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BLKÖ:Stoll, Maximilian

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stoll, Leopold
Band: 39 (1879), ab Seite: 161. (Quelle)
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Stoll, Maximilian (Arzt und Professor der Klinik an der Wiener Hochschule, geb. zu Erzingen in Baden, einem fürstlich Schwarzenberg’schen Marktflecken, am 12. October 1742, gest. zu Wien 23. Mai 1788). Sein Vater lebte als Wundarzt zu Erzingen; ein der Familie verwandter Priester nahm sich des Knaben an und ertheilte ihm den ersten Unterricht. Als er neun Jahre alt war, sollte er unter der Anleitung des Vaters sich dem Geschäfte desselben, der Wundarzneikunst widmen, doch fügte er sich nur mit Widerstreben. Schon diente er über anderthalb Jahre in diesem Berufe, als er eines Tages dem Vater bei der Behandlung eines Landmannes, der beim Baumfällen sich die linke Hand abgehauen, hilfreichen Beistand zu leisten hatte. Der Anblick des blutenden Handstumpfes entsetzte ihn aber so sehr, daß er nicht im Stande war, länger beim Geschäfte zu bleiben, und der Vater sein Vorhaben, ihn dafür auszubilden, aufgeben mußte. Stoll nahm nun den den Unterricht wieder auf, erlernte im Vaterhause Latein und begab sich dann nach Rottweil, wo er sich im Collegium der Jesuiten für die gelehrte Laufbahn vorbereitete. Dort war es zunächst ein orthodoxer Jesuit Namens Merz, der überwiegenden Einfluß auf ihn gewann und die Hoffnung des Vaters, der immer noch vermeinte, sein Sohn werde zur Chirurgie zurückkehren, vereitelte, da sich derselbe mit einem Male entschloß, den geistlichen Stand zu wählen, und 1761 – in einem Alter von neunzehn Jahren – sich in den Orden der Gesellschaft Jesu aufnehmen ließ. Nachdem er das dreijährige Noviciat überstanden, schickten ihn seine Ordensoberen als Lehrer der Humanitätsclassen nach Hall in Tirol, später nach Ingolstadt und zuletzt nach Eichstadt, wo er aber mit seinem Vorgesetzten sich entzweite und in Folge dessen, nach sechsjährigem Aufenthalte im Orden, denselben 1767 wieder verließ. Nun erst entschloß er sich Medicin zu studiren und begab sich zu diesem Zwecke zunächst nach Straßburg, aber schon im folgenden Jahre nach Wien, wo er ein Schüler des berühmten de Haen [Bd. VII, S. 176] wurde. 1772 erlangte er die medicinische Doctorwürde. Der ausübenden Kunst sich widmend, nahm er zunächst die Stelle eines Kreisphysikus in Ungarn an, wo er Gelegenheit fand, das berüchtigte Theiß-Fieber zu beobachten, und dann auch die Ergebnisse seines sorgfältigen Studiums dieser Krankheit niederschrieb. Er nahm seinen ärztlichen Beruf ungemein ernst, er studirte die Natur und die Symptome der Krankheit mit rastlosem Eifer, je mehr er aber in seine Wissenschaft sich vertiefte, um so unzulänglicher erwies sich ihm dieselbe, und dies erregte dann das Bedenken, ob er auf diesem Gebiete Ersprießliches leisten werde, in so hohem Maße in ihm, daß er oft nahe daran war, der Arzneikunst Lebewohl zu sagen. Glücklicher Weise waren aber diese Stimmungen nur vorübergehend und er blieb der Wissenschaft erhalten, freilich, um dann seinen in der Vollkraft des Lebens erfolgten Hingang nur um so schmerzlicher [162] empfinden zu lassen. Zwei Jahre bereits hatte er in Ungarn die ärztliche Thätigkeit ausgeübt; aber durch die Anstrengungen des Dienstes und der sorgfältigsten rastlosesten Studien, die nicht selten sein Leben gefährdeten, war sein Körper gebrochen, und um die schwer bedrohte Gesundheit wieder herzustellen, kehrte er nach Wien zurück. Um diese Zeit, 1776, war de Haen, welcher seit 1754 das medicinische Clinicum der Wiener Hochschule geleitet, bereits erkrankt, und noch während dessen Krankheit übernahm Stoll am 13. Mai 1776 das Lehramt als außerordentlicher Professor in der Bürgerspital-Klinik, welche im November d. J. in das unirte spanische Spital in der Karls- (jetzt Waisenhaus-) Gasse am Alsergrund übersiedelte. Unter Stoll wurde der Wirkungskreis der medicinischen Klinik in Folge des von dem Freiherrn von Störck [siehe S. 117 dieses Bandes] ins Leben gerufenen Studienplanes erweitert und noch segensreicher gestaltet, indem Stoll nicht mehr wie de Haen gebunden war. Ueber die Verhältnisse der Wiener Klinik zur Zeit ihres neuen Leiters berichtet ausführlich Dr. Gust. Loebel in seiner in den Quellen angeführten Abhandlung, auf welche wir die Fachmänner verweisen. Aber Stoll, als de Haen’s Nachfolger, nahm an Ruf und Glanz seines Namens in kaum geahnter Weise zu. Er wurde der Arzt des hohen Adels und aller Berühmtheiten jener Tage, und nicht blos ihr Arzt, die Fürsten Czartoryski, Kaunitz, die Feldmarschalle Hadik und Loudon wurden auch die Freunde ihres Hausarztes. Weit über die Grenzen der Reichshauptstadt, die sich des Glückes erfreute, ihn in ihrer Mitte zu haben, verbreitete sich sein Ruf. Die „Biedermanns-Chronik“ schrieb damals: „Seine ungemeinen Talente in der Heilkunde und seine trefflichen Schriften in diesem Fache erwarben ihm den Ruhm eines der größten Aerzte in Europa; sein Eifer, sich ganz dem Besten der Menschheit zu weihen und dem ärmsten Kranken unentgeltlich ebenso willig zu dienen als dem vornehmsten und reichsten, machte ihn zum Liebling der ganzen Kaiserstadt.“ Für die Impfung entwickelte er eine große Thätigkeit und miethete zu diesem Behufe in jedem Sommer einen großen Garten. Im Jahre 1788 trat mit einem Male in Wien ein entzündliches rheumatisches Fieber auf, dem mehrere Aerzte jener Tage einen ansteckenden Charakter zuschrieben. Auch Stoll wurde davon befallen und genas. Aber seine Genesung war nur von kurzer Dauer, wenige Wochen danach, am 22. Mai ergriff ihn in Folge einer eingewurzelten, aus Ungarn mitgebrachten Gicht plötzlich ein heftigeres Fieber, dem er schon am folgenden Tage erlag. Die Aufregung, welche sein Tod in allen Kreisen der Residenz hervorrief, können wir nicht schildern, nur aus der großen Zahl von Trauergedichten und Nachrufen, welche ihm, wie keinem seiner Vorgänger und keinem seiner Nachfolger je in ähnlicher Weise und solcher Menge, zutheil wurden, läßt sich die gedrückte Stimmung ermessen, in welcher sich die Wiener Bevölkerung über den Verlust des großen Arztes befand. Stoll war auch als Schriftsteller in seinem Fache thätig. Von seinen Arbeiten gab er selbst mehrere heraus, während viele aus seinem Nachlasse von Anderen veröffentlicht wurden. Ferner besorgte er auch die Drucklegung einiger Werke seiner Amtsvorgänger. Die Titel seiner Schriften sind: „Theses inaugurales medicae“ (Viennae 1772, [163] 4°.), anläßlich der Erlangung seiner Doctorwürde herausgegeben und von J. Eyerel in den vierten Band von Stoll’s „Ratio medendi“, aufgenommen, wo er sie der Nachricht von dessen Leben und Schriften Seite 25 u. f. angehängt hat; – „Ratio medendi in nosocomio practico Vindobonensi“ Pars I (Viennae 1777); – Pars II (ibid. 1778); – Pars III (ibid. 1780, 8°. maj.) – neue Auflage dieser drei Bände mit einem allgemeinen Register (ebd. 1787, 8°. maj.); – auch zu Leyden 1786 und zu Paris 1787 nachgedruckt. Nach S.’s Tode gab Eyerel noch heraus: Pars IV–VII (ibid. 1789–1790, 8°. maj.). Eine deutsche Uebersetzung, unter dem Titel: „Heilungsmethode in dem praktischen Krankenhause zu Wien; übersetzt und mit praktischen Zusätzen begleitet“, erschien von Gottlieb Lebrecht Fabri in vier Bänden, jeder zu zwei Abtheilungen (Breslau 1783–1791, 8°.); ein Auszug aus dieser Uebersetzung in zwei Theilen (ebd. 1794); – französische Uebersetzungen erschienen unter dem Titel: „Médecine clinique trad. du latin par C. J. Bobe et augm. de notes“ (Paris au VI [1798], 8°.), und „Médecine pratique de Max. Stoll. Traduction nouvelle, à laquelle on a joint une Dissertation du même auteur sur la matière médicale; l’Eloge de Stoll par Vicq-d’Azyr, deux tables, l’une analytique, l’autre de matières“, avec les notes de MM. Pinel, Mahon, Baudelocque etc. Par P. A. O. Mahon, III Partes (Paris 1801, 8°.). – „Rede über die Vorzüge der griechischen Sprache; bey der feyerlichen Eröffnung der akademischen Vorlesungen“ (Wien 1785, gr. 8°.); – „Aphorismi de cognoscendis et curandis febribus“ (Viennae 1785, 8°. maj.); – nachgedruckt (Ticini 1794 [Viennae, Schaumburg et soc.], 8°. maj.); – deutsch übersetzt: „Aphorismen über die Erkenntniß und Behandlung der Fieber. Aus dem Lateinischen von Jos. Eyerel“ (Wien 1787, Kurzböck, gr. 8°.); – französische Uebersetzungen: „Aphorismes sur la connaissance et la curation des fièvres..; traduits en français par J. N. Corvisart, avec le texte latin.“ (Paris au V [1797], Mequignon l’ainé, 8°.); – „Aphorismes sur la connaissance et la curation des fièvres... traduits en franç. par P. A. O. Mahon“ (Paris au IX [1801], Gabon et Comp., 8°.; auch Paris 1809, Gabon, Brosson, 8°.); – Jos. Eyerel ließ diesem Werke Stoll’s in „Commentarii in M. Stolli Aphorismos de cognoscendis et curandis febribus“, Tom. VI (Viennae 1788–1793, Beck) folgen, wovon ebenda (1789–1791) eine deutsche Uebersetzung in drei Theilen erschien; – in Mohrenheim’s „Wiener Beiträgen zur praktischen Arzneikunde, Wundarzneikunst und Geburtshilfe“ (Wien 1781) steht Stoll’s „Abhandlung vom Krampfhusten“ [Bd. II], und „Geschichte einer Wassersucht des Herzbehälters, einer Magenentzündung sammt der Leichenöffnung“ [ebd.], – und in der „Sammlung auserlesener Abhandlungen zum Gebrauche praktischer Aerzte“, herausgegeben von C. E. Kapp u. A. (Leipzig 1773 u. f.): „Von der Wirkung der dephlogistisirten Luft in einer Engbrüstigkeit“ [Bd. IX, Stück III, S. 478 u. f.]. Ferner gab Maximilian Stoll heraus: „Operum posthumorum Antonii de Haen Pars Ia (Viennae 1779, 8°.); – „Constitutiones epidemicae et morbi potissimum Lugduni Batavorum observati a Gerh. van Swieten. Tomi duo“ (Viennae et Lipsiae 1782, 8°.), wovon eine deutsche Uebersetzung erschien, [164] mit Vorrede, Erläuterungen und Verzeichniß der Krankheiten, von A. G. Weber, zwei Bände (Leipzig 1785, 8°.). Nach Stoll’s Ableben wurden außer den bereits erwähnten Bänden IV –VII der „Ratio medendi“ noch herausgegeben: „Dissertatio de materia medica practica“ (Aug. Vindelic, 1788, 8°.); deutsch mit Anmerkungen, von J. G. Essich (ebd. 1788, 8°.), eine unechte Ausgabe der Stoll’schen Vorlesungen über die Kunst, Recepte zu schreiben, von welcher fälschlich vorgegeben wurde, das Manuscript dazu habe sich unter Stoll’s Papieren gefunden; Eyerel besorgte deshalb einen echten Abdruck mit Weglassung der Formeln in den weiter unten verzeichneten „Praelectiones in morbos chron.“, Bd. II, S. 445 u. f.; – „Ueber die Einrichtung der österreichischen Krankenhäuser. Herausgegeben von Geo. Adalbert von Beeckhen“ (Wien 1788, 8°.); – „Praelectiones in diversos morbos chronicos edidit et praefatus est Jos. Eyerel. Tomi 2“ (Viennae 1788/89, 8°.); – ein Nachdruck Ticini [Wien 1794, Schaumburg und Comp.], 8°.); – in deutscher Uebersetzung: „Vorlesungen über einige langwierige Krankheiten. Aus dem Nachlasse des Verfassers herausgegeben und aus dem Lateinischen übersetzt von J. Eyerel. Zwei Bände (Wien 1788 und 1791, gr. 8°.); – und daraus in französischer Uebersetzung: „Manuel des goutteux, ou Dissertation médicale sur l’arthrise ou la goutte, d’après les leçons de Maxim. Stoll, soutenue par And. Szoots; augm. de notes et de réflexions pratiques tirées de Vogel, Lentin etc. Le tout trad. du latin et de l’allemand en franç. par B. Duthilleul“ (Paris 1803, 12°.); – „Dissertationes medicae ad morbos chronicos pertinentes in Universitate Vindobonensi habitae, edidit Jos. Eyerel“, Vol. I–IV (Viennae 1788 et 1789, 8°. maj.); – „Briefe an die Frau von ** über die Pflicht der Mütter, ihre Kinder zu stillen; herausgegeben und mit Zusätzen vermehrt von Jos. Eyerel“ (Wien 1788. 8°.); – „Lehrbegriffe von den äußerlichen Arzneymitteln oder teutsche materia medica chirurgica. Angehenden Wundärzten zum Besten übersetzt. Von J. G. Essich u. A.“ (Augsburg 1789, 8°.); – eine andere viel spätere Uebersetzung erschien unter dem Titel: „Abhandlung über die praktische Arzneimittellehre (für Chirurgen). Aus dem Lateinischen übersetzt“ (Regensburg 1834, Pustet, 8°.); – „Rettungsmittel in plötzlichen Unfällen. Nach dem Lateinischen bearbeitet und mit Zusätzen vermehrt von C. A. S.“ (Leipzig 1794, Hertel, 8°.); – ferner gehören noch hieher: „Anleitung, Kranke zu examiniren, zum Gebrauche angehender Aerzte. (Aus dem Nachlasse M. Stoll’s herausgegeben)“ (Marburg 1792, Krieger, 12°.); – „Ueber die Krankheiten der Influenze, nebst Bemerkungen über Max. Stoll’s Gastricismus. Von Np. F. P. A. Hansen“ (Schleswig 1840, Bruhn, 8°.). An Ehren, außer der Liebe, Verehrung und Bewunderung der ganzen Bevölkerung der Reichshauptstadt, war Stoll nicht viel zutheil geworden. Die damalige Zeit ging mit dergleichen äußerlichen Gunstbezeugungen sehr sparsam zu Werke; wir wissen nicht viel mehr von Stoll, als daß er kaiserlicher Rath gewesen. Ob ihm auswärtige und einheimische wissenschaftliche Gesellschafen ihre Diplome zugesendet, ist nirgends verzeichnet. Freilich muß auch daran erinnert werden, daß Stoll in der Vollkraft seiner Jahre und so [165] zu sagen plötzlich dahingerafft wurde. 56 Jahre nach seinem Tode gedachte man – nach einem unerwarteten Anstoß von außen – des großen Klinikers wieder. Der zu Como 1842 verstorbene Doctor Joseph Frank [Band IV, Seite 323], hatte das Bildniß seines Vaters, des berühmten Johann Peter Frank [Band IV, S. 320], und jenes Maximilian Stoll’s der medicinischen Facultät der Wiener Hochschule testamentarisch geschenkt. Am 14. November 1844 wurden beide Bildnisse im großen, zu dieser Feier eigens geschmückten Hörsaale für praktische Medicin aufgehängt und enthüllt. Doctor Wilhelm Lippich [Band XV, Seite 229] entwickelte hierbei in einer gehaltvollen lateinischen Rede Stoll’s Leben und Wirken, wie jenes J. P. Frank’s, und darin kommen Stoll’s Verdienste um seine Wissenschaft zur vollen Geltung. Der damals ausgesprochene Wunsch, diese Festrede im Druck zu sehen, ging, so viel uns bekannt ist, nicht in Erfüllung. Es muß der Fachkritik eingeräumt bleiben, darüber zu entscheiden, welche Stellung Stoll in seiner Berufswissenschaft, namentlich aber in der Wiener Schule einnimmt. Eines jedoch steht fest: er war der erste historische und geographische Arzt, er wies die große Verschiedenheit und Veränderlichkeit derselben Krankheit nach Zeit und Ort nach. Da er aber doch ein reizbares, für alle krankhaften Einwirkungen höchst empfängliches Organ im Menschen haben mußte, um jene veränderlichen Einflüsse zu erklären, so schien ihm die Galle dazu am geeignetsten, und insoferne es ihm nun darauf ankommen mußte, die fremden Ansteckungsstoffe auszuscheiden, wählte er dazu als sein Universalmittel die Vomitive. Unabsichtlich ist auch Stoll der eigentliche Urheber der akustischen Diagnostik, Leopold Auenbrugger’s „Inventum novum ex percussione thoracis humani... morbos detegendi“ war zwar nicht unbeachtet geblieben, aber doch mehr nur von besonders denkenden und ununterbrochen forschenden Aerzten in Anwendung gebracht worden. Auch Stoll hatte sich der Auenbrugger’schen Erfindung bedient und derselben in seinen „Aphorismi de cognoscendis et curandis febribus“ Erwähnung gethan. Aber erst einem fremdländischen Arzte, dem Leibarzte Napoleons, Dr. Corvisart, sollte es vorbehalten bleiben, in seinen erläuternden Vorlesungen über Stoll’s Aphorismen, worin er die Bedeutung und Wichtigkeit der Auenbrugger’schen Methode erkannte, dieselbe seinen Collegen zu Gemüthe zu führen, und die heimische Erfindung mußte erst vom Auslande importirt werden, um eine förmliche Revolution in der ärztlichen Diagnostik zu bewirken und den eigentlichen Ruhm der Wiener medicinischen Schule zu begründen. Stoll war mit einer Tochter des fürstlich Eszterházy’schen Leibarztes Doctor Molitor Edlen von Mühlfeld vermält, durch dessen einflußreiche Vermittlung er eben an de Haen’s Stelle zunächst als „außerordentlicher Lehrer“ getreten war. Aus dieser bald durch den Tod getrennten Ehe stammt ein Sohn, Johann Ludwig, dessen unglückliches Leben im vorigen Artikel [S. 157) dargestellt worden.

I. Biographische Quellen. Denkmal auf Maximilian Stoll, seinen Freunden gewidmet. Verfaßt von Pezzl, herausgegeben von Blumauer (Wien 1788, Rud. Gräffer und Comp., 34 S., 8°.). – Grüner (Christoph Gottfr.). Almanach für Aerzte und Nichtärzte (Jena, Stahl, 8°.) Jahrg. 1788, [166]Wiener medicinische Monatschrift, Band I, Stück 1, Seite 60 u. f. Von G. Ernst Kletten. – Archiv für die Geschichte der Arzneikunde. Herausgegeben von Witwer. Band I, (1790), Stück 1 Seite 78–119: „Fragmente zu einer künftigen Biographie Maximilian Stoll’s“. – Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Deutscher des achtzehnten Jahrhunderts, S. 523. – Brief in’s Ausland über eine Leichenöffnung in der praktischen Lehrschule zu Wien (von Leveling) (Wien 1787, 15 S., 8°.). – Freymüthige Schreiben an das Wiener medicinische und nichtmedicinische Publicum in Betreff der Beschuldigung des Herrn von Stoll (von Acor) (Wien 1787, 16 S., 8°.). – Stoll und seine Neider in ihrem wahren Lichte (von Rath) (Wien 1787, 19 S., 8°.). – Stoll’s Lehre vom Scharlach-Fieber, vertheidigt gegen eine schiefe Beschuldigung des Herrn Dr. G. Ui. von J. W. der Arzn. D (Wien 1789, Geo. Phil. Wucherer, 15 S., 8°.). – Wiener medicinische Wochenschrift. Redigirt von Dr. L. Wittelshofer, XXI. Jahrg. (1871), Sp. 711, 735 u. f., in des Dr. G.(ustav) L.(öbel’s) „Geschichtlichen Notizen über das medicinische Clinicum der Wiener Universität“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 211. – Andrád (Samuel), Elogium sepulchrale tumulo M. Stoll Inscriptum carminum paribus centum [Viennae 1788, 8°.). – Frankl (Ludwig August), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) V. Jahrgang (1846), Nr. 36, S. 857 [mit der unrichtigen Angabe des Todesjahres 1789 statt 1788].
II. Gedichte auf Stoll. „In mortem Stollii. Threnodia. Auctore Alxingero“ (Vindobonae apud Rudolphum Graeffer et soc., 1787, 4 Bl., 4°.). – „An die Freunde des seligen Stoll“ (Wolff, m. Dr.), Beilage zur „Wiener Zeitung“ (4 Bl., 4°.). – „Am Grabe Stolls“. Gedicht von Kletten (Wien 1787, 16 S., 8°.). – „Bei Stoll’s Grabe gesungen. Seinen Freunden und allen Edlen Deutschlands gewidmet“ (Wien 1787, 4 Bl. Gedicht). – „Auf Stoll’s Tod“. Von Eberhard Weisling. Post fata superstes (o. O. 1787, 8 S., eine Vorrede und Gedicht). – „Trost-Ode für die Zöglinge Stoll’s. Gewidmet von einem Ausländer“. Gedicht J. M. S.(inner) (o. O. 1787, 4 Bl., 8°.). – „Dank an Stoll“. Von Georg Ernst Kl.(etten), einem seiner wiedergenesenen Schüler (Wien 1787, Joh. Martin Weimar, 16 S., 8°.). Gedicht. – „Netto fünf Vögel!“ Ein Wintermährchen, als Stoll krank war (von Eyerel) (o. O. 1787, 40 S., 8°.). – „Der Audienztag am Hofe des Jupiters. Bei Gelegenheit der Genesung der Madame Adamberger durch Herrn Stoll“ (Wien 1787, [25. Mai], von Baumeister’sche Buchdruckerei, 8°., 16 S.). Dramatische Scene. – „Haschka für unsern Stoll“. Herausgegeben von Alxinger (Wien 1782, Jos. Edl. von Kurzbeck, 8 S., 8°.). Gedicht. – „An Herrn Maximilian Stoll, k. k. Rath. Professor der praktischen Arzneikunde an der hohen Schule zu Wien und Mitglied der königl. medicinischen Facultät zu Kopenhagen. Als am 18. Brachmonden 1781 das Fest der Blatternimpfung gefeyert ward“. Von Gottlieb Leon (Wien 1781, Jos. Edl. von Kurzbeck. 8°.. 4 Bl.). Gedicht.
III. Porträte. 1) Unterschrift: „Dr. Max. Stoll, | Professor der Klinik in Wien“. Ohne Angabe des Zeichners und Kupferstechers (kl. 8°., Oval). – 2) Lithographie ohne Angabe des Zeichners und Lithographen (4°.) [auch in der „Galerie berühmter österreichischer Aerzte]. – 3) Medaillonbild. Im oberen Abschnitte des Medaillons: „Maximilian Stoll, k. k. Rath und Professor zu Wien“. Im Denkstein unter dem Medaillon: „Wünscht Aerzten seine Kunst | Und Königen sein Herz“. E. Henne sc. (8°.). – 4) Forestier sc. (8°.). – 5) J. E. Mansfeld (8°.). – A. Tardieu sc. (8°.). – 6) Von J. G. Klinger vor dem ersten Bande von Witwer’s „Archiv für die Geschichte der Arzneikunde. – 7) V. Kininger del. C. Kohl sc. 1789. Kniestück (kl. 4°.). – 8) Büste. Q. Mark sc. (8°.). – 9) Auch befindet sich sein Bildniß vor dem dritten Bändchen der in Leipzig bei Engelmann 1833 u. f. herausgegebenen „Medicinischen Unterhaltungsbibliothek“.
IV. Stoll’s Bibliothek. „Catalogus librorum viri excellentissimi ac celeberrimi Domini Maximiliani Stoll consiliarii caes. reg. nec non profess. medicinae practicae Vindobonensis. .....“. Auf der Mehlgrube Früh 9 bis 12 u. s. w. (Viennae ex officina Schmidtiana, 8°., 160 S.; 41 Nummern in Fol.; 178 in 4°.; 1180 in 8°. et minori forma, 163 im Appendix; Summa 1502).