BLKÖ:Marchesi, Pompeo Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Marchioretto, Peter
Band: 16 (1867), ab Seite: 417. (Quelle)
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Marchesi, Pompeo Ritter von (Bildhauer, geb. zu Saltrio, einem Dorfe [418] in der lombardischen Provinz Como, 7. August 1789, gest. zu Mailand 7. Februar 1858). Die künstlerische Ausbildung M.’s begann zu Mailand und wurde zu Rom vollendet, wohin er als Pensionär der Regierung gesendet wurde. Im Jahre 1811, damals 22 Jahre alt, kehrte er nach Mailand zurück und arbeitete bis zum Jahre 1825 Statuen für den Dom und für andere Gebäude in Mailand. Nach dem Tode Pacetti’s wurde M. als supplirender Professor an der k. k. Akademie der Brera in Mailand angestellt und blieb in dieser Stellung, bis anläßlich der Krönung des Kaisers zum Könige des lombardisch-venetianischen Königreiches in Mailand seine Ernennung zum wirklichen Professor erfolgte. Auf diesem Posten, welchen er bis zu seinem Tode bekleidete, entfaltete M. eine – um es mit dem in Rücksicht auf die Menge seiner Leistungen einzig richtigen Worte zu bezeichnen – großartige Thätigkeit. Vom Jahre 1825–1830 hatte er selbst an hundertzwanzig größere und kleinere Werke ausgestellt und dadurch eine solche Anregung gegeben, daß seit dieser Zeit zur Ausstellung in der Brera von ganz Italien Kunstwerke eingesendet wurden. In der Nacht des 27. Mai 1834 brannte das Atelier des Künstlers ab und gingen alle Modelle und mehrere bereits in Marmor ausgeführte Werke im Brande zu Grunde. Romani’s, des Verfassers des Textes zur „Norma“, „Ode auf den Brand des Ateliers“ ist berühmt geworden, und wurde von Marchesi durch eine gelungene Büste des Künstlers erwiedert. Der Wiederaufbau des Ateliers wurde sofort begonnen und seinem Ende fast zugeführt, als die Wölbung einstürzte, nachdem der Künstler wenige Secunden zuvor die Halle verlassen hatte. Diese in die Wirksamkeit des Künstlers störend, aber sie nicht vernichtend, eingreifenden Wechselfälle sind es, die als Episoden eines sonst im künstlerischen Schaffen ruhig dahinfließenden Lebens Erwähnung verdienten. Weiters möge noch eine gedrängte Uebersicht der wichtigeren Werke seines Meißels folgen, denn ein vollständiges Verzeichniß derselben zusammenzustellen, möchte, da alle Behelfe fehlen, schwer, wenn nicht unmöglich werden. Von Marchesi’s Werken sind besonders anzuführen: „Sokrates und Alcibiades“. Basrelief, Marchesi’s erstes Werk, welches er in Rom vollendet und von dort als Frucht seiner Künstlerstudien außerhalb des Vaterlandes nach Mailand geschickt hatte; – „Der H. Matthäus“, an der Façade des Mailänder Domes; – „Der H. Johann von Gott“, im Hospital zu Mailand; – „Die Kreuzabnahme“, in der Marienkirche zu Soranno; – „Die Herkulesgruppe“, in den Gartenanlagen an der Porta orientale in Mailand; – „Die Venus“, im Auftrage des Herzogs von Litta; – „Psyche“, für den Baron Rothschild in Paris und für einen Mailänder Cavalier wiederholt; – „Karl Emanuel III.“, kolossale Statue für Novara; – „Emanuel Philipp, der Sieger in der Schlacht bei St. Quentin“, kolossales Monument, im Auftrage Karl Albert’s, Königs von Sardinen; – „Herkules und Alceste“. von dem Künstler der Stadt Mailand dargebracht, als Denkmal des Dankes für die ihm bei dem Brande eines Ateliers geleistete Hilfe; – ein „Salvator mundi“ für die Kaiserin von Rußland; – „Das Grabdenkmal der Malibran“, auf einem Säulenschaft ihre von Rosen umkränzte Büste, am Fuße der Säule ruht der Genius der Melodie; – ein zweites Denkmal derselben Künstlerin für das Scala-Theater in Mailand; – „Die Apotheose Kaiser Franz I.“, großes [419] Medaillon von einem symbolischen Kranze umgeben; – „Goethe“, Statue für Frankfurt am Main; – „Beccaria“, Statue für den Palast der schönen Künste in Mailand; – „Volta“, Statue, im Auftrage der Stadt Como; – „Venus und Amor“, Marmorgruppe; – „Il venerdi Santo“ oder „Die gute Mutter am Charfreitage“, Gruppe von neun überlebensgroßen Figuren, ein Geschenk für die Stadt Mailand von Kaiser Ferdinand I..; – „Kain und Abel“; – „Statue Franz I.“, für die Stadt Gratz, in Erz von Manfredini gegossen. Ferner eine Reihe von Büsten berühmter Personen, wie „Dichter Romani“; – „Alessandro Manzoni“; – „Erzherzog Rainer“; – „Maria da Gloria“ u. A. und mehrere Basreliefs, in denen er denkwürdige Begebenheiten verherrlichte, z. B. „Die Gründung des lombardisch-venetianischen Königreichs“; – „Der Rheinübergang, der Einzug der Verbündeten in Paris“; – „Italiens Flüsse“, die Etsch, der Tagliamento, meist für den großartigen Friedensbogen (Arco della Pace) in Mailand bestimmt. Auch Wien besitzt neben mehreren kleineren eines der größeren Werke des Künstlers, wenn auch nicht eben sein gelungenstes. nämlich das auf dem innern Burgplatze aufgestellte „Monument des Kaisers Franz I.“, über welches die „Sonntagsblätter“ von Dr. L. A. Frankl, 1842, S. 774 u. 1176, ausführlichere Mittheilungen enthalten. Von M.’s kleineren in Wien befindlichen Arbeiten sind bemerkenswerth: ein „Medaillon mit dem Bildnisse des Kaisers Franz I.“, der Marmor ist durchsichtig gehalten und die Wirkung im Dunkel, bei Beleuchtung der Rückseite ist wahrhaft magisch; – zwei Basreliefs: „Die Frömmigkeit“, in den Köpfen der „Madonna“ und des „Erlösers“ versinnlicht, für die Betschemel Ihrer Majestät der Kaiserin Karolina Augusta und Ihrer kais.. Hoheit der Erzherzogin Sophie; – „Venus und Amor“, in der Belvedere-Gallerie; – „Appiani“, kolossale Marmorbüste, ein Geschenk des Künstlers an die Akademie der bildenden Künste in Wien; – „Zwei Vestabüsten“, eine für Erzherzog Johann; die andere für den Fürsten Colloredo; – ein „Betender Engel“, Statuette für Ihre Majestät die Kaiserin Karolina Augusta. Marchesi’s Thätigkeit als Künstler und Lehrer ist mehrfach und eingehend gewürdigt worden. Als Professor an der Brera hatte er einen großen Kreis von Schülern gebildet, von denen einzelne den Meister übertreffen mögen. Dadurch, daß er der Erste in den Ausstellungen der Mailänder Akademie größere Werke zur Anschauung brachte, hat er eine Richtung der Kunst in Schwung gebracht, die bis auf den heutigen Tag von den Großen Mailands gefördert wird. Als Künstler selbst zu einer Zeit in Rom sich bildend, die voll von dem Lobe Canova’s und Thorwaldsen’s war, hielt er an den Principien der antiken Plastik mit Consequenz fest und suchte auf dieser Bahn ebenfalls seinen Ruhm zu begründen. Es gab auch eine Zeit, wo sein Name in Künstlerkreisen weit und breit gefeiert wurde, und er sich eines Rufes erfreute, der weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinausging. Aber wie ihn die öffentliche Meinung in den Jugendjahren über die Maßen gehoben hatte, so hatte sie ihn eben so maßlos und ungerecht in späteren Jahren fallen gelassen. Wenn M. auch in seinen Werken eine seltene Vollendung der Technik offenbart, so vermochte er doch nicht die antiken Formen mit dem Geiste und Schönheitssinne zu behandeln, wie es bei Canova und Thorwaldsen der Fall war. Kunstkritiker werfen [420] ihm in der Behandlung kolossaler Formen eine Leere vor, aus welcher, sie sogar auf den Mangel einer tieferen und feineren Kunstauffassung schließen wollen. Marchesi war zuletzt k. k. Hofstatuarius. Oesterreich hatte ihn mit der großen goldenen Medaille an der Kette geschmückt und mit Allerh. Entschließung vom 16. Juni 1846 wurde ihm der Orden der eisernen Krone 3. Classe verliehen, welcher Verleihung mit Diplom vom 12. April 1850 die Erhebung in den erbländischen Ritterstand folgte. Frankreich zeichnete ihn aus mit dem Orden der Ehrenlegion; Parma, Sardinien, Portugal und Rußland mit ihren Decorationen. Nebstdem war M. Mitglied von siebzehn Kunstakademien.

Ritterstands-Diplom vom 12. April 1850. – Wiener Zeitung 1858, Nr. 45: Nekrolog. – Frankfurter Conversationsblatt (4°.) Jahrg. 1858, Nr. 52, S. 206. – Frankl (L. A.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) I. Jahrg. (1842), S. 518: „Napoleon und Marchesi“; S. 774 u. 1176: „Das Kaiser Franzens-Monument“; – dieselben, V. Jahrg. (1846), Beilage: Kunstblatt Nr. 23: Biographische Skizze“. – Der Adler. herausg. von Großhoffinger (Wien, 4°.) Jahrg. 1838, S. 1123: „Des italischen Bildhauers Pompeo Marchesi Atelier zu Mailand“ [nach David Bertolotti’s und Defendente Sacchi’s Schilderung von Friedrich Ritter von Stahl]. – Allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Ad. Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 32. Jahrg. (1839), Nr. 35, S. 170: „Das Atelier Marchesi’s in Mailand“. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. VIII, S. 303. – Austria. Oesterreichischer Universal-Kalender (Wien, gr. 8°.) XX. Jahrg. (1859), S. 116, in der „Wiener Chronik“ von Carl Szlávik. – Wiener Zeitschrift für Mode u. s. w., herausg. von Witthauer (8°.) Jahrgang 1839, S. 677: „Cavaliere Pompeo Marchesi“. Skizze von L. A. Frankl. – Salzburger Zeitung 1846, Nr. 120: „Pompeo Marchesi“. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Professor Fr. Müller, fortges. von Dr.Karl Klunzinger (Stuttgart 1856, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. III, S. 23. – Ergänzungsblätter zu jedem Conversations-Lexikon. Von Fr. Steger (Leipzig und [WS 1] Meißen, Lex. 8°.) Bd. II, S. 446. – Pesther Tageblatt (4°.) 1839, Nr. 33. – Nouvelle Biographie générale ... publiée par MM. Firmin Didot frères sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1850 et s., 8°.) Tome XXXIII, p. 488 [nach dieser gest. 6. Februar 1858]. – Der Humorist (Wiener Journal, 4°.), herausg. von M. G. Saphir, III. Jahrgang (1839), Nr. 131: „Der Ritter Pompeo Marchesi. Eine Künstler-Silhouette von M. G. Saphir“. – Der Wanderer (Wiener Journal, 4°.) XXV. Jahrgang (1838), Nr. 244: „Pompeo Marchesi“. – Kunst-Blatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) Jahrg. 1839, Nr. 3: über seine Gruppe: „Die gute Mutter und andere seiner Werke“. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliograph. Institut, gr. 8°.) Bd. XX, S. 670. – Wappen. Von Silber, schwarzer und Goldfarbe halb in die Länge und quergetheilter Schild. Im oberen rechten silbernen Felde eine auf dem Fußrande desselben aus rothen Quadersteinen erbaute Halle mit einer Stufe und einem hohen Thore, dann zwei Warten, deren jede mit zwei eingespitzten Zinnen versehen ist. Im Innern der Halle lodern Flammen auf, aus welchen der Rauch zwischen den beiden Warten emporsteigt. Im oberen linken schwarzen Felde auf dem Fußrande desselben ein weißer unbehauener viereckiger Steinblock, auf demselben liegt eine weiße Büste, das Gesicht aufwärts und den Scheitel gegen die rechte Seite gekehrt. An den Steinblock ist ein Winkelmaß, ein Meißel und ein Schlegel, die beiden letzteren in Form eines Andreaskreuzes gelegt, gelehnt. In der unteren goldenen Schildeshälfte erscheint eine schwarze, auf dem Fußrande mit den hinteren Läufen schreitende sich aufbäumende Gemse. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinandergekehrte gekrönte Turnierhelme. Aus den Kronen der Helme erschwingen sich aus jedem derselben drei wallende Straußenfedern, und zwar aus der des rechten eine rothe zwischen silbernen, aus der des linken eine schwarze zwischen goldenen. Die Helmdecken sind rechts roth mit Silber, links schwarz mit Gold belegt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: und und.