BLKÖ:Span, Martin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 36 (1878), ab Seite: 56. (Quelle)
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Span, Martin (Schriftsteller, geb. um 1760, gest. in Wien um 1840). Ueber Span fehlen alle näheren Angaben, selbst Gräffer, der sonst gut Unterrichtete, klagt: „Ueber Span weiß man nicht mehr gar viel“. Er wirkte als Grammaticallehrer in Wien, war Lehrer des Kronprinzen gewesen, und starb daselbst [57] um die Vierziger-Jahre in hohem Alter. Im Druck ist von ihm Folgendes erschienen: M. A. Plauti Comoediae superstites viginti, novissime recognitae ac notis et indice verborum illustratae“, Tom. I: „Amphithryo. Asinaria. Aulularia“. – Tom. II: „Capteivei. Curculio. Casina. Cistellaria“ (Viennae 1792). – Tom. III: „Epidicus. Bachides. Mostellaria“. – Tom. IV: „Menaechmei. Miles gloriosus. Mercator“ (ibid. 1793). – Tom V: „Pseudolus. Poenulus. Persa“ (ibid. 1794, 8°.); – „Reden bei Errichtung der Statue Joseph II.“ (Wien 1810, Geistinger, gr. 8°.); – „Novi versus memoriales de nominum generibus item de praeteritis verborum et supinis“ (Wien 1818, Geistinger [Gerold] 8°.); – „ Ortograpisch-etymologisches Taschenwörterbuch der deutschen Sprache. Zum Gebrauche für Jedermann und insbesondere für Studirende, Beamte u. s. w. Vermehrt und berichtigt“ (Wien 1819, Geistinger, 12°.); – „Hermann der Cherusker“. Trauerspiel in 5 Acten (Wien 1819, 8°.); – „Phraseologia latina, secundis curis Sallustiana, Caesariana, Liviana, Corneliana etc. Phrasealogiis ac denigne indice verborum quae in foro militari civili sacroque obtinent. Editio nova aucta et emend. cum praefat.“ (Wien 1824, Geistinger. 8°.); – „Würdigung der deutschen Lichter mit comparativen Parallelen ihrer Kunstversuche als Mittel zur Bildung der ästhetischen Urtheilskraft, oder Beantwortung der comparativen Frage: Zu welchem Grade der Ausbildung gelangte die Sprache der deutschen Dichtkunst von dem Jahre 1740 bis jetzt, und wie kann sie der nöthigen Vollkommenheit näher gebracht werden?“ 2 Bände (Wien 1827, Schrämbl, 16°.); – ferner besorgte er die vierte Auflage von J. G. von Keßler’s „Oesterreichischem Geschäfts-Lexikon“, welches er nach dem neuen bürgerlichen Gesetzbuche ausgearbeitet und auch sonst verbessert hatte (Wien 1806, von Mösle, 8°.). Im Gräffer’schenConversationsblatte“ veröffentlichte er folgende Aufsätze, welche damals nicht gewöhnliche Aufregung in Schriftsteller-Kreisen hervorbrachten: „War Shakspeare ein Gelehrter?“ [1820, Nr. 41 und 42], was natürlich verneint wird; – „Wie wurde Shakspeare’s kraftvolle Beredsamkeit bisher in deutschen Uebersetzungen nachgebildet?“ [1820, Nr. 81, 86 u. 87], worin Span gegen A. W. Schlegel und J. H. Voß[WS 1] in die Schranken tritt; – „Ueber die schöne Literatur der Deutschen. An eine Engländerin“ [1820, Nr. 138 und 139], und „Göthe als Lyriker“ [1821, Nr. 8 und 9], mit den originellen Verbesserungen Göthe’scher Gedichte durch Span, wobei der selbst nichts weniger als engherzige Franz Gräffer in einer Note hinzufügen zu müssen glaubte: „Daß die Ansichten der Mitarbeiter nicht immer auch die der Redaction sind“. Daß er sich auch mit einer Bearbeitung von Hippolyt Pindemonte’s Tragödie „Hermann“ (Arminio) beschäftigte. erfahren wir aus Hormayr’s Archiv (1819, Nr. 120]. Im Vorstehenden wären Span’s notorisch bekannte Arbeiten verzeichnet. Er hat aber noch Einiges geschrieben: so für einen gewissen Petz eine Charakteristik Joseph’s II., die dieser unter seinem eigenen Namen herausgab, dem Verfasser aber das Honorar nicht bezahlte, worauf Span weiter keine Umstände machte, den Hergang erzählte und die Schrift 1810 mit dem Namen des wahren Autors erscheinen ließ; ich suchte vergebens in Bücherkatalogen nach dieser Schrift Span’s, selbe erscheint weder unter seinen Werken, noch unter dem [58] Namen Petz; es wird doch nicht die in fünf Auflagen erschienene bekannte „Charakteristik Joseph II.“. von Johann Pezzl, damit gemeint sein? – Ferner schrieb Span über Anregung des Buchhändlers Bauer, eines berüchtigten Wiener Nachdruckers, eine Broschüre über den Nachdruck, worin natürlich derselbe gerechtfertigt wird. Span schrieb über diesen Gegenstand, wie er es eben verstand, oder doch richtiger – nicht verstand, und die damalige „Wiener Literatur-Zeitung“ trumpfte das Machwerk mit der Bemerkung ab: „Statt diesen wichtigen Gegenstand mit der vollen Fakel der Wissenschaft zu beleuchten, hat man sich begnügt, einen schwachen Span aufzustecken“. Ob Mangel aller Lebensdaten möge Gräffer’s Charakteristik, dieses originellen Kauzes ergänzend eintreten: „Span war, schreibt Gräffer, ein ehrlicher Schwabe, stets gesund; es ging ihm gut und doch schimpfte er den ganzen Tag. Bonlanger und Dupuis waren seine Leute. Voltaire lachte er aus, obwohl er selbst ein starker Skeptiker. Er lehrte Griechisch und Latein. Da war er fest. Sonst in literis nicht sehr bewandert, ohne Belesenheit. Er war verholzter Pedant, giftig mit den Schülern, mit allen Leuten, spitzig absprechend, arrogant, grob, doch ein seelenguter, herzlicher Mann, ein redlicher, echt österreichischer Patriot. Als Lehrer füllte er seinen Platz würdig aus. Er war ernst und streng gerecht, durchaus unzugänglich. Er hatte zwei Pensionen, als Lehrer des Kronprinzen und als Gymnasial-Lehrer. Ein sogenanntes Scandal gab es, als er im Wiener Conversationsblatte die Autorität Göthe’s rectificirte. Auch Schiller’s Gedichte polirte er; er zeigte, wie sie nach den Gesetzen der Logik und Form sein sollten. Der Geist war ihm überall Nebensache. Seine zwei Bände: „Begründete Würdigung der deutschen Dichtkunst“ – sind sein Porträt und höchst ergötzlich. Sonderbarerweise kennt ihn kein neuerer Literaturhistoriker, nicht Menzel, Laube, Gottschall, Kurz, und doch hat er eben in seiner Absonderlichkeit ein Recht – nicht vergessen zu werden. Auch in Brümmer’s „Deutschem Dichter-Lexikon“, wo ihm als Verfasser des Trauerspiels „Hermann der Cherusker“ ein Platz gebührt, fehlt er. Noch sei bemerkt, daß der bekannte Sprachforscher J. S. Val. Popowitsch[WS 2] [Bd. XXIII, S. 108], in seiner Art auch ein Original, Span’s Freund war, und daß dieser viele Original-Manuscripte von Popowitsch besaß. Seine Umschreibung des Göthe’schen „Das Veilchen“ [siehe Conversationsblatt 1821, S. 103] sollte in keiner Chrestomathie der deutschen Dichtung als Muster und Unicum der gelungensten Verballhornung fehlen.

Frankl (Ludwig August), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1843), S. 30. – Goedeke (Karl), Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen. (Hannover 1859, Ehlermann, 8°.), Bd. III, S. 846, Nr. 449. – Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren, historische Novellen, Genrescenen, Fresken, Skizzen u. s. w. (Wien 1845, Fr. Beck, 8°.) Bd. II, S. 82.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: J. G. Voß.
  2. Vorlage: J. S. Vat. Popowitsch.