXV, p. 288. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. II, S. 148. – Zeitung für die elegante Welt. Redigirt von Dr. F. G. Kühne (Leipzig, 4°.) Jahrgang 1841, Nr. 47: „Dya-Na-Sore“. – Unser Planet. Blätter für Unterhaltung, Literatur, Kunst und Theater (Leipzig, 4°.) Jahrg. 1837, Nr. 22: „Der deutsche Mayern im Jahre 1802 über Griechenland und die Griechen“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien, 8°.) Bd. III, S. 615. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 10. Auflage, Bd. X, S. 451. – Mayern’s Charakteristik. 'Bäuerle’s „Theater-Zeitung“ brachte seiner Zeit eine von vielen deutschen Blättern nachgedruckte Charakteristik Mayern’s. „Mayern“, heißt es in derselben, „der Verfasser des Dya-Na-Sore, war einer der seltsamsten und zugleich edelsten Sonderlinge, welche die neuere Zeit aufzuweisen hat. Oesterreichischer Hauptmann, reich die Brust mit Orden geziert, intimer Freund des Fürsten Schwarzenberg, an dessen Todtenbette er noch stand, von allen Großen des Reiches ausgezeichnet und gesucht, blieb er bei alledem ein einfach schlichter Mann, dem nichts gleichgiltiger war, als das Treiben und Wesen der vornehmen Welt. Auf seinen Anzug verwendete er so wenig Sorgfalt, daß er öfters mit zerrissenem Rock und Beinkleidern erschien, bis seine Kameraden dem Zerstreuten Rock, Weste, Hosen anfertigen und diese an die Stelle der getragenen legen ließen. M. ermangelte auch nicht, sich dieses neuen Anzuges zu bedienen, wurde aber nie die Veränderung gewahr. Als Prokesch ihn zuerst besuchte, fand er den modernen Diogenes in einem prächtigen Palaste einquartiert, wo man ihm fünf Zimmer eingeräumt hatte. Aus diesen hatte M. sorgfältig alle Möbles herausschaffen lassen. Prokesch wanderte zwischen den kahlen Wänden hin, bis er in der fünften Piece in der Ecke eine Schütte Stroh erblickte, und in der Mitte der Stube einen großen Tisch, auf den ein Stuhl gestellt war. Hinter dieser Vorrichtung sah er Mayern stehend schreiben, der, so wie er seinen Namen hörte, ihn freundlich bewillkommte, mit einem Gesicht, das nach Prokesch Ausdruck deutlich sagte: „habe mich lieb!“ Diese allgemeine Liebe, mit der größten Achtung verbunden, genoß er von Jedermann, der ihn kannte, in seltenem Maße, und vergebens sollen ihm in Folge dessen zu wiederholten Malen bedeutende Posten angetragen worden sein, er lehnte dergleichen stets ab. Als ein komisches Beispiel, wie wenig er die am meisten gesuchten Lorbern unserer Zeit, die Ducaten, zu achten verstand, möge es dienen, daß, nachdem er zwei Jahre lang seine Gage zu empfangen versäumt hatte, der Hofkriegsrath nach dem Hauptquartiere schrieb, um sich zu erkundigen, was es denn für ein Bewandtniß mit dem Hauptmanne Mayern habe, der noch immer weder sein Traitement bezogen, noch irgend eine Nachricht deßhalb gegeben habe. Man theilte ihm dieß mit. „Mein Gott“, sagte er, „es ist eine solche Unbequemlichkeit für mich, die Quittungen auszustellen, daß ich mich nicht weiter darum bekümmern möchte. Wenn das nur Jemand für mich besorgen und auch das Geld verwenden wollte, denn für mich brauche ich ja nichts.“ Einer seiner Freunde, der Graf Johann P.(aar), bot sich hierauf an, Beides seinem Wunsche gemäß für ihn zu thun. Es geschah, Mayern selbst aber wußte für sich [185] nie mehr monatlich als zwei bis drei Gulden anzubringen, dem Freunde verblieb das Uebrige zu wohlthätigen Zwecken, doch mit der ausdrücklichen Bedingung von Seiten des Eigenthümers, ihn nie mit einer weiteren Berechnung darüber zu behelligen. Zu seinem Unglücke erbte er späterhin noch 30.000 fl. Sogleich sandte er die ganze Summe einem Wiener Banquierhause und hat nie wieder darnach gefragt. Der Verlust seiner Manuscripte allein vermochte es, ihm trübe Stunden zu bereiten.“

  1. Befremdend, wenn nicht gar komisch, klingt es, in Herrn von Kreißle’s Biographie Schubert’s (Wien 1863), S. 45, in der Anmerkung, Dya-Na-Sore einen „wunderlichen Roman“ genannt zu finden!!!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: homöopatische.
  2. Vorlage: abwechseld.