Zum Inhalt springen

BLKÖ:Opiz, Philipp Maximilian

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Oppacher, Anton
Band: 21 (1870), ab Seite: 68. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Philipp Maximilian Opiz in der Wikipedia
Filip Maximilian Opiz in Wikidata
GND-Eintrag: 119510359, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Opiz, Philipp Maximilian|21|68|}}

Opiz, Philipp Maximilian (Botaniker, geb. zu Časlau in Böhmen 5. Juni 1787, gest. zu Prag 29., nach Anderen schon am 20. Mai 1858). Sein Vater Ferdinand war ein kleiner Beamter zu Časlau. Schon in seiner Jugend zeigte O. besondere Vorliebe zur Natur, insbesondere für die Pflanzen, deren Studium er in der Folge sein ganzes Leben widmete. Der dortige Arzt und Kreisphysicus, Adam Steinbrecher, war der Erste, der ihm in seinem Lieblingsfache die erforderliche Anleitung gab. O. entwickelte darin einen solchen Eifer, daß er schon im Jahre 1800, damals erst 13 Jahre alt, ein Calendarium Florae Časlaviensis zusammenstellte, welches Standort, Blüthezeit und Beschreibung aller um Časlau und in seiner nächsten Umgebung wildwachsenden Pflanzen enthielt. Seine ersten literarischen Versuche in dem selbstgewählten Lieblingsfache fallen in die Jahre 1802 bis 1804, in welchem er in den Abhandlungen der k. böhmischen ökonomischen Gesellschaft in Prag: „Ueber Lathyrus tuberosus“; – „Ueber Abhilfe gegen den einreißenden Holzmangel“; – „Ueber Asclepias Vincetoxicum, als Mittel, selbst die kahlsten Felsen bewachsen zu machen“; – „Ueber die Verwendbarkeit der Festuca fluitans“, erscheinen ließ. Unter einem erweiterte er seine botanischen Kenntnisse und stellte sich auch immer höhere Zwecke; mit dem Plane sich tragend, eine Časlauer Flora in Centurien und in getrockneten Pflanzenspecies herauszugeben, trat er mit dem damals als Botaniker geschätzten Em. Pohl in brieflichen Verkehr. Im September 1804 kam O. zum ersten Male nach Prag und machte nun von dort aus seine botanischen Ausflüge nach verschiedenen Richtungen, im Jahre 1806 besuchte er auch das Riesengebirge und brachte von dort eine Sammlung von einem halben Tausend daselbst wachsender Pflanzen als Ausbeute mit. Auch bot sich ihm nun [69] Gelegenheit, mit Männern, die sein Lieblingsfach theils aus Beruf, theils aus Liebhaberei pflegten, bekannt zu werden, so unter Anderen mit dem als Humanist gepriesenen Grafen Berchthold [Bd. I, S. 291] und mit dem Botaniker V. B. Seidl u. A. Indessen war O., der bis dahin nur die unteren Schulen beendet hatte, im J. 1805 in dem Amte, in welchem sein Vater diente, eingetreten, von welchem er im Jahre 1808 zum Cameralamte nach Pardubitz übersetzt wurde, wo es ihm keineswegs an Gelegenheit und Muße fehlte, sein Lieblingsfach mit Eifer und Erfolg zu pflegen. Er hatte auch alsbald das ganze Pardubitzer Gebiet auf botanischer Suche nach allen Seiten durchwandert und oberwähntem Prof. Pohl nicht unerhebliche Materialien für dessen „Flora Bohemiae“ geliefert. Auch veranstaltete er um diese Zeit die dekadenweise Herausgabe eines landwirthschaftlichen Herbars in getrockneten Exemplaren, dessen Expedition im Jahre 1810 der Prager Kaufmann Enders besorgte und dieß ist der Anfang der von O. später begründeten „Pflanzentausch-Anstalt“, welche für das Studium der Botanik, vornehmlich aber unter der studirenden Jugend, die trefflichsten Dienste geleistet hat. Indessen wurde O. definitiv angestellt und diente bis 1814 theils zu Semina, theils zu Pardubitz, wurde dann nach Prag übersetzt und im Jahre 1831 zum k. k. Forstamts-Concipisten daselbst ernannt. Bisher war O., was seine eigentliche Ausbildung betrifft, im Ganzen Autodidact, nun aber machte er philosophische, dann landwirthschaftlich technische Studien, betrieb mit allem Eifer Forstpflanzenkunde, Oryktognosie, Geologie und die Lehre vom Waldbau und war auch auf diesen und den verwandten Gebieten schriftstellerisch thätig. In den Jahren 1811–1813 arbeitete er für die in Prag erscheinenden „Oekonomischen Neuigkeiten“ und den „Hesperus“, vom Jahre 1814 an war er aber Mitarbeiter der wichtigsten naturwissenschaftlichen und land- und forstwirthschaftlichen Journale, als für die „Isis“ von Oken, für Liebich’s „Forstmann“ und „Jagdjournal“, für Behlen’s „Allgemeine Forstzeitung“, Weitenweber’s „Beiträge zur gesammten Natur- und Heilwissenschaft“, für den „Lotos“, die „Bohemia“, die „National-Zeitung der Deutschen“, die „Verhandlungen der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften“, für die von Skofitz herausgegebene „Oesterreichische botanische Zeitschrift“, für Glaser’s „Ost und West“ u. m. a. Die Zahl der von O. in den genannten Blättern veröffentlichten, bald größeren, bald kleineren Artikel erhebt sich nahezu auf ein halbes Tausend. Selbstständig aber erschien von ihm um diese Zeit die Schrift: „Deutschlands kryptogamische Gewächse, nach ihren natürlichen Standorten geordnet. Ein Anhang zur Flora Deutschlands von J. C. Röhling“ (Leipzig 1817, 8°.). Dabei behielt er die Vervollständigung seiner botanischen Sammlungen, die aus sorgfältig getrockneten Exemplaren aller im Lande wachsenden Pflanzen bestand, fest im Auge und war durch Tausch für Begründung ähnlicher Sammlungen an nahen und fernen Orten auf das Emsigste behilflich. So wurde er der Beförderer, ja öfter der unmittelbare Urheber einer großen Menge botanischer, später auch zoologischer Sammlungen, über deren Einrichtung, Erhaltung, entsprechende Vermehrung und Vervollständigung sich Alt und Jung bei ihm Rathes erholte. Dadurch war er selbst in der Lage, zu den wichtigsten botanischen Wecken, wie [70] z. B. zu Presl’s „Flora čechica“, zu Tobias Seitz „Rosen nach ihren Früchten“, zu den „Reliquiae Haenkanae, zu Merten’s und Koch’s „Flora Deutschlands“, zu Ortmann’s „Flora von Karlsbad“, zu De Carro’s „Almanac de Carlsbad“, zu Ponfikl’s und Sommer’s „Topographie von Böhmen“, die schätzbarsten und botanischer Seits wichtigsten Ergänzungen, Bemerkungen, Berichtigungen und sonstigen Notizen zu liefern. Aus seiner hier folgenden schriftstellerischen Thätigkeit ergibt sich beiläufig auch die Art und Weise, wie er den Pflanzentausch organisirt und damit ein ebenso wichtiges als nützliches Hilfsmittel zum Studium der Botanik in den weitesten Kreisen geschaffen hat. O.’s Schriften und in chronologischer Folge: „Verzeichniss jener Pflanzen, welche bei Opiz in Prag zum Tausche oder Kaufe unter den im Krotos und der botanischen Zeitung bekannt gemachten Bedingnissen vorräthig sind“, Nr. 1 – 12 (Prag, Enders, gr. 8°.); – „Böheims phanerogamische und kryptogamische Gewächse“ (Prag 1823, Enders, gr. 8°.); – „Naturalientausch“, 2 Hefte (ebd. 1823–1826, 8°.), und als Fortsetzung: „Beiträge zur Naturgeschichte“ (ebd. 1827 u. 1828); – „Die Pelargonien, ein unentbehrlicher Leitfaden zu ihrer richtigen Bestimmung für Botaniker“ (Prag 1825, 12°.), nach De Candolle; – „Auf welchem Wege wäre die Wahrheit, das höchste Ziel der reinen Botanik, zu erreichen? Ein Wort zur Beherzigung eines jeden Botanikers“ (Prag 1829, 8°.]. – „Nomenclator botanicus“ (ebd. 1831), wovon nur das 1. Heft des ersten Theiles erschienen ist; – „Das Registraturgeschäft“ (ebd. 1840); – „Herbarium universale“, I. bis XXVI. Hundert (Prag 1840–1848, Kronberger u. Rziwnatz, gr. Fol.); – „Herbarium Florae cryptogamicae universalis“, I.–III. Hundert (ebd. 1841–1846, gr. Fol.); – „Herbarium Florae Germanicae“, I.–VI. Hundert (ebd. 1841–1850, gr. Fol.); – „Herbarium medicinale“, I.–IV. Hundert (ebd. 1842–1846, gr. Fol.); – „Herbarium oeconomico-technicum“, I.–IV. Hundert (ebd. 1842 bis 1844, gr. Fol.); – „Herbarium Florae sylvaticae“, I.–II. Hundert (ebd. 1842, gr. Fol.); – „Herbarium Florae cryptogamicae europaeae“, I.–III. Hundert (ebd. 1842 bis 1844, gr. Fol.); – „Herbarium Florae chryptogamicae-austriacae“, I.–XI. Hundert (ebd. 1842–1846, gr. Fol.); – „Genera plantarum exsiccata“, I.–VIII. Hundert (ebd. 1842 bis 1845, gr. Fol.); – „Herbarium Florae austriacae“, I.–XXIV. Hundert (ebd. 1842–1851, gr. Fol.); – „Herbarium Florae boemicae“, I. bis XXIII. Hundert (ebd. 1842–1850, gr. Fol.); – „Herbarium Florae Pragensis“, I.–III. Hundert (ebd. 1850 u. f., gr. Fol.); – „Agrostotheca universalis“, I. Hundert (ebd. 1842, gr. Fol.); – „Dendrotheca universalis“, I.–III. Hundert (ebd. 1842, gr. Fol.); – „Agrostotheca europaea“, I. Hundert (ebd. 1843, gr. Fol.); – „Herbarium hortense, oder Sammlung getrockneter Gewächse, welche in Gärten cultivirt werden“, I. Hundert (ebd. 1849, gr. Fol.), jedes Hundert dieser Herbarien war versiegelt, um den Preis von 11/3 Thaler zu beziehen; – „Seznam rostlin kveteny česke“, d. i. Verzeichniß der in Böhmen blühenden Pflanzen (Prag, 12°.), von der „Matice česka“ im Jahre 1852 herausgegeben, bildet es den 44. Band der Schriften des böhmischen Museums, auch veröffentlichte O. die Ergänzungen zu diesem Verzeichnisse [71] bis zu seinem Tode in der Prager Zeitschrift „Lotos“. In Handschrift hinterließ er dem böhmischen Museum seinen vollständigen, wie oben erwähnt, in einem nur kleinen Fragment veröffentlichten „Nomenclator botanicus“, der aus 1466 Pflanzenheften, begleitet von 1004 Bogen schriftlichen Text besteht, und „eine „Flora časlaviensis“. Daß ein um die Botanik so vielfach verdienter Mann, wie Opitz, von den Freunden und Pflegern dieser Wissenschaft in der bei ihnen durch Beifügung des Eigennamens dem Namen der Pflanze üblichen Weise wiederholt geehrt wurde, versteht sich von selbst, und so findet man bei Ortmann ein Acer und Delphinium Opizianum; in Presl’s „Reliquiae Haenkeanae“ eine Opizia stolonifera; in Presl’s „Flora cechica, ein Cardamine Opizii; bei Nees von Esenbeck eine Jungermannia Opizii; bei Tausch eine Rosa Opizii, und Corda führt in Sturm’s „Flora“ ein Sceptromyces Opizii auf, und es ließe sich diese Liste wohl noch vervollständigen. Auch war Opiz Mitglied mehrerer naturwissenschaftlicher, vornehmlich botanischer Vereine, so derjenigen zu Bonn, Edinburgh und Dresden, der osterländischen naturforschenden Gesellschaft zu Altenburg, jener zu Leipzig und mehrerer landwirthschaftlichen Gesellschaften Oesterreichs. – Opiz’ Sohn Johann Ladislaus (geb. zu Prag im Jahre 1820) studirte die Medicin an der Prager Hochschule, erlangte an derselben im Jahre 1845 die Doctorwürde und ging im April 1848 als Leibarzt des russischen Fürsten Leontović nach Odessa, von wo er im October d. J. nach Prag zurückkehrte und daselbst im Allgemeinen Krankenhause als dienstthuender Arzt eintrat. Ende 1849 begab er sich als Aushilfsarzt in die Festung Josephstadt, wo unter der Besatzung der Typhus wüthete und er selbst von der Seuche befallen wurde, welcher er auch am 15. Jänner 1850 erlag. Für die Zeitschrift des böhmischen Museums schrieb O. den Aufsatz: „Pozorování o choleře epidemiche“, d. i. Beobachtungen über die epidemische Cholera. Auch war er ein tüchtiger Botaniker und hatte ansehnliche Materialien zu einem medicinischen Wörterbuche gesammelt, welches zuerst in des nachmals verstorbenen Dr. Cejka [Bd. XI, S. 378] Hände, dann in jene des Dr. und Professors Wilhelm Dusan Lambl [Bd. XIV, S. 52], jetzt Professors an der Universität Charkow, übergingen.

Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1858, Nr. 117 [nach diesem gestorben am. 20. Mai 1858]. – Živa (čechisches Blatt für Naturwissenschaft, Lex. 8°.) 1858, S. 192; 1860, S. 114. – Světozor 1858, Nr. 13. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1818, Intelligenzblatt Nr. 96. – (Frauenfeld) Bericht über die österreichische Literatur der Zoologie, Botanik und Paläontologie aus den Jahren 1850, 1851, 1852, 1853 (Wien 1855, W. Braumüller, 8°.) S. 72, 73, 98, 101, 107, 109, 112, 114, 117, 118, 122, 154, 165, 170, 171.