BLKÖ:Haller, Haller von Hallerstein und Hallerkeö, Geschichte und Genealogie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 246. (Quelle)
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I. Zur Geschichte und Genealogie der Familien Haller, Haller von Hallerstein und Haller von Hallerkeö. Die Haller sind eine alte fränkische Familie, welche ursprünglich in Nürnberg ansäßig war. In einem alten Manuscripte, „das Geschlechtsbuch der Stadt Nürnberg“ genannt, wird diese Familie bis in das Jahr 1198 zurückgeführt. Ein Wilhelm Haller führte die 400 geharnischten Ritter an, welche den Kaiser Heinrich VI. (gest. 1194) von Nürnberg, wo er dem berühmten an der Pegnitz abgehaltenen Turniere beigewohnt, nach Donauwörth das Geleite gaben. Im Jahre 1276 stifteten die Haller unweit Nürnberg Kirche und Hospital zum h. Geist zur Aufnahme von Reisenden. Am 31. Mai 1433 ertheilte Kaiser Sigismund zu Rom der Familie einen neuen Wappenbrief und am 27. März 1528 verlieh ihr Kaiser Karl V. das Wappen der ausgestorbenen Familie von Hallerstein. Die herrschende Annahme ist, daß die Nachkommen eines Ulrich Haller sieben Zweige gebildet und diese sich in verschiedene Gegenden vertheilt haben, u. z. in Bayern, in der Schweiz, wornach auch der berühmte Arzt und Naturforscher Albrecht von Haller ein Sproß dieser Familie wäre, Ungarn, Siebenbürgen, Steiermark und Krain. Ja es hat auch den Anschein, als ob der Krakauer Buchdrucker Johann Haller, welcher zu Ende des 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts lebte und aus Rothenburg an der Tauber nach Polen kam, zu dieser Nürnberger Familie gehörte. Jedoch über den gemeinschaftlichen Ursprung aller Haller liegt nichts Bestimmtes vor und die Verschiedenheit der Wappen, dessen sich die Haller in Bayern und jene in Ungarn und Siebenbürgen bedienen, fällt hier bemerkenswerth in’s Gewicht [siehe unten die Wappenbeschreibung].

Die ungarisch-siebenbürgische Linie. Diese, welche sich Haller von Hallerkeö (keö heißt ungarisch Stein) nennt, erscheint schon im 15. Jahrhunderte in Ungarn und ein Rupert Haller (Nr. 13) gilt als deren Stifter. [Die in den Klammern befindlichen arabischen Zahlen beziehen sich auf die Abtheilung II. Hervorragende Glieder der Familien Haller u. s. w., S. 248 u. f.] Von seinen zwei Söhnen Erasmus und Peter (siehe Letzteren Nr. 11) pflanzte Peter die Familie fort. Dessen zweitgeborner Sohn Gabriel (gest. 1608) hatte drei Söhne, von denen der älteste, Stephan I. (gest. 1657), und der jüngste, Georg (gest. 1633), die Stammväter der noch heut’ blühenden Zweige in Siebenbürgen und Ungarn sind. – I. Nachkommenschaft Stephan’s I. Stephan (Nr. 15) hatte drei Söhne, Paul (gest. 1685), Obergespan des Kuchelburger Comitates; Gabriel, Obergespan des Zarander Comitates (Nr. 4), und Johann, Obergespan des Thorenburger Comitates (Nr. 6). Von Johann’s zwei Söhnen Stephan II. (Nr. 16) und Joseph pflanzte ersterer das Geschlecht fort. Joseph (Nr. 9) wurde 1691 auf Tökeli’s Befehl hingerichtet; Stephan II. war viermal vermält: mit Maria Kemeny, Barbara Torma und den Witwen von Ladislaus Szekely und Samuel Bethlen. Von Stephan’s Söhnen pflanzten a) Gabriel (aus Stephan’s erster Ehe) und b) Ladislaus (aus seiner zweiten Ehe) das [247] Geschlecht fort. Auch wurde diesen beiden, wie ihrem Bruder Johann (gest. 1756), am 1. April 1699 der Freiherrn-, am 8. Juli 1713 der Grafenstand verliehen, a) Graf Gabriel (gest. 1723) hatte vier Söhne, Graf Stephan (gest. 1756), Ladislaus, Gabriel und Alexander. Die Nachkommen des ersteren, Stephan, erloschen bereits mit seinem Urenkel Anton. Die des zweiten, Ladislaus, blühen noch in zwei weiblichen Sproßen, den Gräfinen Leopoldine (geb. 1852) und Fanny (geb. 1856), beide Töchter des Grafen Georg (geb. 1818), aus dessen Ehe mit Barbara Bálinth. Der dritte, Graf Gabriel, hatte aus seiner Ehe mit Anna Fürstin Grassalkovich einen Sohn, den Grafen Joseph; Graf Joseph vermälte sich mit Therese Gräfin Kohary, und aus dieser Ehe stammen Graf Ignaz (geb. 14. Jänner 1794), k. k. Kämmerer und Obergespan des Kuchelburger Comitates, Graf Ludwig (geb. 7. Mai 1791, gest. 1847) und Graf Franz (geb. 24. März 1796), General der Cavallerie [s. den besond. Artikel S. 252]. Graf Ludwig vermälte sich 1816 mit Anna Maria Freiin Bornemisza de Kaszon (gest. 1833) und aus dieser Ehe stammt das gegenwärtige Oberhaupt dieses Zweiges, Graf Ludwig (geb. 1824), vermält mit Julie Gräfin Kálnoky, aus welcher Ehe bisher eine Tochter, Gräfin Katharina (geb. 1. Jänner 1855), hervorging. Von Graf Ludwig’s zwei Schwestern ist erstere, die Gräfin Therese (geb. 1825), mit Georg Baron Apor vermält, die zweite, Gräfin Rosa, bisher unvermält geblieben. Von Gabriel’s viertem Sohne, Alexander, stammen aus seiner Ehe mit Franzisca von Szent-Ivanyi Graf Joseph und Gräfin Clara. Graf Joseph vermälte sich mit Anna Gräfin Csáky, und aus dieser Ehe sind Graf Emerich und Gräfin Anna hervorgegangen. Graf Emerich vermälte sich mit Louise Baronin Palocsay, aus welcher Ehe eine Tochter Eleonore entstammt, Gräfin Anna ist mit Grafen Szirmay vermält. – b) Stephan’s II. jüngster Sohn Ladislaus (gest. 1719), war mit Katharina Gräfin Bethlen vermält. Aus ihres Sohnes, des Grafen Paul (gest. 1791), Ehe mit Sophie Haller stammt Graf Sigmund (gest. 1803), aus dessen Ehe mit Christine Toldalaghy Graf Johann. Die Kinder des Grafen Johann sind: Graf Franz, das gegenwärtige Haupt dieses Zweiges; Graf Joseph, vermält mit Anna Gräfin Kiß; Gräfin Karoline (gest. 1849), vermält mit Nikolaus Baron Vay, und Gräfin Clara, vermält mit Joseph Földváry. – II. Nachkommenschaft Georg’s. Georg’s (gest. 1633) Sohn aus seiner Ehe mit Barbara Nyáry, Samuel (gest. 1643), hatte mit Eva Károlyi zwei Söhne, Samuel (Nr. 14) und Georg (gest. 1711), Obergespan des Szolnoker Comitates. Von Georg’s Söhnen, Samuel und Georg Johann, pflanzte Letzterer das Geschlecht fort. Georg Johann, vermält mit Anna Kornis, hatte drei Söhne und drei Töchter. Die ersteren sind: Franz, Georg und Paul. Georg’s (gest. 1737) Nachkommenschaft erlosch schon in seiner Enkelin Barbara, vermälten Gräfin Daniel Eßterhazy. Der Sohn des Grafen Franz, Graf Anton (gest. 1796), hatte drei Söhne: Franz, Stephan, Anton; ersterer hatte keine Nachkommen; Stephan (gest. 1839) hat aus seiner Ehe mit Anna Gräfin Kornis zwei Töchter: Cäcilia und Barbara, erstere seit 1824 mit Dionys Grafen Eßterhazy-Csessnek, letztere mit Joseph Grafen Bethlen vermält. Von Anton’s, aus der Ehe mit Josephine Deromain entsprossenen zwei Söhnen ist der ältere, Graf Gabriel, mit Josephine Baronin Bornemisza vermält, aus welcher Ehe zwei Töchter entsprangen, Gräfin Gabriele (gest. 7. April 1857) und Gräfin Franzisca; der jüngere, Graf Georg, ist mit Aloisie Gräfin Bethlen vermält, aus welcher Ehe zwei Söhne entstammen: Graf Edmund (geb. 1842) und Graf Eugen (geb. 1844) [in den Angaben über diese Linie der Grafen von Haller weicht Kneschke von Nagy ab; ich glaubte mich an Nagy, als ungarische Originalquelle, halten zu müssen]. Graf Paul (gest. 1766), der dritte Sohn Georg Johann’s, war mit Christine Perényi vermält; aus dieser Ehe entstammt Graf Peter. Dieser ist mit Anna Baronin Orczy vermält und hat drei Söhne und vier Töchter, erstere sind: Graf Paul (geb. 1807), Hauptmann; Graf Ladislaus (gest. 1842) und Graf Johann (gest. 1847); Graf Johann hat aus seiner Ehe mit Constanze Fáy zwei Söhne: die Grafen Franz und Alexander, und drei Töchter, Gräfin Anna, vermälte Kornis; Gräfin Clara, vermälte Kelemen, und Gräfin Mathilde, vermälte Gräfin Teleky. Die Töchter des Grafen Peter sind Gräfin Anna, vermält mit Baron Heuler, Gräfin Clara, vermält mit Caspar Grafen Cornis, Gräfin Christine, vermält mit Johann Grafen Almassy; Gräfin Cäcilia ist bereits gestorben.

Die steierisch-krainische Linie der Haller ist Anfang dieses Jahrhunderts erloschen und das ehemalige Hallerstein’sche Familienhaus in Laibach in das Eigenthum des Maximilian [248] Wurzbach von Tannenberg und von dem an dessen ältesten Sohn Karl, Reichstagsabgeordneten und Landeshauptmanns-Stellvertreter im Herzogthume Krain, übergegangen. – Von der bayerischen, annoch freiherrlichen Linie, deren vom Churfürsten Karl Theodor der Familie verliehenes Freiherrndiplom vom 24. September 1790 datirt ist. und welche in zwei Aeste sich spaltet, in die Nachkommen des Freiherrn Joachim und in jenen des Freiherrn Sigismund, blüht ein Zweig in Oesterreich, nämlich die Nachkommen des Freiherrn Johann Georg (geb. 23. April 1773, gest. 18. August 1852), kais. Feldmarschall-Lieutenants (Nr. 8); Johann Georg war mit Elisabeth Freiin Henniger von Seeberg (geb. 24. April 1789) seit 25. November 1816 vermält. Aus dieser Ehe stammen: Johann Georg Sigmund (geb. 26. August 1817); Maria Elisabeth Wilhelmine (geb. 6. März 1826), vermält seit 18. August 1852 mit Sigmund Friedrich Freiherrn von Tröltsch, kön. bayerischem Bezirksgerichtsrath; Georg Joseph (geb. 16. Juni 1829), kais. Ministerialconcipist im Staatsministerium in Wien, und Rudolph Johann (geb. 17. August 1831). Johann Georg Sigmund ist zur Zeit kais. Oberstlieutenant in Pension, vermält seit 18. October 1852 mit Johanna Louise von Niethammer (gest. 28. April 1857), in zweiter Ehe seit 6. November 1859 mit Clara von Niethammer. Aus der ersten Ehe hat Johann Georg Sigmund zwei Töchter: Friederike Sophie (geb. 22. April 1854) und Louise Laura (geb. 19. April 1857). [Ueber die Genealogie der Familien Haller, Haller von Hallerstein und Haller von Hallerkeö vergleiche nachstehende Werke: Nagy (Iván), Magyarország esaládai czimerekkel és leszármazási táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1859, Moriz Rath, gr. 8°.) Bd. V, S. 26–38. – Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde. Neue Folge, Bd. III, Heft 2, S. 163–207: „Die Familie der Herren und Grafen von Haller in Siebenbürgen, von Joseph Freiherrn Bedeus von Scharberg“. – Blätter für Geist, Gemüth und Vaterlandskunde (Kronstadt, kl. 4°.) IV. Jahrg. (1847), Nr. 18: „Beiträge zur Geschichte berühmter deutscher Familien in Siebenbürgen. I. Die Haller’sche Familie“. – Transsilvania. Beiblatt zum Siebenbürger Boten (Hermannstadt, 4°.) 1860, Nr. 17: „Zur Geschichte der Herren und Grafen Haller von Hallerstein in Siebenbürgen. Von Dr. Eugen von Trauschenfels“. – Kövári (Laszlo), Erdély nevezetesebb családai, d. i. Die vorzüglichsten Familien Siebenbürgens (Kolozsvari 1854, Barran és Stein, 8°.) S. 106. – Hellbach (Johann Christian von), Adels-Lexikon (Ilmenau 1825, Bernh. Ferd. Voigt, 8°.) Bd. I, Seite 499. – Kneschke (Ernst Heinrich Dr.), Deutsche Grafen-Häuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung (Leipzig 1852, T. O. Weigel, 8°.) Bd. I, S. 308. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser auf das Jahr 1860, S. 315. – Historisch-heraldisches Handbuch (Gotha 1856, Perthes, 32°.) S. 297 [dieses und das vorige enthalten Nachrichten über die Grafen von Haller in Ungarn und Siebenbürgen]. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1858, S. 234, [enthält die Beschreibung des Wappens und die geschichtliche Uebersicht der Freiherren von Haller; – 1860, S. 296: – die ältere Genealogie; – 1861, S. 272: den gegenwärtigen Stand derselben.]