Volks-Irrungen in der Sprache
Volks-Irrungen in der Sprache.
Wie nennst du, lieber Leser, unsern sogenannten „schönsten“ Monat, der in den letzten Jahren sich dieses Prädicates gar würdig gezeigt hat? Giebst du ihm nicht den Namen Wonnemonat? Und du denkst dir dabei einen Monat, in welchem der duftenden Blümlein wonniges Arom die reine, heilbringende Luft durchströmt, in welchem der Waldessänger wonniges Lied wieder unserm entzückt lauschenden Ohr ertönt, in welchem das Menschenherz selbst wie die Blumenknospe nach langem, ödem Winterschlafe sich öffnet und wie das Vöglein dem Schöpfer ein Danklied entgegenjubelt, in welchem es höher schlägt im Gefühl der Wonne bei der Betrachtung der neu erstandenen Schönheit und Pracht der Natur. Alle diese hochpoetischen Gedanken ruft das Wort Wonnemonat in dir hervor.
Es ist nun eine gewisse Grausamkeit, dein schönes Phantasiegebilde zu zerstören, allein, wenn du es hören willst, so vernimm, daß das Wort Wonnemonat nur einem Irrthum des Volkes seine jetzige Gestalt und seinen Inhalt verdankt. Früher, im Altdeutschen hieß es wunni mânôd, und so benannte auch Karl der Große den Monat der Maja, als er anstatt der bisherigen römischen Benennungen deutsche Monatsnamen in Gebrauch kommen ließ; wunni aber bezeichnet Wiesenland, Trift und alliterirt mit dem fast gleichbedeutenden weide in wunne und weide. Der wunni mânôd also, den das Volk sich später in Unkenntniß des ursprünglichen Sinnes des ersten Bestandtheiles zum Wonnemonat umwandelte, ist eigentlich nur der Monat, in welchem das liebe Vieh zur Weide getrieben wird.
Wie prosaisch! wirst du sagen. Anstatt aber nun über deine Enttäuschung zu klagen, bewundere lieber den poetischen Sinn des Volkes, welches, von der eigentlichen Bedeutung abirrend, in das ursprünglich prosaische Wort so tiefe Gedanken zu legen verstand. Von diesem Gesichtspunkte aus wirst du es gern ertragen, wenn auch im Folgenden dir hier und da eine überaus prosaische Enthüllung einen Schatten auf die schönen Bilder deiner Einbildung werfen wird.
Man erzählt sich eine schöne Sage vom Mäusethurm bei Bingen und dem Bischof Hatto, die gewiß jedem bekannt und von Kopisch dichterisch behandelt ist – aber der Mäusethurm hat mit dem Worte Maus nicht das Geringste zu thun; das Wort stammt von dem altdeutschen motan, mutan, lateinisch mutare, austauschen, Zoll nehmen her. Ehemals wimmelte unser schöner Fluß von Zollstellen, die freilich das Reisen sehr lästig machten, ich erinnere an Roquette’s bezeichnende Worte in seinem reizenden Idyll „Waldmeisters silberne Hochzeit“:
„Nur freilich war am Rhein der Zoll
Für all sein Gut verhängnißvoll,
Den sich mit scharfer Faust erbaten
Drei Dutzend kleiner Potentaten.
Bei jeder Biegung, jedem Riff
Begrüßt ein Zollhausthurm (Mauththurm) das Schiff,
Und ward das Gut durchwühlt am Land
Mit lüsterner, bewehrter Hand.“
Uebrigens findet sich das Wort Mauth, dem der Mäusethurm (Mausthurm) sein Dasein dankt, noch heute in Oberbaiern und in der Schweiz, und ein sehr hübsches, den musikalischen Leserinnen vielleicht bekanntes Tonbild Jungmann’s heißt „Das Mauthhäusel“.
Das poetische Volk der Schweizer hat sich seinen mons pileatus, also den Berg, dessen Haupt meist von einer Wolkenhaube bedeckt ist, in einen Pilatus-Berg umgeschaffen und erzählt nun, daß sich einst der biblische Landpfleger in Verzweiflung in die Tiefe des nahegelegenen Pilatus-Sees gestürzt habe, und daß er noch jetzt auf Berg und See sein tückisches Wesen treibe.
Der Thüringer nennt den langen Weg auf dem Kamme seines Waldes den Rennsteig und denkt dabei natürlich an rennen, laufen; aber schon Daniel’s „Geographiebuch“ weiß, daß die ursprüngliche Benennung Rainsteig, das ist Grenzsteig, war. Während der am meisten besuchte Berg des Thüringerwaldes jetzt Inselsberg, mit offenbarem Anklange an Insel genannt wird, hieß er früher der Enzenberg, das heißt der Riesenberg, oder auch Emsenberg, weil die Ems an ihm entspringt. In einer Zeit, in welcher der erste Bestandtheil des Wortes seinem Sinne nach dem Volke nicht mehr bewußt war, wandelte es sich denselben auf dem Wege Enzen, Enzel zu Insel um und schuf sich einen Inselsberg, während es in Oesterreich noch heute die Dörfer Enzendorf und Enzenkirchen, in Württemberg ein Enzenweiler giebt.[1][WS 1]
Wer Thüringen bereist, wird gewiß nicht verfehlen, einem der anziehendsten Punkte des Landes, dem sagenreichen Kyffhäuser, einen Besuch abzustatten, er wird beim Anblick des grauen zerrissenen Burgfriedes sich in die Zeiten unserer alten Kaiser zurückträumen, er wird vor Allem des großen Staufers gedenken, dessen Name besonders durch Rückert und Geibel so eng mit der ehrwürdigen Ruine verwachsen ist – wobei ihm ja immerhin einfallen kann, daß der in den Berg Gebannte ursprünglich nicht Friedrich der Erste, sondern Friedrich der Zweite war,[2] – er wird dann nicht unterlassen, einen Blick in die dunkelgrüne Schlucht zu werfen, welche den Kyffhäuserberg von der gegenüberliegenden hohen Bergkuppe trennt, er wird endlich, angezogen von der seltsamen Gestalt dieser Kuppe, nach dem Namen derselben fragen und sie Judenkopf genannt hören. Staunend wird er diese Benennung hinnehmen, ohne sich zunächst darüber klar zu werden, daß der Name Judenkopf aus dem dem Volke unverständlichen, richtigeren Jütenkopf entstanden ist. Fassen wir den „Kyffhäuser“ auf als von „Kuppe der Asen“ abgeleitet, als uralte Cultusstätte der germanischen Gottheiten des Lichts, so kann es uns nicht wundern, wenn ihm gegenüber, von ihm durch eine tiefe Kluft getrennt, die Kuppe des den Lichtgottheiten feindlichen Geschlechtes der Jötungen (Riesen) sich befindet, die Jöten- oder Jütenkuppe, welche der Volksmund in den Judenkopf umgewandelt hat.
Und wandert man nun, rings vom frischen Buchenwald umgeben, weiter dem freundlichen Soolbade Frankenhausen zu, so trifft man auf halbem Wege auf eine Lichtung, welche ein Jagdschloß des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt trägt, und nebenbei eine schmucke Wirthschaft, in welcher man die Bedürfnisse des Magens sehr wohl befriedigen kann. Das Volk nennt diese Lichtung das Rathsfeld, obwohl es sich nicht zu erinnern weiß, daß der Platz jemals als Rathsstätte gedient habe: und das Wort hat denn auch wirklich mit dem Rathe ebenso wenig gemein, wie der gastliche Rathsberg bei der Universitätsstadt Erlangen, es würde richtiger Rodsfeld – das baierische Rodsberg – heißen, da es sich in seinem ersten Bestandtheile von roden, abroden herleitet, also in der Bedeutung mit dem Schweizer Rütli übereinstimmt.
Denken wir an Wiesendangen bei Winterthur, Wiesensteig bei Ulm und gar Wiesenthau bei Forchheim – eine wonnige Frühlingslandschaft zaubern diese Benennungen vor unser Auge; freilich verschwinden die schönen Bilder, wenn wir uns der ursprünglichen Namen Wisuntwanga, Wisontessteiga, Wisentouwa erinnern, welche heute mit Feld, Steig und Aue des Wisentochsen wiederzugeben sind. Und nun vollends das allerdings gar nicht poetische Katzenellenbogen, welches aus dem lateinischen Worte Cattimelibocus entstanden ist, gewährt es nicht einen trefflichen Einblick in das Wirken und Schaffen des Volkes in der eigenen Sprache? Für das fremde unverständliche Wort wurde ein lautlich nahe liegendes gesetzt und hat sich in seiner Gestalt und in seinem Inhalte bis heute in unveränderter Gunst namentlich der lieben Jugend erhalten. Und wenn man behauptete, daß selbst der Kanzler des deutschen Reiches, der große Einiger desselben, in der Ableitung seines Namens irrend denselben unrichtig schreibt? Wir leiten seinen Namen vom Orte Bismark her, der das Grenzstück (marc) eines Bisthums war, und wie nun aus Bischofsthum Bisthum wurde, so auch aus Bischofsmark Bismark.
Mit Erwähnung unseres eisernen Kanzlers sind wir den Personennamen nahe getreten, um auch unter ihnen einige wenige aufzusuchen, die in Folge einer sprachlichen Irrung des Volkes in der Bedeutung von ihrem ursprünglichen Sinne abgewichen sind.
Da giebt es einen Weinreich (Winrich), einen Weinhold (Wineholde), welcher allen deutschen Frauen recht bekannt sein sollte;[3] beide Namen sind mit Anlehnung an „Wein“ aus dem alten wine = lieb, theuer hervorgegangen; da begegnen wir einem Rothmann, der sich nicht von roth ableiten darf, sondern von dem altdeutschen hrôd (Ruhm), wie es auch in den Namen Roderich, Rüdeger, Rudolf, Ruprecht oder Robert steckt. In dem Namen Leopold, altdeutsch Liutpolt (kühner Volksheld), hat sich das lateinische leo breit gemacht und ist vom Volke mit offenen Armen aufgenommen. Glaubrecht und Liebrecht scheinen dem Volke Befehlsformen zu sein und haben doch in ihren ersten Bestandtheilen die altdeutschen Worte „glau“ einsichtsvoll und „liut“ Volk, welche mit der in altdeutschen Namen so häufig sich findenden Silbe „bercht“, „brecht“ oder „bert“, das heißt „glänzend“ zusammengesetzt sind. Die Familie Wohlfahrt würde sich richtiger Ableitung folgend mit gänzlich anderem Sinne Wolfhart schreiben, und wenn ein moderner Armin seinen aus dem unseres Nationalhelden verunstalteten Vornamen Herrmann schreiben würde, wie es bisweilen Vorkommen soll, so würde er durch diese Schreibart bezeugen, daß er der eitlen Ableitung des Wortes von Herr-Mann huldigt, anstatt von der richtigen „hari“ (Heer) und „man“ überzeugt zu sein. Sehr bekannt sind ferner Namen wie Lämmerzahl, Mäusezahl, Voszal (niederdeutsch vos gleich Fuchs), Weibezahl, dessen erstes Bildungsglied „weiben“ gleich schwanken, wedeln ist; zagelweiben heißt mit dem Schweife wedeln. Alle diese Personennamen dünken dem Volke in ihrem letzten Bestandtheile die Zahl zu enthalten, während das darin liegende Wort Zagel (englisch tail) gleich Schweif ist.
Was persönliche Begriffe betrifft, wer kennt nicht Goethe’s Erlkönig, wer aber denkt nicht auch bei Aussprache dieses Wortes zunächst an den Erlenbaum? Der Name heißt im Dänischen elvekonge und elverkonge, das heißt Elfenkönig, wurde dann nach Aehnlichmachung der Consonanten ellerkonge und auf diesem Wege, da Eller gleichbedeutend mit Erle ist, zu unserm Erlkönig. Eine ähnliche Spukerscheinung ist das sogenannte wüthende Heer, von dessen Zuge durch die Lüfte namentlich der leichtgläubige Bewohner der Berge und der Wälder Süddeutschlands immer noch fest überzeugt ist und das gar mancher wackere Schwabe gesehen zu haben vermeint; er nennt es aber nicht wie wir „das wüthende“, sondern des „Wuotes Heer“, und hat sich so die richtige Ableitung unseres volksirrthümlich gebildeten „wüthenden Heeres“ erhalten. Wer Julius Wolff’s „Wilden Jäger“ gelesen hat, weiß, daß auch er (Seite 107) den germanischen Allvater zum Führer des Geisterzuges, „des Wotansheeres“ macht.
Was nennst du alles „Schwager“? Erstens das bekannte verwandtschaftlich dir nahestehende männliche Wesen, dessen Benennung, altdeutsch „sweher“, einen uralten Wortstamm darbietet, ferner ein an deinem Körper befindliches Geschwür, dessen Scherzname Schwager aus dem altdeutschen [640] „swere“, „swer“ entstanden ist, und endlich – erinnere dich, wie in Lenau’s prächtigem „Postillon“
„Schwager ritt auf seiner Bahn
Stiller jetzt und trüber“ –
gar den wackeren Rosselenker der Post. Weshalb giebst du auch ihm die vertrauliche Benennung; fällt dir dabei ein, daß dieser Schwager seine Entstehung einer Entstellung des französischen chevalier verdankt? Und wenn du mit der Post zu reisen entschlossen bist und eine größere Anzahl von Gepäckstücken mit aufgiebst, so kann es sich ereignen, daß der Postkasten all das vorhandene Gepäck nicht faßt; in diesem Falle hilft sich dein biderber Schwager leichtlich, indem er das noch vorhandene Gepäck oben auf dem Postwagen anbringt und zur Sicherheit der Kisten und Kasten die „Wäsche“ darüber zieht. Bisweilen benennt er wohl auch, poetisch das Ganze für einen Theil einsetzend, die ganze Oberfläche des Wagens mit dem angeführten Namen, und du wirst schwerlich gleich darauf verfallen, diese „Wäsche“ von dem französischen Worte la vache abzuleiten, welches bekanntlich nicht nur die Kuh, sondern auch die Kuhhaut bezeichnet, eben die Kuhhaut, welche dein treuer Wagenlenker über die genannten Kisten und Kasten deckt. Unter den vielen Worten, welche aus dem um Ausbildung des postalischen Verkehrs verdienten Frankreich von uns herübergenommen sind und unter denen erst unseres deutschen Postmeisters sprachreinigende Thätigkeit aufgeräumt hat, befindet sich also auch eine Kuhhaut. –
Wir sprechen wohl von einem Budiker und unsere Schreibung begünstigt die Volksableitung seines Namens, von der Bude – die doch richtig nur auf das altdeutsche Wort búwen, bauen, zurückzuführen ist – indeß seine Budike ist ursprünglich das griechische Wort apotheke, welches durchaus nicht eine Apotheke in unserem Sinne, sondern eine Art Vorrathskammer bezeichnete; im Italienischen wurde dieses Wort schon mit der Bedeutung Bude zu bottega, französisch boutique, und gab so dem Inhaber einer boutique den Namen Budiker. Wenn besagter Budiker begeisterter Anhänger des Cölibates ist, so wird er voraussichtlich wohl Hagestolz bleiben und uns in dieser Gestalt wieder eine sehr anziehende Ableitung gewähren. Mit dem Stolze hat das Wort nichts zu thun – man soll auch gar keinen Stolz darein setzen, der göttlichen Ansicht, „daß es nicht gut sei, wenn der Mensch allein ist“, zuwider zu handeln –, sondern es findet seine Ableitung in den beiden Grundworten hac (Hag) und staldan (besitzen), bezeichnet also einen Hagbesitzer der Art, wie sie vor der Uebersiedelung der Angeln und Sachsen nach England im Sachsenlande in größerer Anzahl vorhanden waren.
Ein hagastalt war des hofbesitzenden Vaters jüngerer Sohn, welcher, da nach germanischem Recht nur der älteste Sohn den Hof erbte, mit einem kleinen eingefriedigten Ackerstücke (hac) abgefunden wurde, dessen Geringfügigkeit ihm nicht die Möglichkeit gewährst, einen eigenen Haushalt zu gründen, sondern ihn seine Blicke nach der Hand reicher Erbinnen richten ließ. War er so glücklich, seine Bewerbungen von Erfolg gekrönt zu sehen, so hörte natürlich sein Hagastaltenthum auf, blieben seine Bemühungen ohne Erfolg, so kam es oft vor, daß er auch sein kleines Grundstück noch gegen geringes Entgelt der Bewirthschaftung des ältesten Bruders überließ und in die Reihe der Krieger eintrat, daher denn auch hagastalt häufig geradezu durch Krieger wiederzugeben ist. Die heutige Färbung des Wortes, welches ja fast nur von alten Junggesellen gebraucht wird, lag in jener Zeit auch noch nicht darin.
Ein anderes urgermanisches Wort ist Vormund, bei dessen Ableitung das Volk sehr irriger Weise an den Mund denkt, der für einen andern redet. Wir betreten hier den Boden des Rechts; munt, lateinisch mundium, ist das gesetzliche Recht des Vaters über seine ganze Familie, womit denn auch Waffenschutz und Vertretung vor Gericht verbunden war, wie ja das Letztere noch heute zu den Obliegenheiten unseres Vormundes gehört. Fast bis zur unumschränkten Gewalt ausgedehnt ist die Mundschaft des Vaters über die Tochter; aus seinen Händen mußte diese Mundschaft über das Mädchen von dem gekauft werden, welcher es zu ehelichen begehrte.
„Das Verfügungsrecht über die Hand des Weibes von Seiten desjenigen, der die Mundschaft hat, ist altgermanisch. Der Vormund – also der, welcher das mundium hat – durfte es vermählen, wem er wollte, ohne auf seine Neigung und Einwilligung Rücksicht zu nehmen.“[4] Vielleicht darf man auch darin einen Beweis dafür suchen, daß man Unrecht hat, von einer allzu großen Achtung der alten Germanen ihren Frauen gegenüber zu reden. Auch ihnen hat erst das Christenthum die volle Achtung vor dem Weibe, die Anerkennung desselben als Lebensgenossin gebracht.
Das Mädchen wurde also vom Bräutigam gekauft, und der Preis, den er für dasselbe zahlte und der gemeiniglich in Vieh oder Waffen bestand, hieß der muntscaz, das heißt Mundschatz. Auf diese Art wurde die Tochter von der angeborenen Mundschaft des Vaters frei gemacht, im eigentlichen, heute meist nicht mehr verstandenen Sinne, gefreit und trat dann unter das Mundium des Gatten, der sie nun seinerseits lieb haben, achten, oder einem andern Manne verschenken, verkaufen, ja an einen andern verspielen konnte, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen werden zu können.
Dasselbe Wort Mund scheint mir auch in unserem Sprüchworte: „Morgenstunde hat Gold im Munde“, zu liegen, welches denn nach unserem Sinne eine Morgenstunde bezeichnen würde, die über Kostbares zu verfügen, und bei welchem man wohl kaum an einen Mund der Morgenstunde zu denken hat, wie der unvermeidliche Berliner Schusterjunge, welcher seinem zornigen, ihn mit diesem Sprüchworte zum Frühaufstehen mahnenden Meister mit tragikomischen Gefühlen erwiderte: „Ach, wenn sie es man mal ausspucken wollte!“Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vergl. wirklich: Karl Gustav Andresen: Über deutsche Volksetymologie. Heilbronn, Gebr. Henninger, 1876.