Zum Inhalt springen

BLKÖ:Thurn-Valsassina, Franz Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 45 (1882), ab Seite: 116. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Thurn-Valsassina in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Thurn-Valsassina, Franz Graf|45|116|}}

Thurn-Valsassina, Franz Graf (Staatsmann, geb. am 13. November 1718, gest. den 9. Februar 1766), ein Sohn des Grafen Johann Sigismund von der kärnthnerischen (Bleiburger) Linie aus dessen Ehe mit Eleonore geborenen Gräfin Oettingen-Wallerstein und ein Bruder Antons [s. d. S. 93], Ritters des goldenen Vließes, und des bei Piacenza gefallenen Joseph [S. 110, Nr. 33]. Graf Franz, welcher sich wie die meisten seines Geschlechtes dem Waffendienste widmete, wurde bereits 1736, 18 Jahre alt, Fähnrich bei Wallis-Infanterie, kurz darauf Lieutenant bei Hohenembs-Kürassieren, 1739 Rittmeister, als solcher bei Mollwitz 1741 schwer verwundet, 1746 Major, 1756 Oberstlieutenant und 1757 Oberst und Regimentscommandant. An den Feldzügen des siebenjährigen Krieges nahm er thätigsten Antheil, stets an der Spitze seines Regiments, welches in der Schlacht bei Prag, am 6. Mai 1757, der Tod furchtbar lichtete. Für seine dabei bewiesene Bravour wurde aber der Graf im folgenden Jahre zum Generalmajor ernannt. Bei Gelegenheit des Entsatzes von Olmütz im Juli 1758 stand er bei Jägerndorf, wo er von der Kaiserin den Auftrag erhielt, die Auswechslung der beiderseitigen Gefangenen zu betreiben, was ihn mit König Friedrich II. in unmittelbare Verbindung brachte. Dieser schrieb aus Ramenau, kurz vor dem berühmten Ueberfalle von Hochkirch (in der Nacht vom 13. auf den 14. October 1758), welchem auch Thurn beiwohnte, an denselben einen eigenhändigen französischen [117] Brief, den das Bleiburger Archiv noch aufbewahrt, und in welchem er erklärt, daß er Repressalien gebrauchen müsse, da Oesterreich die Stipulationen des Cartels in Hinsicht der Kriegsgefangenen nicht beobachte und sie durch harte (?) Behandlung in seine Dienste zu treten zwinge (?). Die Sache aber verhielt sich in Wahrheit so: Die Soldaten des Königs, der Kriegsschinderei müde, zogen es vor, statt in den harten Kamaschendienst zurückzukehren, sich in Oesterreich niederzulassen, wo sie als geschickte Maurer, Weber, Brauer und sonstige Handwerker ein friedliches und lohnendes Unterkommen findend, ein neues Heim sich gründeten. 1759 kam Thurn unmittelbar in das kaiserliche Hauptquartier, im folgenden Jahre führte er die Inspection über die kaiserlichen Feldspitäler. Nach Wien zurückgekehrt, wurde er daselbst zum Ajo des jungen Erzherzogs Leopold, dann zum Feldmarschall-Lieutenant erhoben und zuletzt als Oberstkämmerer an den neuen Hofstaat des Großherzogs Leopold von Toscana, des Sohnes der Kaiserin gezogen. Zu dieser Berufung an den Hof führten folgende Umstände. Franz und sein Bruder Anton hatten mehrere Feldzüge des siebenjährigen Krieges in Gemeinschaft mit den beiden jungen Prinzen von Sachsen: Albert, späterem Gemal der Erzherzogin Christine, und Clemens, nachmaligem Kurfürsten von Trier, mitgemacht, und zwischen den beiden Prinzen und den Gebrüdern Thurn entwickelte sich bald ein inniger Freundschaftsbund, der später in einen ununterbrochenen Briefwechsel sich fortsetzend, erst durch den Tod getrennt wurde. Das Bleiburger Archiv enthält 75 Briefe des Herzogs Albert und mehrere des. Kurfürsten Clemens an den Grafen Franz, welche interessante Streiflichter auf die Geschichte des vorigen Jahrhunderts werfen. Durch diese Verbindung wurde Graf Franz und sein Bruder Anton in die unmittelbare Nähe des kaiserlichen Hofes gezogen und, da man Beide als Männer lautersten Charakters und edler Thatkraft erkannte, zur Uebernahme der wichtigsten Vertrauensposten ausersehen. Der letzten Stellung als Obersthofmeister des Großherzogs Leopold, welche Franz antrat, als dieser nach seiner im August 1765 zu Innsbruck erfolgten Vermälung mit der Infantin Maria Louise die Regierung in Toscana, übernahm, wurde er noch vor Jahresfrist am 9. Februar 1766 durch den Tod entrissen. Wie Kaiser Joseph II. und dessen Mutter dem Grafen Franz ihre volle Huld zuwandten, erhellt aus Briefen, welche dieser Monarch an den Letzteren selbst, und aus einem Schreiben, das er an den Grafen Anton bei dessen Bruders Tode gerichtet. In letzterem Briefe ddo. 24. Februar 1766 heißt es unter Anderem...: „Ihr Bruder (nämlich Graf Franz) wußte so gut den unermüdlichen Diener des Großherzogs und den aufrichtigen und wahren Freund Leopolds zu verbinden, daß ich nur wünsche, daß er einen finden möge, welcher ihn wenigstens theilweise ersetzt“. Graf Anton wurde zu seines Bruders Nachfolger in der Stellung als Obersthofmeister am Hofe Leopolds ausersehen. Wir führen noch die Thatsache an, daß die beiden Thurn mit dem Grafen Franz Rosenberg [Bd. XXIV, S. 14) ihren rühmlichen Einfluß geübt auf die weltbekannte Musterregierung in Toscana unter Großherzog Leopold. Graf Franz hatte sich zweimal vermält, zuerst am 25. Juli 1747 mit Maria Anna geborenen Gräfin Ursini-Rosenberg [118] (gest. 17. Juni 1756), welche ihm sechs Kinder gebar, von denen ihn aber nur zwei: Franz Joseph und Dominica, später vermälte Graf Welsberg, überlebten, welchen beiden die Kaiserin Maria Theresia nach dem Tode des verdienstvollen, aber vermögenslosen Vaters dadurch ein Zeichen der Gnade gab, daß sie ihnen eine Pension von je tausend Gulden auf ihre Güter in Ungarn verschrieb, welches Jahrgeld sie auch nach dem Tode der Kaiserin fortgenossen. Die zweite am 14. Mai 1765 geschlossene Ehe des Grafen Franz mit Gabriele geborenen Freiin von Reischach, einer Tochter des Freiherrn Theodor von Reischach[WS 1], damaligen k. k. Gesandten im Haag, blieb kinderlos. Gräfin Gabriele, welche sich am 12. Mai 1767 mit dem Bruder ihres Gatten, dem Grafen Anton vermälte, war bis 1770 Obersthofmeisterin der Gemalin des Großherzogs Leopold, Infantin Marie Louise. Sie starb 1815. Die Briefe Kaiser Josephs II. und ein Schreiben der Kaiserin Maria Theresia an den Grafen Franz, sämmtlich in französischer Sprache, werden im Bleiburger Archiv aufbewahrt.

Thürheim (Andreas Graf). Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, F. B. Geitler, gr. 8°.) Bd. I: „Die Kürassiere und Dragoner“ S. 196, 212.

Anmerkungen (Wikisource)