2) Insel im Persischen Meerbusen, unweit der arabischen Küste. Ptolem. VI 7, 47 führt sie mit noch vier anderen Inseln dieses Meeres in der Reihenfolge Ἀπφάνα, Ἰχάρα, Θαρρώ, Τύλος und Ἄραδος an und verzeichnet sie auf seiner Karte unter 82°, 25°. I. ist mit der Insel Ἴκαρος zusammenzustellen, über welche Strab. XVI 766 nach Eratosthenes die Meldung des Androsthenes, der das Persische Meer befuhr, mitteilt, daß man auf der Fahrt von Teredon aus (nach Süden), wenn man das Festland zur Rechten behalte, ,die vorgelagerte Insel Ikaros, προκειμένην νῆσον Ἴκαρον (schlechte La. Ικάριον), antreffe und auf ihr einen dem Apollon geheiligten Tempel und eine Orakelstätte der (Artemis) Tauropolos‘. Auf dieselbe Insel bezieht sich auch die Nachricht bei Arrian.. anab. VII 20, 8, daß auf einer der Mündung des Euphrat gegenüberliegenden Insel, die ungefähr 120 Stadien von
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der Küste und der Flußmündung entfernt sei, ein Tempel der Artemis stehe und daß Aristobulos berichte, ,Alexander habe befohlen, diese Insel Ikaros zu nennen, nach der Insel Ikaros im Ägäischen Meere‘. Auf diese Quellen geht auch die Erwähnung der Insel Ἴκαρος im Persischen Meere, des Sitzes eines Kultes der Tauropolos, bei Dionys. perieg. 909f. zurück (außerdem im Kommentar des Eust. zu d. St., s. K. Müller Geogr. Gr. min. II 332, in der Paraphrasis ebd. II 417, in den Scholien II 452 und bei Nikephoros II 463), endlich der Hinweis auf die Insel Icarus ignicomo Soli sacra und die Weihrauchopfer der Sabäer bei Avien. orb. t. 801f. Die Notiz bei Steph. Byz. ist wertlos. Daran, daß sich die angeführten Stellen des Strabon, Arrianos, Dionysios, Avienus und Stephanus auf dieselbe Insel Ikaros beziehen, ist kein Zweifel; weniger leicht ist die Frage nach ihrem Verhältnisse zu der von Ptolemaios genannten Insel I. und demgemäß nach ihrer Lokalisierung zu beantworten. In der Bestimmung der Lage von Ikaros folgt man noch heute ziemlich allgemein der Angabe bei Arrianos, nach welcher die Insel ungefähr 120 Stadien, also ungefähr 22,2 km, südlich von der Euphratmündung entfernt lag; man vermutete sie daher in nicht zu großer Entfernung von der Mündung des Šaṭṭ el-ʿArab und suchte sie in Felūğe (Failiğe oder Failake nach Niebuhr Beschreibung von Arabien 1772, 332; vgl. Taf. XIX), so Ritter Erdk. X 39, K. Müller im Index seiner Strabonausgabe 830 und andere, in neuerer Zeit Bent Southern Arabia 1900, 22. Die seinerzeit von Heeren Ideen I 2, 236 vorgeschlagene Zusammenstellung mit der Insel Bubiān wurde mit Recht abgelehnt. – Da nun anderseits nach der Karte des Ptolemaios I. viel südlicher, nämlich mehr als 5° südlich von der westlichen Tigrismündung liegt, wurde vorgeschlagen, I. von der Insel Ikaros bei Arrianos und den anderen zu trennen; so verzeichnet H. Kiepert (vgl. noch die 12. Auflage seines Atlas antiquus, Karte 2) zwei Inseln I. im Persischen Meerbusen, eine nördliche ,in hist. Alex. M. Failake‘ (vgl. seine Karte zu Sintenis’ Arrianausgabe), und seine südliche ,sec. Ptolem. Abu Ali‘ (Index 13 des Atlas). Müller und Kiepert hielten demnach an Arrianos’ Angabe fest, nur daß ersterer erklärte, I. sei von Ikaros kaum zu trennen (s. auch seine Zusammenstellung beider Inselnamen in Geogr. Gr. min. II 142) und daß er beim Vergleiche der Angabe des Arrianos mit der ihr auch sonst widerstreitenden Bestimmung des Eratosthenes bei Strabon und auch des Ptolemaios die Überzeugung aussprach, Arrianos biete die einzig richtige Nachricht über die Lage der fraglichen Insel, während man nach Ptolemaios I. viel südlicher annehmen und mit Abū ʿAlī gleichsetzen müßte (vgl. seinen Atlas zu Strabon Karte XIII). Welcher Wert aber der Entfernungsangabe des Arrianos für Ikaros zukommt, erhellt schon daraus, daß an jener Stelle des Arrianos, auf welche allein sich die Identifikation von Ikaros mit Felūğe stützt, Ikaros und Tylos ausdrücklich als ,zwei gegenüber der Mündung des Euphrat im Meere gelegene Inseln‘ bezeichnet werden und hierauf im selben Kapitel von der Insel Tylos
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gesagt wird, daß sie von der Euphratmündung etwa eine Tag- und Nachtfahrt entfernt sei, wenn man günstigen Wind habe. Nun ist aber, wie längst erkannt worden ist (ich führe nur beispielsweise Ritter Erdk. X 89 und Sprenger Die alte Geographie Arabiens 1875, 116 an), die Insel Tylos, welche nach Strab. XVI 766, der sie nur Tyros nennt, vielmehr zehn Tagfahrten von Teredon entfernt liegt, die größte der Baḥrain-Inseln, Samak, von den arabischen Geographen meist Owāl, aber auch el-Baḥrain genannt und mit letzterem Namen auch heute noch bezeichnet (s. Bent a. a. O. 2), also 470 km von der Mündung des Šaṭṭ el-ʿArab entfernt. Unhaltbar ist die Ansicht Glasers Skizze der … Geographie Arabiens II, 1890, 76, daß Tyros ,nicht Baḥrain, sondern wahrscheinlich Dalmeh oder noch besser Bilijard‘ sei; über Glasers von Grund aus falsche Auffassung der Beschreibung der Küstengegend von el-Aḥsā bei den Alten, im besonderen der Lage von Gerrha, s. den Art. Gerrha zum Schluß. Schon Arrianos’ handgreiflich falsche Angabe über die Lage von Tylos, deren erhebliche Abweichung von Strabon, Plinius und Ptolemaios wiederholt betont wurde (so bereits von Forbiger Handbuch II 762) und in der Tat für die Verläßlichkeit dieses Autors in Bezug auf die Topographie des ostarabischen Küstengebietes höchst bezeichnend ist, zwingt uns, seine Bemerkung über die Entfernung der zweiten zugleich mit Tylos genannten Insel Ikaros für gleichwertig zu halten. So wenig nun Tylos als eine der Euphratmündung gegenüberliegende Insel bezeichnet werden darf, nicht einmal als eine solche, welche nur eine ganze Tagfahrt von ihr entfernt ist, so wenig kann die von Arrianos an derselben Stelle mitgeteilte Entfernungsangabe über Ikaros für sich allein ausreichen, diese Insel als verschieden von I. zu erweisen. Die Annahme zweier Inseln I. im Persischen Meerbusen, welche auch an und für sich nicht wahrscheinlich ist, sowie die Ansetzung einer Insel I. in der Nähe der Euphratmündung und ihre so vielfach empfohlene Identifikation mit Felūğe hat also an der Distanzangabe des Arrianos, ihrer einzigen Stütze, einen keineswegs genügenden Halt. Einen andern Weg als die genannten Forscher hatte Sprenger 117 eingeschlagen, der I. und Ikaros bei Arrianos und Strabon für identisch erklärte, sie aber nicht mit Felūğe identifizierte, sondern auf Grund eines Vergleiches zwischen den Angaben bei Plin. n. h. VI 147 (über die Expedition des Epiphanes, nach Iuba) und den Aufzeichnungen der englischen Admiralitätskarte schloß, daß diese Insel die jetzige Abū ʿAlī sei, 49° 32’ östlicher Länge Greenw., 27° 19’ nördlicher Breite. Diese Gleichstellung war übrigens schon vor Sprenger vorgeschlagen worden, vgl. Forster The historical geography of Arabia II 1844, 214 und seine Karte und Müller Geogr. gr. min. I LXXXI. Allein die Grundlage dieses Schlusses ist haltlos. Sprenger war nämlich (115) von folgender Gestalt des Pliniustextes ausgegangen: flumen Achana; deserta C passuum usque ad insulam Icharam und hatte (116) daraus gefolgert: ,Dem Flusse Achana entspricht eine flußähnliche
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Auskerbung an der Küste, Br. 28° 44’ … Hundert römische Meilen = 80’ ist keine Insel; gehen wir aber 18’ weiter, so erreichen wir die Insel Abū ʿAlī; diese ist also I.‘ (ebenso 117 und 138). Doch ganz abgesehen von Sprengers sonstigen Abweichungen von der kritisch gesicherten Textform an dieser Stelle, von denen er, soweit sie von ihm herrühren, selbst sagt, daß er ,aus Rücksicht auf die Tatsachen Veränderung in der Interpunktion vornehmen mußte‘, ist die Namensform I., die er und andere vor und nach ihm für ein Zeugnis des Plinius hielten, hsl. gar nicht beglaubigt, sondern nur Lesung der Vulgata; vgl. bereits Sillig im kritischen Apparat z. d. St. und im Index criticus 487. Detlefsen in seiner letzten Ausgabe der ,geographischen Bücher … des Plinius‘ 1904 (in den ,Quellen und Forschungen zur alten Geschichte und Geographie‘ 9) erwähnt die La. I. nicht einmal im kritischen Apparat, sondern bietet im Text ad insulam Barum, was allerdings La. der besten Hss. ist. Sillig hat zwar ad insulam Icharam im Text, verweist aber in der Anmerkung auf Ptolemaios’ Belegstelle für I., welche offenbar auf die Vulgatalesung bei Plinius eingewirkt hat. Aber selbst wenn die hsl. La. Barum fehlerhaft wäre und durch Icharam ersetzt werden müßte, könnten Sprengers Schlußfolgerungen, welche sich mit den älteren Vermutungen K. Müllers Geogr. gr. min. und im Index seiner Strabonausgabe a. a. O. berühren, durch Plinius nicht hinreichend gestützt erscheinen. Nun gebieten aber die hsl. Zeugnisse, an der Namensform Barus festzuhalten. Außerdem ist Sprengers Lokalisierung des Flusses Achana und anderer Punkte der Plinianischen Küstenbeschreibung, namentlich des promunturium Caldone, welches das heutige Ras el-Ard 129° 20’ nördlicher Breite sein soll (vgl. den Art. Chaldone), vielleicht aber Ras Koleia 28° 53’ ist, höchst unsicher und ebenso seine auf solcher Grundlage aufgebauten Kombinationen. Wahrscheinlich bezeichnete Plinius mit insula Barus Baḥrain, ohne zu wissen, daß diese Insel mit jener identisch ist, die er gleich darauf (148 Tylos insula … plurimis margaritis celeberrima) unter einem anderen Namen erwähnt. Daß er zwei verschiedene Namen derselben Insel für Namen zweier verschiedener Inseln hielt, ist um so erklärlicher, als dieselbe Hauptinsel der Baḥraingruppe, wie oben erwähnt, noch heute zwei Namen führt, Samak und Bahrain, welch letzterer Name auch zur Bezeichnung der ganzen Gruppe dient und früher bei den arabischen Geographen noch mit einem dritten Namen, Owāl, bezeichnet wurde. Mit einer solchen Dublette ist vergleichbar, daß Plinius, der auch sonst Zusammengehöriges auseinanderreißt, im selben Zusammenhang VI 149 die Stadt Hattana von der Regio Attene (148), der Landschaft el-Ḥaṭṭ, trennt, obwohl sie doch zu ihr gehört, und ebenso die Gattaei schon 147 erwähnt, obwohl sie wahrscheinlich die Bewohner von Attene sind; vgl. den Art. Attana (wo das Pliniuszitat richtigzustellen ist), dazu Sprenger 116 und 130 (wo nicht erkannt ist, daß die angeführte Form des Stadtnamens (,das Attanae des Plinius‘)
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der Genetiv ist) und die Artikel Homna, Atta, Gattaei und Chattenia (wo das Pliniuszitat gleichfalls zu verbessern ist) und zu letzterem Glaser II 75, der ungenau mit Berufung auf Sprenger Attene,für eine anders geschriebene Wiederholung von Chattene‘ erklärt. So nennt auch Plinius das Volk Ḳatabān bald V 65 Catabanes, bald VI 153 Catabani und die Bewohner von Hadramaut bald (VI 155. XII 52) Atramitae, bald (VI 154. 161): Chatramotitae (s. den Art. Saba Nr. 1). Jedenfalls ist die Pliniusstelle keine Belegstelle für I., wofür sie vor Sprenger auch Forster, Müller Geogr. gr. min. a. a. O. und im Strabonindex und nach ihm wieder Glaser II 74 und andere fälschlich hielten. Nur darin kann man Sprenger Recht geben, daß er I. und Ikaros für identisch erklärte; dafür aber, daß es das heutige Abū ʿAlī sei, spricht weder Plinius noch Ptolemaios noch sonst ein Zeugnis oder Anzeichen. Die Ansicht Glasers II 76, daß nach Ptolemaios I. ,mit einer der Baḥr el- Banātinseln, etwa mit Širāra, identisch zu sein scheint‚‘, ist ganz willkürlich und sowie seine falsche Auffassung der Ptolemäischen Angaben über Tylos, Arados und Tharro die er alle im Golf von el-Ḳaṭan sucht, nur eine Folge seines oben erwähnten Grundirrtums. So mußte Sintenis mit seiner Bemerkung zur Arrianstelle, daß nach Arrians Angabe die Insel mit Sicherheit nicht bestimmbar sei, immer wieder Recht behalten. Die unbestrittene Tatsache, daß bei Arrianos die Entfernung der Insel Tylos von der Euphratmündung unverhältnismäßig zu kurz angenommen ist, führt nun zunächst zu der Annahme des gleichen Fehlers auch bezüglich der Insel Ikaros und dementsprechend zum Schlusse, daß auch diese beträchtlich südlicher zu suchen ist, als nach Arrianos gewöhnlich angenommen wird. Ferner läßt, wie selbst K. Müller trotz seiner sonst nicht billigenswerten topographischen Ansätze, einem richtigen Gefühle folgend, zugeben mußte, auch die Beschreibung Strabons XVI 766 an eine andere Zusammenstellung denken als die mit Felūğe, da er erst später (767) von den in der Nähe der Euphratmündung gelegenen Inseln spricht; in der Tat stimmen seine Angaben unstreitig besser zu der Annahme einer südlicheren Lage von Ikaros. Diese Schlüsse, welche sich aus Arrianos und Strabon ungezwungen ergeben, stützt auch noch die Prüfung der Positionen bei Ptolemaios. Auch Sprenger mußte einräumen, daß Ptolemaios’ Angaben über die Lage von I., nach denen die Insel 5° südlich von der Tigrismündung lag, eine Vergrößerung der Distanzen zeigt, wie wir sie überall in Ptolemaios’ Zeichnung des Persischen Meeres bemerken, was schon ein Blick auf seine Karte lehrt. So müssen wir denn, wenn wir mit Sprenger und anderen I. und Ikaros, wie dies an sich natürlich ist, für dieselbe Insel halten, bei dem Versuche sie zu lokalisieren, sie nördlich von Abū ʿAlī, wo sie Sprenger und andere suchten, ansetzen und meinen, im Gegensatze zu den genannten Forschern und überhaupt zur herkömmlichen Auffassung, I., d. i. Ikaros, mit der Insel
[826] ’' nördlicher Breite und 48° 45’ östlicher Länge Greenw. liegt. Daß zwischen dem Strabonischen Ausdruck προκαιμένη, mag er aus dem authentischen Quellenberichte selbst herrühren oder erst von Strabon geprägt worden sein, und dem Küstenabstande der Insel Karu von 38 km kein Widerspruch besteht, lehrt die Beobachtung des Gebrauches dieses und ähnlicher ebenso dehnbarer Ausdrücke. So wendet, um nur ein Beispiel herauszugreifen, Ptolemaios die Bezeichnung παράκειται τῇ χώρᾳ auf die Κατακεκαυμένη νῆσος an, welche nach seiner Karte 235 km von der Küste entfernt ist. Nur zur Ergänzung sei noch für Karu bemerkt, daß ,ein Seemann, der nicht eine genaue Kenntnis des Meeres hat, die seichte arabische Küste entlang gar nicht fahren kann‘ (Sprenger 119; vgl. Bent 9 über die shallowness of the sea). – Dann ist, wenn unsere Annahme richtig ist, der Name Ikaros, welcher nach Aristobulos’ Zeugnis bei Arrian der Insel auf Alexanders Befehl beigelegt wurde, nur eine etymologische Angleichung an den ursprünglichen, noch heute erhaltenen Namen. Jedenfalls hat er nichts mit Karin (d. i. Kowait), gegenüber Felūğe, zu tun, wie Müller in Konsequenz seiner Gleichstellung von Ikaros mit Felūğe meinte. Sintenis’ Herleitung der seltsamen Übertragung des Namens aus ,der Ähnlichkeit dieser Insel mit der griechischen als Weideinsel‘ (nach κάρα: αἂξ ἥμερος bei Hesych.) konnte nie befriedigen, sondern nur die Unerklärbarkeit des Namens aus dem Griechischen beleuchten. – Die eingangs erwähnte Aufzählung des Ptolemaios zeigt dann fünf Inseln des Persischen Meerbusens als Stationen der Küstenfahrt in ziemlich geradliniger Aufeinanderfolge. Ἀπφάνα haben Forster a. a. O. und Sprenger mit Felūğe identifiziert. I., nach unserer Vermutung Karu, liegt südöstlich von Felūğe; südöstlich davon ist Θαρρώ, d. i. Tarūt bei el-Ḳaṭif, und Τύλος und Ἄραδος (Glaser II 76 führt falsche Namensformen an) sind die südöstlich von Tarūt gelegenen Bahraininseln, durch Perlenfischerei schon im Altertum wie die oben angeführte Pliniusstelle lehrt, und noch in neuerer Zeit berühmt (s. Bent 6f.; zur älteren Literatur vgl. Ritter Erdk. XII 597). Tylos ist, wie erwähnt, die größte Insel, Samak oder Bahrain; Arados hat Sprenger 119 mit ,Arād seu Ennebī Ṣāleḥ‘ nach Niebuhrs Karte zusammengestellt (falsch Forster II 221). Doch die Bezeichnung dieser Insel mit dem Namen Moḥarraḳ (,die Verbrannte‘) ,in neueren Karten‘, auf die sich auch Sprenger berief, so in der Karte H. Kieperts zu Ritter, beruht auf einer Verwechslung. Schon Ritter Erdk. XII 423 hat Arad von Moḥarraḳ, welches nordöstlich von der Hauptinsel liegt, richtig geschieden, und diese Verschiedenheit bestätigt neuerdings Bent auf Grund von Autopsie a. a. O. 2 und 21, wonach nicht nur Arad (with a palm-grove and a large double Portuguese fort) verschieden ist von Moḥarraḳ, von dem es östlich gelegen ist, sondern auch von Nebī Sāliḥ, welches Niebuhr, Sprenger und andere gleichfalls irrigerweise für identisch mit Arad hielten. Richtig sind auch in Ritters Geogr.-Statist. Lexikon ,die
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kleinen Inseln Arad und Moḥarraḳ‘ nordöstlich von Samak auseinandergehalten (I 134⁸). Die Identität von Arad und Moḥarraḳ ist nach Sprengers Vorgang auch im Art. Aradus Nr. 4 und in unserem Art. Gerrha angenommen, für welchen wir diese Ansicht hiemit zurücknehmen. Dieselbe ungenaue Gleichstellung findet sich auch in der von R. Kiepert redigierten Übersichtsskizze von v. Oppenheims Reise vom Mittelmeer zum Persischen Golf 1893, im Index 3 der 12. Auflage von H. Kieperts Atlas antiquus und anderwärts. Grob falsch war die Trennung von ,Samahe‘ und ,Awal‘ in Niebuhrs Karte; aber auch die noch von Zehme Arabien und die Araber 1875, 210 verzeichnete Mitteilung Palgraves, daß ,die Namen Arad für die kleinere, Samak … für die große Insel‘ nicht im Gebrauch sind, wird durch Bents Zeugnis berichtigt (Genaueres bei Bent The Bahrein Islands, Proceedings of the Roy. Geogr. Soc. XII 1890). Somit dürfen wir Ἄραδος des Ptolemaios und Strabon mit dem heutigen Arad, nicht aber mit Moḥarraḳ und Nebī Sāliḥ gleichstellen. Arrianos’ Distanzbestimmungen sind viel zu kurz geraten, nicht nur für Tylos, wie sich von selbst ergibt, sondern auch für Ikaros, wie wir annehmen müssen. Doch wenn auch für diese Insel die absolute Maßzahl von 120 Stadien ebenso unrichtig ist wie die Bestimmung des Abstandes von Tylos und der Euphratmündung nach einer Tag- und Nachtfahrt, so ist vielleicht der eine Fehler aus dem andern entstanden und wenigstens die verschleierte Wahrheit in dem relativen Verhältnis der auf die Euphratmündung bezogenen Entfernung beider Inseln zu erkennen. Wenn wir nämlich 120 Stadien als Wegstrecke von ungefähr sechs Stunden Fahrzeit annehmen, so beträgt die angebliche Entfernung von Tylos das Vierfache und damit ist das tatsächliche Verhältnis der Entfernung der Inseln Karu und Baḥrain, von der Mündung des Šaṭṭ el-ʿArab aus berechnet (130 km: 470 km), wenigstens vergleichbar. Den Fehler hat natürlich nicht der Seefahrer, sondern entweder Arrian oder seine literarische Quelle begangen. Wenn nun Müller im Strabonindex als Gewährsmann für die Distanzangabe über Ikaros den Aristobulos nennt, so darf diese Quellenbestimmung nur in dem Sinne gebilligt werden, daß Aristobulos als Vermittler der authentischen Reiseberichte für Arrianos zu gelten hat, wie denn sein Geschichtswerk über Alexander eine Hauptquelle für Arrianos war, die sich jedoch stellenweise noch heute ebenso als Kompilation erweist wie ihre erhaltene Dependenz. Für jene Distanzbestimmung nennt Arrianos überhaupt keinen Gewährsmann, sondern sagt nur allgemein (VII 20, 3), daß man Alexander über zwei gegenüber der Euphratmündung im Meere gelegene Inseln Mitteilung machte (δύο νῆσοι … ἐξηγέλλοντο αὐτῷ). Später, VII 20, 4, nennt er wohl Aristobulos, aber nur als Quelle für die Nachricht, daß Alexander dieser Insel den Namen Ikaros habe geben lassen. Auch was er hierauf über die andere Insel, Tylos, berichtet, führt er nicht auf Aristobulos zurück, sondern in deutlichem Unterschiede gegen die unmittelbar vorhergehende Nennung des Aristobulos auf dieselbe
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abermals ganz allgemein wiedergegebene Meldung (ἐλέγετο), nach welcher er zuvor die Nachrichten über Ikaros mitgeteilt hat. Doch nach Mitteilung des Berichtes über Tylos sagt er ausdrücklich, daß ein Teil dieser Nachrichten Alexander von Archias überbracht worden sei, der auf seiner Seefahrt nach Arabien nur bis zur Insel Tylos gekommen sei und es nicht gewagt habe, noch weiter vorzudringen. Deshalb bezieht Ritter Erdk. XII 39 jene Nachrichten über Entfernung und Beschaffenheit beider Inseln auf Archias. Sodann meldet Arrianos, daß Androsthenes dieselbe Fahrt gemacht habe und weiter gekommen sei, nämlich eine bedeutende Strecke die arabische Küste entlang; auf diesen Gewährsmann, dem offenbar das eigentliche Verdienst der Entdeckung der Baḥraingruppe gebührt, beruft sich auch Strabon für seine aus Eratosthenes entnommenen Nachrichten, während Archias, der nicht so weit vorgedrungen und darum weniger maßgebend war, bei Strabon nicht einmal genannt ist. Forbiger hatte mit Unrecht Nearchos als Quelle für Eratosthenes betrachtet. Jene falsche Distanzangaben können einem Archias, der an Ort und Stelle war, nicht zugemutet werden und so kann es nur eine Kompilation, sei es des Aristobulos oder des Arrianos, gewesen sein, welche Irrtümer im Altertum und in neuester Zeit und damit die ganze Schwierigkeit der Frage bis auf den heutigen Tag verschuldet hat. Was endlich Strabon, Arrianos, Dionysios und Avienus an den angeführten Stellen, ferner Aelian h. a. IX 9 und andere über einen Kult des Apollon und der Artemis Tauropolos auf Ikaros zu berichten wissen, zeigt nur eine Verwendung griechischer Namen für semitische Verhältnisse, ähnlich wie die Erklärung des Inselnamens, in welcher Sprenger 117 eine törichte Legende erblickte, oder die bei Arrian. VII 20, 1 mitgeteilte Nachricht, daß die Araber nur zwei Götter verehren, Uranos und Dionysos (vgl. Her. III 8 und Strab. XVI 741). Ebenso erklärt sich die Nachricht bei Arrian. Ind. 37 über einen Kult des Hermes und der Aphrodite auf der Insel Κάταια (= Kais gegenüber der Küste von Laristan südwestlich von Tscharak.) Sprenger bemerkte, daß die Legende das Vorhandensein griechischer Kultstätten nur behauptete, ,um die Ähnlichkeit dieser mit der griechischen Insel Ikaros zu vervollständigen‘; daß auf dem ägäischen Ikaria ein Heiligtum der Tauropolos stand, lehrt Strab. XIV 639 (vgl. Steph. Byz. s. Ταυροπόλιον). Mit diesen Nachrichten ist Strab. XVI 766 zusammenzustellen, wonach die Inseln Tyros und Arados ,den phönizischen ähnliche Tempel‘ tragen. – So vermutete schon Movers Die Phönizier II 2, 102 Anm., daß augenscheinlich ein babylonischer oder phönizischer Kult die Veranlassung gewesen sei, diese Insel mit dem Namen der im Ägäischen Meere gelegenen zu bezeichnen, und wies darauf hin, daß die Artemis von Ikaria auf einem Stiere reitend dargestellt wurde und auf Münzen dieser Stadt ,in einem eigentümlichen sidonisch-tyrischen Typus als Europa‘ abgebildet war. Es ist freilich nicht ausgeschlossen, daß auf I. eine arabische Gottheit verehrt wurde und keine phönizische, wie dies wenigstens für Tyros Sprenger 119 vermutete. Aber Spuren uralter phönizischer
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Niederlassungen begegnen auch sonst an der arabischen Küste des Persischen Meerbusens. Bekannt sind Urteile wie das bei H. Kiepert Lehrbuch der alten Geographie 1878, 189, daß die auf den Anklang der Inselnamen Tylos (Tyros) und Arados an die phönizischen Städte aufgebauten ,Hypothesen neuerer Gelehrten über eine angebliche Urheimat der Phönizier an diesem erythräischen Küstenlande natürlich jedes Grundes entbehren‘ und ebenso auch die grundsätzliche Ableugnung des Wertes der Zeugnisse griechischer Schriftsteller durch Ed. Meyer Geschichte des Altertums I 2, 424³.. Dadurch werden jedoch Zeugnisse wie Her. I 1. VII 89, wo persische und phönizische Tradition angerufen wird, und Strab. XVI 766 nicht widerlegt. Im Einklang mit diesen stimmen auch linguistische Erkenntnisse zur Annahme, daß die nordarabische Küstengegend die vorkanaanäische Heimat der Phönizier ist, selbst wenn man die neuerdings wieder verteidigte Gleichung zwischen dem Inselnamen Tylos und der Phönizierstadt Tyros fallen läßt. Schon Sprenger 125 erklärte es nicht ohne Grund für ,sehr wahrscheinlich, daß die Insel Tylos nur eine Etappe in der Wanderung der Phönizier gewesen ist‘ und mit besseren Gründen bezieht Hommel Grundriß der Geographie u. Geschichte d. alten Orients I 1, 158² (= Handb. d. klass. Altertumswiss. III 1) die Angabe Herodots, daß die Phönizier nach ihrer eigenen Aussage ursprünglich am Persischen Meerbusen gewohnt haben und erst von dort nach der syrischen Küste (Palästina) ausgewandert seien, auf alle israelitischen Kanaanäer. Diese Frage hängt übrigens mit der Hauptfrage nach der Heimat der Westsemiten zusammen; vgl. den Art. Saba Nr. 1. An der Tatsache daß Bent (vgl. a. a. O. 22) auf der Insel Baḥrain, namentlich bei ʿAlī und Rufaʿa, auf Funde uralter, unzweifelhaft phönizischer Herkunft, besonders Grabstätten und Artefakte, stieß, gewinnt die Annahme von ethnologischen Beziehungen zwischen Phöniziern und der ostarabischen Küstengegend eine neue beachtenswerte Stütze.