BLKÖ:Pitha, Franz Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Pitner, Ernst
Band: 22 (1870), ab Seite: 363. (Quelle)
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Pitha, Franz Ritter von (k. k. Hofrath, Oberstabsarzt und Fachschriftsteller, geb. zu Rakom in Böhmen, nach Sarkady’s „Haynal“ am 8. Februar 1810, nach anderen Quellen aber im Jahre 1811). Begann seine medicinisch-chirurgischen Studien an der Karl Ferdinandeischen Universität zu Prag im Jahre 1830 unter den Professoren IIg (Anatomie), Joh. Sw. Preßl (Mineralogie und Zoologie), J. Mickan (Botanik), Pleischl (Chemie), Rottenberger (Physiologie), suppl. Prof. Wünsch [364] (allgemeine Pathologie, Arzneimittellehre und Receptirkunst), v. Krombholz (specielle Pathologie und Therapie und medicinische Klinik), Fritz (specielle chirurgische Pathologie und Therapie und chirurgische Klinik), Fischer (Augenheilkunde) und Jungmann (Geburtshilfe) und vollendete sie mit ausgezeichnetstem Erfolge im Jahre 1836, wurde dann, nach Herausgabe seiner Inaugural-Dissertation: „Hystoriae synopticae ophthalmiarum quatuor, phaenomenis et decursu singularium in clinico ophthalmiatrico Pragensi tractatorum“, 25. October 1836, zum Doctor der Medicin, am 25. März 1837 zum Doctor der Chirurgie und am 30. März d. J. zum Magister der Geburtshilfe an der Prager Universität promovirt. In den Jahren 1836 und 1837 war er als Assistent der zweiten chirurgischen Klinik und Secundar-Chirurg im Prager allgemeinen Krankenhause thätig und wurde im Jahre 1838 nach Dr. Lumbe’s Austritt von Professor I. Fritz zu seinem Assistenten der chirurgischen Klinik ernannt. Während er von 1838–1841 die Assistentenstelle versah, beschäftigte er sich auf das Eifrigste mit dem Studium der deutschen, französischen und englischen Literatur seines Faches, supplirte während der Erkrankung seines Vorstandes denselben und bewährte sich bereits damals ebenso als gewandter, pflichttreuer, milder Arzt, wie als umsichtiger, schonender und doch energischer Operateur, indem er auf gleiche Weise die Bedürfnisse des Lebens, wie jene der Wissenschaft berücksichtigte, mit jedem wahren Fortschritte seines Faches ging, ihn vertrat, förderte und nach allen Richtungen hin als wahrer Freund seiner Schüler und Collegen verbreitete. Im Jahre 1839 wurde P. supplirender Professor dieser Klinik und Docent der Akologie, auch versah er in dieser Zeit bis 1843 die Stelle eines Primar-Chirurgen und Gerichts-Wundärzten im k. k. Prager Strafhause. Nach Niederlegung seiner Assistentenstelle unternahm P. in Begleitung seiner Collegen Dr. Fayrer, Kiwisch Ritter von Rotterau und Halla eine wissenschaftliche Reise nach Frankreich, Deutschland, Holland, Belgien, Dänemark und England, in welchen Ländern er die wichtigsten medicinischen Anstalten kennen lernte. In den Versammlungen der Aerzte Prags verbreitete er sich über die seit Civiale und Segalas bis auf Herteloup mit den Steinzertrümmerungs-Apparaten in Paris vorgenommenen zweckmäßigen Verbesserungen und erklärte die Instrumente und ihre Anwendung, welche er selbst 1841 aus Paris mitgebracht hatte. Nach dem am 22. Februar 1841 erfolgten Tode des Professor Dr. Ignaz Fritz, welcher die praktische Chirurgie durch 39 Jahre gelehrt, bewarb P. sich um die Professur der theoretischen und praktischen Chirurgie, Operations- und Bandagenlehre zu Prag, die ihm auch mit Allerh. Entschließung vom 17. Mai 1843 verliehen wurde, nachdem er sich bereits eine ausgebreitete chirurgische Praxis geschaffen hatte. Als Lehrer entfaltete P. eine ungemein ersprießliche Wirksamkeit; in seinen Vorträgen, denen er die Lehrbücher von Chelius und Hager zu Grunde legte, nahm er auch auf die anerkannt besten Werke der chirurgischen Literatur des In- und Auslandes, namentlich von Cooper, Wattmann, Schuh, Dupuytren, Velpeau, Hesselbach, Dieffenbach, Blasius, Malgaigne u. A. entsprechende Rücksicht, und schloß veraltete Operationsmethoden, chirurgische Maschinen u. s. w. als von keinem praktischen [365] Interesse aus. Dr. Weitenweber entwarf in seinem Werkchen: „Die medicinischen Anstalten Prags nach ihrem gegenwärtigen Zustande“ (Prag 1845, S. 36–44, ein getreues Bild seiner Wirksamkeit und Leistungen, auch war seine Klinik und Abtheilung von Aerzten des In- und Auslandes eifrig besucht, da er sich immer auf der Höhe der Wissenschaft, wie dieß auch seine fachwissenschaftlichen Arbeiten bezeugen, erhielt. Auch wenn es sich um die an der Prager Hochschule nothwendigen wissenschaftlichen Reformen handelte, befand sich P. immer unter denjenigen, welche dieselben auf das Eifrigste befürworteten und deren Einführung förderten. 14 Jahre war P. in seinem Lehramte thätig, als ihn die Prager Hochschule in Würdigung so vielseitiger und hervorragender Leistungen für das Studienjahr 1854/1855 zum Rector magnificus wählte, bei welcher Gelegenheit Pitha 400 fl. zur Gründung des Witwenfondes an der medicinischen Facultät zu Prag widmete. Nun wurde er im Jahre 1857 an die im Jahre 1854 wieder eröffnete medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie in Wien als Professor der Chirurgie und chirurgischen Klinik berufen. Bei seinem Scheiden aus Prag wurden ihm als Beweise ehrenvoller Anerkennung und liebevoller Theilnahme verschiedene Ovationen dargebracht. Auch an der Josephs-Akademie in Wien wirkte P. mit gleichem Eifer zur Heranbildung von tüchtigen Feldärzten. Durch gewandte Benützung aller dazu führenden Mittel und Wege errang er in kurzer Zeit ein solches Ansehen, daß er bei dem Mitte 1859 ausgebrochenen Kriege zwischen Oesterreich und Frankreich-Sardinien über ausdrücklichen Wunsch Sr. Majestät des Kaisers, nachdem er mit Allerhöchster Entschließung vom 13. Mai 1859, den Charakter eines Oberstabsarztes 2. Classe erhalten hatte, in das Hauptquartier Sr. Majestät und zur Vornahme wichtiger Operationen und Behandlung verwundeter Officiere sich auf den Kriegsschauplatz begeben mußte, wo er während drei Monaten eine mühe-, aber auch ruhmvolle Thätigkeit entwickelte, deren Schilderung jedoch die Grenzen dieses nicht medicinischen, sondern allgemeinen biographischen Lexikons übersteigt. Für seine hervorragenden Leistungen im Feldzuge 1859 wurde er mit Allerh. Entschließung vom 3. August 1859 durch Verleihung des Ritterkreuzes der eisernen Krone 3. Classe ausgezeichnet und den Statuten des Ordens gemäß mit Diplom vom 29. December 1859 in den erblichen Ritterstand des österreichischen Staates erhoben. Nach Beendigung des Feldzuges und Auflösung des operirenden Hauptquartiers kehrte P. am 31. Juli 1859 zu seinem einflußreichen Wirkungskreise als Lehrer an der Josephs-Akademie zurück und trug von Jahr zu Jahr zum Emporblühen der Akademie wesentlich bei. Bei Errichtung des Unterrichtsrathes im Jahre 1863 wurde er mit Hyrtl, Skoda und Schroff in denselben, im Jahre 1864 in das Militär-Sanitätscomité berufen und bei Ausbruch des italienischen Krieges 1866 neuerdings dazu ausersehen, an der Seite Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Albrecht die Oberleitung über das Feldsanitätswesen und die Feldspitäler zu führen und die größeren Operationen bei den Verwundeten vorzunehmen. Er löste die ihm übertragene wichtige Aufgabe, wie schon früher, mit großem Geschicke und unermüdeter Thätigkeit und trug wesentlich zu den günstigen Heilerfolgen bei den Verwundeten nach der mörderischen Schlacht [366] von Custozza, die den Sieg an Oesterreich heftete, bei; nicht minder heilbringend wirkte er bei den weiteren Kämpfen in Italien. Für seine ausgezeichneten Verdienste wurden ihm das Ritterkreuz des Leopold-Ordens, mit Allerh. Entschließung vom 16. Juni 1866 der Titel eines Oberstabsarztes 1. Classe und mit Allerh. Entschließung vom 3. April 1867 Titel und Charakter eines k. k. Hofrathes verliehen. Auch wurde P. den Berathungen des militärärztlichen Sanitätsstatutes und den aus Ersparungsrücksichten wieder aufgenommenen Verhandlungen über die Auflösung der Josephs-Akademie zugezogen. Wie bereits bemerkt, ist P. auch als Schriftsteller seines Faches thätig; in dem von R. Virchow redigirten Handbuche der speciellen Pathologie und Therapie ist in der 2. Abtheilung, im 6. Bande, in zweiter verm. und verbess. Auflage sein Werk: „Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane“ (Erlangen 1864, F. Encke, 8°.) enthalten; und das von ihm in Gemeinschaft mit Billroth herausgegebene Handbuch der allgemeinen und speciellen Chirurgie mit Einschluß der topographischen Anatomie, Operations- und Verbandslehre enthält in der IV. Abtheilung, 1. Band, sein Werk: „Die Krankheiten der oberen und unteren Extremitäten. Mit 41 in den Text gedruckten Holzschnitten“, worin er einen Theil seiner reichen Erfahrungen über Kriegsheilkunde (über Schußwunden u. s. w.) niedergelegt hat. Ueberdieß ist P. seit seiner Anstellung als Professor ein fleißiger Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften seines Faches, so besorgte er in der im Jahre 1844 begründeten Prager Vierteljahrschrift für praktische Heilkunde das Referat der Analecten über Chirurgie und Harnorgane, veröffentlichte außerdem in derselben im 8. Bande der ganzen Folge den „Bericht über die Leistungen der Prager chirurgischen Klinik vom Studienjahre 1844“; – im 19., 20., 21. u. 22. Bde. den „Bericht über die auf der chirurgischen Klinik zu Prag in den Schuljahren 1845 bis 1847 behandelten Krankheitsfälle“; – im 8., 9, u. 10. Bde.: „Ueber die Diagnose und Pathologie eingeklemmter Brüche“; – im 12. Bde.: „Ueber subcutane Venen-Unterbindungen“; – im 13. Bde.: „Ueber Teleangieklasien“; – im 17. Bde.: „Ueber Aetherinhalationen bei chirurgischen Operationen“; – im 18. Bde.: „Die Nekrologe von Dieffenbach und Lisfranc“; – im 19. Bde.: „Ueber Chloroform“; – im 23. Bde.: „Ueber die Baumwolle in der Chirurgie“; – im 26. Bde.: „Einen Fall von operirter Doppelbildung“; – im 36. Bde.: „Ueber Schultergelenks-Luxationen“; – im 30. Bde.: „Ueber den Hospitalbrand“; – im 53. Bde.: „Ueber Bronchotomie und deren Indicationen“; – im 54. Bde.: „Ueber Oedem der Glottis“, nebst mehreren Recensionen; ferner lieferte er auch mehrere Jahresberichte über die Fortschritte der Chirurgie in Dr. Karl Canstatt’s „Jahresberichten der gesammten Medicin“ und einige Aufsätze in Dr. Wittelshöfer’s „Wiener medicinischer Wochenschrift“ in den Jahrgängen 1860 und 1861. Einen freilich nur theilweisen Ueberblick der großartigen praktischen Wirksamkeit Pitha’s als Chirurg gibt Dr. Matiejowski, der im 53. und 54. Bande der Prager Vierteljahrschrift für praktische Heilkunde eine Statistik von 1086 von Dr. Pitha innerhalb der Jahre 1843–1855 behandelten Beinbrüchen mittheilt. Außer den bereits erwähnten, P. von höchster Seite gewordenen Auszeichnungen sei noch bemerkt, [367] daß mehrere medicinische Gesellschaften des In- und Auslandes durch Aufnahme Pitha’s unter ihre Mitglieder ihn und sich selbst geehrt haben. Ritter von Pitha ist seit 2. August 1847 mit Emilie gebornen Baxter vermält und stammen aus dieser Ehe: Adalbert (geb. 28. Juli 1848), k. k. Kürassier-Lieutenant, gefallen auf dem Schlachtfelde bei Wysokow am 27. Juni 1866; Johanna (geb. 30. Juli 1850), Emilie (geb. 10. April 1852) und Alexandrine (geb. 8. October 1861).

Ritterstands-Diplom ddo. 29. December 1859. – Ostdeutsche Post (Wiener polit. Blatt) 1857, Nr. 222: „Professor Pitha“. – Die Glocke (Wiener Blatt) 1863, Nr. 67, im Feuilleton: „Ein Meisterstück des Professors Dr. Pitha“ [nachgedruckt in der Reichenberger Zeitung 1863, Nr. 156]. – Hajnal. Arczképekkel és életrajzokkal diszített Album. Tulajdonos szerkesztő és kiadó: Sarkady István. Arczképeket kőre rajzolta: Marastoni József, d. i. Das Vaterland. Bilder- und biographisches Album. Herausgegeben von Stephan Sarkady, mit lithographischen Bildnissen von Marastoni (Wien 1867, Sommer, 4°.) [nach diesem geb. 8. Februar 1810]. – Slovník naučný. Red. Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd VI, S. 401. – Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adels-Geschlechter (Brünn 1870, Buschak u. Irgang, 32°.) S. 329. – Hirschel (Bernard Dr.), Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart (Wien 1862, Braumüller, gr. 8°.) S. 428, 486, 509, 513, 518, 529, 550, 553, 556. – Handschriftliche Mittheilungen des Herrn Dr. Mezler von Andelberg. – Porträte. 1) Lithogr. von Jos. Bauer 1867, in Sarkady’s „Haynal“ (4°.); – 2) Lithogr. von Dauthage 1859, mit Facsimile des Namenszuges (Wien, bei Bermann, Fol.); – 3) Lithographie nach der Natur von Zumsande. Mit Facsimile des Namenszuges (Wien, Rauh’s lithogr. Anstalt, Fol.); – 4) außerdem zahlreiche Photographien von Lauckhardt u. A. – Wappen. Gevierteter Schild. 1: in Gold ein Pflug in natürlicher Gestalt und Farbe auf grünem Rasen, mit seinen Eisen rechtwärts gestellt; 2: in Roth eine aus dem äußeren Seitenrande hervorragende natürliche Hand in quer gestreckter Lage mit einem weißen Aermelansatze; 3: in Roth ein goldener Aesculapstab, von einer grünen Schlange fünffach umschlungen und mit einem goldenen bekreuzten Reichsapfel in’s Schrägekreuz gestellt; 4: in Schwarz ein goldener schrägrechter, mit drei schwarzen Kugeln hintereinander belegter Balken. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinander gekehrte gekrönte Turnierhelme. Aus der Krone des rechten Helms wallen drei Straußenfedern, eine goldene zwischen schwarzen; die Krone des linken Helms trägt einen silbernen Flug mit rothen Straußenfedern[WS 1]. Die Helmdecken des rechten Helms sind schwarz mit Gold, jene des linken roth mit Silber unterlegt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Außenfedern.