BLKÖ:Zichy-Vásonykeő, Edmund Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 14. (Quelle)
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Zichy-Vásonykeő, Edmund Graf (Staatsmann, geb. in Wien am 19. Juli 1811), vom I. Zweige der Karlsburger Linie. Ein Sohn des Grafen Franz aus dessen zweiter Ehe mit Maria Dominica geborenen Gräfin Lodron-Laterani, erhielt er den ersten Unterricht in Wien, besuchte drei Jahre die theresianische Ritterakademie daselbst, kam dann zu weiterer Ausbildung in das Kloster zu Totis und zur Vollendung seiner Studien nach Preßburg. Im Jahre 1818 trat er in die österreichische Armee, verließ aber dieselbe, als er 1832 sich verheiratete. 1840 bis 1843 unternahm er große Reisen nach dem Orient, nach Spanien, Frankreich und Italien und als 1846 der Aufstand in Galizien ausbrach, nahm er den militärischen Dienst wieder auf und eilte nach Krakau, wo er als Rittmeister und Adjutant des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Wrbna in Verwendung kam. 1847 zum Oberststallmeister-Stellvertreter von Ungarn ernannt, trat er bei Ausbruch der Märzbewegung in einem geschichtlichen Momente des Jahres 1848 in den Vordergrund. Es war der 13. März. Die Nachrichten von der Wiener Erhebung waren bereits in Pesth eingetroffen. Der Erzherzog Palatin Stephan, von allen Seiten bedrängt, hatte nicht geringe Mühe, sich der an ihn gestellten, sich oft kreuzenden Forderungen der verschiedenen Parteien zu erwehren. Indessen stieg die Aufregung unter der Bevölkerung, namentlich unter der Jugend in bedrohlichster Weise. Von Seite der Preßburger Stadthauptmannschaft und der Bürgerwehr liefen von Minute zu Minute die besorgnißerregendsten Nachrichten ein, und es war jeden Augenblick zu befürchten, daß die bisher mit allen möglichen Mitteln eingedämmte Bewegung aus ihren Schranken treten werde, wenn nicht die entschiedensten Gegenmaßnahmen ergriffen würden. Am Nachmittag des 13. März eilte demnach Graf Edmund zum Erzherzog-Palatin [15] und beschwor ihn, den Reichstag, nach eingeholter Ermächtigung durch den Telegraphen, des anderen Morgens aufzulösen und ihm selbst die Ermächtigung zu ertheilen, im Falle der Nothwendigkeit nach der Auflösung mehrere Magnaten und Deputirte verhaften zu dürfen. Der Erzherzog Palatin bestellte den Grafen für 11 Uhr des nächsten Tages. Vor ihm aber wurden bereits Graf Ludwig Batthyányi, Kossuth, Szemere und Graf Ladislaus Teleki, welche dringend um Audienz gebeten hatten, zu derselben zugelassen. Diese wußten in so eindringlicher Weise auf den Erzherzog einzuwirken, daß er ihnen das feierliche Versprechen gab, für eine selbständige Regierung Ungarns mit seinem vollen Ansehen einstehen zu wollen. Als nun Edmund Graf Zichy um die vom Erzherzog anberaumte Stunde in der Ofener Burg erschien, traten gerade Batthyányi, Kossuth, Szemere und Teleki aus dem Gemache des Erzherzogs heraus, und Batthyányi, der den Grafen Zichy erblickte, ging raschen Schrittes mit den Worten auf ihn zu: „Ihr wollet uns festnehmen, wir werden Euch hängen lassen.“ (!) Graf Edmund Zichy betrat nach diesen Worten wohl noch das Audienzzimmer des Erzherzog-Palatins Stephan, aber nur um seine Resignation demselben zu Füßen zu legen. Es war dies der entscheidende Augenblick; der Bruch mit Wien war ausgesprochen, nun begannen die Ereignisse, welche so entsetzliche Greuel im Gefolge hatten. Der Graf legte seine Würde nieder, und nachdem kurz darauf sein Bruder Eugen den Opfertod für das Vaterland erduldet hatte, begab er sich nach Brüssel, wo er bis zur Einnahme Wiens durch Windisch-Grätz blieb. Dann kehrte er wieder heim und trat in die Armee, in welcher er als Armeecommissär des Fürsten Edmund Schwarzenberg thätig war. In den nun folgenden Friedensjahren hielt sich der Graf von Politik fern, war aber auf anderen Gebieten in ersprießlichster Weise thätig. Bei der ersten französischen Ausstellung im Jahre 1857 wurde er zum Ausstellungscommissär für Oesterreich ernannt. In diese Zeit fällt auch seine Berufung in das Curatorium des österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Nun unternahm er wieder eine Reise in den Orient, welche vorwiegend die Förderung der türkischen Bahnen und ihre Verbindung mit Oesterreich zum Zwecke hatte. Um diese Zeit gab er auch seine Schrift: „Welche Bahnen braucht Siebenbürgen?“ (Wien 1866, Braumüller, Lex. 8°.) heraus. Auch auf der nächstfolgenden Pariser Ausstellung war der Graf Mitglied der österreichischen Commission, wie denn überhaupt während dieser Jahre kein bedeutenderes mit der bildenden Kunst oder der Kunstindustrie nur halbwegs in Verbindung stehendes Ereigniß sich vollzog, bei welchem er nicht in vorderster Reihe mitberathend und helfend betheiligt gewesen wäre. Vielen Künstlern, welche später zu Ruf und Ansehen gelangten, hat er die Wege geebnet, befähigte Anfänger auf seine Kosten ausbilden lassen und auch sonst durch sein Fürwort seinen Schützlingen weiter geholfen. Er war es, der seinerzeit mit Nachdruck und Erfolg gegen die Zerreißung und Zerstreuung der berühmten Eszterházy-Galerie agitirte, und einige Jahre später sprach er in einem offenen in einer Kunstzeitung abgedruckten Briefe zu Gunsten einer würdigen Vertretung der modernen Meister in der kaiserl. [16] Gemäldesammlung in Wien, in der bis dahin große Meister der Gegenwart durch ihre Abwesenheit glänzten. Ebenso ist sein Name mit dem Inslebentreten des orientalischen Museums unauslöschlich verknüpft. Aber auch auf praktischen Gebieten begegnen wir dem Grafen als bahnbrechend und umgestaltend. Auf jenem der Landwirthschaft galt er immer als Autorität, und er selbst war einer der hervorragendsten Landwirthe Ungarns. Seine ausgedehnten Besitzungen daselbst, namentlich seine Herrschaft Szent Mihály im Stuhlweißenburger Comitate galten als Musterwirthschaften. In Erkenntniß der Bedeutung der Mehlindustrie in Ungarn wurde das Getreide, das auf seinen Gütern durch die Schwere und den Mehlgehalt der Körner hervorragt, im ganzen Lande nach dem Muster auf Zichy’s Herrschaften für den Export zu Mehl verarbeitet. Auch die Schafzucht ward auf seinen Gütern mit besonderer Sorgfalt betrieben und die daselbst gewonnene Wolle auf der Pariser Ausstellung 1867 prämiirt. Auch andere Culturproducte, wie Hanf u. s. w., werden noch heute in ausgezeichneter Beschaffenheit auf den gräflichen Gütern gezogen. Graf Edmund Zichy ist Mitglied und Präsident mehrerer bedeutender land- und volkswirthschaftlicher Institute und war Mitglied der Weltausstellungscommission 1873, wo die Erfolge der ungarischen Abtheilung zum großen Theile seiner Mitwirkung zu verdanken waren. Er hatte sich am 6. Mai 1832 mit Pauline Fürstin Odescalchi (geb. 25. Juli 1810, gest. 30. November 1866) vermält, und aus dieser Ehe stammen zwei Söhne Edmund und Eugen und eine Tochter Livia, vermält mit dem Grafen Ferdinand von dem Zweige Nagy-Láng des Palotaer Astes des Grafenhauses Zichy-Vásonykeő.

Allgemeine Zeitung (Augsburg, später München, 4°.) 1878, Beilage Nr. 1: „Wiener Briefe von v. V.(incenti). 89. Brief“; 1879, Beilage, Nr. 15: ebenda, 99. Brief; 2. Februar 1880, Nr. 33, S. 475: „Das orientalische Museum von Max Wirth“. – Kákay (Aranyos). Licht- und Schattenbilder zur Charakteristik des ungarischen Landtages. Aus dem Ungarischen (Pesth 1867, Wilh. Lauffer, gr. 8°.) S. 126. – Wirkner (Ludwig von). Meine Erlebnisse. Blätter aus dem Tagebuche meines öffentlichen Wirkens vom Jahre 1825–1852 (Preßburg 1879, Stampfel, 8°.) S. 219. – Wiener Weltausstellung-Zeitung, 22. März 1872, Nr. 2“: „Edmund Graf Zichy-Vásonykeő“.
Porträts. 1) Holzschnitt in vorgenannter „Weltausstellungs-Zeitung“, nach Zeichnung von Palm. – 2) In der „Bombe“ 10. December 1876, Nr. 49, Farbendruck, Zeichnung von Ignaz Eigner. – 3) In den „Humoristischen Blättern von Klič 28. März 1875, Nr. 13. Farbendruck. Zeichnung von Klič. – 4) In der „Neuen Illustrirten Zeitung“ (Wien, Zamarski, kl. Fol.) X. Jahrgang, Nr. 27, Holzschnitt von Paar, nach Zeichnung von F. W. (eiß). – 3) In Sarkady’s „Hajnal“. Lithographie von Marastoni (4°.).