89) Demetrios ὁ ἐπικληθεὶς Λάκων, namhafter Epikureer, Schüler des Protarchos von Bargylia, Strab. XIV 658. In der Aufzählung der epikureischen Scholarchen und sonstigen namhaften Epikureer bei Diog. Laert. X 25. 26 wird D. nach Zenon von Sidon genannt. Er war also jünger als Zenon. Dass er zwischen Apollodoros dem κηποτύραννος und Zenon Scholarch gewesen sei, hat Zeller Ph. d. Gr. IV³ 371, 5 ohne genügenden Grund vermutet. Sextus adv. math. VIII 348 teilt von ihm eine Widerlegung skeptischer Gründe gegen die Möglichkeit der Beweisführung (γενική und εἰδικὴ ἀπόδειξις) mit, die sich wohl gegen Karneades richtete. Ein genauer Altersgenosse des Ainesidemos braucht er nicht gewesen zu sein, auch wenn bei Sextus, wie Natorp (Forschungen z. Gesch. d. Erkenntnisproblems 258ff.) wahrscheinlich gemacht hat, Ainesidemos Quelle ist. An zwei andern Stellen (adv. math. X 219; Pyrrhon. hypot. III 137) citiert Sextus den D. als Erläuterer der Lehre Epikurs von der Zeit, vgl. Erotian. lex. Hippocr. s. Κλαγγώδη. Wahrscheinlich gehören ihm auch die unleserlichen Reste von Schriften eines Epikureers D., die sich in Herculanum gefunden haben: Δημητρίου περί τινων συζητηθέντων δίαιτα VH² VI 121–126, vgl. Scott Fragm. Herc. p. 27 und Δημητρίου περὶ γεωμετρίας VH¹ IV Introd. in Polystr. III 2, vgl. Scott a. a. O. p. 36f. Zeller Phil. d. Gr. IV 371. Susemihl Gesch. d. gr. Litt. in der Alexandrinerzeit II 260. Natorp Forschg. z. Gesch. des Erkenntnisproblems 258ff.
89) Durch Crönerts (leider auch noch nicht abschließende) Prüfung der herkulanensischen Papyri ist auf den merkwürdigen Mann neues Licht gefallen. Es ergeben sich für ihn folgende Schriften: 1. Über den Schluß nach der Übereinstimmung, bekannt durch die Anführung in dem die gleiche Frage behandelnden Buche des Philodem (Gomperz Herkulanens. Stud. I). D. bekämpfte darin im Anschlusse an seinen Schulgenossen Apollodor die Stoa (Schmekel Mittl. Stoa 337), in deren [330] Namen ihm Dionysios von Kyrene antwortete (o. Bd. V S. 974). 2. Über die Lehre vom Beweise: diese Schrift wird von Sextus genannt, der sie aus der Polemik des Ainesidemos kennt. 3. περὶ ποιημάτων, wovon das 2. Buch im Pap. 1014 vorliegt (auch Pap. 188 ist nach Crönert A. 506a zugehörig); mit der mindestens vier Bücher umfassenden Schrift des D. von Byzanz über den gleichen Gegenstand (Martini o. Bd. IV S. 2842, 8) hat es nichts zu tun. Kenntlich sind zwei Teile, die von der Komposition und von den Figuren handeln. Ausgabe von Wilamowitz in Aussicht gestellt. 4. Erklärung von Hippokratesglossen, die Lysimachos von Kos (s. d.) in drei Büchern bekämpfte (J. Klein Erotian. XXXI). 5. Über Rhetorik, zu erschließen aus Ind. Stoic. 52, 11 Δημητρίωι τῶ[ι ῥη]τορικῶι (falls nicht andere Ergänzung geboten) 6. πρὸς τὰς Πολυαίνου ἀπορίας, durch drei Rollen (Pap. 1258. 1429. 1642. 1647) teilweise erhalten: Dionysios von Kyrene hatte den Polyainos angegriffen, und D. verteidigt ihn. 7. περὶ γεωμετρίας in Pap. 1061, D. behandelt solche Sätze aus Euklids erstem Buche, die zur Bestreitung der Atomlehre verwendet werden konnten. 8. περί τινων συζητηθέντων [π]α[ρ]ὰ δίαιταν (Pap. 1006), worin die Bedeutung von δίαιτα unklar ist; Crönert 112 denkt zweifelnd an προβλήματα συμποσιακά. Der Titel legt von der gemeinsamen Arbeit der Freunde im Kepos Zeugnis ab; über den wahrscheinlich bunten Inhalt läßt sich nichts sagen. 9. Pap. 1005, von Crönert ebenso wie die beiden folgenden vermutungsweise dem D. zugeteilt, enthält Erörterungen über das Gedächtnis und über die Anthropomorphie der epikureischen Götter, die gegen die Stoa verteidigt wird. 10. Pap. 1013, ebenfalls durch Vermutung auf D. zurückgeführt, handelt in epikureischem Sinne über die Größe der Sonne (vgl. Kleomed. 120ff.). 11. Pap. 1012 verteidigt Lehren des Meisters, namentlich κύριαι δόξαι, gegen Angriffe von Gegnern, von denen Ἀπολλώνιος ὁ ἐμπειρικός, wohl der o. Bd. II S. 149, 43 behandelte Arzt, genannt wird. – Nur der Name ohne den Titel der Schrift ist auf Pap. 124 und 1786 (dieser moralischen Inhaltes) lesbar.
Seine Blütezeit wird um J. 110 fallen; falls Pap. 1012 eine Schrift von ihm enthält, so hat er Zenon von Sidon ὁ φίλτατος genannt, was auf einen etwa gleichaltrigen paßt. Seine Sprache scheint schlichter als die Philodems, auch meidet er den Hiat nicht. Seine Bedeutung liegt in seiner Streitbarkeit und bei einem Epikureer auffallenden Vielgewandtheit: denn er zeigt nicht nur für Medizin und Mathematik, sondern auch (in nr. 11) für philologische Textbehandlung Interesse. Daß er Beziehungen zu vornehmen Römern unterhielt, zeigt die Widmung von nr. 3 an einen nicht mit Sicherheit zu identifizierenden Nero. Crönert Kolotes und Menedemos (Leipzig 1906) 100–125.