BLKÖ:Geramb, Ferdinand Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Geramb, Leopold Freiherr von | ||
Band: 5 (1859), ab Seite: 146. (Quelle) | |||
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Folgenden. Entstammt einer alten Adelsfamilie aus Ungarn, wurde während eines vorübergehenden Aufenthaltes der Eltern in Lyon geboren; in Wien erzogen, machte dann zur ferneren Ausbildung Reisen, von denen er 1800 zurückkehrte, und sich mit einem Fräulein aus vornehmer Familie vermälte. 1806 gerieth er mit einem englischen Oberst in Streit, der durch ein Duell auf dem Aetna geschlichtet werden sollte. Der Sieger hatte den tobten oder nur verwundeten Gegner in den Krater zu schleudern. Das Duell fand Statt und dieses Loos sollte G. treffen, doch der englische Oberst ließ diese Bedingung unerfüllt. Beleidigende Ausfälle auf die französische Armee zogen ihm ein zweites Duell zu. Der Gegner war diesmal der Gemal der berühmten Catalani, der Franzose Valabregue. Auch dieses Duell lief nicht glücklicher für G. ab. Der Strenge der Duellgesetze in Oesterreich entging G. nur auf Fürbitte des französ. Gesandten und der Kaiserin. Zur Feier der Annahme der erblichen Kaiserwürde am 14. August 1804 durch Kaiser Franz II. veröffentlichte G. das historisch-allegorische Gedicht: „Habsburg“ (Wien, kl. Fol.), welches er dem Kaiser am 8. Dec. d. J. in einem Prachtexemplar überreichte. 21 von guten Künstlern gestochene Vignetten schmücken das Werk, wovon später eine türkische Uebersetzung und eine einfache Octavausgabe erschien. Das J. 1805 bot ihm Gelegenheit, wie zuvor in Gedichten, so jetzt durch die That seinen Patriotismus zu bethätigen. Für die von der Hungersnoth schwer bedrängten Bewohner des Riesengebirges sammelte er zugleich mit dem berühmten Humanisten, Grafen Berchthold (s. dies. I. Bd. S. 291) milde Beiträge, welche eine Summe von 65,000 fl. erreichten; dann schrieb er heftige Proclamationen gegen Napoleon und sammelte ein Freicorps, dessen Fahnen den Namen seiner [147] Schutzfrau trugen, der Kaiserin Maria Theresia, Franzens zweiter Gemalin, einer Tochter Ferdinand IV. von Sicilien, der er seine Begnadigung für die Uebertretung des Duellmandats zu danken hatte. Als 1809 der neue Kampf Oesterreichs mit Frankreich ausbrach, warb G. wieder ein Regiment, das er als Oberst in die Schlacht von Wagram führte. Sein Haß gegen Napoleon brachte ihn mit allen Gegnern des Kaisers, unter andern auch mit Lord Moira in Verbindung. Die Angelegenheiten in Spanien lockten ihn dahin, um dort gegen die Franzosen zu kämpfen. Er verließ seine Familie, schiffte sich nach Malta, von dort nach Cadiz ein, das eben (Febr. 1810) von den Franzosen bedroht wurde. In Cadiz trug er der Regentschaft seine Dienste an, nannte sich Lagermarschall des Königs Ferdinand VII. und bot sich an, ein Freicorps zu sammeln, zu welchem Zwecke er sich nach England begab, wo er sich an seinen Gönner, den Liebling des Prinzregenten Georg IV., an Lord Moira wendete. Einige Flugschriften, die er aus diesem Anlaß veröffentlichte, blieben bei den praktischen Engländern erfolglos. Verlassen von allen Seiten gerieth G. in so große Schulden, daß er sich vor seinen Gläubigern flüchtete. Auf dem Landhause eines seiner Freunde verschanzte er sich gegen die ihn verfolgenden Gerichtsdiener und steckte auf das Dach eine Fahne mit der Aufschrift: My house is my castle. 14 Tage hielt er die Belagerung aus, da mußte die Regierung, um das immer mehr wachsende Aufsehen zu beseitigen, die Fremdenbill gegen ihn anwenden, er wurde eingeschifft und Anfangs 1812 im Schleswiger Hafen Husum auf’s Land gesetzt. Bei der damaligen strengen Continentalsperre gerieth er den Spähern Napoleons in die Hände. Er wurde nun in’s Gefängniß nach Vincennes gebracht und daselbst im strengsten Gewahrsam gehalten. Am 6. Febr. 1814 kam er in’s Schloß La Force, wo der Bischof von Troyes sein Leidensgefährte wurde. Aus dieser Periode datirt die völlige Umwandlung seines Sinnes und sein Entschluß, das beschauliche Mönchsleben zu erwählen. Als er im April 1814, nach Einzug der Verbündeten in Paris, seine Freiheit erhielt, lebte er einige Zeit in der Umgebung von Paris, trat aber schon im nächsten Jahre in den Orden der Trappisten, der damals in Frankreich wieder hergestellt wurde, u. z. in’s Kloster Port du Salut bei Laval, legte nach 15monatlicher musterhafter Erfüllung der harten Ordensregeln am 13. April 1817 sein Ordensgelübde ab und nahm den Ordensnamen Joseph Maria an. In dieser neuen Sphäre erwarb sich G. bald den Ruhm: eines der ausgezeichnetesten Glieder des Ordens zu sein. Man bediente sich seiner bei allen wichtigen Gelegenheiten; 1823 durchwanderte er Frankreich, um milde Beiträge für seinen Orden zu sammeln; 1831 unternahm er eine Wallfahrt zum heil. Grabe; 1837 wurde er Generalabt seines Ordens und hielt sich in dieser Stellung 1839, 1840 und 1841 in Rom auf. Als Schriftsteller trat G., wie schon erwähnt worden, mit einem epischen Gedichte aus, dann schrieb er vor seinem Eintritte in den Orden ein Paar Gelegenheitsschriften, u. z.: „Lettre an comte Moira ... sur les Espagnols et sur Cadix“ (Lond. 1810), ein Sendschreiben an Lord M., ehemaligen Anführer der französ. Emigranten, zu Gunsten der Kämpfe in der Bretagne gegen die französ. Republik; er schildert darin ergreifend die Situationen zu Cadix und den Franzosenhaß in Spanien; – „Lettre à Sophie sur la fête donnée par le Prince Regent pour célébrer l’anniversaire de la naissance du Roi“ (eb. 1810); in welchem Briefe an eine Dame er das pomphafte Fest schildert, das der Prinzregent [148] seinem Vater Georg III. zur Geburtstagsfeier gab. Beide Schriften hatten jedoch einen politischen Zweck, sie sollten G. die Sympathie u. Unterstützung Englands gegen Frankreich in Spanien erreichen helfen, als er für Letzteres ein Freicorps organisiren wollte u. Geldmittel in England zusammenzubringen hoffte; auch erschienen beide Schriften wieder in Paris (1810) mit der Bemerkung, daß dieselben Ursache seiner Proscription durch Napoleon und fast 3jähr. schweren Haft gewesen. – Zahlreicher sind die meist ascetischen Schriften, die er nach seinem Eintritt in den Orden der Trappisten veröffentlicht hat, u. z.: „Aspirations aux sacrées plaies de N. S. J. C.“ (Fongères 1826, auch Paris 1827 u. 1845, 16°.); – „Lettres à Eugène sur l’Eucharistie“ (Paris 1827, 6. Aufl. 1846, 12°.), in’s Deutsche übersetzt von Abt Spitz in Straßburg; – „Litanies pour une bonne mort“ (Orleans 1828, 16°.), auch deutsch (Straßburg 1828, 16°.); – „Au tombeau de mon sauteur“ (Paris 1829, 18°., zuletzt Paris 1845); – „L’unique chose nécessaire, ou Réflexions, Pensées et Prières pour mourir saintement“ (Paris 1829 u. 1837, 12°.); – „Marie an pied de la croix“ (Paris 1830 u. 41); – „L’Eternité s’avance et nous n’y pensons pas ...“ (Paris 1834, 3. Aufl. 1846, 12°.); – „Pèlerinage à Jerusalem et an mont Sinaï en 1831–1833“, 3 Bde. (Paris 1836, 7. Aufl. 1844), dreimal in’s Deutsche (Augsburg 1836, 3 Thle.; Aachen 1837, 4 Thle.; Straßburg, 2 Bde., von Abt Spitz), dann auch ins Spanische und Italienische übersetzt; es ist durch seine historischen und topographischen Mittheilungen sehr schätzbar und man hat Geramb in Frankreich mit Chateaubriand verglichen; – „Voyage de la Trappe à Rome“ (Paris 1838, 3. Aufl. 1844), deutsch (Aachen 1839, Regensburg 1839 und Augsburg 1839, 8°.); auch von mannigfachem Interesse, gibt ein lebendiges Bild von Gregors XVI. Leben und Charakter, schildert Persönlichkeiten, öffentliche Anstalten, Feste und Monumente in Rom, und rechtfertigt den römischen Clerus gegen mehrfache Beschuldigungen; dieses und das vorige sind G.’s Hauptwerke. Als G. 1848 zu Rom starb, zählte er 77 Jahre. Seine Frau hatte er schon 1807 in Sicilien verloren, wohin sie ihn begleitet hatte. Was mit G.’s Familie geschehen – er hatte 5 Kinder – seit er sie 1809 in Wien verlassen, ist nicht bekannt.
Geramb, Ferdinand Freiherr von, nachmals mit den Klosternamen Joseph Maria (Oberst, später Generalabt des Trappisten-Ordens, geb. zu Lyon 17. April 1772, gest. zu Rom 15. März 1848). Sohn des Oberhütten-Verwalters Franz Xaver G. zu Schemnitz, der 1770 in den Ritterstand erheben worden ist, und Bruder des- Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau, Voigt, 8°.) XXVI. Jahrg. II. Thl. S. 1637 und XXVII. Jahrg. I. Thl. S. 10. – Bergmann (Joseph)), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des östr. Kaiserstaates vom 16. bis zum 19. Jahrhunderte (Wien 1844–1858, 4°.) II. Bd. S. 436. – Biographie des hommes vivants (Paris 1817, L. G. Michaud, 8°.) III. Bd. S. 258. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In 4 Bänden (Leipzig 1832, Brockhaus, gr. 8°.) II. Bd. S. 156. – (Brockhaus) Conversations-Lexikon (10. Aufl.) VI. Bd. S. 636. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1845, Bibl. Inst., Lex. 8°.) XII. Bd. S. 591 [nach diesem geb. 1770] und III. Bd. Suppl. S. 970. – Biographie nouvelle des Contemporains. VIII. Bd. S. 258. – Mémoires de Tous. VI. Bd. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835) II. Bd. S. 318 [nach dieser, dem Brockhaus’schen Convers.-Lexikon, der Biographie des hommes vivants 1770 geb.]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la dir. de Mr. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XX. Bd. Sp. 141 [Artikel von A. Rispal]. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Ungr. Convers.-Lexikon (Pesth 1850, Heckenast, 8°.) III. Bd. S. 627. – Meusel (J. G.), Das gelehrte Deutschland (Lemgo 1783, 8°.) XVII. Bd. S. 692. – XXII. Bd. 2. Abtheil. S. 331. – Quérard. (J. M.), La France littéraire ... (Paris 1829, Didot, Lex. 8°.) III. Bd. S. 324. – Bourquelot et Maury, La littérature française contemporaine ... (Paris 1846, Daguin, 8°.) IV. Bd. S. 70 [die zwei letztgenanntem Werke geben eine Uebersicht seiner französischen Schriften]. – Kayser (Christian) [149] Gottlob), Vollständiges Bücher-Lexikon .... (Leipzig 1834 u. f., Schumann, 4°.) VII. Thl. S. 329 [gibt die reiche Uebersicht der deutschen Uebersetzungen von G.’s Schriften]. – Der Freimüthige oder Ernst und Scherz (Berliner Unterhaltungsblatt) 1805, Nr. 17 [eine ausführliche Beschreibung des durch seine Pracht bemerkenswerthen Epos „Habsburg“, dessen Losten an 20000 fl. betragen haben sollen]. – Gräffer (Franz), Neue Wiener Localfresken (Linz 1847, 8°.) S. 263: „Der große Trappist“ [enthält eine kurze Lebensskizze G.’s und den Abdruck des Aufrufs, als er 1805 das Freicorps gründete]. – Ebenda S. 270: „Der Naturdichter Hiller“ [mit Notizen über G.’s Buch „Habsburg“, über die Kosten, die Vertheilung der Exemplare u. s. w.]. – Frankl (L. A. Dr.), Nach Jerusalem (Leipzig 1858) I. Bd. S. 425: „Bei den Cedern“ [nach diesem ist G. in einem unbekannten Flecken Ungarns geboren; Frankl berichtet – Gerambs Reiseskizzen hart „bornirt-phantastisch“ nennend – daß er Gerambs Namen in einer der Cedern des Libanon eingeschnitten gefunden habe]. – Porträte. 1) C. Hummel pinx. J. Pichler sc. Imp.-Fol. [ganze Figur in Uniform]. – 2) Ein zweites vor seinem Werke; „Pèlerinage a Jerusalem.“