Herzmutterchen!

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Textdaten
Autor: Adolphe D’Ennery, Gustave Lemoine
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Titel: Herzmutterchen!
Untertitel: Ein Lustspiel in einem Act
aus: Vorlage:none
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1847
Verlag: Hayn
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Moritz Preusse
Originaltitel: La mère de famille
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Originalherkunft:
Quelle: Commons = MDZ München
Kurzbeschreibung:
Reihe: Bühnen-Repertoir des Auslandes, Nr. 123
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[1] HERZMUTTERCHEN!

LUSTSPIEL IN EINEM ACT

von

Dennery und Lemoine.

Deutsch von Moritz Preusse.


No. 123 des Bühnen-Repertoirs des Auslandes, herausgegeben von Both (L. Schneider).


PERSONEN.

Therese Gauthier.
Louise, ihre Schwester.
Isidor,
Benjamin, ihre Brüder.
Arthur.
Emil.

(Einfach meublirtes Zimmer. Links vorn ein schön gearbeiteter Secretair, darüber ein Frauenportrait; weiter zurück eine Thür. Rechts vorn ein Arbeitstisch, auf dem Platten, Hammer und andere Werkzeuge zum Notenstechen liegen. Weiter zurück eine Thür zu Benjamin’s Zimmer und ein Fenster. Im Hintergrunde Mittelthüre, zu deren Rechten ein Kamin mit Vasen, Stutzuhr und Spiegel, zur Linken ein Klavier mit Noten steht.)

SCENE I.

Therese (allein, sitzt am Secretair, schreibt und rechnet). Miethe... Holz... Licht... Isidor’s Schneider... so bliebe nur noch der Bäcker. Ja! Ordnung regiert die Welt, besonders wenn man eine redliche Hausmutter ist. Drei Jungen – Aller Ehre werth! – und ein Mädchen, mein armes, kleines Schwesterchen. Ja, sonst besorgte Louise mein Ausgabebuch – aber sie hat doch nun einmal fort gewollt! „Du hast mich doch tüchtig ausbilden und lernen lassen,“ sagte sie; „das muss uns doch nun auch Etwas einbringen. In einem Schloss bei Orleans will man mir die Erziehung eines Kindes anvertrauen; dorthin will ich gehen und mein verdientes Geld Dir zur Unterstützung senden.“ Und das war wohl gut, denn seitdem konnte ich meinen kleinen Gustav, meinen Jüngsten, in Pension bringen. Aber – wo blieb ich denn? – Aha, hier beim Bäcker. (Zählt die Marken.) 1 – 2 – 3 – Ei, ei! Es hat uns diese Woche herzlich gemundet, (lacht) 3 sechspfündige Brode! Benjamin verschlingt unglaublich viel – er wächst aber auch sehr! Er ist schon ein grosser Bursche für vierzehn Jahr. Hat denn Gustav nicht neue Schuhe bekommen? Ja wohl, und das zweite Paar in diesem Monat. Ist das Kind ein Reissteufel! – und obenein hat er mich noch um eine Springschnur gebeten – meine seelige Mutter sagte aber: Kinder müssen laufen und sich herumtummeln – das stärkt sie. – Folglich muss eine Springschnur gekauft werden. (Rechnet.) Alles in Allem gerechnet bleiben mir 20 Francs von meiner Wocheneinnahme übrig – mein liebes Goldstück! – Wie habe ich aber auch gearbeitet! Nie unter 6 Francs jeden Tag verdient (steht auf und wendet sich zum Bildniss.) Oh Mutter, theure Mutter, wie danke ich Dir, dass Du mich etwas Tüchtiges lernen liessest! (Zeigt das Goldstück.) Sieh nur Mutter, wieder Eins – die Summe wächst und bald ist sie voll. – Ach welch seeliger Tag wird das sein! (Sie geht zum Secretair und öffnet eine Chatoulle.) Ihr lieben goldnen Sterne, du kleiner Schatz, den ich so mühsam allen unbewusst hier gefangen halte, wann schlägt die schöne Stunde, wo ich dir die Freiheit wiedergeben kann? – (Sie setzt sich und zählt die Goldstücke.) Das ist doch sonderbar! – wieder – wenn ich es zähle, stimmt es nie – aber immer zuviel – letzten Donnerstag waren es doch nur 360 Francs in Gold – heut sind es 380. Jetzt werde ich aber, um sicher zu gehen, den Betrag aufschreiben. (Schreibt.) 380 und 20 macht 400 und mit den Banknoten die Totalsumme von 4400 Francs. – So, nun ist kein Irrthum möglich! (Es klopft.) Jemand kommt! (Schliesst rasch den Secretair.)

Emil (von aussen). Sind Sie schon auf, Mamsell Thereschen?

Therese (öffnet rasch). Ach, Sie sind’s, lieber Emil! Sein Sie willkommen! –


SCENE II.

Therese. Emil.

Emil. Wirklich schon auf? Aber welch’ alberne Frage, Sie beschämen ja die Sonne noch im Frühaufstehen.

[2] Therese (geht zum Tisch). Und komme doch immer zu spät, um Ihren Laden aufmachen zu sehen.

Emil. Nun ja, unser Eins ist früh an der Arbeit. Habe sogar schon Besuch bekommen – (bei Seite) Wenn Sie wüsste, wen! Aber – keine Sylbe!

Therese. Sie wollen sich wohl Ihren kleinen Lehrling, den Benjamin holen – ich werde den kleinen Langschläfer wecken.

Emil. Nein, Mamsellchen, ich wollte Ihren Aeltesten sprechen.

Therese. Meinen Bruder Isidor? Der ist nicht da!

Emil. Schon an die Arbeit gegangen?

Therese. Gestern nicht zu Haus gekommen.

Emil. Ei der Tausend!

Therese. Oh, ich habe deswegen keine Besorgniss. Es gab wahrscheinlich in Herrn Pleyels Atelier dringende Bestellungen, und da hat er ihn nicht fortgelassen. Sie können ihn ja gar nicht entbehren – er ist aber auch so heiter, liebenswürdig, gefällig und – wie geschickt!

Emil (achselzuckend). Schon gut, schon gut! Wenn nur der Rabourdin nicht wieder dahinter steckt?

Therese (rasch auf ihn zugehend). Rabourdin! Das ist unmöglich! Hab’ ich ihn nicht so bitter darum getadelt und gescholten? Hat er mir nicht fest gelobt, ihn nie wieder zu sehen? Solch einen Taugenichts, der ihn in den letzten Aufstand verwickeln wollte, und ihn ohne Herrn Arthur, Isidor’s edelmüthigen Vertheidiger, in’s Verderben gestürzt hätte. Herr Arthur rettete ihn aber und den Liebesdienst werde ich ihm nie vergessen. (Sie schliesst ihr Ausgabebuch ein).

Emil. Nun, nun! Was hat er denn Grosses gethan, der Herr Advokat? Er hat ein Viertelstündchen hin und her disputirt, und das war Alles.

Therese. Mein Gott, Emil, Sie sind mir unbegreiflich. Sobald die Rede auf Herrn Arthur kommt, sind wir gleich uneins. (Bewegter) Dem lassen Sie nie Gerechtigkeit widerfahren, und das ist nicht brav von Ihnen, denn er ist so gut, so einfach, für einen Präsidentensohn so bescheiden bei allem Talent und Kenntnissen. (Emil schüttelt den Kopf.) Ja, mein Herr, ich sage es Ihnen – er hat Talent – ausserordentlich grosses Talent. (Sie hat einen kleinen Federwedel vom Secretair genommen und stäubt die Meubles damit ab.)

Emil. Ei, wenn Sie es sagen, glaube ich es ja schon! Aber jeder hat sein eigenes Verdienst, jeder arbeitet und strebt in seinem Amt, und mit Gottes Beistand gelingt’s ihm. Ich könnte allerdings nicht wie Herr Arthur mit Eleganz und Gewähltheit eine Rede stellen, doch ihm würde es noch schwerer fallen, einen Tischfuss zu drechseln. Uebrigens war es auch immer meine feste Ueberzeugung, dass nicht er den Isidor gerettet hat, sondern Sie.

Therese (sich ihm nähernd). Ich! – Wie wäre das möglich gewesen? –

Emil. Wer hätte Ihnen widerstehen können. als Sie mit thränenschweren, gesenkten Blicken sich vor den Richtern niederwarfen? Wie der alte lange, magere Präsident, Arthurs Vater, Sie fragte: „Wer sind Sie, Mademoiselle, dass Sie den Angeklagten so warm reklamiren?“ „‚Ich bin seine Mutter‘“ riefen Sie. „Unmöglich,“ sprachen die Richter betreten, „Sie sind jünger als er!“ – „Gleichviel, mein Herr, ich bin seine Mutter, denn die Unsere ist seit vier Jahren todt und ich, ich bin’s, die Mutterstelle bei den Brüdern und der Schwester vertritt. Seht, mir vertraute sie sie an, vielleicht wachte ich nicht sorgfältig genug über ihn – so ist sein Vergehen, sein Fehler auch der Meine. O, meine Herren, geben Sie mir ihn wieder, um der Religion willen, geben Sie mir ihn zurück.“ (Er weint.) Und kein Auge blieb trocken, kein Herz ungerührt, alles weinte! Der Präsident – die Richter – selbst der Gerichtsschreiber und ich in meinem Winkel mehr als Alle.

Therese (die bisher die Augen fest auf der Mutter Bild geheftet). Guter Emil, Sie nehmen herzlichen Antheil an uns. Ich weiss es wohl. –

Emil (lebhaft). Bloss Antheil, Mamsell Therese? Ist meine Heimath nicht die Ihre? Das theure Orleans! Nahm mich Ihr braver Vater nicht als arme Waise liebevoll auf, bevor ihn das Unglück heimsuchte? (Mit Nachdruck) Sind wir nicht seit langen Jahren schon wie Bruder und Schwester.

Therese (ihm gerührt die Hand reichend). Ich hoffe doch, dass wir es immer sein und bleiben werden.

Emil. Immer! (Seufzend) Immer! Das ist sehr lange – zur Veränderung könnten wir vielleicht –

Therese. Was denn? – ich verstehe nicht. (Sie geht zum Kamin, dann zum Tisch.)

Emil (folgt ihr verlegen). Sehen Sie – weil ich doch jetzt Meister bin – und mir meine Arbeiten keine Schande machen. –

Therese. Das will ich meinen! – Ist der Beweis nicht hier? Ist der kleine Secretair, den Sie mir gefertigt, nicht ein wahres Meisterstück? (Geht zum Secretair.)

Emil. Ei nicht doch – sehen Sie – da dachte ich – da sagte ich so zu mir selbst: ich für mein Theil könnte schon Brod schaffen – und wenn nun gar zwei wären, die da arbeiteten –

Therese. Wie meinen Sie?

Emil. Ja, ich meinte, wenn man so – so – so – Ach, ich werde Ihnen das Uebrige ein anderes Mal sagen. –

Therese (b. S.). Armer Emil – Du treues Herz liebst mich – ach, und ich – (bleibt nachdenkend).

Emil (b. S.). Weiss der Himmel, sie macht heut gar keine Anstalt zum Fortgehen – das passt mir aber gar nicht in meinen Kram. (Laut) Mamsell Therese, haben Sie keine Arbeit an den Verleger abzuliefern?

Therese (setzt sich an den Arbeitstisch). Ich that es gestern und will heute doppelt fleissig sein. (Sie arbeitet an einer Platte.)

Emil (b. S.). Oh weh, oh weh – halt – ein Gedanke! (Laut) Apropos, Mamsellchen, sagten Sie nicht gestern, dass Sie um Schwester Louischen besorgt seien?

Therese (rasch). Ja wohl, lieber Emil, sehr besorgt! Ihr letzter Brief war so traurig! Sie verbirgt mir ihren Kummer, ich bin’s gewiss, und seit 14 Tagen hat sie gar nichts von sich hören lassen.

Emil. Mir ahnt, als würden Sie heut von ihr erfahren. –

Therese. Glauben Sie?

Emil (b. S.). Das ist gottlos von mir. (Laut) Schrieb sie Ihnen nicht schon einmal poste restante? Vielleicht hat sie das wieder gethan.

Therese. Wahrhaftig, daran hab’ ich gar nicht gedacht!

Emil. Wollen Sie nicht gehen und nachfragen?

Therese (springt auf). Sie haben Recht ich eile zur Post – (nimmt Hut und Tuch) Bleiben Sie so lange hier?

Emil (ist ihr behülflich). Ja gewiss, Mamsellchen! (b. S.) Vortrefflich, sie geht. (Laut) Haben Sie nur guten Muth, ich prophezeihe Ihnen Freude bei der Rückkehr.

Therese (schliesst das Büreau zu). Auf Wiedersehen! (sie geht.)

[3] SCENE III.

Emil allein. Bravo! Sie ist fort! – Ach, es brannte mir so heiss auf der Zunge – es tobte in mir, herauszuschreien – „Ihre Schwester, Mamsell Louischen, ist unten bei mir – schon seit einer Stunde“. Wo wäre aber da die Ueberraschung, die Geburtstagsfreude geblieben? Doch jetzt bin ich allein, da muss ich vor allen Dingen ihr so auf meine eigene Art meinen Glückwunsch darbringen – (geht zum Secretair).

Benjamin (von aussen, in der Stube rechts). Herr Meister, Herr Meister!

Emil (bleibt stehen). Nun, sieh ein Mensch. Jetzt muss der Benjamin auch gerade aufwachen!

Benjamin. Herr Meister! Ist Schwester Therese ausgegangen?

Emil. Ja! (bei Seite) Ich will ihn herunterschicken, um Louise zu holen, so werde ich ihn los!

Benjamin (steckt den Kopf durch die Thür). Wo sind unsere Blumen?

Emil. Geh nur durch die Hintertreppe in meine Arbeitsstube, da wirst Du die Sträusse und viel Schönes, Unerwartetes finden. (Benjamin geht, Emil horcht.) Jetzt ist er hinunter. (Kommt zurück.) Nun rasch zur Sache. Als ich ihr dies Meubles schenkte, ahnte sie nicht, dass ich meine Taschenspielerkünste angebracht. (Er drückt an eine Feder, die Secretairklappe fällt auf und man sieht die Chatoulle.) Wusst ich denn nicht um das Geheimniss dieses Geldes, das sie so mühsam seit 4 Jahren sammelt? Du engelsfrommes Kind! Kam ich nicht unbemerkt dazu, als sie das Gelübde ablegte, mit der grössesten Aufopferung und Entbehrung den Namen ihres Vaters, der durch Verrath und Betrug falscher Freunde geschändet worden, wieder au Ehren zu bringen. Sie wähnte, dass Niemand es vernommen, doch ich wollte an ihrem edlen Werk auch meinen Antheil haben, und gelobte heimlich, ihr wie ein Bruder zu helfen. Nannte er mich nicht einst sein Kind – Das gab mir ja das Recht, im Unglück sein Andenken wieder zu Ehren zu bringen. – Da heut St. Theresienstag ist, so kommt heut nicht ein Goldfuchs, sondern fünf – (er legt 5 Goldstücke in die Chatoulle) wenn sie’s nur nicht merkt. – Du lieber Gott, wird die angeführt. (Isidor erscheint an der Mittelthür, Emil hört ihn nicht und zählt das Geld.) So, das sind gerade 4500 Francs.


SCENE IV.

Emil. Isidor.

Isidor. Alle Donnerwetter, 4500, das nenne ich ein Kapital. Excuse Ew. Excellenz, wenn ich Dich interrompo.

Emil (verdutzt). Ach Isidor! (er drückt an die Feder, der Secretair schliesst sich).

Isidor (näher kommend). Ich – ja wohl – Isidorus der Erste, König der lustigen Burschen – (singt – Barbier von Sevilla von Paesiello) Ich heisse Isidor – Bin nur reich an Liebe.
(Joconde von Nicolo Isouard.)

Und bin weit die Welt durchreiset,
Habe viel und Manches gesehen.

(Jägerchor aus: Der Freischütz.)

Lalala, lalala, lalala.

Jägerchor aus dem Freischütz, oder willst Du etwas Anderes, willst Du Auber, Meyerbeer, Rossini, Halevy, Bellini, Donizetti, Macaroni oder wie die Kerls alle heissen. Bin wie eine Spieluhr und immer auf gezogen. Brauchst nur zu sagen. Darum heisst es auch Schmauserei, Bal champêtre, Hochzeit, wo bist Du, wenn Isidor nicht dabei ist! (singt ein Polkathema und tanzt.) Das nennt man einen Pariser. Und nun ruhig. Guten Morgen, neueste Ausgabe von Cato!

Emil (bei Seite). Der hat glücklicher Weise nichts gesehen. (Laut) Guten Morgen!

Isidor. Was hast Du denn da mit Geld geklappert? Hast Du hier vielleicht Deine Privatsparkasse von 4500 Francs etablirt.

Emil (bei Seite). Da sitze ich in der Klemme. (Laut) I Gott bewahre! Es gehört mir ja nicht!

Isidor. Das sagt der Geizhals bloss, um nichts herauszurücken. Aber es hilft Dir nichts. Ich will Dich schon anpumpen!

Emil. Es war ja gar nicht mein Geld, sondern Deiner Schwester.

Isidor. Was, Theresens? Ah – allen Respekt. Präsentirt’s Gewehr! Ehe ich der was fortnehme, wollt’ ich mich ja viertheilen lassen!

Emil. Um des Himmelswillen bitt’ ich Dich, Isidor, sag’ ihr nichts. Unversehens bin ich selbst nur dahinter gekommen, als ich gerade etwas an dem Schrank ausbessern wollte. – Wenn sie es wüsste! –

Isidor. Darum keine Feindschaft, sei doch friedliebend. Man wird schon sein Sprachwerkzeug halten!

Emil. Wird man? Gieb mir Dein Wort darauf!

Isidor (singend).
(Zauberflöte, 1. Act.)

Auf Ehre, auf Ehre,
Wäre es auch Verbrechen.

Pamina aus der Zauberflöte. 1. Act Finale. Uebrigens ist’s ihr Geheimniss – geht uns folglich weiter nichts an.

Emil. Gewiss! –

Isidor. Arme, kleine Schwester, arbeitet und quält sich für uns!

Emil. Ja wohl!

Isidor. Plagt sich uneigennützig Tag und Nacht.

Emil. Ja wohl!

Isidor. Ach, mit Juwelen und Perlen möchte ich sie schmücken, ihr eine Krone aufs Haupt drücken, mit Gold bedecken, wie die Kuppel der Invaliden, was mir für den Augenblick allerdings eine schwere Aufgabe wäre, wegen gänzlicher Abwesenheit gangbarer Münzen.

Emil. Was Du sagst? Und Dein Lohn?

Isidor. Mein Lohn? Ausgeblieben, wie der Telegraph bei schlechtem Wetter. Wolken vorgezogen, war vor Nebel nichts zu sehen.

Emil. Wie kommt denn das?

Isidor. Als ich neulich zur Arbeit ging – gerade unterwegs war – (er singt den Marsch aus Wilhelm Tell) La la la (Ouverture aus Wilhelm Tell).

Emil (ihn unterbrechend). Lass doch Deinen ewigen Freischütz!

Isidor. Ach was, Freischütz! Musikalischer Schafskopf! Wilhelm Tell, Ouverture, Galopp. Also ich marschirte darauf los – da überraschte mich aber der Regen – Du weisst, Montag fing das Unwetter an, heut haben wir Donnerstag, und so bin ich denn wirklich 4 Tage auf’m Trocknen geblieben.

Emil. Was, 4 Tage hast Du so um die Ohren geschlagen? Du, der Aelteste der Familie, solltest doch Allen mit gutem Beispiel vorangehen! Gewiss hast Du wieder mit dem lockern Rabourdin zusammengesteckt.

Isidor. Cato, bleib’ ruhig und ereifere Dich nicht, sonst bekommst Du das Fieber, wie die Kartoffeln. Jetzt ist eine gefährliche Zeit für alle Knollengewächse. Verstanden Jüngling!

[4] Emil. Was wirst Du aber Deiner Schwester sagen?

Isidor. Dieses wüsste ich weniger!
(Schweizerfamilie.)

„Wer seine Arbeit niemals thut,
Und statt des Büffelns lieber ruht,
Dem schmeckt die Ruhe süss.“

Emil. Sei doch stille mit Deinem alten Freischütz!

Isidor. Selber Freischütz! Schweizerfamilie. Landleute mit Schippen und Spaten im dritten Akt.

Emil. Und Du hast nun keinen Heller in der Tasche?

Isidor. Was ist denn Grosses dabei? Man hat ja Freunde, z. B. Herr Arthur, mein Advokat, mein Vertheidiger!

Emil. Du würdest von ihm Geld borgen?

Isidor. Borgen? Pfui Cato! – Man hat ja noch werthvolle Effekten in seiner Brieftasche? – Wer hat nicht Lyoner oder Nordbahn-Aktien, Ludwigshafen-Bexbacher, Steele-Vohwinkel. (Wichtig) Augenblicklich habe ich zwar fühlbaren Mangel daran, – aber – ich könnte deren haben – kurz ich gab meinem Advokaten ein Papier zum Einwechseln und erwarte ihn hier mit meiner Baarschaft.

Emil. Welch ein Kummer für die gute Therese und gerade heute an ihrem Namenstag! –

Isidor. St. Theresia – dies verkündet Dir dies Liebeszeichen (nimmt eine Rose aus dem Hut).

Emil. Welch eine schöne Rose!

Isidor. Eccola qua! sagt Madame Viardot-Garcia im Barbier von Sevilla. Wie scheint Ihnen diese Staude? Ich ging über den Boulevard, als sie mir plötzlich in die Augen fiel und die Verkäuferin dito. Sie war blühend, schwarzäugig und nicht übel conservirt – die Verkäuferin – nur war ich etwas in Verlegenheit, da mein Münzkabinet jetzt Lücken hat. (Er klopft auf seine Tasche.)

Emil. Stehst Du, das ist recht.

Isidor. Was thuts! Ich drückte den Hut unternehmend auf’s linke Ohr und nähere mich trillernd (singt):

Rose, wie bist Du so reizend, so schön!

Emil. Schon wieder etwas aus dem Freischütz!

Isidor. Denkt nicht daran! – Phantasie-Romanze! – Ich frage also im schönsten Recitativ, indem ich ihr dabei einen verliebten Blick zuschleudere: Reizende Blumistin, wie theuer ist dies Ihr ergebenstes Ebenbild? – 10 Sous, weil Sie es sind, schöner Herr, anwortet die Horticulturbeflissene. – Bemerke gefälligst, dass sie schöner Herr sagte. Ich nicht faul, fasse die dralle Brünette beim Kopf und brenne ihr einen so liebenswürdigen Kuss auf die Backe, so liebenswürdig, dass er ihr ausnehmend gefallen haben muss. Sie lächelte. (Ernsthaft) Wie schmeckt Ihnen diese Tulpe? sage ich – 5 Francs das Stück – fester Preis – kann ihn nicht wohlfeiler geben – wirklich fester Preis. Da lächelt sie abermals – sagt: Thut mir leid, dass ich von der Sorte keine Münze bei mir habe, um herauszugeben. Thut nichts – sage ich – ich gebe Credit. Sie bleiben mir 4 Francs 50 Cent. schuldig – ich komme nächstens wieder vorbei – sie lächelt zum dritten Male – ich dito, schnippe ihr die Rose weg und da ist sie.

Emil. Na, das ist eine sonderbare Art, Blumen zu kaufen.

Isidor. Aber gut! Ich habe ein Angebinde und Du hast keins.

Emil (mit Betonung). Oh und was für eins – tausendmal schöner als das Deine!

Isidor. Tausendmal! Donnerwetter! Dann hast Du wohl einen ganzen Wald entwurzelt.

Emil (sieht Louise und Benjamin rechts eintreten). Schau nur!


SCENE V.

Vorige. Louise. Benjamin.

Isidor. Louischen, Louischen in Paris? Das ist doch eine Ueberraschung!

Benjamin (freudig). Beim Meister war sie versteckt!

Louise. Mein guter, lieber Isidor, wie freue ich mich, Dich wieder zu sehen!

Isidor. Und ich erst! Tausend alle Welt! Ich könnte vor Wonne weinen! (er singt eine Polkamelodie und tanzt mit Louise und Benjamin.) Vivat Polka! Ist das ein Jubel! Eine Freude! – (zu Louise) In Deinem alten Schloss, da war’s wohl nicht geheuer – es hat Dir da nicht behagt, nicht wahr?

Louise. Ach, ich war sehr unglücklich! Mir war so weh um’s Herz (bei Seite) fern von ihm.

Isidor. Und da bist Du wieder zum alten Taubenschlag hineingeflogen – und das war recht von Dir, mein Louischen. Wir werden Dich schon aufheitern, zum Lachen bringen – und um gleich einen guten Anfang zu machen, müssen wir auf eine Geburtstag-Ueberraschung für unser Thereschen sinnen. Halt, ich hab’ eine prächtige Idee: wir sägen die Füsse an ihrem Stuhl durch – wenn sie kommt, setzt sie sich – fällt und wird von unseren Armen aufgefangen. – Lebendes Bild – Rrr.

Emil. Welch ein Einfall! – Denk auf eine andere Ueberraschung.

Benjamin (am Fenster). Sie kommt, sie kommt.

Emil. Die Ueberraschung?

Benjamin. Nein, Therese.

Isidor. Alle Hagel! – nun bleibt uns nichts übrig, als uns rasch zu verbergen. (Er treibt Louisen in’s Zimmer links und geht dann in Benjamins Zimmer, der sich unter dem Tisch versteckt. Nachdem Emil vergebens einen Versteck gesucht, bleibt er verlegen, den Kranz auf dem Rücken haltend, in der Mitte des Zimmers stehen.)


SCENE VI.

Therese. Emil. Die Andern (versteckt).

Therese (wirft unmuthig Shawl und Hut auf’s Clavier). Nichts! Gar nichts auf der Post! Das ist doch unrecht, sehr unrecht von ihr. Man sollte seine Lieben nicht so vergessen. (Bemerkt Emil) Ach! da sind Sie ja noch, Emil! –

Emil (versteckt die Sträusse, die Benjamin gebracht hat). Nein, Mamsellchen, oder vielmehr – ja!

Therese. Mein Gott! Was machen Sie denn für ein sonderbares Gesicht?

Emil (verlegen). Ich! Ach, Sie irren Sich, Mamsell. Gewiss, ich mache gar kein Gesicht.

Therese. Nun, ich sehe doch, dass Ihnen irgend etwas fehlt.

(Unterdess hat Isidor Louisen leise gewinkt, die aus der Thür links unbemerkt hinter ihre Schwester tritt und plötzlich ihre Augen zuhält; diese ruft erschreckt) Ach!

Isidor (singt in der Fistel). Blindekuh, Blindekuh, wer bin ich!

Therese. Du bist’s Benjamin.

Benjamin (unterm Tisch schreiend). Ich bin’s nicht! (Er kömmt hervor.)

Therese. Aber wer ist’s denn? Doch nicht Isidor? (befühlt Louisens Hände.)

Isidor. Oh Missverständniss! Hat ein Instrumentenmacher solche weiche Pätschchen!

[5] Therese (bewegt). Oh mein Gott, mein Gott! Nein, ach nein! Das ist ja unmöglich! –

Emil (gerührt). Ja doch, Mamsellchen, es ist möglich!

Therese (reisst Louisen’s Hände von den Augen und schaut ihr in’s Auge). Louise, Herzenslouise!

Louise (stürtzt in ihre Arme). Theure Schwester!

Isidor (hat einen Stuhl herangerückt). Bumm! Kanonade vom Invalidenhause. Grosse Blumenrazzia! Allgemeines Polkatanzen! (Drückt Therese auf den Stuhl, steigt selbst hinten auf die Lehne und singt. Don Juan 1 Act Finale):

Hoch soll die Schwester leben!
Sie lebe hoch!

(Louise knieet neben ihr, Emil steht hinter Louise links von Therese, Isidor hält einen Kranz über Theresens Kopf. Alle reichen ihr Sträusse.)

Therese (vor Freude weinend). Oh Dank, den reichsten Dank für alles Schöne – für alle Blumen – doch diese ist mir die liebste Gabe.

Emil. Das wusste ich wohl!

Therese (Emil drohend). Und Sie expediren mich ganz getrost zur Post! Warten Sie nur! Wir sprechen uns. (Sich zu Louise wendend.) Da bist Du ja mein süsses Louischen, aber jetzt lass ich Dich nicht wieder von mir; nicht wahr, Du gehst nicht wieder fort? –

Louise. Nimmermehr! Ich habe Alles um Deinetwillen verlassen!

Therese. Nun bin ich zufrieden, ich war nicht gleich mit mir einig, weil ich diesen fremden Ring an Deinem Finger sah – da dachte ich mir –

Louise (verlegen). Ach der Ring – der –

Therese. Aber wie blass, wie leidend siehst Du aus!

Isidor. Ja wohl, die Bäckchen sind etwas abgeblasst.

Louise. Ach das macht gar nichts! Es ist nur augenblicklich die Erregung, die Freude, die Uebermüdung! Einen Augenblick will ich mich ruhen und dann umkleiden, wenn Du es erlaubst –

Therese. Gewiss, Louischen! – Geh nur in unser altes kleines Stübchen und mach Dir’s recht bequem. – (Isidor schiebt den Stuhl zurück und öffnet die Thür links. Benjamin nimmt alle Blumen zusammen und geht dann rechts ab.)


SCENE VII.

Therese. Emil. Isidor.

Therese (bleibt nachdenkend). Oh, ich durchschaue es nur zu gut! – Sie war dort nicht glücklich! (setzt sich zum Secretair).

Emil. Da spricht schon wieder die zärtliche Mutterliebe aus Ihnen und quält und martert Sie!

Isidor (hinter ihr stehend). Lass Dich das doch nicht heute an Deinem Geburtstag beunruhigen. –

Therese (sieht zu Isidor auf, der sie auf die Stirn küsst). Schmeichelkatze! – Halt – sag’ einmal, wo kommst Du denn heut hierher? –

Isidor (b. S.). Da haben wir’s! Na, nun Gnade Gott!

Therese. Du bist doch nicht ohne Erlaubniss weggeblieben?

Isidor. Ich will Dir das gleich erklären.

Emil (b. S., geht zum Kamin und setzt die Blumen in Vasen). Na, wird der ihr Flausen aufbinden. –

Isidor. Sieh mal, wir sind hart zusammengekommen.

Therese. Mit Herrn Pleyel!

Isidor. Mit Herrn Pleyel, oh nimmermehr!

Therese. Mit wem denn?

Isidor. Mit einem Mitgesellen, einem Insulaner, einem John Bull, einem Themsehecht, einem Beafsteakfresser – Du weisst, die Sorte kann ich nun einmal nicht sehen! –

Therese. So rede doch klar heraus. Was geschah? –

Isidor. So höre. Dieser Beafsteakfresser hasst die Musik, ich schwärme aber für Musik, mein Herz schwillt von Dur- und Moll-Akkorden, mein Blut rollt in raschem Takte durch die Adern, und Harmonie durchbebt mich vom Scheitel bis zum Fuss. Letzt war ich in Halevy’s Karl VI., und nun schrie ich am folgenden Tage aus voller Kehle in der Werkstatt (aus Halevy’s Karl VI.):

Mit England Krieg. –
In Frankreichs weiten Auen,
Soll nie ein Britte herrschen mehr –
Ich prügele ihn sonst wahrlich sehr. –

Das nahm diese Themsenamphibie als auf sich gemünzt an, und wollte langes Federlesen machen; da er aber nicht Französisch versteht, so habe ich ihm meine Erklärung auf gut Englisch gegeben. (Er macht eine Stellung, als habe er geboxt.)

Therese. Ihr habt Euch geschlagen?

Isidor. Ich ihn – ja! – Das heisst geboxt.

Therese (auf ihn zugehend). Ein Zank – eine Schlägerei, das ist ja entsetzlich!

Isidor (hält den Arm vor, um Schlägen auszuweichen). Ich will’s auch nicht wieder thun!

Therese (wie oben). Du bist ein Taugenichts! –

Isidor (wie oben). Ich will’s nicht wieder thun!

Therese (wie oben). Ein liederlicher Bursche!

Isidor (wie oben). Ich will’s ja nicht wieder thun!

Therese. Es ist unerhört, entsetzlich! Und nun hat Dich Herr Pleyel fortgejagt! –

Isidor (laut). Ih Gott bewahre, ich bin aus eigener Neigung weggeblieben. Herr Pleyel wird doch nicht so thöricht sein, mich wegzuschicken – mich – seinen besten Arbeiter. Kaum ist’s 14 Tage her, da bot er mir gute Diäten an, wenn ich nach Algier gehen wollte, wo er eine Commandite anlegt. – Da hätte ich aber Liebschwesterchen verlassen müssen – und das schlug ich ihm rund ab. –

Therese (sich vergessend). Und das war sehr recht!

Isidor (knieet nieder und fällt ihr in die Rede). Siehst Du wohl? Ich hab’s mir gleich gedacht, dass Du mir mit dem Engländer recht geben würdest! –

Therese. Nein, durchaus nicht! Das mein’ ich nicht – darüber bin ich mit vollem Rechte aufgebracht. –

Isidor (knieend und schmeichelnd). Ach, sieh doch liebe, kleine, süsse Mutter, wer schilt denn an seinem Geburtstag – da singt – da lacht – da scherzt man, aber kein langes Gesichtchen machen – oder willst Du mich durchaus strafen, dann will ich ein gehorsames Kind sein und stille halten. (Hält den Kopf hin.) So schlage doch – schlage nur immer zu. – (Therese lächelt.) Ei, Du hast gelacht, Du lachst ja noch! –

Therese (will ihn abwehren). Willst Du wohl!

Isidor. Du hast gelacht! Ich sag’ Dir, Du hast gelacht! Du vergiebst mir meine englische Erklärung, (macht das Boxen nach) ich vergebe Dein Brummen; das Unrecht ist auf beiden Seiten – folglich Beide schuldig. Eins, zwei, drei – vorbei [6] (Er steht auf und umarmt und küsst sie mehrmals).

Emil (lachend, b. S.). Er hat’s wirklich zu Stande gebracht. –

Therese. Du bist ein Narr – aber kannst Du denn kein Ende finden. (Arthur tritt ein.) Schäme Dich, da ist ja Herr Arthur!


SCENE VIII.

Vorige. Arthur.

Isidor. Mein Advokat, mein Vertheidiger! Diesmal zu spät – ich habe meinen Prozess selbst durchgefochten und gewonnen. Guten Tag, mein lieber Herr Arthur!

Arthur. Guten Morgen, lieber Isidor!

Emil (ärgerlich, b. S.). Der hätte eben so gut wegbleiben können.

Arthur (Therese ein Bouquet reichend). Erlauben Sie mir, Mademoiselle, meine innigen Wünsche mit denen Ihrer Lieben zu vereinen.

Emil (b. S.). Fängt der wieder seine Redensarten an! –

Therese (entzückt). Welch ausgezeichnet schöner Strauss! (Bewundert die Blumen.)

Emil (b. S.). Meiner war viel besser – dicker, grösser, voller!

Arthur. Ist es nicht anmassend von mir, mich in diesen festlichen Kreis zu drängen? –

Isidor. Anmassend! Ei behüte – Alle sind erfreut, Sie hier zu begrüssen.

Emil (b. S., launig). Alle nun eben nicht. – (Geht in den Hintergrund.)

Therese. Ein wahres Freudenfest, denn ich habe meine Schwester wieder gesehen.

Arthur. Ihre Schwester?

Therese. Eine Schwester, die mein ganzer Stolz ist. –

Isidor. Eine Schwester, die die Ehre hat, mich Bruder zu nennen.

Therese. Ich werde mir das Vergnügen machen, sie Ihnen gleich vorzustellen.

Isidor. Hole sie nur schnell. (Kaum ist Therese in Louisens Zimmer, so geht Isidor eilig auf Arthur zu, leise.) Nun, wie steht es mit dem Gelde?

Arthur (leise). Ich konnte es nicht einziehen.

Isidor. Alle Wetter! – Und warum nicht?

Arthur. Sie sind betrogen worden, der Wechsel war falsch.

Isidor. Falsch! Oh Rabourdin! Na warte! –

Arthur (nimmt ein Papier aus der Tasche). Da ist er. –

Isidor (nimmt es und verbirgt es, da Therese kommt). Kein Wort! – Therese darf nichts davon wissen.


SCENE IX.

Vorige. Therese führt Louise herein.

Therese (führt Louise vor). Hier liebe Louise, stelle ich Dir den Herrn Arthur, den grossmüthigen Beschützer unseres Bruders vor.

Arthur (erkennt Louise). Was sehe ich!

Louise (erkennt Arthur). Himmel, er ist’s!

Isidor (stellt sich zwischen Arthur und Louise). Was heisst das!

Emil (kommt vor). Was giebt’s denn?

Therese (erstaunt). Kennen Sie meine Schwester?

Arthur (nimmt sich zusammen). In einem Schloss bei Orleans hatte ich die Ehre, Mademoiselle kennen zu lernen, mit ihr zu musiciren. Ich hielt mich dort einige Zeit mit meinem Vater auf. –

Isidor (vergnügt). Sieh, sieh, sieh nur Einer, was man doch Alles erlebt! (Zu Louise) Du kennst also meinen braven Vertheidiger und seinen würdigen, alten Vater. – Das ist noch ein Ehrenmann, Präsident und gar nicht stolz, von einer Sorte, wie sie noch nicht da gewesen; er wohnt dicht bei der Werkstatt, ist unser Nachbar und was für ein Musikfreund. – Stundenlang haben wir von Ihnen gesprochen, als ich bei ihm war und Ihr Piano reparirte, – nebenbei bemerkt, ein schaudervoller Klapperkasten mit sieben wackligen Beinen, den man halten muss, wenn einer darauf spielt, (bedeutungsvoll) wir haben Mozart, Haydn, Beethoven beurtheilt, und eines Tages sagte ich ihm „Werther Herr, wenn man Herrn Pleyels Nachbar ist, geziemt es sich nicht, ein solches altes Hackebrett zu bewahren, das ist zu gross für die Küche und wo anders gehört das nicht hin.“ Das hab’ ich ihm gesagt und er hat sich ausserordentlich darüber gefreut.

Therese (winkt Isidor zu schweigen. Isidor geht zu Benjamin, der aus seinem Zimmer kommt). Weshalb haben Sie wir aber nie gesagt, dass Sie ein Bekannter meiner Schwester seien.

Arthur. Ich ahnte nicht, dass es Ihre Schwester sei – der Name, den sie dort führte – war nicht der Ihre –

Therese (lebhaft und verlegen). In der That – der unserer Mutter!

Emil (b. S.). Weil es so nah bei Orleans war.

Isidor (hat Arthurs Papiere geöffnet, liest, b. S.). „Kann ich fern von Ihnen leben? – Fern von dem, dessen Gattin ich werden soll?“ Zum Teufel was hat mir denn der in die Hände gesteckt. (Geht zu Arthur.)

Benjamin (der zum Fenster herausgesehen). Schwesterchen, holen wir uns heut nicht den Gustav aus der Pension?

Therese. Ja wohl – und dann gehen wir in den botanischen Garten. Emil, können wir auf Ihre Begleitung zählen?

Emil (naht ihr). Mit Freuden, Mamsellchen! (Benjamin springt vor Freude, und Emil dankt Theresen.)

Isidor (leise zu Arthur). Hören Sie, Werther, das ist kein Geld, sondern ein Liebesbrief.

Arthur. Himmel (b. S.) Louisens Brief!

Isidor (lachend). Hm hm, verstehe, von irgend einem heimlichen Schätzchen!

Arthur (verlegen). Wie können Sie das nur glauben!

Isidor. War das dumm von mir! Es ist ja von Heirathen die Rede, also völlig legitim!

Arthur (verwirrt). Allerdings – Sie begreifen –

Isidor. Dass das Keiner zu wissen braucht. Beruhigen Sie sich, ich habe den Namen nicht einmal gelesen.

Arthur (steckt den Brief ein, b. S.). Desto besser! (Dies Gespräch ist Theresen aufgefallen.)

Therese (zu Emil und Benjamin). Nun Kinder, müsst Ihr Euch anziehen. Ich wage es nicht, Sie auch einzuladen, Herr Arthur –

Arthur. Es wäre mir das grösseste Vergnügen, doch ein wichtiges Geschäft hält mich zurück.

Louise (b. S.). Und ich habe ihn nichts sagen können, kein Wort!

Therese. Wir hoffen aber recht bald die Ehre Ihres Besuchs zu haben. –

Emil (b. S.). Ist auch nichts daran gelegen, wenn er nicht kommt. (Laut zu Benjamin) Komm, wir wollen uns ankleiden.

[7] Therese (zu Benjamin). Putze Dich recht, mir zu Ehren! (Sie gehen.)

Isidor (bei Seite vorn). Nimm Dich in Acht, Hallunke von Rabourdin.

Arthur. So sage ich Ihnen denn Lebewohl! (bei Louise vorübergehend leise) Um 3 Uhr bin ich wieder hier, Sie gehen nicht mit. (Er geht, Therese begleitet ihn.)


SCENE X.

Louise. Isidor. Therese.

Isidor (bei Seite). Bei alle dem bin ich noch immer ohne Geld. – Wie soll ich aber mein gegebenes Wort halten? – Sollte ich unsere Mutter bitten – da müsste ich ihr ja sagen, dass ich gespielt, dass ich den Galgenstrick wieder gesehen – nein – auf keinen Fall – ich werde schon auf ein anderes Mittel fallen. (Will gehen.)

Therese (hält ihn fest). Wohin willst Du?

Isidor. Ich habe Geschäfte – man hat mir ein Clavier angeboten.

Therese. Arbeit? ... desto besser! – aber erst sag’ mir mal – (nimmt ihn bei Seite) was sprachst Du denn vorhin mit Herrn Arthur? (Louise horcht.)

Isidor. Mit Herrn Arthur?

Therese. Ja wohl – so eben? –

Isidor. Ach dummes Zeug! (Er will gehen.)

Therese. Aber so bleibe doch! erzähle mir erst, was es war? –

Isidor. Dummheiten sag’ ich Dir, Dummheiten, die Euch Frauenzimmer gar nichts angehen und wie sie bei jungen Männern öfter vorkommen.

Therese (nimmt ihn beim Arm). Aber ich bitte Dich doch.

Louise (nimmt den anderen Arm). Ach ja, sag es uns doch, lieber Bruder!

Isidor. Oh Neugier, Neugier, Dein Name ist Frauenzimmer!

Therese. So sprich doch! (ungeduldig) Nun will ich es! Nun wirst Du reden!

Louise. Also –

Isidor. Also! – Wollt Ihr mich aber auch nicht verrathen? Um Liebesgeschichten handelt es sich – er wird wohl heirathen – (Beide lassen plötzlich den Arm los.)

Therese (bei Seite). Heirathen?

Louise (bei Seite). Er könnte?

Isidor. Na, seid Ihr nun zufrieden, bin ich jetzt frei, darf ich gehen? (bei Seite, krempt den Aermel auf) Jetzt Rabourdin, jetzt wollen wir ein Wörtchen plaudern.

(Maurer)

Angefasst, ohne Rast,
Nur tüchtig zugeschlagen. (Ab.)


SCENE XI.

Louise. Therese.

Louise (sinkt in den Lehnstuhl beim Secretair und drückt die Hand auf’s Herz). Oh, mir bleibt nur eine Hoffnung – der Tod! –

Therese (läuft zur Schwester). Louise! Mein Gott, was ist Dir? Louise! – Herzenskind – antworte doch! –

Louise (weinend). Ach Schwester, ich bin zu unglücklich! –

Therese. Unglücklich! Jetzt aber nicht mehr, nicht wahr? Jetzt da Du bei mir bist? Jetzt wirst Da mir Alles vertrauen?

Louise. Das kann ich gar nicht wagen!

Therese (setzt sich neben sie, zärtlich). Louise! Bin ich denn nicht Deine Schwester, Deine beste Freundin? Sonst theiltest Du mir alle Deine Sorgen mit, sonst konnte ich Deine Thränen trocknen .... bin ich denn nicht mehr Dein liebes Mutterchen? –

Louise. Oh immer, immer. – Du sollst ja auch Alles wissen!

Therese (rückt näher). So sprich – rede ohne Furcht – schütte allen Kummer in mein Herz.

Louise. In jenem Schloss, wohin ich fast gegen Deinen Willen gegangen, folgte ein Fest, eine Lustbarkeit der anderen. Ich wohnte ihnen bei, ohne sie zu theilen. Niemand achtete auf mich! – Eines Abends war Ball – aus dem verborgensten Winkel des Saales sah ich alle diese glücklichen, heiteren Mädchen tanzen, und fühlte wider Willen Neid in meiner Seele! – Nicht ihrer Schönheit, nicht ihres Geldes wegen, ach nein! – Aber sie hatten Freunde, Verwandte, Eltern, – und ich war allein, so ganz einsam! –

Therese. Oh ich verstehe, ich begreife Dich!

Louise. Inmitten meiner trübsten, düstersten Gedanken, flüsterte eine Stimme an mein Ohr – man lud mich zum Tanz.

Therese. Es war ein junger Mann! –

Louise. Ich war so verwirrt, so bewegt! – Ich weiss nicht, was ich ihm erwiderte – er ergriff meine Hand – doch da ich gezögert; hatten sich die Paare bereits aufgestellt – und wir fanden nirgends Platz. – Nachdem er mich auf meinen vorigen Sitz geführt, begann er ein Gespräch mit mir und blieb den ganzen Abend in meiner Nähe. – Von diesem Tage an fühlte ich mich nicht mehr allein – vergessen. – Er war aber auch so freundlich, so theilnehmend, so besorgt. Erst sprach er nur von Freundschaft und später – (schüchtern) von –

Therese. Von Liebe! Nicht wahr?

Louise. Wie konnte ich dem süssen Laute seiner Worte, die sich mit magischer Kraft in mein Herz stahlen, widerstehen? Schwester, ich glaubte und liebte!

Therese. Dann sprach er wohl über Eure Heirath?

Louise. Oh, er sagte mir viel mehr; wie er mich anbete, mich verehrte und flehte mich an, diesen Ring zu nehmen –

Therese. Den Du nie hättest behalten sollen!

Louise. Der Tag der Trennung nahte – er reiste ab. – Erst waren seine Briefe glühend und feurig – später kälter und kälter – während die Meinen –

Therese. Du hast ihm geantwortet? Wie unbesonnen!

Louise. Seit einem Monat blieben sie ganz aus; – da drang Verzweiflung in meine Brust. – Ich verliess den Schauplatz meiner stillen Seligkeit, meiner unnennbaren Qual, eilte zu Dir, Therese, von schwacher Hoffnung geleitet – doch jetzt ist Alles vorbei! (steht auf) Er hat mich vergessen, er liebt mich nicht mehr! –

Therese (rasch aufstehend). Unmöglich! Dich nicht lieben, Dich, so jung, so reizend, so lieblich! Oh nein, er hat Dich nicht vergessen!

Louise. Mit seiner Liebe erstirbt mein Leben!

Therese. Sterben, Du würdest sterben? Nein ich will zu ihm eilen – mit ihm reden – ihn bitten – da Du ihm schriebst, weisst Du seine Wohnung? –

Louise. Du kennst ihn ja!

Therese. Ich? – Wer – wer könnte es denn sein? –

Louise (birgt ihren Kopf an ihren Busen). Es ist – Herr Arthur!

Therese (zurücktretend). Arthur! Unglückliche! –

[8] Louise (bittend). Oh Schwester! Therese! meine Schwester!

Therese (stösst sie zurück). Lass mich, lass mich. –


SCENE XII.

Vorige. Emil (geputzt).

Emil (sehr bestürzt). Mamsell Thereschen!

Therese. Was wollen Sie? Was giebt’s?

Emil. Mein Gott, Mamsellchen, was fehlt Ihnen! Was ist Ihnen!

Therese. Nichts. – Gar nichts – aber was wünschen Sie? –

Emil (verwirrt). Verzeihung, Mamsell Thereschen – ich habe den Isidor gesehen –

Therese (ungeduldig). Nun – was weiter? Kommen Sie doch zur Sache!

Emil (sehr verwirrt). Und einen Andern, der sagte ihm: es ist nicht meine Schuld, ich bin wie Du betrogen worden – aber komm nur heut Abend, da soll die Parthie hitzig werden – da wollen wir unsern Schaden schon wieder einbringen!

Therese. Der Unglückliche – spielt – entehrt sich –

Emil. Dann zog er ihn mit sich fort bis zum nächsten Kaffeehaus –

Therese. Aber wer – wer denn? –

Emil. Rabourdin, Mamsell Thereschen, habe ich das denn noch nicht gesagt?! –

Therese (heftig). Rabourdin! Sein Verführer! – Er hat ihn wiedergesehen – mich also betrogen! – Auch er! – Nicht genug, dass seine Schwester –

Emil. Was?

Therese. Nun muss auch noch der Bruder –

Emil. Was denn? Mamsell Louischen? –

Louise (niederknieend). Schwester, ach beste Schwester, vergieb mir. –

Emil. Ach Mamsell Thereschen, ich weiss zwar nicht, warum es sich handelt, wessen sie sich schuldig gemacht. Aber sehen Sie nur ihre Thränen, wie sie fleht und bittet. Wenn man einmal Mutter ist, muss man nachsichtig sein. (Er zeigt auf das Bild.) Sie übte die süsse Pflicht des Verzeihens. –

Therese. Oh Mutter! Mutter! – (breitet die Arme aus.) Louise!

Louise (die Emil aufhebt). Schwester!

Therese (drückt sie an sich). Kind! Mein Kind!

Emil (bei Seite, weinend). Ihr Kind! Welch ein Mutterherz! Glücklich, das Kind, das sie einst in ihren Armen wiegen wird! – (Seufzend) Ach – wenn ich! – (Es schlägt drei Uhr.)

Louise. Oh Gott! Drei Uhr!

Therese. Was ist Dir?

Louise. Er wird kommen!

Therese. Er!

Louise. Er sagte es mir vorhin, als Du es nicht hörtest.

Therese. So werde ich ihn empfangen! –

Louise. Du?

Therese. Er darf Dich jetzt nicht sehen. Emil, führen Sie sie durch die Hintertreppe in Ihre Wohnung, – dort kann sie Ihnen Alles erklären – jetzt eilen Sie nur.

Emil. Ja, ja, Mamsellchen! Sollten Sie Isidor sehen – dann –

Therese. Vertrauen Sie mir! Nicht vergebens riefen Sie mir meine Pflichten in die Seele; – (Auf das Bild deutend) ich werde sie in ihrem Sinne üben. (Emil und Louise gehen ab.)


SCENE XIII.

Therese allein.

Er wird kommen! – Welche Prüfung! – Oh Mutter, verleihe Du mir Worte, Gedanken, ihn zu bewegen – besonders aber – stähle meinen Much. – Lass diese Thränen die letzten sein, die er verursacht. Er kommt! –


SCENE XIV.

Therese. Arthur.

Arthur (legt im Hintergrunde den Hut ab, bei Seite). Louise! – Sie ist hier geblieben! – (Laut) Beste Louise, wie innig danke ich Ihnen – (Therese steht lächelnd auf.) Himmel! Therese!

Therese (sanft). Ja; ich bin’s Herr Arthur. Aber warum macht Sie das verlegen! Louise hat mir Alles vertraut.

Arthur. Ihnen?

Therese. Allerdings! Soll man vor einer Mutter Geheimnisse haben? – Doch seien Sie unbesorgt – (lächelnd) ich bin eine nachsichtige Mutter! –

Arthur. Mademoiselle Louise hat Ihnen also gestanden –

Therese. Dass Sie ihr geschworen, sie stets zu lieben – dass sie an Ihre Schwüre geglaubt. – Und sie kamen doch auch aus dem Grunde Ihres Herzens. Nicht wahr!

Arthur. Ja, Therese, ich liebte Ihre Schwester von ganzer Seele bis zu dem Tage, wo eine Andere –

Therese. Eine Andere?

Arthur. Die ich zuvor nicht gekannt. – Doch, vergeblich wollte mein Herz der Bewunderung, der Liebe widerstehen, die sie so einfach, so edel in ihrer erbabenen Aufopferung ihm abzwang. Und diese Andere – ist –

Therese (lebhaft). Halten Sie ein, mein Herr! Ich kann, ich will sie nicht kennen! –

Arthur. Aber –

Therese. Nein, ach nein! Sie können sie nicht mehr als Louise lieben! Sie sind ein Ehrenmann, Herr Arthur, wenn Sie gesehen, wie tief Ihr langes Schweigen sie verletzt, wenn Sie die Thränen ahnten, die Ihr Betragen ihrem Herzen erpresst! Wenn Sie die Verzweifelung, die Zerstörung kennten, die Ihr Treubruch erzeugen würde –

Arthur (warm). Arme Louise!

Therese. Wer könnte würdiger sein, Ihre Gattin zu werden, einen Weg mit Ihnen durch’s Leben zu wandeln, über Ihr Wohl zu wachen, als Louise! Jene, die Sie zu lieben wähnen –

Arthur. Therese!

Therese. Jener kann unmöglich Louisens Liebreiz und gefälliges Wesen inne wohnen! – Sie ist vielleicht nur ein armes Mädchen ohne Erziehung, ohne Talente, wie ich, deren Geist nicht, wie der meiner Schwester, gebildet und entwickelt worden. Auf mein Kind kann Ihre Familie stolz sein; als Ihr Weib kann sie Sie nur beglücken, denn sie liebt Sie so innig. –

Arthur. Therese, ich hoffte aber die Liebe jener Anderen zu erringen, aus ihren Blicken glaubte ich zu lesen – dass sie mich dereinst vielleicht lieben würde.

Therese. Und wenn diese nun wirklich von Ihrer Sorgfalt gerührt worden, könnte sie ein Herz annehmen, das eine Andere schon besessen? Schwüren glauben, die Sie um ihretwillen einer Anderen gebrochen? Müsste sie nicht eine Liebe zurückweisen, die einer Anderen Leben in eine lange Nacht [9] des Elends verwandeln würde? Nein, Arthur, nein! Sie wird, sie darf Ihnen nur eine treue, ergebene Schwester sein, damit der Tag komme, wo sie Ihnen zurufen kann: Unsere Louise ist glücklich, mein Freund, wir haben unsere Pflicht erfüllt!

Arthur. Therese!

Therese. So würde sie zu Ihnen sprechen – wäre sie hier. – Denn so hätte – ich geredet – wenn ich es wäre, die Sie liebten. –

Arthur. Ach, wenn ich Ihnen in’s Auge schaue, habe ich nur einen Willen, nur ein Streben – das Ihre! –

Therese. Sie werden Ihr Gelübde nicht brechen? –

Arthur. Nein, das gelobe ich Ihnen! Augenblicklich eile ich zu meinem Vater. Vor ihm knieend werde ich ihm mein Unrecht bekennen – er wird meine Reue sehen, wenn ich ihm sage: „Vater, gieb sie mir, auf dass sie mir vergebe! Vater, gieb sie mir, auf dass ich glücklich sei!“

Therese. So eilen Sie und Gott segne Ihr Beginnen. (Arthur ab. Mit einem Blick auf das Bild der Mutter) Bist Du nun mit Deiner Tochter zufrieden? (Nach einer kurzen Pause geht sie zur Seitenthür.)


SCENE XV.

Therese. Louise.

Therese. Louise! Komm, meine Louise!

Louise (zitternd). Nun, Schwester?

Therese. Weg mit der Trauer, weg mit den Thränen! Er liebt Dich, liebt Dich mehr als je! –

Louise. Aber jene Heirath? –

Therese. Du warst ja damit gemeint! Du wirst seine Gattin, sag’ ich Dir und jetzt in diesem Augenblick holt er die Einwilligung seines Vaters ein. –

Louise. Wäre es möglich? Ach! ich bin glücklich, ich bin selig. Theure Herzensschwester, wie vielen Dank bin ich Dir schuldig. (Umarmt sie.)

Therese (bedeutungsvoll). Ja, ach ja, komm an dies Herz. (Umarmung. Isidor singt draussen.)

Louise. Da kommt Isidor!

Therese. Den hatte ich ganz vergessen.


SCENE XVI.

Vorige. Isidor.

Isidor (etwas betrunken). Aha, da sind Leute! – Guten Tag Ihr Lämmerchen! –

Louise (bei Seite zu Theresen). Mein Gott, was ist ihm denn?

Therese (bei Seite). Muth und Festigkeit! (Geht zur Thür, schliesst und zieht den Schlüssel ab.)

Isidor. Oho! Warum schliesst Du uns denn ein? –

Therese (setzt sich an den Tisch). Wahrscheinlich, weil ich nicht will, dass Du wieder fortgehest.

Isidor. Weil Du nicht willst? Ei sieh’ mal Einer! Bitte ergebenst! Wollen die Prinzessin wohl ihrem unterthänigen Knecht mittheilen, warum ich in Arrest gesetzt werden soll?

Therese (fortarbeitend). Weil Du Dein Wort nicht gehalten, – weil Du wieder mit Rabourdin zusammen warst, weil Du wieder zu ihm willst und ich es nicht gestatte.

Isidor. Dummes Zeug – wer hat das geklatscht? Ach, wahrscheinlich Herr Cato der Jüngere – dem werde ich nächstens einmal auf den Kopf kommen! Ich bin nur hier, um Dir ein Wort zu sagen und dann wieder zu gehen. – (Schreiend) Habe anderweitig Beschäftigungen.

Therese. Ich sage Dir, Du bleibst, also wirst Du bleiben.

Louise. Schwester, nimm Dich in Acht!

Isidor. Schön – sehr schön. – Ich soll mich also wieder in die Windeln begeben, mich zu einem Wickelkinde herabwürdigen lassen? – Dürft’ ich wohl um einen Fallhut bitten, ein Paar Laufbänder, einen Lutschbeutel – Donnerwetter, so lasse ich mir nicht kommen.

Ich bin kein Jüngling mehr an Jahren,
Sondern bin bald majorenn. (Joseph in Egypten.)

Und nun aufgemacht, wenn ich bitten darf! – Was, keine Antwort? – (Schreit) Aufgemacht! Man erwartet mich.–

Therese. Nicht wahr, Dein Rabourdin?

Isidor (dessen Aerger ausbricht). Nun ja! Endlich wird’s doch auch zu bunt! Ja, der Rabourdin wartet – mein guter Freund, mein treuer Gefährte! Rabourdin, der mein Glück machen will!

Therese. Durch Kartenspiel?

Isidor. Warum denn nicht? Das ist ja leichter, als arbeiten. Willst Du mir jetzt aufmachen? Eins – Zwei – Wenn Drei kommt, begiebt sich die Thüre auseinander, dafür bin ich Instrumentenmacher! –

Louise (geht ängstlich zu ihm). Bruder, aber Bruder!

Isidor. Alles stumm und taub? Desto schlimmer! Also Eins, Zwei, Drei (stösst mit einem Fusstritt die Thüre auf.).

Louise (flieht zu Theresen, die wie versteinert ist). Oh Gott!

Isidor. Dieses wäre besorgt und kostet Schlosserarbeit – Jetzt heisst es:

Der Weg nach Altdorf ist nun frei
Folgt Freunde mir! (Wilhelm Tell.)

(Kehrt an der Thür um.)
Aber das ist noch nicht Alles, ich brauche Geld und habe nichts. Du hast Geld und wirst mir welches geben. –

Therese. Ich? (Geht zum Secretair und legt Noten hinauf.)

Isidor. Oh, Rabourdin hat mich erst darauf aufmerksam gemacht, dass wenn Du Geld geerbt hast, mir mein Antheil davon zukommt!

Louise (zu Theresen). Was sagt er da?

Therese (ruhig mit Louisen vorgehend). Du bist wahnsinnig! Ich habe kein Geld!

Isidor. Du hast Geld – sehr viel Geld! Aber ich bin grossmüthig – ich will nur etwas haben und lass Dir das Uebrige.

Therese. Ich sage Dir’s, Du irrst Dich. –

Isidor. Ich mich irren? Um das zu beweisen, sag’ ich Dir, da (auf den Secretair zeigend) da ist es verborgen!

Therese (stürzt zum Secretair). Halt ein – Unglücklicher!

Isidor. Ich wusste es wohl – Aha, Du Verstockte!

Therese. So wisse – ja! Dort ist Geld, Geld, das ich in 4 Jahren der Arbeit und der Entbehrung erspart, mit unsäglicher Mühe gesammelt und bewahrt – seit jenem Tage, wo unsere edle Mutter starb. –

Louise und Isidor. Unsere Mutter?! –

Therese (sanft und wehmüthig). Seit jenem Tage, wo sie Euch Alle noch einmal sehen wollte und mir sagte: „Therese – ich fühle es, meine Kräfte schwinden – bring’ wir die Kinder!“ Ich führte Euch, die Ihr nicht ahntet, welch Verlust Eurer harrte, zu ihr. Du selbst, Isidor, der Aelteste [10] von uns, ahntest es nicht und nachdem ihr der Mutter gelobt hattet, mich zu lieben, mir zu gehorchen, betete sie – segnete uns und sprach: „Therese, sei Du ihre Mutter“, und sank auf ihr Kissen zurück. Nachdem ihr entfernt waret, und ich allein mit ihr, ihre letzten Worte auffing – murmelte sie mehrmals: „Ihr Vater, ihr würdiger Vater – Banquerott – sein ehrlicher Name verloren –!“ So starb sie.

Louise (schluchzend). Arme, arme Mutter!

Therese. Ja, ja, arme Mutter; denn sterbend nagte Verzweifelung und Entsetzen an ihrem Herzen. Doch ich hatte sie wohl verstanden. Auf meine Kniee warf ich mich vor ihr, die hienieden mich nicht mehr vernehmen konnte, für die mein Wort zum Himmel emporstieg. Ich schwor, wenn Gott mir Muth und Kraft verleihe, ihren letzten Gedanken zu erfüllen. Darauf begann ich das schwere Werk und in Stunden der Entmuthigung dachte ich mir: einst wird mir mein Bruder helfen! Und ich arbeitete getrost fort mit dieser Hoffnung – doch vergebens. – – Dennoch sank mir der Muth nicht, jeden Tag, jede Woche sah ich meinen Schatz sich vermehren und wenn ihr mich dann umringtet, ich Euch mit Inbrunst an mein Herz drückte – dann tönte es laut in meiner Brust: Mutter, sieh nur, wie ich mein Gelöbniss halte! Sie sind genährt, gekleidet, zärtlich geliebt und was noch mehr ist – bald wird ihr Name rein und fleckenlos sein! Da zählte ich freudig mein liebes Geld und schaute mit Wonne darauf hin! Ja, ich war habsüchtig, geizig, um Euch den Vaternamen zu erkaufen.

Isidor (der allmählig nüchtern geworden). Wie? Das war also –?

Therese (öffnet den Secretair und zeigt das Kästchen). Du wolltest dies Geld! Wohlan, nimm es! Es ist die Ehre Deiner Brüder, Deiner Schwestern – der ehrliche Name Deines Vaters, unser Aller Ehre. – Nimm sie und verspiele sie, verspiele sie, wenn Du den Muth hast.

Isidor (blickt die Chatoulle verwirrt an). Das Alles, Alles hast Du erworben? – Nun so mag mir Gott helfen, aber ich muss mein Theil daran haben! – (Nimmt den Kasten und läuft fort.)

Therese. Oh Himmel, was will er damit vornehmen!

Louise (im Hintergrunde). Isidor! Bruder! Isidor! Er hört nichts mehr! (Eilt zum Fenster) Dort biegt er um die Ecke.

Therese (sinkt auf einen Stuhl am Büreau). Der Unglückliche! – wird es verspielen!

Louise (verzweifelt). Schwester, Therese! Was hast Du gethan! –


SCENE XVII.

Therese. Emil (durch die Mitte eintretend). Louise.

Emil. Mein Gott, Mamsell Thereschen, was ist denn geschehen? Ich traf den Isidor an der Ecke – er war wie rasend und hielt Ihre Chatoulle im Arme. –

Louise (weinend). Ja – er hat meiner Schwester Geld geraubt!

Emil. Der Unglückliche! Und ich bin Schuld daran! –

Therese (steht auf.) Ihre Schuld?

Emil (ausser sich). Ja heut, Mamsell, sah er mich, als ich –

Therese. Was sagen Sie!

Emil (ausser sich). Ach ich hätte es Ihnen gewiss später gesagt – ich liebte Sie so sehr, Mamsellchen – ich hoffte immer und dachte mir – vielleicht kommt der Tag, wo sie darein willigt, meine Frau zu sein – dann hätte ich Ihnen Alles gestanden –

Therese. Was denn?

Emil. Sie hätten es mir verziehen –

Therese. Verziehen!

Emil. Doch jetzt, jetzt werden Sie es nimmermehr thun –

Therese. Um des Himmels Willen, reden Sie deutlich! (Arthur kommt.) Ach, Herr Arthur!


SCENE XVIII.

Vorige. Arthur.

Arthur (umarmt Louise). Louise!

Alle. Herr Arthur!

Arthur. Theure Louise, theilen Sie mein Entzücken, mein Vater willigt in unsere Verbindung! –

Therese. Ach!

Arthur. Ja, Therese, werthe Schwester, denn er kennt Sie! „Ich will nur Dein Glück!“ sagte er „am Gelde ist mir nichts gelegen, wenn Deine Zukünftige nur ehrlicher Leute Kind, und ihr Name fleckenlos ist – so billige ich Deine Wahl.“ –

(Beide Schwestern erschrecken.)

Therese. Das hat er gesagt?

Louise. Oh mein Gott!

Arthur. Aber was ist Ihnen? Weshalb diese Trauer, diese Thränen?

Therese. Herr Arthur, noch vor einer Stunde war Ihre Vermählung mit meiner Schwester mein heissester Wunsch – Doch jetzt –

Arthur. Jetzt?

Therese. Ist diese Heirath unmöglich!

Arthur. Unmöglich? Und weshalb? Mein Vater ist ja mit Allem einverstanden. –

Therese (ausser sich). Nein – denn Ihr Vater weiss nicht –


SCENE XIX.

Vorige. Isidor.

Isidor. Im Gegentheil, er weiss Alles und ist mit Allem zufrieden. –

Alle. Isidor!

Arthur. Sie haben meinen Vater gesehen. –

Isidor (sehr schnell). Das versteht sich! Ach, welch ein Goldmann; welch ein Biedermann! Welch musterhafter Präsident. Ich habe ihm mit zwei Worten Alles erzählt, wäre aber gar nicht nöthig gewesen, denn dieser Justizbeflissene hatte ihm schon Alles gesagt. (Zu Arthur) Also mein Schwesterchen liebten Sie? – Warten Sie nur, Herr Eheprokurator. – (Zu Theresen) Der Vater liebt und schätzt Dich. Ich habe ihm Deine Tugenden vorgezählt, – er hat mir Dein Geld vorgezählt. – Grosser Gott, ist denn das möglich, rief er einmal über das Andere aus! – Ja, sagte ich, es ist möglich! Dann kamen ihm die Thränen in die Augen – denke Dir, ein Präsident – Thränen – mir kamen sie auch in die Augen – wir heulten alle Beide, als ob uns der Bock stiesse und umarmten uns vor lauter Rührung. – (Zu Theresen) Er kennt den Syndikus von Orleans und wird die Angelegenheit unseres Vaters mit ihm in Ordnung bringen. (Zu Louise) Dir kauft er einen neuen Flügel aus unserem Atelier – er ist glücklich – ich bin glücklich – wir sind glücklich – Ihr seid glücklich – Er segnet Euch – ich segne Euch auch! – Vivat! (Singt überlaut)

O schöner Tag, o Tag der Freude.

[11] Alle (halten ihm den Mund zu).

Isidor (zu Emil). Dies ist ein Stück von meiner Erfindung.

Arthur (zu Louise). Louise, wir werden vereint und glücklich sein!

Therese. Was, das Geld hast Du dem Vater gebracht – die Summe war ja nicht voll – es müssen ja über 6000 Francs sein.

Isidor. Halt! Ruhe! Dieses bedarf einer Erklärung. Du sagtest vorher, ich sei nichts werth – ich bin doch 2000 Francs werth.

Alle. 2000 Francs?! –

Isidor. Das Angeld, das mir Herr Pleyel in 14 Tagen in harten Thalern zahlt – und ich lege es zu Deinen 4500 Francs.

Emil (ihm die Hand reichend). Das willst Du thun? Siehst Du, das ist brav! –

Therese (geht und sieht das Zettelchen im Secretair an). Es waren ja aber –

Isidor. Es waren 4500 Francs sag’ ich.

Emil (leise). Sei doch stille. (Therese sieht ihn an, er ist verlegen.)

Therese (bei Seite). Jetzt wird mir’s klar. Oh Emil!

Isidor. Und jetzt heidi nach Algier. – Von nun an heisst es tugendhaft gelebt – und unserem Thereschen Ehre gemacht. In Paris habe ich nur noch ein Geschäft – aber das ist von Wichtigkeit. Rabourdin muss seine richtige Tracht Schläge haben, dann ist das Princip der Tugend gerettet; und dann nach Algier zu den Arabern, Kabylen, Marabouts und Beduinen!

Therese. Was, Du willst fortgehen?

Isidor. Nach Algier, versteht sich, erst nach der Hochzeit. Ich werde andere Seiten dort aufziehen, und, wenn das Glück gut geht, vielleicht Abd-el-Kader selbst bei den Ohren fassen. – Oh Stimmgabel, Deine Macht ist gross! – (Zu Theresen) Du bist doch nicht mehr böse, dass ich mich in Deine Spaarkasse gemischt. – Was thut es – es bleibt je doch in der Familie, wir waren zu zweien und werden auch zu zweien darin bleiben.

Therese. Du irrst, Bruder. (Reicht Emil lächelnd die Hand.) Wir waren drei und werden auch drei bleiben. –

Isidor (versteht jetzt Alles). Aha!

(Aus dem Freischütz.)

Eins ist eins, und zwei sind zwei,
Doch nun sind wir unser drei,
Die die Kasse führen. –
So ein Schwesterchen, wie Du
Und zwei Schwäger noch dazu
Da kann man sich gratuliren.

(Der Vorhang fällt.)



Anhang.

Une mêre de famille, Comedie Vaudeville en un acte, par Dennery et Lemoine, das Original der vorliegenden Uebertragung, wurde am 21. Januar 1846 auf dem Théâtre du Gymnase dramatique zum ersten Male gegeben. Die Hauptrolle der Therese wurde von der sich rasch zu einer Künstlerin ersten Ranges entwickelnden Dlle. Rose Cheri gespielt, die einige Monate später als Clarisse Harlowe so grosse Triumphe feierte. Neben ihr spielte Achard den Isidor mit vielem Glück und jener übersprudelnden Laune, die zur Darstellung eines Pariser Gamin dieser Art unerlässlich ist. Leider musste der Character in der Uebertragung Manches verlieren, was eben nur in Paris bekannt, geltend und auf heimischem Boden ist. Die ganze Anlage des eben so anspruchslosen als gefälligen Stückes ist, obgleich mit französischer Bühnengeschicklichkeit gearbeitet, doch auf ein deutsches Element, das der Sentimentalität gebaut, eine Richtung, die sich in neuerer Zeit häufig in den Arbeiten französischer Theaterdichter erkennen lässt, wie z. B. George und Therese. Mit seinen einfachen scenischen Erfordernissen und leicht zu lösenden Aufgaben wird es eine willkommene Erscheinung für Liebhaber-Theater sein. Eine andere Uebertragung von Heine in Dresden ist mit Glück auf mehreren Theatern gegeben worden und beweist die Wirksamkeit des Gegenstandes, an den man freilich nicht den Maassstab streng ästhetischer Anforderungen legen darf. Was in den engen Raum eines Actes zusammenzudrängen ist, ohne die Entwickelung der Charactere und die Wahrscheinlichkeit der Situationen zu beeinträchtigen, ist von den beiden Verfassern wohl geschehen und hat sich der deutsche Bearbeiter dessenungeachtet einige Kürzungen erlaubt, so ist es gewiss zum Vortheil des Ganzen geschehen.


Costüm.

Hinsichtlich des Costüms ist für Therese und Louise zu bemerken, dass einfache hellfarbige, gestreifte oder geblümte Kattunkleider, hochheraufgehender, die Häuslichkeit andeutender Schnitt, für Therese vielleicht ein Häubchen und Schürze zweckmässig erscheinen. Beim Ausgehen hat Therese ein einfaches dunkles Umschlagetuch und eben solchen Hut. Louise erscheint anfangs im Reisekleide von dunkelfarbiger Wolle. Ob Therese, um die in Paris für das Haus übliche Sitte anzudeuten, nicht ein nett gebundenes, seidenes Kopftuch wählt, ist der Darstellerin überlassen. Arthur erscheint in gewöhnlicher moderner Tracht. Bei Isidor dürfte die Persönlichkeit und das Lebensalter des Darstellers auf die Wahl des Costüms einwirken. – Schuhe, sogenannte englische, hoch über das Spann heraufgehend, weisse Strümpfe, lose bunte Halsbinde, ein hellfarbiger Ueberrock von burschikosem Schnitt u. s. w. würde dem Bilde zunächst entsprechen. Emil anfangs in einem hellfarbigen Arbeitshemde (Blouse), später im Ueberrock.



Druck und Verlag von A. W. HAYN in Berlin.                   Preis 5 Sgr.