BLKÖ:Vacek, Franz Alois

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Vaccano
Band: 49 (1884), ab Seite: 176. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Franz Alois Vacek in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Vacek, Franz Alois|49|176|}}

Vacek, Franz Alois (čechischer Schriftsteller, geb. zu Gabel am Adlerfluß im Chrudimer Kreise am 12. Mai 1779, gest. auf seiner Pfarre zu Kopidlno am 5. März 1854). Nachdem er die Elementarschulen beendet hatte, kam er im Jahre 1793 auf das Gymnasium zu Leitomischl. Von da ging er 1799 nach Prag, wo er Philosophie und Theologie studirte und mehrere Rigorosen für die theologische Doctorwürde bestand. Am 30. August 1806 zum Priester geweiht, wurde er sofort als Caplan nach Kopidlno im Bydschower Kreise geschickt. Nach dreijähriger Wirksamkeit daselbst erhielt er die Pfarre zu Somšin. Am 12. December 1813 vom Grafen Schlik auf die Pfarrei von Kopidlno präsentirt, blieb er auf derselben bis zu seinem im Alter von 75 Jahren erfolgten Tode. In der Zwischenzeit wurde er, und zwar 1815 Secretär des Gitschiner Vicariates, 1819 bischöflicher Notar, 1820 anläßlich der bischöflichen Visitation in Kopidlno Ehrendechant, 1834 aber bei Gelegenheit der Neuerrichtung des dortigen Vicariates erster Vicar desselben. In letzterer Eigenschaft berief er 1835, der Erste in der Königgrätzer Diöcese, eine Lehrerconferenz, auf welcher die Verhältnisse der Schulen geprüft, pädagogische Fragen gestellt und erörtert, kurz verschiedene, die gedeihliche Entwickelung des Unterrichtes betreffende Punkte berathen wurden. Das bischöfliche Consistorium, welches sich die Ergebnisse dieser Conferenz vorlegen ließ, veröffentlichte dann die wichtigsten und einflußreichsten Fragen im „Schulfreund“ (Přítel mládeže). Wie aber Vacek in seinem geistlichen und pädagogischen Berufe obenan stand, so blieb er auch den Bestrebungen der heimischen Literatur gegenüber nichts weniger denn gleichgiltig oder gar unthätig. Er unterhielt freundschaftliche, mitunter ganz innige Beziehungen mit den Männern und Förderern der nationalen Sache, so mit Jungmann, Nejedlí, Parižek, A. Marek, Pospíšil, Hromadko, Pěšina, Sedlaček, dem Ehepaare Rettig[WS 1] u. A., war auf das eifrigste bestrebt, immer und überall, wo sich ihm Gelegenheit dazu bot, das nationale Bewußtsein zu heben und zu fördern, die [177] Schriften der vaterländischen Literatur zu verbreiten und für die Läuterung der Muttersprache zu wirken. Mit Vorliebe aber pflegte er das Gebiet der Heimatkunde. In čechischer und deutscher Sprache schriftstellerisch wirkend, gab er in ersterer mehrere selbständige Werke in Druck und veröffentlichte in letzterer verschiedene größere und kleinere Aufsätze in Zeitschriften und Taschenbüchern. Die Titel der čechischen Schriften sind: „Kázaní držané při prvotinách kněžských... pana Ant. Jana Saala... v chráme páně Nemičovském“, d. i. Rede, gehalten bei der Primiz... des Herrn A. J. Saal im Schlosse des Herrn Nemičov (Prag 1811, Diesbach, 8°.); – „Užitek vštěpění neb očkovcmí neštovic kravských“, d. i. Nützlichkeit der Einimpfung oder Oculirung der natürlichen Blattern (ebd. 1815); – „Kázaní postní k vzdeláni lidu křest, všech stavů“, d. i. Fastenpredigten zur Erbauung der Christen aller Stände, 5 Jahrgänge in 6 Heften (Prag 1819–1824, 8°.; 2. Aufl. ebd. 1823, Rohliček, 8°.); – „Pohřební řeč u hrobu paní Kateřiny Laušmanowy“, d. i. Leichenrede am Grabe der Frau Katharina Lausmann (Jičin 1819); – „Řeč při posvěcení hřbitova Kopidlanského“, d. i. Rede, gehalten bei Einweihung des Kopidlnoer Friedhofes (ebd. 1820); – „Řeč při pohřebu vys. ur. slečny Thekly hraběnky z Šliků“, d. i. Rede bei der Bestattung des hochgeb. Fräuleins Thekla aus dem Hause der Grafen Schlik (ebd. 1821); – „Obraz dokonalého učitele. Původně v němčině vydán“, d. i. Abbild eines rechtschaffenen Schulmannes. Aus dem deutschen Original des Alois Parizek (Königgrätz 1822); – „Příležitostné duchovní řeči“, d. i. Geistliche Gelegenheitsreden (Prag 1824); – „Řeči při rozličných příležitostech“, d. i. Reden, gehalten bei verschiedenen Gelegenheiten (ebd. 1824, Rohliček); – „Řeč duchovní a školní, držená na slavnost sv. Václava“, d. i. Geistliche und Schulrede, gehalten zur Feier des h. Wenzel (Königgrätz 1825); – „Ponaučení o milostivém letě přednešené dne 9. dubna 1826“, d. i. Belehrung über das Jubeljahr, dargebracht am 9. April 1826 (Prag 1826); – „Homílie postní dle sv. Marka“, d. i. Fasten-Homilien nach dem h. Marcus (Königgrätz 1826); – „Nove příležitostné duchovní řeči“; d. i. Neue geistliche Gelegenheitsreden (Prag und Königgrätz 1827, 8°.); – „Místopis a historie městyse Jabloného nad Orličkou“, d. i. Topographie und Geschichte der Stadt Gabel am Adlerfluß (Königgrätz 1831); – „Historie farní školy Kopidlanské“, d. i. Geschichte der Pfarrschule von Kopidlno (Prag 1831); – „Kázaní jubilární při stoleté památce vyhlášení za svatého Jana z Nepomuku“, d. i. Jubelpredigt, anläßlich der Säcularfeier der Heiligsprechung des h. Johann von Nepomuk (Prag 1837, 8°.); – „Nove kázaní postní o vzdělaní křesťanského lidu všech stavů“, d. i. Neue Fastenpredigten zur Erbauung der Christen aller Stände (ebd. 1839). Außerdem schrieb er verschiedene Artikel für die literarische Beilage der von Hromadko herausgegebenen „Noviny Vídeňské“ (1812 bis 1816), für den „Časopis, katolický“, d. i. Katholische Zeitschrift, „Přitel Mládeže“, d. i. Jugendfreund, „Květy“, d. i. Blüten, und „Časopis českého Museum“, d. i. Die böhmische Museal-Zeitschrift. Von den in der letzteren enthaltenen historischen und topographischen [178] Abhandlungen in čechischer Sprache nennen wir nur: „Adam Rodovský von Hustiřan“ (1828); – „Geschichte der Kirche von Drahoraz“ (1829); – „Geschichte des Gutes Střevacek“ (1830); – „Reise von Kopidlno nach Welisch“ (1833); – „Reise von Kopidlno nach Starohrad“ (1840);– „Bruchstück aus der Geschichte der Herren von Kopidlno“ (1842). Aber auch in deutscher Sprache war Vacek schriftstellerisch thätig und veröffentlichte in dem „Archiv“ Hormayr’s, in dessen und Mednyansky’s „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“, in André’s „Hesperus“ und in den „Monatsheften des böhmischen Museums“ historische und genealogische Artikel, so über die Stadt Kopidlno, das Schloß Veliš, die Familie der Grafen Schlik u. s. w., und in Sommer’s „Topographie des Bydschower Kreises“ (3. Band des Sammelwerkes „Das Königreich Böhmen“. Statistisch-topographisch dargestellt“) ist die Beschreibung der Herrschaften Veliš und Kopidlno von ihm verfaßt. Auch arbeitete er mehrere Jahre an jener ausführlichen Geschichte des Grafenhauses Schlik, welche jedoch ungedruckt blieb und im Schlik’schen Familienarchiv aufbewahrt wird. Vacek’s mannigfache Verdienste in seinem priesterlichen Berufe und um sein engeres Vaterland fanden wiederholte Würdigung: Bereits 1834 zum k. k. Hofcaplan ernannt, wurde er 1854 von Seiner Majestät dem Kaiser durch das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet, mehrere čechische Landwirthschaftsgesellschaften, gelehrte und humanistische Vereine ehrten aber den verdienstvollen Priester durch Verleihung ihrer Diplome.

Šembera (Alois Vojtěch). Dějiny řeči a literatury československé. Věk novější, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) S. 301. – Školník pro učitelstvo diecese Kralohradecké, d. i. Schulalmanach der Königgrätzer Diöcese (Königgrätz, 8°.) im IV. Jahrg. (1855). – Jungmann (Jos.), Historie literatury české. Druhé vydání, d. i. Geschichte der čechischen Literatur (Prag 1849, Řiwnáč, 4°.). Zweite, von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 646. – Záp. Památky archeologické, d. i. Archäologische Denkwürdigkeiten (Prag, 4°.) Bd. I (1854), S. 96.

Anmerkungen (Wikisource)