BLKÖ:Häufler, Joseph Vincenz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Häufler, Louise
Band: 7 (1861), ab Seite: 185. (Quelle)
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Häufler, Joseph Vincenz (Topograph, Geschichtsforscher, Ethnograph, geb. zu Wien 5. April 1810, gest. ebenda 15. Jänner 1852). Sohn eines später erblindeten verdienten Staatsbeamten von mehrseitiger Bildung, wurde mit seinem Freunde Joseph Feil [s. d. Bd. IV, S. 162] unter einem Dache geboren, und machte denselben Studiengang, wie dieser. 1833 vollendete er an der Wiener Universität die juridisch-politischen Studien, begann hierauf seine Conceptspraxis bei der Cameral-Landesbehörde in Wien, trat 1834 zu jener beim Hofkriegsrathe (Marine-Departement) über, wurde mit Vorbehalt seines Vorrückungsrechtes, im September 1849 als Erzieher des Erzherzogs Joseph, jüngsten Sohnes des gleichnamigen Erzherzogs Palatin in Ungarn, angestellt. In dieser Eigenschaft bei dem Uebertritte des jungen Erzherzogs in die militärische Erziehung, Juli 1847, pensionirt, unterrichtete er gleichwohl noch fernerhin den Erzherzog und dessen Schwester, Erzherzogin Maria Henriette Anna in der Geschichte, wurde November 1847 zum Official im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv und November 1849 zum Ministerial-Secretär im k. k. Handelsministerium ernannt und der statistischen Section desselben, unter der Leitung des Sectionschefs Freiherrn von Czörnig [s. d. Bd. III, S. 117], zugetheilt. Neben seinen Berufsstudien bildete sich H. auch in anderen Wissenschaftsfächern und erlernte fünf lebende Sprachen, betrieb Musik, erwarb sich eine achtbare Zeichnenfertigkeit, zumal im landschaftlichen Gebiete, und trat auch mit mehreren gelungenen poetischen Versuchen in die Oeffentlichkeit ; mehrere seiner Lieder wurden in Musik gesetzt, so seine „Donaulieder“ vom ungarischen Tonsetzer Karl Trajmann von Kochlow als Singquartett, und sein „Meeresschiffer“ vom Hofcapellmeister Randhartinger für eine Singstimme. H. hatte ursprünglich beabsichtiget, sich dem Lehrfache, und zwar jenem der Philosophie an einer Hochschule zu widmen, war auch 1835–1838 öfter in Bewerbung um solche Kanzeln getreten, und hatte gelungene Concursarbeiten geliefert. Nebstdem hatte er sich auch eifrigst dem Studium der Geschichte und Alterthumskunde zugewendet, und supplirte an der Wiener Hochschule 1836–1837 mehrere Male die Vorträge über allgemeine und österreichische Geschichte statt des Professors Titze, 1836 und 1839 auch jene über Alterthumskunde und Numismatik statt des Professors von Steinbüchel. Vielfache Reisen durch die meisten österreichischen Kronländer, durch Deutschland, die Schweiz und Italien hatten ihn reichlich mit topographischen und ethnographischen Erfahrungen ausgerüstet, welche er, in Verbindung mit seinen wissenschaftlichen Vorstudien, auch sehr bald fruchtbar zu machen Gelegenheit fand, sowie auch seine Portefeuilles einen wahren Schatz von Handzeichnungen landschaftlicher und alterthümlicher Gegenstände aufnahmen. Wie zu Anfang topographische und historische Schilderungen, so waren es zuletzt insbesondere ethnographische Arbeiten, welche er, gefördert durch seine mehrfachen wissenschaftlichen und sprachlichen Kenntnisse, durch seine auf vielen Reisen an Ort und Stelle gesammelten Erfahrungen, insbesondere aber für Ungarn durch die Gunst der Verhältnisse als [186] Erzieher im Hause des Erzherzogs Palatin, mit rastlosem Eifer betrieb. Noch auf seinem Siechlager dictirte er die Ausarbeitung des, im Auftrage des Sectionschefs Baron Czörnig begonnenen großen ethnographischen Werkes über das Kaiserthum Oesterreich, dem ihm hierzu amtlich beigegebenen Gust. Ad. Schimmer in die Feder, welcher Letztere ihm in der Vorrede zu seinem Werke: „Das alte Wien“ 1853, einen warmen Ausdruck dankbarer Erinnerung widmete. H. war mit einem großen Kreise von Männern der Wissenschaft und hohen Ranges in Berührung, zum Theil auch in nähere Verbindung gekommen, und zählte viele warme Freunde. Länger dahinsiechend entriß ihn diesen und der Wissenschaft der Tod im Alter von 42 Jahren. Im Gebiete der historischen Geographie und Ethnographie war er der Erste, der hiervon auf den gesammten Kaiserstaat Oesterreich, und zwar mit anerkennenswerthestem Erfolge Anwendung machte. K. Desjardin’s: „Physisch-statistisch- und politischer Atlas von Europa“ Wien 1836, 6 Blätter in gr. Fol.), und die Fortsetzung desselben: „Darstellung der politisch-ethnographischen Hauptumstaltung in den wichtigsten Perioden der europäischen Geschichte“ (Wien 1838, 6 Blätter), ist, obwohl H. nur als Mitarbeiter des Textes angeführt ist, doch fast ausschließlich sein Werk. – Zu Schmidl’s: „Wiens Umgebungen“ 1835–1839, hat H., nebst zahlreichen topographischen Angaben und selbstständiger Abfassung des Artikels „Schöpfel“, die von ihm selbst aufgenommenen Zeichnungen zu den Gebirgsaussichten von der „Hohen Wand“ (Bild 1), vom „Wechsel“ (Umschuß, B. 2), vom „Eisernen Chor“ nächst Baden, und vom „Schöpfel“ (B. 3) geliefert. H.’s quellengemäße „Erinnerung an die Schlachten am Marchfeld 1278 und 1809“ befindet sich in der „Darstellung der nächsten Umgebungen der Kaiser Ferdinands-Nordbahn zwischen Wien und Brünn“ (Wien 1839, bei Rohrmann). Ferner erschien von ihm: „Historisch-geographisches Tableau des österreichischen Kaiserstaates und übersichtliche Darstellung der Geschichte dieses Staates, seiner Gebietsveränderungen u. s. w., mit einer historischen Karte“ (Wien 1840, Friedr. Beck); – anonym (der historische Theil von J. Feil): „Schilderung von Eisgrub, Feldsberg und deren Umgebungen“ (Wien 1840, Rohrmann, mit Plan, 17 Ansichten und Panorama); – „Panorama vom Schneeberg und Hemiorama vom Wechsel“ (ebenda 1841, gezeichnet und mit topographischen Angaben herausgegeben von H.); – Ueber die Einwanderung der Magyaren in ihr heutiges Vaterland“ (Schmidl’s „Oesterr. Blätter“ 1844, III. Quartal, 377–390); – „Beiträge zur Chronik archäologischer Funde in Ungarn“ (ebenda 1846, 379–382); – „Sprachenkarte der österreichischen Monarchie u. s. w.“ (Pesth 1846, 2. Auflage 1849); – „Buda-Pesth, historisch-topographische Skizze von Ofen und Pesth und deren Umgebung“, mit 12 Abbildungen und eingedruckten historischen Illustrationen, 1847 bereits vollendet, aber erst 1854 im Buchhandel (bei Erich in Pesth) erschienen; – „Kleine historische Bilder-Gallerie aus Ungarns denkwürdigster Vorzeit“ (Pesth 1847, mit Abbildgn.); – „Album von Vissegrad“, mit 8 Ansichten in kl. Qu. Fol. Darunter zwei historische Bilder: „Vissegrad zur Zeit Corvins und der Türken“ (Pesth 1847); – „Magyar hajdan es jelen. Ungarns Vergangenheit und Gegenwart in getreuen Abbildungen mit erklärendem Text“; in Verbindung mit mehreren Gelehrten, darunter J. Häufler, herausgegeben von Szerelmay (Pesth 1847, 6 Hefte); – „Ausflüge in das südöstliche Grenzgebirg und an den Neusiedlersee sammt einem (von H. und Wedl gezeichneten) Panorama [187] von der Rosaliencapelle“ (Wien 1848, Gerold); – „Archäologische Notizen, gesammelt auf einem Ausfluge nach Herzogenburg, Göttweig, Melk und Seitenstetten“, von G. Heider und J. Häufler. Von Letzterem insbesondere: „Die Note wider den Teufel. Eine christlich-allegorische Schilderung der 7 Haupttugenden und Sünden“, im „Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen“, V, 139–178, 523–606; – in der „Ethnographie der österreichischen Monarchie“ von K. Fr. v. Czörnig (Wien 1855–1857, 3 Bde. gr. 4°., Staatsdruckerei) bearbeitete Häufler die geschichtliche Partie von Ungarn und seinen Nebenländern, Bd. II und III, und von Oesterreich, Bd. I, die ersten 19 Bogen, welche nach H.’s Tod zunächst Feil fortgesetzt hat. [Ueber H.’s Antheil an diesem Werke vergl. dessen I. Bd. in der Vorrede S. XII–XIV, XVIII]; – Häufler ist auch in der Einleitung (S. XVI) zu dem von A. Michnay und P. Lichner[WS 1] 1845 zu Preßburg in gr. 4°. herausgegebenen „Ofner Stadtrecht von 1244–1421“ als Mitarbeiter genannt.

Wurzbach von Tannenberg (Constant), Bibliographisch-statistische Uebersicht der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, Staatsdruckerei), II. Bericht (1854), S. 267, Marg. 8326. – Handschriftliche Mittheilungen des Herrn Ministerial-Secretärs Joseph Feil. – Porträt. Nach H.’s Ableben von Joh. Wedl nach der Leiche gezeichnet, lithographirt von Dr. Elfinger. Unterschrift: „Joseph Vincenz Häufler, k. k. Ministerial-Secretär und emeritirter erzherzoglicher Erzieher.“ –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: P. Lechner.