BLKÖ:Pečírka, Joseph

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Pecile, Quirico
Band: 21 (1870), ab Seite: 415. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Josef Pečírka in Wikidata
GND-Eintrag: 1025683064, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Pečírka, Joseph|21|415|}}

Pečírka, Joseph (čechischer Schriftsteller, geb. zu Jindice, einem Dorfe in Böhmen, 11. October 1818). Sein Vater stammte aus Mähren und war herrschaftlicher Gärtner. In jungen Jahren kam P. nach Janowic, wo seine Mutter geboren war und er die unteren Schulen besuchte. In Prag am Altstädter Gymnasium beendete er das Gymnasialstudium, verwendete sich im Chorgesange, wofür er im Seminar die Kost erhielt. Später, als er das philosophische Studium begann, schrieb er für Palacký und Kaspar Grafen Sternberg, dann [416] für Šafářík, Hanka und für die böhmische Akademie der Wissenschaften čechische und lateinische Manuscripte ab. Zu literarischem Schaffen munterte ihn vor Allen Cajetan Tyl auf, für dessen Zeitschrift „Květy“ (die Blüthen) er im Jahre 1843 mehrere Artikel schrieb, worauf er, als in Prag in der Rosengasse das erste čechische Theater entstand, für dasselbe mehrere Stücke und Singspiele übersetzte. Damals begann er auch die Herausgabe des Sammelwerkes: „Bibliotheka poučných a zábavných spisů pro mladý a dospělý vék“, d. i. Bibliothek belehrender und unterhaltender Schriften für das jugendliche und vorgerücktere Alter, wovon innerhalb der Jahre 1844 bis 1847 bei Fournier in Znaim 12 Hefte erschienen sind; auch gab er damals (1847) im nämlichen Jahre das Volksbuch: „Václav Novák, aneb: Sedlák jak by měl býti“, d. i. Wenzel Novak, oder der Bauer, wie er sein soll, in 2 Bänden heraus. In der Zwischenzeit beendete er das medicinische Studium, erlangte dann im Jahre 1848 die Doctorwürde und nahm an der politischen Bewegung letztgenannten Jahres regen Antheil: so war er Centurio in der akademischen Legion, Mitglied der ersten Deputation der Hörer der medicinischen Facultät nach Wien, Ausschuß der Slovanska lipa und Deputirter des čechischen Landtages, der freilich in diesem Jahre nicht zusammentrat. Im Jahre 1849 versah er provisorisch das Lehramt aus der Naturgeschichte ami Gymnasium in der Altstadt und im Jahre 1850 auch an der Realschule. Auch wurde er im nämlichen Jahre außerordentliches Mitglied der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften und unternahm eine wissenschaftliche Reise nach Schweden, welche er in der Zeitung „Pražske Noviny“ beschrieb; in Stockholm besichtigte er die čechischen Manuscripte und veröffentlichte eine Abhandlung darüber im Jahrgange 1851 des „Časopis českeho Muzeum“. Ebenda fand er auch das alte und interessante böhmische Literaturdenkmal der Legende der h. Katharina, ein Gedicht von 3519 Versen, das er später unter dem Titel: „Život svate Kateřiny“ (Prag 1860, Rohlicek) mit Einleitung und Worterklärungen von dem Archivar Karl Jaromir Erben herausgab. Nach seiner Rückkehr von der viermonatlichen Reise setzte er sein naturwissenschaftliches Lehramt fort und versah unter Einem durch zwei Jahre, 1851 und 1852, die Redaction des „Týdenník hospodářský“, d. i. Landwirthschaftliches Wochenblatt, das die ökonomische Gesellschaft in Prag herausgibt. Im Jahre 1853 wurde er wirklicher Professor am Gymnasium zu Neuhaus und blieb es bis zum Jahre 1856, in welchem er unversehens seine Entlassung erhielt. Er kehrte nun nach Prag zurück, besuchte zwei Jahre hindurch mit großem Eifer die medicinischen Vorträge und widmete sich dann dem ärztlichen Stande. Im Jahre 1860 war er Stadtarzt zu Blatna im Piseker Kreise. Ueberdieß beschäftigte er sich unaufhörlich mit Schriftstellerei. Seine große Menge, theils selbstständiger, theils übersetzter Schriften zählt Franz Doucha’s „Knihopisný slovník československý“, d. i. Čecho-slavisches bibliographisches Lexikon (Prag 1864, Kober, schm. 4°.), S. 169, auf. Von ersteren sind außer den bereits genannten noch anzuführen: „Mistr Loukotský a jeho tovaryšové aneb: kam vede hra! Povídka ze řemeslného života“, d. i. Meister Loukotsky und seine Gesellen, oder wohin führt das Spiel. Erzählung aus dem Handwerkerleben. Mit 14 Holzschnitten [417] nach Holbein, von Gubitz (Znaim 1847, Fournier, 8°.); – „Život císaře Josefa Druhého“, d. i. Leben des Kaisers Joseph II. (Olmütz 1847, Hölzel, 8°.); – „Vypsání žiwočichův“, d. i. Naturgeschichte der Thiere (Prag 1849, gr. 8°., mit 300 in den Text gedruckten Holzschn.); – „Navedení k šteparštví. Poučení o zakládání školek, štěpování, vysazování a ošetřování ovocných stromů“, d. i. Die Schule der Baumzucht, oder Unterricht über die Anlage von Baumschulen, das Propfen, Pflanzen und Pflegen von Fruchtbäumen (Prag 1852, Rohlicek, 8°.); – „Nerostopis. Pro nižší gymnasia a realné školy“, d. i. Mineralogie. Für Untergymnasien und Realschulen (Prag 1853, Calve, 8°.); – „Grundlinien der reinen Krystallographie" (Prag 1853, 8°.); – „Krystallnetze zu Modellen der sämmtlichen einfachen Krystallgestalten nebst einigen Combinationen" (Prag 1853, mit 6 Tafeln); – „Grundlinien der Pflanzenkunde" (Prag 1855, 8°.); – „Úplný dobytčí lékař to iest: Zřetelné poučení o správnem lěčení všech nemocí koňů, hovězího, skopového a vepřového dobytka, psů, drůbeže“ i t. d., d. i. Der vollkommene Thierarzt, oder deutlicher Unterricht in der richtigen Behandlung aller Krankheiten der Pferde, des Rindviehs u. s. w. (Prag 1858, 2. verm. Aufl. 1863, 8°.); – „Domácí lékař, Učení o člověku ve stavu zdravém a chorobném“, d. i. Der Hausarzt, oder die Lehre vom Menschen im gesunden und kranken Zustande (Prag 1863, Rohlicek, kl. 8°.); – „Válka Pruská r 1866 a chování Průšáků v Čechách“, d. i. Der preußische Krieg im Jahre 1866 und das Benehmen der Preußen in Böhmen (Prag 1869, gr. 12°., mit dem illum. Plane des Schlachtfeldes von Sadova). Außerdem hat P. viele Erzählungen der beliebten deutschen Jugendschriftsteller Franz Hoffmann, Körber, Nieritz und Christoph Schmid in čechischer Uebersetzung herausgegeben; von letzterem läßt er seit Jahren die gesammelten Jugendschriften (Veškery spisy pro mladez) bei Rohliček in Prag erscheinen und sind bisher bereits 54, sowie von den Erzählungen Nieritz’s 16 Hefte ausgegeben worden; dann besorgte er eine Uebersetzung der arabischen Märchen „Tausend und eine Nacht" (Tisíc a jedna noc), wovon bereits eine zweite Auflage erscheint, übersetzte einzelne Schriften von Cajetan Marryat, Karoline Pichler, Raupach, Herloßsohn u. A., und gibt seit Jahren den „Narodní kalendář“, d. i. Der Nationalkalender, in zwei Ausgaben, als großen und kleinen Kalender, heraus.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 198. – Jungmann (Jos.), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, Řiwnáč, 4°.) Zweite, von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 607.