BLKÖ:Markó, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Markó, Andreas
Band: 16 (1867), ab Seite: 459. (Quelle)
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Markó, Karl (Landschaftsmaler, geb. zu Leutschau im Zipser Comitate Ungarns im Jahre 1793, gest. zu Florenz nach Einigen am 10., nach Anderen am 19. November 1860). Sein Vater, Georg Markó, war Stadtmeister und Ingenieur der kön. Freistadt Leutschau, selbst ein großer Kunstliebhaber, und unterrichtete den Knaben, der in der Taufe den Namen Karl Andreas Gabriel (Karl blieb sein Rufname) erhalten hatte, im Zeichnen. Noch während der Knabe die Leutschauer Schule besuchte, half er die architektonischen Entwürfe seines Vaters in’s Reine bringen. Nun wurde er nach Pesth geschickt um mathematische Studien zu machen. Als diplomirter Ingenieur erhielt er zuerst auf der Cameralherrschaft zu Lubló als Diurnist eine Anstellung, dann trat er als wirklicher Ingenieur bei Ladislaus Grafen Eßterházy, damaligem Bischof von Rosenau[WS 1], in Dienste. Die schöne, an mannigfachen landschaftlichen Reizen reiche Gegend, in welcher M. sich aufhielt, weckte zuerst seinen Sinn für die Kunst, und in freien Stunden begann er Aquarell-Landschaften zu malen. Da es ihm an Vorbildern guter Meister fehlte, wurde die Natur sein bestes Vorbild, und den Wunderthälern der Zips und Gömörs verdankt M. jenen richtigen Blick in Auffassung des künstlerischen Momentes in einer Landschaft, der eben Markó’s Bildern jenen ihnen eigenen unnennbaren Reiz verleiht. Bald erregten seine Arbeiten die Aufmerksamkeit einiger Edelleute, die sich in jener Gegend aufhielten oder sie doch zeitweilig besuchten, man redete ihm zu, sich ausschließlich der Kunst zu widmen, ja man bot ihm, zur Ausführung dieses Vorhabens, eine, wenngleich sehr bescheidene Unterstützung an. Aber der Verwirklichung seines Vorhabens stellte sich, wie schon früher einmal, da er Soldat werden sollte, der Widerspruch seines Vaters entgegen. Als nämlich M. in Leutschau noch die Schule besuchte, sollte er eines Tages wegen eines Versehens oder einer Unterlassung bei der Andachtsübung eine körperliche Strafe erleiden. Ehe es aber zur Ausführung kam, verband sich M. mit noch neun anderen Collegen, welche nun den hochwürdigen Pater Professor packten, in den ungeheizten Kachelofen steckten, absperrten, nun aus den Fenstern des ersten Stockwerks sprangen und sämmtlich auf das Stadthaus liefen, um dort als Rekruten einzutreten. Alle wurden angenommen, nur Markó nicht, von dem man die Einwilligung des Vaters verlangte, da dieser in der Stadt einen ansehnlichen Posten bekleidete. Hatte auch Markó’s Mutter weniger dagegen, in der Hoffnung, ihren unbändigen Sohn einmal als hochgestellten Officier aus dem Felde rückkehren zu sehen, so wollte doch der Vater davon nichts wissen, ebenso wenig wie jetzt, als es galt, die künstlerische Laufbahn zu betreten. Der schlicht denkende Vater sah die Kunst mit ganz anderen Augen an als der Sohn, [460] der sich nach des Vaters Ansicht auf ehrliche und solide Weise sein Brot verdienen sollte. Endlich gelang es aber doch dem beharrlichen Andringen des Sohnes, den Widerspruch des Vaters zu heben und nun, im Jahre 1818, begab sich M. nach Pesth, Dort fand er gastliche Aufnahme bei seinem Großonkel Franz Schedel, dem Vater des um die ungarische Literatur so verdienten Literarhistorikers Franz Toldy (Toldy ist die Magyarisirung des Namens Schedel). In Pesth malte M., während er die dortige noch sehr primitive Zeichenschule besuchte und regelmäßigen Unterricht im Zeichnen nahm, nach Modellen copirte u. dgl. m., für Kunsthändler Landschaften in Deckfarben. Die Bekanntschaft mit dem berühmten Sammler, Kunst- und Alterthumsforscher Gabriel Fejérváry, einem Onkel des Franz von Pulszky, wurde für Markó’s künstlerisches Fortkommen fördernd. Fejérváry empfahl ihn dem Baron Joseph Brudern, der sogleich mehrere Bestellungen bei Markó machte. Nach und nach mehrten sich die Aufträge, im Jahre 1821 begann M. ohne Anleitung in Oel zu malen, und vollendete im Auftrage seiner Unterstützer einige Veduten aus der Umgegend von Pesth. Ein Besuch der wunderbaren Aggteleker-Höhle brachte ihn auf den Gedanken, dieselbe bei Fakelbeleuchtung zu malm. Auf Fejérváry’s Vorschlag ließ sich Baron Brudern herbei, den jungen Künstler auf seine Kosten nach Wien reisen und dort sich fortbilden zu lassen. So siedlte M. im Jahre 1822 mit Frau und Kind – denn im vorigen Jahre hat er in Pesth das protestantische Fräulein Katharina Nikasy geheirathet, M. selbst war katholisch – nach Wien über, wo ihn Baron Brudern persönlich dem Akademie-Director vorstellte und empfahl, und wo M. nun durch zwei Jahre die Akademie der bildenden Künste besuchte. Auch bei seiner Zulassung zum Besuche der Akademie kam dem Künstler sein Genius zu Hilfe. Der Director zweifelte im Anbeginn, ob M.’s Vorbildung zum Besuche der Akademie hinreiche und meinte, daß er noch jenen in der Zeichenschule fortsetzen solle. Während nun der Baron Brudern und der Director im Saale auf und abgingen und sprachen, stellte sich Markó den Kammerdiener des Barons zurecht und zeichnete ihn mit Kreide auf Papier in frappanter Aehnlichkeit und vortrefflicher Modellirung. Als der Director dieses improvisirte Bildniß sah, änderte er sofort sein Urtheil und erklärte, der Künstler habe auch den Besuch der Akademie nicht mehr nöthig, das Ansehen der Werke großer Meister, das Studium derselben und das richtige Erkennen seines eigenen Genius sei Alles, dessen M. noch bedürfe. So ehrenvoll diese Anerkennung des Meisters für M. auch war, so reichte sie nicht aus, um davon sich und seine Familie zu erhalten, nachdem kurze Zeit nachher die Unterstützung seiner Mäcene auszubleiben begann. So blieb er denn auf sich selbst gestellt. Wie die Mittheilungen seines Sohnes Karl, nach welchem die erste authentische Lebensskizze des großen Künstlers im Werke: „Ungarns Männer der Zeit“ geschrieben ist, lauten, so malte der nunmehr sich selbst überlassene Künstler zu Hause Landschaften für Kunsthändler, auswärts Porträte; den Abend brachte er auf der Akademiebibliothek mit literarischen und artistischen Studien zu und spät Nachts zeichnete er nach vorzüglichen Kupferstichen. Ueberhaupt ist es merkwürdig, was Alles und wie rasch M. bloß autodidaktisch lernte. Er war zu gleicher Zeit beinahe berühmt als [461] Dilettant auf der Flöte. Dabei sprach er geläufig Ungarisch, Deutsch, Slovakisch, Wallachisch, schon daheim Französisch und Englisch und besonders gewandt Lateinisch, später gleich zweiter Muttersprache Italienisch. Nicht minderen Ruf hatte er als Fechter in allen Waffen. Als Porträtist wurde er in Wien immer gesuchter, sowohl in Miniatur als in Oel, auch malte er zierliche Miniaturen für Bracelette, zugleich lebensgroße Figuren, z. B. eine Venus für Baron Geymüller. Ganz versunken in sein Kunststreben und nur bemüht, seiner Familie Unterhalt zu schaffen, hielt er nicht viel auf „Aeußerlichkeit“. Anfänglich wollte M. der Historie sich zuwenden, aber die Modelle kamen ihm theuer zu stehen. So kehrte er denn wieder zur Landschaft zurück. Im Jahre 1826 verließ der Künstler Wien und zog sich nach Eisenstadt im Oedenburger Comitate zurück, um nur wohlfeil zu leben, und dort malte er ausschließlich Landschaften. Aber im Jahre 1830 begab er sich von neuem nach Wien, wo er nun bis zum Jahre 1834 blieb. Er malte in dieser Zeit vornehmlich für Baron Geymüller, und zwar ungarische Landschaften, weßhalb er wiederholt Ausflüge nach Gömör machte und gewöhnlich in Begleitung seines Landsmannes und Kunstgenossen Karl Vandrák. Aber so fleißig er war, so flossen ihm doch nur spärlich die Subsistenzmittel zu. Seine Abgeschlossenheit und sein sich Fernhalten von allem Verkehre traten ihm in diesem Puncte wenig förderlich entgegen, auch hatte er Eigenheiten, die ihm sein Fortkommen in nicht geringem Maße erschwerten: nicht nur, daß er mit seinen Kunstcollegen jeden Verkehr vermied, er pflegte Briefe gar nicht zu beantworten, hatte nicht einmal ein Tintenfaß im Hause und seine ganze Bibliothek trug er immer mit sich, sie bestand nur aus einem Buche und dieses war „Homer“. Endlich trat mit dem Jahre 1834 ein Wendepunct in dem Leben des Künstlers ein. Mit Unterstützung des Baron Geymüller ging M. im genannten Jahre nach Rom, einstweilen allein, die Familie blieb in Wien zurück. Schon damals hatte er angefangen, jenes Genre kleiner, idealer, im Detail ungemein reicher und fleißig durchgeführter Bilder zu cultiviren, das später seinen Ruf begründete. In Rom aber wollte er ein Meisterwerk, auf große Darstellung berechnet, „Noah’s Opfer“, ausführen, er trug sich mit diesem Gedanken, so lange er lebte und noch wenige Tage vor seinem Tode entwarf er eine leider auch unvollendet gebliebene Skizze zu diesem Bilde. Was seine kleineren Bilder, deren einige er nach Rom mitgebracht und auch einige dort malte, anbelangt, so fanden diese in den dortigen Künstlerkreisen jene eigenthümliche Auffassung, die den Künstler mehr verletzte als aufmunterte. Man konnte nicht umhin, zu loben, aber man sprach ihm bei seinem unverkennbaren Talente für kleine Sachen mit minutiös fleißiger Ausführung die Begabung für Bedeutendes und alle höhere Auffassung ab. Aergerlich über solch Urtheil und um zu beweisen was er leisten könne, malte er einige größere im Privatbesitze befindliche Landschaften, womit er seine Tadler wirklich eines Besseren belehrte. Es ist eine große Landschaft, die nachmals in Besitz des Handschuhfabrikanten Jaquemar in Wien überging; dann die „Ansicht von Rom“, welche nun Graf Károlyi in Fóth besitzt, ein herrliches, poesievolles Bild, und eine „Sturmlandschaft“, wie sein Biograph schreibt, ganz dekorativ, nach völlig neuer Manier, pastos, von [462] nah gesehen ein Charivari kunterbuntester derber Striche, von ferne voll Harmonie, Plastik, Ruhe und Schönheit, besonders auch die Staffage. Aber über dieses letztere Bild, das nach Wien in den Besitz eines Griechen kam, geriethen seine Protectoren allda ganz außer sich, sie gaben das schöne Talent, als verirrt, für verloren. Während aber diese Meinung in Wien aufkam, hatte sich der Künstler selbst in der ewigen Stadt die Anerkennung der Meisterschaft gemalt. Sein Ruf war gegründet, die Bestellungen und Aufträge häuften sich täglich mehr. Mehrere Cardinäle besuchten ihn, mit denen er zu ihrem Ergötzen ciceronisch parlirte. Bis zum Jahre 1838 blieb er in Rom. Plötzlich erkrankte er, bekam die Gelbsucht und Aerzte riethen ihm den Gebrauch der Bäder von Pisa an. Er fand dort Linderung seines Leidens, aber auch der Aufenthalt sagte ihm zu, so ließ er denn seine Familie nach Pisa kommen, wo er sich einstweilen niederließ. Dort arbeitete er sehr fleißig, unter anderem eine vielbewunderte große „Landschaft mit dem Regenbogen“, welche von einem Amerikaner um 6700 Francs angekauft wurde, und eine „Zweite mit dem herrlichen Sonnenuntergang“, die der damalige österreichische Gesandte am toscanischen Hofe, Adam Graf Reviczky, erwarb. Dieser Letztere war ein besonderer Gönner des Künstlers. Als letzteres Bild in der Gallerie von Florenz ausgestellt wurde, erregte es allgemeine Bewunderung. Nun übersiedelte M. selbst nach Florenz, kehrte aber schon im Jahre 1840 nach Pisa zurück. Als ihn der Großherzog von Toscana zum Professor an der Florentiner Akademie ernannte, wohnte M., vom Jahre 1840 an, neuerdings in Florenz, wo er für den König Ludwig von Bayern, für König Wilhelm von Württemberg und für Kaiser Ferdinand mehrere seiner schönsten Werke vollendete. Im Jahre 1847 übersiedelte er von Florenz in die Campagna, in die durch ihn eben so berühmt gewordene Villa Appeggi, Eigenthum seines Freundes und Verehrers des Grafen Gherardesca. In dieser Villa brachte er die letzten 13 Jahre seines Lebens bis zu seinem plötzlich eingetretenen Tode zu. Unter den vielen größeren und kleineren Landschaften, die er in dieser Epoche seines Lebens malte, sind bemerkenswerth einige Ansichten für den Grafen Trapani und die „Ansicht des See’s von Nemi mit dem Stammschlosse der Familie Frangipan“, welche in den Besitz des Fürsten Eugen von Carignan gelangte. Der Ausbruch der ungarischen Revolution im Jahre 1848 weckte wieder den Ungar in ihm. Mit Stolz und ohne auf seine Umgebung Rücksicht zu nehmen, die er öfter durch seinen Enthusiasmus verletzte, sprach er von dem muthigen aufopfernden Kampfe seiner Nation. Im Jahre 1853 unternahm er eine Reise nach Wien, das er an zwei Jahrzehende nicht gesehen. Man feierte den Künstler in ehrenvoller Weise, aus Pesth selbst kam eine eigene Deputation, um ihn nach der Hauptstadt seiner Heimat einzuladen. Den dringenden Bitten gab er endlich nach, aber nur drei Tage blieb er in Pesth, die enthusiastische Aufnahme machte ihn nicht die Veränderung vergessen, die indessen mit seinem Vaterlande vorgegangen war und die ihn als gebornen Ungar tief schmerzte. Er kehrte in trauriger Stimmung nach Italien zurück und malte in der Villa Appeggi mit gewohntem Fleiße. Am 9. November 1860, wie sein Biograph berichtet, war er noch bis Abends beschäftigt, ließ sich etwas vorlesen, darüber er herzlich lachte und [463] ging zu Bette, freilich, nachdem er sich schon über Herzleiden beklagt, aber ausdrücklich bemerkt hatte, es sei nicht so bedenklich, um einen Arzt zu holen. Wie groß war der Schreck und der Schmerz seiner treuen Gattin, als sie am 10. November, da Markó nicht wie gewöhnlich zum Frühstücke erschien, ihn wecken wollte, ihn aber im Bette als Leiche fand. Karl Markó war 63 Jahre alt geworden. Von seinen sieben Kindern haben die drei Söhne sich sämmtlich der Kunst gewidmet, Karl ist Landschaftsmaler, zur Zeit in Florenz; Andreas lebt als Thiermaler in Wien; Franz ist Landschaftsmaler in Pesth. Von seinen vier Töchtern ist Elisa Witwe, Paolina und Catarina sind verheirathet, Barbarine ist noch unverehelicht. Von seinen zahlreichen Schülern sind als die bedeutendsten zu nennen Rimedio Fezzi aus Pisa und Markó’s Landsleute Géza von Szilassy und Ligeti [Bd. XV, S. 181]. Im engeren Verkehre lebte M. seiner Zeit mit Thorwaldsen, mit dem Landschaftsmaler J. A. Koch [Bd. XII, S. 184], mit dem Maler Wagner und mit Massimo d’Azeglio. Mehrere Fürsten besuchten sein Atelier. Seine eigentlich intimen Freunde waren der Wiener Porträtmaler Franz Schrotzberg, der berühmte Bravo in Rom, Landesio, der später nach Mexiko ging, sein Schüler Fezzi in Pisa und der Gallerie-Director in Florenz Marchese Paolo Ferroni. Ordensauszeichnungen besaß M. keine, hingegen war er Professor und Mitglied der Akademien zu Florenz, Venedig, Arezzo, Wien und Rio Janeiro. Die ungarische Gelehrten-Akademie hat ihn unter ihre Mitglieder aufgenommen. Die Grafen Ugolino und Walfredo Gherardesca, welche dem Künstler gastlich ihre Villa zum bleibenden Aufenthalte erschlossen hatten und seine größten Bewunderer waren, besitzen mehrere seiner Werke. Obgleich Markó während seiner italienischen Periode für seine Bilder sehr hohe Preise, auch 10–15.000 Francen für eines, bezahlt erhielt, und wohl an Hundert solcher ausgeführt hatte, also im Verlaufe der Jahre auch Hunderttausende einnahm, und seine Familie sich demnach für versorgt hielt, hinterließ er doch eigentlich kein Vermögen. Er war eine echte Künstlernatur, die es nicht verstand, mit dem Gelde hauszuhalten, nebstdem ließ er es in der Erziehung seiner vielen Kinder an nichts fehlen und dann war er sprichwörtlich wohlthätig. Zu allerlei Spitälern, Friedhöfen, Capellen u. dgl. m. steuerte er bei; ertheilte jahrelang an mittellose Waisen Pensionen, erlegte heimlich für Conscribirte Lösegeld und war überhaupt mehr das Geben als das Nehmen seine Sache. Hingegen bedeutend zu nennen war sein künstlerischer Nachlaß. Seine Witwe brachte acht vollendete Landschaften M.’s und siebenzehn noch nicht ganz fertige nach Pesth. Für den Ankauf dieser Reliquien wurde in Ungarn eine öffentliche Collecte eröffnet, kamen aber im Ganzen in Folge der ungünstigen politischen Verhältnisse etwa 24.000 fl. zusammen, mit welcher Summe die acht vollendeten Landschaften für das Pesther National-Museum angekauft wurden. Mit Recht beklagt die „Neue freie Presse“ 1868, Nr. 225, daß von einem solchen, dem Kaiserstaate angehörenden Künstler, wie Markó, nur Ein Bild, „Die sieben dürren Jahre“, in der kais. Belvedere-Gallerie sich befindet, und dieses eine, es ist nicht das Beste, kam durch Zufall dahin!!! Zwei große Albums mit Zeichnungen M.’s, das eine seine Figuren, das andere Landschaftsskizzen, leicht in Tusch oder in Deckfarben behandelt, blieben [464] leider vom Museum unerworben und eben diese hätten als Zeugnisse des Schaffungstriebes dieses großen Künstlers in die Kunsthalle seiner Heimat zunächst gehört. Außerdem hinterließ er noch an achtzig angefangene Landschaften in Oelfarbe, sechsundzwanzig größere Studien nach der Natur, gleichfalls in Oel, zahlreiche andere Skizzen und fünf volle Albums kleinerer Handzeichnungen nach der Natur. Ich habe mich bemüht, im Folgenden ein Verzeichniß wenigstens jener Bilder zusammenzustellen, die in Wien ausgestellt waren, oder sich doch daselbst im Privatbesitze befinden. Es waren ausgestellt in den Kunstausstellungen der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna in Wien, im Jahre 1828: „Die Taufe des Eunuchen“; – „St. Paul’s „Schiffbruch bei Malta“; – im Jahre 1834: „Eine Idylle“; – „Landschaft mit der Staffage: Abraham verstösst die Hagar“; – „Zwei Landschaften mit mythologischer Staffage“; – im Jahre 1835: „Ideale Landschaft“; – „Venus und Amor“; – in den Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereins, im Jahre 1850: „Ideale Landschaften mit mythol. Staffage“, zwei Bilder (Eigenthum des Grafen von Breuner); – „Landschaft aus der Campagna bei Rom“ (angekauft vom österreichischen Kunstverein 1850 um 85 fl., gewonnen von Jos. Detter); – „Landschaft mit bibl. Staffage“ (Eigenth. des Grafen Edm. Zichy); – im Jahre 1851: „Ideale Landschaft“ (300 fl.); – „Landschaft mit Staffage: Paris und Oenone“ (Eigenth. des Grafen A. Montecuccoli); – „Ideale Landschaft“ (Eigenth. des Grafen von Ugarte); – „Landschaft mit jagenden Nymphen“ (900 fl.); – „Sonnenuntergang in der Gegend von Tivoli“ (650 fl.); – „Meeressturm mit doppeltem Regenbogen“ (650 fl.); – „Tancred und Clorinde. Staffirte Landschaft“ (130 fl.); – „Ernte-Landschaft“ (160 fl.); – „Waldlandschaft mit einer Hirschjagd“ (Eigenth. der Frau Gräfin Wimpffen); – „Christus unter seinen Aposteln. Ideallandschaft“ (Eigenthum des Grafen Colom. Náko); – im Jahre 1852, im März: „Waldlandschaft in Abendbeleuchtung“ (900 Francs); – im April: „Landschaft mit herannahendem Regen“ (1500 Francs); – im Juli: „Kleine Landschaft, ein Wasserfall“ (60 fl.); – „eine zweite, ein Flüsschen“ (60 fl.); – im Jahre 1853, im März: „Ideale Landschaft“, gemalt im J. 1835 (700 fl.); – im April: „Ideale Landschaft, gemalt in Pisa 1840“ (Eigenth. des Ritters von Gyra); – „Ungarische Puszta“ (im Auftrage des Grafen Edmund Zichy im Jahre 1853 in Wien gemalt und in dessen Besitz); – im September: „Waldlandschaft“ (Eigenth. des Herrn Imredy von Omorovitza); – im Jahre 1854, im März: „Landschaft aus der Campagna bei Rom“ (250 fl.); – im Juni: „Ideale Landschaft“ (400 fl.); – im Jahre 1856, im Juni: „Ansicht von einer Gartenterrasse“, und in der im nämlichen Jahre zu Ehren der in Wien versammelten Aerzte und Naturforscher veranstalteten Ausstellung: „Ideale Landschaft mit Nymphen als Staffage“ (Eigenth. des Herrn F. Goll); – „Italienische Landschaft mit Sonnenuntergang“ (Eigenth. des Grafen Edm. Zichy); – „Ansicht von Rom“ (Eigenth. des Herrn J. Fellner); – „Ideale Landschaft“ (Eigenth. der Frau Dr. Suchanek); – „Felsenlandschaft“ (Eigenth. des Herrn C. Bühlmayer); – „Die immergrüne Eiche bei Pisa“ (Eigenth. des Grafen Beroldingen); – „Ideale Landschaft. Sturm“ (Eigenth. der Frau von Brzezina); – „Ideale Landschaft“ (Eigenth. des Herrn von Arthaber); – „Ideale Landschaft mit Jacob und Laban als Staffage“ (Eigenth. des Grafen Edmund Zichy); – im Jahre 1857, im Juni: „Landschaft, [465] nach dem Gewitter“ (1300 fl.); – im Jahre 1858, im September: „Sonnenuntergang. Partie an der Brenta“ (250 fl.); – im Jahre 1859, im April: „Ideale Landschaft“ (700 fl.); – im Mai: „Der Fischzug“ – „Christus am Brunnen“ (beide Eigenthum der Frau Hedwig Langer, jetzt Bäuerle); – „Landschaft mit mythologischer Staffage“ (1500 fl.); – im Jahre 1862, im März, aus dem Nachlasse: „Noah’s Opfer mit dem Regenbogen“, unvollendet (4000 Francs); – „Landschaft“, unvollendet (240 Francs); – „Wasserfall mit Figuren“, unvollendet (220 Francs); – „Landschaft mit Nymphen“, unvollendet (180 Francs); – „Pifferari“, Studie (400 Francs); – „Der Gang nach Emaus“ (400 Francs); – „Landschaft mit Ruth“, unvollendet (300 Francs); – „Ansicht von Rom“, unvollendet (250 Francs); – „Hagar in der Wüste“, unvollendet (250 Francs); – „Landschaft mit Nymphen“, unvollendet (300 Francs); – „Ruinen an einem See“, unvollendet (120 Francs); – „Ruth, die Aehrenleserin“ (1000 Francs); – „Römische Landschaft“, unvollendet (120 Francs); – „Abend, Heimkehr der Hirten“, unvollendet (250 Francs); – „Mondnacht“, unvollendet (250 Francs); – „Landschaft“, unvollendet (300 Francs); – „Sonnenuntergang“, unvollendet (1200 Francs); – im Jahre 1866, im Mai: „Zwei ideale Landschaften“ (Eigenth. des Baron Rudolph Geymüller); – „Römische Landschaft“ (Eigenth. des Herrn J. S. Tauber); – im Juni: „Herr bleib’ bei uns, denn es will Abend werden“ (Privateigenthum); – „Bachus findet die Ariadne auf der Insel Naxos“; – im November: „Diana entdeckt das Vergehen der Nymphe Callisto“. Auch in Lemberg und Prag befinden sich im Privatbesitze einige Werke dieses genialen Künstlers, die, wie jene des Tirolers Koch, in unseren öffentlichen Gallerien entweder ganz fehlen, oder doch nur höchst sparsam vertreten sind. Markó hat, wie ein Kunstkritiker mit stillem Hohne treffend bemerkt, keinen Bilder-Cyklus zum Ruhme seines Vaterlandes gemalt, wie Rottmann und Preller, noch haben sich seine Zeitgenossen um seine Werke gestritten und dicke Bande zu seinem Leben geschrieben, wie dieß bei Turner der Fall war. Seine Kunstanschauung ist seinem Vaterlande fremd geblieben, und er glaubte in der Fremde ein Vaterland zu finden. Oesterreich gab ihm die Wiege, die Fremde ein Grab; was inzwischen liegt, hatte er sich selbst zu danken! Die Charakteristik Markó’s als Landschaftsmaler, wie Näheres über seine Söhne, siehe in den Quellen.

Ungarns Männer der Zeit. Biografien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, A. G. Steinhauser, kl. 8°.) S. 99 bis 156: „Karl Markó und die ungarischen Maler überhaupt“ [dieser Artikel behandelt die älteren und neueren Kunstzustände in Ungarn; den Maler Markó speciell charakterisirt er auf S 146–156]. – Deutsches Kunstblatt 1853, S. 132. – Schmidl (Adolph Dr.), Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst u. s. w. (Wien, 4°.) I. Jahrg. (1844), viertes Quartal, S. 527. – Perger (A. R. v.), Die Kunstschätze Wiens im Stahlstich nebst erläuterndem Texte herausgegeben vom österreichischen Lloyd in Triest (Triest 1855, 4°.) S. 285. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. VIII, S. 339. – Grosse, Die deutsche allgemeine und historische Kunstausstellung zu München im Jahre 1858, S. 223. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 29 [nach diesem geb. im Jahre 1803 oder 1805. Ein sehr lückenhafter Artikel]. – Pester Lloyd (polit. Blatt, gr. Fol.) 1860, Nr. 269 [nach diesem gest. 19. November 1860]; 1861, Nr. 159 u. 192, unter den Tagesneuigkeiten. – Raczyński, Geschichte [466] der neueren deutschen Kunst, S. 3, 359 u. 365. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 775: „Aus Rom“; II. Jahrg. (1843), S. 477 u. 1103: „Künstlerporträt“ von Norbert (Mielichhofer). – Springer, Geschichte der bildenden Künste im 19. Jahrhundert, S. 335. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 225. – Oekonomisch-politische (groß-deutsche) Revue brennender Fragen und schwebender Verhandlungen über sociale und materielle Zeitinteressen. Von Aug. W. Wagner (Wien und Leipzig, M. G. Pribor, 8°.) I. Jahrg. (1864), S. 85. – Maler-Revue (herausgegeben von Kertbeny). 1. (und einziges) Heft, S. 151: „Die ungarischen Maler“ (S. 155 über Karl Markó) [nennt ihn von Geburt einen Szekler; Markó ist aber von Geburt ein Zipser]. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Neues ungarisches Conversations-Lexikon (Pesth 1850 u. f., Heckenast, Lex. 8°.) Bd. V, S. 327. – Das Vaterland (Wiener polit. Blatt) 1860, Nr. 71 [nach diesem gest. am 10. November 1860]. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 127 [es würde dieser Quelle nicht gedacht werden, wenn nicht ihr ganz unrichtiges Geburtsdatum des Künstlers, 1803, zu berichtigen wäre]. – Porträte. Das bekannteste und wohl verbreitetste und ähnlichste von Markó’s Bildnissen ist das während des Künstlers Anwesenheit in Pesth im Jahre 1853 in Lithographie von Nikolaus Barabás ausgeführte. Ferner haben ihn Molnár in Florenz und sein Freund Franz Schrotzberg in Wien in Oel gemalt. Hans Gasser in Wien hat im Jahre 1857 Markó’s Büste in Marmor ausgeführt. – Grabstätte. Des Künstlers ausdrücklichem Wunsche gemäß wurde er in der Pfarrkirche Santa Maria all’ Antella in Florenz begraben, wo vorderhand eine kurze Grabschrift die Ruhestätte des großen ungarischen Malers bezeichnet. Doch hatte Ugolino Graf Gherardesca die Absicht, ihm im Vereine mit mehreren Anderen ein besonderes Denkmal setzen zu lassen, und ließ schon an der Villa Appeggi eine Marmorplatte mit der Inschrift anbringen, daß dort so lange Jahre der „weltberühmte ungarische Künstler“ seine Meisterwerke schuf.
Zu Markó’s Künstler-Charakteristik. „M. ist unstreitig einer der ersten idealen Landschaftsmaler der Neuzeit. Seine Landschaften, voll zarter brauner Tinten, die gleich einem Flore seinen kräftigen Pinsel luftig bedecken und abrunden, strotzen von einer Fülle geistreicher Lichter, und seine lyrisch gehaltenen Lineamente öffnen wunderherrliche Perspectiven. Begabt mit einem genialen Auge, weiß er der Natur ihre Poesie abzulauschen; ein Meister moderner Kunst, hat er die Bedeutung des Geistigen im vollsten Maße erkannt. Wo die Griechen in ihrem sinnlichen Drange nach Plastik, nach abgerundeter Formschönheit, das körperlich Runde hervorspringen ließen, da hat er mit Genie die christliche Auffassung der Kunst verfolgt und den Naturodem über jedes seiner Bilder gegossen. Markó ist einer jener Wenigen, welche der realistischen Kunstform moderner Malerei, der Emancipation des Sinnlichen das Heilige der Idee entgegensetzten und selbst jene Lieblichkeit und Sentimets Claude Lorrains verschmähten, um Poussin gleich das Geistige in einer symbolischen Form wiederzugeben. Deßhalb hat das Frühjahr und der Herbst ihm immer zum Vorwurf gedient und nicht das schon Gewordene, der Sommer. Das materielle Aus- und Eingehen von und in’s Geistige war stets Bestrebung seiner Darstellung. Er ist durch und durch Dichter und nur Rottmann in München dürfte ihn an tiefer Größe und massenhafter Romantik übertreffen. Aber auch von nationaler[WS 2] Bedeutung ist Markó für sein Vaterland. Markó hat ein glühendes Herz für seine Heimat, welcher er zwar seit Jahren entfremdet und deren Sprache er längst vergessen hat; für die er aber jene kindliche Zuneigung bei jeder Gelegenheit beweist, welche die Thränen unserer freudigen Rührung hervorlockt. Markó malte kleine und große Bilder, aber alle fast im gleichen Style überreichen, harmonisch beglichenen, äußerst fleißigen Details, daher man ihn von gewisser Seite her auch in großen Bildern einen „Kleinmaler“ nannte. Weiter ist es sein Charakteristicum, daß er die Natur nicht direct real, sondern stets ideal, ja noch mehr, gewissermaßen festlich geschmückt, hin und wieder parfümirt auffaßte, daher ihn Einige nicht sehr zutreffend den modernen Claude Lorrain nannten, denn in Claude Lorrain sind mehr die Grundlinien der Auffassung und die Stimmung der Bilder ideal, als das untergeordnete Detail. Markó glänzt besonders auch in Beleuchtungseffecten. Seine Sonnenuntergänge sind vorzüglich deßhalb berühmt, weil sie, ohne leisestens zu [467] übertreiben, die italienischesten sein mögen, die noch je einem Darsteller jener Gefilde gelungen. Alles ist bei ihm zur Harmonie herabgestimmt, oft sogar ihr zu Liebe zu blasser Farbe, zumeist jedoch milde warm. Auch hatte Markó eine eigene Technik für dieses Genre selbst erfunden. Er malte trocken und die Schatten durch Lasuren flüssig und durchsichtig. Er soll eigene Pinsel gehabt haben, um das reiche kleine Detail so zierlich und dicht durchführen zu können.“ So Kertbeny. – „Sehr eigenthümlich, ganz anders wie unsere neueren Landschaftsmaler, aber ein ganz vortrefflicher Meister dieses Faches ist Karl Markó in Wien, ein Künstler, dessen Bedeutung während seines Lebens kaum genügend anerkannt wurde. Reiche ideale Composition und zugleich die bestimmteste Charakteristik und Naturwahrheit des Einzelnen, hohe Poesie, ja manchmal etwas Phantastisches in der Erfindung, dabei die vollständigste Verständigkeit des Zusammenhanges und der Durchführung, die bestimmteste klarste Zeichnung, die sorgfältigste Ausführung bis in’s Kleinste, die glänzendste Lichtwirkung, eine schöne harmonische Farbe und eine überaus zierliche, zarte, sichere Behandlung machen diese Bildchen ungemein reizend. Freilich mögen unsere neuesten Naturalisten noch Manches daran zu tadeln haben, denn die Natur erscheint in Markó’s Bildern wie in einer festlichen Verklärung und der idealen, bald mythologischen, bald biblischen Staffage angepaßt, welche allerdings auch nicht in die Alltagswelt hineinpassen würden. Diese Staffagen sind auch nicht immer glücklich erfunden, aber sie stimmen immer zu dem eigenthümlich-poetischen Ausdrucke des Bildes. In größerem Maßstabe scheint der Reiz dieser Darstellungen jedoch zu verlieren, wenn man nach einem großen Bilde in der Ausstellung ein Urtheil bilden darf; „Die Stadt Sarepta mit Elias und der Witwe als Staffage“ entspricht durchaus nicht den kleinen Bildern des Künstlers, unter welchen sich ganz besonders das kleinste, eine „Waldlandschaft mit badenden Nymphen“, und eine wenig größere „Abendlandschaft mit biblischer Staffage“ auszeichnen. Zu phantastisch und unwahrscheinlich dürfte hingegen die Composition des Bildes sein, worin Christus den Sturm beschwört.“ So Hermann Becker in der Besprechung der bildlichen Kunstwerke bei Gelegenheit der zweiten deutschen allgemeinen und historischen Ausstellung in der „Kölnischen Zeitung“ im November 1861.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Erzbischof von Erlau.
  2. Vorlage: natioler.